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2Ulgcmetttc§
ob et
oücö 2Biffcn6it)crtl)cn
für
Stirnen? tinfUer, Dilettanten unb
%,fyeatetfvettnbe
unter SQJttnmfung bc r
fad)fimbtgffcn <5$riftfteUer £)eutfd)lanb$
herausgegeben ron
Ä. &htttt, H. Sptvlv%fol>n, &. S9lara,a,raff-
3tt)eiter ßanfc.
In« b« T-Uiot'cl üon
3ofcvi) ßutfdjae«
3(ftcnbura. unb Seipjifl.
(Jrpebition be3 2$eatets Serif on$.
(£. 21. Vierer. 6. .£et>mann.)
18 39.
•s?
fiöülanger (2>em.), bebutirte 1811, eine für bit
fomifdje Oper auSgejeidmete ©oubrette. @ie ifr ooll Seben
unb ifyr Steufereö ifr ungemein liebenSwürbig unb piquant.
@ie ifr jwar nur eine ©angerin '2. JRangeS, bodj fingt ft'e
leiste SXrietten unb 25uette fefyr angenehm unb gefd&mad^
ooll. (R. S.)
Boullard, ein guter SSafftfr am Sweater geobeau,
bebutirte 1825 in 9touen mit grofem SSeifall. @r ifl ein
©dnger, bem es weber an Mitteln, nodj an <2rinft'dbt fefylt
unb ber, wenn eö if>m gelingt, einige rauf>e £bne feiner
©timme, bic fonfr biegfam unb umfangreich, ift, ju oerbefTern,
einen auSgejeidmeten 9tang unter ben SSafftfien einnehmen
muf. (R. s.)
Boulögne (S£f)eaterftat.), «£auptfrabt beS gleichnamigen
SSejirfeS im franj. 2)epartem. $)aö be (üalaiS, mit 18,000
@inw., einem befugten <£afen unb einigem Jpanbel. SB. Ijat
fein fteljenbeS Sweater unb wirb fogar feiten oon reifenben
©efellfdjaften befugt.
Böürbon - Orden (audj Ordre de notre Dame de
Chardoa genannt), würbe 1370 oon Subwig II., Jperjog oon
SSourbon, geftiftet. 25ie 27 9titter beffclben mußten oon reis
nem 2lbel unb 2Banbel fein; ft'e trugen ein rott) bamafreneS
Äleib mit weiten Slermeln, einen ©ürtel oon blauem ©am=
met, auf ben in ©olb baä 2Bort: Esperance, gefricft war,
unb einen 9)iantel oon blauem SltlaS. 25aS 3eid)en war:
eine golbene Rette, woran ein üDcebaillon mit ber f>eil. 3"U95
frau unb bem SBorte : Esperance. Unter bem SDcebaillon war
ein emaillirter 2>iftelfopf.
Bourgoin (£f>erefe), geb. 1785 ju ^ariS, bettat
fdjon 1797 bie SSüijne mit bem glücflidbfren Erfolge unb bil=
bete ftcb, bann unter ber fpeciellen fieitung ber bereits 82jdf)=
rigen 2)umee>nil (f. b.) oollfommen aus. SSalb war ib,re
©tellung fo bebeutenb, bafj Napoleon fte nadj Qrrfurt berief,
ali ber (Jongref 2llleS bort oerfammelte, wae Europa JpofyeS
unb ©rofes fyatte; oon bort aus reifte ft'e auf bte <£inlabung
Skatet = Scrifon. II. 1
2 Bournonville Boursault
beö .Raiferö Qlleranber ju einem ©aftfptele nad? QJeteröburg,
wo fte ebenfalls großen 23eifall erhielt. (Später fefjrfe fte
nad> ^artö jurüd? unb war nod) geraume 3eit bie 3ierbe
beö Theatre fran^ais. 2)em. 23. war im 8uft = unb £rauer=
fpiel gleid» rorjüglid) unb wufjte ben 2lnforberungen beiber
mit feltener ©ewanbfjeit ju entfpredjen, wenn aud) baö £u(r=
fpiel befonberö bic ©pfyare tt)reö ©lanjeö war; eö bürfte
fc^wer fein, fte an ©ewanblieit, Siebenöwürbigfeit, Saune
unb lebhaftem ©efüfyle ju übertreffen unb fclbfl bic unoers
gleidjlidje SOcarö fonnte it)ren Stern nid)t oerbunfeln. (T..M.)
llournonvillc, erjrer Sänjer unb 23alletmeifter beö
fönigl. £l>eaterö in .Kopenhagen, in melier Stellung er
feinem SJater gefolgt ifr. (£r ifr ein Schüler 23efrriö, fhtbirte
unter biefem in $)ariö unb bebutirte bort in ber großen
Oper, worauf er nad) Äopenfjagen jurücfr'efjrte. (H...t.)
Könne. 9Jationaltanj ber 2lur>ergne. 2>ie (£igen=
tf)ümlid)r"eit bic\c$ SEanjeö befielt barin, bafj bie ^»änbe ab-
wedjfelnb eine nad? ber anbern biß in bic Jpöfye beö Äopfeö
gehoben werben, wobei jebeöraal mit ben Ringern gefdmalst
wirb. 9)can marfirt bic 3 Silage beö | SEacteö au<f) tjörbar
mit ben §üfjen unb nähert ba$ rechte Änie bem gegenüber;
fter)enben regten feiner SEänjertn, ober ba& linfe bem lin=
fen. £>er £anjfd)ritt ift eine 2irt beö Pas de basque, ober
2 Sprünge abwedjfelnb auf jeben guf . (H . . . t.)
Böürsault, 1) (<£bmi), geb. 1638 ju SOtuöc» l'<Sve=
que in 23urgunb, ein am Jpofe Cubwigö XIV. feljr beliebter
Siebter. Die ©unft biefeö .Rönigö erwarb er ft'd) burd) eine
©djrift: de la veritable etude des Souverains; fpdter fdjrieb
er eine 3eitfd>rift in 33erfen für ben J^of. Seinen nadj=
maligen greunb SJJoltere griff er in einem Sufifpiel an: le
Portrait du peintre, worauf ft'd> ein Streit jwifdjen if)m unb
Sftoliere'ö 23ertt)eibiger 23oileau cntfpann; auf beö Settern
Stngriffe in ber 7. ©atore antwortete er mit: la Satyre des
Satyres; aud) mit biefem tarn er nadjmalö in ein freunb=
fdjaftliajeö 23erf)älfnig. 91m meiften ©lud? matten feine
Cuftfpiele (feit 1601), unter benen bic Comödie sans titre
SOmal gegeben würbe. £>te bellen ft'nb: Esope ä la vilie
unb Esope a la cour, in benen Slefop eine 2injar)l gabeln
erjäf)lt; fte ft'nb meifi moralifd^en 2>nf)altö unb burd) leiste
üBerftftcation auögeäeidjnet. ©ine £ragöbie: Germanicus , tyat
gleichfalls fer)r gefallen. 23. ifr aufkrbem 23erfaffer mehrerer
Romane unb ber: Lettres de Babet (feiner ©eliebten) et de
Bonrsauit. ©tarb ju SOtonflupon 1701. ©eine ©djaufpiele
ftnb unter bem SEitel: Th«?ätre de Boursault, in 3 23dnben
gefammelt. 2) (2llö ©djaufp. SO? all) erbe), ÜRadjfomme beö
2?or. ; per ber 0teoolution war er SDirector beö Zi)catcx6 in
SJcarfeille unb errichtete bann ein ^eater in Palermo, teerte
Boutade Braham 3
um 1790 nad) granfreid) jurüd5, naf>m an ber Sievolution ben
lebhafteren Slntfjetl unb fucjbte burd) ©tücfe, bte er auf bem
Theatre de Moliere ju $)ari6 aufführen lie^ , bte «Stimmung
für biefelbe ju verbreiten. 1792 marb er ÜDtitglieb beä 3ta=
ttonalconeentS unb befleibete »iele obrigfeitlidje ^poften. 9tad)
bem Stücftritte uon benfelben errichtete er in einem ifjm ge=
hörigen ©aale ein Sweater unter bem Flamen: The'ätre des
Varietes ^trangeres, wo nur Ueberfe^ungen aufgeführt wur=
ben. 9lad) 2luflofung btefeä Spätere befdja'ftigte er fidt> mit
ber Kultur auölanbifdjer ^Pflanjen. (Schi. u. R. S.)
Boutade (franj.), 1) ein brolliger Einfall; 2) ein auö
bem ©tegretf aufgeführte^ t leinet 23alletj 3) eine extemporirte
muft'fal. ^hantafte. 25er Slu^brucf ift oeraltet.
Böütin, SHitglieb ber SSarictc'ö. diu angenehmes
SIeuflere, ein fomifcbeS SBefen, eine ganj eigenthümltd)e 3lrt
ju fprec&en jeicbnen if)n au$ unb haben ihn in furjer 3eit
ju bem Siebling be$ $)ubufum6 gemacht. (£r ift als SWenfd)
fehr acbtungswerth unb gehört ju jenen ©dbaufp. , meldje
nicht nur ber Sirection hocbft wichtig unb nü£lt<h ft'nb, fon«
bern auch ityrem ©fanbe unb ber Äunfr (Jhre machen. (A.)
Bö w man, geb. 1658, ©cbaufp. unb grofer ©ünftling
Äarlö II., ber oft eine glafd^e SEBein mit i(>m trän?. @r
fpielte bi$ einen Sag sor feinem SEobe 1739, mar aber fo
eitel, baf? er nie fein wahres 2llter fagte. SBurbe er barnad)
gefragt, fo meinte er: ich beftnbe mich fehr mohl. (L.)
Böyle (fpr. 23euf), 1) («Roger), ©raf oon Orrero
unb 23aron »on 23rog()ilI, fpielte unter Äarl I., beffen eifrig*
fter Anhänger er ivar, unter (Sromroell unb Äarl II. eine
bebeutenbe politifcbe Stolle, machte ft'd) audh als Stomans unb
©efdhicbtfcbretber einen ÜTiamen unb »erfaßte bic oerft'ftcirten
©dbaufpiele: ber fcbmarje ^rinj, Sötuftapha unb SErophon,
Heinrich V., ©ujman unb J^erobeS b. ©r. 2) (Äarl), geb.
1676, unter ©eorg I. 2orb = Äammerherrj fr. 1731. ©d)rieb
ein Cufrfpiel: as you find it. (M.)
B ., "Udramil, (SOcuftf), f. B.
Bracelets (franj.)> fo *>• &>. Slrmbänber.
Brähain (fpr. 23reh'm), geb. in Crnglanb um 1790,
unb lange 3eit bie 3ierbe bes liDrurölane = SEheaterS ju ßon=
bon. (£s fdjeint, als ob für 23. gar feine ©dnoierigr'eiten in
ber SÄuftf oorhanben feien, benn felbft bk gröften über=
»inbet er mit fpielenber %tid)ti$teit j babei ift feine ©timme
eben fo umfangreich als fräftig, eben fo rein al6 weid) unb
biegfam unb er reift jeben 3u^örer ijin. 25iefe f)errlid)en
SSHittel braud)t er aber nidjt mit berjenigen Umft'd)t unb ge=
regelten Örbnung, bit eine wafyr&afte Äunftbitbung leljrt.
Slber biefe ift itym leiber fremb unb er erregt bal)er niebt
feiten burd) ben ffiifbxaud) ober bie Ueberanftrengung feiner
1*
4 Brahm Branchu
Prüfte unangenehme (Jmpftnbungen. Sein (ärinflup auf bie
engl, ©änger iffc ein febr großer, aber ba ft'e fammtlicb auch
23. ö 5ef)lev nachahmen, ein bebauernswertber. 25. hat auch
eine Cper: baö (£abir.:t, gefebrieben, bie mehr ihres ©cböpferä
al& ibreö sBerthe& wegen 23eifall fanb. (:$.)
II rahm (9)cori# oon), geb. 1744 ju (Jbrenbreitfrein,
1771 bftreiebifeber ©efanbtfcbaftsfecretdr in ©tocfholm, 1798
^orijettirecror bafelbjr. SSerfaffer mehrerer Suftfpiele, bie
ftcb jum £beil im neuen wiener ÜEbeater beftnben. 3u nens
nen ft'nb: ber ©£la»enbänbler in ©m»rna, Sufrfpiel, 2Bien
1771; ber 2>eferteur, ©ingfpiel nach bem §ranj. , ebenb.
1772; ber ©ebubfarren beö (^fft'ghänblerö, nach bem granj.
oon SWercier. (M.)
Brahma (inb. SWntb.), bie ewige ©cböpferfraft unb
Böcfefbe SBeiebeit, ©rbgetfr unb SKeprtifenfant beö 3)?enfchen=
gefd)lecbt$, erfrer ©efe^geber Snbiene unb 23erfaffer ber 2Se=
ba$, ber heil, ©ebriften ber 3nbter. 3n 23ejug auf bie 23ebaö
frellt man ihn in rother garbe mit 4 «Köpfen unb eben fo
Piel Slrmen bar, meiere le^tere oerfebieben«, feine Unterbliebe
fett, SlUmaa^t unb gefeßgebenbe ©emalt bejeidjnence ©nm=
bole tragen, ©ewöhnlid) reitet er auf bem ©cfywan, feinem
Sieblingeoogel. ©ein @ultus ift gegenwärtig bureb, ben bee
@c^tma (f. b.) »erbrängt, nur bie 23raminen hulbtgen ihm
noch. (K.)
Bramähnen (23raminen), ^riefter beö SBrahma,
bie erfre unb böchfre &afre ber 3"bter, beren 23orfahren nach,
t>er «Sage aue bem Raupte bee ©otteö felbfl entfproffen ft'nb.
9llle ©ewalt unb alle SHeicbthümer beö ifanbes ftnb in ihren
Jpänben. Wlan hat bie 23. mebrfacb, j. 23. im Öpferfefl ic,
auf bie 23übne gebracht, wo ft'e tnbefTen nicht in ihrer eigens
thümlichen Äleibung, bie für ben Europäer »erlefcenb unb
höchfl gefchmacfloe ift, erfebeinen Eönnen. ©ie tragen baher
meift eine lange, weife Sunica, einen rotben ©urtel, ©an-
balen unb einen weifen ©ebleier, ber mit rother ©tirnbinbe
am Äopfe befeftigt wirb unb einem SSHantel gleich über
Schultern unb Sauden wallt. 2)ie ©eftdjtefarbe ift bunfel
unb ber 23art entweber fehr fpdrlicb ober gar nicht oor=
hanben. (B.)
Branchu (2lleranbrine, geb. <£heoalier), geb.
um 1780, erfte ©angerin unb bie eigentlicfte Stepräfentantin
ber grofen franj. Cper. ©ie war eine «Schülerin beö alten
Conservatoire de masique unb befonbere beö berühmten ^)ros
fefforö ©arat unb bebu irte 1801. dine herrltdje , reine
©timme, feltene Jtenntniffe unb tiefet ©efüfyl machten ft'e ju
einer ber erften ©angerinnen. Seiber jwangen ft'e bäuöliebe
Unglücksfälle, bie 23ühne »erfduebene SUcale ju oerlaffen unb
ftcb enblicb, ganj jurücfjujiehen t>on einer Caufbahn, bie ft'e
Brand der Theater 5
nodb, taum jur «£dlfte jurücfgelegt unb auf ber ft'e Feine
üRebenbufjlerin fjatte. (R. S.)
Brand der Theater. @o oft biefes furchtbare
Unglüd* aucfy fdjon £f>eatergebdube oernicbtet , ifl bocb, im
©anjen wenig gefdi>ec)en, bie eigentltdjen Urfacben aufjufudjen
unb ttdftige Mittel bagegen ober im #alle bee 2lit6brud)S
3Kettung6mittel oorjuberetten. 2)er aiuebrud? eines SSranbes
wdtjrenb ber SSorflellung ifl ©ott fei 25anf oiel feltener, a\$
bei leerem £aufe, unb bei ber großen Sftenge brennbarer
©toffe, bie ftd> in einem £f>eatergebdube ankaufen, fo wie
ber nottywenbigen Stnwenbung öon geuer unb £id)t, ja felbfl
geuerwerfefbrpern, ifl ee eigentlich, ju oerwunbern, ba$ nid>t
rjduftger ein foldjeei llnglüd* gefdjiefyt. 3unad)fl fei t>on ben
23orftd)tomaf?regeIn überhaupt gefprodjen. 2>ie Slnlage oon
bebeutenben SBafferreferooirö unter bem Dad^e ber ©ebaube
unb aus biefen gefpeifle eiferne 2öafferrör)ren, an weldje nadj
Selieben ©cbldudje angefdjraubt werben Bonnen, nebfl ^>anb=
fpri^en, twrratfjigen (S'imern unb bem nötigen .£>anbwer?6=
jeug fcfyeinen «öauptbebingung. £>ie <3d)lüffel ju ben ^>ai)=
nen ber SBafferleitung bürfen aber nie eingefdiloffen , ober
unter ber Sbfjut eines einzelnen aflenfdjen, fonbern muffen
jebem leid)t jugdnglid) fein. 2lud) nacf; aufjen follte eine
Vorrichtung »ortyanben fein, bie es möglidj mad)t, bie 9tefer=
ooire ju entleeren, wenn ber Sutritt jum 3nnern burd) ben
SSranb unmöglich wirb. 3n ©nglanb b,at man oerfudjt,
einen grofen Vorgang ganj aus (£ifenbled> hinter ber 5ßor=
bergarbine aufjuf)dngen , ber nicfyt allein beim herunterfallen
bie ganje Deffnung bes $profceniums, fonbern audj bie etmai=
gen 2krbinbungstr)üren jum 3ufd)auerraum bis bidjt an bie
duferfle SDIauer fd)liefjt unb fo bie 33ül)ne collfranbig oont
^ublifum fonbert. 9?ur muf? biefer Vorgang nidjt aus ber
oberen Sflafaunerie, fonbern oon einem Orte aus bewegt
werben fonnen, ber aller 23eredtnung nad> com Breuer nid)t
fofort ergriffen werben fann. 2lud) muf ber ganje 9taum
ber entfielt, wenn ber Grifenoortyang gefallen ifl, oben noa>
befonbers feuerft'djer mit (£ifen befleibet werben, fo bafj eine
ganje Grifenwanb bie gortfdjritte bes feuere »or ber Jpanb
|emmt. ®anj befonbers ju empfehlen ifl bie möglidjfl geringe
2luft)dufung r>on 35ecorationsgegenflänben auf ber 23ür)ne,
namentlich bie gortfcbaffung aller (Souliffen unb ©arbinen,
bie nid>t ju einer beflimmten Sorflellung gebraust werben.
Um bie Arbeit unb ben 2lrbeitslot)n ju erfparen, läfjt man
oft ganje <&tb$e unb ©arnituren oon (Eouliffen übereinanber
gepacft hinter ben ©eitenbecorationen flehen, eben fo bie
practicabeln Citren, Käufer, 23dume u. f. w. ©anj abge=
fefjen öon ber grofen ^Beengung bes Staunte ft'nb biefe 2?or=
rdtf>e nidjt allein bei einem 23ranbe mit oerloren, fonbern
6 Brand der Theater
au* ber ttorjüglidjfre 91ar)rung8froff beijelben. 2Bo ein be=
fonberes SWagajin bafür r>orr)anben ift, füllte bie Jortfdjaffung
ber gebrausten 2)ecoration6gegenftanbe wenigftens am 9)ior=
gen nad) ber Sorfiellung ©tatt ftnben , Slufbaufung t»on
bergleidjen aber auf bas jrrengfre unterfagt »erben. 2UJe im
^b^f^r3e^aui,e aufer ber Sorftellung notbmenbigen Sampen
unb Siebte muffen fo »erwat)rt , bie Sampen aud) überbem fo
angefd)loffen fein, bafj fte nid)t oon ir)ren ©teilen entfernt
werben fönnen. Satcrnen, bie für bie untere SSJcafdjtnerie,
bunfele ©arberobemagajine u. f. w. gebraudjt werben, muffen
mit einem @d)Jof? »erfenen unb ber ©cblüffel in ben Hanben
einer beaufft'ajtigenben $)erfon fein. %üx bas 33eleud)tungs=
perfonal gelten überhaupt alle Sorfd?riften , welcbe in einer
georbneten Haushaltung befolgt werben unb ber 23eaufft'cftti=
genbe fei freie eingeben!, bafj er eine fdjwere 2Jerantwortlid)=
ieit übernommen fyat. Sei Sorftellungen , in benen geuer=
werf, $eüexxe$ex\, ©dnefjgewebr , 23li§apparate u. f. n>. ge=
braucht werben, ift boppelte 2Jorft'd)t anjuwenben, weniger
bei bem augenblidflicben ©ebraueb, als in ber barauf folgen*
ben 9lad)t. Seidit fdjweelt ein $uxite in ber aJcaffe oon üein=
wanb unb bxid)t erft nad) ©tunben bei bem erften Cuftjuge
in glamme aus. 25afj bei folgen ©elegent)eiten 2öaffereimer,
Hanbfpritjen , naffe £üd?er unb naffe 23efen bei ber Jpanb
fein muffen , »erfreut ft'd) »on felbfl. @eb,r jwecfmafjig wäre
e&, wenn bie gefammten Arbeiter eines Spätere ä" befrimm=
ten 3eiten »on einem erfahrenen SDiann inflruirt unb orbenr=
lieb eingeübt würben, barmt fte einer ausbredienben ©efaf)r
mit befiimmtem JBewufjtfein begegnen fönnten. Siele £t)ea=
ter würben gerettet worben fein, wenn bie Strbeiter oort)er
auf jeben möglichen §all aufmerffam gemadjt unb tt)nen alle
SNittel geler)rt worben waren, bie it)nen ju ©ebote fter)en,
benn was tjelfen felbft bie beften Cbfdjanfralten, wenn fte im
Stugenblicfe ber ©efat)r unjugdnglid) ftnb ober nidjt mirffam
unb mit ©eifiesgegenmart gebraust werben? Slber nid)t allein
bie Arbeiter follten angewiefen fein, was fte ju tl)un tyaben,
wenn fteuex ausbridjt, fonbern aud) bie ©arberobiers, was
fte oorjugsweife ju retten b*ben, alle Unterbeamten, was
unb wie es im gall ber 9cotf) ju bergen ifl. 9iur ju leidit
wiegt eine lange ©efabrloft'gfeit in ©icberfjeit unb ifl bann
bas Unglücf ba, fo weifj ÜKtemanb, wo er juerfl anfafien foll.
2>as 2Btd)tigfre verbrennt unb bas Unnötbjge wirb gerettet.
2Öir Bommen nun ju bem widjtigften unb jugletd) fürd)ter=
Iid)flen Xtyeile biefes 3irtifels, einem 33ranbe war)renb ber
Sorftellung bei gefülltem Haufe. Hier gibt es, wenn bas
geuer juerfl auf ber Süfme entbeeft wirb, nur ein Mittel,
unfaglidjes Unglücf 31t pert)uten. Skidjt bas fteuex fo aus,
baf bas tyiiblitum es nidjt gleidj bemerken fann, fo falle
Brandes 7
augenblidlidi ber Vorgang unb eö trete jemanb »or, ber bem
spuMtfum anzeigt, baf auf ber «Strafe in ber 9läf>e be$
S^eaterö geuer ausgebrochen fei, bie SJorfrellung alfo einft?
weilen unterbrochen würbe. Stur fo wirb ftdt) im Entleeren
beö 3ufd>auerraum$ ber Öerluft an Stfenfdienleben oerminbern
laffen, ber gewöt)nlid> eine grolge beö entftet)enben ©ebrängeö
naa> ben Sluögdngen ifr. ®enn feiten verbrennt ein 3m
flauer, fonbern er wirb erbrücft, vertreten ober Bleibt mit
^erbrochenen ©liebern jurücf. Stile yiu$gang6tt)üren muffen
ftcrj leicht buro) frarfen 2)rucf oon innen öffnen laffen unb
bafjer nie »erriegelt fein. SSridjt baes geuer im 3ufcf>auer=
räum felbft au$, fo ifr bie$ ba& grbfte Unglücf , ba$ nur be=
fürdfrtet werben fann unb fein Mittel gibt e$ in folgern
%aü.e, weldjeö man jur JRettung angeben fönnte; bod) tfl
jebem ju ratzen, ft'd) lieber ruf)ig auf feinem $)la§e ju oer=
galten, bi& baö furdjtbarfre ©ebrdnge oorüber ift, al$ ftd) in
baffelbe ju ftürjen. 2>ie ber 23üt)ne junäajfl ©i^enben tt)un
gut, fid) ni<t)t burd) bie (!nngangött)üren , fonbern über bit
33üt)ne ju retten, benn bort ifr jebcnfallö mefjr JÄaum unb
weniger ©ebrdnge, als in ber 9flaffe ber §liet)enben. 9?ie?
manb wolle an Letten oon ©adien benfen, bi& audj ber
Ie£te 3ufd>auer geborgen ifr. 23tel fbnnen in fo fürd)ter=
lidjem galle bie gut infiruirten Sogenbiener tt)un, bie bem
mit ber Cocalitdt unbefannten ^ublifum bie nacfyfren 2lu$s
gangettfyüren juweifen. Oft liegt eine foldje, bem 3ufcf/auer
unbewußt, ganj nafye, wdfyrenb bie fütaffe baljtn brdngt, wo
bie Jtaffe fidt) befünbet. 2)ae Oeffnen aller genfter auf ben
9)arterregdngen gefd>e^e fofort gewaltfam, fo mit ein !urje6
9cad)benfen über bit Sage be$ 2ut)eatergebdube6 , bie Cocalität
in 4?tnft'd)t auf (Eoncertfale , grofe glure, JRefraurationen
mit befonberen Eingängen u. f. w. gewif bem ft'd) 9tettenben
einen befferen Slueweg jeigt, all bie aHaffe ber glier)enben
it)m baxbietet. (L. S.)
Brandes, 1) (3of. 3a!. <St)rifrian), geb. 1738 ju
(Stettin, war oon feinen ©Item jum Äaufmannöfranbe be=
frtmmt; llnluft an biefer 23efd)äftigung unb met)r nodj eine
Veruntreuung, bie er ftd) ju ©Bulben !ommen lief, trieb
tt)n jur glucfct unb er bettelte ft'dt) im 18. Safyre burd) ganj
9)reufen nad) $olen, wo er burd) junger unb <5lenb ge=
jwungen würbe, @d>weiner)irt unb fpdter Sluörufer bei einem
reifenben 3al)narjte ju werben. 2)ann trat er in bie 2)ienfre
einel f>olfreinifd)en ©belmannö »on Subecf, ber it)m einigen
Unterricbt erteilen lief unb it)m @elegenc>eit gab, ba& %i)ea-
tex ju befudjen. 2)iefeö machte auf 23. einen auferorbent?
Itdjen (Jinbruc! unb entflammte feine Hebe gur bram. Äunflj
er bereitete ftdr) mit allem gleife oor unb machte feinen er*
flen tt)eatralifo)en 23erfud> unter ©djönmann in £übe<£ 1757.
8 Brandes
2?on biefem trat er balb in Mo<t)& Gruppe über, »erließ biefe
aber, um in ber 3eitung$erpebition beö ©ecretar ©retjer ju
arbeiten; mürbe bann in 2>anemar! abermals 23ebienter
beS ©eneral t>on ©djenE unb 17GÜ in ©tettin mieber bei
<£>d)ud) engagirt, 311 bem er aud), nadjbem er ein fjalbeö
3af)r in SDlündjen an bem bort im 3. 1765 neu begrünbeten
.froftbeater fcebutirt batte , jurütf t efyrte ; 1767 entjmeite er
ftd) jebod) mit if)m unb blieb, ale jener nad) JDanjig ging,
in 23erlin. 2>on ba an mar er nadjeinanber SSftitglieb oer=
fdjiebener ©d)aufpielertruppen , in Seipjig, Hamburg, #an=
nooer unb bei ber ©e»ler'fd)en ©efellfdjaft, bie 2lnfang$ in
SBeimar, bann in Bresben unb fieipjig fpielte. ©ein erfter
bram. 2*erfud): ber 3meifler, ben er fdjon in ©tettin fdjrieb,
ijl febr unbebeutenb; aud) ein bürgerliches £rauerfpiel: SDtiß
ganno, baä in Seipjig, JBerlin unb 2Bien gegeben mürbe,
unb beffen ganje Sluflage einige Äaufleute bem SSerfaffer
abfauften, leibet an großen Umua^rfdjeinüdjfeiten beö ^la=
neS. dagegen mad)te ba$ nad) einer Qhrjäblung 9)tarmon=
tele bearbeitete ©djaufpiel: oer ©djein betrügt, febr viel
Effect burd) Mannigfaltigkeit unb 2Bar)rt>eit ber 6f>araffere
unb ©emanbtbeit be& Dialoge ; bafjelbe gilt oon einem £ufr=
fpiel: ber ©raf »on £?lsbad). SBei ber 23emerbung um ben
in SUien aufgefegten ^reie, mar er ber erfre 2lusldnber, ber
biefen (1709) erhielt} baß gekrönte ©fücf f)ieß: £rau fdjau
mem; in 2Bien mürbe aud): ber geabelte Kaufmann »on
93. juerft gegeben, ©ebr »ielen 23eifall fanb aud) feine Ums
arbeitung r»on ©erftenbergS Gantate: Qlriabne auf 9laxo&,
in ein SDuobrama, ju meldjem ber gotbaifdje (Sapellmeifrer
23enba bie SDJuftf componirte unb meldjeS er oorjüglid) für
feine ^rau gefdjrieben ijatte, bie barin große Triumphe feierte.
2)urd) ben lurj nadfoeinanber folgenben £ob feiner §rau unb
£od)ter (f. 2 u. 3) mürbe 23. febmermütbig unb entjog ftd)
jeber 23efd)dftigung , feine peeunidren 23erbdltni|Te gerietben
baber in gdnjltdje 3erritttung unb er ftarb 1799 ju 23erlin
arm, »erlajfen, unglücflid) unb faft »ergeffen. 2llS ©djaufp.
mar 23. nidjt bebeutenb, aber febr brauchbar unb gemanbtj
einige feiner ©tücfe bagegen baben faß clafftfdjen SBertb unb
alle $etd)nen ftd) burd) lebenbige 4?anblung, naturgetreue
@bara?terjeid)nung ""b einen fließenben £)ialog aus. (Einige
feiner bram. arbeiten bat er felbfl gefammelt berattsgegeben,
ber 1. &bl- erfdjien 1773} aud) gab er feine eigene i'ebenes
gefdjidite, 23erlin 1791, beraub. 2) ( (S- ft r) e r (Sbarlotte,
geb. Äod)), geb. iu Äoft'nero in Sitbauen 1746; ©attin bees
Jüor., betrat bei ©d?ud) baö Sbeater im Sabre 17G4, fanb
bafelbfl 23., ber fte in 23reelau fyeixattyete unb mit it)v in
einer äußerfl glücflicben-^be lebte. 3br auegejeidjnetee 5Eas
lent mad)te fte nadjeinanber in ©otba, 2)reöben, SDIann^eim,
Xx.
fMyjjlLy
3/.<i l.
UM
Avu
Brandl Braun 9
2Beimar unb Hamburg jum Siebling be$ tynblitnm*, befons
ber$ feierte ft'e in bem 2)uobrama: Slriabne auf 9iaroS,
grofe Triumphe. S'ben fo fcf>r wie alä Jitünftlerin , war fte
als ©attitt, 9)iutter unb Jreunbin gefcba^t unb geliebt, ©ie
frarb fdjen 17S0 in Hamburg. 3) (ef)arIotte 2Btlbel =
mine 5ranc^ca'. gewöbnlicb 9)iinna 33. genannt), geb.
ju 23erlin 1765, einzige Xodjtcv ber 2?or. 3f»r ungemeine^
Talent für ©efang unb ©cbaufpiel rief ft'e fdjon 1782 ju
2Beimar aufß Sweater, bem fte ft'cb. mit unermüblicbem gleite
unb fo glänjenbem Erfolge mibmete, baf fte eine ber erften
3terben beffelben ju werben oerfpracb. Seiber erlag aber
ihre 9iatur ben übergroßen 2lnfrrengungen unb fte frarb al$
erfte ©angerin beö £beater6 ju Hamburg, allgemein unb tief
betrauert, fdwn 1788. %üö ber £cben$gefcbid)te tbreö 23ater$
gebt beroor, baf» bie legten Slugenblicfe ibreS Cebenö, e3 läßt
fiieb nid)t entfebeiben burd? weffen ©djulb, fef>r bitter waren,
©ine nad) ifjrem £obe erfdjienene «Sammlung ibrer @ompoft=
rtonen läfit jugleicb ibve genaue Jtenntnifj ber SDtuftf unb
tf)r tiefes unb reinem ©efübl bemunbern. (H. Schi. u. L.)
Brandl (@briftian), geb. ju ^rag um 1750, bilbere
fidj jum ©dnger unb mar 1770 SEenorift an ber Mxew9i>exxen=
firebe $u ^?rag, ging bann jum Sbeater über unb fam 1790
nad) SBerlin, 1793 nacb Jpamburg unb mar an beiben Orten
Siebling be$ ^ublifumö; t»on 1793 an tft er ganjltcf) oers
febmunben. 23. mar al$ @d)aufp. unb al$ ©anger gletd)
talentvoll. (3.)
Braille (&anjF.) , altfranjöftfdjer £anj, ber bie 23e=
wegung ber ^)olonaife unb ben grajiöfen ©ebritt ber Wtennett
oereintgte. 2lm £ofe ßubmigs XIV. mürbe er bäuft'g getanjt
unb ftet6 t>om Könige felbft entmeber mit ber Äönigin ober
einer ^rinjefft'n t>en ©eblüt angeführt. Unerläßliche 23e=
bingung beö 33. ift, bajj bureb abtreten be£ oorberften ^)aareö
unb 2tnfd}liejjen beleihen fyintex ben anbern nacb unb nad)
jebel $>aar anfübrt, enblid) aber ba£ erfte $)aar mieber an
bie ©pi£e fommt. (H . . . t.)
Brasilianisches Theater, f. Sinter iE anifebes
Xfyeatex. ■
Braun, 1) (Äatbarina, geb. 23rouroer), geb. im
Jpaag 1778, erhielt ibre 2luebilbung oom (Japellmeifter ©ruoff,
ber fpäter eine Steife mit tfjr burd? 2)eutfdjlanb machte, auf
melier fte in Jpamburg fang unb in 33erlin engagirt mürbe ;
1798 unternabm ft'e eine Äunfrreifc unb fang auf ben gröf?=
ten SEbeatern £>eutfcblanbö mit glanjenbem Erfolge j 1803
»erebelicbre ft'e ft'cb in 33erlin mit bem Sapelliften 23. unb
trat bann nur noeb in Soncerten öffentlich auf. SDtab. 23.
oerbanb mit einem ©timmumfange »on 3 »ollen Dctaoen
eine auferorbentlicbe 3artf>ett unb 2Beicbbeit ber £öne unb
10 Braunhofer
eine rrefflicfee muftfalifcfee 23ilbung. 2) (Sofepfe), geb. ju
JHegensburg 1787. 9?adfe »ollenbeten muftfal. ©tubien würbe
er SMufifbirecfor bei mehreren SEfeeatern unb ging 1826 in
gleicher Eigenfdjaft nach, ^feilabelpfeia, wo er ben wefentlicfe=
fren Einfluß auf bie 23erfeefferung beö SEfeeaterwefenö i)atte
unb befonberö beutfcfee SDtuft'B mit Erfolg bortfein oerpflanjte.
2>od) gefiel ifem feine ©tellung nicfet unb er feferte 1830 naa)
25eutfcfelanb jurticr", nacfebem er in ben großen ©tabten 9iorb=
Slmerifaö al6 23irtuofe nodj feinen Tanten oerfeerrlicfet f>atte.
23. fdjrieb aud) 2 £>pern: ber Äofaf unb ber ftxeixvils
lige, bie jebodj wenig befannt ft'nb. 3) (Äatfeinfa), geb.
Att SBürjburg 1799, jeigte in jartefter 3«genb Talent für
SDiuft'B unb trat bereite im 12. Safere ale (Slameroirtuoftn
auf, ft'e bilbete ftd) bann jur ©angerin auö unb betxat 1815
bie üBüfene ju $annot>er. 1817 ging ft'e nad) Hamburg,
1821 nacfe .ftopenfeagen, 1822 nad) .Raffel, 1823 aber enblicfe
nad) 33erlin, wo fte balb nacfefeer burcfe eine J&eiratfe r>on ber
fünftlerifdben Saufbafen abgezogen würbe, ©ie lebte jurücf=
gebogen in Submigelujt, wo fte 1832 frarb. (3.)
Braunhofer (Äarl), geb. 1799 ju 9Honbfen bei
©aljburg, wibmete ftd) bem ©tubium ber Sfeeologie, trat
aber bann ju ©aljburg, 1819 ju 23urgfeaufen unb 9tegenö=
bürg alö ©anger auf, wo er aber tüd)tic} auögelacfet würbe
unb ft'cfe baburd) bewogen fanb, jum ©cfeaufpiel überjugefeen.
2>aö Engagement, ma$ auf feine fpateren Stiftungen ifem in
Siegeneburg angeboten würbe, fdjlug er auö unb fdjwetfte,
um bem SEriebe, nur fogenannte ©lanjrollen ju fpielen, ju
genügen, gafiirenb oon einem f leinen SEfeeater 311m anbern,
Bis in 23amberg ifen bat Engagement alö erjter tragifcfeer
Siebfeaber feffelte. 25ennocfe fufelte er ft'cfe feier allein, ging
nad) SBürjburg, fpielte bort unb in ben nafeen ©tabten unb
folgte einem Engagement in 25üffelborf. «£ier »erfeeiratfeete
er ftd) mit ber ©angerin Gatt). SRaDijja, unb folgte be$=
fealb, tro§ ber freunblidjjren ©tellung, einem Stufe jum £of=
tfeeater ju ÜDetmolb, ba$ ifem mefer ©icfeerfeeit bot. 25ie 9tes
gie , bie er fcfeon in SBürjburg unb 2)üffeIborf gefüfert feafte,
befam er aud) feier, unb burcfe feine £featig?eit feob ftcfe
namentlicfe bie feöfeere Äomöbie. ipier blieb er meferere Safere,
feie feine %xau burd) ein fortwaferenbeö .Rranfeln ifen jwang,
ba$ Engagement aufjugeben. Er gaflirte in SDtagbeburg,
Hamburg, Lüneburg, Jpannot>er unb ©üffelborf überall mit
23etfall unb fpielte feierauf 1829 in Sftannfeeim auf Engagc=
ment, baß ifem tro$ mefererer (Soncurrenten würbe. Er über?
nafem aud) feier bie 9tegie, bie er unter 3 Sntenbanten mit
gleicfeer Anerkennung füferte, biß enblicfe auf öielfadjeö Er=
fucfeen t>on feiner <B>eite, ex oon biefer Saft befreit würbe
unb ftcfe unbeengter feinem ©tubium feingeben fonnte. 1835
Braunschweig 11
frarb fyier feine $rau. 25. iffc einer oon ben ©djaufp., bie
iljre Äunfl oon einer fybjjern <Beite aufgefaßt tyaben; nid^fö,
xoai er für nötlng l)ält, ftd) nafyer mit if>r ju befreunben,
bleibt oon ifjm unbenu^t. £>a$ 3*f)etorifrf>e Ijiat 33. mit faft
ju grofer Siorliebe auesjubilben gefugt unb gibt in allen fei=
nen Seifrungen ein genügenbeö SKefultatj er f>at bie ©pradhe
auf eine feltene SBeife in ber ©emalt unb erzwingt mit tf>r
jebe SBirfung, ofyne je auf Äofren ber SBa^eit unb ©d)ön=
Jr>ctt ft'e für bai ungebilbetere ^ublifum ju benu^en ; in feinen
Seiflungen ift nid)tö 3ufäüigeö, jebe @tnjelnf)eit gehört jum
©anjen unb er fyat ftetö bai gebilbete 4J)ubIifum im Sluge.
©ein .£amlet, ©pinarofa, 25on ©uitierre, ©gmont ic. Ijaben
tf>m bie Hebe aller funfrftnnigen 9Kannf)eimer, wie bie
SWjtung feinet 23orftanbe$ erworben. (H.)
Braunschweig (SEfjeaterftat.), ^>aupt= unb aKeftbenjs
fiabt bei Jperjogtljumö 33., mit 40,000 (Sinw., beft'fct eine ber
fcebeutenbfren 33üf>nen 2>eutfrf)lanb6. Da$ erfte flefyenbe £f>eas
rer, oon ^erjog Äarl I. eingeridjtet , war ein italienifd)e$,
unter 9?icolint'es Fixation, ber £)pern unb Pantomimen
mit grofer 23olIfommeni)eit gab. Slufjer biefem fteljenben
Sweater, erhielten naa) einanber mehrere £f)eaterbtrectoren bie
©rlaubnifj, in 33. ttjeatralifdje 23orftelIungen geben ju bürfen.
2>a^in gehört juerfi ®ro#mann, beffen ^auptaufentfyaltgs
ort £annc&er mar unb beffen ©efeüfdjaft fefyr oorjüglidj
gemefen fein foll. 3(>nt folgte bie ©efellfd?aft bei jungem
25 b b b e I i n , eineö ©of>ne$ bei berliner 2^eaterbirector6
2)öbbelin (beffen Direction oon 1775 — 1787 mährte, f. 33ers
Itn). Um biefe äeit erfduen audj eine franj. SEruppe, bie
jebod) nidjt lange in 33. weilte, fpater nadb, (Saffel ging
unb bai ^oftljeater 3erome'6 bilben fyalf. SDie beutfetjen
©efellfdjaften mürben bieder nur für gewiffe 3af)re$3eiten
jugelaffen unb Ratten erfr feit ber (£rrid)tung bei Äönig$=
xeia)i SJBefrpfjalen einen bauernbern 2tufent^alt in 33., oon
mo ft'e abroecfyfelnb aud» in ^»annooer unb SOtagbeburg fpiel=
ten. — Unter ben ©efellfdjaften , meldte nadj ber SDöbbelins
fdjen in 33. fpielten, jeidjnete ft'dj bie oon §abriciu£ unb
J^oflooeift) auej fte adelte* Stamen, wie Äupfer, «Kars
fdjin, 9?agel ju ben irrigen. 3l)r folgte bie 2BaItl>ers
fa)e, unb ft'e mar ei, bie in metyrfadper Jpinftdjt eine neue
Stera für bie bram. «Äunft in 33. oorbereitete. £>iefe ©efells
fdmft war burd? einen herein feltener Talente merfmürbtg:
SSeäpermann, 23ettn «£erj, ©afjmann unb befonberS
i'eo, ber ate ein ©enie fjeroorragte , gehörten ju ir>r. 2In
33ebeutung gewann bie SEBalttyer'fdje ©efellfdjaft babura^, bafi
Älingemann (f. b.), nod? in frdftiger, oermögenber 3u=
genb, bie Seitung berfelben übernahm. Älingemann war
letber fet>r frü^ in eine oerberblia^e Stiftung geworfen wor=
12 Urämisch weig
ben. ©r fyat ba$ ®d)irffal aller 9?ad)af)mer ©djiller'ä ge=
tf>eilt, jebeö Eigene in ftd) ju »ernidjten unb alö Didjter
fann er faum genannt werben. ©ben fo wenig befaf er ein
©djaufpielertalent unb es ifr £f>atfad)e, bafj er als @d>aufp.
einige fef>r unglücflidje SSerfudje auf bem h,elmfräbter 23runs
nen madjte, et)e er bie Directicn übernahm. Diee fdjmälerte
if)m inbef bie Qicbtung nid)t, welche bie <2d>aufp. oor if)m
ale Dramaturgen Regten, woju er burd) eine auferorbentlidje
@d)ärfe unb gein^eit be£ Sinnet, wie burd) eine grünblicfre
Äenntnif ber bram. Literatur, berufen war. 3n feinen nod)
je£t gültigen £fyeatergefe$en, in feinem ganzen Äunjroerfahjen,
jeigt ft<±> ber poetifd) gefhmmte unb gebiibete Sflann mit bem
guten ©efdjaftemanne vereinigt. — 1818 »erlief SÄab. 2B als
tfjer mit ibrer ©efellfd>aft 23. unb übernahm bie Direction in
.£alle unb Defifau ; in 23. aber mürbe auf Älingemann'ö 2?ers
anlaffung ein flefjenbeS Sweater, unter bem Tanten eineö
9iationaItl)eater6, errichtet unb JUingemann erhielt bie
unabf)ängigjre, artifrifdje Seitung biefer 2lnftalt. 2lu6 ben ans
gefeb,enjren, reidjften unb funftfinnigfren ^erfonen in 23. bilbete
ftd) eine 21ctiengefellfd)aft, weldje ba& ^(jeater auf tt>re ©efafyr
übernahm unb burd) if)r eifrigeei 23emü(>en unb Opfer jeber 2lrt,
baffelbe auf eine Stufe erfyob, bie biefer 23uf)ne balb einen
ehrenvollen JRuf burd) ganj Deutfdjlanb erwarb, ben fte »olls
fommen rechtfertigte. £>ie ö£onomifd)e unb finanzielle Seitung
ber ©efdjäfte fjatte ftdj bie SIctiengefellfdjaft »orbeljalten, wäf)s
renb AI ingemann bie artifiifd)e Direction führte, in feinem
SEBirfungefreife fo unbefdjranft, baf er im @tanbe mar, bie
Aunfr »on ityrem 9)cifbraud) ju (Srwerbefpeculationen ju
emanetpiren unb ifyr einen neuen 2Beg ju eröffnen, ein Ums
ftanb, ber auch, Don bem ©eifi unb bem guten Spillen ber
Unternehmer nur bie befte Meinung erregen fann. @d)on
je§t übrigen^ lief ber $of bem Sweater eine nidjt geringe
Unterfhi^ung angebeifjen, inbem er, auf er einem ©elbjufdjuffe
»on 4(K)U £l)alern, bem »on ben 2lcttonaires ernannten @os
mite aud) ba$ Jpauö unb bie Gapelle freigab. SDte ©efells
fcfjaft, weldje man »erfammelte, mar eine ber »orjüglidjfren,
unb enthielt für fammtlidje f>öf)ere §ad)er bie auegejeidmets
fren, renommirrejren Äünftler. Die Verwaltung beflanb au6
einem <2Eomite, jufammengefe^t au§ ben Jtaufleuten: ©rafs
fau, ©ra»enl)orfr, Jl raufe, ^Ränfenborf unb Jlanjleis
fecretar JRibbentrop, bie bae CefonomifdK auefdjlieflid) bes
forgten. hieben Älingemann waren ber Sapellmeifrer SBiebes
bein unb ber 9)iufttbirector 23öfe<fe tüd)tige 9)tänner in
th,rem $ad)e unb biefen »ereinten Ardften gelang e& balb,
einen AünfHerfrete in 23. ju oerfammeln, in welchem bie
tarnen 23ad)mann, 23aber, 23ertf)olb, dornet, Des
»rtent, ©erber, ©untrer, $aate, Äa^ianer, 2Jlecf,
Braungchwelg 13
unb ber Hamen 23aber, dornet, SDermer, ^if d^ er,
Alingemann, SJtecf u. 21. glänjten, unb ber f)inftd>tlid)
beö funjrlerifrfjen 3neinanbergreifenö t>on feiner beutfdjen
©efeÜfdjaft übertroffen würbe. 23eim ^ublifum fanb bte«
feä Unternehmen bie lautefte unD allgemeinfre SEfjeilnafyme ;
ja nod) fjeute fpredjen bie 23raunfd)meiger gern oon ifjrem
3cationaIti)eater mit grofer Vorliebe unb ergeben eß über bie
glänjenbfren <£pod)en beß folgenben .^ofttyeaterö. 2>iefeö
begann furj nad) bem ^Regierungsantritt beß £erjog5 Äarl
1826 unter eben nid)t gün|1igen 2lufpicien. 2)enn ber bei
weitem gröfjte SEfjeil ber brauen ©efeUfd)aft »erlief? baß neue
Snfritut unb nur ber aufjerfren &f)ätigjeit beß ISDirectorö
Ältngemann gelang eß , bie empfinblid)en SSerlufte allmär)ltc^
ju erfegen. Sieben Älingemann befümmerte ber «£erjog fta>
felbft unmittelbar um bie Leitung bes ÜSfyeatere, befud)te bie
meifren groben unb madjte beliebige 2lnorbnungen — ob
jum Sortierte beö ©anjen möd)te fdjwer ju behaupten fein ;
auefc würbe eine 3»ntenbantur in ben ^erfonen beö £>berftall=
meifterö oon Deb, nfyaufen unb -£ofratf)ö JRibbentrop
eingefegt. 2lud) «£erjog 2Bilf>elm manbte nad) feinem SRegie=
rungeantritt 183Ü bem Sweater feine befonbere 2lufmerBfam=
ieit ju. 2)er große 2Jerluft, ben ber £ob Älingemann'e oer=
urfadjte, würbe burd) bie Ernennung beß Äammertyerrn oon
9Utünd)f)aufen jum Sntenbanten unb bie ©infegung einer
fad)?unbigen Siegte erfegt unb baß Sweater frieg augenfd)ein=
lid) oon 3abj ?u 3ab,r auf eine f)ö(>ere "Stufe. 1834 lie$
ber <£erjog baß Sweater im Snnern neu becoriren, unb jwar
mit einem Äofrenaufwanbe t>on 21, (KM) £h,lr., fo ba$ ber
©djauplag einen — öielleicbt überlaben — prächtigen 2lnblid
bietet. Die 23üb/ne ift nid)t minber würbig gehalten; ein
wab,rf)after 9teid)tbum »on fdjönen 2)ecorationen ift oorh,an=
ben, bie oon ben SOialern 23eutb,er unb Steefe, aud) tfyeiU
weife oon ©roptuö geliefert mürben. 2lucfc bie 9)Zafd)inerie
ift in trefflid)em ©tanbe unb überall eint ft'd) 3mecfmdfjig!eit
mit ©leganj. ©egenwärttg beft'gt 23. bie befte Oper in 2)eutfd)=
lanb (felbft 23erlin, Sßien u. Bresben nid)t aufgenommen), alle
§äd)er berfelben ftnb mit ben tüdjtigften ^Repräsentanten be=
fegt, wie bie tarnen: 23ufjmet)er, (£ramolini, ©untrer,
työd u. ©cfcmejer, fo wie ber tarnen: dornet, grtfebers
2ld)ten unb 9Jtetf)feffel bewahren; eben fo trefflidj ift
bie Sapelle, in welcher bie tarnen ber ©ebrüber SRüller,
gferling, SBagner, 3iejolb k. glanjen. 2>as ©anje flef>t
unter ber Leitung beß oprtr>eilt)aft bekannten Siebercomponifren
unb Sapellmeifrerö SDIet^feffel unb ©djmejer für)rt bie Siegte.
2lud) baß <5l)or unter ber Leitung beß €^orbirectorö ^)ar§fd)
Ieiflet 23orrreffIid)eö unb baß 23aüet unter bem 23alletmeifler
SÖeibner wirft fräftig mit ein. £at baß ©d)aufpiel aua)
14 Bravo Bravour-Arie
einen fo glänjenben ÄünfHerfreiä nicftt aufjuweifen, fo ft'nben
wir bod) aud) f>iev bie fdjä^enöwerffKften Talente in ©a# =
mann, ©röger, Äettel, Sd)ü$ unb «Senf, unb in ben
2>amen: grifdjer, ©afraann, ©röfier, Äettel, 9fto$s
pini unb Sd)ü#. 3n bie 9tegie teilen ftd) ©agntann
unb Äettel, <£rfterer für bas Sd)aus, 2e$rerer für ba&
ihtfrfpiel. Dr. Äöcbö für)rt nod) befonberä bie SRegie über
bie Slragöbie unb baö t>ör>cre £>rama. Ueberftaupt greift
Dr. ,£öd)ö al6 Dramaturg fräfttg unb fegenöreid) in bie
äfrr)ettfdje Leitung ein. ©ein ^)Ian, eine „Slcabemie ber
Scbaufpielfunft" in 23. ^u begrünben, würbe biefer 9teft'benj
einen neuen SSorjug über fämmtlidje beutfdjen Sweater geben,
wenn er t>erwir?lid)t würbe. 23efonbere <2rrwäl)nung oerbient
aud) nod) ber 3nfpector 2Bürtenberger, ber oon ber ©rüns
bung be$ 9?attonaItr)eaterei biö fyeute bie Function eineö 3n=
fpicienten ausübte unb für ben unbebingt tüdjtigften 3nfpie=
cienten in 25eutfcblanb gehalten werben mufj. — 25ie <£im
trittepreife ftnb bie in 9?orb = £)eutfd)lanb gewöhnlichen; nur
ba$ Qibonnement ift auffallenb billig; baö Sweater bietet in
2 Spangen, einem parterre, $)arquet unb ©allerie Staunt für
1400 ^erfonen. Spieltage ftnb wbcftentlicb, wer: Sonntag,
SDienftag, SSHittwod) unb $xeita$, mit 2iu6nal)me ber Steffen,
mät)renb benen taglicb, gefpielt wirb. 3m Sommer wirb baef
Sweater 6 — 8 SBodjen gefcfjloffen. Seit einigen 3al)ren gibt
bie ©efellfcfyaft and) wafyrenb beö Sommert eine Sfteibe von
23orfrelIungen in bem nafyen SBolfenbüttel , wo ein neues
freunbltdjeö Sweater ju biefem 3wecfe erricbtet würbe. 2)er
(Ertrag biefer 23orfteüungen fommt bem oor «Rurjent begrüne
beten ^enft'onöfonb ju QÜute, ber bntd) biefe nidjt unbebeu=
tenbe Jpülf^auelle gewig balb 3U einer CEapttall)öl)e fteigen
mujj, welche bie 3u!unft aller oerbienten SDiitglieber be$
SSbeaterä ju 23. reicfclicb fiebert.
Bravo, 1) 23eifall5ruf ber Staliener, ber faft in bte
Sprachen aller 23öl?er übergegangen tfh £>er Superlatio ift
Bravissimo. 3n ben SEheatern 3talienö, fo wie in ben
ital. Opern $tanheid)& , <5nglanb6 unb 2)eutfd)lanb^ , mad)t
man in bem ©efcr>led)t beö 2Bort$ einen Unterfd)ieb. ©ilt
e£ einem SDiann, bravo; mehreren, bravi; für eine £>ame,
brava; für mehrere, brave. <Sben fo geftalten ftd) bie Unbungen
be$ Superlativ. Soll e$ ba$ (Jnfemble bebeuten, ruft man
bravi! 2) So o. w. 23anbit. (L.)
Bravour (0. fr.), 1) eigentlich £apfer£eit; in ber
■äftufie 2) fold)e Sonfhitfe, bie eine große gertigfeit er^eifdjen
unb im Vortrage einen glänjenben (£inbruc£ machen.
Bravour-Arie, eine UXrie, bie ben Sängern @e=
legenbeit gibt, ir)re «ftebjenfertigfeit ju jeigen unb geltenb
ju mad)en; fte ift ber jenige SEtyeU einer £>per, um beffent=
Brawe Bremen 13
»Dillen oft bas ^ublitum allein ins Xfyeatev gebt, obfdbon
bie 33. eigentlich ganj oom 3ll)eater oerbannt fein follte, ba
ft'e lebiglid) ins @oncert gebort. 23gl. 3irie. (7.)
Brawe (3«>ad). 5Ö5 i t f>. , Jreiberr oon), geb. 173S
ju 2Beifienfels. 3n feinem IS. 3abre bewarb er ft'd> mit
einem (bürgerlidjen) £rauerf»iel in ^Jrofa: ber greigeifr, um
ben »on iNifolai ausgefegten $)reis; es mar im ©eifte ber
engl. 3)ramatiE gefmrieben unb warb näd)|l »on ßronegfs
(Sobrus für bas befte anerfannt. Sin 2. Srauerfpiel: 33ru=
tus, ifl bas erflt beutfcbe 25rama in fünffüßigen reimlofen
Samben; bei »ieler Äraft in ber 23ebanblung leibet es an
großem JRebeprunf; bemerfensmertb ijr, bay es feine weib=
lidben Stollen entbalt. 33eibe 2Ber£e, bie ju ibrer ^eit »ieles
Sluffeben machten, gab fiefft'ng 1768 ju S3erlin beraub. 33.
frarb ju SÖeitlenfels 1758. (H. Schi.)
Breitine; (<£buarb), geb. um 1804 im 33abenfd)en,
(lubirte in £eibelberg Stb^ologie, frequentirte aber mebr ben
^ecbtboben unb bie 3Sergnügungsorte als Sollegia unb jeicb=
nete ftch fd?cn bamals bureb. feine fyexrlidbe , unöermüjtlic&e
Senorjlimme aus. 1S27 ging er jum S£tjeater , mar für eine
Steibe oon Sabren in 23erlin bei ber ^ofbübne engagirt,
bod) unterbrach, eine ©eijresr'ranr'beit biefes SJerbältniß unb
ber ©anger, oon bem berübmten Dr. $orn mieber bergeftellt,
burchreifie ju feiner ©rbolung 2>eutfd>lanb unb gaflirte auf
ben 23übnen erfren SRanges. 23on 1834 an mürbe er $)tit=
glieb ber f. f. Oper in SBien, unb bas Äarntbnertbor mar
es, mo ec in einer Umgebung, wie 2Mb, 23inber, bie 2öme,
©taubigl ic. , ^artbien, mie SRobert ber Teufel, 3ampa,
©eorge 23romn :c. in unerreiebter SSolIenbung jur Slnfchauung
brachte. 1838 ging er nad> Petersburg, mo er, ber oergöt=
terte £iebling ber GFjarenfrabt, ft'dj je$t noch, beftnbet. 33.
fann ber beutle SKiefentenor geneumt merbenj feine per=
fbnlicbe coloffale Grrfcheinung erregt unmillfübrlid) Cacben,
bas aber fofort oerftummt unb ber 33emunberung tylafy
maefet, ertönt bie gewaltige gülle feiner reinen, eben fö
triftigen, als füllen 33rujrtöne. 2)as Timbre feines Organa
tfi nid)t nur fo nacbbaltig, ba$ es ein ganjes grofjee»
Srchefrer beberrfcht, fonbern aud) mieber fo fdjmeljenb, ba$
es im pianissimo bas Öbr entjücfenb feinen 2Beg jum ^5er=
jen ttnbet. (C.H— n.)
Bremen (SEbeaterfrat.) , freie beutfebe 'Btabt an ber
SBefer mit auferfi regem SSerfebr, einem fef>r bebeutenben
©eebanbel unb 41,000 @inm. Sie erjten <S»uren eines
Sbeaters in 23. fünben ftd) 1688, mo bie furfürfll. facbft=
fd)e «»poffcbauf&ieler = ©efellfcbaft bie ©rlaubnif, eine 3in=
jabl SJorflellungen in 33. ju geben, erbieltj 1695 eröff=
nete bann ber ©apellmeifrer Äonoenburg ein Sbeater
16 Bremen
in einem $Pri»atoaufe in ber Sangenftrage ; 1718 fyelt ber
$>irector £aö£arl um bie (Srlaubnif an, feine 23üfme in
23. auffdilagen ju dürfen. Sie würbe ibm abgefdtlagen;
er erhielt jebod> oon ber fyannöyerifdjen Regierung bie (ix:
Iaubnifj, in bem f>annö»erifd)en Dorfe Jpoffebt, i ©tunbe
pon ber ©tabt, ju fpielen. 2)a ber Diele 3ufprud)~ auö ber
@tabt jit großen Unorbnungen führte, unterfaßte ber bre=
mifd)e ÜDcagijtrat feinen 'Bürgern ben 23efudj ber fyoftebter
23üf)ne. dagegen befeuerte für; baö Kollegium ber 2lelter=
manner alö Sb'orfreljer ber 23ürgerfd>aft , jebocb, frudjtloö.
1739 mürbe ber SS eltf) eim'f cfcen ©efellfrfmft ber fogenannte
©djü^enmall ju ifyren üBorftellungen eingeräumt, bie aber
nidjt lange mährten. 1745 fyatte eine manbernbe Gruppe
tr>re SBube eine 3eit lang auf bem (f)annöoerifd>en) ©djmadjs
Käufer ?^elbe aufgefangen. 2>en Unorbnungen, bie biefeö
gelbleben »eranlafte, glaubte man burd) eine Verlegung bie=
fer 23üf)ne in bie SSorftabt am Jpeerbentbor oorjubeugen unb
mürben babei bie 23orfrellungen getfrlidfyer unb biblifdjer ©es
genflänbe »erboten. 176-2 gab bie Sofepfyifaje 23anbe eine
Seit lang in einer 23reterbube 23orfrelIungen. 35er Unter?
neunter oerbanBte tiefe ©rlaubnif einer bringenben <2rmpfef)=
Iung beö 4?er£ogö gerbinanb oon 23raunfdnueig , bei bem er
lange Äammerbiener gemefen mar. <£r mufite bie ©tücfe
einer <£ommiffion jur ©enefymigung jufenben unb möd)entlidj
eine 23or|tellung jum 23eften beö 2Irmenf)aufeö geben. 2>aö
^Publifum fanb an biefem if>m aufgebrungenen Vergnügen
feine greube. <£ö mürbe fo menig befudit, ba$ 3ofepf)i fa>on
nadj 2 äftonaten metter jog. 17(i;5 fptelte in bemfelben £ocal
bie berühmte ©efellfdjaft 2l<fermannö auö Hamburg, in
ber Grcffjof alö ©djaufp. unb ber nachmalige grofe ©cb,rös
ber alö SEänjer glänzten, unb machte auf einige SKonate
gute ©efd>afte. 2)er (f inlafjpreiö auf ben erften spiaij betrug
2 SEf>Ir. in ben im ftebenjäbrtgen .Kriege gefd)lagenen fa^lecb,*
ren, fogenannten 23lediba§en. 2?on 1763 — 1780 liefj ber
25irector beö 35oms©r;mnaftumö Nicolai auf bem Slubitorio
»on'ben ©tubenten ©djaufpiele aufführen. 1780 fam ber
berühmte 91 bt (f. b.) mit feiner nod) meljr alö Äünfllerin
berühmten ©attin gelicitaö auö ^oüanb nad> 25., um
mit berfelben bie 5)ielobramen 23enba'ö: 2triabne auf
Staroö, Sötebea u. f. n>., auf bem 236rfenfaale ju geben.
3ufällig fanb er fjier ben furfürftl. fölnifdjen Jpofmuftfer
JRomberg mit feinen bciben, nadjmale fo berühmt gemorbe=
nen ®bl)nen, vereinigte ftd) mit biefen ju Goncerten unb
25eclamatorien unb fo mürbe bie £ufr ju tfjeatralifdjen 2Jor=
frellungen angeregt. 2lbt fjielt um bie Sonceffton ju ©cr>aus
fpielen an. @ie marb if)m für bie SBintermonate bewilligt.
<jr jog 2Bäfern mit feiner ©efellfdjaft an ftdj, trennte, fid)
Bremen 17
aber balb wieber von tf>m unb fpielte biö 1783 in 23., afe
n>ed)felnb mit fünfter, $aüe unb ©öttingen, mo er flarb.
2>er ®d>aupla§ war eine 9ieit6af>n auf bem 2Balle, bie nur
3ur £älfte mit einem I)ad>e »erfe&en, bann »öllig für btc
©pieljeit bebedt mürbe, dlaa) Slbtß £obe 1783 fe£te ber
Sanjmeifter Äeffell 1784 ba& Ijieftge Sweater für bie 2Bin=
termonate fort, 3m ©ommer bereifte bie ©efellfdjaft Seile
unb anbere Orte. 178.5 gefeilte ft'cfj ju Äeffell ber ©irector
Sictrid&ö; 1786 führte 25ietricl)$ ba6 Sweater allein unb
bereifte £>fl = grie£lanb. @o ging eö unter 25tetrict)ö SDirec=
tion einige Satyre in ben SBintermonaten in bem fd>led)ten
Socale ber 23reterbube fort. 2116 ein Sntermejjo Ratten mir
einen SBinter trat «Sänger öon bem braunfcfymetger ital. #of=
tfteater, bie auf bem 23örfenfaale wöchentlich einige fomifcfye
Sperngefange, nur concertmapig oi)ne tf>eatralifc^ert 2lpparat,
ganj Dortreffiicfc, gaben. 2)ie Jpauptperfon babei mar bie be=
rühmte 2lltfängerin ^accini. 3n ben Sauren 1790 u. 91
bilbete fta) unter Anleitung beS berühmten §retl)errn 2lbotpt>
oo n Jlnigge, ber mit ben tyerrlicfoften Anlagen für bie &ar=
Teilungen Eomifdjer (Sljarar'tere ausgeftattet mar, ein tiefe
ijaberttjeafer für eine gemähte ©efellfdjaft oon Sufdjauern.
SDer ©c^aupla^ mar ba$ grofe 2lubitorium beö 2ltl)enäum6
an ber 3)omfirdE)e, ber (Eintritt foftete 48 ©roten für baö
23illet, n>eld>eö mit bem tarnen beö ©intret'enben bezeichnet
fein mufte unb Beinern 2lnbern überlaffen merben burfte.
2>er lieber i'cfyufj nacfe, 2lbjug ber Äoften mürbe an 2lrme oer=
tfyeilt. Die, benen ber 3utritt ju biefem Sweater nicbt oer=
gönnt mar, gingen ju bem 2)orfe Steuenlanbe, mo ein
2. Cieb^abertfjeater, auf meinem 23arbiere, $)errücfenmad)er
unb Siafyrerinnen, in einem 23auernl)aufe umftelft mit Äüfjen
unb kalbern, bie oft barin brüllten unb blöcften, if>r tb,ea=
ttali]d)e& Unmefen trieben, bai oft fef>r ergö^enb mar. 2>er
3uf4»auerpla§ fapte 200 $)erfonen; baö £3rct)efter mar mit
l'ieb^abern befe§t, auf er 2 £ornifren, bie aus ben 3)tuft'fern
genommen mürben. 2>ie immer mefyx junetymenbe 2iebf?abe=
rei an ber bram. Äunfl in bem gebilbeten Xtyeil be$ $ubli=
iumö »eranlafte ben nadjberigen £cfratl) Dr. @d^ütte ben
23erfucfy ju macben, ein jlefjenbee öffentliche^ ©djaufpiel unter
Seitung eineö erprobten ©cfyaufp. ju begrünben. 23aron
Änigge, mit bem ©cjiaufp. ©rofmann langft befreunbet,
ging auf biefen 23orfcb,lag ein unb ©rofmann, ber gerabe
ju ber ^eit bie (Sonceffion be<? Ijannööeriföen -^oftfjeaters
befaf , mürbe etngelaben, ein paar ©afirollen auf bem ilieb=
Ijabert^eater ju fpielen, um fo baä ^ublifum mit ifym be=
fannt ju machen unb ifym bann bie SEljeilnatjme an ber £)trec=
tton anjutragen. 2luf Dr. @cb,ütte'ö Sinlabung tarn Qixectov
©ropmann 1791 nacb, 33. unb trat jmeimal auf bem tiefe
%t)cattt:£txiton. II. 2
18 Bremen
fyaberttyeater aU SDtarinelli in (ärmilie ©au*otti mit ungemei=
nem 23eifau* auf. 2)er SBunfd), tiefen grofen Äünfrler mit
einer tüchtigen ©efellfcfyaft für lange 3eit in 23. ju fefyen,
mürbe allgemein ; aber eö traten 4?inberniffe f)inftd)tlid) ber
(Sonceffton ein unb bie ©adje mufte rufjenj 1792 jebod)
mürbe bie (Sonceffton bem 2)trector ©rofmann auf 5 3al)re
für 3 — 4 SJBintermonate, ba er in ber übrigen ■ieit baö £of=
tfjeater in £annoc»er oerforgen mufte, ertl)eilt. ÜHun fehlte
e$ an einem fd)i<flid)en Socale, benn in ber bisherigen 23reter=
bube tonnte unb mollte ©rofmann nid)t fpielen. S$ mürbe
alfo ein neues tyaue am Öfrertbor SBalle eon 120 guf Sänge
unb IG guf SBreite uon ben 23aumeifrern Sübring unb 2>ee£en
für 5000 £f)lr. erbaut, meldte ©elb burdj Sictien jufammen=
gebracht mürbe. 2lm 18. Oct. 1792 mürbe bie 23übne mit
bem ©djaufptel : SSürgerglüd3 »on 23abo unb einem $)ro=
löge eröffnet. £)a6 &niggefd)e fiiebbabertbeater überlief feine
2)ecorationen , ©arberoben, 23eleud)tungö = unb übrigen Uip=
parate an ©rofmann für 300 £blr. SSier Senatoren mur=
ben alö Oberintenbanj über ba$ Sweater gefegt, ©rofmann
forgte für eine möglidjjr gute ©efeüfdmft, comvlettirte baö
£?rd)efrer unb jeigte fid) bi& ju feinem 1790 erfolgten £obe
als trefflidjer £>trector. 2)er 9tegiffeur Äod) führte bie 25irec=
tion für bie ©rben be& SBerfrorbenen unb im ©eijre beffelben
fort unb Dr. &d)ütte unterflü^te itjn, mie ©rofmann, un=
eigennüljig in ben ©efdjaften; fpäter taufte berfelbe $au6
unb Snoentar unb führte baö &beater für eigene Dtedjnung.
JDurd) (Einführung ber grofen £>per unb eines franj. 23alIetS
in 23. forgte er für nü£lid)e 2lbiued)felung unb i)ielt bie
©djaulufr bejränbig rege, mahrenb er äugleid) bie befjeren
SSerfe beutjtben ©eifree ungefdumt aufs ytepertoir bxad>te.
1801 a_ab ©djütte baS SEbeater nad) erlittenen grofen SJers
lüften auf unb ber 2lbt>ocat 9t ei ni die aus <£annouer über=
nahm ee in ©emetnfdfoaft mit bem £>pernbtrector 3gnaj
SBalter. 2>iefe £>irection mährte biß 1800, mo SBalter bas
Theater in Stegeneburg übernahm unb Oteinicfe alleiniger
2>irector in 23. mürbe. 2lber fdjon 1807 muf te er bie Unfer=
nefomung aufgeben ; ber Stegiffeur ©tabler vereinte ft'd) mit
Dr. ©d)ütte unb biefer trat »on Steuern an bie @pi§e beS
Unternehmend , maS einen bbdjft mobltbatigen ©influf aue=
übte. £>ie ©efellfdjaft in 23. erhielt jugleid) aud) bie <5on;
cefft'on für ben 23abeort sJ)«rmont unb braute bort ben @om=
mer ju. SBabrenb beffen tarn 1808 — 1809 eine franj. Öpern=
unb 23alletgefellfd)aft nad) 23. unb fpielte bafelbfr ben @om=
mer über. 1810 gajrirten Sfflanb unb bie «£enbel=@d)ü#
in 23. unb befonberß ber ©rflere erregte grofe ©enfation.
3n bemfelben 3al)re jlarb ber SDtitbirector Nablet in ^)an=
nooer am ©d)lagftuffe. 23alb barauf trat aud) ©d)ütte »on
Bremen 19
ber 2>irection, ber er abermals groge Opfer gebrad&t i>attef
jurürf unb 2>irector 25ietriAs übernahm 1811 baS Sweater j
it)m folgte ©firmer, ber burd) £erabfe§en ber Eintrittss
»reife jiuar für ft'cfe einen guten ©eminn mad)te, bie Unter?
netymung aber für immer Derbarb. 1812 übernahm tyid>lev
bas bremer Sweater unb fparte feine Soften, baS 3nfritut
ju oerbeffern. 1816 gab $)id)Jer bie 2>irection an ©erb er
ab, bem jebod) fd)on 1817 9tingelf)arbt folgte, ber 2In=
fangS mit ©erber »ereint, bann aber allein baS Sweater
übernahm unb eS bis 1820 mit ©eroanbtljeit unb @ad)fennt=
nif führte. Ein 23erfud), bem Sweater burd) einen 2Ictten=
»erein eine fefrere «Stellung ju geben, mißlang, Stingeltyarbt
trat jurüdf unb bie ©efellfdmft fpielte einige SDionate in
Bereinigung, bis ^pidjler nod) einmal bas SRuber ergriff unb
bas Sweater gemeinfd)aftlid) mit Dr. @d)ütte als Öberbirector
bis 1823 führte. 2ln feine ©teile trat oon 3af)ll>aö bis
1825, bann folgte fDtejjo, ber fd)on einige 3eit bei ber 2)irec=
tion beteiligt war, ber jeboä) bie 5u^run9 "«•$ furjer 3ett
roieber ab^ab. Eben fo Dorübergef)enb mar bie SDirection beS
Dr. JUinbtmortb. unb im Sßinter 1S26 trat ein abermaliges
9>rot>tforium ein, inbem bie ©efellfd&aft auf Teilung fpielte;
fpäter übernahmen tyilltoit} unb 23etljmann bie ftüfyvima,
beS leefen ©djiffeSj 0illiui§ trat jebod) fcf/on 1827 jurücf unb
23etf)mann mar nun bi$ 1831. 1830 Fjatte ber Eigentümer
bes ©d)aufvielf)aufeS, Dr. ©dbütte, baffelbe an 2>irector
©ulfd)om, gen. 23etb/mann, für 7000 £f)lr. unb baS ge=
fammte 3n»entar für eine Stfente r>on 250 £f)lr. »erfauft;
©erber übernahm t>on biefem 1832 baS Sweater unb führte
eö biß 1834 ofme ©lücf. £>irector 2lnl)olb folgte tfmt bis
1837, mo er fallirte. «£ammermeifrer unb Eng elf en
übernahmen bie £>irection, öerjicfeteten jebod) fd)on nad)
4 2Bod)en barauf, fobalb fte bie enormen Safien erfannten,
bie auf bem Sweater rutyen. ©eitbem führte, Slpril 1839,
2>irector 9tottmeoer bie f eineSwegs beneibensroertfye
SDirection in 23., b,at fte aber am ©d)luffe biefeS SDtonats
niebergelegt, ba oaS tyubütum gar nid)tS für bie Erb>l=
tung bee £l)eaferS tfjun wollte, unb bie SBerfjdltnifje ftnb
abermals jerrüttet. 2)as Sweater öat in parterre, 2 Steigen
Sogen, ©perrff^en unb ©allerie 9taum für über 1000 3u=
febauerj bie f>od>ftc Einnahme betragt 4U0 Xfyalex , bas
Abonnement im äüinter bis 1600 SEfjaler monatlid), 2>as
Örd)efrer befielt meifr aus bem SWuftfAor beS f)anfeatifcf)en
SinienbataillonS unb b>at in ber legten ^eit burd) bie 23e=
rufung beS (Japellmeifrers ©tegmatjer üon ßeipjig einen
bebeurenben 2Iuffd)mung genommen. £>ie 23ef>au»tung , baf
23. ein Sweater nid)t unterhalten fann, bebarf nad) ber !jifro=
rifd)en Darfteüung n>ofjl feines nafjern 23emeifeSj fann man
2*
20 Brentano Breslau
audj bem tyublitum «Sinn unb ©efdjmacf nid)t a&fpredjen
unb mu# man felbft bie 23ereitwilligf eit , baS Sweater ju
unterftüijen , anerfennen, fo liegt ber ©runb beS 9tuinS für
jebe ADirection in .bem Umftanbe, baf ft'e ganj ber 2Billfüf)r
ber ober beS (£igentf)ümerS $reiS gegeben ftnb unb bte üaften,
bie baburd) bem Sweater aufgebürbet werben, nidjt ju er=
(Zwingen oermbgen. (it. E.)
Brentano (SlemenS »on), geb. 1777 ju Jranffurt
a. Tl., feit 1822 9)iitglieb ber «Propaganba in 9tom, gegen=
wärtig abmedjfelnb in Stegensburg unb SDiündjen, wo er ben
farfafhfdjen (£inft'ebler fpielt. 23. fddofl ftd) ber SLenbenj
ber burd) SEiecf, SBarfenröber, bie beiben ©djlegel unb 2lnbere
tnS fieben gerufenen romantifdjen Stiftung an, nid)t ofme
feine prägnante ©igentfjümlidir'eit ju wahren. 2lm bekanntes
ften mürbe er burd) bie in 2Jerbinbung mit 21. oon 2lrnim
herausgegebene oortrefflidje ©ammlung beutfdjer 23olEslieber,
meldte unter bem£itel: beS Änaben SBunbertjorn, in 3 23an=
ben (1806 — 1808) erfcfjienen ift; ferner burd) feine fdjbne,
populär geworbene (Sr^äfylung oom braoen JlaSpcrl unb bem
fcfcönen 2lnnerl. ©eine bramat. arbeiten, wie bae @djau=
fpiel: bie luftigen 3)iuftfanten (1801), unb ba& wunberlidje
Drama: 23ictoria unb tf>re ©efdjwifter mit fliegenber §ah,ne
unb brennenber i'unte (1817), fdjretten weit über bie (Sou=
liffengeredjtigfeit ber 23üf)ne fyinaus; fein Suftfpiel: ^once
be Ceon, ift inbef ein wafyrljafter £ummelpla| oon origi=
nellen 2Bt#fpielen unb fein umfangreiche bram. ©ebidjt:
■ bie ©rünbung oon *prag, ift, obgleid) formlos, eine mai)r=
t)afte ©djafjfammer oon grofjen bram., wie befonberS lori=
fdien ©djönljeiten unb jedenfalls ju wenig befannt unb an=
errannt. (H. M.)
Brescia (£f)eaterftat.) , £auptftabt ber gleidjnamigen
Delegation im «ftirdjenftaate mit 30,000 ßinm. 323. t)at jioar
ein ©djaufpietyauS, aber feiten i)ält fidj eine ©efellfdjaft
bort auf unb wenn ft'ct) eine bortbin oerirrt, fo ift es ge=
wbfmlid; eine ber unbebeutenbften Italiens.
Breslau (£h,eaterftat.), £auptftabt beS preug. £er=
jogtfjumS «getieften mit 82,000 <kinw. , ©i£ ber Regierung,
einer frequenten Unioerfitat unb eines blüljenben ©en>erb=
fleifeS. &ür M* allgemeine beutfdje £l)eatergefd|id)te l>at 33.
eine entfdjiebene 23ebeutung. Gfs ift biefelbe mit ber politi=
feben 23ebeutung, weifte 23. im 15. %at)Tp. als reicfcsftübtifdje
SDJad)t erreid)t blatte, einigermaßen oerfnüpft. ©in lebenbiger
SSerfeh,r, ein bebeutenbes 2Jolfsleben boten für tas £f)eater,
wie für fiuftbarfeiten aller 2lrt einen günftigen 23oben. Die
erfte ©pur eines 23oltSt^eaterS ft'nbet ft'd) fdjon 1522. <?S
fanben, wie in Nürnberg, ftaiinafttöipiele €tatt, meift bibli~~
fdjen 3nl?alts, jum ©intrittspreife oon 6 gellem. 2Ber ge=
Breslau 21
fpielt i)abe, ifl nidjt ju ermitteln, balb ©dniler, balb Jpanb=
werteburfdjen , fdmell aber erweiterte fid> biefe SuftbarBeit fo
weit, bap nid)t bloei auf einem beflimmten ©d?aupla§, fon=
bern in Käufern gefpielt mürbe, woraus bann juweilen )ei)X
frivolem ©eft'nbel ein ©ewinn erroudjä. Vergebenes erläft
ber 9)cagifrrat ein 2>erbot nad) bem anbern, befonberö gegen
bie fdjanbbaren Jlomöbien , ba man ee bei ben djrifllidien
nidjt bemenben liep. Vergebend mürbe 1582 bem >iprebigt=
amte bie (Senfur übertragen, baä Unmefen fleigerte ftd) fort
unb fort. Heber bie SSerfaffer ber aufgeführten ©tücfe ifl
aud> nur Gnnjelnes befannf. <£e beftanb eine SDceiflerfanger=
orbnung in SB., ganj nad) nürnberger SBeife, worüber fdjon
9lbt in Sbunna unb £ermobe (3eitfqrtft oon ©räter 1813,
9cr. 11 ff.) $lad)xid)t gibt. 25er bebeutenbfle 2>id)tex biefer
3unft war Slbam sPufdnuann, beffen Äomöbie oom $)a=
triardjen 3a?ob 1.583 aufgeführt worben unb nod) öortyanben
ifl. Stfud) in ben ©»mnaften fyatte man fdwn gefpielt, unb
bie proteflantifcf>en erhielten im 17. %at)xt).r als bie Sefuiten
nad) SB. famen unb fef>r pradjtoolle lateinifdje ©djaufpiele
aufführten, befonbere SUufforberung baju. 25er SRector (£lia£
SDtajor lief? 104-2 im (Jlifabetfyanifdjen ©omnaftum eine be=
meglidje ©djaubülme errieten unb ein t>ermutf)lid) nad) £> p i § ' 6
SlrgeniS bearbeitetet ©dmufpiel gleidjes Dtamenei auffül)*
ren. 2)a6 2ftagbalenengt)mnafium tt)at ein ©leidjee, £)pi#en$
Ssubitb, warb bafelbfl gegeben. Snbeffen fehlte e6 an ©tüden,
ein 3)cangel, bem junaajfr Slnbreas ©r»pf)iuö, ber nod)
je§t für ben SSater bee beutfdjen ©djaufpiete gilt, abhalf.
(£ö ifl anjuner;men, bafj jene ©djaufpieltwrflellungen auf
feine fdjriftflellerifdje S^ätigfeit anregenb gewirt't f)aben.
©eine ©ibeoniter würben 1052 fünfmal, feine ftelicitaö
1658 ftebenmal gegeben. 2lud) feine übrigen Srauerfpiele,
tnebefonbere fein frerbenber ^apinian, erfreuten fii) gros
fen SBeifallö. 5luf ©rüplüuö folgte 25aniel <£a$x>axi, xoeU
djen bie £iteraturgefd)id>te alö 25aniel Saöpar Don £of)en =
flein fennt, als bram. 2)id)ter. ©ein 3braf)im SBaffa,
ben er im 15. 3al>re fdjrieb, beweifet, bap er ftcf) ©rnpfjiuS
jum Sftufler nafjm. 2lud) nadjbem er alö 0ted)tögelel)rter
einen praftifdjen SBirfungsfreiö cor ftd> i)atte, naljm er an
ben SSorflellungen ber ©tubenten Sntereffe. ©eine 2lgrip =
pina unb <2rpid)ariS ftnb 1666 jwölfmal aufgeführt wor=
ben. 25ie$ ifl nad) je^igen 2lnftd)ten allerbings fafl un=
fcegreiflidj, ba jene ©tücfe ooll ^xveibeutiateitcn ober trielmefjr
fdjmui^iger ©d)ilberungen ftnb, bie am allerwenigflen für bie
flubtrenbe 3ngenb paßten unb je§t bie Genfur, aud> felbfl
eineö SBinf eltfteaterö , nid?t pafftren würben. 2)amalö nun,
nad) ben Stuefaocn ber 3eitgenofjen, fa^ man bie oorneb/mflen
2eute unter ben 3ufdjauern, bie xeidjlid) 25ucaten unb l>arte
22 Breslau
"Zfyahx in bte am (Eingange flebenben 23ecfen warfen. £>ie
(Einnahme belief fid? oft auf i)(M» X()Ir. 2)atwn würben bie
Slu&gaben befrrttten. 2)er iDidjter erhielt 6 ftlberne „Skcber"
ju 1 9)carB, jeber Stuffefjer einen unb jebe ber fpielenben
''Perfonen 14 £bjr- Sin (Eiferern, bie eine ^Pflanjfcbule ber
©ittenlofigBett in folgern treiben fafjen, fehlte ee gleidjfallef
nid)t, and) Bonnte man ifjnett nia)t ganj llnredjt geben.
2)enn wenn aucb bie 2Beiberrollen Don Sünglingen gefpielt
mürben, fo mürben tod) burd) bie im £oh,enfrein'fcben ©e=
fcbmacf begrünbeten lüfternen «Säuberungen, &orftellungen
unter ber 3ugenb tm Umlauf gefegt, meldje allen cbriftlicben
(Ermahnungen unb Sefyren Jpcfyn fpradjen. 2)iefe ganje 9tid)=
rung beutfdjer Literatur, in einer blinben sNacbabmung beä
2lu6länbifd)en begrünbet, ifr oft genug gefdulbert morben.
©enug, fte ermeifet ftd» I)ter alö mit öffentlichem 23eifalle
beehrt. 9)cinber oornebm traten bie Sdjaufpiele oon Jpall =
mann auf (melcber t>on einem Beitgenoffen felbft ber Un =
gl üd? feiige genannt wirb), jebod) mar befonberö burdj (Ein=
webung opernartiger Slufjüge, meiere biefer liebte, ber wiffen=
fcbaftlicfee <£t)arattev , ben i'obenfrein noeb, feftjufjalten gefugt
fyatte, ööllig öerwtfdjt. £>ie 33el)örbe fteuerte bem ftrtenge=
feierlichen treiben, unb fo mürben benn burd) einen gemiffen
«Kretfcbmer (1690) fogenannte Actus geftiftet, bie Beine
förmlicben Jtomöbien fein burften, fonbern ftd) auf ©efpradje
über miffenfcbaftlicbe ©egenfiänbe befdjranBten. SDer erfre
mar üon Sfjrifrian ©ropbiuö abgefaßt. 2)ie ganje £uft=
barfeit fanb man balb langweilig unb oon 1719 an näherte
man ft'd£> ber bram. 5orm wieber. 25ie Stectoren bearbeiteten,
fo gut fte Bonnten, f>tflorifdE>e Stoffe. £>ie bram. SJorftellun;
gen in ben protefrantifdjen ©omnaft'en l)aben bi6 1783 *)
fortgebauert. 2)ie Sefuiten batten feit ber (£rrid)tung ber
Unwerfttat ibre Sdjaufpiele fel)r erweitert. SDcan tyat fogar
baö Reiben Sf)rifti am (Sbarfreitage auf öffentlicher Strafe
bargefrellt. 9cad) bem ftebenjabrigen Äriege fyatte bie6 Un=
wefen jebod) balb ein (Enbe, obgleicb bie bram. Uebungen in
bem Batbol. ©umnaftum langer als in ben proteftantifeben
fortgebauert t)aben, bis im 19. 3al)rf). öffentlicbe JRebeübungen
überall an beren Stelle getreten finb. JflJir menben uns nun
^ur ©dulberung beöjenigen Xfyeatevwefenö , weldjeö mit ber
Sdjule in Beinern 3ufammenh,ange frebr, mobei benn ft'cb fo=
gleicb bie SBemerBung aufbringt, baf erft, naebbem baß Jto=
• möbienfpiel in ben Spulen befdjranBt worben war, für bie
*) auf bem *Wogbafcnciigi)mnofiuin mar gicef att «primancr
noä) icfjr mittfyätig bei braiiiat. Stiftungen unb foH fd;en bainaU ein
bebeutenbe* i)iiiitiid)Cb ZaUnt verraten baben.
Breslau 23
bram. Jlunfr in ibjer öffentlichen ^robuction allgemeinere
Slufmerffamteit gewonnen warb. <i6 liegt ein feltfameö
SOtipoerhältnifj »or 3lugen, tnbem ju berfelben 3eit bie
23efd>äftigung , bie bei «Schülern nickte; ©cfyimpfücfye^ f)<*tter
bei beuten, beren Sebensberuf ft'e auömacbte, gerabeju efjren«
rührig erfduen. 2Bir »erliefen baö eigentliche 2Jolfeitf>eater
bei ben ©pielen ber SDieifrerfänger. 2)iefelben würben bies
jum anfange beö breifigjafyrigen Äriegee in sprioatfyäufern
fortgefe^t. 2>ie SJerbote bee SDtagiflrate (feinen nur fo viel
gefruchtet ju fyaben, baf? bie ftcb, funbgebenbe Neigung beö
SBolfä für tr)eatralifc^e Unterhaltung einer geregelten £>rb=
nung unterworfen würbe. Söian gab in öffentlichen ©ebcius
ben, bie ju ©pielen, insbefonbere 23allfpielen befrimmt waren,
tf)eatralifcf;e ÜBcrfrellungen. 2>er Name 23 all bau 6 für Xfyea*
ter fommt fyunoert 3al?re fpater nod) oor. <£s ifl ganjlicb,
unbekannt, tva$ man eigentlich aufgeführt fyabe unb nur fo
üiel anjuneb,men, baf? bie ©tücEe »on ©r»pf)ius unb beffen
Nachfolgern ben gelehrten ©Ovulen bewahrt blieben, toie fte
benn in ir>rer ft'djtbaren 23eredmung auf ©d)ulwei6^eit, auf
anbere ale ©dbulttyeater nid>t haften. £)ie ganje ^oefie
reorganifirte ftct> ja in £>eutfcblanb nur auf wiffenfdjaftlicbem
SBege, um eben beetyalb ft'cb »om 2Bege ber Sßabrbeit jule^t
ganjlicb, ju oerirren. 25ie hoffen ber JBolBtfyeater jener 3eit
ftnb meiflenö unbekannt geblieben unb erffc ber fpätere St)rt =
ftian SBetfe in Zittau bemühte ftcb, ben 2*0116= unb ©cr;ul=
gefcbmad? ju oerföfynen. ©in gewiffer Sfaaf 23ion erbaute
nun IÜ77 in ber Neuftabt ein gröperes fogenannteö 23allbatt6,
worin man 23all fct)lug, Neitübungen trieb unb aucb .Kontos
bie fpielte. £>ie SEruppe be& SWagifter 2Jeltl>eim fanb fid?
ein, welche befanntlicb bie anfränbigfre in 2)eutfcb,lanb war,
unb »tele <&tüde oon SDcolicre unb (Sorneille aufführte. 2Jelt=
beim befugte 23. nacbft Nürnberg unb Seipjig am meifren.
$la<t) feinem SEobe begrünbete ber «Sdiaufp. <£lenbfof>n eine
neue SEruppe, bie enblidj ba$ früher »on 5ßeltf)eim befeffene
faa)ftfd) s polnifdje Privilegium an ftdj rip\ 23., feiner Sage
jwifcben ©adjfen unb $)olen fjalber fefyr bequem, erfreute ftd)
ibrer fjauftgen ©egenwart. 25ie 2Bitwe Grlenbfobns fyeixatyete
einen gewiffen <£aa<f, früheren 23arbier aus SDreöben, je§t
tüchtigen Äomifer. SDie Jpaaä'föe ©efellfc&aft fanb ftd) oom
Slnfange be$ 18. Saf>rb. bis 1724 jeben SQBtnter in 23. ein.
9la<b, ^aacfö SEobe warb bie SEruppe oon einem SUcagifrer
J^offmann geleitet. £>ie ©tüdfe, welche bie facbftfcb = polnis
fcb,en ^offombbianten gegeben, waren meifr ^aupts unb
©taateactionenj aua) ©puren ber Oper jeigen ft'cb, wenn
man anberö ein wunberlid>e6 ©emifcb »on SEanj unb ©es
fang, allegorifdjen %ia.uxen unb 23uffonerien alfo nennen will.
£)ie %itel lauten j. 23.: 2Sermäl;lung beö Ijelbenmüt^igen
24 Breslau
9>rinjen $)erfeug mit ber burrf)laucf;tia,en $)rinjefftn 2Inbro=
nteba, ober: 23elof)nung ber &ugenb in ber "perfen ber 3fa=
bella oon Gafrilten. ©emöfmlid) würbe ein muftfal. tyvolo$
ober ^Jajrorell unb baratif eine melobram. QIction, welche ein
Salier befcblof, aufgeführt. Die 33orfrelIung begann um
4 Uf)r. 3m December 1724 befd)loffen bic faa)f. poln. £of=
fomöbianten mit ber ^»auptaction: l'entuluö, ttjre 23orflellun=
gen in 23. 9Jcan war ber rollen ©efellfd)aft mübe. Die
5Bornef)meren Ratten ft'dj läng fr feinere (£rgb£licr;t'eiten ge=
(Raffen, benn bie frarfe 23erbinbung mit ÜBien fyattt fte,
iefonberö in 33e$ug auf SEonfunfr, 23efTere$ fennen gelehrt.
SDcan trieb Diel iral. SÄuft?. Der 3af)lreicfye unb fet>r be=
gitterte fdjleft'fcfye Vilbel war mithin jur (£rricf)tung einer ital.
£)per, fobalb ft'cf; ©elegenfjett baju seigre, fefjr geneigt,
©ine foldfye fjarfe ber ©raf oon ©porcf, börjmifdjer <&tatt:
kalter, in bem 23abeorte Aucfutf (jeijt baei «Äocfsbab) etnge=
rietet. Srgenb ein einflufreidjer fcbleftfcber CEaoalier lub
fciefe Cperngefellfcfcaft ein, nad) 33. ju fommen, mo mir fte
Slnfange 1723, balb nad)bem bie .^aacf'fc^e Gruppe abgejogen
mar, erbliden. Der SDiagiftrat lief bat alte 23allf)aut> neu
becoriren. Der 3taum mar eng, bodj richtete ber 3)cafc6Jnen=
meifrer 23ernarbo (S anale ein netteö £f>eater barin ein.
Der 3mpreJTarto fjief Slnton 9)laria ^)erujji. Die ©e=
fellfcfcaft befianb aus 12 Q)erfonenj bat £ra>efier mar 18 —
20 ^)erfonen, fafl lauter «getiefter, ftart unb mürbe oon
Qiottlieb Xxeu (gemöfjnlicb, Rebele genannt, ber oon 1095
— 1749 lebte) trefflieb, birigirt. Die &orfrellungen begannen
mit einer Oper oon 23ioni: Orlando furioso, am 2. ^Pftngfr=
tage 1725, unb gmar unter allgemeinem Seifall. Der s2lbel
nahm bie neue Suftbarfeit in ©dju^j bie Xextbüd>ex ft'nb
ein}elnen (Saoalieren in bemütfjigen SBorten jugeeignet unb
gewähren in ber beigefügten beutfwen Ueberfe^ung einen fo=
mifdien (Sinbrucf, ber bem meifr ernfren 3nf)alt oft miber=
fpricbt. Snbeffen ijr feljr cfyarafterifrifd) , baf ber 23ürger=
franb biee auelänbifcbe SBefen fetjr gering fdid^te, mäljrenb
bie alten ^Joffenreifereien in ben ^of= unb ©taateactionen
tl)n amuft'rt Ratten. I)ie ©efellfdjaft oerfcbmäl)te e$ nidjt,
in ben ©trafen fjerumjujicben unb in einem Slufjuge trgenb
ein mefentlid}ee ©tücf Decorationen f)erumjutragen, um jum
23efudje anjulocfen. Dergleichen mar nun ben 'proteftanten
oft jum Qlerger, meld)e bamale mit ben JUtfjolifen in r>efti=
ger ©pannung lebten, bal)er bie £per auf bie Unterflü^ung
oon 20 — 30 (Saoalieren befcbrdnft blieb, ©ie fjatte, fo
gldnjenb fte mar unb fo meit if>r 9tuf ftcb oerbreitete, feine
ool!6tl)ümlidje 23ebeutung. (£6 mürben 1725 oier, 1726 ad?t,
1727 oier neue Dpern aufgeführt. Die Sermaltung beö gan=
jen 3nftitut£ mar mangelhaft, man fjatte mit Mangel ju
Breslau 26
fdmpfen. ^erujjj war nach 3ahre$frift banFerott unb ging
nach Stöln. 2>er ndchfte Smpreffario t)ie% SBuffin, ber
ben (Sapellmeifrer 23 tont felbft nach 23. braute (1726). 2)ie=
fer, ein fef>r beliebter (Somponifr, ber fehr fchnell fdjrieb, fing
fogleich Kabalen an. Sreu warb »erbringt. 9lid)t$ befio
weniger war SBufftn unb auch nodj ein Nachfolger beffelben,
23urigotti (1729), nicht glücklicher alß ber erjle 3mpreffa=
rio. man fe^te bie Opern auö SDiuft'fflücfen aller möglichen
(Semponifren $ufammen, man legte £anje ein unb 3wifchen=
fpiele, ohne baburch baß ©anje erhalten ju fcnnen. (£in
^Ijeatermaler ^)antaleoni »erführe ftch eben fo unglücf=
lieb, unb Der (Sapellmetfrer 23ioni übernahm baher 1731 felbft
ba$ Unternehmen unb erhielt eß biß 1734. Stach, gafrnacht
biefeö 3abreö warb mit Orlando furioso, womit t>or 9 3ar)=
ren ber 2lnfang gemalt worben war, bie ital. Oper in @djle=
ften für immer gefcbloffen. Ueberft'eht man bie Reihenfolge
ber Seiftungen, fo ft'nb binnen 9 Sauren unter fünf t>erfchie=
benen xjmpreffarien im ©anjen 41 oerfdjiebene Opern gege=
ben würben, oon benen bei weitem ber größte 2#eil für 23.
componirt worben. Sieben ben Stalienern fpielten auch beut=
fche Äomöbianten. Stach ber preuf. Occupation ©chleft'enö
erfcbien bie ©chönemann'fche Gruppe, bie (1740 geftiftet)
in Hamburg angefangen hatte unb baß preuf. Privilegium
erhielt. 23ei biefer Gruppe befanb ft'ch <Sdi)of, ©tar!e
(ein geb. 23re6lauer) unb «ftrüger, noch \e§t alß bram. 25tdt>=
ter genannt. Mehrere ©tücfe beffelben traten juerft in 23.
l>ert>or. ©cbbnemann gab fehr viele t>on ihm felbft aus bem
grranjöft'fchen überfeine ©tücfe, unb oerf chwinbet 17.50 auß
23., weil et baß preufj. ^riöilegium oerlor. 2)ie 2l<fer =
mann'fche unb © ch u ch ' f cb e Gruppe fanben ft'ch ein.
©chuch gab noch viele hoffen mit «£arleiin, improoift'rte auch
<S>tiide, unb errang 17j.5 baß Öeneralprioilegium al£ Äomö=
bienmeifter für alle bebeutenben Qtäbte im preuf?. <Staatc.
<?r fpielte in 23erlin, 23., Äönigöberg , Stettin, SJtagbeburg
wahrenb beß ganzen ft'ebenjahrigen Äriegö. 23. galt für einen
ungleich günfrigeren $pia£ für beutfcbe6 ©djaufpiel, alß 3. 23.
S3erlin, wo bie franj. ©cfjaufpiele unb bie ital. Oper tro§
Sefft'ngö 23emühungen ben beutfchen 23orffelIungen l)ixibexlid)
im 23kge franben. 23ei ber ©cbuch'fchen ©efellfcbaft befans
ben ft'ch tüchtige SJtitglieber , j. 23. 23 r an be6j ©chudh felbft
war namentlich ein gefchidPter Smproöifator. 2Bährenb bei
ber ©chönemann'fchen Gruppe baß franj. Clement t>errfct)ter
hielt ©dEjuch ftch mehr an ben ©efchmacf ber ital. 23uffone=
rien. ©in 2lnfang jur ^heaterfrttij wirb auch fchon gemacht
in ©cbwarjen bergers 23riefen über bie beutfche @chau=
• büfme (1769). granj ©chucb ftarb 1763 ju ftxantfuxt a. b.
£>., fein ©ohn fe^te baß 2Berl bee Siaterö biß 1771, wo
26 Breslau
aucb, er ftarb, fort. gür bie SEfjeater^efdjtc^te 23.6 hatte gran*,
©d-ucb, burcb bie (Erwerbung bee in ber Safd'engafTe belebe:
nen Kaufes: 3ur falten Sifcfje, weites er jum ÜEbeater ein*
gerietet r)atte, t>iel getban. %ll& feine £ruppe »erwaifr war,
bemächtigte ft'cb ber einträglichen breelautfaVn (Sonceffton,
welche 177;) jum preuf. ^rioilegium würbe, gran;, 2Bäfer
aus Bresben, ber bat> Theater 177*2 übernahm, (£r be=
fcbränfte ft'ch nur auf ©Rieften unb fpielte ben ganjen 2Bin=
ter über in 23. 35er SÜitme ©cbucb jatylte er für ba$ oon
if>r erworbene Aombbienhauß •23(51) y?tf)Ir. 25ie 2Bäferfcf;e
SEruppe war im ©anjen nur mittelmäfig. (&s gebt bieß aus
bem t>on ©treit in 23. bei ihrem hieft'gen auftreten 177*2
begrünbeten tbeatralifcben 2Öocbenblatt tjercor. 25er 25irector
jrarb 17S1 unb überlief feiner SBitme, geb. ©cbmibtfcbei--
ber, bag im ©anjen fehr einträgliche Unternehmen. 25as
IXbeatergebäube warb ju flein befunben unb baber im ©om=
mer 1782 abgetragen, an berfelben ©teile aber ein neues
nach 2angban$ (beö (Erbauers be& branbenburger £boree in
23erlin) $>lane erbaut, baö am 26. 25ec. 17S2 mit 23abo'ö
SErauerfpiele : £5ba, bie grau »on ^xoei Scannern, eingeweiht
würbe, unb welches in biefem Slugenblicfe noch freist. 25a=
male fanb man biee ©ebäube Dortrefflidj. <ie mifjt ber
JHaum für bie 3ufcf-auer 2<>S8 Cluabratfufj unb etwa 80(1
5)erfonen f*aben barin ^la^. 25ie 23üf*ne ifr nur 20 gufj
bod? unb 28 breit, aber 45 tief. 9lad> heutigen Slnft'cbten
tft bas ©ebäube ein b,öcbfr unbequemer Slufenttyalt , unb ba
bie <&tabt über 30,000 Gnnm. mebr jäblt als bamate, je§t
cntfdneben ju flein. 25ie bebeutenbften bramat. Äünfrler
25eutfcf)lanbg b,abexi gleichwohl in biefem mangelhaften Jpaufe
tbeile als angepeilte SDlitglieber, tr>eile als ©äfre heb probucirr.
25ie fcbleftfd-en ^rocinjialblätter, r>on ©treit 178.5 begrünbet,
liefern eine jiemlicb genaue Ueberft'd-t beffen, xvaö bamals in
tb,eatralifcber £inftcr;t geleitet würbe. 25a6 JRepertoir ifr fehr
mannigfaltig. 2llle clafftfeben beutfeben ©fücfe würben ge=
geben (j. 23. bie 9täuber unb Äabale unb i'iebe, fa)on 178.5),
boeb, aber auch fef>r »tele 23urleefen. 25ie heroifebe (ital.)
Oper unb bie Operette, bie 23re$ner'fd)en, 3ünger'fd-en, 3ff-
lanb'fdjen ©tücfe wecbfeln ab. Unter ben ©cbaufp. glänjte
fcefonbers ©cbmelj, ben febon Cefftng bewunberi blatte, Jperr
unb SDcab. 211 eri, bie ©änger kartelliert unb grau,
SJeltbeim unb grau; boeb fanb faft jäf-rlicb bebeutenber
SBecbfel ®tatt. ^injelne ©peculationen würben fet>r gemif=
billigt, j. 23. bie (Jrricbrung eines Ainbertf-eaferö. 25ie Äri=
tifen hatten einen ernfren, aber entfebiebenen £on. ©treit
befonbers übte bic$ 2lmt mit 2Bürbe. 25er ©cbaufpielerflant
warb Weber mit ©eringfebä^ung bebanbelt, noeb, oergöttert.
25as 3ntereffe am SEbeater war aber allgemein unb lebenbig.
Breslau 27
2lllmäf)lid) warb bas Regiment ber grau SEBäfer jebodj ©e=
genflanb heftiger Slnfeinbungen; ft'e mar eine tüchtige Sd>au=
fpielerin, war aber heftigen Ceibenfdjaften untertfyan, meldje
ft'e abhängig oon il)ren ©ünfilingen mad)te. So entfianb ein
Sdjroanten ber äJermaltung, baS enblid) einen heftigen \xte-
rarifd)en Streit erjeugte. Die alten Vorwürfe, ba$ §rau
SÖäfer nur ibjen ©elooortljeil im 2luge f)A&£> Ratten nod>
lange fruchtlos ftd) miebertjolt, wenn nidjt eine $)rit>atfad)e
auf bie öffentliche s2lngelegent)eit gemirft l)ätte. Der ^ro=
feffor ^einrid), bamals Vefjrer am SDiagbalenäum, ein ein=
ftdjtiger, aber heftiger SSKann, befaßte bie Sd)aufpielerin
SDiab. Die frei, meldje mit ber Directrice in 5einbfd>aft
lebte. (£r griff Segtere fet)r t)eftig in bem 23ertudVfd)en
Sournal für £urus unb 3ftofce (179?; unb in ben fdjleftfdjen
$>roöinjialblättern an. Dies erzeugte £ärm über £ärm. (£s
bildeten ftd) ^artbeien, man pfiff unb pod)te im parterre,
of)ne recfct ju miffen marum. 9)ian mollte bie SBafer los
fein, unb baS ©efdiicf fam allen äBünfdjen juoor, inbem
biefe fd>nell fiarb, baS fd)left'fd)e Stjeaterprioilegium aber fo=
mit fd>neü erlebigt mürbe. 9cun münfd>ten alle <£inftd)tigen
baS Sweater jum 9cationaltl>eater erhoben ju fetjen. ©S bil=
bete ftd) ein Serein oon Slctionatren unter bem fpeciellen
Sdm£e beS (SioilgouperneurS ber ^rooinj, SOitnifrer Jpopm.
Diefer herein übernahm 1797 bas £f)eater t>on ben 3Bafer=
fd)en Grrben für 12,350 Sttbjr. (ber ganje 2lcttenfonb betrug
nur lti,OUO 3itf)lr.), unb eS roarb nun mittel)} fbnigl. 23e=
flätigung priöilegirteS breslauifdjes Sweater. Das ©ebaube
beburfte eines Umbaues im 3nnern, Der im «September 179S
oollenbet marb. 3um 0iegiffeur marb ber braoe Sdjaufp.
Sd)olj, jum Dramaturgen ^rofeffor Jp einrieb, ernannt.
2)ie <£intueif)ung erfolgte am 9. Sept. 9ln biefem (srreigniffe
nafjm man überall s2lntt)eil. Sfflanbs Sllmanad) enthalt burd>
eine Steige »on 3at)ren fjinreicfienbe SSemeife, in meinem 2ln=
fe^en bie breslauer 23übnc flanb, auf melcber Sfflanb, glecf,
€jed)ti§fo, bie Schief u. 23etf>mann u. f. m. mieberljolentlid)
unb gern gafiirten. .^einrieb, gab fein 2lmt fd)on 1801 ab 5
nad) it)m Ijaben befonberS jmei »erbiente ÜSJcänner als Direc=
toren mel geleijret, namlicb, ber SJiegierungsratb, Streit unb
ber ^rofeffor Sti)Dbe. tfe^terer mar ein Dramaturg ber
erfren ©attung, ber bie Sdjaufp. für itjre Äunfr ju begeifrern
oerflanb. lieber bem b^b^eren ©eftd)tSpunfte uberfa^ er baS
^)raftifd)e nie unb unter fetner Ceitung genof baS Sweater
eine 33lütf)e, beren ftd? nod) je§t Aünjtler, mie j. 33. 2lnfd)ü^
in SBien, mit 5r^u°£« erinnern, ©leiten <£ifer entmidelte
ber oielfeitig gebilbete Streit, mit meinem üti)obe in jenem
Slmt mehrmals abmed)felte. Slufer. biefen fyaben um bie
Directton ber 23üf)ne ftd) mehrere Äunftfreunbe oerbient ge=
!>;; Breslau
mad>t, als 23aurath, Cangtyans unb geh,. JRatf) £etnf"e in
ben legten 3af>ten ber 2iermaltung burdj ben Sktienoerein.
211S Styobe mit einem ©efjalt t>on 800 «Rtfjlr. fein 2lmt be=
gann (1804), Ratten ftdb, audb, gegen bie 23ermaltung ber
2letionaire bereite Diele ©timmen erhoben. 3n einer 23ro=
fdbüre: an ben ©dfyatten ber Tlab, SBäfer, mürbe baS <2rr=
gebnif ber »eranberten SEfyeaterbirection als ein gar fümmers
liebes bargeftellt. 2lua? er fjatte ft'dj mit Sßiberfacbern ju
plagen, bie befonbers in bem ju jeber 2polemi? immer bereis
ten Dr. ©rattenauer (geft. 1838) ifjren 2Jorr"ämpfer fa^en.
<£r begrünbete eine oon Aapf herausgegebene 2Bod)enfd)rift :
SGBöcbentUdje Sfjeaternaa^ria^ten aus 33. (180.3), bie bis 1810
fortging. SDas traurige Satyr 1800 mirfte in allen 2krgnü=
gungsangelegenbeiten ^emmenb, jeborfj warb, nad)bem bie
gran^ofen 1807 23. genommen batten, eine für Sujtbarfeiten
befto empfanglidbere ©timmung ftdjtbar. Snbeffen mar ju
fparen, SWotf). ÜStan befrfjlog SKbobe's ©teile einrieben unb
bie ©djaufp. auf falben ©olb ju fe^en. 9tt)obe ging febon
3U 2lnfang 1807 ab, nadjbem er in einer ©dbrift bie &beater=
t>erf>altniffe flar auseinanber gefegt blatte, ©pater übernahm
er aus ©treits Rauben bie Seitung nod) einmal (1813 — 10).
35as allgemeine Unglücf ber 3eit fyatte bie Slctionaire ge=
jungen, eine ©cfeulbenmaffe t>on 12,000 JRtfjlr. ju contrafyiren.
<£"injelne Sfjeaterfreunbe Ralfen burdb, 23orfd)üffe unb JRbobe
fleigerte bureb feine Gnnft'cbt bie (Sinnafymen , bie 1814 gegen
43,000, 1815 gegen 45,000, 1816 gegen 53,000 «Rtf)lr. be-
trugen. 2JUerbings ft'etjt man in bem 2krbaltniffe ber 2luS=
gaben auä) bie »ermetyrten 2lnfprücr;e beS ^publihtme, bie
befonbers ber Oper gelten. Severe wollte man aud) 1813
ganj abfdjaffen, roas ftcb aber mit bem breslauifdjen $)ritnle=
gium, bas taglicbe 2SorftelIung alö 23ebingung forbert, nidjt
»ertrug. 2)ie Oper mar feit 1800 immer mel>r ausgebetynt
morben. £>ie alten Operetten oon 25ittersborf u. f. m. maa>
ten allen clafjtfdjen neuern SBerfen ^Pla*. 25on 1800 bis
1804 i)atte <£bell, oon ba bie 1800 <£. W. »on SEBeber,
oon ba an 23 i er et» fte birigirt. ©änger, wie JfLaibel,
$afer, 9t aber; ©angerinnen, roie bie 23ürbe (geb. QiU
ler), bie ©cbüler unb ©tod? gierten bie breslauifcbe ©per.
<ke ifr nia)t möglieb, auf bie Talente bes ©djaufpiels näl)er
einzugeben, unb juläffig, auf ben 3fflanb'fd>en Qllmanad) in
biefer Jpinftcbt ju »errcetfen. 1809 tarn ber geniale 25 e =
Orient nacb, 23., ber tyier feine fcbbnfre 23lütben^eit »erlebte,
bie Sfflanb ibn 1814 nad) 23erlin entführte. 2lua> bie Sii =
litfdjg», fpatere SDiab. ©djulj, marb eben baf>in gerufen.
®e ifr bann immer fo gegangen, ba$ 23. als eine yflan?,=
fdmle für beutfdjeS 2)rama betrautet mürbe, melaje tf>re ent=
mtdcelten ftrüdjte »on bem 2luslanbe, baef fte beffer belohnte,
«Rt&lr
■ >Kfhlr. '
Breslau 29
bann genoffen faf). (Erinnern n>ir an bie Seit bi$ 1824, wo
9lnfcpü$ u b ftrau (ber je£t berühmte ©eibelmann war
nocb 9tnfäm 'itelfa, ©tamin$£t) u. 9t. in 93.
glanjten. $>ie Oper t^atte jumal an 9S)iofeunu$ unb beffen
grau bie trefflicbfren @tü§en. 25iele Äünfrler , bie biö ju ber
3eit, wo ber 9lctient>erem btc felbftftänbige Verwaltung be$
©anjen aufgab, ^ter wirften, leben nodr) in Seutfcblanb jer=
frreut unb erinnern ft'cb banfbar einer 3eit, wo tnöbefonbere
buxd) Stfycbe'ö <£inwirfung ein fefreö 3ufammenfpiel unb ein
guter ©eifr in ben Verkeilungen waltete. 25ie bebeutenbfren
beutfdfyen Äünftler gafhrten mit vielem 2Sortf>ette in 93. 2ßir
nennen nur beifpielsweife bie ©gröber, (Sampi, ben ©dn=
ger ©erflacfer u. 91. 2Ba3 bie Äritif betrifft, fo l)atte feit
1810 ettoa Äart (Schall, ber nie in amtlicher 93erbinbung
jum Sweater ftanb, freilieb oft aneb oerniebtenb , bodj an=
regenb gewirft, unb ttyat bieö feit 1820, wo er bie breeilauer
3eitung begrünbete, mit boppeltem <£ifer. 9lucb für bram.
Literatur erwies ba6 £r)eater fta> förberlicb. £>ie ©tücfe oon
©cbaü, »an ber 23elbe, JÄubolpb »om 93erge (baö
Jpaue 93arcelIona) , oon ^oltei würben bnxa) baffelbe an=
geregt ober ins Ceben gerufen, ©cbaufpiele, wie 3. 93. Äletflß
3>rinj griebrieb »on Jpomburg, ftnb an wenigen Orten in
foldjer 9Jollenbung al6 in 93. gegeben worben. tiefer glor
bauerte bi$ etwa 1824. <£& berrfcfyte ein allgemeine^ leben=
bigeö Sntereffe für bie 93üfme. Sie ©cbaufp. füllten ft'cb
bureb baffelbe gehoben, unb wenn etwaige 9lu6falle ber (£in=
nahmen burdj woblbabenbe Sb^terfreunbe gebeeft würben,
fo jeugt biefe SEöatfacbe nur für bie 93ebeutung, welfye man
bem £beaterinfritute jugeflanb. 3n biefer Jpinft'cbt l>at fta)
in gatvj 2)eutfcbtanb oiel gednbert. 25ie Äfagen be$ Sweaters
birectorö in ®ött)e'& ^aufl ftnb je§t jebnfacb gereebtfertigt.
^u 9lnfange 1823 waren in bem 23erwaltungeau£fcbufi ber
93ül)ne b^fttge ©treitigfeiten auögebrocben. 25er «Rafft'rer
batte am meifren Älage ju führen. Sftan fab bie ©cbulben
ft'cb mebren unb mafj immer bem testen SMrector bie ©djulb
bei üDie greube an ber ©acbe würbe ben bamit 93etafreten
nod? burd) einen b^ftigen öffentlichen £arm »erbittert. (S. o.
J&ottei, bamal6 £be«*terfecretdr , l)atte bie reijenbe Couife
£Rogee, eine mit 9tecbt allbeliebte ©cbaufp., gebeiratbet.
<Jr oerfeinbete ft'cb wegen einiger 9trrangement6 mit ben
©djaufp. unb erhielt feine (E'ntlajfung , was ben feine^wegö
bejwecften 9tbgang feiner grau nacb ft'cb jog. X>ie6 oeran=
lafte neue 93ef<bulbigungen gegen bie 25irectton, welcbe, ba
baö neuerriebtete föntgfrabter Xfyeatex mebrere tücbttge $Rit=
glieber entzog, obnebieß Urfacbe jum Slerbruß batte. 2)ie
f'nanjielle Ärift'^ fam baju, genug, ba$ Xfyeatex warb oers
paßtet unb ifl feitbem in biefer untergeorbneten ©tetlung
50 Breslau
geblieben, nadfobem es 35 Safjre lang ben (£l)arafter eines
freien JtunfrinfHtutS behauptet f>atte. 2lm 1. Januar 1824
begann bie ^acbtjeit beS (Sapellmeifrers ©. 93. 25 i er et), con*
tractlicb, auf 10 $at)v, woraus aber nur 5 würben. <£s ftellte
ft'd) balb heraus, baf 23iere», ein ftrenger 2Birtb, 23efd)rän=
Jung in ben ausgaben oor SlUem bejmecEte, jumal ba er
2400 JRtf)Ir. tyad)t ju jaulen f)atte. 23alb gingen bie bebeu*
renbfren ber Sftitglieber, meldte er übernommen, ab$ nament=
li* 23ecfmann, £>ittmarfd>, äBagner, SDfofemius,
©cbmelfa, ©tamtnSr"». 23on allen ©eiten erhoben ftdj
un^ufriebene Stimmen. 2ln ber ©pi§e berfelben flanb ©cr/aü,
ber in §olge feiner rjeffigen, ja öernid)fenben Singriffe in
einen benfwürbigen Snjurienprojef? mit 23ieren oerwtcfelt
mürbe. SOtan fann nid)t laugnen, baf» 23iereo ebenfalls tüd)=
tige Äünfiler nad) 23. 30g, als <£aad?e, $aa$, ÜDiab. §iU
bebran-b, Döring, ber ftcf) t>ter juerfr entwickelte. 2lllein
bas ©anje fyatte bas alte 2lnfef>en »erloren. 2>ie 23orftellun=
gen befamen ein etwas banbwerfsmafiges 2leufere, wogegen
bas ^ublüum, bas allerbingS ben „3od?o" auspfiff, nichts
machen fonnte. 2)ie ©afrfpiele (£flairs, ber (Ereltnger,
©ontag unb Sibalbt ftnb ©lanjpunEre in ber ^eit feiner
Verwaltung, unb fcie 2luffül)rung beß 2Beber'fd)en Öberon
»erfb'bnte itym jule^t einige J^erjen. 2>ie ©leicfjgültigf'eit beS
tyublitumß gegen baS Snfritut war merElicb unb nur bie o£o=
nomifebe Strenge bes spdd>terS, ber, wie e& fyeifjt, bei bem
ganzen Unternehmen etwas gewonnen, fonnte ii)x trogen.
<£s ging inbeffen fo weit, bat oon «Seiten ber f. Regierung
eine (£rmah,nung ^u befferer Verwaltung, bie weniger 2lerger=
nifj gewahre, erfolgte, (£r warb beS ©efcbdfts überbrüfftg
unb erklärte bffentlid) ben SBunfcb, , baf ftcb, 3emanb ft'nbe,
ber in feinen tyatyt träte. 25ieS würbe erfüllt. 2>er ©djaufp.
9ßiet)l aus 23erlin unb Der greifen: t>. 23iebenfelb paa?te=
ten bas Sweater. £>ie 23erwaltung begann 1820. Jpx. 0.
23iebenfelb jeboeb, natym balb bloß bie Stellung eines 2>rama=
turgen, mit 23erjid)tung auf SWitbirection, ein. Grs tarn mefjr
Seben in bas £l)eatermefen unb bie 2lbft'd)t, auf 99cannigfal=
tigfeit ber Unterhaltung ju wirfen , 30g aueb, baß sPubli6um
meb,r an. (£ine ganj neue £per, bie ©amen; ftladje (fpä=
texetyitfyl), ©utoriuS; bie Banner: ©cbjans?», &öll=
ner, UÖiebcrmann, baju glanjenb ausgefrattete SBerfe,
wie bie ©tumme pon ^)orttct , bie 23elagerung »on Äorintf)
u. a., erregten natürlich febr lebhafte %,l)eilnal)me. ©ar balb
geigte ftd) inbeffen , ba$ über bem ©treben nad) bem ©lan=
jenben, bem ^)ubli!um ©ammlung für ruhige fünfllerifdje
©enüffe entzogen würbe. SDJan fudjte baß 4Piquante. 3u
feiner üeit würbe fo oiel 9teuee gegeben, baß, wenn es aud)
fdjnell wieber oerfdjwanb, bod? in feiner %lüa)tia,teit Don ent=
Breslau 51
fcfyiebener SBirfung war. 23iebenfelb, lei<bt bemegli® unb
entljufiaemirt , oerfucbte fef>r 23iele6 unb f>at ba$ *publi?um
jebenfalld mit bem Steuefren, mae bie Literatur bee 2)ramaö
fjeroorbradjte, in 23erbinbung erhalten. Snbeffen bringt fols
d>eö Speculiren ben 9cacf)tf)eil mit ftd>, baf alleö fidj felbfl
Ueberbieten jur (Jrfcböpfung führen mufj. ©in 23allet unter
Öccioni marb eingerichtet, fo elegant, als man ee in 23.
noch, nicbt gefe&en. 25ie 2tn$af)l ber bebeutenben ©aflfpiele
unter $)iel)l überfteigt bie ber früheren 2)irectoren um 23iele$.
2Bir nennen nur bie tarnen: 9?ebenflein, ©eibelmann,
©cbmelfa, Äunfl, <Spi$eber, ©enafl, 23irap<JPfeif=
fer, 23e<fmann, ©tawinsfo, 23aber, 23abnigg, 2ln =
fä)ü$, 2Jio, 2Büfl. 9!)can griff au* ju atlerbanb 2teben=
mittein, ale jule^t in ber 2kru>altung felbfl llnorbnung ofme
SJtafj eingeriffen mar, unb gab JRebouten im Sweater, bts=
f>er unerhört. 25en Vorwurf ber £rdgf)eit fann man biefer
2>tfection nicfyt machen, efjer ben ber ^Janloftgfeit. §anb
man früher eine gemiffe Grngfjerjigfeit, fo oermifjte man je§t
mcralifcbe Haltung, meiere bureb, ben ©djein einer geroiffen
©enialitat nicbt erfeljt werben fann. 25ies erregte bie ©eg=
ner. Wlan fdjritt ju neuer 23erpac&tung unb mahlte poltet
unb JRemie, bie e6 auefcfrlugen , worauf Spaaäe bie tyatfyt
oon 1834 bis 1838 erhielt. 2>iefer begann mit bem ftcfytbaren
©treben, ba$ clafft'fdje ©djaufpiel wieber in$ 2eben ju rufen.
23alb mar eine ©efellfcfyaft, mie Seffoir unb §rau, ©djunfe
unb grau, fiaade, Steger, oon ^erglaf?, ber Äomifer
2Bob;lbrücf u. 51., ju £>arflellungen woi)l befähigt, bie ftdj
ben beflen in 25eutfcblanb näherten, j. 23. 23auemfelb6
23ürgerlicb, unb romantifcb, fonnte bafür einen genügenben
23emei6 liefern 5 bagegen mürbe bie immer foflfpielige £>per
oernacfyläfftgt , bte oon bem SÖtuft'fbirector ©eibelmann,
einem unter 0iel)lö SDirection erfreulich fjerangebilbeten Äünfls
ler, fonft mit ©ifer geleitet marb. SSalb jeigte ftcb,, bap bie
Jpaade'\d)en ^rinjipien ben Neigungen bee tyubüiumä ent=
gegen liefen, ©r felbfl fing an, biefe ju probiren unb warf
ft'cb, auf 6ontraf)irung »on ©aftfpielen, bie fef)r Diel fofleten
unb ba$ Repertoire flbrten. 23. lernte bie ©djröber = 2)e =
Orient, bie Sari, $Ped>e, 9)irfcl>er, JRettig, «£agn,
23 au er (meldte 3 3af)re hinter einanber gurore machte), fer=
ner Sflantiug, tybd, 23reiting fennen, far> poltet,
25öring, £öwe, Stott u. 2t. mieber unb jubelte, watyrenb
bie 35irection 00m SEage tr)reö 23eginnenö an fta) ba$ eigne
©rab grub. 2)er ©runb bafür lag junädjft in einem nicfyt
§u oerEennenben ©igenmillen Jpaade'e , ber audb] bann nidjt
nachgab , roenn febon ©efafyr breite , unb befonberö in einer
praftifdjen Unfäb,igfeit, ba& Aaufmännifa^e bee ©efa^afte ju
leiten. 2ln tec^nifcljem ©efe^ief unb an fünftlerifajer ©in-
52 Breslau
ft'djt fehlte es il)m feineewegs. ©elbft ein benfenber, wenn
aud? fjter unb ba manierirter ©djaufp. unb gemanbter 9te=
giffeur, f)ätte er ot)ne jene unpraEtifdje ©eite, welche ic)n
SDenjenigen, bie es woljl mit ifjrn meinten, mißtrauen lehrte,
unb eine gewiffe ©orgloftgfeit, bk fidt> in öffentlichen 9teben,
er aat> ein 23latt: ber &f)eaterfreunb, felbft f)eraus, mefjr,
als in gefpanuter 5lufmcrffamfeit auf Saaten gefiel, ju»er=
lafftg bas Snfftfut in einem gemiffen 5lnfel)en erhalten,
©elbft bk »on tf)m früher üernaaSlafftgte Oper ertjob er auf
*ur$e Seit, wo bte 2>amen ©djobel, 9Äeoer unb 2Hejo,
bie Ferren ©d>mibt, ^ramitt unb Käufer ein ef)ren=
wertfjes (ünfemble bilbeten, ju einem gewtffen 5Infef)en. <£s
mar aber bas ©anje ein oon £aus aus baufälliges (Bebäube.
£>ie oerbecften ©djäben wucherten immer weiter. £>ie ©diulb=
yerbinblidjfeiten erfriegen bie ^öf)e Don, wie es tyeißt, 56,000
SRttylr. , unb bas ftamiftement brad) im ©ommer 1838 aus.
2)ie £t)eatermifglieber fpielten 14 Sage auf eigene SRedmung.
£>ann übergaben bk 2lctionaire bem £errn 9teumann auf
2 3af)re bk tyadjt bes Sweaters. 25tefe unter großen
©djmierigfeiten begonnene Unternehmung ifir nod) ju jung,
als baß ftd) fdjon je£t oon einem 9tefultate reben liefe.
Sängfr t)atte man eingefeften, baß bas alte £beatergebaube
nid)t mefyr bem 23ebürfniffe ber 3eit entfpredje. ©cfyon oor
30 3at)ren wollte man ein neues auf bem 23lüd)erpla£e
bauen, bod> jerfcf/lugen ft'dt) alle besfalifigen ^plane immer
wieber fdjnell. ®o gefdjaf) es benn, ba$ oerfdüebene ^erfo=
nen nad) unb nad) ftd) um bk ©rlaubniß, eines ju bauen,
bewarben. 3u (Jnbe 1836 warb aber burd) (Sabinetsorbre
erflart, ba$ nur auf einen SIntrag ber 2lcttonaire , als ber
einmal 23ered)tigten, eingegangen werben würbe. 2)er £>ber=
praftbent ©cblefiens, oon sMexdel, ftellte fid> um tiefe Seit
an bie ©pi^e bes fdjwierigen Unternehmens, einen neuen
Slcfietwerein ju bilben , wobei ber Umflanb, baß ber gerate
<Btatt ftnbenbe ^rooin^iallanbtag bie fdjlefifcben ©taube in
23. oerfammelt f)atte, bie ©acr)e einigermaßen unrerfrüfcfe.
<£s bilbete unb confrituirfe ftd) ein yon bem ©taate mit bem
ausfd)ließenben Privilegium oerfel)ener 2lctienoerein, ber gegen
70,000 3ttf)lx. aufbraßte. (Sin 3ufdmß Don 40,000 dtti)lv.
warb ©eitens bes Äönigs bewilligt, gegen Uebernatjme ber
2?erpflid)tung ju allmäbjiger Slmortifafion in jafyrlidjen, fef)r
mäßigen Staten. <Sin freier tylafy am ©djweibni^ertljor warb
gleichfalls ber fönigl. ©nabe oerbanft unb ber SSau bem
23auratt) Cangtjans, bem ©ol)ne bes (Erbauers bes alten,
übergeben, nadjbem bei einer Soncurrenj mehrerer ^piäne
ber feinige als ber jmecfmäßigfte erfannt werben. 3u <^nbe
bes Saures 1840 fjofft man, bies neue Stjeater einweihen ju
fönnen. SDie bisherigen Sl>eateroerl)dltniffe ber ©rabt wer=
Bressan Bret 55
ben ficb bamit änbem. Anfprücfce unb Jtoften werben wadj-
fen, aber au* fefjr 23iele, bie ben Aufenthalt in bem alten,
imbequemen Jöaufe fcbeuen, für ben Sbeaferbefud? gewonnen
werben. 23alb wirb bie 23euölferung 23.5 bie 3abl 100,000
erreichen. 2>er Umftanb, ba$ oermehrter Serfebr mit ben
großem 9)ro!Mn3ialftäbten bie Anjabl anwefenber gremeen
oermebrt, bajj eine bhibenbe llnioerfttdt am Orte ift, ba$
ficb 30 SWeüen in bie Shmbe fein ftebenbe^ Theater be=
ftnbet, bieö 2IUe5 Fommt bem Unternehmen ju ©ute. Ob
nun baifelbe oon bem Actienöerein felbft geleitet ober oer=
pachtet werben möge, bie 2$ermutbung, bafj bie 2lnftalt bei
einfiebtiger Leitung nicht blos begeben, fonbern auf ber ^>öi)e
einer wirflieben Äunftanftalt ficb erhalten fönne, ift in jeber
JDtnfirf)t begrunbet unb ee reiht ficb hieran bie -öoffnung auf
Erfüllung. 23gl. gtfatbeffonö muftfal. Ehrenpforte, Schübe
Hamburger £beafergefrfucbte unb bie »erfebiebenen 'Brofcbüren
unb Sageeblatter , bie im Verlaufe ber Darfteilung genannt
Würben. (August Kahlert.)
Bressan, 1) SDtitglteb be& Theatre des Varietes, ift
einer ber erften Siebhaber unb bellen Schaufp. «on s3?a=
xi$. 25aö Theatre framjais fyat ihm glanjenbe Offerten ge=
macht uno er ftanb auf bem fünfte, fte anzunehmen, lehnte
fie jeboeb nach reiflicher Ueberlegung ab , ba er glaubte,
fcuref) größere Uebung noch hob« fteigen §u muffen. Elegauj
im benehmen, Anmutb in ber «Stimme, ein fanftee, aus=
bruefefäbigee ©eft'cbt, 2Barme ber Sprache unb 2)arfrellung,
bat ftnb bie Eigenfcbaften , welche bie Aufmerffamfeit beö
«Publifums, wie ber bram. Sichter auf ihn gelenft haben. —
Aürjlicb hat er ficb Derbeiratbet mit 2) (9Jiab. 23., geb. 25u=
pont), ein bewegliches fleines graueben mit böcbfr fcbelnvU
fchen Augen, ift febr beliebt in naioen Siebhaberinnen unb
muntern »Öläbcfaen. 3br SBucbs ift elegant, ihr 231icf soll
Ausbrucf , ihr 2Befen »oll Reinheit; fte fpielt mit Anmutb
unb ©emanbtbeit. (A.)
Brest (&beaterftat.) , ^auptftabt bes franj. 2)eparte=
mentö ginisterre, mit 24,1)00 Einw., einer ©eeafabemie unb
bem heften Jpafen granfreiebs. 25er 3ufammenflup von §rems
ben in 23. wirft günftig auf bas Theater unb bie Staot i)at
nicht allein ein febönes unb geräumiges Scbaufpielbaus, Jons
bem gehört auch ju ben 32 ^rosinjialfräbten granfreiebs,
bie ein ftebenbes Sweater unterhalten.
Bret (Antoine), geb. 1717 ju iDijon, febrieb gabeln,
©ebiebte, Sufifpiele unb iRomane, war aber in Allen nur
mittelmäßig. Er würoe oergeffen fein, wenn man ihm nicht
eine gute Ausgabe oon 2)toltere'ö Werfen mit grammatifali;
(eben, biftorifeben unb fritifeben Üiotiäen, 1773, oerbanfte.
Er bat folgenbe ©tücfe gefebrieben: la double extravagance ;
Sbcatcr-- textfen. II. 3
54 Breton de los Herreros Brewer
le faux geWrenx; l'^cole ninourense; le jalonx; l'entctement ;
la fansse confiance u. f. m. , ft'e erfc^tenen 1785 unb 177N.
<Jr ftarb 311 ^ariö 1792. (R. S.)
Breton de los Herreros (ÄDon Manuel), geb.
ju @uel in Süfogrono 1800, erhielt feine 33ilbung in 9)iabrit
unb tiente fpdter fo>vot)l im £eere als im 2.*crwalfimgsfacbe,
30g ftcb aber nacb Der 9tefrauratton gdnjlid) jurücf. ©dwn
im 17. 3üb,re bebutirte er mit Dem Vujrfpiele: A la \ejez
virnelas, weldjeS trotj mandier SDlängel großen 93eifall fanb.
.Rurj nadjeinanber folgten nun bie Sufrfptele: Los dos so-
brinos, El ingeuuo, A Madrid nie vuelvo, La valsa illustra-
cion, Rlarcella, Un tercero en discordia, Un novio para la
iiifia, El horabre gordo, Todo es farsa en esto mundo, Acha-
qnes a los yicios, La redacciou de un periödico unb El poeta
y la beneficiada; ferner bie £>ramen: Elena unb Merope,
nebfr einer grofjen 2lnjabl Ueberfe^ungen , fo baf? er ber
93üi>ne über 120 ©tücfe geliefert. 93. ifl einer ber gefeierte;
fren Siebter Spanien^ unb ber populairfre oon allen; feine
©pradje tfr gefällig, leidet unb bodb audb, frdftig unb erbaben,
feine Sufrfpiele fprubeln pon pifantem 2Bi§ unb feiner treffen;
ber ©atnre; weniger reid) an dtftnbung wirft 33. befonbere
Durdi confequente (Sfjarafterifrif , wabrtyaft fomifdje «Situation
nen unb eine nie froefenbe 23en?eglicb6ett unb Sebenbigfeit ber
^»anblung. 2lud) feine fonftigen 35id)tungen werben fef)r ge=
rübmt. 23gl. 33rocfb,auß GEonperfatione = l'erifon ber ©egen=
wart. (R. B.)
Bretzner (Gbrifropb, griebrtd)), geb. 1748 ju
Setpjtg , erlernte bie Jiaufmannfdjaft unb war bi$ §u feinem
Sobe SDJirtnbaber einer Jpanblung ju Seip^ig, ein pünftlicfcer,
reblidjer ©efajaft^mann unb angenehmer ©efellfdjafter. leb-
haften ©etfres unb niebt ofyne fomtfdjeö Talent, fdjrieb er in
feinen Grrfyolungeifhmben Sheaterftüofe, bie meifr gut angelegt,
nidjt aber in gleicber äöeife burcbgefübjt waren, £>ennod)
gefielen ft'e, würben bäuftg gegeben unb einige bapon crtjicU
ten ftd) fogar bie in bie neuefre 3eit auf ber iBütyne. £)abtn
gehören: ba$ 3tdufd)d}en unb ber argwöfmifcbe fiiebfyaber.
s2ludb, im ©ingfpiel unb ber Oper »erfudjte ft'dj 93., pon benen
feine 93elmont unb Gonfranje, ober bie Grntfüfyrung auö bem
©eratl, burd) SDio^art'es (Sompoft'tion unfterblid) warb. Sinen
Vornan: Seben eines 8ieberlid>en, entwarf er nad) 3eid)nun=
gen oon Jpogartb,. Grr frarb 1837. (E. W.)
Bretagne (SEanjf.), ein veralteter franj. £anj, ber
nur pon 3weien getanit würbe.
Brewer (fpr. 93ruber, Qtntftonn), engl. Dichter
unter Äarl I., beförberte bat Grmporfommen ber britifdjen
93üb,ne burd) baß Suftfpiel : the country-giri (1647), unb bas
Srauerfpiel: the love-sick King (1655), bie betbe, jeneö pon
Briccius Brifaut 35
Seonarb 1677, tiefes 10SO, unter oeränbertem Site! umge;
arbeitet erfcbienen ft'nb. (£in anteres etücf: Lingua, foll
nach ©in. auch twn 33. herrühren. <M.j
Bricoius (3obannes), geb. ju JRom 1581, war
für bas 'polfrermacberbanbmerE' beflimmt itnb feine Steigung
für wijTenfcbaftlttf>e 23efchäftigung würbe t»cm Später mit ©e=
n>alt beEampft unb er fogar oon allem i'efen fern gepalten.
2>ennoch lernte er im Verborgenen ntrfjt adein Cefen unb
(Schreiben, fenbern fogar sPbilofophie, SJiatbematit" unb 9tebe=
fünft. Später hütete er ftch burcfc claffifcbe Seetüre felbfl
jum Siebter aus unb febrieb oiele treffliche Äomcbien. 2>ie
iflotb machte ihn auch eine 3eit lang jum ©efeaufp. , jum
fötaler unb jum SDiufiPttrectcr unb er trieb bies 2llles mit
(Erfolg. 23. jtarb 1646. lieber 50 ©ebriften oon ihm ftnb
gebrückt erfchienen. fR. B.)
Brief. 2lls häufig porfommenbes SReauiftt (f. b.) ifl
bie richtige #orm, tas Siegeln, 2lbreffiren u. f. w. ber 23.e
üon SBicbtigfeit. 50ian febreibt jwar alle 23.e, 2lctenflücfe,
3eitungsarttr"el , bte auf ber 23übne gelefen werben muffen,
'aus, aber ber fletpi^e ©cbaufp. wirb beffen ungeachtet ben
Snbalt bes 2lusgefcbriebenen auswentig lernen, um vor \ebex
Störung, bie fehlerhaftes 2lusfcbreiben , unrichtige 2Jertf)ei=
lung u. f. w. herbeiführen fönnte, gefiebert ju fein. 23etm
Slusfcbreiben ber Stollen (f. b.) werben biejenigen ©teilen bes
23ucbes Eenntlid) bejeichnet, welche jum Üefen auf ber 23ühne
befonbers ausgefebrieben werben müfTen, unb ju ben Obliegen^
heiten bes (Souffleure gebort es bann, oor bem Qlnfang ber
SSorfrellung bie beutlich , auf flarfem Rapier gefebriebenen
unb entfprecbenb geregelten 23. e entmeber bem iReauiftteur
ober benjenigen ©cbaufp. felbfl ju übergeben, welche bie]eU
ben ju bringen haben, ©ut ift es auch, wenn ber Souffleur
biefe 33. e erfl benjenigen ©cbaufp. jur durchficht gibt, bie
btefelben ju lefen haben. 3Bas bie gorm ber 33. e betrifft,
fo »erfleht es ftch wohl t>on felbfl, bat? man auch hierin ben
gegebenen 33ebingungen ju folgen hat. ©in biliet doux (pou-
let) barf nicht wie ein 2lntwortsfcbretben aus SDiinifterien
ausfeben. 2Bill ber ©ouffleur nach jeber 2Sorflellmig bie fo
gebrauchten 33. e fammeln unb ju künftigen Vorstellungen
aufbewahren, fo erfpart er ftch baburch, eine grofe SWübe.
Heber bas ©abreiben, ©iegeln unb tfefen ber 23. e auf bem
Sparer, ftehe biefe einzelnen Slrtifel, fonfl auch Qlusfcbreu
ben. ^L. S.)
Brifaut (Qi hartes), geb. 17S0 in 35ijon oon armen
Altern, ©chon früh ä^igte er Talent für >poefte unb seicht
nete ftch burch Slnmutb unb (S'legan^ bes ©tijles aus. £r
hat folgenbe branf. SBerfe gefebrieben: Kinus secoad, 3!ragÖ5
bie, bie Diel 23eifall fanbj Jeanne Gray, SEragöbie, bie 1814
3*
56 Brighella Brizard
aufgeführt würbe, aber SWanufcript blieb ; Charles de Navarre,
Uragbbie, bie wenig Söeifall fanb. Grr tft auch mit Dieulafei
äkrfaffer ber £per: Olynpie, mit sJ!)iufir" oon @ponttni , bie
1820 in ^aris ebne (Erfolg aufgeführt würbe. (R. S.)
Brighella, ital. CbaraBtermasfe , f. 3talienifcr)es
Sweater.
Briffittenorden (eigentlich £rben ber heil. fBix-
gitta), getriftet oon 5£irgirta oon «Schweben 1348, erlangte
jebocb wenig Ausbreitung unb oerlor ftcb in anbern geifrlicben
Crbeu. .^rbenstracht: grau wollene Jlutte unb sDcantel; bie
@eiftlid)en auf ber linden S5ru(l ein rofhes Jtreu} mit einer
Jöcfiie in ber Söcitre, bie Diaconen einen weißen Arete mit
oier rothen flammen, bie i'aienbrüber ein weißes Areuj mit
fünf SBlutfiecfen. (B. N".)
Brillant (9)Juftf), 1) gfanjenb, blenbenb, lebhaft, eine
SJorrragsbejeicfcnung; 2) ein ^cuftEftüdc" , welches bie hbcbfte
Sßraoour erheifcbt; 3) (Scbmucf), f. Diamant. (7.)
Briöcbe (Sean), geb. um 1650, 3ahnarjt unb
(£harlatan oon geringer ©ewanbtheit; als fein ©efdjdft nicht
mehr ging, fann er auf einen anbern (Srwerbsjweig unb
erfanb um 1080 bas SDtarionettentheater, womit er
Jranfreich unb bie Üiachbarlanber burcfajog unb viel ©elb
oerbtente. 3n ber ©cbweij würbe er als 3auberer feftge=
nommen unb fo lange gefangen gehalten, bie er ben 9Dcecha=
nismus feiner puppen flar gemacht hatte, <£x ftarb um
1700 *,u $aris. (B.)
Brioso (ital.; SOcufif), feurig, lebfyaft, munter, eine
23ortrag5bejeicbnung.
Briscs (franj.; £anj?.), £anjfcf;ritt aus ber Jlate=
gorie ber Entrechats. 9)ian mac^t ihn nur mit beiben 5u^e"
in ber Suft, wobei bie §üße ftcb, freuten unb eine ^Bewegung
machen, welche ber Jpanbhabung eines ©tricfjeugS ähnlich
fteht, wobei bie Nabeln eine SDiafcbe fnüpfen. (£s gibt B.
redete unb linfs, unten unb oben, oorn unb hinten, im
Drehen auf einem 5u$e unö auf beiben §üßen. (H...t.)
Bristol (Sbeaterftat.), Jöauptftabt ber ©raffcfcaft ©om=
merfet in Grnglanb, mit 110,(HK) (£inw., einem fchönen Jpafen
unb einer SDiarinefchule; hat ein fcbönes, geräumiges ©chau=
fptelhaus unb gehört ju ben heften ^rooinjialtbeatern (£ng=
lanbs. Sgl. ©nglifcbes Theater.
Brizard (3ean SSaptifte, genannt 23ritarb), geb.
ju Orleans 1721; früher SDialer, wanbte ftcb aber halb, oon
ber Direction einer wanbernben Gruppe ju 2Jalence oeran=
laßt, ber ©djaufpielfunft ju. Durch bas Umfcblagen eines
©cbiffs, wo er ft'dt) mit SSHube an einem 9tinge oor bem <£x;
trinfen rettete, bleichten auf einmal feine 4>aare unb biefe
weißen Jpaare unb eine eble %i$ut erböbeten ben (Sinbrucf,
Brizzi Brockmami 57
ben er auf ber 23üf)ne hervorbrachte, ©ein ©piel war em=
ftchtööoll, feurig, aber immer voll Stürbe unb Olrmpftnbung,
wenn er fanfte ©efühle auöjubrücfen hatte; lange 3eit fpiclte
er bei reifenben Gruppen in ber ^rooinj, bis ber 9tuf fet=
ne$ Xalenteö nach, ^aris brang unb ein fönigl. 23efef>t tftn
1757 jum Theatre francpais rief. 2>cr alte £orace »on Gor=
neille, Äönig £ear t>on &ucie unb Jpeinrid) IV. in Partie de
chasse, waren feine bemunbertjren 9tollen. SSenn er ben
£ear fptelte, fagte man in ^)arie: AUons roir le roi B.! Er
mar ee and), ber 2>eltaire nach einer 2)arfrellung beö 23ru=
tu$ auf baö Serlangen beß tyubütumä mit Sorbeer beBränjte
unb ja bem biefer £>td)ter fagte: ©ie madjen mich nnjufrte=
ben mit mir felbfl, benn @ie Ijaben im 23rutu6 ©cfeönheiten
entwickelt, an bie ich bei ber £>id)tung nicht gebaut habe.
23i$ 1/8« blieb 23. ber vergötterte Siebling be<5 «publicum^,
bann naftm er als J&etnrtcf> IV. Dorn ^ublihim 2Ibfd)ieb unb
jog ft'd> oom Sweater jurücf; biefer Sag mar ein Srauertag
für 9)aris unb alle 3eidjen ber Hebe unb 23eref)rung mürben
bem ©djeibenben ju &b.eil. 5 3af)re noch lebte 23. auf fei=
nem ?anbgute ©roS = Eaillou , mo er 1791 flarb. (R. S.).
Brlzzi (2lnton), geb. ju 23ologna 1774, bilbete für;
unter Sflaffo unb wirkte Don 1793 — 1800 als £enorifl an
ben gropen Theatern 3talienö. 18U1 tarn er jur ital. Oper
nad) SBien, mo er mehrere 3af)re blieb, bann ging er nad>
Wlüncben, mo er fafl 20 3af)re lang bie 3ierbe ber Oper
unb ber Siebling beö 'JPublifumö mar. 23/6 £enor mar in
ber 23lütf)enjeit eben fo umfangreid), aU fräftig unb ange=
nel)m; fein Vortrag jeugte von ber grünblid)flen muft'Bal.
23ilbung unb einer warmen unb tiefen Empftnbung. &abei
war fein SDarfrellungStalent, befonberS in fyeroifcben tyaxtfyien,
ein bebeutenbeS. SWehrere ausgejeidmete Sänger, j. 23.
23aber, f)aben it)m mit glanjenbem Erfolge nachgeeifert unb
banfen feiner Unterweifung einen %t)eil ihrer ÜEriumplje.
Sior 1-2—15 Sauren jog er ft'ch vorn Sweater jurücf, be=
fchäftigte ft'dj aber noch, fortwa^renb mit ber Siuebilbung
junger Talente. (3.)
Brocard (£)em.), eine «Sdjülerin gleurr/6, bebutirte um
1825 in ^ariS auf bem Sbeon unb blieb bei biedern Sweater
biß it>T madjfenber 9?uf ihr ein Engagement bei bem Theatre
fran<jais gewann 5 hier blieb ft'e 2 3>ahre, jog ft'd) bann aher
3 3al>re ganj oon bem Sheater jurücf. 2)as ^ublifum »er=
mifte halb baß üieloerfpredjenbe junge SDtabd&en unb fo warb
fte neuerbingS engagirt unb in naioen unb muntern Stollen
flefS fo gern gefehen, ba$ mef)r als ein 2>id)ter if>r ben gün=
fügen Erfolg feines ©tücfeS »erbanft. (A.)
Bröckinann (Sohann Sfranj JpieronfimuS, n.
2Inb. 5ranj Äarl), geb. 1745 ja ©raj im ©teöermärfts
38 Brockmanii
fcben. ©ein 23ater, ein 3inngiefjer, gab ihn in feinem 12.
3abre ju • einem 23arbter in Die Cebre. -Salt» barauf warb
er 23ebienter eines Öfftjiers, entfloh aber tfon ihm wegen
fcftleduer 23ebanblung. 2Jon SDiöncfcen aufgefangen, bie thn
bem JUofrer befrinunten, entwich er abermals, gertetb bann
ju einer <Seiltdn$ertruppe, bie jugleicfe fleine ©cbaufpiele gab;
bei biefer Gruppe betrat er 1760 tn Üaibacb jum erftenmal bie
23übne, entflog jebodi nad) II» Penaten abermale, Derfucbte ftcb
hierauf als Schreiber unb f ehrte 17(5:2 ju feinem Später junicr".
^ls man aber SÄiene machte, ihn aufs 5)ieue bem 23arbter;
hanbrnerr" jttjugcfellen, ging er mit (Einwilligung feines 23aterS
wieber tu einer herumreifenben SEhearergefellfcbaft (ber 23o;
benburg'fcben), mit ber er 1762 — 0.} Harburg, .Riagenf urt,
i'atbad), irieft, 2Barasbin, (Effect unb SEemesmar bereifte.
1765 t)etratt)ete er bie Socbter ber 2>irectrice (SUJarta £be =
ref ia, geb. 23obenburg, gefl. 1798), ging mit ihr 1766
nad) SBien, bann 17(»8 jur Äurj'fdjen ©efellfcbaft , wo er
als Srispin, fte als (Solombtne bebutirte, fte aber 1769 febon
einem JHufe nad) SBten folgte. (£r blieb jebod) bei ber ©es
feüfcbaft, bie bie ©tdbte S^ürsburg, Jranffurt, SOiainj, JUeln
unb £>üffelborf befudjte, bis jum 3- 1771, wo er oon @d)rö=
ber nad) Jöamburg oerfdjrieben warb, unb als helfen in ber
greunbfebaft auf ber $)robe unb SÖZebon im (Jobrus bebutirte.
Ob er ft'd) gleich, bureb eine »orrbei hafte 23ilbung, Slnftanb
unb fieidjtigEeit auszeichnete, fo wollte er anfanglid) bod)
nid)t gefallen; im Sobrus mifjftel er fogar. SDJan »warf ihm
^rembljett bes 2)ialectS unb weinerlichen £on oor; nur
©ebröber mar jnelieid)t ber (Jtnjige, ber ftcb niept abgalten
lief? , Anlagen ju ernennen , bie einfr allgemein bewunbert
werben follten. 2IIS 9teinecfe unb 9Ji oller nur für 23.5
UnooU!omment)eiten 9iugen bitten, unb fogar 23orcbers ftcb,
verleiten lief* einjuflimmen, ermieberte ihr iDteifrer: ,,<£r mirb
(Euch Slllen noch ©anb in bie 2iugen frreuen!" unb ber l§r=
folg betätigte eine ^rephe^eibung , mit ber man bamals
©cber$ trieb. 2Iber freiltd) t)ielt ftd) aud) 23. niefct ju gut,
über jebe neue SRolle bie 23elebrung ©ebrebers etnjujiehen,
unb biefer mar oorftebtig genug, tbn niebt eher mieber im
&rauerfpiele auftreten ju laffen, bis er bie Slnfiöfigfett ber
©pradje unb bes ©piels überwunben hatte. 1773 errang 23.
enblicb bureb feinen (S'ffer, in ber ©unfi ber Jürfren, bas
2fnfeben eines gropen tragifeben ©d^aufp. 1770 u>arb ^am;
let nach ©efarebers Bearbeitung gegeben. 23. mar Jpamlet,
unb r-on jetjt an begrünbete heb fein großer JHuf, ber oon
•Hamburg aus balb ganj 2>eutfcblanb burcbjog; 2)eutfcbe unb
(ifnglänber festen ihn tedt ©arrief an bie ©eife. -öamlet
unb 23. waren in Jöamburg an ber ÜEagesorbnung bes ©e=
fpraebs unb bes ©efangs, befeftaftigten bie ,eid)nenben Äünfte
Brockmann 59
Uttb ftanben im getriebenen 23ilbmerf, in Äupferfrid&en unb
a)iünjen uor ben ©cftauldben. 2>as führte enblicfj aud> ben
würbigen ifteimarus, rroi? wieberfjolter ©egenoorfrellungen
feines Autfdjers, ber bem befremblicften 23efet)l allen ©lau=
ben öerfagte, ins £f)eater, bas er öielletcftt nid)t befugt fjatte,
fett er S'nglanb oerlaffen. „2>as tft red)t gut," fagte er ju
feinen Begleitern, „bas barf (Juct) gefallen; aber was fpred>t
3hr nur allein t>on 33.? 2luf ben ©eifl fel)t! ben ©eifr
bemunbert! 35er fann mefor, als bie 2lnbern jufammen!"
2>en ©eifr fpielte bamals ©gröber. @o gelangte 23. ju bem
£Rul)me, mit bem er 1778 Hamburg »erlief, um einem
Stufe bes Jtaifers 3ofepl) nad) 2Bien ju folgen, wo er mit
2000 gl. jdbrlidjen ©eljalfs engagirt warb. 33or feinem %b~
gange balnn befucbte er 23erlin als? ©aft, wo er (£nbe 1777
jum erfren SDcale als £amlet auftrat unb ifm 11 SDcal wie«
bereite, <2rr gab ferner ben SDcajor in SDcinna t»on 23arn=
beim 2 95cal, ben 23eaumard)ais in Slatugo 3 9Jcal, ben $ür=
ften im ©belfnaben k. anfangs 1778 fdjieb er oon 23erlin
als Hamlet, wo i^m eine di)xe wieberfut)r, bit in unfern
SEagen faum eine merjr tjt. (£r warb ndmltd), was oorber
feinem Äünjrler gefcfjef)en, f)ier jum erften SDiale l)err»orge=
rufen. 2Jon (Sfjobomiecft warb er mehrmals in Äupfer
geflogen, unb Slbramfon verewigte auf vielfältiges 23er=
langen fein Slnbenfen burdj eine filberne iDenfmünje *), bie
erfre, bie ux (Jfjren eines beutfdjen «ftünftlers gefdjlagen
würbe. — 3n 2Bien bebutirte er als (^ffer. 2>ie gefd)dftige
Aabale, wufte es baf)in ju bringen, ba$ er anfangs nidjt
gefiel j jebodj wudjs tro§ bem ber 23eifall mit jeber Stolle,
unb ber Äaifer felbft erteilte iftrn perfönlicfoe 3lusjeid>nun=
gen. ©ein 23ilbni£ als ÜWontalban in Sanaffe f;dngt in ber
©allerte ber f. f. £offd)aufpieler in 2Bien. 1789 würbe er
alleiniger, t>om Äaifer aufgefüllter 2>irector ber Jpofbütyne
unb auf Steifen gefanbt, um neue SDcifglieber ju engagiren;
1791 würbe bas Directorat jebod) einem Saoalier anvertraut.
1785 unb 1787 befugte er abermals Hamburg als ©aft uub
1803 23erlin unb Seipjig. ®r war bamals (1803) fd)on in
bas 23dterfad) übergegangen unb fpielte aud) biefe, fowofyl
«&elbem>äter , als bürgerliche unb fomifdje, mit ber größten
23irtuoft'tät unb bem tieffren ©tubium. @r ft. am 12. 2lprtt
1812.— 23.6 ©lan^periobe bativt fiel) »on 1773 an, bis gegen
bas @nbe bes oor. 3af)r^. 3n biefer war er nddjfi §leoS
*) 2luf bem Qlucrä bai 33iCbnig bti ÄünftlcrS mit tec Umfdjrift:
Brockmana actor utriusque scenae potens. 9luf bem ÄCücrS :
Peragit tranqnilla potestas quod \iolenta nequit. 3m 9lb=
id;nittc: Berolini die I. Januarii 1778.
40 Brockmann
ber erfre gelben = , £iebbaber = unb Gharafrerfpieler £)eutfcb=
lanbes. <3'r war ein fcböner SDlann , bem feine auffallenbe
Sleftnlicnfett mit Ecffing bei Aunfrricbtern gern las üffiorr
rebete. Suige unb ©eft'cbt waren auebrudfepoll unb feurig,
feine Stimme blieb in ibren leifen unb lauten Zonen n>of)U
flingenb, in inm wobnte eine richtig benfenbe unb tieffüblenbe
©eele, er befaß >Etol$, s2lnfranb unb l'ebbaftigfeir. Äeine
günfrige ^Begleitung, fein Attribut ber Jpeftigfeit gebracb ihm,
aber bie £eftigfeit felbft. £>ie innere ©lutt), bie ©dbröber
m jeber 23emegung, in jebem Saut oerrietb, ebne bie Jperr=
fd?aft über ft'e aufzuopfern? ber glecf ben 3ügel fduefen
lief, ebne bie ©leife ju »erlieren, blieb 93. »erfagt. (£r
fpielte ben heftigen, er erinnerte an ibn, aber er war es
nid)t. ©ein geuer blieb rebnerifd). 2BaS er jeboeb an bem
magren 2üt£brudf tiefer fieibenfebaft niebt erreichte, bas traf
unb »ergütefe er, belobnenb unb retct>It<f> , in allen fanftern
3ügen unb llebergangen ber 90Ienfd>ltcr>tett f bee SOiitleibd
unb ber Rührung. $Ba& ibn aufer ber 23üf)ne ju einem
ber angenebmften ©efellfd^after mad)te, fonnte aud? auf ber
23ühne niebt mif fallen. £>a& Ciebfofen, welcbee; bie «frerjen
befrad), ber 23li<f , ber 3llles auebrücfte, was er wollte, bas
©eftebt, bem obne 2Ser^errung gelang, jur $älfte ©pott,
jur Hälfte Grrgebenbeit ju malen, ber @tolj, ber in feiner
J^erablaffung @tolj blieb, bie SBolfe ber ©cftwermutl) , bte
ber 5reu°e $to$ machte, ftnb nie glücflidjer auögebrücft, alö
bureb ibn. 2lucb Heibete ibn mandjeö 3Inbere, aueb »erftanb
er wohl, was er niebt in bcdjfrer jßollenbung auöjubrücfen
oermoebte, aud) 30g er ft'dj glücfiidb aus unbeft'egten &d)Wie=
rigfetten unb war immer, wie 3fflanb, auf ber 23übne ju
Jpaufe. 9Jlit einem SBorte war er bat, womit ihn Sfflanb
einfi bem Referenten biefee bezeichnete : „bie »erfonifijirte
2Babrbeit". Se^terer barte nur bas ©lücf, 23. erfl 1803
in Ceipjig, wo er, wie oben bewerft, gaftirte, ju feben, unb
iwar in ben Rollen bee Sberförfrerö in ben Sagern unb im
SSaterbaufe, bes SSiertetemeifrers SBolf in ben $ufftten oor
Naumburg, bes Saliner in 2)ienfr»flid)t unb Cboarbo in
©milie ©alotti. — £öcbjre Ratur, Rübe, .Klarheit, 2Bürbe,
Äraft, immer noeb fonoret? Organ, was nur juweilen, wie
(Jafrelli febon ridjtig bemerfte, ba es fo Diele SEonbiegungen
unb Sibfhifungen julief , hier unb ba etwas ju grell unb
ftngenb würbe, wiefen noeb bamalö auf oben befebriebene
bödijle ©lanjperiobe bin , ohne baß ©efübl bem ÜSefdjauer
ju binterlaifen, was ibn beim SInblicf einer fd?önen Ruine
ergreift. j)er Stempel franb nodb in ber 23eleucbtung ber
©onne, bie ben Mbenb ",war abnben, aber noeb ntd)t bemer=
fen unb empftnben laft. 58gl. Qrrfd) unb ©ruber @ncoflo=
pabie, 13. £bl. @. 07. 5D?aoer6 23iograpf)ie ©djrbberei unb
Brodcquin Brooke 41
faft alle Sabrgdnge beö gotb,aer £&earer = Äalenber&, bie fttf>
mef)r ober weniger mit 23. befef/aftigen. (Z. F.)
Brodcquin (fran!.), fo t>. m. (Sotlmrn.
Broderic (frani.j SSJZuftf), bte 23erjierungen eineö
SEonftücfeö, befonberö im ©efange.
Brömcl (2Bilf). £etnr.), 9e&. 1754 ju Coburg im
SWagbeburgifdjen , eine Seit lang angefreUt bei bem Sweater
in Hamburg, bann Äriegäratf) in 23erlin, ftarb bafelbft 1808.
Bearbeiter t»on SKomanen aus bem <5ngl. unb granj. unb
äSerfaffer mehrerer 25ramen unb fiujtfpiele, wela^e tt)eil$ in
feinen Seitragen jur beutfdjen 23übne, 2)efjau unb Seipjig
1785, ttyeite in bem f. f. Stationaltfjeater , th,eite einzeln er=
fdnenen ftnb. hierunter: ber Sibjutant, Hamburg 1780;
©ibeon oon SEromberg, ßeipjig 1785; Stolj unb 23erjweif=
hing, ebenb. 1794. (M.)
Brohan (2>em.), geb. ju $ari6 1807, warb im @on=
feroatoire erlogen, fpielte juerjt in ben ^rooinjen, warb
bann, 10 3at)re alt, auf bem Obe'on für 2. «Soubretten, unb
nadjbem ft'e auf 2 3a^re nad) 9touen gegangen, für ein
erfleh gfach, im ©beon engagirt. Stadj Sluflöfung biefeö
Sweaters ging ft'e jum 23aubet>tü*e über, wo ft'e fef)r gern
gefeljen »wirb. Sie fyat al£ «Soubrette ein freies, lebhaftes
«Spiel, überfdjreitet nie bie ©renien be6 Slnfranbigen unb tffc
fefjr fdjön. (R. S.)
Bromius (SSHot^.), fo t>. w. 23accr)uS.
Bronncr (©eorg), 25trector ber Oper ju <£nbe beö
18. 3al)rf). ju Hamburg, componirte bie bamale« mit 23eifall
gegebenen Opern: iWarctfütö, tyxoctiö, 23enu6, $)l)ilippu6
unb 23erenice, bie allenthalben feljr geftelen. Spater würbe
23. Örganifl an ber l>eil. @ei|r?ird>e ju Hamburg unb flarb
1724. (3.)
Bröntcam (S^eatermafdunerie), bei ben Sweatern ber
Sllten bie SMafdnne lum 2)onnern. (£g waren leberne Sdcfe
ober Ärüge mit runben Steinen angefüllt, bie in einen
metallnen Äeffel gefdjüttet würben. 2)er oorfjergefyenbe 23li§
würbe burd) gefdjliffene ÜDZetallplatten fyertwrgebradjt , bie
man gegen einen glanjenben ©egenjranb (gegen bie Sonne,
ein %e\xex) i)ielt unb ftfmell Ijerumbrefjte. Sgl. 23li£ unb
Bonner. (W. G.)
Bröökc, 1) (£enrt)), geb. 1706 ju SKataüan, fd>rieb
bie SErauerfpiele : ©ujrao 2Bafa, ©raf oon SBejrmorelanb,
©raf ©ffer u. a. m., auferbem mehrere Suftfpiele, Opern
unb 9tomane. 3n feinen bram. 2lrbeiten tft befonberö bie
Slnlegung be6 ^Jlaneg unb eine fefte (Sfyarafterieictmung ju
rühmen, bodj> leiben fte fyduftg an fprarfjlidjen Mängeln.
23. ft. 1783 ju SDhtllingar. 2) (grancilca, geb. Sfloore),
42 Broschi Brousse des Faucherets
mahrfcfeeinlidj Q)atth\ be6 23or., fdjrieb ein treffltdje$ £rauer=
fpiel: Virginia; ffe fr. 1789 3U (Solneo. (M.)
Bronchi (fpr. 23ro6r"i), 1) (JRiccarba), geb. um 1700
ju 2lnbrta, wibmete ft'rf) con Sugenb auf ber SSJiufie unb war
CFapellmeifter in 3?om, Üteapel unb JBenebig. Qlufjer ben Opern:
Sfola b'SUcma unb Sbaepe, fcbrieb er eine -Stenge einzelner
Slrien ic. für feinen SSruber 2) ((Sarlo, gen. §artnelli),
geb. ju 2lnbrta 170.3, nad) einem gall mupte er ftd) ber
(faffration unterwerfen unb bilbete fta) baber juerfi unter
ber Leitung feines ÜBrubers unb bann $u Neapel unter ^or=
pora jum ©anger aus; 1727 betrat er bie 23übne unb lief
febr baln bie fa|t fabelhaften Erfolge ahnen, bie bie 3ufunft
ihm oorbebielt. 1728 ging er über jßenebig nad) 2JBien unb
fudtte bann, burdj bas 23eifpiel belehrt, feinen um>ergleid>=
lieben SEönen ben Sluebrud? unb bat ©efül)l bes beutfd>en
©efangeö ju geben. <So erreid)fe er ben (SulminationepunBt
feiner ,$tun|t unb galt balb allgemein für ben größten
©anger Europa' &. 17:J4, nadibem er nod) jmeimal in
SBien gefungen hatte, mar er in Sonbon mit einem ©ehalte
oon 5000 *Pf. <£t. angeheilt unb es floffen ihm aufierbem
t>on allen Seiten bie reid}fren ©efcfeenfe ju. 1737 ging er
nad) sparte, wo er ftd) jebocfe nur furje Seit aufhielt unb
bann nad) Sflabrit. i>iex wirfte fein ©efang fogar t>etlenb
unb neubelebenb auf ben ftumpfft'nnigen Philipp V. unb \va$
bie Äunfl ber 2lerjte nia)t oermocbte, oollbracbte 23. in tux=
jer Seit, Grr mürbe aud> fogleicö al$ Bönigl. Äammerfdnger
mit 20(1(1 Carolin angeftellt, bie bura) mahrhaft fönigl. ©es
fcfeenfe oerbreifadjt würben; erhielt ben @alatraoa = Örben unb
war ber beneibete greunb unb ©enoffe ber fpan. ©ranben.
Jpier begrünbete 23. eine £per, beren Leitung er übernahm;
30g ft'cfe jebod) 1761, im 23eft§e eineö ungeheuren 2*ermögen6,
nach ÜBologna jurücf, wo er als grofjmütbiger SDtäcen für bie
Jtunfr mirfte; er flarb 1782. 23. oerbanb mit feinem aufer=
orbentl:d?en Talente 23efcbeibenbeit unb bat befte $exy7 nie
erhob er ftd> über feinen <2tanb unb bie große ©unfl breier
fpan. Tionaxdien benutzte er nur ;um 2Bobltbun für Slnbere.
23gl. @ad)i'6 23ii>grapbte garineüie, 23enebig 17**, unb ber
beutfche Wlexlux, 3at)rg. 1788, Jpeft 8. (:$0
B rot find 11 m (SWuftf), f. B.
Brouehnn (fpr. 23rub'n; ©arber.), ber bunte @d)urj,
ben bie 23ergfd)Otten (ratt 23einEleibern tragen.
Bröüsse des Fäiicherets (3ean Souiö), geb.
um 1700 $u s])ari6; hat folgenbe bram. arbeiten geliefert:
l'avare cru bienfaisant, Cuflfpiel, 1784; Cassandre le plen-
rpnr, fomifche Cper, aufgeführt auf bem Theatre Italien; le
mariage secret, tuftfpiel, 1780; le portrait, ou le danger
Brücke Brückl 43
de tont dire, Suftfpiel, 1786; la double clef, ou Colombine
mannequin, $)offe, mit Untermieten "ilrten; les dangers de
la presomption , Suftfptel, 1798; l'astronome, fomtfche ©per,
I7(.)!t; la puuition, ©per, SUlufif sott (Jberubint, 1799; ge*
meinfchaftlid) mit Roger: la piece en repetition, Sufrfpiel,
1801 , unb Aristote gouvernenr, on le triomphe du genie,
1808. Vladt) feinem &obe fanb man unter feinen papieren
noch ein fiuftfpiel: le timide, ou l'ennemi de lui-meme.
2>a$ befte feiner ©tücfe ift feine Mariage secret, ein orig>
neues unb geiftreidhee Cufrfptel, baß ft'cb auf bem Repertoire
beö Theätre francpais erhalten bat. 2tn feinem ©tnle oermifit
man öftere (£Ieganj, geile unb wahre gröhlidjt'eit. (£r flarb
allgemein geartet 1808 ju faxiß. (R. S.)
Brücke, eigentlich bie ©trafie über grlüffe, 2Sertiefun=
gen u. bgl., bei ber 23übne jebod) heifjt jebee $)racticable,
welche als Uebergang benu^t wirb, 23. ©ie werben auß
23ö<f en unb Stafeln (f. b.) erbaut, mit 2Serfe§ftücf en (f. b.) be=
fleibet unb gehören, wenn ft'e fdjnell errietet werben muffen,
ju bem fcbwierigften ber SEfyeafermafchinerie ; ft'e fcnnen an
ben meiflen 23ühnen nur wabrenb ber 3roifdbenacte aufge?
baut werben unb bie Jperbeifcbleppung bes 9)iatertal6 »er=
urfacbt auch bann oft einen ftörenben £arm unb bebnt bie
£ange ber 3wifd)enacte ungebührlich, aus. Sökit beffer, wenn
auch in ber Einrichtung foftfpieltger, ifl bie üDtafcbinerte eini=
ger grofen Theater, j. 23. ber grofen £>per in tyaviß, 23er=
lin, Petersburg, wo man bie nöthigen Spracticables entweber
fertig auß ber 23erfenfung (f. b.) aufzeigen läfjt, ober bie
Pfeiler an ein flaches gufgefrell befefrigt, mit bem fte f)tn=
aufgerollt werben, bie Safein aber mit ben SJerffleibungen
an bie Pfeiler befefrigt unb mittelfr frarfer (Sharniere fo ein=
richtet, ba$ ft'e jufammengeflappt werben fönnen. Qluf biefe
SBeife fönnen bie gröften $)racticables oor ben 2tugen ber
3ufcb,auer bergeflellt unb bie erftaunlicbfren Skrwanblungen
f)eroorgebraa)t werben, ©o theilt ft'cb j. 23. in bem 23allet
3Iline im fönigl. Öpernhaufe in 23erlin bie ganje 23ühne
augenblicklich unb ganje 3üge bewegen ffdb über baß im Ru
gefdjaffene ^racticable ; eben fo in Petersburg in bem 23allet
©itana. gür Heinere Theater ifl biefe Einrichtung fd)on
wegen bes Raumes, ben ft'e erheifdbt, nicht anwenbbar. (R.B.)
Brückl (griebricb), geb. ju Sßien 17.56 unb bebus
tirte 1770. Er war ein fehr geachteter ©djaufp. unb jierte
lange bie 23üf)nen ju Seipjig, Bresben, granffurt, Riga u.
f. w., wo er J&elben = , 2Jater= unb dharafterrollen mit gro=
fem 23eifall fptelte. Bu feinen ausgejeicbnetfren Seiftungen
gehörte ©raf Effer, ber beutfche Jöausvatev , Simtmann
©rüneicb, in alte unb neue 3eit unb ber Lieutenant ©tern
im ©pieler. ©fyne ©anger ju fein, fiellte er aud) ben
44 Brückner Brühl
2lrur bar. «Rritifdjc 23latter bamaliger 3ett erfdjöpfert ft'dfr
in Sobeeierrjebungen über fein meifterfjaftee ©piel. (Z. F.)
Brückner, l)(3of)- ©ottfr.J, geb. 1738 in ber 9tie=
berlauft'0. 2lle (Sommie in ber Sofj'fdjen 23ud>f)anMung in 23er=
lin lernte er £efft'ng fennen unb befam burd? ben Umgang mit
biefem unb einigen ©cbaufp. foldie Neigung jum .Xbeater, ba£
er 1752 in £>reeben unter ber Sirecfion eines genüffen ©tacfe
ftd>, obwohl unter falfdjem tarnen, auf bie 23üf)ne wagte.
(£r erlangte in turpem fet>r Dielen sBeifall unb mürbe 9Diit=
glieb ber Jtod/fdien Sxuppe, ju ber er aud), a\& er einige
3eit unter ©dmd> in 23erlin unb 23reelau, bann in ÜBeimar
gefpielt fyatte, mieber .jurücrtebrte unb erfl nad) Jtod)ö £obe
177.5 jur 35öfcbelin'fdien ©efellfdjaft überging. @r ftarb ju
Serlin 1786. (£r wirb t-orjüglid) in leibenfdtaftlidjen Collen
gerühmt; auferbem feil er im nörjern tfuftfptele fef>r gut ge=
mefen fein, wobei iljn namentlich gute ©timmenmobulation
unb ^antomimif! unterftü^t tyaben. 5lud) feineö Salentel,
anbere ©djaufp. genau ju copiren, wirb fer)r lobenb gebadjt.
2) (@at()arina «öcagbalena, geb. Älefelb), geb. 1719
ju Äönigfrein bei Bresben unb lange 3eit bie 3ierbe ber
^teuber'fdjen ©efellfdjaft; fam fpater mit ber Jtodj'fdjen ©e=
fellfdjaft naefe, 23erlin, wo fte ^u ben beften Söiitgliebern ae-
jdfylt würbe unb biö 1791 unauggefe^t wirfite, bann aber ft'd)
twm SEfyeater jurücfjog unb bei il)rem ©ofyne in Götzen ben
SRefr it)vcx Sage »erlebte. 3) (@rnfl Stjeobor), geb. 1746
ju 9Jeejfa in ÜJflecf lenburg , ftubirte £t)eologie unb mürbe
fpater ^farrer in ©rofj = Sielen unb 9teubranbenburg. (£r
fdjrieb bie SErauerfpiele: (Jmilie oon 23lonbet>ille unb Gallifte,
Sranbenb. 1772. @t fr. 1805. (H. Schi. u. B.)
Brne (J&err unb 9)iabam), £anjer am fönigl. £of=
rfjeater ju SBerlin; bie £ei?tere ifl unter bem tarnen Sflarta
2lmiot fet>r sortf)eilbaft befannt unb b,at ft'd) auf ben mei=
ften großen 23üf)nen ÜDeutfd)lanb6 alß tüchtige SanjfünfHerin
bewährt. (H . . . t.)
Brühl, 1) (^rtebr. £ubw., ©raf öon), geb.
1739 ju Bresben, kr erhielt eine ftrenge l^rjiebung, ftubirte
in Seipjig unb l'eöben unb besuchte hierauf auf feinen gro=
fen Steifen faft alle J£>öfe Gruropad. $lad) einem t>telbeweg=
ten Seben 30g er ft'd) auf fein ©ut Pforten jurücf, wo er
burd} beifpiellofe Serfcfcwenbung feine Sermögenöumjta'nbe
fef>r jerruttete. (Jr gab bafelbfl Jefte auf Jefle, errichtete
ein &f)eater unb feferieb für baffelbe fiele ©tücfe, in benen
er felbfl öfter auftrat; ja er malte fegar bie baju nötigen
£>ecorationen felbfl. ©eine ©tücte erfdjtenen nod) bei feinem
üeben unter bem Zitel: Sc)eatralifd)e 23eluftigungen, 2)reöben
1785.— 90 in 5 23anben. 9)lan ftnbet in ir>nen dd)t fomifdje
3üge, bo(b -ift fein ©tt;l fetyr nad}Iafft'g unb oft unebel. ©ein
Brühl 45
befree: ©tücf tfl: 2Bie man einen 23etrüger entlarot, bau audj
17S7 in 25reeben allein erfdnen. 3n obiger ©ammlung ftn=
bet man aucb, mehrere, bem #ranj. frei nacbgebilbete, f leine
©tücfe, j. 23.: Slucafftn unb Ocicolette, ©raf albert u. m. a.
Er jl. plögltcft in 23erlin 179;}. 2) (Äarl ^riebr. 2ttori0
$aul, ©raft>.), mirflidjer ©eljeimratf), ©eneral = 3ntenbant
ber fbnigl. preuf. Sttufeen, geb. 1772 ju Pforten in ber 91ie=
berlauft#, ©ol)n beS 23or. »Seine Sugenb «erlebte er auf bem
oäterlidjen ©ute ©eifereborf bei 2)reöben, unb unter ber
Ölufft'djt feiner geijrreidjen Altern würben feine galügfeiten
nad) allen Stiftungen bin ausgebilbet unb fo ber beutfcben
aSüfjne fpäterbin ein ÜBorflanb gegeben, ber nod) je§t ale ein
nid)t erreichtes SDtufrer an fünftlerifdjer Qlusbilfcung, an
fenntnifreicber ^raris unb an (Sonfequenj- ba frerjt. Er
glübte für bie Äunfl um ber Äunfi willen, er mar bei ber
<£ad)e ber ©aa^e wegen. 2)er erfre Äeim, bie rafdje Ent=
micfelung eines fo rufymwürbigen 23efrrebens würbe, nacfjft
bem oäterlicfeen Jpaufe, an bem £ofe ber Jperjogin Slmalie
oon SBeimar, ber fürfrlicfjen Pflegerin aller Jlünfre unb
SGBiffenf haften , ben er mit feinen (Altern 1785 befugte, ge=
legt, ©eetbe erfannte balb ben r)offnungsc>ollen Jüngling,
würbe fein Cebrer in ber Mineralogie unb weifte feinen ©inn
für naturfüfiorifdje ©cbönbetten, Berber unb SEBielanb, langjl
mit feinen (Altern befreunbet, fdjloffen ftcb, oiefem Unterrichte
in anbern 3meigen an. ©dwn im 17. 3af)re würbe er als
EIet»e beim 23erg = unb Jpüttenmefen in 23erlin angefrellt,
aber ein reger ©inn für bie gorjlwinenfcrjaft, t>te# irm ju
biefer übergeben unb er bilbete ftcb, ju ir>rem 2>ienfre, tl)eore=
rifdj unb practifdj, mit Eifer unb (Erfolg aus. 1796 trat
er als 5orftreferenbarius ber BurmärBifa^en Kammer in ben
©taatsbienfh Slber bei allem Ernfte in fernen ©tubien, war
bodj ber ©inn für bie <ftunfr bas allbelebenbe ^)rinctp in
tf)m. §afcb, £f)ürfdjmibt unb ©enelli waren feine
£er)rer tn ber 9}?uft'E unb 3eid)enr"unfr , unb aucb, im Stabiren
»erführe er ftdb, mit ©lüdf. Sftacbtiger auf feinen fpateren
23er uf wirfte ein j weiter 23efud) 1798 am weimarifdjen Jpofe
unt> jene ftefte, bie ©oetf)e unb ©djiller ins £eben riefen,
oor allen aber feine SOtitwirfungen auf bem rjerjogl. ^rir>at=
tbeater unter ©oetfye's Settung. iKacbbem er mehrere Ijolje
Er)argen am fönigl. preup. <£>ofe befletbet, 1813 ben gf^bjug
als freiwilliger mitgemadjt unb nadj gefcfyloffenem grteoen
ben Äöntg nad) $Paris unb Sonbon begleitet hatte, auf wel=
(ben Steifen 23üfmen unb 23üfmenwefen tr>n befonbers be=
fdjaftigten, würbe er nach, Sfflanb^ 2obe 1S15 jum ©eneraU
Sntenbanten ber fönigl. ©djaufpiele berufen. Sftie war wof)l
eine 2Baf)l fegend unb erfolgreicher für bie bram. Äunfr;
ba6 ©lücf begünfligte in ben Engagements 2)eorientö unb
46 Brühl
bem bes SÖolf'fcben ©bepaarcö feine erfren Schritte. (Jin
foldjer 3umadiS ju bem ©tamme in 3ffliinb'fd)er ©dwle ges
bilbeter Jt'ünjrler, gab bem ©efammtnurfen einen befonberen
©djmung. 2>as fenigl. ^oftljeatcr mar geraume 3eit in fci=
nen ©trebungen gebrücft uttb gelahmt, mie alle ^Betriebe ber
Jlitnfl feit bem »ertjängntpooüen 3ai)re ISiiti, unb nur ein
JRiefengeift, rt t d> t genug er tonnt, mie 3jflanb, oermodjte
bie 2lnfralt ju erbalten. Seiijt aber at()mete man freier, ein
neues lleben eru>ad)te. S)et»rient6 clcctrifdjer ftunffen rief
Äunftgebilbe ber^or, bie bisher gefdjluinmert batten unb
SBolfe machten fpan. 2>id)ter einr)eimifcrj j ©bafefpeare, %e-
renj, 9)coreto u. 21., fo mie aud) bem bid)terifd)en 23eftreben
ber neueren 3eit mürbe eine mürbige 2lufmerffam6eit ge=
fcbenft. 2lber babei ftanb 23. ntcfct frillj er erfannte bie
üftotbiuenbigfett, baf fomobl 3uf<±,auer, als Jtunjriunger ju
folcben ©enüffen oorbereitet werben muffen, mesbalb er einen
ÄreiS t?on ©elebvten unb Ätitifern berief unb bas „£>rama=
turgifcbe SBodjeublatt" auf feine Soften begrünbete.
<£s erfaßten im 2>abre 18 IS in eigenem 23erlage unb enbete
im 3uni 1817. £>iefe 3 23änbe ftnb »on meiern 2Bertt)e unb
bürften füglid? in feiner bramaturgifd)en 23ibliotbe? fehlen,
©letcbe, ja burd) bie dloti) bebingt, erfjöf>te 2lufmerf famfett
mürbe ber £>per, mie bem 23allet gefpenbet, unb ©pontini'S
<£rfd>einen gab aud) ibnen einen neuen glanjoollen Sntpuls.
©ine befonbere ©crgfalt fdjenfte 23. ber (Sorrectbeit bes @o=
ftüms , mie ber Secorationen unb allen ju ibnen gebörenben
Stequift'ten; feine 23orreben ju ben beiben 23anben (£ofhime,
wie ju ben £>ecorafionen , 23erlin bei Sßittid}, ftnb böd)fi be=
Iet)renb unb geben 3eugnifj uon bem geläuterten ©efcbmacfe,
ben ausgebreiteten Äenntniffen unb bem raftlofen Sleifie *>*6
oon ber 2Bürbe feiner ©tellung burd)brungenen Sntenbanten.
2>iefe rubmtuürbigen ©igenfdjaften mieberlegen and) am befren
bas SDcäcfeln ber Siritii über biefen ©egenfranb. 23. mar es
bei ber 2Jermaltung einer Aunfranfralt ftd? bemüht, ba$ eben
bie bram. unter allen päbagogtfcfeen 2lufgaben in .Äunftfadjen
bie fdnuierigfle fei. 23ei ber Uebernabme berfelben fdnoebte
tt)m bie 3bee oor, eS fei in bie <£anb eines folgen Rubrere
ein grofer 2t)eil beS &unfrfd)icffal6 ber 9)cit = unb 9cad>melt
gegeben, gemiffermapen bie allgemeine <£rbebung ber ©enera*
ticn gu begeifternben t)öt)eren Äunfrgenüfjen. 9)cit ben ge=
rübmten Crigenfcbaften »erfolgte er fein ^iel fo meit, als bies
in unferer 3eit, fo meit eei mit ben oft fdjeinbar gemalti=
gen unb bodj ju geringen Mitteln unb nad) ben 23erbaltniffen
überhaupt möglid) mar. 25enn mal)rlict) bie 23al)n mürbe
it)m fparlid) mit 9tofen, reichlicher bagegen mit dornen be-
worben , aber bie 2lnerfennung feines 9)conarcben , ber 23ei=
fall mabrer Äünfiler unb Äenner unb fein fdiönes 23emuft;
llriiiiing 47
fein waren ir)m £ofm unb ein ©porn jum unoerbroffenen
gortfdjreiten. Der jerftörenbe 23ranb 1817 rief ©djinfete
neue Schöpfung inö Seben. 2lud) bei biefem gewaltigen
©d)lage, bei einem fo furchtbaren ©reigniffe , wufjte 33. ftd)
balb ju faffen unb bie regefte Unterftü£ung fehlte feinen
augenblirflidjen Qtnorbnungen nidjt. SDZit einem oon ©oetlje
gebtdjtcten Prologe unb ber „ Spftigenia" be& Slltmeifrers
würbe ba$ neue ©djaufpielfyaus eröffnet, £>iefem ^eite fdjlof
ftd) 2Bebcr6 ,,'5reifd)ü£", für bie fönigl. 23ül)ne getrieben,
an. 2Beber birigirte bie erfre Sorfleüung felbft, ©urnantfje
folgte unb fein ©djmancngefang „£>beron" follte aud) bas
le%te 2Berf fein, baö 33. in ©cene fe§te. ©eine gefd)macf=
ooü* georbneten ©ubfcriptionebälle gaben bem ^Jublifum bie
fd)öne ©elegenfjeit, ftdt) um feinen SSftonardjen ju oerfammeln,
aber ben gelautertflen ©inn betätigte er bei allen Jpoffeften,
wie j. 33. bei „Salla üludt)" nach SDtoore'6 2>td)tung. 1828
eerlor 23., ber ftd) 1814 ju 9ceufd)atel , wo er im %xeü)eitö=
friege @ommanbant war, mit bem grdulein 3>ennt) t>on $)our=
talie t>ermäf)lt ftatte, feinen dltefren ©of)n, ein 23erlufr, ber
feiner bereite fef>r manfenben ©efunbljeit einen mächtigen
©tofj gab. 2>a£ 23efürd)fen, feinem 2lmte nid)t mef)r genü=
gen ju fönnen, unb Unannefymlidjfeiten, bie nad) oielen @ei=
ten t)in auegelegt würben, l)auptfäd)lid) aber au$ 9)tifmer=
fjaltniffen mit ©pontini entflanben fein follen, oeranlafiten
23., um feine ©ntlaffung 31t bitten. 25er .König gewahrte
fte il)m mit ben 23eweifen feiner SInerfennung unb ©nabe,
unb fo fdjieb er gefd)müd?t mit ber Hebe unb 2ierel)rung ber
fämmtlidjen SDcitglteber ber fönigl. ©djaufptele unb überhaupt
aller feiner Untergebenen, ©ine Steife nad» bem füblidjen
2>eutfd)lanb unb ber ©d)weij,_ein längerer 2lufentf)alt in fei=
nem fo fet>r geliebten ©etfereborf gaben if)m wof)l 9tuf)e unb
J^eiterfeit wieber, aber fein ©eifl fonnte ftd) nod) immer nidjt
t>on ber ib,m fo merken 3Bir!famfeit loöfagen. ©r fdjrieb
unb fprad) fer)r gern über feinen 33eruf unb ber SSerfaffer bie-
get 2XrtifeIö ift fo glücflid), einige fer>r fd)ä§bare SDocumente
oon if)m in biefem ©inne oerfafjt ju beft'^en. 1830 ernannte
ber Äönig 23. jum ©eneral = 3ntenbanten ber Sttufeen, in
weldjer Charge er gleichen Äunfiftnn unb ©tfer betätigte.
Seiber fefjrten nad) furjen 3nter»aIIen ber ©rfjolung heftige
Äranffjeitsrücffälle ju fyauftg wteber, bi& er 1837, nadjbem
er feine Jtinber gefegnet Ijatte, fanft entfdjlief. @r würbe
am 20. 2lugufl in ber Äirdje ju ©eifereborf bei Bresben an
ber ©eite feiner ©Item beigefe^t. (R. S. u. C. Lebrün.)
Brüning, 1) (3ol). 2>ietrid)), geb. ju 23remen
1808, trat fdjon alö Änabe bei bem bortigen Sweater auf,
bilbete ftd) fpater jum ©änger au$ unb mirfte bann a\€
23afbuffon. 9lad} ber Trennung einer furjen, in 23remen
48 Brunn
gefdjloffenen ©he, ging 23. na* Detmolb, wo er anfing, ftd>
mehr bem ©djaufpiele jujumenben , fam bann als jugenb=
liefet Liebhaber nad) Jpannooer. 1834 fam 23. ju bem aadien=
feiner Theater, wo er fi'cf) etn ausgebreitetes Sleperroir bilbete
unb in ber oielfadiftcn 23efd)äftigung grofjen 23eifatl fanf.
18:5t» erhielt er ein Engagement am «öoftbeater ju Bresben,
weldjes er jeboeb, wegen ungenügenber 23efd)äffigung balb iute=
ber »erlief unb nacb mehrfachen ©afrfpielen in Hamburg an=
gefreut mürbe, mo er ju ben beliebteren 9!)titgliebern gehört.
23. »erbinbet mit einem männlich frönen 2leufiern, ein £lang=
twlIeS Organ, 23ühnengemanbtbeit unb ein unverkennbares
Darfrellungstalent. 2) (Jpenriette, ge&- sPeucfert), geb.
ju Bresben 1809, mirfte in ber Sugenb im 23allete bes ber=
tigen .£oftbeaterS unb mürbe fpäter als ©olotänjerin bafelbft
engagirt. Um fte bem Sweater ju entjieben, fanbten bie
©Item fte nad) £öpli£ j,u einer 23ermanbten; rjier aber, ber
ftrengen elterlichen 2lufftcbt entbunben, mibmete fte ftcb ganj
ber 23übne unb trat int 2IIter oon 14i 3«*br als ^reciofa
mit großem 23eifall auf j fte mürbe fofört engagirt unb r)ei=
ratete 1824 ben unter bem 9camen ©eeberg bekannten
©cbaufp. 23aron oon ^almftein, boeb mürbe biefe Ehe
halb mieber gelöfh ©ine geraume 3eit fpielte sJ!ttab. 23. bei
oerfdnebenen ©efellfcbaften in ben ©tdbten £cpli§, 3ittau,
@brli$, Jtarlsbab, 2IItenburg xc. als jugenblidje Liebhaberin
unb Öpernfoubrette , bis fte 1828 oon 2Mrector 23ethmann
für Seipjig engagirt mürbe; fte folgte bemfelben fpäter nacb
SDcagbeburg, naebfem fte in 23raunfa)meig mit 23eifall gafrirt
hatte; 1832 mürbe fte oom 25irector Stingelharbt für Leipjig
engagirt, ging oon hier 1833 an baS aadjen = 6ölner Theater,
mo fte ftcb mit bem Vorigen oermählte. dlad> bem furjen
Engagement tn Bresben gaftirte 9)cab. 23. mit rühmlichem
Erfolge in Hamburg unb 9!)iannheim, mo fte auf längere 3eit
engagirt mürbe. £>as Engagement tr)ree ©atten in Hamburg
aber beftimmte fte, ben mannbeimer Sontract mit Opfern ju
löfen unb nad) Jpamburg ju eilen, ©egenmartig (Wlai 1839)
tfr fte abermale in ieipjtg angeftellt; sJ!)cab. 23. fpielt je£t
junge ^tauen, 2lnftant'sbamen unb (Sharafterrollen , mie
Örft'na, SDiilfort, Elifabeth xc, ju benen fte förperlidb unb
geifhg gleich befähigt ifi; befonbers ihrer 23ielfeitigf eit megen
tfr fte jeber 23ühne ein beebft fcbäijbares SDtitglieb. (T. M.)
Iliii ii ii (.Xbeaterftat.) , Jt'reisbauptftabt in ber Wlaxl-
graffaiaft Fähren am 3ufammenfluffe ber <Sd)marjama unb
3ittama, mit einem nicht unbebeutenben £anbel unb 3.5,800
Einw. 2)ie Vorliebe für bie Aünfte unb befonbers für bie
bram., jeiebnete bie 25ewebner 23.6 febon bamals aus, als
unfere Daterldnbifdje bramat. SDiufe noch in ber SBiege lag.
<2cbon in ber SXitte bes 17. Sabri). befaf 23. einen Stempel,
Brunn 49
wo Sfjespis wanbernbe 3ünger bas tyublitum bind) 35ar;
ftellungen 31t oergnugen fucfeten. 3n ben Xi)eatexaxd}ix>en
23.6 ftnbet man, baf 1(569 bte anwefenben frembcn Siomö-
bianten um (Srlaubnif baten, in ber angeljenben 2lbt*ents,$eit,
»uenigflenö in ber erflen 2BoaV, geiftltcfje Jtombbien agiren
ju bürfen. 35ie (£rlaubnif wirb itynen jwar oerioilligt, je=
bocb, „baf ft'e nic^tö was wiber gute (Sitten ober modestiam
ber 2lbt>entsjeit probuciren, fonbern in terminis ber geifrlidjen
materia bleiben follen. 35as 9cad?fpiel mit bem 95icfelf)äring
(#answurjr) wirb aber aufjuf)eben fein j es fei benn, baf
and) etwas SDcobefres jur geiftlidjen (£rgö£ung buxd) -jüdbtige
Stepräfentirung ber ^erfonen oorgebradjt werben tonnte." —
1693 brannte baß ©djaufpielljaus ab? es würbe an berfelben
©teile wieber erbaut unb in bct 3wifd>en3eit im ©raf ©alm=
fcben Jpaufe auf bem 35ominicanerpla.§e fortgefpielt. 35ie
©knurren unb Einfalle CErisptns, bie Saaten SEamerlans
unb 23aja3etrtS, bie ©cfjicffate ber beil. SSarbara unb ©eno:
oefa waren ^robuctionen, bie jebesmal bie Äaffe bes Unter;
neftmers füllten. 9lad)bem baß Sweater wieber erbaut war,
gaben Sftirolini, ©cfcucf), bie ©cbulj, 23runian, Äoberwein ic,
abwedjfclnb if>re SSorfiellungen. 35ie 23aUets, bie ital. *Pan=
tomime, bie Äomöbie aus bem «Stegreife waren nodb im=
mer baß £öcf;fre, was bamals in ber Äunfr geleiflet würbe.
35er Jpanswurft, bie ©eele beß ganzen SEfteaters, entweibete
immer nod> ben $)arnaf} unb bot ber feimenben beutfdjen
Üütufe 3Cro§. 23runian, ber erfre orbentlid&e 35irector unb
Unternehmer jrebenber ©dfraufpiele feit 1757, erlebte ben
©turj feines gelben nicfyt. ,(jrfr in bie 35irection 23 61) ms
fällt bie Äarafrropfje , bie feinen Untergang bewirfte. (£5
lägt ftdj wenig über biefe erfle @pod)e beß Siufblübens beut=
fcfyer bram. Jtunjr fagen. 35as Sdiaufpiel war beinahe nocf;
gar nidjts, Opernüorjiellungen fjtngegen waren fctjon weiter
oorgerücft. Wlan gab bereits ©lucr'fdje unb mehrere anbere
bamals befannte muftfal. SWeiflerwerfe. 23allets, fo gut man
fte bamals f>attc , füllten bie Süden aus. 23öbm frarb 177S
unb SBaijbofer übernahm für feine Stedjnung bas Sweater,
mit welkem and) sugleicb, bie öffentlichen 23äUe in ber <5ar=
neDalsjeit im 9teboutenfaale oerfnüpft waren. <5r führte
feine 35irection bis 1785, in welkem 3afn*e ein fürchterlicher
23ranb bas ©ebäube abermals »erjebrte. 35ie Sanbftänbe
matten jeboeb. ben SKufentempel mit einem Slufwanbe oon
54,000 %L, nie ber $)f)önir aus feiner Slfo^e, in «Äurjem
wieber emporfreigen. @te übernahmen für tr)re 9tecbnung
bas £f>eater unb liefen es »on einem gewählten 2lusfd)ui
oerwalten. 35er 4?offcfjaufp. Skrgopjoomer oon 2ßien würbe
berufen, bas .Äünjrlerifdje ju leiten} unb oon biefem 2tugen=
blicEe an tft für 33. bas 35afein einer orbentlidjen organift'r=
Ifjcatcr^crifon. II. 4
.;<> Brunn
ten ©cbaubübne ju rechnen. Sie ©tabt übernahm balb bar=
auf felbft bic Serroaltung bees ihr gehörigen ^beatere ; roar
aber fo unglücflicb, ee 1786 abermals, unb rote leiber nur
ju beutlicb hervortrat, burd) eine oorfeijltdje Sranbanlegung
oon irgenb einem mtpgünfhgen 23bferoid)t in 9lfcfje gelegt ju
feben. Sie ©tabt roanDte neuerbingö 36,000 #1. baran unb
baß ©ebäube flieg jum brittenmale aug feiner 2lfd)e empor.
23ergopjoomer führte nod) 4 %ai)te bie Leitung unb ging
cann roieber jurücf an baä wiener Jpoftbeater. i'efftngö
roobltbatiger (ünnfluf auf bie gefatnmte beutfcbe Dramaturgie
roarb aud) auf bem brünner Theater burd) ba& ftcxtfäxeiten
ber ©efdjmadeoerfeinerung unb ber fünfrlerifajen Seifrungen
fühlbar, ©cbröberes bramat. arbeiten füllten einen grofen
£betl be$ ^Repertoire! auö. SWadj 23ergopjoomerd Slbgang
(1790) übernahm SBotbe bie Sirection für feine Rechnung
unb gab fte 1794 an Slotfye ab. 9)lit ihm beginnt eine neue
(Srpocfce in ber ©efcf;id)te be& brünner £beafere. Sie SKich*
tung, roelche bie bram. Siteratur Seutfd)lanbe bamale ge=
nommen hatte, öffnete SRothe ein fcbönee %elb, bie SEalente
feiner ©cbaufp. in ein günfrigeS $id)t ju fe#en. SSefonberö
gewann bie Cper unter feiner Cettung. (§T felbft ein tüd)ti=
ger ©änger unb geroanbter ©djaufp. gab ber ganjen ©efeü*=
fdjaft ein nadjahmung^roürbigee üBeifpiel ber ähätigfeit unb
beö ^unftfleifje^. 1800 übergab 9tothe bie Sirection feinem
©djrotegerfobn , bem ßheoaüer be §ier, unb blieb alß 9te=
giffeur bei ber Sühne. SaS Theater erhielt unter biefem
einen neuen 2luffdjroung ; Secorationen unb ©arberobe rourbe
anfehnlid) »ermehrt unb »erbeffert; aud) rourbe ber oortheil»
haft befannte Sftaler unb SDtafdjinift, 33. ©irarboni, ge=
roonnen. SDtit bem Anfang biefer (Jntreprife ging bae bie=
her beftanbene unb mit bem grofen Sbeafer »erbunbene, fo=
genannte Ä'reujertheater ober bie Jtasperlfomöbie, bie im
©ommer in einer höljernen 23ube auf bem SUtarftpla^e ge=
fpielt rourbe, ein. Sie ©efellfdjaft im grofjen £beater ge=
roann baburdj brauchbare @omparfen unb ein tauglidjee @bor=
perfonal. 1805 übernahm ber t. f. j£>offd>aufp. Wiener bie
Sirection für feine JRedmung unb führte fte 2 3«bre; über=
gab fte bann bem bekannten £>pernbid)ter Immanuel ©d>i?a =
neber, roeldjer fte gleichfalls "2 3abre behielt, nad> beren 5üer=
lauf er fte abermale an SOieöer übergab. — ©dnfaneber bat
oiel für bie Sühne gethan. ©cenerie unb ©arberobe roaren
in gutem 3uftanbe. Sie ©efellfdjaft roar grofj, befonberes
im 2tnfange ber Unternehmung, unb jählte mand&eö oorjüg=
liehe Talent. (Jr roar e& aud), ber bie 3bee: im freien mtlt=
tärifdje ©djauftücfe aufzuführen, in 25. mit günftigem Grrfolge
für feine «Raffe juerft benutzte. Sat? JRepertoir jählte mei=
fiene bat 9ieuefte unb 23efte, roae in ber Sheaterroelt be=
Brunn 51
fannt warb; bod> madjte man ihm ben gegrünbeten SBorwurf,
baß er bem ^ublifum feine eigenen ©eifteöprobucfe iu ge=
bduft auftifcbte. £>od> war eö fein SSerbienft, baß (Sollins
SDieifrerwerfe bem tyublitum befannt würben, fiatte ©d)t=
faneber baß £>ecorationswefen unb bie ©arberobe befonbers
feiner 2lufmerffamEeit gemürbiget, fo »ernaaMafft'gte eß SMeöer
hingegen gänjlicb. Ueberhaupt war beffen ©efdjäftefuhrung
nietet bie mufterbaftefre. Aorntheuer, §[et unb ©cbifaneber
waren bie 3nfpicienten unb leiteten bat ©anje mit Umficfct
unb Energie. 1811 trat 3)tet)er ab. — 2>er bisherige Unter=
nehmer beß linjer SEtjeaterö, ©raf 5ran<j »on grüger, über=
nafjm bie ©irection. 25ie Oper gewann burefc biefe Sßer=
änberung auf erorbentlicb , aud) baei ÜDecorationS = unb ©ar=
berobewefen fam wieber in 2lufnabme. 25arüber warb aber
baß ©cfcaufpiel oernadblafftgt unb manches gefcbäfcte Talent,
baß SS. fett 3af)ren fein nannte, »erlief bie 28ühne. ©päter
warb bas ©cbaufpiel jwar oerbeffert, bafür fanB wieber bie
Oper. (Jnblich, 1313, lachte bem brünner SEheater ein neuer
9D?orgen. Grine ©efellfcbaft £beaterfreunbe übernahm bajfelbe
unb berief ben bisherigen t. t. Jpoffcbaufp. Jtomtbeuer jum
25irector bes ©anjen unb jum unmittelbaren Seiter ber fünfl=
lerifchen ©efebäfteführung. ©ehr öiel (SrfreulicbeS unb ®uteß
ift auß biefer öortbeühaften SSeranberung für bie brünner
SSühne entfprungen. grei t>on eigennützigen Sfebenabft'cbten,
war bie SSerbefferung beß £beaterö, bie Erhebung beffelben
ju einem SSeleijrung unb Sßergnügen gemährenben 3njritute
ber ^aupfgeft'cotepuntt, t>on bem bie 2)trection ausging. £er
©aal würbe neu unb gefcbmacfooll becorirt. 3m Snnern beß
©ebdubeö würbe eine jweifmdfige SSnorbnung ber 2lb= unb
3ugdnge für bie SBequemlichfeit beß ^Publifumö getroffen unb
bie ÜBübne felbfr bei möguebfrer, befter SBenu^ung beß 0tau=
meß fcf>r oortr>eilr>ttft oon bem SÄafcbtnifren ©irarbont arran=
girt. 2)ecorationen t>on ©all erquickten baß Sttuge beß 3us
febauerö, bie ©arberobe würbe neu unb gldnjenb angefchafft,
baß £b eater = Slmeublement lief nichtö $u wünfehen übrig.
2>ie SBerfrärEung unb beoeutenbe SSerbejferung beß ©rebeftere
mit einem niefet unbebeutenben Äoftenaufwanbe, oerbanEt bie
hteftge SBübne bem Verfahren ber bamaligen 2>irectton. —
1815 übernahm .^einrieb ©cbmteb bie SDirection unb behielt
biefelbe biß ju Ofrern 1825, fobann würbe baß Theater oon
Sttloiö 3wonejef auf 6 Sahre gepachtet, ©chmieb übernahm
nach biefer 3eit baffelbe neuerbingö auf 6 3abre, nachdem baß
Sttubitorium unb ber JReboutenfaat auf Äoflen beß SJiagifrrateö
renooirt würben.— ©eit Dfrern 1837 führt SSilfielm Sbiel,
ehemals £offcf;aufp. in &xeßben, bie 2)ircction. ©eit 3uli
1838 werben nun audj wbe^entlief) einmal 2Jor|lellungen in
fröhmifeber ©pracb^e gegeben. 1838 würbe bie aJteijmer'fdje
4*
•>2 Brüssel Brüstchen
Suftbeifcung eingeführt, ©ämmtlidjeei 33übnenperfonal belauft
ftd) gegenwärtig auf 54 <})erfonen, worunter ft'cb, f)öcf)fl ad)=
tungemertbe Talente beftnben. Säfyrlidjer ©agenbetrag ifl
00,000 gl. S3reite beg &beater$ biö jur 9tiDalba 22 gujj,
SEiefe ber 33ül)ne 30 gufj, ^6>öf>e ber 33übne bis ^u ben ©of=
fftten 21 gufj. Sänge be6 ©d)aupla£ed '20 JUaftern. $bl)e
3 ©totfmert* mit 54 Sogen, fo bap ber 3ufd)auerpla§ an
1200 'perfonen bequem faffen fann. 2)er bödjfle Ertrag einer
SSorflellung ifl 000 gl. 3m grü&ja&r 18:50 erhielt Sirector
Xfyiel aud) bie Grlaubntfj , eine SÜrena in 23. anzulegen, ju
beren Sluefü^rung unb 23enu#ung bereite ber näcbfle 6cm;
mer beflimmt mürbe. (M. Ernst.)
Brüssel (£r;eaterfrat.) , 43aupt= unb SKeft'benjflabt be$
Äönigreidbö 33elgien, mit 90,000 (Sium. 33. i)at 2 Sweater,
worunter ba& Theatre royal ba$ größte unb bebeutenfte; eö
ifl 208 guf lang unb 107 gufj breit. 2)ie fronte bee £au=
feö ifl burd) ein $>erifh)l oon 8 iontfdjen, 30 gufj Ijoljen
©äulen gebilbet; über biefen ©äulen follten 33a6relief6 ben
gronton jieren, bie inbeffen niebt fertig geworben ft'nb. Sie
übrigen ©eiten be6 Jpaufe6 ft'nb mit 17 Slrcaben gefcbmücft,
bie eine offene ©allerie bilben. 25er ©aal felbfl t)at 4.5 gufj
im £>urd>mefTer unb bietet in 3 Steigen Sogen, parterre unb
©allerie 'plag für 2000 3ufd?auer; bie Sogen ruben auf
©äulen, bie ju ber ©rbfe be6 ©aalee ganj unoerf)ältnifj=
mäfig bünn unb mager ftnb. 2)en ^lafonb jieren bie 9 9)iu=
fen, unb bie gonerö mit ifjren corintbifeben ©äulen fef>en
ftbdjfl jierltd) aue. £ro§ bem üftamen Theatre royal ift bae
3)b,eater ju 33. bod> nur $)rioatunternebmen unb bie Unter=
flü^ung, bie ber üDirector com Jpofe erf)ält, ift unbebeutenb.
2Me ©efellfdjaft ifl eine franjöftfctje , aues ben ©djaufp. ber
9)rot>injialtbeater granfreid>s; jufammengefe^te; ber ©efebmaer"
be6 $)ubli?umö erbeifdjt fafl alljäbrlid) ein neueö ^erfonal
unb felbfl ber trefflicbfle Jtünfller erhält unöerbient 3eicben
be& SDltfifallenö, wenn er länger ate ein 3ab,r in 33. bleibt.
2>ie ©agen ft'nb jiemlid) fyod) unb fleigen bii? 20,000 granfen
jäbrlid). £>ie ©efellfdjaft gibt Oper unb ©djaufpiel in bun=
rem SBecbfel unb im ©anjen ift ba$ £beater ju 33. ein W>*
fcilb ober eine gortfe^ung ^ev pavifer Sweater. £)aö Theatre
royal des varietds liegt im $>ar?e, ifl äufjerltd) einfad) unb
prunEloef, im Snnern freunblid) unb bequem unb 1000 — 1200
^Perfonen ft'nben barin SRaum. J5ier werben nur 2JaubeDillee
gegeben unb btefe ^War oortrefflid» , ba bie SWitglieber barin
mef)r in ibrer ©pbäre ft'nb. ?Berwaltung unb ©efellfdjaft
fceiber Unterner;mungen ifl ein unb biefelbe. (R. B.)
Brüstchen (©arber.), ein feineö Oberbemb mit Ian=
gen 2lermelnf weldjeä bie grauen in einigen ©egenben, wo
Brueys Brunetti o.>
bie 9Hobe eine anbere 23e£Ieibung ber 23rujl unb 2lrme nodj
nidjt ettiijefüfjrt bat, übet bas 4->embe trafen. (B.)
Brueys (Daotb Sluguftin), geb. 1640 in ber $)ro=
t»ence. 2)er*äBunfc&, freien (Eintritt ine £heater ju erhalten,
bemog ihn, ben 2Jerfud> mit einem ©tücfe ju machen, unb
er oerbanb ftcf> baber mit ^alaprat, ber audj ju unbemittelt
mar, um ftd> ben ©enug bee Theaters $u erlauben. Der
äSerfud) gelang unb »on biefem Slugenblicf an arbeiteten 23.
unb <palaprat 2llles, maS fte für tie 23ühne lieferten, ju=
fammen. 3br greunbfd)aft6»erbältnif mar fo innig unb jart,
bafj es jum ©prtdjroort ihrer 3eit mürbe. Le Grondeur,
l'opiniatre, unb manche anbere ihrer ©tücfe ft'nb bis auf bte
neuefte 3eit gefommen, man fcfcreibt inbeffen ^alaprat bte
Slnlage unb 33. bie 2Iusfüf)rung ju. 23eibe lebten als
Jreunbe, bte Dilles teilten, jufammen, bis ber «£erjog oon
Senbcme "}>alaprat mit r.acb 3talien nahm unb 23. 17^3 ftarb.
SDierEmürbia mar es, bafj 23eite an bemfelben Sage 23rillen
anlegen mufjten, tveil fte gleicbseitig furjft'chtig mürben. (L.)
Brumöy (Pierre), ein 3efuit, geb. 1688 ju 9touen.
Grr mar Srjieher bes ^rinjen von SEalmont, bann Cehrer ber
SDiatbemaftt" in ^aris. ©ein «^auptmerf: Thcätre des Grecs
(juerfr tyaxiä 1730, 3 23be. in 4., bann öfter, eine 2lusg.
oon be iRocbefort unb bu £heil, ebb. 1785 ff., 13 23be. in 8.),
bat tag 23erbienfr, bie bramat. 3BerEe ber ©rieben, bie es
in Ueberfe^ungen unb tbeilmetfe 2lusjügen miebergibt, jur
Äenntnif eines gröfern ÜSheils feiner Station gebraut unb
bas ©tubium, mie bie 23eobadbtung ber Regeln beS griedj.
25rama's rege erhalten ju haben, menn es gleicf) oon Obers
ftäcblicbfeit unb ©infeitigleit ber 2luffaffung nicfct freigefprodjen
werben fann. @r öerfucfjte ftcb audh felbjr im bram. §acfce,
obmohl mit wenig ©lud! j mehrere feiner £rauerfpiele nad>
©toffen aus ber biblifcben ©efcf)icfcre , fo mie Cuftfpiele, ftnb
gefammelt in: Recueil de div. pieces en prose et en Ters,
$ariö 1741, 4 23be. in 8. <Sr fh 1742 ju $aris. (H. Schi.)
Brunetti. 1) (Antonio), geb. ju 9>ifa um 1760,
mar am Grnbe bee cor. 3ahrh. als (£cmponifr fehr beliebt;
feine Opern: Lo Sposo di tre, Marito di nessnna, le Strava-
ganza in Campagna , Bertoldo e Bertoldino U. m. a. , mürben
in 23ologna, äJenebig unb gforenj mit grofsem Erfolge gege=
ben. 2) (Äatharine), eine fehr oerbienftoolle ©djaufpieles
rin unb langjähriges SDtitglieb ber prager fränbifcben 23ühne.
3hre theatraltfd}e 23übung bativt ftch nocb aus ber um>ergep=
lieben ^eriobe oon Ciebich's (f. b.) Direction her. ©ie mar
»orjugSmeife als muntere Liebhaberin mirffam unb ermarb ft'd)
jtets bie ungetheilte 2lusjeio>nung bes ^)ubli!ums. 3f)re an=
jiehenbe 9)erfönlid)?eit, bas meiere, biegfame Organ bewogen
ben 2Hrector oen J^olbein, ihr »erfudjsmeife eine tragtfdje
84 Bruni Brunian
$arfbie anvertrauen; e& war bie „(Samilla" in Jpouwalbt'S
„iBtlb". SDiefer 2Jerfud> gelang über bie Brünften <£rwartun=
gen gängig unb bie bamalei nod) jugenblicpe ©djaufpielerin
Hieb eine Steine t?on 3abren im 23eft§e ber fentimentaUtra=
gifeben $)artbien. — ©päfer würbe fie mit eben fo glücBlicbem
Erfolge in einem altern %a<fye »erwenbet. (3. u. C. H — n.)
Bruni (Antonio Söartolomeo), geb. ju @oni 1759,
(am früb nadb tyari6, wo er ftdj jum 23ioltnt>irtuofen au$s
bildete unb au* alö (Somponift auftrat, ©eine Operetten:
Conradin, Celestin, Azelie, la mort imaginaire, l'ile enchan-
t^e, Claudine, Terbera jc. , ftnb leidet unb gefällig gebalten
unb würben nidbt allein in "Paris, fonbern trjeiliueife auefo in
üDeutfdjlanb febr beifällig aufgenommen. 1800 war 23. 9Wuftf=
birector ber ital. fom. Oper ju ^aric*. (3.)
Brünian ($err eon), geb. 1783 in §)rag. «Seine tbea=
tralifdje Saufbafjn eröffnete er bei bem SWarionettenfpieler
•£oljel, engagirte ftd) hierauf bei einer 23anbe ©eiltänjer unb
Sufffttringer , unb fam bann ju einem gewtffen "Jtadjtigall,
ein 9)rad)teremplar t>on nidjtömürbigen &beäterprinjipalen,
wo er ale ©djaufp. gelobt, alö (Sapriolenfdbneiber aber bes
wunbert würbe, ©päter ft'nben wir ibn bei einem gewiffen
23remer, ein würbiger Siwal 9f adjttgalTt* , wo er ali Sßlabe;
moifelle 23runner ba$ ^ubltfum entjürfte. ©ein prinzipal
t)atte ibn nämlid), ba er feine i'iebbabertn batte, in ein Bauens
Zimmer »erwanbeit, woju ibm fein fd)öne6 ©eftebt unb fein
feiner 23au fefjr bebülflid) war. 2)ie Cm" proquos, bie bier
auf unb außer ber 23übne vorfielen, wären ein oortrefflidber
©toff ju einem fomifdjen 9toman. Sänge btelt e& jebodj 33.
nidjt bei 23remer aus; er maebte ftd) felbft SDiarionetten,
beiratbete eine fel)r bauliche §rau, bie aber eine gute ©änge*
rin war, unb jog mit feiner böljernen 23anbe in ^Dfäbren,
ObersDeftrei* unb 23öbmen umber. 3>n ben 3wifcbenacten
fang feine ftrau unb er maebte ifuftfprünge unb Kapriolen.
2luf biefe 5lrt oerbiente er üiel ©elb, war im ©tanbe, 2)eco=
rationen unb Sbeafergarberobe anjufdiaffen unb warb in
furjer 3eit einer ber erften "Prinzipale in 25eutfd)lanb. <£r
felbft fpielte ben Jöansrourft mit gren*,enlofem Söeifall unb
fein ungemeine^ Talent für ba& Äomifcbe madjte ibn beffen
würbig. >2lber aud) in regelmäßigen ©fürfen trat er auf unb
alle SBelt wunberte ftd), it>n beute ben £>roeman unb morgen
ben -öanswurft mit gleidjer 23oll?ommenf)eit fpielen ju feb,en.
©eine fdwne ©timme, oorjügltd) aber fein £anj, tarn ibm
überall ju fratten. Ungefäbr 10 Sabre i)ie{t er fid) mit bie*
fer ©efellfdjaff am JKbein, am SDfatn unb am Metfar auf,
mußte aber enblicn feine Gruppe entlaffen, ba feine tyradbt*
liebe ibn an ben JBettelftab brachte. Dod? lädielre bai ©lud?
ibm balb wieber. Sofepb Äurj engagirte ibn 1760 nadj
Brustharnisch Brustlatz >.>
$rag unb f>ier erlebte er feine glänjenbfle Crpodje. ©Ietcr)=
r»iel, ob er alß tra;jtfcf>er J&elb, alö £an$wurfr, ©änger ober
£dnjer erfdnen, baö ^publtfum faf> if>n gem. SQBie Äurj
1763 feine Gruppe auöeinanber gelten lief, errichtete 23. oon
ben SDiitgliebern berfelben eine neue unb reifte mit berfelben
nad) 23rünn, macfcte 23anquerot, würbe r>on 23uftelli, ber
unterbef baß prager Sweater gepachtet f)atte, wieber engagirt
unb jum ©efdjaftefüfjrer gemacbt. 23. lief nun .Kleiber unb
25ecorationen in SDcaffe anfertigen unb brachte bie für ba=
ntalige 3eit unerhörte 2lnjaf)l t»on 80 ©tatiften aufö Sweater.
23ufrelli mar natürlich balb fertig, 23. aber engagirte eine
Gruppe aus lauter Äinbern, fpielte abermals in $)rag, machte
gute (Sinnafymen unb ungeheure ©Bulben unb »würbe abers
mal6 banquerot, unb irrte nun mit einer namenlos fdjledjten
23anbe in ©rat) unb 23rünn untrer. 25er ©raf £fd>ernin,
ber 1744 ba$ prager SEfjeater übernahm, lief ftd) abermals
»erleiten, 23. ju engagiren. SEfdjernin fiarb, fdjenfte aber
oor feinem £obe 23. 2Ule£, maß biefer trjm fcfjulbig mar unb
madite il)n baburcfc jum reiben SDtann. 3e§t brad» baß gol=
bene 3eitalter für ©dmeiber unb ©taler wieber an unb bauerte
biß 1777, wo 23. aufö »Reue faüirte unb mit bem 23obenfa§
feiner Gruppe nacfe 2>re6ben jierjen mufte, mo er ftdj 6 SSJios
nate lang im Cet)mann'fcb,en 23abe im £ufr = unb Strauerfpiel
profrituirte. Dann aber fing bie 3ett beß 3ammer3 für 23.
an unb ni<t)tß wollte if)m mer)r glücfen. ©eine fpätere 2Ser=
binbung mit Sftera^ö, fein 2lufentf)alt in $ilbe6f>eim unb
23raunfcfcwetg 1779, feine zweite <£eiratr) mit ber SBitwe beö
23alletmei|ter$ 9)tiom, 2llle6 biente nur baju, ir)n nodj mef)r
herunter ju bringen. 25er £of ju ©djleäwtg fetzte it)m eine
i leine 9>enfton auß, entjog ft'e if>m wieber, ba er ju viele
23orfd>üffe »erlangte, unb 1781 flarb 23. in 2lltona. 2luf
jeben gall war er ein fefjr merfwürbiger SDtenfd), er oereinte
Talente ber oerfdnebenfren 2lrt in ftdj, in allem (ärrftnnlidjen
war er entweber SMufter ober Darre iidi boer) barin oerfuebt.
©ein guteö £erj unb fein offene^ 23enet)men liefen feine
§reunbe um fo mefjr ben grenjenlofen Seicbtftnn unb bie
ungejatjmte QJradjtliebe bebauern, r>on ber er nun einmal
niajt ju feilen war. (L.)
Brustharnisch (©arber.), f. Äüraf unb JRüflung.
Brustlatz (au* 23rufrfleib, 23rufrflecf, £etb =
djen, SKieber jc., ©arber.), 1) ein furjeö, 23ruft unb £?ber=
leib bebeefenbe^ Äleib ot)ne 2iermel; wirb oon beiben ©es
fdiledjtern jeboeb, meijt nur alß Unterbleib getragen. 2) (Sin
breiedigeö ©tue? 3eug , f)duftg mit #appe ausgefretft unb mit
«Retteten ober ©djnüren an anbere JUeibungßfrücfe befefligt.
3n mehreren ©egenben: SEprol, 23aiern, 2lltenburg tragen
bie Canbleute ben 23. allgemein unb er ifl bann gewofynlicb,
;iü Bruststimine Buch
reidj ccn Stoff unb 23erjierung ; aucb, im altbeutfdjen Gioftüm
jünbet man il)n bei beiben ©efd)led)tern. (B.)
BrciNtstiinme (©tuftf), bie natürliche Stimme ober
ber jenige Umfang berfelben, in meldjem bie £öne ganj unge=
jmungen l)ert»orfommen, im ©egenfa^e junt Jalfet ober ber
gfifiel (f. b.), morin bie t)öf>ern £öne burcb, eine 2ieränberung
ber Srimmorgane fjeroorgebracfet werben. 23gl. 9Regifrer unb
Stimme. (7.)
Bruststück (©arber.), 1) ein £beil ber JRüfhmg (f. b.).
2) STft gebraust für 23rufrlafj, in fo fern berfelbe mit 23anb,
Stieferei, perlen ober Steinen befeijt mar. (B.)
Brutus (Marcus 3untus), Liebling beS 3uliuS
(Eafar, troe bem einer ber äkrfcbmorenen , melcbe Safar er=
morbeten (43 t?. 6fjr.). 2>arauf, als Statthalter oon SDiace-
bonien, lieferte er mit GEafft'us bem oereinigten Jpeere bes
Antonius unb £cta»ianuö ein blutiges treffen bei $r)ilippi
(41), in beffen Verlaufe effr (Safftus, fobann aud> 23., ihre
Sadje oerloren gebenb, ftcb, felbfi töbteten. 93., ben fioifcben
©runbfa^en ergeben, mar übrigens ein »ortrefflicber, gelebt
ter SDiann , unter ben gegen ßafar SBerfcfymorenen ber ebelfte
unb unetgennü^igfte, ein ddjter Sofjn ber alten SRepublif,
melcbe mit if>m unrettbar »erloren mar. 3" <id)t römifcber
©rbfe, JHeblicfefeit unb 2Bürbe t>at ib,n Sbafefpeare, ber mie
fein anberer £ramattfer am 2Sorn ber ©efdnc&te ju fcböpfen
mufte, in feinem %uliu$ (Säfar bargeftellt, eine »ortrefflicbe
(Sbarafterjeidjnung , gegenüber bem fünftem (Safft'us , bem
fd?lauen Antonius, bem bie Umfrdnbe benu^enben, aber grö=
fere $>läne oerbeimlicbenben ©ctatrianus unb bem mürrifcfys
bumorifhfcben (Sasca! Seine ©ematylin mar bie eble 9>orcia,
OEato's Uticenft's £od)ter, bie ftd) feiner, audj burcb tyren
£ob, in Allem mürbig jeigte. (H. M.)
Buch (Ze<t>n.). 23ei jeber gut eingerichteten 23übne muffen
bei ber Aufführung eines Stücfee 2 (Eremplare beffelben »or=
banben fein, oon benen bas eine Souffleurb. bas anbere
2>irigirb. genannt mirb. 3n bem Souffleurb., meines am
befreit gefäSrieben unb auf jeber Seite mit einem meifen
JRanbe oerfetyen ifr, mirb alle SSorfcbrift meggelaffen , meiere
2)ecoration, Scenerie unb Arrangement betrifft. 2>as SEBort:
23ermanblung, mirb jebesmal fenr grofj gefebrieben unb öon
bem Souffleur bie bei jeber 23übne gebräueblicben 3eid>en
für 23er»uanblung, fallen bes 2?orbangs u. f. m., fomobl
als Aöertiffement , mie als .Seicben iut fofortigen Ausfüf)=
rang eingetragen, lieber bie eigentümliche (Einrichtung bes
Opern Souffleurbucbes f. Souffleurfrimmc. 3um £)trigirb.
nimmt man entmeber baS gebruefte 33. ober bas üom 25idj=
ter eingereihte SManufcrtpt. 33eibe merben mit meifem
Rapier burebfeboffen unb oom SRegiffeur für bie 2>arfrellung
Bucharest Buchhaltung '67
eingerichtet , bie ©tellung ber ^Perfonen in jeber ©cene mit
allen oorfommenben &*eränberungen, bte ©tiebworte für Särm,
JRufen, Jtlingeln, SOcufiE u. f. m. hinter ber ©cene, bie 9tes
qutft'ten, bie genaue 23ejeicbnung ber £>ecoratton, ber 2$erfe§=
flücfe, Spüren, genfrer, bte ÜDieubeln unb it>re «Stellung, bie
©tatt ftnbenben Eoftümoeranberungen unb bie baburef) notb=
wenbtge Sänge ber 3wtfcbenacte , bte Tanten unb 3at)l ber
im ©tücfe befdjäfttgten (Stjoriften unb ©tattften, 5llleö bie$
alfo ba$ ©anje be& eigentlichen innern 2Sübnengefcbäftes muf
ft'cb fo genau unb anfcbaulicb »erjeidjnet ftnben, oft aueb mit
©runbriffen unb fftjjirten 3etcpnungen »erfefjen fein, bafi
im §alle einer Jtranfbeit be$ SRegiffeure nacb bem 25irtgirb.
ba$ ©anje geleitet werben fann. 2Bo ein 9cad)lefer (f. b.)
»orbanben ift, beft'nbet ft'cb ba$ £>trtgtrb. in beffen £än=
ben, fonft t)at eö ber Stegtffeur, ber 3nfpictent ober wer
fonft mit ber Seitung beauftragt ift, jur £anb. 3«be 5ßor=
fcbrtft im 23. e ift auf ber correfconbirenben weifen ©ette
»ollftdnbtg erläutert unb nacb bem SDtaterial ober ben 23e=
bingungen jeber 23üf)ne oeröollftänbtgt. 3ur Erleichterung
ber Ueberftcbt wirb aueb wobl hinten ein JRegifter angebracht,
worin alle 9tequtft'ten, bie ^Perfonen, welche fte erhalten unb
in welcber ©cene fte gebraucht werben, bie ju gebenben 3eicr>en
hinter ben Eoultffen nacb 2lcfen unb ©cenen unb fonft ba$
2Befentltcbe »erjetebnet werben. (L. S.)
Bucharest (23uft)areft,23ufarefcbt, Zt)eatexftat.)t
J&auptftabt ber 2Balacbei, mit 60,000 OEtnw. unb einem täg=
lieb bebeutenber werbenben «öanbel. 23or wenigen 3af)ren erft
t)at man ben 23erfua> gemalt, tbeatralifrfje ©enüffe nacb 23.
ju oerpflanjen unb fyat baö günfrtgfre ÜRefultat erhielt. 2)cebs
rere Seerngefellfcbaften befugten nacbeinanber 23. unb fan=
ben einen offenen ©tnn für bte Äunft, alfo freunbltcbe 2luf=
nabme unb gute Einnabmen, fo baf? 23. halb jum regelmafji=
gen, met)rmonatlicben 2lufentbalteorte »erfduebener 2)trectoren
würbe. SEbeobor SDcüller unb grifet) (legerer je$t in Eon=
ftanrinopel) jetebneten fieb befonber^ bureb eine gute ©efells
fegaft aus unb weilten lange in 23. 3m %at)xe 1838 i)at
man begonnen, ein Rfyeatex ganj nad) bem ^lane be$ »eftber
ju bauen unb es bürfte alfo balb eine neue unb glän^enbere
2lera im Zfyeatexleben t>on 23. beginnen. (R. B.)
Buchdruckerkunst (2ilkg.). Eine weiblicbe ?^tgur
in anttfem ©ewanbej ii)xe Embleme finb: eine £afel »oll ge=
fester ©ebrift, bte betben 3nftrumente, womit man bie 23ucb=
fiaben fdjwärjt, aueb wobl bie 23ucbbrucrervreffe felbft. (K.)
Buchhaltung. 2)ie geregelte Etnjetcbnung ber Ein=
nabme unb 2Iu6gaben, ober ber SBaaren unb bee 2Bertbe6
in 23ücb,er, um babureb ben ©tanb beö ©efebäftes im Etn=
jelnen, xvie im 2lllgemetnen ftetö überfeben unb nadjweifen
;S8 Buehholz Buckingham
ju fönnen. 2>iefe$ 6Io#c IRotiren ber 2lctio = unb 9>afft'ö=
polten t(l bie einfache 23., entgegengefe^t ber boppelten
ober ital. 23., in welcher 2tüeö boppelt notirt tvtrb unb bie
bah,er weit mefjr ©idjerljeit gegen Errungen unb 2?ergefien*
beit gewährt. 23ei jebem merfantilen ©efdjdfte, alfo aua)
bei bem finanziellen Steile ber SE^eateroermaltung ifl bie 23.
eben fo notljwenbig als pflicbtgemdfj ; wo aber 2luögabe unb
(Jinnabme jiemlid) an fefle Üiormen gebunben ftnb, wie bei ber
@taats = unb in 23ejug auf bie erftere aucb bei ber £f)eater=
»erwaltung, ifl bie boppelte 23. überflüfftg unb fogar un*
äwedmdfiig. 25ie Verwaltung ber «öofttjeater, wie bie Unter*
neunter größerer @tabt = unb 9)rooinjialtl)eater ftnb jur ge=
orbneten 23. fowobl burd) ben Umfang bee ©efdjdfteö felbfr,
ate burd) bie 23el)örbe oerpflidjtet ; bei fleinern 23üf)nen ftn*
bet man oft feine @pur baoon. 23eim Xfjeater werben im
Äaffabud&e bie ©tnnafjmen nad) ben oom Jüafftrer unter*
jeiebneten unb t>on bem Unternehmer ober bem baju befrellten
23eamten controllirten .Raffenrapporten eingetragen unb ben
Stusgaben gegenübergeflellt, bie burd) quittirte JRedjnungen
ermiefen werben; ^Rapporte nnb JRedjnungen muffen gehörig
etnregiftrirt, numerirt unb al$ 23elege be6 &affabud)eö auf*
bewahrt werben, ©in monatlicher 2lbfd)lufj biefer 23erecb*
nungen tfr allgemein gebraudjlid). ®ann erf)etfd)t bie 23. ein
@orrefponbenj*9iegifrer, in welchem bie antommen*
ben 23riefe, bie ebenfalls orbnungßmäftg aufjur)eben ftnb,
Mos notirt, bie abgefyenben bagegen entweber ganj, ober
bem 3nr)alte nad) eingetragen werben, ferner ftnb nötfjig
Snoentarien (f. b.) über ©ecorattonen, ©arberobe, SDceu*
beln, 3tec|uiftten jc. ; ©arberobebüdjer, in welcbe bie
(Sofrümirung jebee einzelnen ©tücfee »ollftänbig einzutragen
tfr; 23efe£ungß* u. 2Ju6tr)eilungebücber, bie ben »oll*
ftänbigen Sljeaterjettel jebeö Btiideä enthalten. Ueber @ce*
narien, Stegie*, ©oufflir* unb 0tollenbüd)er oergl. bie be*
treffenben Slrtifel, fo wie im allgemeinen bie Slrrifel: .Raffe,
Kontrolle unb 2Serwaltung. Ueber bie 23. felbfr t»ergl. 2Bag*
ner'e allgemeinem üebrbud) be& 23ucbr)alten6; ©r)err)arbi, bie
ital. 23ud)f)altung; 23ergr)auö boppelter 23ud)r)alter ; Ö.uarcb/8
.Runfl bee 23ud)r)altene; <&<b,iebe'6 treff liebe Sebrbüdjer ber
Jpanblungewiffenfd)aften unb 25ie§ntann'6 l'erifon ber Jpanb*
Iungewiffenfcbaften. (R. B.)
Buehholz (Äarl 2iuguft), geb. 17** ju Sübecf,
war 3Doctor ber Stedbte unb praftifeber ^urifr. Unter feinen
mannigfachen belletrifrifdjen arbeiten befinben ft'd) au.d) bie
2Drama6: ^opda, Srauerfpiel , Hamburg 1806 j Ugolino
©r)erarbesca's galt, Srauerfpiel , ebenb. 18U8 u. m. a. (M.)
Buckelhaube (©arber.), f. 23oc£elr)aube.
Bückingham (fpr. 23ötfing(jäm). 23erür>mte engl. «öer*
Bude Büchse 39
loggfamilie, auä ©(jaffüeare'S Ijifror. ©tütfen befannt. (Sin
23. tritt in SKtcfcarb in. ale beffen JRatfjgeber unb fd)dnblid)er
«Helfershelfer auf. 3>iefer war <£einr. ©raf t>. ©tafforb, J&erjog
t>cn 33. Unerfdttlirf) in fetner «£abfucf>t unb Mdnbergier,
gerietf) er über feine gorberungen an Sdnbereien in Jpereforb
mit bem .Könige in ©treit unb trat, ba er ftd) getdufdjt unb
jurütf gefegt glaubte, auf <£einrid)ö, ©rafen »on 9ticb,monb,
©eite. (Sin Diener, burcb, ben auf 23. ß Äo&f gefegten tyxeiö
»on 1000 ^)funb gelocft, oerrieti) tfyn an ben Stifter »on
©fjropflnre, worauf er 1483 auf 9tia)arbtf 33efef>l enthauptet
würbe. tJin anberer 93., (Jbuarb, ©ob,n beö 23or., ftanb
bei Jptinrid) VII., aud) 2lnfangö bei J£>einridj VIII. in großer
©unfr, äuferte ftcb, jebodj mifjgünfiig über ben (Sarbinal
2Bolfeo unb würbe auf 23etrieb bee mächtigen SDtiniflere beö
^od^öerratbS angefragt unb '1521 tyingeridjtet. 2Bir ft'nben
ityn in bem erfren 2lcte beö ©t)aff»eare'fdien ©tücfes: Jpein*
riefe VIII. c?in britter .Öerjog Don 23., ©eorgeÖSilliertf
(geb. 1627, fr. 1688), ber unter äarl II. feine »olitifd>e »tolle
fpielte, oerbient f)ier genannt ju werben, weil er, glücflidjer
ali feine 23orfat)ren, fraft tragifcfe ju enben, 9)cuf e unb tfaune
genug t)atte, t>a6 fiuftfptel: tbe rehearsal, Sonbon 1671, ju
fcfcreiben unb aucfe fonfr ben 2Biffenfcbaften objuliegen. (H.M.)
Bude, ein ©ebdube oon 23retern, befonberö wenn eö
ju ©cfeaufreliungen benutzt wirb ; ftgürl. ein fdjledjteö Sweater.
Hudweis (£f)eaterfrat.), <£auptfrabt beä gleichnamigen
«ftreifeö in 23öl>men, mit 6000 (Jm. 25ae duferlidj unfcb,ein=
bare ©d>aufpielc)aud bafelbfr würbe 1836 im Snnern neu
becorirt. 23. wirb nur auf furje 3eit »on reifenben ©efell*
fdbaften, gegenwdrtig oon 2)irector Suij, befucfet.
Büchner (Öeorg), geb. 1813 ju ©obbelau bei25arm=
frabt, frubirte in ©iefj en, flof) wegen SErjeilnafjme an ben »oli=
rifcfeen 23ewegungen ber legten 3at)re au$ bem 2Saterlanbe
unb ftarb ald SRefugie gu 3uridj 1837. 23. fcferieb eine £ra=
göbie: 2>anton6 £ob, in ber, neben ben Mängeln einer
3ugenbarbeit, ftcb, ein r>crrlicf)eö Didjtertalent unb eine grof;
artige, wat)rf>aft geniale Sluffaffung unb 2tuöfüf)rung , aber
gar ju grelle Durchführung beö f)iftorifd»en ©toffeö barbieten,
pr bie 23ü()ne pa$t biefe Sirbeit nidjt. 3n 23.$ 9lad)laf
fanb ftcfj nodj ein fiufrfpiel: Seonce unb fiena, unb ein %mei=
reo, beinahe oollenbetee {ufrorifcbee Drama; aucfe überfetjte er
einige ©tücfe 23ictor ^ugo'S. 2Jgl. 23rotff)auö Sonoerf. £er.
ber ©egenwart unb 9)l)ömr Suni 1835. (R. B.)
Büchse (Siequif.), 1) jebeö cnlinberförmige ©efdf ;
2) ein ©ewef)r ber 3dger unb ©a^arff^ütjen , weld^eö fta>
burd) einen gejogenen Sauf »on ber gewöhnlichen ftlinte
unterfcbeibet. 3m anfange beö 15. 3al)rl). erfunben, ftnben
wir bie 23. im 30jäf)rtgen Äriege juerft angewenbet, bann
60 Bühne BühneiiNchieklichkeit
aber mit JRtefenfdjrttten ihrer 23eroellf"ommnung unb allge=
meinem Slnwenbung entgegen gebenb ; je$t hat jebe 2lrmee
mit 93. bewaffnete Schüben. £>ie beften ^anbftaber ber 33.
ftnb bie SEt;roler unb Schweizer.
Bühne (£ecbn.), eigentlich jebeö erböbete ©erüfl, auf
welchem etxvae gefebeben foll, xvai Siele fehen tonnen, baher
Stebnerbübne, 9tichtbübne, Schaubühne u. f. w. 3m
£beater ber über bem untern 3ufchauerraum erhöbete unb
burch ben Vorhang abgefcbloffene 3Jaum, auf welchem bie
2)arfleü"ungen Statt ftnben. 2)ie 23. beftebt aus bem $ro =
feenium, ber Sloantfcene, berScene unb bem hinter*
grunbe (f. b. a.) unb bilbet in ihrer 2IbgefcbIoJTenbeit ben
Nahmen, in welchem jebee bram. 23ilb erfebeinen muf?. 3«
bem untern Xi)eile ber 23., bem <pobium (f. b.), welchee;
nach bem Jptntergrunbe ju unmerklich auffleigt, beftnbet ftch
»orn in ber SDcitte bee ^rofeeniums ber Souffleurfaflen,
weiterhin bie oerfebiebenen 23erfen£ungen (f. b.) mit ihrer
nothwenbigen SDcafcbinerte, unb an ben beiben «Seiten bie <5ins
richtungen jum äkrfcbieben ber (Jouliffen (f. b.), welche bie
ft'cbtbare ©renje ber 23. bilben; außerhalb berfelben tfl jeboch
noch ein nicht ju befebränfter JRaum, „Jpinter ben (Sous
liffen" (f. b.) genannt, erforberlich, um 3üge, SDtärfcbe u.
bergl. bafelbfl ju orbnen unb »orjubereiten unb bie t>on ber
Scene geräumten SDceubel unb 23erfe§flücfe leicht unb bequem
ju traneportiren ; auch tfl biefer 3ftaum ber 2lufentbaltöort ber
junächfl auftretenben Scbaufp. Oben tfl bie 23. burch bie
«Soffitten (f. b.), im Jöintergrunbe burch bie 35ecoration (f. b.)
gefcfalofTen. Oberhalb ben Soffitten ifl bie SDtafchinerie jum
2tufjieben ber 2)ecorattonen, be$ Sorbangee u. bergl. 2>er
JÖintergrunb beflebt entWeber aue einem, ben ganjen JHaum
umfaffenben Saale, ber jeboch fo eingerichtet fein muf, bafi
er als 23. mit benuet werben fann, wenn ein befonberes tiefer
Scbaupla$ erforberlich tfl; ober er ifl gleich auf ähnliche 2lrt,
wie ber Staum ber Scene eingerichtet, lieber bie 2luebebnung
unb 2>imenftonen ber 23., f. Scbaufpielbaus unb Xfyeater
mit ihren arttfltfchen 23eilagen. (St.)
Biihnenordmuig. f. £beatergefe$e.
BühiienNt'hiekliehheit. £>iefe will, toie bie
SebensfcbitflicbBeit unb Sitte ihre Stechte beobadb,tet unb be=
wahrt wiffen. J&ierher gebort nicht blos tas $ertiggeiuorben=
fein beö eigenen Jtörpers mit ftch , fonbern bie jRucfftcbt,
weife <Srmeffung unb 2Jbmeffung, über wie öiel tylaq biefer
überhaupt auf ber 23ühne ju gebieten unb an welchen Stellen
er ihn einzunehmen habe. Vetter wirb noch immer, felbfl
üon routinirten Scbaufp., viel *u wenig auf ben Stanbpunrt
unb bie Schonung ber in ber Scene präbominirenben $>erfo*
nen geachtet, wa6 Sfffanb fchon mit bem atuebrude: „fxe-
Bürger (51
renft'on auf bas SEerrain madben" bejeiebnere. — 3« *>en
oerfebiebenen einielnen Slrtifeln biefee 2Berfe$ wirb auf
SÄebreres, bie 23. 23etreffenbes , btngewiefen; bei biefem
2Jrti£el genüge baber nur bie namentltäe Slufjäblung meb=
rerer 23übnen unf djid Hoheiten, auö ber ftd) bas ©d>icf =
liebe oon felbfr ergeben unb berausfrellen wirb. 3. 23. bas
©id> = 23orbrängen oor 2lnbern, bas ©id) = ©ebenlaffen , fei
es nun aus Utifenntnifj ober 3erjireuung, bas öftere Jpanb;
ergreifen ber 9?iitfpieler ober Jpanbauflegen auf bie ©djultern
berfelben, bas ungrajiöfe Umarmen, Muffen, ftd) auf bas
Anie nieberlaffen , bie Unrube in ber Jpaltung unb ©tellung
obne 3wedf, bas ^Räuspern oor einer langen Siebe, bas
Jperumfd)leifen ber ©effel auf ber £rbe, bae Änarren ber
^ufjbefleibung , bie unfanften, burd) 9iägel unb g'ifen unter
ben Surfen »erurfaebten dritte, bas 9tad)fd>leifen ber ©äbel
auf bem gujsboben, bas Verbergen ber Jpcinbe an unfd>i<f=
liebe ober ungehörige £rte, 23ein£leiber = , 2Befren = unb SRod;
tafdien, bas >Jidge!befeben ober gar 23eEauen, baß oft micber=
bolte ©tirnreiben, bas Crbnen beä .Ropfbaares, 23acfen; unb
©dbnurbartes, bie Untbetlnabme an ben ©efpräcben SKit*
fpielenber, bie unangemeffenen Raufen wäbrenb bes £efen$,
©ebreibens ober ©iegelns oon 23riefen, ein übertriebenes
iDofenfpiel, alljubäuftges ©dmupfen, bae Jpineinreben in bie
Souliffen, bae unanfranbige 3un>erfen ber £büren, bae 93er=
geffen unb Ctegenlaffen oon ©egenfrdnben, als: Jpüt, ©toef,
Hantel, 25ofe ic, bei einem Slbgang, was befonbers in
Situationen fiörenb unb lädjerlid) wirft, wo bie ©pur bes"
2)agewefenen son bem Sintretenben nietjt bemerft werben
foll, ober wo gar bie ©cene ftd) oerwanbelt, bas öftere Jper=
ausgeben ober in ber Jpanb behalten bee: £afd)entud)6, bas
naioe ©cbürjenfpiel ber tarnen, ober fofettirenbe 3upfen am
23ufentud)e, bie unanfidnbige Haltung beim ©ffen, £rinfen,
ober in ber 21rt <£twas ju nebmen, ju tyolen, ju ergreifen,
bie bem tyublitum jugewanbte Stücfenfeite, bas 0.ueroorüber=
geben oor ^erfonen , benen man , aus weldjem ©runbe es
fei r 2td)tung fdjulbig ift, bas f>äuftge 23etreten bes ^)rofce=
niums, bas ©ablagen mit geballter ftauft an bie 23ruft, ober
gar mit flacber «i&anb an bie ©dienfei u. bgl. m. (Z. F.)
Bürger (Qrlife SSJiarie (Sbrifiiane, geb. Jpabn),
geb. ju Stuttgart 17G1), fam fpäter nad) 23erlin, oon wo
aus ft'e bem befannfen SDidjter ©ottfrieb 2lug. 23. in einem
©ebia)te ibre Jpanb antrug. 2>ie l£be würbe inbeffen feine
glücflicbe, in 2 Sabren erfolgte fdjon bie ©Reibung unb (£life
23. betrat bas SEbeater in SÜItona unb fpäter ju Jpannooer
unb Dreeben. 2)a ber GrrfoJg ibren 2Bünfd)en niebt entfpracb,
oerfud)te fie ft'd) als 2)edamatrice unb als plaftifa?imimif*e
2)arjrellerin, ebne jebod) bie J?enbels©d)ü§ nur annäbernb
02 Bürgerkrone Buffo
jn erreicben. Später lebte fte jurücfgejogen in granffurt
a. 9)?. Sluger mehreren Spontanen fcbrieb fte aucft bie 23üt>=
nenftücfe: 2lbelbeib, ©räftn Don £e<f, Hamburg 1799; baß
23anauet unb bie .£eirafbeluftigen, üemgo 1801. (R. B.)
Bürgerkrone (©arber. u. JRequift'r), ein J^ranj oon
<£icbenlaub, war bei ben Kömmt fowobl bie 23elot)nuug
f rtegerifcber , als politifdjer unb moralifcfoer 23erbienfte unb
galt ale bie böcbfte SJusjeicbnung. 2krgl. Corona.
Bürgerlich. 2llles tvae beu Sebensoerbältniffen be6
23ürger6 entfpricbt. Daher: b.e Aleibung, bie gewöhnliche
£racbt fcer gebilbeten ©efellfcbaft nacb ben wecfcfelnben 2(n:
forberungen ber SOJobe; früher war fte burcfe <J)olijeigefe§e
oorgefcbrieben. 23. e Stücfe, meift gleicfcbebeutenb mit £on=
»erfationeftücf , Drama, 5amil'en8ema'&e un^ Sdjaufpiel (f.
b. 2t.). Sduller'e (Sabale unb Siebe unb bie meiften 3fflan&=
fcfeen unb Ao^ebue'fdjen Scbaufptele ft'nb b.e Stücfe. Sie
erfyeifcben oom Darfteller oorjugeweife ben £on unb bie $aU
tung ber ©efellfcbaft mit 2lusfcblup jebeö übertriebenen tyaz
tt)oß bei ben tragifcben unb \ebe& Sarrifirten bei ben fomi;
fdben (SbaraBteren unb Situationen, inbem jebe Uebertreibung
fcas Stüc? aus feiner eigentlichen Sphäre ijerausöebt. (B.)
Büffet (franj.), eigentlich ein Sdjenftifcb; ein abge=
fonberter 9taum in ©efellfcbaftefälen , wo Speifen unb ©e=
tränte verabreicht werben; im Scbaufpielfyaufe ber Saal, ber
ju biefem 3wecEe oorbanben ift. SOian ftnbet ba& 23. wedj=
felnb parterre ober oben, gewöhnlich, wirb ee oon ber Direc=
tion, in einigen Stäbten, j. 23. in Seipjig, jeboeb, oon ber
Stabt, ober wie in Göln oon bera (£igentt)ümer beö Kaufes
befonbere üerpaebtet. 25er ^ädjter ift meift ein Sonbitor, in
gröfjern Stäbten jeboeb, j. 23. in 23erltn, ftnbet man ganje
ÜReftaurationen im Sweater. (R. B.)
Buffo (SDtuftf u. Secbn.), Äomifer bee ital. Spatere,
beffen iHame aue bem fiateinifeben bufrare, fiefe, aufblafen, her?
geleitet wirb. 23ei ben Römern würben Diejenigen fo genannt,
bie mit auegeftopften ober aufgeblafenen 23acfen an ihren
SDiaefen auf bem Sweater erfebienen, um ben Ohrfeigen,
welche fte in bebeutenber Slnjabl empfangen füllten, mehr
Alang ju geben. 23ei ben Stalienern würbe ba& Jad) oon
2$)erfonen: bem fingenben unb fpreebenben ober f) al&=
fingenben 23. bef leibet. Die Stimme bee 23. ift 23ag, fein
Spiel fef)r marfirt unb grell, baes <5oftüm barrof unb bat
23urlesr"e feine Sphäre, fo baf er fafr jur CFarrifatur wirb.
Daö SÖort unb bie Sacbe ift mit ber ital. Oper ine Sweater
aller 23ölfer übergegangen, aber in Deutfcblanb unb ftxanl:
reieb ift ber 23. mehr eigentlich Jtomtfer, bem man wofyl einen
Mangel ber Stimme, feineewegö aber bie Uebertreibung ber
Bulgaren! Bulwer 65
3raliener naebfteht. SDie neuere franj. Oper hat ba6 5<*#
be& 23. in £enor = unb 23a$s23. geteilt. Opera baffa,
bie fomifche Oper, enrgegengefetjt ber Opera seria ber
ernten Oper ber Seltener? fte ifr nicht mit ber Opera
comiqne ber 5™"*°!"*° ju oerroecbfeln. 23ei ber Opera
baffa ifr Äomi? bie .£auptfacbe, bei ber Opera comiqne nur
Siebenfache. (7.)
Bulgaren! (SJcariana 23enfi, gen. Stomanina),
eine berühmte ital. ©ängerin im anfange be$ oor. 3<ihrh-,
febeint bte 23ühne in 23enebig betreten ju haben, roo fte bis
1724 mit grofem 23eifall roirfte. 1725 (am fte jur itol.
Oper nach 23reelau, t-on roo fte 1726 nach $rag ging, 1728
ober roieber nach Stalten jurüctf ehrte; fte fr. 1734 in 9iom.
3eifgenofien rühmen foroobl ihren auebrucföoollen unb febönen
©efang, ali ihr trefflichee ©piel; auch mar fte bie »ertraute
grreunbin unb Unterfrü^erin be$ ©iebtere SDcetajtaft'o. (3.)
Bulgarin (£habbäu£), geb. in Sithauen 1789,
würbe im (Jabettenhaufe in ^eter^burg erjogen, biente fpäter
mit Qütsjeicfanung erft in ber rufftfeben, bann in ber franj.
Slrmee unb fehrte nach 9tapoleon'ö §ali roieber nach 9tufj lanb
jurücf, wo er ft'cb au^fcbliefjlicb literarifeben Slrbeiten roibmete.
er gab 1825 ba& er fte bram. SEafchenbucb : Ruskaja Talija,
in ruff. Sprache herauf, in meinem einige fehr anjiehenbe
arbeiten feiner geber enthalten ftnb unb baö bureb bte 9caa>
ahmungen, bie eö hervorrief , roefentlicb jur görberung ber
bram. Literatur in 9Ruf? lanb beigetragen hat. (R. B.)
Bulwer (abwarb So t ton), geb. 1803 in ber ©raf=
fchaft 9corfolr\ feit ber Ärönung ber .Königin 23ictoria im
©ommer 1838 23aronet, ifr ber 3. @ohn beö ©enerate 23.
@eine$ 2Saterei frühjeitiger Xob (1806) brachte ben jungen
23. ganj unter bie ©eroalt feiner SDcutter, bie, hochgebilbet,
feinem ©eifle oorjugeroeife bie Dichtung gab, bie er fpäter=
f)in mit fo glänjenbem ©rjfolge einfeblug. <§eit ber 23er"annt=
maebung „^elbam'g" erhielt 23. einen europäifeben 3?uf, ber
tnbef neuerbingö bureb feinen 23eft#er felbft gefebmälert ju
roerben febeint. Sticht jufrieben mit bem JRuhme, ben feine
in oieler Jpinft'cht auegejeiebneten SRomane ihm erroorben
hatten, rooilte 23. auch t>on ber 23übne herab auf feine dla-
tion roirfen. <Sr febrieb: bie <£erjogin oon £a SJaliiere, baö
Stäbchen oon £t>on unb ^Richelieu. 2>tefe 9>robucte ftnb aber
fo lofe componirt, fo leer an wahrhaft bram. (Eonfiruction
unb fo überhäuft mit lächerlichen Effecten, ba$ bie 2luf=
nähme, namentlich be£ erfieren 2)rama$, einer oollfommenen
SRieberlage glich. 2>aö 2. ©tücf foroohl, al6 ba$ 1839 gege=
bene 3. JRidjelieu fanben jroar in Conbon eine befriebigenbe
Aufnahme, in 2>eutfcblanb aber erregten bie beiben erftern
burchauö fein Snterefje. 23. hat fein heroorragenbeö Talent
64 Bund Buononcini
furo 2>rama unb mürbe Flug banbeln, wenn er feinen wettern
SJerfucb, bie 23ühne ju erobern, maefcen wollte. (E. W.)
Hund (©arber.), 1) fo p. tu. Durban (f. b.)j 2) eine
«Ropfbebecfung ber tarnen in ber gorm etnee £urbans, ge=
möhnlicb aus mehrfarbigem 3euge gefertigt. 3) Sie Mopfs
bebeef ung bes «fcobenpriefrers bei oen 3uben ; ft'e ifl ebenfalle
SEttrban ähnlich, t?on meißer Seinmanb gefertigt unb oben
mit einer bellblauen Jluppel oerfeben , bie bureb barüber ge=
jogene Streifen bie ftorm einer Jlrone erhält; auf biefen
Streifen ftef)t bas SCüort: Jehova. £üe jübifeben 9)rtefrer
tragen ebenfalls einen 58., boeb ifr berfelbe minber boeb. (B.)
Bundschuh (©arber.), 1) ein großer, bis an bie
.Rnöcbel gebenber unb oben jugebunbener JBauernfcbub , ber
befonbers in Scbmaben getragen mirb; 2) bie böl^erne, an
ben §uß gebunbene Soble ber 2Barfüßermöncbe ; 3) »Jtame bes
23auernbunbes 3ur 3eit bes ÜBauernfriegs , berrübrenb oon
bem Scbub, ben ft'e als Snmbol auf einer «Stange ober in
ber %at>ne führten. (B.)
Buonnrötti (SD? t dt> e I 2lngeIo), geb. ju 5^rens
1568, ftarb 1626; Dieffe bes berühmten SOialers unb J8üb=
bauers SDficbael Slngelo, beffen @ebtd)te er aud) gefammelt
unb herausgegeben bat (^lorenj 1823). «gebrieb bie nodj> je^t
als clafftfeb gefeba^ten i'uftfpiele: la Tancia (glorenj 1615)
unb la Fiera (ebenb. 1626). 25ie Tancia ift bas berübmtefre,
eigentlid) ein ÜBauernfrücf , ein regelmäßiges 2)rama in 9tei=
men, morin bie Sitten unb fiiebesangelegenbeiten ber floren=
tinifeben ?anbleute nadtgeabmt ft'nb. 23aretti balt bat Stücf
für eins ber oorjüglicbfren , bas Italien je beroorgebraebr, ja
er erflärt fogar, ba$, menn oon allen ital. Stücfen nur eins
ber SSergeffenbeit entriffen merben follte, er ber Tancia feine
(Stimme geben mürbe. (H. M.)
Buononcini. 1) (fßlatc Antonio), geb. um 1658
ju 9)tobena, bilbete ft'cb unter ber Ceitung feines 2Jaters, fam
fbäter nacb SDeuffcblanb , mo er oon 1697 — 1708 in 2Bien
unb 23erlin als (Jomponift unb JBioloncellifr angefrellt mar,
ging bann na* ^aris, mo er befonberS als Virtuos glanjte
unb feinte um 1712 nad) 3talien jurücf, mo er ben dteft
feiner £age in 9tom jubraebte. Seine befanntefren Gompofü
ttonen ftnb: Camilla regina de Volsci, Etearca, la Regina
crednta R«?, Tigrane, Re d'Armenia, Cajo Gracco unb Astia-
natte; bie fomobl in 3Bien, als an allen großen ital. I£r;ea=
tern, ben größten 23eifall fanben. 2) (Öiooanni 23at =
tifta), geb. ju «JWobena um 1660, 23ruber bes 2Sor. 1694
bebutirte er mit ben Opern: Tniio Ostillio unb Xerse in
3Rom, fam 1698 als Jpofcomconifr nacb SQMen, mo er bie
Opern: la Fede pnbblica, Eodimione, Mario fnggitico, To-
miris, Abdolonimo unö iWmio Scevoia mit großem (Erfolge
Burattini Burghuber 65
auf bie 23ül)ne braute. 1703 macbte er eine Steife nad)
SBerlin, wo feine Oper: Paüfemo gleiches ©lud? madjte,
teerte 1712 nad) «Rom jurücf unb folgte 1720 einem Stufe
nad) Bonbon, wo er oon ber Stcabemie für einen ber grögten
eomponifren bev^eit erflärt würbe unb wo foworjl feine frühem
Opern, ale bie neuen Astardo u. a. gropen JSeifall fanben.
©ein ©treben, ft'cb, über £änbel ju ergeben, oerwicfelte tf>n
in Unannebmlid)feiten; er ging nad) §ranfreid>, wo er in
ber ©olbmaa^erfunfr Vermögen unb Stuf oerlor, als SirtuoS
aber betbeS wieber erlangte. Um 1750 enblicb, erhielt er eine
Qlnftellung alö Somponi(t in 23enebig, wo er balb nadlet
frarb. (3.)
Burattini (Seefon.), ital. «Käme für eine 2lrt oon
^uppenfpielen, welche bekanntlich in Stalien oollEommener, als
in irgenb einem anbern fianbe bargeflellt werben. SOTailanb,
Neapel, 9?om ftaben auSgejeidmete B., bie ben gremben,
obgleid) er gewöf)nlic6 nur wenig oon bem <patoiS oerftel)t,
welkes in biefen Eleinen Sweatern gefprodjen wirb, boeb, burä)
bie ungemein fomifdje 23eweglia^feit unb berben, meifl f)anb=
greiflicfyen @päfe fef)r anjieften. 2>ie beffern ß, geben fogar
Pallete. 2)aS Sweater Solo unb «Seraphim in $ariS war
nur eine matte SRadjafjmung biefer ^uppenfpiele, bie nur in
Stauen eine äd>t nationale 23ebeutung r)aben. 5llle B. ft'nb
ganje Marionetten unb unterfdjetben fiefe barin oon ben Fan-
toccini, bie blos mit bem Oberförper ftdjtbar werben unb
auf tragbaren Sweatern ben Spöbel beluftigen. (L, S.)
Burghuber. SDiefer Sater aller Kasperle unb 3acf erle
ftarb ju 2ßien 1795 im 52. Safere. @r war feiner 3eit unb
befonberS in jungem Sauren, ber erjle Cuftigmadjer unb
©egenflanb fc&alienbften ©elädjterS nidjt nur auf, fpnbern
and) auf er ber 23üi)ne, woju fcfyon feine fomifdje 2>icfe unb
furje gigur bie nddjfre Seranlaffung gab. ©r tonnte für
einen wahren ©d?a£ ber oon einem Ort jum anbern r)erum=
wanbelnben ^rinjipale ber bamaligen (frtemporir = Sfjeater
gelten, benn <£iner fucfyte bem Slnbern ifm wegjufapern, um
bei jcber augenblicklichen ©elbnotf) einen Reifer, ber er immer
war, fid) ju erwerben. «So gefdia^ es, bajj ber £aufenb=
fünfrler oft brei bis oier SMal in einem Satyre fein ©ngages
ment wedjfelte, nebenbei ein unmäßiger, befonberS SSiertrinfer,
unb tro£ feiner, für bamalige 3eiten beträchtlichen ©age, fa|t
immer ofjne ©elb war. £)er 2Sater ber Sacferle wirb 23.
beewegen genannt, weil er biefen S^araEter, wenn man ifa
fo nennen barf, wirf lieb, erfrfjuf. 25enn nadjibem nacb unb
nad) einige ÄaSperle neben ifmt aufwuebjen, bie ft'cb, meiften=
tfyeils nad) il>m gebilbet Ratten unb ir)n oft in tljrem 2Befen
ju übertreffen fdjtenen, bilbete er ft'd) biefen neuen <Sh,ara!ter
unter bem tarnen: Sacferl, in welchem er meh,r 2llbernf)eit
Sfjcatcr* Serif oh. II. 5
06 Burleigh Burmeister
unb cflreidjtfc^e 23auerneinfalf legte, als eigentlich in bem bee
Jtoöperl liegt, tiefer ndmlid? tft ein ©emifd) »on £ane=
wurft, ©capin, (Sriepin unb 2lrlequten j 23$ Saderl aber
glid) mefyr ber 'plumpbeit beö ^ierrot unb 23rigf)eUa. (Z.F.)
Burleigh, f. @ecü.
Burlesk (o. ital. biiria, ©djerj, ©pott; 2leftf;et.).
Dae 33. e ift ein nieberer ©rab bet Sdcfcerlidjen, weldjes ftd>
Me nur möglidjften Ungereimtheiten unb Uebertreibungen er=
Iaubt, unb nur in bem ftalle ber ^oeft'e angehört unb auf
ber 23üt)ne juldfft'g ift, wenn eö nidjt ale blofe ^arlefinabe
unb gefcr>macf lofer , Idd^erlidjer Unft'nn, ber allein auf bag
3werd)fell mirfen foll, auftritt, fonbern, einen tieferen (£rnft
bergenb, menfd)lid)e Üädjerlidtf'eiten, £f;orf;eiten unb ©djledjtig-
i eiten allerlei 2lrt ju oerfpotten beftimmt ift. 3n biefem ftaüe
»ermifdjt ba$ 23. e bat Ghnfte mit bem Vadjerlidjen , ba$ (£r=
fyabene mit bem fiebrigen, trägt bie (Sontrafte ftarf auf,
malt überhaupt ine ©reue, laft bat ©emeine f)od)trabenb,
bat «£of)e gemein auftreten unb ricfjtet ftdj fo befonberö gegen
bat $ot)l= unb ©djeinroefen , bie übertünchte Dummheit unb
fcen eingebilbeten ©tolj gewtffer 2Imt6= unb ©tanbeeperfonen.
2luf bem 23.en beruht tyauptfadjlicr; ber <it)aratter be$ 23uffo
(f. b.). SSKan bat eine ganje ©attung öon £r)eaterftücfen,
roeldje man mit bem tarnen 23urlee?en bejeidjnet. ©ie
waren eine 3ejt lang bei ber größeren SDtaffe bet s))ublifumä
fet>r beliebt, Derfdjmanben allmärjltg üon ber 23üf)ne, festen
jebod), menigfrene ale ©runbelemente unb in einzelnen 3ügen,
in ben wiener 3auberpoffen unb bürgerlichen ©emalben ntebrig=
fomifdjfter ©attung mieber jurücf. Diefe Äaeperliaben, <£ar=
lefinaben, 23uffoniaben , Sarjen, hoffen, 23.en werben nie
ganj §u »erbannen fein, menn ft'e aud) fcfyeinbar eine eblere
§orm unb ein jierlicfeereö ©eroanb angenommen fyaben. (S.
ÜBIum fyat mehrere 23. en nad> bem granjöft'fdjen bearbeitet.
Die beliebtefte barunter mar ifyrer 3eit: 23ar unb 23affaj
oiel finniger unb mit mirfltd) poetifdjem Kolorit auögeftatfet
erfdjeint beffelben Sl)eaterbid)terei fogenannfe 23. e: ber ©pie=
gel bet Saufenbfdjön. 3n biefer feufdjen 23erfd)meljung »on
©inn unb Unft'nn, Sfloral unb ©attjre, (Srrnft unb üaune
Fann bie 23. e fogar ben l)öl)eren ©inn befriebigen, ofjne barum
t^re SEBirfung auf bie ladjluftige SDJenge einjubüfen. (H. M.)
Burmeister (griebr.), geb. ju ©ctjmerin 1771,
betrat bie 23übne bafelbft 171)4 unb führte bann ein t>iel=
bewegtet «ftunftlerleben , über beffen reiche ©rlebniffe leiber
jur 3eit nod) alle Data fehlen. <Beit 1810 ift 23. SPiitglieb
fcee J&oftljeaterei |u Dreeiben unb gehört ju ben beliebteren
Jtünftlern beffelben. (£rnfte Später unb fein = fomifd)e Folien
gehören ju feinen beften unb fein «ftriegerath, Daliner, alte
Älingeberg, Kaufmann 23ufd), 23ilau )c. ^rften ferner ju
Bursa y Byron 67
übertreffen fein? bie <£infacbbett unb Scatürlicfifeit feineä
©pielee ftnbet nur in ber SDarflellung ©flairä ein würbtge$
©eitenftücf *). (T. M.)
Bursay (2Iurora), geb. um 176Ü ju $Pariö, tyattt
ftch bafelbft fcöon einen Flamen aU 2)icfererin gemalt, al6 fte
SDJifglieb beä SEtjeaterö ju 23rüffel würbe, wo fte als ©cbau=
fpielerin unb bram. Dichterin gleich geachtet war. ©S er=
fcbtenen bafelbfr folgenbe ©tücfe oon ihr: Misantropie et Re-
pentir, l'Enseigne ou le jeune militaire unb les Indiens en
Angleterre, bie fämmtlicb &o§ebue'fchen Originalen nad>=
gebtlbet ftnb. ©ie iji auch 23erfafferin ber Oper: Sophie de
Brabant, comp, oon Äalfbrenner. Seim SluSbrucbe ber 0te=
oolutton »erlief fte SSelgien unb errichtete ju 23raunfd)weig
unter bem @cbu£e beS ^erjoge ein franj. Theater. @pä=
ter wählte fte $PartS ju ihrem Aufenthalte, wo noch einige
SBerfe oon ityr erschienen. — 91. 93., ihr Sötann, obgleich
nur ein mittelmäßiger ©chaufp. , befafj ausgebreitete «ftennt=
niffe unb hatte Slntheü an ben oon ihr »erfaßten bram.
2Berfen. (R. S.)
Buskin (engl.), f. Kothurn.
Butaforska (ledin.), eigentümliche Benennung beö
2)ecorationS = unb SRequifttenmagajins ber rufftfchen Theater,
für welche bie ©pradje feine (£r£lärung hat unb angeblich oom
Sluölanbe nach Stufjlanb gekommen fein foll. (L. S.)
Byron (fpr. 23etr'n, ©eorge dloil ©orbon, l'orb),
warb nach <£in. ju 2>ooer, nach 2lnb. ju Sonbon am 22. San.
1788 geboren, ©ein Sater, ber einzige ©ohn bee als ©eefyelben
berühmt geworbenen 3 ohn 23., war ein oolIfontmeneS mau-
vais snjet unb in ganj Crnglanb nur unter bem Flamen „ber
tolle £anS" befannt. ©eine SWutter, bie 2. ®attin 33.6,
SDt t # Äatharine ©orbon oon ©ight, war mit bem
fcbottifcben JtönigSgefchlecbt oerwanbt unb nicht wenig jtolj
auf biefe erlauchte Slbfunft. 2)er einjtge ©pröfjling biefer
©he war ber dichter 33. ©ein wüfrer 2Jater oerliefl i>it
jweite ©attin, als er ihr Vermögen oergeubet hatte, wie
er bie erfte oerlaffen hatte, floh nach, bem geftlanbe unb
frarb in §olge feiner SluSfcbweifungen. SJttfrrefj 23. jog ftd)
nun mit ben bürftigen Krümmern ihres Vermögens na*
2lberbeen in ©cbottlanb jurücf, wo fte allein ber <£rjiehung
ihres ©ohneS lebte, ber bei feiner ©eburt burch bie Unoors
ft'djtigfeit ber Hebamme einen lahmen §u# baoon getragen
ijatte. 2)iefeS ©ebrecfjen war eine ber «£aupturfadjen feiner
*) Uc6er mehrere anbere geachtete Sünfrlcr biefcö 9iainen6 fjaben
rcir trc$ aller ÜKüljc bic !£ata ju einer 93iograpf)ic nid)t erlange»
fönnen.
5*
68 Byron
Rateten Erbitterung gegen bie 2Belt, meil er ein für allemal
beä ©laubenä lebte, ein 2?erunfralteter werbe t>on 3ebermann
r>erböbnt unb muffe ft'cb bafür auf gleite SGBeife mieber bes
jablt machen, iflacbbem 35. auf ber ©dbule ju Jparrom ft'ch
jur Unioerft'tät eorbereitet hatte, bejog er (Sambribge, »orber
aber machte er einen 33efucb auf feinem ©tammft^e 3cemfteab=
Wbbet) in ber ©raffcbaft 3?otfingbamfbire. Jamale ergriff
ben leidet erregbaren Knaben eine heftige l'eibenfcbaft ju ber
[dienen 9Dli# Sflart» 2lnna <£bamortb , bie mit ihrer SDcutter
in bem unfern gelegenen Sanbft'^e 2lnnefren = .£all jurücf=
geigen lebte. SJcan;) mar 5 Sabje alter al& 33., jeigte ftdj
bem aufblübenben 3üngling geneigt unb oerlebte fafr in un=
unterbrochenem Umgänge ein paar 3ttonate mit ihm in beite=
rer ©enügfamfeit. 33. münfehte SJcif (Ebamortb ju ehelichen.
<2rr trug ihr feine £anb an, marb aber jiemltcb fpöttifdb
jurücfgemiefen. Wlaxi) r>erbeiratbete ft'cb balb barauf an einen
©ecE, mit bem fte einige 3abre bbcbjr unglücklich lebte, bi$
eine ©Reibung ba& brücfenbe 33anb löfre. Die Steigerung
9Jlan/6, 33. e ©attin ju werben, fcblug feinem £erjen eine
SBunbe, bie nie mehr ganj »ernarbte, fte erfüllte ihn aber
auch mit bem beftigfren ©roll gegen ©Ott unb 3)cenfchen,
inbem er ©runb ju glauben blatte, fein lahmer grufj habe
ihm ben 33eft£ 3)1 an/ 6 entjogen. <2rr begann nun ein müfteS,
tollet Sehen unb bie WLbtei 3temjTeab mar lange 3eit binburch
ber ©cbaupla^ feiner an Steilheit grenjenben STcummereien
unb 33accbanalien. Crtn 33anbcben ©ebiebte, ba$ er unter
bem £ttel: Honrs of idieness, um btefe 3eit herausgab, marb
oon ber Stxitit bamifcb jerriffen, mobureb 33. in eine folebe
2Butb ber 33egeifrerung oerfe^t rourbe, bafl er auf ber ©teile
feine SEabler ju befebdmen befcblof. &ie6 führte er auf baö
©länjenbfle autf in ber @ati)re: Engiish Bards and scoteh
Re\iewers, momtt er baö grbfte 2luffeben erregte unb bei
ben ©belften junt Zfyeil bie Fehltritte mieber oergeffen machte,
benen er ft'cb leicbtftnnig hingegeben hatte. Dem mifmutbigen
jungen Soro efelte aber bennoeb <£nglanb an; er reifte mit
feinem greunbe 3obn Garn .öobboufe über Portugal nach
©riecbenlanb unb (Sonflantinopel. 2tuf biefer Steife burcb=
fchmamm er auch ben «frellefpont, eine £bat, auf bie er oft
ftoljer mar, att auf feinen Dichterruhm. -Wach jmeiiäbrtger
Slbmefenheit fehrte er 181 1 nach Englanb jurütf, aU §rucbt
ba& ©ebicht: Cbiide Haroid's piigrimage, mitbringenb. Die
33erbffentlichung bie\eö ©eifreöprofcuctee brachte bem 24jäbri=
gen Süngling einen ungemeffenen 9tubm. Qrr mar jung,
eitel, febbn, Silier brängte ft'cb um feine ^)erfon, bie fttauen
jumal münfehten oon ihm bemerft ju merbenj er fam an
ben 4?of unb mar nahe baran, ein «£ofmann ju merben.
Doch feine Abneigung gegen bie 3Jrifrofratie t)ielt ihn baoon
Byron 69
jurücf, unb abermals warb bie Hebe feine fyerrfaVnbe £eiben=
fcbaft. SWi# SDiilbanf, bie einjige Zoster ©ir JRalpb'S, eines
fer)r reiben 23aronetS, feffelte if)n. (£r hjelt um tr>re £anb
an unb empfing einen Jtorb; bod> lief er ftd> nid)t abfdjrecfen
unb nacf) Verlauf eines SafyreS bei einer mieberftolten 2Öers
bung warb 9)iif SNtUbanf 23.5 ©attin. 2>aS ©lud* biefer
(Stje bauerte nur Furje 3ett. 23.5 Temperament, (eine roun=
beritten (Eigenheiten, bie beinahe eine temporäre älbroefens
rjeit beS ©eifteS »erraten liefen, nebft ben fielen miflidjen
Umfränben, bie ftd) jeijt noch mefyr als früher kauften, beS=
gleiten feine SSerbiubungen mit bem 25rurt) = £ane = Sweater,
beffen Leitung iljm beinahe ein 3<*br ^"3 anoertraut mar
unb tljn mit mandjer fd)önen ©djaufpielerin jufammenfüfjrte,
ftbrte ben fjäuSlidjen Rieben, unb nad)bem it)tn feine ©attin
eine £od)ter, %lba, geboren, erfolgte unter f)bd)fr betrübenben
(Jreigniffen bie gefe^ltcbe ©Reibung. Verfolgt, oon allen
©eiten oerleumbet unb je$t mit oollem 0ted)t miftrautfcb,
gegen baS ganje 2Äenfd)engefd)led)t, inSbefonbere aber gegen
feine SanbSleute, oerlief er im grüfyjafyre 1816 abermals
(Englanb, um nie mefyr bal)in jurücr^ufefjren. Unterbef «waren
oon tr)m folgenbe ©ebtdjte erfcbienen, bie fämmtlid) oon bem
3>ublifum mit bem ungetheilteflen SBeifall aufgenommen nmr=
ben: The Giaur; The Bride of Abydos; The Corsair; Lara;
Parisina; The siege of Corinth, unb mehrere kleinere 9>ro=
buctionen, oon benen mir nodj bie Sbe an 23uonaparte nen=
nen. ©ein „?eberoof)l" mar ber leiste ©ruf an feine <&aU
tin unb fein 2Solr\ (Er burdjftridj 23elgkn, bereifte ben difyein
unb ging nad) ©enf. <£ier, unmeit ber ©tabt, mietete er
ftd) bie SJilla 35iobati unb »erlebte in gröf ter 2lbgefduebenr)eit
ben ©ommer unb <£erbft, nur oon ©fyelleo (f. b.), .£obl)oufe
unb ÜeroiS umgeben, mit benen er audb, einen 5£r)eil ber Qllpen
bereifte. 9)fit ©tjellet) braute er ganje 9iäd>te ju, ttyeils auf
bem ©ee umfyerfatjrenb , tljeilS in feinem 2anbf)aufe. 25urdj
if)n lernte er @oetr)e unb beffen „gauft" fennen, ber tr)n
um fo mefjr feffeln mufte, als er gerabe in biefer 3eit ben
gröften £r)eil feines „SÖianfreb" oollenbete, baS erfre ©e=
bidjt, bem 23. eine bram. §orm ju geben bemüht mar. 3m
Cctober oertrieben ir)n bie neugierigen ©djaaren reifenber
©nglänber aus biefem 2lf«l. ©ie freuten ftd) nicbt, if>m
bie fdjlimmfren 25inge ©djulb ju geben, beobachteten it)n oon
ber gegenüber liegenben ®eite bes ©eeS aus burd) gernrbfjre
unb oerleumbeten tr>n auf jebe 2Beife. 3orn unb 2rb§ jag=
ten ben Verfolgten über bie 2llpen nad) 23enebig. Jf3ier nun,
in ber üppigen SWeerfrabt, lief 23. ftd) nieber unb begann
aus oeradjtungSoollem Sngrimm über bie oerleumbungSfüdjttge
2BeIt \e%t mtrfltd) ein oerabfdjeuungSroürbigeS Seben, baS er
länger als ein 3<M>r, oon ©enuf §u ©enuf eilenb, aus einem
70 Byron
SSergeben in$ anbete ft'cfc fiürjenb, fortfeßte. 25ejten ungeaaV
tet rubte fein triftiger ©eift md)t. £>er 3. u. 4. ©efang
oon t^bilbe Jparolb, jener als tfrucbt feines 2lufentbalteö in
ber ©cbmeij, biefer ale eine JKertung ber glücklichen ©tunben
in bcr erflen 3eit feines oenerianifcben Gebens gefcbrieben,
ber ©efangene pon (Stillem, Mazeppa, gaben 3eugnif oon
feinem biebterifeben 23ormärt6Jtreben. Ein 23ilb ber *Scb,atten=
fetten, ber jabüofen leichtfertigen Abenteuer unb ber erbabe=
nen Sierjmeiflung , bie l)ter oft unb bang auf bes 2>icbterö
ergrauendes Jpaupt berabftieg , entwirft in ftauneneiwertber
ftarbenpradjt fein „25on 3uan", ber nun entfranb. 2)ie 25e=
fanntfebaft mit ber jungen ©räftn ©uicctolt, bie 23. 1819
hier machte, rettete it)ti »om mabrfcbeinlicben Untergange.
25ie jugenblicbe ©räftn febien bas einjige 2Beib ju fein, bas
23. ganj ju oerfreben, jeine Eigenheiten ju beuten, ibn mit
SBorten unb bureb 23lid?e ju leiten im ©tanbe mar. Er
folgte ifjr nacb JRaoenna, mo fein fortbauernbeö SiebeSöer^
bältntf eine ©cbeibung ber ©räftn »on ibrem ©arten, einem
Spanne fdjon im ©reifenalter, jur $ola.e fyatte. @te f ehrte
nun in baö £au6 tbres JSaters, bee ©rafen ©amba, jurücf.
SB. befuebte ft'e täglicb unb nabm ben lebbaftefren Slntbeil an
ber SSerfdjmörung ber (Sarbonari, bie ftcb bamale »orbereitete
unb jum Qluebrucbe gebeten wollte. 2116 aber bie <pläne
ber 23erbünbeten ben Regierungen t>erratben morben waren
(Jebruar 1821), mufjtcn Die ©amba'S fliegen unb ft'd> nacb
$)ifa wenben. fortbin folgte ibnen 23. nacb einigen 9)lona=
ten. 3n ber 3wtfcbenjeit aber ooüenbete er noeb bie 2)ra=
men: Marino Falieri, Cain, Sardanapalus, fe§te ben 25on 3>uan
fort unb entwarf bie Sragöbien: Sffierner, ba& SUtofrerium,
$immel unb Erbe, bie beiben ^oscart. 23et allen biefen
bram. ^Jrobuctionen r>telt 23. ftcb ftreng an bie Einheiten,
erflärte mieberbolt 2llfteri für ben mufterbaftefren bram.
Siebter, bem man burefeauö nacbeifern muffe, unb perwarf
&t)atefpeave ganjlicb. ©djulb an biefer 23erfennung feiner
©elbfl unb Slnberer, fo wie an ber gänjltcb falfcben 2luf=
faffung beS 25ramae überhaupt, moebte wohl bie mißlungene
2luffübrung be& Marino Falieri in £onbon fein, bie gegen
bes Dichters äBillen erfolgt mar unb ibm Dielen Slerger per*
urfaebte. 23. wollte unb ffonnte pielleicbt aueb niebt für bie
23übne febreiben, ba er Diel ju metapbuftfd), 3" coloffal in
ber Durchführung feiner Sbarattere perfubr. Er ftellre meift
nur 2lbT*attungen feiner eigenen ^erfönlicbfeit auf unb fo
perwanbelten ftcb feine gelben meijV in SBefen, bie nur mit
einem ftufe bie Erbe berühren , mäbrenb ber änbere auf
djaotifeben Sßelten ruht, tbre Häupter aber an ben Fimmel
frofen. 3n 9>ifa traf er abermalö mit ©bellen jufammen
unb lebte eine i&eit lang ein jmar büfleree, boa) »on glücf:
C Cabale 71
liefert ©onnenflrablen juweilen erhelltes Seben. 2>er 5lufc
ftanb ber ©rieben gab feinen Hoffnungen abermals neue
Nahrung, unb ale «Shelley in einem ©türme auf bem mittel=
lanJ-ifcben SDceere errrunfc*, feine natürliche £ocbter, Qlllegra,
frarb, ber 2lufenfbalt in $ifa ibm bureb, oielfaaje 90iifbellig=
feiten »erleibet mürbe unb fo »tele acbtenöwertbe ©timmen
für @ried>enlanb ft'cb, erhoben; ba befd>lo$ er jubelnb, ftdj
felbfr biefem 2?ol?e feines ^erjen^ unb ber greibeit jum
Spfer ju bringen, ©r raffte fein ganjee Vermögen jufams
men, trat mit ben Häuptern bee 2lufftanbe£ in Unterbanb=
lung unb fdEnffte ft'cb im >2lugufr 1823 nacb, SSttiffolongbi ein.
«Öier warb er jwar mit 23egeiflerung begrüßt, allein bie
3n>ifrigEeiten unb ^Jarteiungen unter ben ©rieben »waren fo
bebeutenb, baf er burebaus niebt naefc feinen üffiünfdjen ban=
beln fonnte. ©ine 23rigabe oon 500 ©ulioten fam jwar ju
©tanbe, bie je£t feine Ceibmaa^e bilbeten. 2)ennodb, fonnte
er ft'e niefet leiten unb jügeln. Slerger unb baß ungefunbe
Älima griffen feinen gefdjwädjten .Körper fcbnell unb beftig
an, er erfranfte unb flarb nacb wenig Sagen am 19. Sljpril
1824 in 2ttiffolongf)i. ©anj ©riedjenlanb trauerte um ibn.
©ein Jtörper warb einbalfamirt unb t>on feinem treuen 25ie=
ner ftktdbet unb einigen ©riedjen begleitet, nadj (Snglanb
tranöportirt, um bort neben ben lieberrefren feiner it)m oorane
gegangenen Softer Slllegra beigefe^t ju werben. (E. W.)
C (SHuft'f), 1) ber erfre tieffie SEon beß mobernen ©ö«
flemö, mit weitem jebe Öctaoe beginnt, unb nacb, meldeten»
alle matbematifd»en Serbaltnitje ber SDiuft'f beregnet werben.
3n ber altern ©olmifation (f. b.) F>te# baß C ut, ober wegen
ber mannigfachen SBeränberungen, bie eß im Flamen erbul=
bete: C soi fa ut. 2) 25er ©runbron ber Tonarten C dnr
unb C moii (f. b.). 3) Daß 3eicben beß f ober »ollen £acte$
tfl ein buret/frriebene^ C. ((£). 4) 2>ie Stuöfpracfce btß C f.
äuöfpracbe ber SSuc^flaben. (7.)
Cabäle, beutfdj: SSHeucbelei, JRd'nfe, ©ebeimbunb.
Einige leiten baß 2Bort oon ben berüchtigten 5 SDcintfiern
Äarlö II. Don Qrnglanb b]ex , beren 5 Slnfangebucbfraben baß
2Bort Sabal bilbeten } Slnbere laffen eß »on bem bebrdifdjen
2Borte Cabbaiah „ münblidje lleberlieferung " abftammen. 2>ie
&a<bt tjr inbeffen jebenfallö älter, alß ber bafür angegebene
72 Cnbale
Urfprung beö 2Borte3, benn in jeber, für einen befrtmmten
3wecf $ufammengetretenen ©efellfdjaft ft'nben ft'd), je nad) bem
moralifdjen 2Birfen einzelner 3nbioibuen, (S.n, b. t). füf>I=
bare SBirfungen , ntdtjt erfannter ober nid)t ju überfefyenber
llrfaaVn, ein. 4luf er in ber Diplomatie wirb £. am r>äuftg=
ften in £t)eaferoert)alfniffen nnb bem 3ufammenleben unb
SBirfcn ber @d)aufp. gefunben, freilief) t)auft'g in ganj falfdjem
SBerftanbe. 9?ur ju gern ift ber letdjt erregte unb nod) leid)=
ter »erlebte 23üf)nenfünfller bereit, bie (Erfolge eigener Un=
fdt)igfeit, SRadjI&fftgCett ober 2lttffül)rung im allgemeinen ber
(£. jujufcbreiben. — <£'()rgeij, (Sorge für bie eigene (£riftenj,
JRollenneib, ja oft aud) nur perfönlidje s2lb = unb 3uncigung
lafjt inbeffen l>auftg (^inflüffe bemerkbar werben, bie nid)t
fowot)l f)inbernb in ben ©efdjäftegang eingreifen, ate bat* fo
notfywenbige gute 2$ernef)tnen ber focialen unb mit biefem
bie fünfllerifd)en ^erbdltniffe frören. (&$ fönnen S.n oon
©eiten ber Direcfion gegen bie ©cbaufp. unb umgefebrt, ober
oon ©rfjaufp. unter einanber frattft'nben. Die oerberblidjften
unb ftörenbjten unter allen ftnb inbeffen biejenigen, bei benen
bas <publifum burd) geheime (S'inwirfung jur Spartbei ge=
madjt, ober in folebe geteilt wirb. 2Bie alles 23öfe unb
SBerwerflicbe im allgemeinen, ftraft ft'd) aud) bie @. fpär
ober früty an ibren Urhebern» — ftüfylt man bie SBtrfung
einer (S. , fo prüfe man ft'd) juoörberfr felbfr, ob bas eigene
^Betragen Ürfadje ba^u gegeben, was leiber meifr ber 5au" ift.
SBeif? man ft'd) aber frei, fo trete man offen unb mannlidj
gegen jeben geheimen Sinfluf auf. 9?ur in eigener 9ted)tlid)=
feit, Dienfteifer unb funfrlerifd)er ©ewiffeni)aftigf"eit fuebe
man SDcittel, ber (S. entgegen ju Wirten; aber man laffe ft'd)
nidjt oerleiten, ft'e alt (Gegenmittel ebenfalls anjuwenben.
gafr immer »wirb bei eigener Prüfung oerle^te ober über=
fpannte (JitelBeit als bie Urfadje erfdjeinen, warum jebe
SDiafiregel ber Direction, jebe JBeoorjugung beö SDtitfünfrlcrö
ale @. erfdjeint unb allerbingei muffen mand)e 9Ma£regeln
ber Direction ober ber Sftegiffeure, fo wie ber bebeutenbften
©djaufp. , bem SRolIenneib, fer ©elbfruberfd)ä§ung als @. er=
fdjeinen, weil eben JRoUenoertbeilung, herausbringen unb 9ln=
fe^en ber ©tüdfe nidjt oon ber ©efammtbeit einer &unft=
genoffenfebaft , fonbern oon ©inieinen auegeben, bie an ber
@pi$e fteljen (f. 3lustf)eilung). Um nidjt felbfr in @.n oer=
wicfelt 3U werben, oermeibe man ba$ 3U oertraute gefellfdjaft^
Iidje 3ufammenleben mit einzelnen Kollegen, bas (£inmirfen
auf bie Meinung beß *Publi?ums an öffentlichen Orten, ober
gar im parterre unb befonbere bie 2Jeranlaffttng ju einem
2Biberftanbe ber ©enoffen gegen Serwaltungemaf^regeln. 2)a
ben Einfluß ber S. ^u wat)nen, wo ein sJ)ublifum in ber
@efammtt)eit ft'd) für ober gegen ettvaö auefprid)t, ifl tb,örigt.
Cabaletta Cachucha 75
Die üDtajfe urteilt meifl nadfy allgemeinen (£inbrüc£en bes
JRecbtsgefiiblö. 3ß georbneter unb anfldnbiger bie 23erl)dlt=
niJTe etner 23ul)ne, je weniger wirb bie G. ft'rf) bemerkbar
machen, ober ft'dj fd?eu hinter weiblidjem (Jtnfluffe oerbergen.
Dagegen ftnbet ftdj bei folgen 23uf)nen, wo ber ©djaufp.
auf feinen 33eflanb rennen fann, fonbern in mbglidjfl furjer
3eit feine 3we<£e ju erregen fudjen m«f, bie S. fyauftger,
benn t>ter wirft bie mddjtigfle £riebfeber menfdjlidjer <£anb=
Iungen: bie ©elbflerfyaltung. lieber ben ©influf ber S. auf
bie SLxitit (f. b.). (L. S.)
Cabaletta (ttal.j 9)fuft'f), ein furjer, jierlicfyer unb
befonberä melobiöfer ©a§ in einer Strie, bie C. tft bem
JRonbo (f. b.) junddjfl tynüd), ft'e fer)rt meifl jweimal jurücf
unb wirb juerfl einfadj, bann mit Variationen unb 2?er=
jierungen twrgetragen. (7.)
Cablren (sJOTntb.)f SJulcanS ©djmiebefnedjte , wo=
für fd)on tl>re Attribute: 2lmboe, Jammer unb (5'ifenflab,
fpredjen. Slbbilbungen ft'nben ft'd) bauptfdcblid) auf 2Safen unb
SJcunjen unb biefe (teilen bie <$. als Heine bdfjlidje SBefen
mit grofen Säulen unb 3eugungeUf)eilen bar. (Tr.)
Cabriöle (£anj?.)/ tecfynifdje ^Benennung eines £anj=
fajriftee. 9Kan fcbjdgt, inbem man ft'dj oon ber S"rbe ergebt,
bie Änöajel fo jufammen, baf? bie 23erü()rung Ijörbar wirb,
fallt aber nur auf einem gufje mieber jur (Jrbe jurücf. Die
gewöfmlicbe (£. wirb mit jweimaligem 2lnfd)Iagen gemadjt.
3u einem breimaligen 2lnfd)lagen gehört oiel 9)cu6?elfraft
unb ©tdrfe. (H...t.)
Cabinet, 1) ein Heinere^ 23el)dltnif» neben ©dien unb
größern 3immern> bafyex £efe = , 23abes; @arberobe = ,
©o)Iafs(£. 2) 3n ^)aldflen bie gewöfjnli^en SSo^njimmer
im ©egenfa^e ju ben 2lubtenjjimmern unb ©dien, bafjer
6. = ©d>reiben, <S.s£>rbre, bie aus bem Slrbeitsjimmer be$
gürflen f)ert>orgeh,en. 3n ber erflen 23ebeutung wirb bas S.
bux<&> eine wenig tiefe einfache 3immerbecoration fyergeflellt,
in ber jweiten ifl es ein elegantes, rdumlidjeS 3immer. (L.)
Cabinetsthüre, fo vL w. ©eitent^üre.
Cacbucba (fpr. Äatfdjutfdja , £anj?.), ein in neue*
fler 3eit erft bofannt geworbener fpan. 9iationaltanj. 9?acf)
ber Wlufit eines bekannten fpan. 2JolfSliebes f)at gannn
Qrleler t>or einigen Sauren einen £anj juerfl getanjt, ber
ti)eil& aus ben eigentümlichen £anjfcbriften bes ganbango
unb bes 23olero befielt, tfyeils burcb, bie ^Bewegung bes gan=
jen Körpers ben fübliijen <£barafter jur Slnfdjauung ju
bringen fudjt. £>ie S. exföien juerfl in bem S3allet le Diabie
boittenx unb maa^te feitbem bieJRunbe bura> ganj Europa, aber
nur wenigen £änjerinnen gelingt es, bie unnadjafjmlicfye ©ra=
jie ber ^annt) ©l^ler ju erreid^en. Die eigentliche ©df>wierig=
5**
74 Cadenx Cadinus
feit tiefet SCanjes liegt ntc^t in ben £an;ifd)ritten , obgleid)
audj biefe einen eigentümlichen (Sftarafter r)aben, fonbern in
bem Slusbrucfe bes ©efidjts, ben ^Bewegungen bes ©ber:
ferpers unb ber 2lrme unb ber gefdjicften Ȇmuenbung ber
(Jafiagnetten. (H...t.)
Cadenz (fr. Cadence, ttal. Cadenza; SOtufit), 1) £on=
fall ober £onfd>lufi 5 ber feftbegrenjte %lb\<b,nitt eines muft'f a(.
Sa^es, ober bod) ein entfdiiebener JRufjepunft in bemfelben.
(£rftere bei$t eine oollfommene, leerere eine Spalb*®.
Die vollfommene S. mufj auf ber 35omtnante burd) ben reis
nen ©reiflang vorbereitet fein, in ben ©runbton übergeben
unb mit bem 2)reiflange fdiliepen. 2) 2>te 5igur, welche ber
Sanger ober Solofpieler am 4>auptfd)luffe eines aJZuftffhides
entmeber millfüljrlids anbringt, ober bie vom (Semponifren,
roie es namentlid) bei ben neuern gefd)ier)t, vorgefdjrieben
roirb; biefe fjeifjt figurirte (5. unb befielt in einem Saufer
ober Triller, ber nad) einer fiexmate (f. b.) beginnt unb ben
©ebanfen beö vorgetragenen *öi uft'f ftütfes roieberfjolen follte,
oft aber nidjts weiter, als ein in^altlofeö Aeljlenfunftfrücfcben
ift. 2)iefe versierte @. ftnben mir juerft im anfange bes
vor. 5af)rf). unb balb fefjlt fte in feinem SSNuft'fftücf e ; bod)
finben mir fte burdjmeg com (Eomponiften t>orgefd)rieben.
\\) (&anjf.), nad) ber (§. tanken, fo D. m. genau nad) bem
Zacte tanjen, bas unerlaflidjfte ©rforbernif. (7.)
Cadix (£t)eaterftat.) , .f>auptftabt ber ^rooinj Sevilla
in Spanien, mit 80,000 Qrinru., liegt auf ber Spi^e ber 3n-
fei Seen unb tft bie bebeutenbfte Jpanbelsftabt unb ber n>id)=
tigfte Jpafen Spaniens. 25as £r)eater in 6. ift faura nennens=
ruertf), bagegen blühen bie Stiergefecbte met)r als tn irgenb
einer anbern &tabt Spaniens unb ein eben fo geräumiges,
als feftes 2lmpr)itt)eater ift für biefelben errid)tet. äJergl.
Spanifdies Sweater.
Ca dm us (SRotc).), einer ber mbtbifd) = Ijiftorifdjen 3Re=
prafentanten ber in ©riedjenlanb burd) (Jimuanberungen ent=
roicfelten Sultur, Stammvater bes berühmten ©efdjledifs ber
Sabmtonen, beffen Scbjcffale ben Vagifem reichlichen
Stoff ju ben l)errlid)ften ©rjeugniffen bram. Jtunft lieferten.
2Son feinem 23ater, bem ^r)önicierfönige Slgenor, ausgefen=
bet, feine von Jupiter entführte Sdjroefter Europa aufju=
fudjen, erhielt er nad» langen 3rrfat)rten vom belpf)ifd)en
£rafel bie SBeifung, ba, mo bie erfte ii)m begegnenbe Aul)
fid) ausrufen mürbe, eine Stabt ju bauen, 5)tad) (Erlegung
be6 SDradien, ber ben an biefem tylafye bem SDtarS geheiligten
33runnen f)ütete, erbaute S. (Fabmea, bie nadjmalige 33urg
von Xfyeben, erhielt bes SJlars unb ber SJenus £od>ter, Jpar=
monia, jur ©attin, fiellte unter ben SBbotiern ein geregeltes
Üeben f>cr unb lehrte fte bie au$ $()önicien mitgebrachte !öud)=
Caecllius Statius Caesar 75
ftabenfdjrift. 23on feinen Softem warb ©emele bie SJcutter
be6 SBacdjue, ifjre ©djwejtern befFen eifrigjte Dienerinnen.
£ief gebeugt »on bem Unglücf, fcaö biefer ^Bacchantinnen 2lue=
fdjweifungen über fein Jpauß gebraut, begab er ftdj (»gl. @uri=
pibeö in ben Sacdjanttnnen), mit feiner @emar)lin nadj 3110=
rien, wo 23etbe in ©anlangen oerwanbelt würben, ju Sfctjeben
aber würben fte als Sanbe6gottb,eiten oerefjrt. (F. Tr.)
Caecilius Statius, ein Äomöbienbidjter unb 3etts
genoffe bes SEerenj, ftaxb um 169 o. St)r. (£r war gebürtig
aus SJcailanb ober 3nfubrum im ciealptnifc&en ©allien , fam
als ©Elaoe nacf> 9Rom, mürbe aber freigelaffen unb oertrauter
^reunb bee 2)icbters (htnius. ©eine 40 meift aue 9)ienanber
entlehnten Äomöbien, mit benen er bie römifd)e 25üt)ne be-
reicherte, fanben fielen 23eifall. SOTan rür)mte an tr)m, ba$
er bie ©pradje burdj »tele umgefdjaffene SBörter bereichert
l>abe. iW. G.)
Caen (Stjeaterfrat.), £auptfrabt bei Reportern. @al=
»aboe an ber 2lrne, mit 36,000 (Sinn, unb nidjt unbebeuten=
ben §abrifen. 6. tyat jwar ein ©djaufpielfyaus , aber fein
fteftenbes SE^eater; eine reifenbe ©efellfcoaft f)ält ftd) gewöl)n=
Itdt> ben Söinter unb jur SOtef jeit bafelbfl auf.
Caesar (<£ajue Suliue), geb. ju 9tom 100 ». <Sf)r.
2ln ©ente unb tytadft bee SEalente ber gröfte unter ben
Heroen bee alten 9tome, auggejeidmet als Jelbfyerr, @taat^=
mann, JRecfjtegelefyrter, SKebner unb ©djriftfteller. ©ieger in
©aUten , 23ritannien, ©ermanien, fobann in ben 23ürgerfrie=
gen, über SPompejuä bei $Pr)arfalus, über bk pompeianifdje
Partei in Slfrifa bei £f)apfu6, über bee ^Pompejug ©öt)ne
bei SJcunba in Spanien. 25urdj biefe glänjenben @iegee=
traten beftänbiger SMctator unb Imperator, bem nur noct)
bie faiferl. Ärone fehlte. Srmorbet b. 15. SSÄärj 44 t». <5f>r.
in ftolQt einer Sterfcfjmörung , an beren €>pt§e sörutus unb
(Safft'ue, weldje man bie legten Stepublifaner Storno nennen
fann. Qrine jener vortrefflichen Srauerfpiele ©fjaffpeare'e,
worin bes 2Md)tere ©eniue in SÖefen unb ©etft ber ©efdjidjte
felbft eingebrungen, trägt ben Sitel: 3uliue <5afar. SllleS
bewegt ftct» t)ier in ^atboe unb ©eifi äd)t römifdjer ©röfe.
©djlegel bemerft fel)r ricbtig, baf? weniger (5. als 23rutu6 ber
•£elb bes ©tüdfee tfi, ba$ aber, ba <£. nid)t fjanbelnb auf=
ttitt, nur burd) ben (Jinbrucf, ben er auf bie llebrigen mad}t,
unb feine eigene 3uoerftd>t ju ftcfa felbjt, ein SJcajjfrab feiner
©röfe erjielt werben fonnte. Darier liegt etwas £f>eatrali=
fcfeeei, ^)ompc)afte6 unb ©rof fpredjerifct/ee im S. ©baffpeare's.
2)aö abergläubifdje Clement unb bocft ba$ 3ut>erftd?tlicbe ju
ft'cft, womit d. bie oerbäcfotigften 2Baf)rjeid^en wegfpottet, ft'nb
oon ©t)affpeare ju einer oortreffiidjen 3eid>nung ineinanber
gef^moljen. ^.e erfte ©rfdjeinung im ®t\\d , wie fein %eb
76 Cäsur Caigncz
unb lleidienbegdngnifj ft'nb von ©fjaffpeare in gleich »rad)t=
vollem ©töle gebalten worben. (H. M.)
C'äsür, 1) (Wetxit), (£infdmitte im 23erfe. <£& gehört
$u ben JReijen eineä frönen SJerfes , ba$ bie SBortfüfe unb
lie 23erefüfje ntc^t immer einerlei ftnb. 2Bo biefe Qrigenfcfcaft
erreiät ift, fyat man eine (£. Das 23eifpiel eines J&erametere;
wirb bieß beutliajer madjen:
2ln ber ©lutf) be$ ©efangö entflammten be$ J&örerö
.©efüfjle
9Jad^ ben 2ßortfüfen eingeteilt:
Qln | ber | ©lutf) | bee | ©efangs | entflammten | betf [
£brer$ | ©efüfjle;
nad» ben 23er6füfen:
2ln ber | ®luti) beö ®c | fangä ent | flammten beö |
Jpörerß ©e | füf)le.
SUian benfe ft'cf» biefen 2Jerß of)ne <5.en, fo bafj 23er$s unb
SBortfüfe immer jufammenftelen, unb er wirb feinen r»tl)=
mifdjen JUang unfehlbar verloren fjaben; oielleidjt fo:
3n be& | iiebee | ©Jutfjen | fdiwelgeten | füfjlenbe |
.£6rer.
©erabe bei bem Hexameter (f. b.) ifl bie Sinwenbung ber 6.
ein notljwenbiges (Jrforbernifj. 2)ie beutfäe Sprache ifr an
flangvoüen (S.en weniger reia>, ale? bie lateinifcfce unb gried)i=
fdje, aber offenbar vermittelt i^rer vielen 3ufammenfe§ungen
unb 9$orfcf)lagft)lben reifer, ale bie franjöftfdje unb engli=
f*e. 9)iand>e 23erfe, wie eben ber -öerameter, i)aben if>re (£.
an einer befrimmten ©teile; bei bem Slleranbriner (f. b.) ijl
bie (5. mefyr eine wirElidje Sncift'on, fo bafj bie (Stimme nid>t
barüber fnnwegfdjleift , fonbern nacb, bei 6. «önlbe, wo mit
bem 3. 3ambue juglei4) ein mannlidjer SBortfdjluf eintritt,
feftgetjalten unb faft ein 23rudj mitten burd) ben 2$ers f)in=
burdj veranlagt wirb. 2)tefe Sncifton, wo SBort unb 23ere=
fuf jufammenfallen , verwed)fele man niest mit ber eigent=
iidjen <S. , wie ft'e bei bem ^erameter flattftnbet. 9Wan ver=
gleite 3. 23. folgenbe, mitten burdjbrodjene Qlleranbriner von
5. Jreiligratf) mit bem oben angeführten gerabe burd) bie
(£. ineinanber verfdjmoljenen .£>erameter:
Die 9Jianbel blüt)t im %,b,al;\}mit fvi#en bunfeln 23lattern
£ro§t auf bem fallen §elä || bie 5lloe ben SBettern u. f. f.
3Jgl. 2lleranbriner, ^»erameter, Sambue, Sncifton, 2xod)äu6,
&erd. 2) (Wittfit), fo v. m. OlbfalJ. (H. M.)
Cuffarelli, angenommener 0came bee- £enorifren Wla-
jovano (f. b.).
Cäignez, geb. um 1780 ju $ari6, ifl 23erfafier einer
gvofen 2lnjaf)l SÄelobramen, unter benen folgenbe ben gröfs=
ren -Beifall erhielten: Le jugement de Salomon, erfrf>ten 1804;
L'flermite du mont Pausilippe, 1 805 j La foiet d'IIermanstadt,
Calais Calcutta 77
on la fausse epouse, 1810. ©emeinfdjaftlicf; mit 23ernf)arb:
Henriette et Adeniar, ou le bataille de Fontenoy, 1810;
Edgar, ou la Chasse anx loups, 1812. S0?tt b'Slubignö: la
Pie voleuse, 1815. 2)iefe6 ©tücf fanb augerorbentlid>en 23ei=
fall unb gefiel in Sonbon auf bem £)rurn = £ ane = Sweater
nid)t minber alß in spari6. lmposture et Verite, mit lloui$,
1SK». Jtenntnif beß Ztyeatcrß, ergreifenbe «Situationen unb
ein reiner *Sti)l fyaben if)m ben tarnen: Racine du meio-
drame, Derfdjajft. (R. S.)
Calais unb Zetes (9Wntf).), beß S3oreae, an .Äopf
unb güfien geflügelte <§öb,ne, Sfjeilnefymer am Argonauten;
utge. 33ei ben £ragifern betrafen fte ben tyfyineuß für bie
iöerfrofung ifjrer ©djmefrer Cleopatra unb für bie 231enbung
eer mit if)r erjeugten ©öljne. (F. Tr.j
Ca lata (£an}t.), ein ital. £anj mit rafd>em, lebf)af-
tem £empo, gemöbnltd) im % ober f £acte.
Calaträva- Orden (Orbenöm.), ein fpan. geiftliajer
Orten, geftiftet öon @anctiu6 HI. oon (Safftlien 1158, erhielt
ft'rf) biß auf bie neuefle ^eit unb feine 25eft|ungen ftnb nocfj
je£t feftr bebeutenb. @ett 1740 t>at ber Orben aufgehört ein
geifrlidier ju fein unb bie dtittev legen bloß baß ©elübbe ef>e=
lieber £reue ab. Orben^fleibung: ein weiter SJttantet mit einem
rotten, lilienförmigen Äreuje auf ber linfen ©eite. (B. N.)
Cälbei (©arber.), eine 2lrt breiter, metallener 2lrm=
bänber, bie in 9Som alß Siue^eidjnung an oerbiente «Krieger
erteilt, befonberö aber »on triumplnrenben gelbfjerrn ge=
tragen mürben. (B.)
Calcänt (SSKuftE) , 1) ber Salgtreter bei ber Orgel ;
2) gemölmlid) fo t>. m. Orajefrerbtener.
Calctaas (9ftr>tfy.) , ber @el)er im griean «£eere oor
SEroja, melier bie 2)auer beß Äriegö »oraus oerrunbete unb
bem Utyffe^ ben 2lnfcf)lag jur Erbauung beß .f)öljernen $fer=
beß gab, melcbeö ben §all ber ®tabt herbeiführte. SSlit bem
oberflen <£eerfüf)rer Agamemnon mar er in l)äuftgem 3xoie=
fpalt, weil er it>m oft Unheil oerfünbete, namentlidj baß »on
£>iana geforberte Opfer ber 3pf)tgenia ju Slulie. 2>aß <&d)id*
fal t>atte feinen £cb an baß 3ufammentreffen mit einem tfyn
übertreifenben @efjer gefnüpft: eß erfüllte ft'dj burd> SDJopfue,
SIpollone ©olm. (F. Tr.)
Calcutta (£l)eaterfrat.), ^»auptfrabt aller britifdjen 23e=
fitjungen in 2*orber = 3nbien , mit 180,000 <£tnm., t>at ein
engl. Sweater, welcfyeß unter ber 35irection beß Oberjten
3)oung unb Dr. SBilfon fref)f. 9iur einmal roöc$entlid&,
unb jmar §reitagö oon 7 bte 12 Ul>r mirb bafelbfr gefpielt.
©efang unb SDtuftf , befonber^ bk fomtfd^e Oper, jtnb am
meifren beliebt. 2>aß Or^efter befielt meifrenö auß S>euU
78 Caldara Calderon
fd>en, fo wie bie erflen ©änger Italiener ft'nb. din $Ia$
im erflen Stange foflet 16 SRupien. (L.)
Caldara (Antonio), geb. um 107) ju Senebtg, wo
er aud} feine muftfal. üBilbung erhielt unb im l!t. %at)xe fdjon
anfing, für bie 2Jüf>ne ju fdjreiben; fein Stuf oerbreitete fidj
balb über Staliene ©renken au$ unb t>er Jtaifer berief if)n
nadj 2Bien, wo er oon 1714 — 17(33 «öofcapellmeifler unb
Sebrer Jlarle VI. war; bter flarb er audj 1704. ©erber
nennt in feinem £onfünfller : Sertfon nid)t weniger al6 43
Opern, bte (£. in feinem langen i'eben fct)rte6 unb oon benen
feine wertbloö ifl. (£in fraftiger, feuriger ©tnl, 9DMobien=
reid)tf)um unb trefflidje Haltung jeidjnen <£. '6 2Öerfe auö
unb wohltätig paart fid? in benfelben beutfdje SEiefe unb
©ebiegentyeit mit trat üieblidjfeit unb ©efalligfeit. (3.)
Calderon (£>on $)ebro <5. be la SBarca «öenao
» JRiano), geb. ju SDiabrib am -Jteujaforetage 1601, flammte
au$ einem nod) gegenwärtig blüftenben, abliefen ©efdjledjt.
Qrrjogen oon 3efuiten befudjte er bie Unioerfitat oon ©ala=
manca, bie er aber in feinem 18. Saftre oerlief nnb in ben
SDlilitärflanb eintrat. Qx biente al$ Cfftjier 10 Saftre lang
in ber Sombarbei unb ben SHieberlanben , warb fobann bem
«Sönig ^>i>ilipp Vi. empfohlen, oon biefem an ben ^»of be*
rufen unb mit bem ©t. 3ago£reuj geehrt, ©r wibmete fidj
nun ganj ber 2>td)tfunfl, beren Saufbafjn er fdjon oor bem
14. 3al)re mit einem ©djaufptel : El carro del cielo, betreten
hatte. Philipp, ein greunb ber Jtünfller unb 2)idjter, ba6
©djaufpiel leiben fdjaftlid) liebenb unb mandjmal felbfl bic
SSüfjne in Jpofetrfeln betretenb, jog ir>n in feine -ittä'he unb
gab ihm eine $)enfion oon monatlich 30 25uro£ (©pecie$=
tbalern). 9Jtit einer bewunbernewürbigen 5ru<^tbarPeit fdjuf
er eine SDienge hiflortfdjer 25ramen ooü* großer poetifdjer
©chönheiten unb oerbrangte £opej be SSega, beffen ©d)öpfun=
gen oon benen <£.$ an Reinheit ber (Jmpftnbung, ^oefte unb
»2lbcl übertroffen werben, fafl gänjlich oon ber Söübne. Unter
ben l-27 fiufls unb ©djaufpielen , bie man oon ihm aufjagt,
haben ber „flanbbafte $?rinj" unb baß „Ceben ein £raum"
in Deutfdjlanb burd) bie oerfdnebenen meiflerhaften Hebers
fe^ungen wohl ben größten Stuf erlangt, in «Spanien werben
inbef? anbere biefen, wenn nicht oorgejogen, bodj an bie ®eite
gefegt. 2Bir nennen ali foldje : El medico de sn honra (2)on
ÖUtierre) > La niiia de Gomez Arias; La daioa duende; Casa
con dos pnertas mala es a gnardar; Ko hav burlas con el
amor, u. m. a. 3war fefjren in ben raeiflen ©tücfen bie=
felben Sf)araftere, ja fogar biefelben 3ntriguen unb 2Iben=
teuer wieber, wefjfjalb man nod? heutzutage in ©panien bie
legten S.6 $düe (lances de C.) nennt j aber ee (jerrfa)t in
iijnen bennoa) eine unenblid)e ^Bewegung, Sebenbigfeit ber
Calderoni 79
2tnfcbauung unb SSerfc^tebenfjctt ber Kombinationen. Stach
jebniahrtger auefcbliefüicber 23efcbaftigung mit 23übenarbeiten,
trat 6. in bcn geblieben ©tanb; er warb juerft Kapellan
an ber Kathebrale ju Solebo, bann bei ber £ofcapelle ju
iOiabrib. £atte er ftcb »orber »orjüglicb mit ©cbaufpielen,
bie man in ©panien de capa 7 espada (9Jlantel = unb Segen*
ftütfe) unb Saynetes (Siüertiffemente, fiocalpoffen) nennt, be-
fcbaftigt, fo ging er je§t ju geiftlicben Sramen (Autos sacra-
mentaies) über , bie er befonbere auf 23eftellung üon ©eiten
ber Somcapitel ber oor^üglid^fren fpan. ^täbte jur geier beS
grohnleicbnamefeftee oerfertigte, roae ihm oieleö ©elb ein=
trug. 2lufJer jenen 127 Stragöbien, ©cbau = unb Suflfpielen
f>at man oon ihm noch einige 90 Autos sacramentaies , über
100 Saynetes unb gegen 2U0 f leine 23orfpiele, welche Loas
heifen. Son 3uan be 23cra SEafft's 0 2Jilla = real j)at bie
©a)aufpiele 1685 ju 9ttabrib gefammelt herausgegeben. 3m
62. 3atyre trat ber Siebter ale ^riejrer in bie Kongregation
be ©t. Spebro unb roarb »on berfelben 1687 jum capeian
major ernannt. Kr ftarb in bemfelben 3al)re. ©ein grofeö
Vermögen oermaebte er ber Kongregation. — ©elten gab ef>
wohl einen glücfltcbern bram. Siebter wie K. 37 Satyr be*
berrfebte er fafl allein bie 23übne, über welche er fo ju fagen
ein Monopol ausübte. Kr fanb an feinem fönigl. 23efct;ü^er
einen ©bnner unb SJerebrer, ber eö fogar fo weit trieb, in
ben Sramen K.$ bit 23übne ju betreten, unb melier über=
bieä ein Vergnügen baran fanb, mit bem Siebter impro»i=
ft'rte Äombbien aufzuführen. KineS £ageö freUte man ,,bie
©cböpfung ber 2Belt" bar. Ser Äbnig fpielte „©ort 2Jas
ter", K. ben „2lbam". Sa ber Siebter aber in eine unenbs
lieb lange 23efcbreibung bee 2?arabiefee bineingerietb , fo ftng
,,©ott 23ater" an ganj fürchterlich ju gähnen. K. hielt fo?
gleich inne unb fragte, \va& ihm fetyle? — 23et mir! (bei
©ott!) erwieberte ber .König fcberjhaft, es thut mir leib, ba$
ich 2lbam fo gefebwä^ig gefebajfen i>abe. — Sie beflen lieber*
fe^ungen K.fctyer Sramen oerbanfen wir 21. 2B. ©cblegel unb
©riee. — 9ion einer SUienge fpan. Sramatifer, bie ihm bei
feiner £ebene$eit mit mehr ober minberem ©lücf nachahmten,
oon benen ityn aber Äeiner erreichte, wie 3. 23. SSHexia,
2Ntguel ©anaVj, üEarraga, be Kajlro, 2lguilar, ©ueöara,
©alarja, bei ^ooo u. 21. m., ifl wenig ober ntebte auf unö
gefommen. (C. v. W.)
Calderoni, 1) (grancelco), befannt unter bem
übeaternamen © i l o i 0. 2ln ber ©pi£e einer ber beflen
Gruppen, burcbjog er erfl 3talien unb bann Seutfcblanb.
Ser «Rurfürfl »on 23aiern erlaubte ihm in SWüncben unb
23rüfiel 23orfrellungen ju geben unb ber Äaifer i'eopolb berief
ihn nad) 2Bien. ©eine grau, 2lgafa K. , mar in ihrem
80 Calembourg
fiadbe eben fo ausgezeichnet , al$ er. Dem Urtf>eil SHicco6i=
nt'ö jufolge, war feine Gruppe bie einzige, bie im ©tanbe
iuar, bie alte ÜOcaeEenfomöbie in i^rer JReinfjeit barjuflellen.
2) €5. ?lrgumento. (L.)
Calcinböürg (franj. finnreicfres; SKort; ober tarnen;
fpiel; 2lefrf).). ^ö entfielt, wenn man ein 28ort in einer
antern ÜBebeutung, als ber gegebenen gebraucht, ober burd)
bie >2(el)nlicfeteit beef Jllanges oerfdjiebener SBorte ofyne Stüä-
ft'ctjt auf atecfctfc^retbung unb 2lb)>ammung einen rotzigen <£in=
fall ausfpricbt. — 2Bie ber 2Bit} im allgemeinen tm 3luf=
ftnben oon 2lef>nlicb£eiten bei unähnlichen ©egenfranben be=
ftef)t, fo ber <S. im 23efonbem mir SRücfft'cbt auf üZUorte. —
Den Urfprung ber ^Benennung <£. leitet man üon einem weft=
pbälifdjen ©rafen (Salemberg t)er, ber am Jpofe Subwigä XV.
lebte unb ben Joof oft buxd) feine ©pracfcfcfyniijer ergötzte.
35er wi^ige SDcarquie be 23 i eure benu^te biefe neue ©attung
finnretcfyer Unterhaltung unb taufte fte (5. S8is oor Aurjem
glaubte man biefe SBorffpiele nur in ber franj. unb engl.
«Sprache mbglict), inbeffen fjaben ©appr)ir, Öetti nger,
©lafbrenner, fo mie nacb, ifjnen bie berliner Jtomifer be=
wiefen, ba$ audj bie beutfdje Sprache reicb, an SBorten ifr,
bie witzige SßJortfptele julaffen. ©ine ber bellen beutfdjen 2Bort=
fpiele ifr unfheirig : ,,t>ie (Siferfucrjt ifr eine £eibenfct)aft, bie mit
<£ifer fud)t, mas Seiben fdjafft!" — Der Jtomifer im 2lUge=
meinen, befonbere aber ber Socalfomif er , ftnbet im 6. ein
reidjee? ftelb für feine SEfja'tigfeit, bie ftcr) jwar nidjt t>ertre=
ten, aber gewifj entf^ulbigen läpt. Um es mit Erfolg aus-
zubeuten, fucbe er au couraat mit ben neuefren (Jrjeugniffen
tiefer ephemeren Literatur bes Scfyerjes ^u bleiben unb ge=
wöf)ne ftcfy baran, bie SBorte nicr)t naa> iforer fpcciellen IÖe=
beutung in ber gegebenen 3ufammenfrellung , fonbern im
2Bieberfpruä)e batnit aufjufaffen. 2)ie meifren jufammens
gefegten SBörter, fomor)l ^>aupt- als 3eitwörter, ftnb es oor=
jüglid) , welct)e ben (5. begünfiigen unb man i)at nur einen
•Ölicf in bie reichen <2pract)familien einjelner SBorte , wie
get)en, machen, fommen u. f. m. ju werfen, um leicht bas
(fntfpredjenbe ju ftnben. — 3n Socalflücfen, JBurleetfen, 2kr=
fleibungsrollen , fo wie entfrfjiebenen (Sarifaturen ifr ber <S.
an feiner regten Stelle. 2Bill er ft'd) aber in ber t)öl)eren
Aomif, namentlich bem <5f)arafterbilbe breit machen, fo oer=
Ie§t unb oerflüa^tigt er. 2Bof)l ju f)üten r)at ftaS ein Jiomis
fer, bem buxd) natürliche Jßefaljigung baS 2Bortfpiel leidjt
wirb, biee ju oft anjuwenben. Da» tyubliium oerwöl)nt fid)
rafdj unb »erlangt bann gebieterifct) ba5 9teue bei jeber neuen
Aufgabe. ©rfct)öpfung pflegt aber ben ju reicb,ltc^en ©aben
nur ju ft'ct>er nachzufolgen. — @o wirffam ein fdjlagenbeß
sBortfpiel au* ifl, fo erfalfenb wirft ein matteo, unb man
Calliope Camail 81
tftut jebenfalte gut, fdjon auf ben groben bat Xexxain §u
fonbiren. (L. S.)
< alliope (9Wöt&oI.), bie erbabenfle unter ben SSWufen,
bie ©efdfyrtin ber .Könige unb gelben, bafter für bie fBe^
fdniflerin beö dpot unb für bte Sflutter mehrerer, im oor=
nifrorifdjen 3eitalfer genannter ©dnger gehalten. 2lls 2lttrts
but t)ält ft'e ein jufammengerollteä Pergament. (F. Tr.)
Callirrhoe (SJtyt&ol.) , be6 2ld>eloue £od)ter, warb
Sllcmdonö 2. ©emablin unb begehrte t»on iftm bae ^»alefbanb
ber ^armoniaj weil er biet aber feiner erfren ©atrin ge=
fdjenft i)atte, fudite er e$ oon bem Sater berfelben burdj ba&
SJorgeben wieber ju erlangen, er muffe eä bem belpbjfdjen
©orte weiften. #ierburd) warb (S. bie Urheberin be$ Xobee
tfjreS ©atten, inbem ber Sßater, ber SEaufdjung funbig ge*
worben, tftm burd) feine ©öftne auflauern, ifyn umbringen
unb be$ ©dtmucfs wieber berauben lief; ein fowobj epifd),
alt aud) in üielen iDramen ber berühmteren griedj. unb röm.
Sragifer beftanbelter «Stoff. (F. Tr.)
Callisto (SWtttbol.) , ^Begleiterin ber arfabifd&en 2lrte=
mit, »on Jupiter iftrer Unfcbulb beraubt unb etttweber oon
tftm felbfr, ober jur ©träfe oon 3uno in eine SBarin oer=
wanbelt unb ber ©efaftr, t>on 2Mana ober oon 2lrca6 erlegt
ju werben, burcb, Serfe^ung an ben Fimmel ale ©ieben;
geflirn entrüdt. (F. Tr.)
Calötte (franj.j ©arber.), 1) jebe glatte 9)£ü£e ober
anbere Äopfbebecfung; 2) bat platte, runbe Ädppdjen, mit
welchem bie franj. ©eifHidjen bie Sonfur bebeden; 3) bat
«ftreuj »on (Jifenbraftt, welkes fonft auf ben ©olbatenftüten
jum ©dm£e gegen ben fyitb angebradjt war. (B.)
Calpürnia, 4. ©emaftlin bet (E. 3ul. (Edfar (f. b.),
bie er mefyr als feine früheren geliebt ftaben foll. GE. warnte
Säfar bei feinem oerftdngnifoollen ©ange nad) ber (£urie,
wo er ermorbet würbe, liefen 3ug t>at ©ba!f»eare in fei=
nem Srauerfpiele: 3ulius (Sdfar, auf eine »ortrefflidje 2Beife
benu^t, um in ib,v baß fiebenbe, beforgte SSBeib, in Sdfar ben
fteroifdien SOtann barjuflellen, ber »ielleidjt Unheil afmt, aber
au$ ©elbfloertrauen unb um Beine ©pur oon gurdjt ju jei=
gen, feinen böfen Slftnungen unb ben SBarnungen feinet
Reibet £ro£ bietet. (H. M )
Calyptra (©arber.), eine 2lrt ©dbleier ber gried&.
grauen, welcher «köpf, $alt unb 25rufr bebedte, alfo @e=
ftibtefdjleier, 2)tü§e unb Jpatetud) in ft'dj »ereinigte; 2) eine
■Slü^e ber gried>. ©eifllicben, wenn biefelbe nidjt SDiöntbe
ftnbj fte ifl runb unb etnfad), bem SSarret dftnlid). (B.)
Camäil (franj-5 ©arber.), eine Qlrt 9DJü§e, bie toie
bie Äapuje Äopf, jpalö unb ©djultern bebeäf, ft'e würbe
früher oon ben fatfjol. ©eifllidien getragen. (B.)
Sf)cat« = Serif on. II. 6
82 Camaldulenser- Orden Cninuert
Camaldulenser -Orden (Orbenöw.), ein geifltid&er
Orben, geftiftet com t)eil. 9tomualb um 1018 unb fo genannt
t?on damalboli bei %lrey3o , wo ber ©ttfter bie erfren Ctn«
ftebeleien biefeö Orbens anlegte. 35er Orben tt)eilte ftcb in
©rennten unb gewöhnliche SDtöncfje, breitete ftcb jiemlicb, fd>nell
aue, ging jeboch im 18. 2>ahrc). wieber ein unb befteht je§t
nur nocb, auf feinem ©tammft'^e. Orbenstrad)t: bei ben din=
jfeblern enge, bei ben SWöncben weite, weifie Jlutten unb lange
SBärte; eine (Beifiel würbe alö ©rnnbol ber ©elbflfafteiung
getragen, bie ifynen ^flicbt war. (B. N.)
Camärgo (SDiarie 2lnne Giuptö be), berühmte
SEanserin ber großen franj. Oper, geb. 1710, (lammte aut?
einer twrnefymen röm. Familie unb war eigentlich bie Sodjter
eines (Sarbinalö, tva$ bie 3Jerwanbten befjelben burcft 2lbop=
tion ber kleinen SDJarie Sinne ju oerbergen fugten, ©cbon
al6 Minb jeigte fte ein aufjerorbentlidtjeei SEalent für SDtuftf
unb £anj, t?erooll!ommnete ftcb, aucfy in beiben fo fel)r, bafi
fte 1730 bei bem Pallete ber großen Oper alö erjre £anjerin
angefrellt würbe. £>ie 2lrmutl) tf>rer Stboptiöeltern jwang
fte jur 23üt)ne ju geben. 23alb war fte ber erflarte fiiebling
be6 ^ublifumö unb bee <£ofeö. S5?enn fte auf einem ©pajter=
gange an ben SEuillerien erfdnen, applaubirte it)r Stllees ent=
gegen, unb alö fte einft intern ©cftuljmacfjer eine öffentliche
<£mpfef)Iung gab, um bem reblicfyen Spanne aufjubelfen, würbe
biefer in furjer 3eit burcb feine ©cbufye ä la C. ein reifer
9)tann. ©ie war eö, bie 1730 juerjl einen Entrechat wagte j
obgleich nidbt t)übfcb, galt fte bod) für baö Sbeal grajiöfer
Cetcbtigfeit uub SBeweglicbfeit unb war eben fo geacbtet burcn
tt)ren <5t)arar"ter , alö burcb ttjrc große Äunjlfertigfett. 9llö
tt)r College 25umoulin, genannt le diabie, einft feine ©cene
oerfdumte, tanjte fte an feiner <5tatt biö jur du$er|ten Grr=
fcböpfung, nur um tf)n t>on jeber ©träfe ju retten, (iin
•Beweis, wie fet)r fte ber Siebling ttyrer 3eit war, ft'nb bie
Dielen 23ilbniffe, bie ftd) »on tfjr erhalten fjaben. ©ie befucfete
(£nglanb 1743, würbe 17;>0 gldnjenb penft'onirt unb ftarb
1770. SHocb je#t beift e& in granfreicb t>on einer guten
Sdnjerin: fte tan3t roie eine <£. (H...t.)
Camaröte, bie Sogen in ben portug. Sweatern, ©e*
wöfjnlicb, ft'nb ee> wie bie ital., fleine 3immer, ju benen man
nid?t baö 23iUet, fonbern ben ©cblüffel »erfauft. (L. S.)
Cambert, geb. 1017 ju $)ari$, wibmete ftcb oon
3ugenb auf ber 9)iufir" unb war um 1650 (Eoncertmeijrer
ber «Königin; er war ber (Srfre, ber ein franj. mufifal.
2)rama, ben Vorläufer ber Oper, auf bie 23üt)ne bx<xd)te.
©eine 9lriabne, ein ©cbdferfpiel, erfdjien 1601 unb bie 9?eu=
heit ber ©rfcfjeinung oerfcbaflfte biefem 9Berfe bie glänjenbfre
5lufnah,me. 2lbt Herrin, ber für bie Opernoorftellungen
Cainelauchion Campi 83
priuilegirt »war, gewann lti(>9 (5. unb biefer toibmete ft'd) nun
ganj ber bram. (£ompofttion. 1672 würbe inbetjen (5. burcfo
Suiln, an ben ba6 erwähnte Vrtotfegium überging, auö fei=
nem SBtrfungsfretfe unb allmählich auch aus ber ©unjt bee
9>u6üSum6 oerbrängt; er ging 1673 nach (S'nglanb, »erpflanjte
fcie neue ©attung muftfal. SBerfe auch borthin, fanb allge=
meine 2lnerfennung unb würbe oon Äarl II. jum JpofcapelI=
meifter ernannt. 3n biefer Stellung »erfolgte ihn aber ber
Dleib ber Jfaliener, bie eine s2llleinberrfcbaft im (Gebiete ber
SHuft'f ufurpiren wollten, d. erlahmte in bem Kampfe mit
ben Sntriguen unb @abalen, bie ihn umgaben, an ©eift unb
Körper unb frarb 1677 ju £onbon. Pomona, les peines et
les piaisirs de l'amour u. m. a. Scbäferfpiele ft'nb bie oor=
jüglicbflen feiner 2Berfe. (3.)
Cameläüchion (©arber.), fcbwarje Äopfbebecfung
ber griecb. SDtoncbe; fte befreht auö 2 Rauben Don Äameelbaar,
bie auf beiben «Seiten bie auf bie 2ld)feln herabhängen, (ß.)
Ca nulle. £heatername ber berühmten ital. Sd)aufpie=
lerin Jacqueline Slntoinette 23eronefe (f. b.).
Campasnöli, 1) (91 Ibertina), geb. 1795 ju 2)re^=
ben, unb 2) (©tanetta), geb. 1797 ju Seipjig, Softer bee
CFoncerrmetfrerS @. , bübeten ftch unter ber Leitung ihres 23a=
tere; ju Sängerinnen unb bebutirten im (Soncerte ju Ceipjig
1810, gingen 1816 mit ihrem 33ater nadj Stauen unb hier
betrat bie ältere juerfl bie 23übne mit entfcbiebenem 23eifaüe.
1817 würben beibe Schmettern in granffurt a. 9OT. angefrellt,
1820 gingen fte nach J^annooer, wo bie Crrftere geraume
Seit in 23raoourparthien burcb Sluöbauer unb Stimmenretn=
tyit, bie Jüngere aber eben fo fehr wegen ihrer angenehmen
Stimme, als wegen ihres treffltdhen Spielee al£ Soubrette
unb jugenblicbe Sängerin glänjte. Später gingen fte wahr?
fcoeinlicft mit bem SBater nach, Jtalien junicr*. (3.)
Campest re (röm. ©arber.), fo t>. w. Sdburj, befon*
bete aber ber Schur j ber Kämpfer unb JRinger, bie ft'd»
nadenb im Campus Mardus übten. (B.)
Cäinpi (5lntonia), eine $)oltn »on ©eburt, Sänge?
rin ber ital. Oper, welche t>on 1794 — 1822 einen grofen
JRubm behauptet hat. 2)en SSeginn ihrer Äünfrlerlaufbahn
bat fte bei ber ©uarbafoni'fcben öefellfcbaft gemacht, für
welche fte 1785 in 2Barfcbau gewonnen würbe unb mit ber
fte wedjfelnb in Ceipjig unb $)rag wirkte. <&& ift unmöglich,
hier alle bie Stollen in beutfcben unb ital. Opern einjeln
aufjujählen, in welchen fte burcb ben Umfang ihrer Stimme
unb burd) bie oollenbete 23raoour, ober mie bie Jtaliener
fagen Virtu, glänjte, welche ihr eigen war, bie fte aber bis
ju einer lieber s unb baher 23erfcbnörr"elung , auch ber ein=
facbften ßantilene, mißbrauchte. 1801 fam fte jum Scbifa?
6*
84 Campistron Candeille
ncber'fcfeen £beater in SEBien, 1818 jum «öofopern* Sweater
unb rourbe 1820 jur faiferl. Jtammer = ©ängerin ernannt.
*Hocb in ber legten 3eit gab ft'e mit gurore ©aftrollen in
Seipjig, Bresben, ^ranffurt, SSNündjen, «Stuttgart, <prag,
SBerlin unb 2Barfdjau. 1S22 wollte ft'e abermale in SDtüncben
gafriren, ftarb jebod) bafelbfr, ebe ft'e ir>re Stiftungen begons
nen tyatte. £>ie (S. geborte ju ben gröften ©angerinnen
^er neuefren 3eit; ber Umfang ibrer ©timme betrug in ber
23lütbenjeit 3 folle Öctaoen unb man erbob fte r)inftd>tltc&
tiefer Glittet fomobl, als wegen ber muftfal. 23übung, felbfr
über bie CEatalani. (Fr. Heinse.)
Campiströn(3ean ©allert, SKarquiei be), geb.
1056 in £ouloufe, lernte auf einer JReife nacb tyaxie ben
©cbaufp. ÜRaifin unb burdj biefen bie Xfyeatex ber .£>aupt=
fratt fennen. ©r roanbte ftcb an Stacine, ber ben jungen
©beimann gern jur Arbeit für bit 23übne ermunterte unb
ibn bem £erjog »on 23enb6me befonberä empfabl, für roelcben
($. ein ^efrfpicl : Acis, febrieb, bae mit 23eifaü* aufgefübrt
mürbe. SBon 1683 big 1712 fdjrieb er 10 SEragöbien, 2 Suft;
fpiele unb 3 Dpern. ©eine 2Ber£e ftnb in 8 oerfdjiebenen
ausgaben erfebienen; bie befre in 3 2Sben., 12., 1749. <£r
ftarb al3 Sftitglieb ber Slfabemie, ©eneral = ©ecretär ber
©aleeren unb jHitter be£ 3acobg = Örbene 1723 in feiner
«Baterftabt. (L. S.;
Candeille, 1) (ty. 30; geb. 1740 ju Partei, mad&te
feine ©tubien am bortigen (Jonferoatoire unb mibmete fid)
fpäter fafr au^fdjliefHid) ber 23übnencompoft'tion. 1780 er?
febien feine erfre Oper: Laura et Petrarqne; biefer folgten:
Pizarre, la conquete de Peron , Papothcose de Beaurepaire
u. m. a., bie fämmtlid) mit bem entfebiebenften SBeifall auf=
genommen mürben, ©in befonberee SkrDienft ermarb ftd>
@. aueb nod) baburdj , baf? er bie tücbtigften GEompofttionen
älterer, oergeffener ÜJJeifter in einem bem 3eitgefcbma<fe ent=
fpredjenben ©etuanbe mieber auf bie 23übne braebte. (£r
ftarb ju «Paris 1806. 2) (3ulie ©milie), geb. ju ^axi$
1702, £od)ter be$ 3?or,, bebutirte 1782 in ber Oper iu ^a*
riö. ©rünblid) muftfalifd) gebilbet, reichte bod) ibre ©timme
für ba6 grofie Spernbaue niebt bin unb fte blieb nur bi$
1702 ©ängerin unb ging bann jum Jufrfptel über, melcbeö
ibrem Talent nod) roeit mebr jufagte. ©ie marb Sftitglieb
beö fRidjelieus Sbeaters, ba$ ftd> fpäter mit ber Comedie
fran<;aise vereinigte unb geborte ju ben befren ©d?aufpiele=
rinnen tiefee Sbeaters. 3bre fpätere Serbetratbung mit
bem ©d>aufp. ©imons aus 23rüffel b«t 2lnbrieur ben ©toff
ju bem bekannten, redjt bwbfdjen £uftfptele: la coraedienne,
gegeben. 2>iefer ©imon mar nämlid? nad) $)aris gefommen,
um bie SSerbeiratbung fetneö ©obneö mit ber ©djaufpielerin
Candelaber Candia 86
?ange ju oerhjnbern, lernte bei einem ©ouper bie <$. fennen
unb »warb fo oon tfyr bezaubert, bafl er it>r feine «£anb an=
bot. Otatürlid) ntufjte er nun aud) bie 23erbinbung fetneö
@ofme£ gut fjeifjen unb beibe ^)aare »erheirateten ftdj fafi
ju gleicher Seit. 9?ad) ifjrer j&erfteiratftung 30g ftdtj bie (S.
vom Sweater jurücf. 2lud) als? ©cfjriftfrellertn unb burd)
th,re muft'fal. Jtenntniffe bat fte ft'd) einen guten Tanten ge=
mad)t. 5()r ©tüdf: Catherine, ou la belle fermiere, fyatte
ben glanjenbften Erfolg, fte felbft fptelte barin bie Jpaupts
rolle } aufjerbem fd)rieb fte nod) mehrere 9tomane, bie 33es
ad)tung »erbtenen. 1815 reifte fte nad) ©nglanb, auf roelcber
JReife fte nid)t nur tf>ren Stuf, fonbern aud) if>re ©lücfsis
umfränbe oergrbfjerte. ©ie oeranftaltete in Conbon beclama=
torifd)e unb muftral. Unterbaitungen, ju benen ft'd) ein eben
fo jaf)lreid)e6 , ate aueerlefenee $)ubltfum brdngte. 1816
erhielt fte uon fiubroig XVIII., in Jolge eines tr)m über=
fanbten ©ebid)tee, eine ^penft'on t>on 150Ü $r. (3. u. R. S.)
Candelaber Otequiftt), ein langes, oben tellerfbr=
migeS, unten mit einer ©d)eibe oerfef)eneß JHofyrgefielle , um
Sidjter ober 9täud)erroerf ju tragen. 2)iefer einfache 6.
rourbe uon ben funjrft'nnigen ©rtedjen mannigfach umgeflal=
tet unb t>erfd)6nertj bie 3bee be$ Stopveß beibetyaltenb, far>
man balb jterlicbe ©äulen auf S^ierrTauen , Äugeln ic.
ruhen, ober eine 2lfantr)uefraube ifjre 23lätterfrone ale Seiler
barbieten, ober aud) £ünfrüd)e 3Safen mit 23lumenroer? um=
ranftj bie 2lntifenfammlungen jeigen l)errlid)e Jtunftroerfe
in <L 3e#t ifl ber S. meift nur ein gueribonartiger £eud)=
ter nad) antifen formen. 2tuf ber 23üf;ne roirb ber runbc
<£. f;auftg burd) flad)e gemalte erfe§t. (B.)
Candia (©raf SDcariuS öon £.), geb. 1816 tri
(Sagltari auf ©arbtnien. (£r flammt aus einer trornefjmen
Familie, ©ein SSater mar ©eneral in ber piemonteftfd)en
2lrmee unb 9)iariue felbft rourbe für ben SJcilitarbienft bes
fhmmt. (£r fam ine fönigl. (Sabettenfyauö , rourte Offtjter
unb entjücfte fd)on bamall feine Sameraben burd) ben
©djmelj feiner f)errltd)ett ©timme. Sftuftf, namentltd) ©e=
fang, mar fein Clement. (£r fam nad) tyaxit) t)ter rourbe
er in eine ©efellfdjaft oon JtünfUern eingeführt. SDian f)örte
tr)n, man roar entjücft, man rebete ibm ju, feine eigene 5Jcei=
gung gab ben 2Ut6fd)lag, er legte b^n 2)egen bei @eite unb
ging jum Sweater. 9conrrit roar abgegangen, 2)uprej
rourbe erwartet, bie grofje Oper engagirte S. unter bem 9?a=
men SJtario. dt begann nun feine muftEal. = bratnat. @tu=
bien unter 2)iid)elot, Sorbognt unb ^)onc^arb. ©in
»olleö 3af)r lang bauerte ber llnterrid)t. 23einat)e aber hatte
eine 2tffection ber ©timme alle biefe Opfer unb 2lnfrrengungen
vereitelt, ©eine frdftige Sugenb aber ft'egte. Vlod) ©inö war
86 Candida toga Canon
•,u uberwinben: bie ängfrlicbe @*eu bes Debütanten vor bem
»publtfum. 9)Jan nutzte ihn baber förmlid) füre Theater
breffiren, tbn nacb unb nacb an ein twlles £aus gewöhnen.
<i& gelang enblicb unb er erfdnen auf ber 23übne. Der (£x-
folg war glanjenb, gldiuenber, als je feine militärifdK <BteU
lung geworben wäre, er warb Sänger, tretj aller bitten
unb 2.<orftellungen feiner SBernmnbten, rroß ber ^Mißbilligung
bes JlönigS von ©arbinien felbft. Donijetti bat ihm in
feiner neuen Dper: tyclieuete, eine brillante -partbie \\i-
gebaetjt. ©anj tyavie fpriebt, wie twn ber SR ad) el, fo je£t
von bem gräflichen £enorifien. — Dennodb foll feine gamilte
febr unjufrieben fein, ba$ er lieber ein großer unb berubnu
rer Sänger, als farbinifeber ©eneral in §riebens$eiten wer=
ben wollte. (C. H..n.)
Candida töga (©arber.), fo r>. w. Alba toga.
Candys (©arber.), ein Cberfleib ber SDcebier unb 9>er=
fer, welches 'allgemein getragen würbe, tn ber ftorm ^er rpm-
£oga äbnlicb unb mit 5lermeln Derfeben; dürften trugen es
purpurn, g-elbberrn fd>arlacf) ober purpurn mit weifs, Sol=
baten aus gellen gefertigt unb SSürger oon einfachen unb
flets einfarbigen Stoffen. (B.)
Canaulcli (GEbrifHan), geb. ju SDcannbeim 1742,
bilbete ft'd) juerft in feiner 23aferfrabt, bann in Stauen
jum 2$iolint>irtuofen unb fam 1765 als (Sapellmeifrer ber
ital. Oper nacb SDiüncben. ^>»er erntete er bureb bie Opern:
Azakia, la croisee, Electra unb Angelica, großen ^Beifall ;
feine Sompofitionen würben nicht allein auf ben beffern Xbea*
fern Deurfcblanbs , fonbern la croisee 1788 fogar in ^aris
aufgeführt. (Sben fo portrefflid) ftnb feine 95aUete, bie in
ganj Deutfcblanb beliebt waren. Die «Rriegsftürme trieben
<S. 1706 nacb Sffiien, wo er 1797 ftarb. (3.)
Cannizäres (Don Sofepb pO> geachteter fpan.
Sufrfpielbicbter bes 17. Sabrb. 3n feinen <Stücfen, bie febr
lebenbig unb mit Diel ©eifr gefebrieben ftnb , ft'nbet man bie
«Sitten feiner 3eit febr treu cbarafteriftrt. ©eine befren i.'ufr=
fptele ftnb: Alusico por el amor unb Doniine Lucas. 17.54
erfdnenen feine Comedias ju ÜDcabrib in 2 SSben., 4. (R. S.)
Canobiäna (Teatro dpila), ein Sbeater 2. langes
in gftailanb (f. b.).
Canon (SMuftf), ein mebrfrimmiges £onfhtcf, in wel=
cbem bie Stimmen nacb einanber eintreten, ber 2lrt, ba$ jebe
nacbfolgenbe bie SDMobie ber oorbergebenben »oüfränbig wie=
berbolt. Der (S. erforbert ein einfaches Xfyema unb über=
baupt (Einfad)beit in ÜDcelobie unb Begleitung. — grüfjer
legte man großen 2Bertb auf bie Gompoftfion eines @. unb
arbeitete benfelben oft mit übertriebener Jlünfrelei aus, bie
©eher unb ©efübl marterten. gür cie bram. SDJuftP ift ber
Canonik Cantonnade 87
(5. fdjoit in fo fern feiten geeignet, al$ e$ notbwenbig ift,
baß alle ^erfonen, tte tfm ausführen, Don bemfelben ©es
fübje befeelt ft'nb; bocb, ift er aud> in ber ©per oft mit
glücflicbem Erfolge angewenbet worben; fo in 33eetbo*>en's
5ib<tlti> r JBojelbieu'e SBeißer 2>ame, u. f. w. (7.)
Canönik (9)iuf.), bie matbemathjfcbe Älangleljre, reelle
bie £öne al6 ©rbßen nimmt unb it)t 2Jerb,altnifj ju einanber
beftimmt. ©o lange bie Jparmonif nocb weniger auegebilbet
war, würbe bie <£. mit großem gieife getrieben unb biU
bete bie ©runblage ber Sfluftf, aua) ifr baö ©tubium bers
felben freute noa) jur Beurteilung ber Snftrumente b/ödjfr
wichtig. (7.)
Canos del Peral, ein großes Sweater in Sola;
fcrib (f. b.).
Cantabile (9ttuftT), fo ». tt>. fangbar. 3n ber 2Socal=
muftt" rorjugsweife jebe leiste, angenehme, aber einfache
Wlelobie, bie (eine «ftraftanftrengung ber ©timme erf>eifd>t
unb ft'd) Iebiglicb, in ben föiitteltbnen bewegt; man bejetdmet
eine foldje 9)Mobte aud> mit Santilene. (7.)
i antäte (fOiuftf), wbrtlicb : ©efangftücfj ein für mef)=
rere ©timmen componirtes, It;rtfd>eö ©ebicf/t mit 3nfrrumen=
ral = Begleitung, ©ie entwickelte ft'dj im 16. Satyri). aus bem
Sftabrigal unb frellt ft'cb, mefjr ben 2lusbrud? ber (£mpftnbun=
gen, als ber bram. «£anblung jur Aufgabe. 9Kan ftnbet fte
caf>er in ber ©pernmuft'f weniger unb nur in ben alten ital.
£)pern fommt fte juweilen oor, bocb b,at fte in ber neueften
jieit Corning in feiner fomifdjen Oper Sjaar unb 3immer;
mann mtt Erfolg angewanbt. <£ine Heinere ©attung ber
@. t)ei$t CaDtatilla. (7.)
Cantatrice (fr. u. ital.j SftufiE), fo t>. W. ©angerin.
Cantilene (äJcuftf), f. Cantabile.
Cantilleii (©arber.), gewunbener ©olb= unb ©ilber=
trabt in ber 5<>rm eines bünnen Stöfjrcbens, werben befon=
bers ju fogenannten ©ternarbeiten »on ben ©tieferinnen
gebraust; man ftnbet mafftöe <£., bie bleiben mie ber 25raf)t
ift, unb ©cblangenlab,n, b. b,. geglättete <£. Die ^)erl = <5.
ft'nb bie befren. (B.)
Cantomiäile (£ecbn.), Benennung ber beiben ©eiten
be$ £b,eater6 bei ber franj. Büb,ne. Parier ä la C. beißt
beim auftreten jurücffprecben, als ob man hinter ber ©cene
ein öefprad) abbredje, um auf ber Büfme ju erfebeinen.
Bei ben parifer Bühnen 2. JRanges ift ei ©itte, bie belieb*
tefren ©cfyaufp. mit einem parier ä la C. auftreten ju I äffen,
um bem $)ublifum bas (frfdjeinen berfelben febon einige
©ecunben cortyer anjubeuten, was benn aueb, nie oerfeblt,
einen Empfang Ijerbeijufübren. ©o ift biefe ©itte gegen=
wärtig bis jum SDiißbraucb, auegeartet, befonbers bureb,
88 Cantü Capelletti
Rotier, ber nie bie 23üt)ne ofyne ein parier ä la C. ju be*
treten pflegte. Cbgleid) C. im allgemeinen bie ©eite beö
£t)eater5 bebeutet, fo b,eißt bodj „bei <5eite" ober „auf ber
©eite" fpredjen nidjt parier a la C. £>aö 2Bort felbft fommt
t?on ber ehemaligen ^Benennung ber breternen .fcinterwanb
l)er, an meldier früher bie 2)ecorationen befeftigt mürben.
©ie tyief C. , baljer alfo gegen biefe Stiftung fpredjen parier
a la C. (L. S.)
Cantu (©ioöanni), geb. ju Sütailanb 1 71*1). <£r mar
ber ©ofyn eines beim bortigen ajtünjmefen angeheilten ^Beamten,
melier bie ft'cfe, früf^ettig entmicfelnbe fdjöne £enorftimme mit
©orgfamfeit auebilben ließ. @. erhielt baber außer beut Unter=
ritzte beß ©efanglet)rers SBanberali, im ftöbern tfyeatral. ©es
fange Einleitung oon bem &enorifren ©entili. 1818 borte ber
(Sapellmeifter 3Horlacd)i ben jugenblidien «Sänger unb ers
fannte in ben ausgezeichneten Einlagen beffelben eine &nospe,
beren (Jntmicfeluug eine ber erften 3ierben ber ital. 23ühne
berjuftellen »erfpracb, unb gewann tl)n baf)er für bie ital.
Oper ju ©reeben. <j. trat in Bresben 1818 juerft als £ore=
bano in ^paer's (Samilla auf unb wedte bic 23emunberung bes
•Öofes unb bes sPubli6ums. Sinboro in ber Itaüana in Al-
geri, ©iacomo in ber Donna del Lago, 3tobrigo im Otello,
^loreflano in ^Paer's Leonora unb oor 5lllem ©argino, waren
bie 9>artf)ien, in meldjen er bie Bleibe feiner frönen ©timme
am glanjenbften entfaltete. Äurj nad) einer 2$orfrellung
be$ ©argin im SDJarj 1822 fünbigte ftd) burd) ein beftiges
35luterbred)en baß complicirte £ eiben an , meldjee feinem
furzen Ceberi nadj einem fcbmerjentjollen Äranfenlager am
!>. SWai 1822 ein <5"nbe machte. ÜSKit ben feltenften äußern
Mitteln t»erbanb <S. bie fcbönfte, reinfre unb umfangreiche
©timme unb eine treffliche Silbung; bie 2Betd)beit feines
Xenore unb bie Slnmutb feinet Vertrages maren entjücfenb
unb felbft fein ©piel hatte einen Soften ©rab oon 2Sollfom=
menbeit erreid)t. SDabet mar fein S^arafter ber liebens=
wertbefle unb angenefjmfre. 23ötttger feierte bas Slnbenfen
bes Strefflicfcen burd) eine lateiniföe, bie bresbner<Sapelle
burd) eine betttfdje oon @ngelf)arbt (9tid)arb SRooö) qebidftete
9tänie. (Fr. Heinse.)
Cänxi (<Sat Marina), f. 2Ballbad>.
Capäsion (©arber.), ein flauer $ut of>ne Krempen,
violett r-on §arbe, mit einem lichtblauen Äreuje unb blauen
23anbern gegiert, bie an beiben ©eiten tyerabfyängen ; bie
.ftepfbebedfung bes gried». Patriarchen. (B.)
Capelle (SJlufif), jeber herein oon SHuftfern, ber oon
einem Jürfrcn engagirt ifl. SSgl. Crd^efter.
Capelletti (£l>erefa ^>oggi), geb. ju SKailanb
um 1764, bilbete ftcfe unter ben tüdjtigfien SDietflern Staliens
Capellmeister Capriccio 89
unb betrat 17S0 bk 93ü^ne it>rer SSaterftabt mit grofjem <£r=
folge. Saniere 3eit fang fte an ben gröfern £beatern 3ta=
lienS, ging bann 1790 nad> Sonbon, roo fte bk 1793 alö
^Jrtmabcnna gldnjre. 179»> tarn fte nad» 2)eutfcblanb unb
erhielte aucb hier an ben erften "Zi^eatexn ben gewohnten <5rs
feig in fehr beifallig aufgenommenen ©afrfptelen. 1798 —
1SI»0 war fte 9)titglieb ber ital. Oper ju 2)re6ben, machte
bann eine abermalige Äunfrreife bureb 35eutfdjlanb unb febrte
131 »2 nad) Stauen jurüd*, roo fte balb naebber auö ber Seffent=
liebfeit t»erfcb»ucmb. @tne reijenbe 2Ieuperlid}£eit, feböne Büge,
frdftige, umfangreiebe unb lieblicbe «Stimme, trefflicher 2$or=
trag unb i>ram. Salent matten bk £. ju einer ber t>orjüg=
Jicbften ital. «Sängerinnen. (3.)
Capcllincistcr (SKuft'f), ber 2?orfrel)er einer Qa-
pelle (f. b.). lieber feine 23erricbtungen f. SUiuftfs unb
£>rd)efrers£irecter.
Capitäno (£ecbn.). ©ine alte ^beaterftgur , teren
Urfprung fd?on in ben 3Raufbolben unb SDcaulrjelben auö
ÄleinsQlften }U fudjen ift, bie £erenj unb tylautm auf=
freuen. 3taliener unb Spanter gaben biefem (tbarafter auf
ber S3übne bte grcfjte 2(usbebnung. 2)er Matamore, Capi-
lano Spezzafer unb Spayento ft'nb 2lbarten beffelben unb aud»
ber beutfebe Hauptmann £araboribatumtoribe6 beö ©ropbiuö
auö ibm entftanben. 3»nmer ift ber C. ein Qluelänber, in
Stalien ein Spanier, in granfreid» ein Italiener unb ba$
^Jrablerifcb = Cügnerifcbe fein immer roieberfebrenber GEbaraf=
ter. SRaupadj in ben 23rautfüf)rern unb SSauernfelb in bem
99iuftfu£ Don 2lugsburg fyaben in neuefter 3eit Dergeblid»
ben C. »Dieber ju beleben Derfucbt. (?r rourjelt nid)t mebr
im Seben bei Sßolfeö. 2)al (Sofrüm beö C. mar febr oers
fdueben, ein überlanger fpan. Stopbegen, ein großer Sdmurr=
bart unb ungebeure Sporen aber bejeiebnenb. $ol$enbe6
Cluattrain ftnbet ftd» unter einer feiner Dielen Slbbilbungen :
Ce capitaine fait grand eclat,
Et sa valeur est si parfaite,
Qn'il est des derniers au combat,
Et des premiers ä la retraite. (L. S.)
Capöte (franj.j ©arber.), 1) ein Sberrocf mit einer
Äappe, befonberö Don ben SDiinirern getragen? 2) ein Sol=
batenmantel. (B.)
Cäppa (©arber.), eine 2lrt langen Uebermurf^, ber
iitgleicb ah JRocf unb ate Mantel gebraucht »werben fonnte.
3m Mittelalter »würbe berfelbe fafr allgemein Don beiben
©efcblecbtern getragen. $11$ 9teifefleib , t)äufi$ aueb bei ben
©eiftlicben, mar bk <S. mit einer 2trt (JapUje jur 23ebecfung
bei «JtopfeS oerfeben. (B.)
Capriccio (ital., <fpr. <2>apritfd?io , franj. Caprice;
90 Carabinor Carara
SDtuftf), ein aWuftffhicf , bei melcbem ber CEomponifl, feiner
Saune folgenb, bie gebräucblicben formen niebt beachtet unb
nur ein 25ilb feiner \pbantafte ju geben ftrebt; ober aueb
ein Sonfrücf, melcbee bloß ben 3n>ecf fyat, geiuiffe Motens
ftguren, ^Jaffagen ic. jufammenjufrellen, um bem ^usfüijrens
ben eine febmierige liebung ju geben. (7.)
Carabinor (SRequiftt), ein furjec? ©emehr ohne 23a=
jonet, mit glattem ober gezogenem Sauf, ganjer ober falber
«Sebäftung, unb einem gemötmlteben ftlintenfcbloffe. Der 6.
ijr eine ©ebießwaffe für bie üReiterei unb iefonberS in ber
franj. Slrmee fe^r verbreitet j bie (Sarabimcrö fehen ganj
ben (Sürafftercj äbnlicb/ nur fjaben fte feinen Jparntfcb wie
biefe. (B.)
Caracälla (©arber.)/ 1) ein Äleib ber gallifdjen
.Krieger mit 9lermeln unb .Rappe, melcbeö bi$ auf bie ©eben=
fei h,erabging. Jlatfer Antonius 23afft'anu5, ber bie S. oer=
beffern unb bis auf bie $ü$e berabgefyen lief, erhielt ba=
oon ben 33einamen @. 2) 2>aö lange Aleib ber 2Beltgeift=
lieben. (B.)
Caräffa (SSttidbael), geb. ju Neapel 1787, erhielt
feine Sluebilbung am bortigen Sonferoatorium unb trat
1818 mit ber Oper: Gabriele, al$ (Somponift auf j if>r folg*
ten balb bie Opern: Le solitaire, Massaniello unb il Paria,
bie mit großem 23eifall aufgenommen mürben. <S. folgte in
biefen SBerfen ganj Stoff in i , biefelbe Seicbtigfeit unb 9ln=
mutb, berfelbe §luß ber SDMobie ft'nbet ft'eb mie bei JRofftni,
aber fte ft'nb f ünfrlicb beroorgebraebt / fließen niebt rein unb
natürlidj aue ber ©eele mie bei SRofftni. 1827 erfebien bie
Oper: la violette, morin ber (Somponifl eine anbere SBabn
betritt unb ft'cb ber neuern franj. @db,ule mit @rfolg jumen=
bet', in gleicher 3lrt mar bie SBraut oon Samermoore gehal=
ten, bie 1829 erfebien. Slucb biefe Opern fanben in Italien
lauten 23eifall; auf er 3talien ft'nb (5. 'ei Opern menig be=
fannt, obfebon fte reieber an SOielobie, Gbarafteriftif unb
wirflieb bram. SDiuftf ft'nb, al$ manebe meitoerbreitete Grr=
jeugnifTe feiner Sanbeleute; nur ber <&olitaix t>at ft'eb eine
Seit lang auf bem beutfdjen 9tepertoir erbalten. (3.)
Carära (9)iab.), geb. ju SDcailanb 17<>0, betrat ba=
felbfl um 1778 bie 33übne unb erwarb ftcb balb einen böebft
gldnjenben 9tuf. 17S1 fam fte jur ital. Oper nacb 23erlin
unb entjücfte bafelbfr eben fo fehr bureb ihre treffliebe
©ttmme unb «ftunfrfertigfeit, ale bureb iore auferorbentliebe
©ebönbeit. £roß bem abcx mürbe fte 1797 beim 9tegierunge=
Antritte be& je^igen Könige t>on Preußen megen ^rioats
tterbdltniffen augenblicflieb entladen. <2ie febrte nacb %taz
lien jurücf, mo fte noeb geraume 3eit mit großem SJeifall
fang. (3.)
Caravoglia Cardinal 91
Cnravötflia. 1) (9Haria ©leonora (larracct,
geb. 23alcent), geb. }U SWailanb 1760, mar bie SEod>=
rer oornebmer, aber mittellofer Altern; betbe ftarben fef>r
früf> unb bie oermaifte <5. oerfuebte in (Soncerten aufzutreten
unb rcurbe balb ju ben beften ital. Sängerinnen gejault.
17SI fam fte nach, fionbon, 1783 nacb 2>eutfd)lanb , mo fte
ft'rf) juerft ber üBübne mibmete unb nach, einem ©aftfpiele an
mehreren Sühnen in ^rag angefiellt mürbe; 1787 febrte fte
nach, Stauen jurücf, mo fte bi& 1802 in ftlorenj, 58tcenja
unb SDtailanb fang, bann mit ihrer Xod>tet nach, *prag jurücf=
febrte, mo fte 1821 ftarb. 2>ie 23iegfamf eit unb Feinheit
ihrer nicht ftarfen (Stimme waren eben fo bemunbernsmertb,
als ihr funfrgereebter Vortrag unb bie auferorbentlidbe 2lue=
bauer, beren fte fähig mar. 2) (Suiggia Sanbrint),
geb. 178ü im «fraag, Socbter ber Sor., fam fehr jung nach
Stalten unb mürbe bie Schülerin bes 9){aeftro SIncora in
Neapel. 2tls I2jähriges SDtäbcben gab fte fchon fletne s3>ar=
thien auf jenen Sühnen, mo ihre SDtutter als erfte Sängerin
mirfte. 3n SJiobena fang fte mit 14 Sahren bas erfte Wlal
als ^rimabonna unb betrat nun bie SE^eater in 23ologna,
(Sremona, §rermo, Slncona, Sefena ic. 1802 mürbe fte in
*J)rag engagirt, mo fte ft'db mit $aolo Sanbrtni, einem
ausgezeichneten Oboiften, oerbeiratbete. üttacb ©uarbafo =
ni'e Slbleben mirfte fte auch als Sängerin ber beutfeben
Oper mit, folgte jebodb 1808 einem JRufe als erfte «Sängerin
bee ital. Jpoftfyeatexe nacb Bresben. Napoleon hörte unb
fah fte hier häufig, unb fte mufte in ben Soir^es mnsicaies
ber itaiferin SDiarie Souife ftets mitmtrfen. 1817 fang fte junt
erften SDtale unter SSJtaria oon SBeber's Seitung in ber beut=
feben Oper bie Mouline in: bie oornebmen SSirthe oon <5a=
tel, fpäter bie ßrmmeline, (Sonftance im SBafferträger, SDiarie
im 23laubart, (£loira im 25on Suan. 182S bie Grglantine
in ©uroanthe, SKargaretbe in ber meifen %xaü, Wlab. 33er*
rranb im SOtaurer u. f. m. — Obfdjon ihr in biefer SReifye
oon Sahren häufig fehr oortheilbafte (Jngagementsanträge
foroohl nacb Stalien, als aueb ju ben ital. Opern in $)arie
unb Sonbon gemacht mürben, fo jog fte boeb ftets ben bresbner
Aufenthalt oor, in meinem fte ft'cb, gänzlich heimifcb fühlte,
unb »erlief Bresben erft 1832 bei gänjlicber 2luflöfung ber
ital. Oper; fte mürbe bei biefer ©elegenhett penftonirt, über=
nahm bie ihr oon ber 2)trection bee prager muftfal. @onfer=
oatoriums angetragene Stelle als Sehrerin ber hohem ©e=
fangfunft, reifte ju biefem 3me<fe nach 9ßrag, mofelbft fte
ftcb gegenwärtig noch beftnbet. (Fr. Heinse.)
Carcäno (Teatro), ein Theater 2. langes in 9)tat=
lanb (f. b.).
Cardinal, näcbft bem ^apfte ber hoffte 2Bürben=
92 Carestini Carl
träger ber fatnol. .Rirdje. ftrüfyer war 6. ber Marne jebes
33ifd>ef6 unb «priefrers , ber irgenb einer Stirdtie fefr einoer=
leibt war unb in ftranfreid) i)ie$en bie Pfarrer bie junt
11. 3af)rf). @. = Pfarrer } ^)iuö V. behielt ifm ben röm. <prie=
frern 1567 auöbrü<flid) oor, bte ba& mitberatfjenbe Äird)en=
collegium ausmalten unb t>on nun an frieg ba$ 2lnfef)en
eines (S. meljr unb mel)r. £>ie Jtleibung befreit in n) einem
langen, rotten ^rieflet-rod" mit furjem ^urpurmantel, nad) ber
2lrt be$ JlragenS auf bem Üalar ber 23ifd)öfe (f. b.); bei ber
SErauer, im iMb&ent unb in ben grafren tft biefer 9tod* oiolet,
Örbeneigeifrlidje behalten jumeilen aud) bie fiaxbe ifyreS Orbenö
bei', h) ber rotten äJaretta (f. b.)j c) einem rotten .ftäppdjen ;
d) bem (S.s = £ur, einem aus rotier ©eibe geiuirften, mit
Cluafren unb ©djnuren belangten 4?ut mit breiten Jlrämpen.
liefen $>ut führen bie @.e and) im 2Bappen über ber ®rafen=
frone. 23ei amtlichen Verrichtungen ifl bie Jtleibung bes <S.s
mit ber bes 23ifrf>c»fö (f. b.) gleid). 3um JReiten bebient ft'd)
ber <£. eines weifen 3elters mit rotier 25ecfe unb golbenen
3ügeln. 2>er SEitel bes (£.s ifl (£ min en j. .
Carestini (©ioöannt, gen. (Su fanin o), geb. iu
9Honte Jilatrana um 1700, bilbete ft'cfe in 23ernacd)i 6
©djule ju SDiailanb jum ©änger aus unb betxat 1721 bie
93üf)ne ju 9tom in ber $>artf)ie ber Sonflan^e in ber £>per
©rifelba. SSalb barauf reifte er nad) £)eutfd)lanb, fang 1723
in 9)rag, feftrte jebod) 1724 nad? 3talien jurüif, wo er nad)
einanber in SSÄantua, SJenebig unb SRom fang. 1730 folgte
er einem 9tufe <£cinbels nad) Conbon, wo er bie glänjenbfte
Slufnafyme fanb. 1735 Beerte er abermale nad) 3talien jurüd?
unb fang in, $)arma bis 1746, wo er einem JRufe nad) £>res=
ben folgte. 1750 ging er nad) 23erlin, 175;') nad) «Petersburg,
wo er nod) 3 3al)re ©elb unb Sftufjm fammelte unb bann,
ber «Jtunft entfagenb, in fein 2Jaterlanb jurücffetyrte, wo er
balb nadjfrer frarb. <i. fyatte eine ber fdwnfien unb ftdrffren
(Sontraaltftimmen, bie jemalei oon (Safhaten gehört würben;
feine ^rtigfeit war auferorbentlid) unb feine 23ilbung bte
grünbltd)fte unb befle. (£r war auferbem ein fdwner SÖtann
unb mit einem feltenen 2Darftellungstalente begabt. (3.)
Carl (SSertfja Henriette), geb. nad) bem 2)amen=
Serifon, nad) «gdjilling's UnwerfaU tferifon ber SEonfunft unb
nad) äußerer 2Baf)rfd)einlid)feit 1802, nad) ityrer eigenen 9In=
gäbe aber 1811 ju Jöerlin, würbe im bortigen ßouifenfrifte
erlogen unb erhielt auf Jüeranlaffung bes ©rafen 23 r ü f> 1,
ber ifyre fdjöne Sopranflimme erfannte, »on ber penftonirten
Sängerin ©d)tnalj ©efangunterrid)t. <gie bebutirte ju
23erlin als ^amina o^ne großen ©rfolg unb oermodjte aud)
in ber ifyx nun angewiefenen -iBirEfamfeit nicbt, eine t)öf)ere
23ebeutung al$ ©angerin ju erlangen j ein ©aftfpiel in <£am=
Carlin 95
bürg, granffurt unb Stuttgart 1827 entfpradj ben Grrmar=
tungen ber @. ebenfalls nidjt; ft'e ging baljer nad) Stalten,
frubtrte unter ber Settung ber 9>afra unb 0tonconi bie ital.
©efangmetfe unb trat 1830 in Surin mit grofem 23eifall
auf. 58alb erfüllte ii)v 9tuf 3talien unb bie Sirectionen be=
eiferten ft'd), fte ju gewinnen; in 9tom, 23ologna unb 50iai=
lanb fang ft'e mit gleichem 23eifall unb ging bann nad) Spa=
nien, wo ft'e in (Sabir unb SDiabrib al6 Stern erfrer ©rbfe
glanste unb oon allen 23lättern mit Sobfprüdjen überlauft
mürbe. 1833 fefyrte ft'e über Sonbon, #aag unb SSrüffel nad)
SBerltn jurüdf, eilte nad) einem ©aftfpiele bafelbft nad) $)eterö=
bürg, oon bort nad) SOioöfau unb äBarfdjau unb fam 1834
mieber nad> SDeutfdjlanb , mo ft'e nad) einem ©afrfpiele an
mehreren fübbeutfcf>en 23üf)nen ein Engagement in Stuttgart
annahm. 1836 machte fte eine abermalige Jvunfhetfe, manbte
ftd) babei aud) nad) Öefrreid) unb tft feit 1837 in 3>efrl)
engagirt. 2>ie SSorjüge ber @. befreien in einer umfang=
reichen, flangpollen Stimme, beren fdibnfren SSlütüenfdmtelj
cie 3eit allerbtngö fdjon abgeftreift f>at , unb ber grünblia>
flen Jtenntntfj bee ital. ©efangee, woburd) ft'e bie gröften
Sdjmierigfeiten mit l'etditigfeit überminbetj aber i^ren Seu
fhtngen mangelt ber unmiberfleftlidK Sftera ber Sdjönljeit, ft'e
laffen ben 3ufdjauer falt unb »erleben fogar burdj bie @flfect=
fyafdjeret, bie ft'd) in ©efang unb Spiel funb gibt unb ben
33eifall ju forciren fudjt. 3m Sommer 1839 t)at fte aber=
male auf mehreren fübbeutfdjen 23üf)nen gafiirt. 2lud) al6
Qoncertfängerin ifl bie <L bebeutenb unb wirb ale foldje felbfr
fyöfyex gefreut, al$ in if>ren bram. Cetflungen (C. H . . n.)
Carlin (@arlo Slntonio 23ertina-jji), ber be=
rüfymtefre Slrlequin bea frühem ital. SEfyeatere in $»art$ unb
ÜHadjfolger bee bekannten S^ora affin, Sofm einee faroini=
fdjen Offfjier^, mürbe 1713 in SEurin geb. unb trat alß
gäf)nrid) in bas ^Regiment feinet SJatere. 35er SEob beffelben
jmang tt>n , ft'd) burd) 'ftedjtz unb Sanjunterridjt baß Seben
ju fnfren. Sei ©elegenljeit einer ertemporirten Äombbie, bie
er mit anbern jungen Seuten jum Vergnügen aufführte, füllte
er, bafi er jum Sweater geboren fei. 3n ^Bologna mad)te er
in ber Tlaste beö Qlrlequtn feinen erjten SJerfud) üor einem
großen $)ublifum. 9iiemanb ernannte ibn, aber 2llle6 mar
entjücft über baß Talent unb ben Slnftanb be6 neuen Sdjaufp.
5Uß Sd>aufp. burdjjog er nun ganj Stauen unb reifte enblid)
mit ben ©efdmnfrern (Safanooa nad) tyaxi$. £ier fürchtete
man für fein erfreu auftreten, meil fein Vorgänger Stljos
mafft'n nod» ju beliebt beim ^)ublifum mar, fo baf ber
Sdjaufp. SRodjarb einen eigenen ^)rolog für tt>n bieten
mufjte, um bie üfladjft'djt beö ^)ubli6umö ju erflehen. (S.
aber beburfte beffen nid^t, er geft'el auf erorbentlid) unb fpielte
94 Carlo Carlos
nun 41 3ahre lang bie JRolle betf 9lrlequin mit gleichem S3ei=
fall. Wim hat einige ©tücfe »on ihm, fomobl ganj regellofe
@cenen ber Commedia deir arte, ate uudj einige regelmäßige
Cuftfpiele. <£r ftarb al6 unheilbarer .fcDpodjonber 1782.
ftolgenbe SJerfe be& ©icbtere ^ujoulr cfcarafterift'ren ihn
oortreff liefe:
Dans ses gestes, ses tons, c'est la nature meine
Sous la masque on l'admire, a de*couvert on l'aime.
(L. S.)
Carlo (Teatro di San), bas größte unb fdjönfte S£hea;
ter in Neapel (f. b.).
Carlos (Teatro de San), ba$ größte Theater in £iffa=
bon (f. b.).
Carlos (35 o n) , Infant oon «Spanien, «Sohn Philipps n.
unb ber Sparte t»on Portugal, geb. ju SSallabolib 1545; bur*
©djiller'e Slrauerfpiel gleiten '»Jtamene in 2>eutfcfelanb populär
geworben, ©cfeiller, burdb bk traurigen ©dncffale beö $rin=
jen befrodjen unb für ihn interefftrt, außerbem irre geleitet
»on mehreren ©efdbicfetfcfjreibern , roeldbe , auf lügenhafte
25ocumente geftüijt, für ben Infanten gegen Philipp gartet
genommen hatten, überlieferte une in feinem <§. ein ibealift'r=
teö 23ilb, meldbeö bem gefcfeidbtlidben <5. fafr in jebem 3uge
unähnlich, ifr. 9tur bk Seibenfcfyaftlic&feit tfi alei gemein=
fameö SDierfmal 23eiber übrig geblieben. 2)ie ganje (Son=
ftruetton ber <2d)iller'fchen £ragöbie beruht auf falfd)en 23or=
ausfe#ungen, rooju bauptfächlich bie gehört, baf (S. bie
«Königin (Slifabeth, feine frühere Verlobte, wirflidj geliebt
feabe; ba^ <5. ftcf> in biefer Angelegenheit oon feinem JBater
beleibigt unb überttortheilt glaubte, mag allerbingä ju ber
ÜJWißfrimmung jroifchen 23eiben, meldte jule^t unheilbar mürbe,
betgetragen haben. 25er <S. ber ©efdbicfete mar nach neueren,
befonberö nach ben bocumentirten Ünterfuchungen Slorente'ö,
beö'©efd)id)tfd)reiberö ber Snqutft'tton, ein leibenfchaftlicher,
hoefefahrenber, brutaler, unmiffenber unb fdjlecbt erjogener
junger SDtenfcfy, ber ft'cb in Grrtremitaten allerlei 9lrt gefiel.
<£nblict) faßte er, mte auö feinen Sleußerungen gegen feinen
23eicbtt>ater hervorging, ben $)lan, feinen 23ater ju ermorben.
2>iefer lk^ ihn uerhaften, übergab ihn aber ber Snquifttion
teineewege; auch ifr e& jtemlich erroiefen, baß <S. nicht an
©ift, fonbern an einer hingen Äranfbeit gefror ben ifr (1568).
©cbiller ftellt bagegen <£. al& ben reinften, ebelften @chmär=
mer bar, beffen jugenbltcbe SBegeifterung ftch biß ju einer
©tufe erhebt, wo alle .Klugheit unb 2Jorftcbt, felbfr bie
menfcblicbfte unb gemöbnlichfte , ein (Jnbe nehmen. »JJur fo
oiel ift ermiefen, ba^ ber Snfant, mahrfcheinlicb au$ £>ppoft'=
rioneluft gegen ben SJater, nicht auei lieberaler ©eftnnung,
bk 9lbft'd)t hegte, heimlich ©panien ju »erlaffen unb nad>
Carmen Carmontelle 9o
glanbern ju gef)en. 2lbgefel)en oon jener 23erle£ung ber ©e=
fdncrjte, bleibt ©dnller'e £ragöbie immer eine grofe unb
merfmürbige , wenn aud) etwas formlofe Sompofttion. 3n
feinem bram. SBerfe baben ftcf> jugenblidjer ©ntbuftaemue,
freift'nniger ©ebanfenfdjmung, ber fifd) bi& jur ^>ropf>ette frei=
gert, unb ©eelenreinbeit ibealer unb fdjöner auögefprodjen,
alö in ©djiller'ö <§. Ülud) anbere 2>ramenbtd)ter, wie j. 33.
St man, Gaben ftd) burd) bie tragifd)en (Sonflicte, in welche
6. geriet!), jur bram. ^Bearbeitung biefeö ©toffeä begeifrert
gefüllt. S55ae5 (S. alö 9tolle betrifft, fo gehört ft'e für einen
jungen «gelben ju ben fdjroierigen , aber aud) ban? baren, ob?
gleid) fte »on ber parallel laufenben Partie bee SflarquiS
9>ofa, welche ein f)ör>ereei Sntereffe in 3lnfprud) nimmt, etmas
überbaut unb in tforer SBirfung auf bat >2lubitorium beein*
trarf)tigt wirb. Siegeln laffen ft'd) für bie SDarfrellung biefer
SHolle nidjt wof)l geben, beren gelungene Slusfüforttng l)aupt=
fäd)lid) burd) eine feurige, aber nidfrt fd)reienbe £>ecIamation
unb eine @prad)e, bie frifd) au6 bem 4?erjen quillt, oerbürgt
ift. — Unter ben 2)arfteu"ern be$ Q. nennen mir »or s2lUen
Selö, ber ifon unter be$ 2>id)ter6 unmittelbarer Seitung etn=
ftubirte unb bem Sbeale beffelben moftl am nadjften famj
bann 5 e r b. £ b m e , Subwig £ b m e in feiner 3>ugenb,
Sombarb in JBerlin, ÜDiortljj in Stuttgart unb <£mtt
SD e Orient. (H. M.)
Carmen (lat.), ©ebid)t. Die beutfd)e Sprache fyat
ftdt) ba$ SEBort angeeignet unb bejetc^net bamit ein ©elegen=
fyeitäs, befonberö #od)$eitgebid)t, mobei meifr nur ber gute
SBille, im boben ©rabe feiten ba& poetifd)e Serbtenfr in 58e=
tracfjt Bommt. (M.)
Carmin (£ed)n.), fd)öne bodjrotbe ftavbe , bie jur
©d)min£e benuljt wirb. @ie befielt auö bem $)igment ber
@od)enille, roelcr/e6 mit einem erbigen ober metallifd?en Örob
oerbunben wirb, ©uter achter 6. ift febr treuer unb man
roenbet ibn baber feiten unöermifdjt mit anbem erbigen
9h>toen, als 3innober, SWennige u. f. w. jum ©efeminfen an.
©omobl allein, als in ber 9)iifd)ung mit anbem nuneralifcfjen
färben wirft er unöortbeilbaft auf bie £aut unb man tbut
baber gut, »orber bie ju fd)mtnt'enben ©teilen mit ^omabe
ober einer fetten ©ubfranj bunn ju überleben, eb,e man ben
@. aufträgt. (L. s.)
Carmontelle, geb. 1717 ju tyaxi$, mar 23ortefer
unb Slnorbner ber §efte bei bem ^erjog oon Orleans, gür
eines berfelben fd)rieb er ein tleineö @tücf , morin alle barin
raitfpielenben ^erfonen mit iljren tarnen unb eigentl>ümlitr;ett
6f)arafteren auf ba$ treffenbfte gefd)il£>ert maren. 1786 er=
f dienen »Ott if>m: Proverbes dramatiques , 6 33be.f 8.j 2. 2lue=
gäbe 1783. 2)iefelben ftnb aud) abgebrueft in: Recaeil geud-
96 Carneval
ral des proverbes dramatiques, Sonbon 1783, 16 23bC. , 12.
©pdter erfduen nod) ein 7. unb 8. Stfjetl. 9lad) feinem Stöbe
famen feine: IVouveaux proverbes dramatiques, ISN, 2 23be.,
8., heraus. 9)ian barf in biefen .Äleinigfeitcn freilich, meber
grofe .Runft, nod) bebeutenbes bram. Sntereffe fudjen, bocb
unterhalten ft'e unb es ft'nbet ft'd> in ihnen mancfoe fomifcbe
@cene, bie redrt gut für wirtliche l'uftfpiele benu^t werben
fönnten. (£r gab nod) heraus: Thedtre dn prince Clenezow,
tradnit en franpais par le Baron de Blening, 1771, 2 23be., 8.,
compose par C. Theätre de Campagne, 177), 4 23be., 8.
25eibe «Sammlungen enthalten einige recht r)übfd>e Sufifptele.
L'abbc? de plätre, fiufrfp., mürbe 1779 mit Erfolg in SBerlin
gegeben. Dies tft bas einzige ©tücf, bas er einem öffents
liefen Sweater jur Aufführung ju übergeben wagte. <S. ift
auef) SSerfaffer einiger nid)t oerbienfrlofen SRomane unb hat
fJdt) auch, als guter sPorfraitmaler fef>r befannt gemacht. (£r
frarb 181(6 ju $aris. (R. S.)
CariM'väl (ital.). 23et ben Äat^olifen bie Seit von
bem grefte ber heiligen 3 Könige an bis jur 2lfct;ermittmod>,
in beren Verlauf man ftd) burd) Suftbarfeitcn , 9iecfereien,
Sttummereien , 58ol£sfefte unb sJcarrenfrreicr>e für bie barauf
eintretenben ftaflen gewiffermafen ju entfdjäbigen fudjt. 25er
<S. entftanb wabrfdjeinlicf; aus ben ©aturnalien ber alten
JRömer, bie einen ähnlichen (Sfjarafter trugen ; hieraus erPlart
ftd>, bafj ber <S. gerabe in 3ralien ftd) am marfirteften her^
ausgebilbet fyat. Die ital. iOtasfen, ber Strlecbjno , ber tyo=
li<f)ineüo, ber <2caramuj, bie (Kolombine u. a. brdngten ft'dj
ehemals währenb bes (5.6 in buntem ©emifd), fpäter bebiente
man ftd? bes einfachen Domino (f. b.). 2lm früheften bilbete
ftd) ber (L in SBenebig aus , gegenwärtig glänjt nod) am
meifren ber in 9tom gefeierte £., ber oon ©oethe fo unüber=
trefflid) gefdE>ilbert morben ift. 3n Deutfdjlanb trat ber (S.
unter ber Benennung ^ a f d^ i n 3 auf unb gebieh befonbers
am SRhein ju einer faft ital. 23lütf)ej er ift aud) für
bie ©efd)id)te ber beutfdjen bram. Äunft nidjt unwichtig, ba
eine ganje Steige »on älteren bram. «Spielen an fein Dafein
gefnüpft mar (f. gafhtad&tfpiele). Dergleichen hoffen fdjrie=
ben 9tofenplut, 9lorer unb Jjpans @ad)6, worunter siele
blofie 3oten ft'nb unb in 5orm wie Snhalt allen Slnftanb oer=
Ie§en. Der ft'nnreid)fre unter benen, meldje %aftna<fytfviele
»erfertigten, mar ber treuherzige Jpans ®ad)S. Nürnberg
zeichnete fieft ehebem öorjügltd) in biefem ©enre aus. ©egen=
märttg wirb ber (£. in Deutfcfelanb nur nod) in Jtöln mit
wirtlicher Viebe unb Jiufr gefeiert unf in großartigerem ©töle
burd) ©efellfdjaften, bie ihre SOtitglieber unb (*hrenmitglieber
(an beren @pi^e früher ©oethe) fahlen, cultiüirt. 3n ben
üroteftantifcfjen fidnbern wirb ber (5. nur jum Serguügen
Carnicer Carricatur 97
ber 2>orneomen burcf) fiofbäüe, Eofmasferaben, greirebouten,
aud) mobl prächtige Opern gefeiert, fo bafj er tjier t»on feis
nem urfprünglicben oolfetfjümlicfyen (Styarafter nidjt weniger
al6 StUee oerloren ftat. (H. M.)
Carnicer (£>on 9iamon), geb. 1789 ju SEarrega in
Katalonien, mibmete ft'dj gan} ber Sttuftf unb ftubirte 5tns
fangö in ©eo b'Urgel, bann in Barcelona bie (Jompoft'tion j
1818 mürbe er (Sapellmeifter in le^terer Btabt) l)ier bebutirte
er mit feiner Oper: Adeia de Lusignan, bie fefjr beifällig
aufgenommen mürbe. 23alb folgten nun bie Opern: Eienay
Constantino, Don Juan Tenorio, Eienay Malvina, El Colon
unb El Enfemio di Messira, bie gleicfj günftigen (Erfolg Ratten.
<Seit 1828 ift er erfter (Sapellmcifter ber fönigl. Oper ju
SOtabrib. <£. ift faft ber einzige fpan. (Jomponiftj feine Opern
werben in ©panien mit ftetö erneuter £f)eilnaf)me befugt unb
rjaben il)tn einen grofen SRuf gebracht? biefelben erinnern in
gorm unb SBefen burd)au£ an SRofftni unb bae fcfyöpferifdje
Ißerbienft (£.3 ift ein fef)r geringem. (R. B.)
Caröcha (fpan., fpr. (sEarotfdja; ©arber.), eine fyofye
fpi£e 9)iü0e mit Jpeiligenbilbern unb geiftlictjen Emblemen
gejiertj bie Opfer ber 3nquifttion trugen fte auf bem ©ange
§ur unb wafjrenb ber Einrichtung. (3.)
Ca rradöri- Allan (©ignora), geb. ju SWailanb
1803 »on beutfdjen Altern; fte fyief eigentl. SDlunf , natym aber
um ftd> ju ttalieniftren ben tarnen if)re£ ©efanglel)rer3 <£.
an, ber nad> i^rer 2Jerf)eiratf)ung mit bem Qrnglänber 2Ülan
obige 3ufammenfe§ung erhielt? fte begann tt>re tf;eatralifd)e
Caufbafjn in SDtailanb, ging jeboct) jiemlicb früt) nad) Sons
bon, wo fte feitbem faft beftänbig oermeilt. 1832 bereifte
fte granfreid), Italien, 2>eutfd)lanb unb 9tuflanb unb fang
allenthalben mit grof em 23eifall j fett einigen Saferen tritt fte
in Sonbon nur feiten öffentlich auf. SOtit einer oortrefflicfjen
©timme paart ft'cb, bei Wlab: (S. ein anmutiger SSorrrag, fei«
tene ©elauftgfeit unb eine reijenbe ^erfbnliäjifeit. (3.)
Carricatur (9leftt)et. u. SEedjn.), mörtlid) 3errbilb,
??ra<je, ©pottbilb, oon bem ital. 2Borte caricare, überlaben,
übertreiben. Uebertreibt man in ber ©arfiellung baä SUiaf
ber Statur, entroeber in Sergröferung ober SSerfletnerung be$
©anjen, einzelner Steile, ^terfmale, <£igenfd)aften, fo gibt
man eine (L, bie gembfmlid) nur läcberlid) roirEt, aber auct)
fd)re<flia) mirfen fann. £>a6 9ftifmerl)altnif? bei ©anjen ju
feinem Urbilbe, fo mte ber einzelnen Steile jum ©anjen ift
junäcfjft bie Urfactje ber GF. Taliban ift eine fdjrecflidje,
aJtarocco eine laajerlicbe @.; ba$ f)ier nur oon ber bram.
€. bie ütebe ift, bemerfen mir befonberl, ba bie €. in ifyrer
SBebeutung jur fdjönen, »orjüglid) bilbenben Äunft eine »oll=
ftänbigere 23efpred)ung erforbern mürbe. 2ßaö alfo auf ber
Sfjcatct ; ßcrifon. II. 7
98 Cartain Cartellieri
Q3übne „}u piel" erfrfjeint, mirb gemöbnlid) 6. genannt,
ebne gerate eine foldje ju fein. £rägt ber tragifefce Sdiaufp.
bie 5ar^2n iu frarf auf, fudbt er burd) äufjerlidje SWittel bie
SBabrbeit über bie Sd)önbeit binaus ju freigern, fo gibt er
eine (I. unb in biefem Sinn ifr ft'e tabelnsmertb- Dagegen ifr
ft'e in ber ^offe unb überall, roo ercentrifdjte , ungeroöbnlicbe,
fabelbafte (Sbaraftere erfebeinen, nid)t allein gebulbet, fon=
bern gemünfd)t. 9)ian fönnte bie bram. @. in g eifrige unb
Jörpcrlicbe tbeilen. 3ene f>at ibr ftelb in ben übertriebe;
nett , fenberbaren , ungemöbnlicben Neigungen , Stnfübten,
ÜeibenfAaften bes 9)cenfd>en; biefe in feiner äußern (£rfd>ei=
nung, in Dem, voas bem Körper felbfr alei beffen Söefleibung
angehört. So ift bie SÖMrfung ber @. junäcbfr auf bie 23ur=
lesfe bereebnet. <5in fonberbarer ©ang, oerbrebte ^Bewegung
bes Körpers, ungemöbnlidjer £on ber Stimme fönnen bie
geiflige @. ; 99cifmerbälrnifj in ben ^r>etlen bes Körpers, un=
yaJKnbe 3ufammenftellung ber Kleibungsfrücfe,ju grofje ober
ju fleine formen, bie förperlidje unterftüiBen. SÖenn ein febr
grofjer SDcann einen auffallenb f leinen Degen, bagegen ein
febr f leiner einen riefengrofjen trägt, fo ifr bas C ; benn
ber (Sentrafi foroool ju bem Urbilbe bes geroöbnlicben Jebens,
als aud) ju ben übrigen 21euferlid)feiten mirft lädjerlidj. —
©ine anerkannt oortrefflicbe <S. ifr ber Sttarocco in ber 23ur=
lesfe 23är unb 23affa, mie ©ern in 23erlin ibn aufgefaft.
3n biefer 9flasfe, in biefem «Spiel ifr 3Hles belufrigenbe, gute
<£.$ fein %i)eil bes Qlnjuges $a$t jum anbern, J2llles ifr
@ontrafr, inneres tolles Seben in SBort, ©efang, ©ang unb
Spiel fielien bas 9)cufrer einer <J. bin, bie feinen 2lugenbücf
ermübet, fonbern in berfelben Jrifcbe ft'a) bis jum (£nbe fort
entwickelt. — Der fomifdbe Scbaufp., bem eine Aufgabe toirb,
bie an bie £. frreift, beredbne roobl bie Kraft feiner SDiittel,
er)e er bie Stolle aud) in feinem Spiele jur <5. matbt. 'Jür
größere Stücfe, in benen bie Stolle bis ju (Jnbe burebgebt,
tft e$ im Stilgemeinen abjuratbenj bagegen ft'nb einzelne
Scenen, furje (Jrfcbeinungen, j. 23. ber ©eriebtsbiener unb
Signor SDcantis im Don 3uan, ©änfefopf in ^t^aroe £ecb=
Zeit u. f. tu. ©elegenbeiten für bie (S. ; boeb muf ft'e jebes=
mal fürrfjten, menn ft'e aud) roäbrenb ber Crrfcbeinung be=
luftigt, £abel bei rubigerem Urtbeile ju boren. 91m roirfs
famften ift bie gute (£. bei tbrer flummen (Srfcbeinung im
fallet. (L. S.)
Cartain (the, ober SEbeater jum Sorbang, @efd>. u.
Statifr.), eines ber ältefren SEbeater in Jonbon (f. b.).
Cartellieri, 1) ein ital. Sänger, ber 1783 als erfrer
Üencrifr unb Äammerfänger nad) SJcecfelnburg; Streit^ ge=
rufen mürbe ; 179(> ging er nad» Königsberg, n>o er balb naefc;
ber frarb. SWan ftellte 6. megen feines gefübloollen 23or^
Caryatiden Cassandra 99
trageö unb feiner grofen ©eroanbfjett ben erfren Sängern ta?
maliger 3ett an bie (Seite. 2) ((£lifabetf)), geb. ju JRtga
1756, ©attin beö 23or., war ebenfalls Jtammer = unb Opern;
fängerin in ©treli#; 1783 würbe tr)rc <£r)e aufgelbfl, fte ging
na<t 25*rlm, f>etratbete bafelbfl ben ©djaufp. 23 6l)m unb
war unter biefem tarnen oon 1788 an ein beliebtet 93UU
glieb be$ bortigen 9(ationaltf)eater6. Sie ftarb ju 33erlin
1797. 23efonber$ wegen tfjrer umfangreichen unb retnen
©ttmme unb bem bamit oerbunbenen feltenen 2)arfrellungs:
talente mürbe fte bewunbert. 3) (Saft mir 21 n ton), geb.
ju 2>anjig 1774, <Sof>n ber 23or., erhielt feine erfte 23ilbung
»om SJater unb ging fpäter nadj SBien, um unter Salieri
ben Opernfh;! ju ftubiren. <£r würbe dapellmeifrer beim
durften t>on Üobfowicj unb ftarb alö foldjer 18U7. <S. lies
ferte ber 23üf)ne 7 Opern, unter benen: ii giudice neiia pro-
pria causa, bie ©etfterbefdjwörung unb 2lnton als bie beflen
genannt werben. (3.)
Caryatiden (gried).; 23auf\), wörtlidj i'aftträgerinnen,
befleibete wetblidje Figuren, bie ftatt «Säulen u. bergl. ju
Trägerinnen Don 23alcon6 ic. angewenbet werben. Stiirf) an
SJlöbel, Söafen u. f. w. ftnbet man bie (5. oft, bodj weniger
paffenb alö an ©ebäuben gebraucht. 33erüf)mt ftnb bie (£.
im Souöre ju $>arü?, am SRatf)t>aufe ju Slmflerbam unb an
ber ©artenfronte beö Sd)loffe6 <San6fouci. (R.)
Casäqne (franj.j ©arber.), ein furjer 9teiferod? ober
9teife£leib. 23et bem franj. Sweater tyeifjt bie grofje Siore
ber 9Dta$?arilIa'£, ber grrontinS unb aller freien fptgbübifdjen,
pfüfftgen 33ebienten la grande C. So tfr ber iJiame biefer
Jlleibung ate 23ejeid)nung für ein ganjeS $ad> gebräudjlid)
geworben. Jones la grande C. tyeifjt ba$ gadb, ber pfiffigen
ÜBebienten fpielen. 2>ie Sät ber 23lütf)e für baö $ad> ber
grande C. war bte le§te «£älfte beö öor. 3af>rl).; je£t ftnb
mit ben Originalen auö bem £eben aud> tf>re 9tepräfentanten
»on ber 58üf)ne »erfcfywunben. JDie 33ejeidmung für ba$ ftad;
ifl aber nod> gegenwärtig gebräudjlid). (L. S.)
Casqüet (franj.j ©arber.), 1) eine tyelmarttge Äopf;
bebedhtng ber «Solbaten, früt)er »on (Saöallerte toie 3nfanterie
getragen, in ber legten 3eit jebodj immer mef)r t>erfd)wun=
ben j nur in 23aiern wirb ba$ <L nod) oon ber Infanterie
getragen. (B.)
Cassandra (3JZt)t^.), bie fdwnfte 2od)ter beö ^)ria;
mu6; fte »erfprad; bem Slpollo ii)xe ©unfr für bie Qbabe ber
2Beiffagung; Da fte jebocb, it>r 2Serfpred)en nta>t i)ielt, würbe
ciefe ®abe it)r SSerberben, tnbem fte nur Unglücf oerfün^
bete unb man fte be^fjalb alö rafenb etnfperrte. bJtad) 2ros
ja'6 (Eroberung flüdjtete fte in ben Tempel ber 2lt^ene, würbe
aber oon bem %$ilbe ber ©öttin fortgerifTen , gefdjänbet unb
7 *
100 Cassius Castalia
bem Agamemnon alö ©flaoin überleben', mit biefem würbe
fte aucfj pon ber (Slntdmnefrra ermorbet. SDae ©cbicffal ber
6. tft pon altern unb neuern 2)icbtern häufig ju poetifchen
$)robucticnen benuflt worben. (F. Tr.)
Cassius. *Jtdcbfr JBrutue ber Jpauptperfcbworeae gegen
Sultuö (Sdfare «öerrfct>aft unb Seben (f. 23rutus unb (Safar).
tgcblegel bemertt, bafj (g()af|>ear in feinem 3uliu6 (Jäfar
nur grefjer Reinheit angebeutet habe, wie <£. bem 23rutuö an
felbt-ritänc-iger 2Billeti5t'raft unb an ilerfranb in JBeurtbeilung
ber menfcblichen Angelegenheiten, bagegen 93rutuö bem Ü.
an ©emütb unb ©ewiffenbaftigfeit überlegen tfh ,,2Bär' er
nur fetter!" fagt bei ©haffpeare Suliue (Safar pon @. , „er
benft ju r*iel; bie Seute finb gefährlich! fiaft wohlbeleibte
Scanner um mich fein mit glatten Abpfen unb bie iJiaditö
gut fcblafen!" 2Bie fein böfer ©eifr freujt G. bee Säfarö
JfiJege unb- nichts fürchtet Safar mehr, als beö 6. r>oi)len
Sßlirf. 3n biefen kleinen pfpcbologifcben 3ügen bewährt ft'ch
©baffpeare'e SDZeifrerfrfjafr unb Jtenntnifj be$ menfcblichen
«Öerjens, fte geben aber auch bem ©cbaufp. bie beutlicb=
fren 2Bin£e über bie Haltung be& (Sharaftere bei ber 2>ar=
freüung. (H. M.)
Cassock (fpr. Äaffof, engl.; ©arber.), 1) ber lange
Sied ber ©eifrlicben, sorjüglicb pon ben ©octoren ber £beo=
Iogie ju Drforb, jeboeb aud) häufig im übrigen (£nglanb ge=
tragen; 2) im Allgemeinen ein 9teitrocf ober iReitmantel. (B.)
Cast (fpr. jtafr, engl.; £ed>n.), fo d. w. Siollenfacb,
33efet}ung; alfo gleicbbebeutenb mit bem empioi ber ftxan*
^efen; C. of characters betpt bie Jßefe^ung eines ©tuetee in
allen Stollen. £as 2>erbältnif? ber Stollenfäcber bei ber engl.
SSübne tft nicht fo frreng geregelt, alö in jranfreid), fonbern
nähert ft'dr) mehr ber in 3Deutfcblanb geltenben iNorm. Das
§aa? ber engl, unb beutfeben @cbaufp. befrimmt Talent unb
SBetfall, wdbrenb in granfreia? teber übereilt abgefchloffene
(Sontract unbebingt b(nbet. (L. S.)
Castagnettcn (Stequtftt), fleine, fcbalenförmig au6=
gesohlte JBecten aue ganj hartem Jpohe; fte muffen genau
aufeinanber paffen, werben mit einem üBanbe oerbunben unb
mit biefem 23anfce am 2)aumen befeftigt. 3)ie <£. finb ein
notbwenbigeei (S'rforfernifj beim fpan. ilanje; bie Sanier
bringen mit benfelben eine fc'Iappernbe SDcuft? berpor, bie ben
!Xact bes £an$ee angibt unb einen fer>r Reitern unb gefälli-
gen ©inbruef maa^t. 2)ie CS. flammen aues bem Orient unb
waren fdjon ben ©rieben beEannt; bie Slraber brauten fte
mit nach, Spanien, wo fte nocf> beute eben fo beliebt finb,
tvie im 2)forgenlanbe. 3bre braune Jarbe gab i^nen ben
tarnen. (B.)
Castnlia (Wlyti).), beö 2l*eIoue Softer, frurjte ftc^,
Castellan 101
um 5lpolIons Verfolgungen ju entern, in einen SSrunnen
am ^arnaf , ber t>on ibr fortan benannt unb t>on 2IpoIIo
mit ber «Rraft, burcb fein SBaffer @er)er = unb ©ängergabe
ju öerleiben, begabt warb. 2)en ifjn umgebenben 2orbeer=
bain bejeidmete man al£ SDBof>nft'§ ber SDZufen , bie beehalb
au* caitalifcbe ©cbweftern feigen. „Slus ber caftalifcben
Quelle getrunfen haben," fprtdjroörtlidj fo ». w. mit poeti=
fasern Talente begabt fein. (F. Tr.)
Castellän (£edm.). 3ebes bebeutenbe SEbeatergebdube
bebarf eines (£.6 jur 23eaufft'd)tigung ber 23aulicb,£eiten, £rb=
nung, JReinlicftfeit, ©dm£ t>or geueregefabr u. f. w. 2>a
feiten tiefe ©efdjdfte allein bie ganje ^r^ättgfeit etneö 2ln=
gefreuten in 2lnfprudj nebmen, fo ftnbet man t)duftg, bafi
ber 23tlIetoer?auf, eine JKefrauration , ber 3nfptcientenpofren
u. f. w. bamit »erbunben ftnb. 2>ie$ ftnb jebodb, aufjerge?
möbnlidbe ^dlle unb bie eigentliche £>ienfttbdtig£ett eines @.S
lafit ftcb auf folgenbe fünfte jufammenbrdngen: a) 2lufftd)t
über £eü)ung unb Sidjt. 9?acb, jeber 23orftellung muß ber
€. alle Staunte beS ©cbaufpielljaufeS ob,ne 5iuönabme burd>=
geben unb ftcb perfönlict) überzeugen, ob alles §euer unb Siebt
gehörig öerlöfcbt ift unb überall Stube berrfdjt. @'6 genügt
feineewegß nur bie Staunte ju betreten, in benen ftcb wiffent=
lid) wdbjrenb ber SSorftellung 8icf>t befanb, fonbern baß äluge
beö <S.e muß überall felbfr feb,en unb prüfen. ©inb befon*
feere 2Bdcf)ter für bie Stacht angefrellt, fo ftnb aueb biefe ju
controlliren , maö am beften burcb. Ubren gefebiebt, bie in
oerfdjiebenen Steifen bes ©ebdubeß aufgeteilt unb fo etn=
gerietet ftnb, baß ft'e §u einer beftimmten Minute eine Mappe
öffnen, in melcbe ber SSBdcbter jum 23emeife feiner Sinwefen?
beit eine Äugel werfen fann, bie bann am anbern 50corgen
com <5. reoibirt werben, ©oldje Ubren beftnben ftcb in ben
fönigl. Sbeatergebduben in 23erlm. 23efonber6 mistig tfr
bie 2kftd)tigung nadb SSorflellungen , in benen ^euerwert" ab*
gebrannt, gefefjoffen ober tlluminirt worben ift, audj ift es
gut, in folgen ^äüen bie ü£b_eaterarbeiter fo lange im .öaufe
jurücf jufjalten , big ber (L feinen Umgang beenbet. b; 35ie
Steinigung unb Unterfudjung bes 3ufa^auerraume. 9tacb ie=
fcer äüorftellung bat ber @. perfönltcr; alle Sogen unb $)la£e
beö ^publifums ju burd)fud>en, ob ft'cb oergeffene ©acben,
j. 23. ^erfpectioe, Äleibungsftücfe u. f. w. »orftnben; biefe
an ftcb ju nebmen unb aufjubewabren, bis 3iaa^frage banac^
gefebiebt. ^ben fo muß eine 23eftdc)tigung cot ber -öorftellung
(gtatt ft'nben, ob alle ^ld£e gereinigt, bie ©tüble auf ber
reebten ©teile unb in genügenber Slnjabl oorl>anben, fo wie
bie aSeleucbtung be& 3ufdt)auerraums oollftanbig ift. c) 25ie
innere ^olijei be$ Sbeatergebdubeß. Tillen Sdrm wdbrenb
ber groben, bas ©intreten Unbefugter in ba$ 5£b, eatergebdube
102 Castelli Casti
uerbtnbert ber @. 3n feinen £änben beftnben ftd> alle
Sdjlüffel, mü|Jen t>on if>m jum ©ebraud)e abgebolt unb wie=
ber gcbracbt »erben, (fr b,at eine Sifle für Me ©Dünungen
fammrltdu'r, bei bem Sweater angepeilter ^erfonen im %aüe
von SRa$fragen unb gibt jebe nötige Slustunft. (L. 8.)
Castelli (Sgnaj 2Jincenj S^anj), geb. 1781 }u
SBten, gegenwärtig nieberöftreicbifcberSanbfcbaftsfecretär, ftdn=
bifdjer Jpäuferreoibent u. f. tu. .£>umorijhfcber, gemütblicber
2>id)ter; in feinem Ceben, wie in feinen Schriften achter 3Btc=
ner, voll Sebaglicbfeit, ©knurren unb launiger (Einfalle unb
bem freien Sebensgenuffe jugetban. @. fyat unenblid) oiel
gef abrieben, ©ebidjte, wiener Sebensbilber, 23aren (wiener
äBiße, 2lne?boten) u. f. w. 3lud) für bie SBübne ift er vieU
fa<b tbätig gewefen. ©eine <£rfrlingSöerfucbe , worin er febr
probuetto war, würben einer nacb, bem anbern jurücfgewiefen ;
feine ^arobie bes Jtönigs fear würbe enblid) oorn wiener
Sweater angenommen, aber bie 2luffül)rung glücf lieberweife
unterfagt. 1S03 gab man fein Suftfpiel: £obt unb lebenbig,
mit Erfolg auf bem SEbeater an ber 2Uien; feine Sdjwei}er=
familie, bie unerhörtes ©lud? ntadjte, »erfa^afffe ibm 1811
bie «Stellung eines «£oftbeaterbid)ters an ber Jtärntbnertbor=
93üf)ne unb 1500 ©ulben ©ebalt, fo ba$ er ju einem wat>r=
baften SL'oblflanbe gebieb. SBefonberS ju erwarten ft'nb fein
2)rama: bie Söaife unb ber 9)icrber, Slugeburg 1819, unb
feine bram. Sträuf*d)en, 7 3abrgänge, 2Bien 1816—1822,
eine Sammlung leidster, gefälliger, aber wenig gefeilter bram.
9>iecen, t>on benen »iele bem granjöftfdjen naebgebiloet ft'nb.
SJierfwürbig ft'nb audj , auf er feiner berühmten Dofenfamm=
lung, feine auf 3^r)eaterije^enftänbe 33ejug b*benben Samms
hingen. (S. befitjt ungefäbr 12,000 beutfebe Stücfe im 9){a=
nufeript unb über 1000 ^ortraits unb .^anbfdjriften oon
Sd?aufp. unb Sdjaufpielbidjtern. (H. M.)
Casti (©iambattijra), geb. 1721 ju ^)rato in £os=
cana. <£r frubirte auf bem «Seminar ju SDconteftaScohe , wo
er fpäter ^rofeffor warb. 23ei feinem 2htfentbalte in 2Bten
warb er 3«>fepb H« oorgefrellt, ber, febr oon ibm eingenom=
men, ibn feines näbern Umgangs würbigte unb nad) sJ9ieta=
fraft'o's £obe jum poeta cesareo ernannte. 5luf faiferlidje
itoften machte er große Steifen unb warb auf einer folgen
Jtatbarina II. üorgeftellt. dlad) 3ofepb6 £obe lebte er in
gloren} unb befuebte 1708 $)aris, wo er fowobl feines poeti=
fdjen Talentes wegen, wie aueb als geiftreieber unb ange=
nebmer ©efellfdjafter febr gefd)äf}t war. Med) im b^ben
5llter war er febr lebbaften Temperamentes unb feine ©ei=
ftesfrafte blieben ungefcbwäcbt, bis er 1803 in %loxen% flarb.
2lu£er »ielen trefflieben 2Berfen febrieb er bie f*omifd)en
Opern : la Grotta di Trofonio unb auf Sofepbs Seranlaffttng :
Cnstor Catalani 105
il Re Theodoro in Venezia. 2IIö (üurtoft'tdt tft nod) JU
ermahnen, ba$ er eine fomifdje Oper fd)rieb, bereit £>elb
dicexo ifr unb moju ber Stoff auö ber 23erfd)mörung be$
(Satilina genommen ifr. JDiefer Stoff, mol)l ju nid)t$ weniger
alä einer £omifd)en Oper geeignet, t>at bennod) bem £>ia)ter
©elegenl)eit gegeben, bie fomifcfyften «Situationen l)er!?orju=
bringen. 3)ie grofje Ana buffa bei Cicero tft ber Entwurf
feiner berühmten ütebe gegen Giatilina: Quousque tandem
etc. (R. S.)
Cästor unb l'ollux (9Kt)tf).), f. £iofcuren.
Casträt (9Huft!), im SDeutfdjen aucb Kämmling ge?
nannt, ein im jarten «Knabenalter ber SDiann^eit beraubter.
SDurd) biefe fd)änblta)e Operation mirb bie geiflige unb förs
perlidje Untmicfelung gehemmt, alfo aua) baö ÜHuriren ber
Stimme »erbinbert unb bem SDtanne bie jtnabenfrimme, So=
pran ober 2llt, erhalten. £>te GFaftration mar fd)on in
ben früDefren 3eiten befannt; ft'e flammt au$ bem Oriente,
mo @iferfud)t unb ütatye biefe 23erftümmelung erfanb, pflanzte
ftd) nad) ©riec&enlanb unb 0Jom hinüber unb mürbe oont
anfange bei 17. Sabrl). an in Statten ju obigem £unfi=
jmecfe fo fet)r gebraudjlid) , baf§ nod) im t>or. 3af>rf). über
4000 «Knaben jdfjrlid) caftrirt mürben. 2lud) in £>eutfd)lanb
mürben bie (£.en mit ber ital. Oper eingeführt, ft'nb jebcd)
aud) mit berfelben oerfd)munben ; nur feiten, j. 33. in £>retj=
ben, ffnbet man ft'e nod) ali «Sird)enfänger. 3lufer Stalten
fyat nur ^ranfreid) eigene CE.en gehabt, alle norbtfdjen Sans
ber l)aben ft'e nur gebulbet unb il)re blofje ©rfd)einung er=
regte in SDeutfdjlanb unb Crnglanb 9lnfang6 Unmutl) unb
2Jerad)tung. 35ie berüt)mtefren @.en im Operngefange maren:
©areflini, (Sref centini, gfarrtneUt, SWajorano,
Stnefino, Seluto jc. 2Sergl. ^orfel, ©efd). ber 3Kuf.f
23b. 2, Le brigandage de la musiqiie italienne, ©efd). ber
ital. Oper OOn 5lrteaga, 23b. 1, Rousseau Dictionaire de musi-
que, u. f. m. (7.)
Cäsula (©arber.), ein langer, breiter Streifen, ber
oermittelft einer runben Oeffnung über bie Schultern ge=
fangen mirb unb hinten unb oorne bi$ an bie «Knie l)inab=
reid?t. £>ie 6. ifr bat? oberfre ©emanb, meldjeö ber tatfycL
$)riefter bei ber SDieffe trägt j früher mar fte fo lang unb
breit, bafj ft'e ben 9>riefter mie ein <£auö (casuia) bebecfte.
Sie tft oft fel)r foflbar, meifr »on Seibe unb mit Sticfereien
bebedt unb auf bem Stücfentbeile mit einem «Kreuje, fo grofi
mie bie l)albe <J. gejiert. £>ie %axbe medjfelt nad) 3eit unt>
gelten; in gaflen unb Slboent ifl bie (S. oiolet, bei ber
Strauer fa)marj, bei SMärttjrerfeften rotl), Oftern unb bei
ben heften jungfräulidjer ^»eiligen meifj u. f. m. (B.)
Catalani (2tngelica), geb. 1781 ju Smigaglta; ft'e
104 Catalani
»würbe in einem Jtlofrer bei SRom erjogen unb fang al6 Äinb
fd)on im (5bore ber Alofrerfirche, unb jmar mit folcber &raff,
bafj bie ganje Umgegenb ft'e alß ÖBunberfinb anfraunte unb
ber Volfeanbrang ju ben ^eiertagömeffen , worin fte mit-
wirfte, Unorbnungen herbeiführte, bie bie geiftlicbe Vebcrbe
ju einem Verbote, bie (S. ferner fingen ju laffen, beweg.
25a ft'cb inbeijen bie (£inEünfte be& Jllingelbeutels wefentlicb
verkleinerten , würbe biefee Verbot nicht befonbers ftreng ge=
halten. 3m 14. 3ahre »erlief bie @. ba$ Jtlofter, btlbete
ftch unter Vofelli für ben bram. ©efang unb betrat im
lö. Sahre bie Vübne ju Venebig mit einem fafl unerhörten
(Erfolge; ft'e fang nun nach einanber tn SMailanb, glorenj,
SEriefr, 9tom unb Neapel, ihr Name mürbe nicht allein in
Stauen rühmltcbfr genannt, fonbern tönte auch übere> ©leer
unb »erraffte if>r einen höcbfr oortheilhaften JRuf nach £iffas
bon, mo bamalei bie ital. £>per mit bejonberer ©unfr gepflegt
würbe. 5 3ahre wirfte ft'e bafelbfl mit Sllles beftegenbem
(Erfolge, ging bann 1800 über SCUabrib unb ^arte nach üon=
ton, wohin ihr ein betfptellofer Stuf »oraneilte, bem auch
bie JRefultate ihrer Cetjhtngen ootlfommen entfpracben. Vlad)
Sjährigem Aufenthalte in üonbon fefjrte ft'e nach sPariö jurücf
unb übernahm bie fieitung ber ital. Oper; fte hatte ftcbin=
beffen mit bem ehemaligen franj. Kapitän von Valabregue
oerheirathet , beffen UngefchiaHicbfeit bei ber Verwaltung ber
ital. Sper ber CE. grofien SSerluft ju^og. 1810 machte ft'e
einen wahrhaften £rtumphjug burcb fafl ganj Europa unb
erregte in 2>eutfcblanb , 25anemarf unb Schweben eben fo
grofen ©nthufiaemus, alö in ©nglanb unb granfreich,. 1818,
182Q unb 1S20 wieberholte fte biefe Steifen, befucbte auch
Stuflanb unb ^olen unb enbete enblich 1828 ihre 2Beltfahr=
ten. «Sie lebte nun theite in tyatiö, tfyeiU in glorenj; hier
fliftere fte eine vorjügltcbe ©efangfchule , in welcher |timm=
begabte 9)iäbcben unentgeltlich unterrichtet werben. — 25ie S.
war eine im eigentlichen Sinne bes Sßortee geniale Sange=
rin; ihre wunberbaren Erfolge erjictte fte einzig burch bie
tiefgeiftige Sluffaffung unb ben anmuthigen Vortrag ber ©e=
fangflücfe, moburcb fte bie SDienge jur maflofen Vemunberung
hinrip, wäbrenb bie (trenge Aritit" manchen gerechten £abel
auefprach; ju bem weiten Umfange ihrer äuferfr wohlflins
genben «Stimme gefeilte ftch eine gertigfeit, wie ft'e vor ihr
noch nicht ba gewefen war unb ein unermüblichcr ftleifj
machte es ihr möglich, »wahrhafte SDunber in bem fecbnifchen
Vortrage ju wirfen. körperliche Schönheit unterftü^te biefe
herrlichen iHaturgaben. SOJan hat ihren (Sbarafter vielfach,
verläumbet unb ihr namentlich Stolj unb unerfattliche £>abz
fucht vorgeworfen j bocb fallen biefe Vorwürfe meifl auf ihren
Öatten jurüct, ber bie Sängerin auf unwürbige SBeife t»ran=
Catastase Catharina- Orden 105
niftrte, mit ibrem frönen Talente wucherte unb bie ©ummen
oergeubete, btc ft'e erwarb; wer tbr naber jranb, fanb ibren
Gbarafter gewif? f)öa)fl liebenswürbig, anfprucbslos unb rein
weiblid). (3.)
Catastäse (gr.; Sleftb.), berjenige Xfyeil ber griecb. £ra=
göbie, ber jwtfcben ber (Jpitbafe unb (Saraflropfye mitten inne
lag unb gletdjbebeutenb mit ber ©rf»ürjung bes jlnotenß
in ben neuern bram. 2Berfen i|r. 2>er granjofe bejeidjnet
biefen &t)eil eines ©tücfs mit noeud, ber (£nglanber mit
plot. SSergl. Stragöbie.
Ca ta ströphc (griecf;. ; 3lejrbet.), im allgemeinen bie
plö^licbe 2Bcnbung ber £>inge im SDienfcbenleben j im 25rama
bie Stuflöfung bes «Knotens, ber Ausgang, melier unerwartet,
aber natürlich aus ber Verfettung ber Gegebenheiten ftcb ent=
wtcfein unb ben 3ufcbauer befriebigen muf. 3?ergl. 2lrifro=
teles, Slusgang, Drama, «Knoten, Sragöbie :c. (B.)
Catel («Karl Simon), geb. ju Sligle im SSJaablanbe
1773; er fam febr jung nad> ^Paris, wo er ftcb ausfcbltefilicb
ber SJtuft'f wibmetc unb würbe fpäter £ebrer ber Harmonie
am neubegrünbeten (Sonferöatoire, wo er ftcb befonbers burcb.
treffliebe 2lbrjanblungen über bie CJlementarlebre ber SKuftf
grofe 2Jerbienfre erwarb, 3?ür bie 23üf)ne febrieb «S. bie
Spem: Semiraniis, les Bayaderes, Zirpbile et fleur de Myr-
the , l'auberge de Bagneres, les artistes par occasion, les
aubergistes de qnalite, le premier en date, "Wallace, l'offi-
cier enleve unb baS SSallet Alexandre chez Apelle, bte ftd)
fämmtlid) burdj einen reinen ©tnl, reiche SDtelobioft'tät unb
befonbers bureb 2Inmutf) im ©efange ausjeiebnen. ß. flarb
ju $ariö 1S30. (3.)
Catharina II., «Kaiferin twn JRufjlanb, bie in ber
©efebidbte eine fo bebeutenbe Stolle fpielt, bat ftcb aud) als
©cbriftfrellerin befannt gemaebt unb für bas SEbeater einige
©tücfe gefebrieben, bie im Theätre de l'Eremitage entbal=
ten ft'nb. @ie überfetjte aud> bas fyiflovtfdie 3)rama: Oleg,
oon 25crfcbawin, aus bem rufftfeben Original in bas $xan=
äoftfebe. (R. S.)
Catharina -Orden (Drben ber (jetltgen Satbarina),
oon $eter bem ©rofen »on SRuflanb jur Erinnerung bes
griebens am ^3rutb unb feiner ©emablin, beren Statt) ii)n
aus feiner oer^weiflungöoollen Sage rettete, am Namenstage
berfelben 1714 geftiftet. CJr würbe Slnfangs and) Bannern,
jet?t nur Stauen erfbeilt. £>te «Kaiferin ijl Örbensmetfrerin,
aueb als SiBitwe, wo bann bie regierenbe «Kaiferin nur &ias
conifftn tfl. 2>er Crben beftebt aus 2 Slaffen, ©rof = unb
«ftleinfreujen , letztere Ulaffe ifr t?om «ftaifer $)aul 1797 ge=
friftet. iDas Örbensjeicben iji ein runber, golbener, blau=
emaiüirter ©cbilb , auf beffen Sorberfeite bit beil. @atl)arina
106 Catonase Cauchemar
ablehntet ift, bie Süüd feite jeigt ein dleft ooll junger 5lbler
auf einem £fiurm unb an beffen §ufe "2 alte s2lbler mit
©d&langen in ben ©abnabeln, bie ju iftren Sungen empor=
fliegen wollen, ^Darüber fielen bie Sporte : Aequat munia
comparis. J)ie ©roffreuje tragen bie& Örbenejeidjen an einem
f)od)vott)en , gemdijerten 33anbe mit ftlberner (^infaffung t>on
ber regten ©dwlter nad? ber linfen Jcmfte an einer grofen
©cbleife, »vorauf bie ÜZBorte: §ür Hiebe unb ÜBaterlanb, in
rufft'fdjer ©djrift in &eibe gewirft ft'nb. Stuf ber linfen
SBruft tragen fte sugleicb einen ad)tfpi£igen , ftlbernen ©tern
mit einer ponceaufarbenen $lad)e, worauf ein ftlbernee Äreuj
mit einem falben ftlbernen SRabe ftefyt. 3n ben 4 SBinfeln
bes Jtreujcs ftet)en bie 23ud)fraben: E. R. O. S. unb untrer
in golbener ©cbrift bie oben gegebene Örbenebeöife. 2>ie
2. klaffe tragt bat Örbenöjeidjen, ofjne aSruftftern, an einer
fleinen ©cbleife beffelben 23anbes auf ber linfen <Seite fjocfj
nadj ber ©cbult'er ju. (B. N.)
Catonase (griedj.j ©arber.), ein ©flaoenfleib mit
einem Slermel, ber £oga ähnlich, unten mit einem formalen
23efa#e oon ©djafefell. <£e mürbe »on beiben ©efdjledjtem
getragen. (B.)
Catrüfb (Sofepft), geb. 1775 in Neapel. 3n ber
militärifcben Karriere beftimmt, mibmete er ft'd) jebod) bem
©tubium ber SOtuftf. $lad) beenbigten ©tubien am (Sonfers
oatorium la Pieta dei Turcbini lebte er in ©enf unb fpdter
in 9?ari6 unb componirte in erfrerer <Stabt bie £)per: Les
avengies de TranconviUe, bie fefyr gefiel unb nodj 3 anbere.
1814 bebutirte er in ^)ariö auf bem Theatre Feydeau mit
feinem Aventnrier, ber aber wenig anfpracb; bann erfcbien
oon itym bie Oper: la filie romanesque, bie ftcb buvd) elegan=
ten ©toi, angenehme SDielobien unb gut gearbeitete 3njtru=
mentirung auszeichnet, ©etne £ird)l. (Sompofttion : (Styriftue,
oerbienft bie rübmlidjfte Slnerfennung. (£r tyat nodj compo=
nirt: uue inatinee de Front in unb la bataille de Denain; aucf)
fyat man t>on itym bau gefchjiijte SQSerf ; Bareme mnsical, ou
l'Art de composer la musique saus en counaitre les principes,
1811, 8. (R. S.)
Ca tu II iin (D-uintue Sutatiuö) , ein beliebter
9Jiimenbid)ter bes 1. Saljrf). n. €h,r. in 9Kom. Suoenal er=
wdfint feiner Satyr. VIII, 185:
„Damaftpp nacb »erjefjrten ©ütern, oermiettjet bie ©timme
bem Ztyeatev, bat laute ©efpenfr be& @. ju fpielen" unb
Martial V, 31 fprid>t von „bem 3auber (Satullifcber kirnen"
(facundi scena Catulli). (W. G.)
Caucheinär (franj.; £echn.), wörtlich, >Ulp, 2llp =
br liefen, nennt ber franj. ©cbaufp. jebe fcfjlecbte, ober in
ber EOeaterfpradje unbanfbare 2lu6i)ülf6rclle , weil er bat
Cava Mi C ilur 107
Setvuftfein, eine fd&lecbte SRoüe ju fptefen, mit bem ®efü()le
beö 2iiporücfen$ oergleicbt. (L. S.)
C'avälli (Francesco), geb. ju SSenebig 1610, einer
ber fruebtbarfien unb gefcbä£teften (£omponiften Staliens; e$
ft'nb nod) 45 Opern Don ibm oorbanben, bie ©cbeibe in
feinem „fntifdjen 2)tufttu$" unöergleicblicb nennt, ba bie
!Recitattr>e 21Ueö überträfen, wa$ bisher geleiftet werben, ber
(Sbarafter barin burebaue feftgebalten unb bie 3been neu,
füfjn unb auebrucfeöoü" feien. (5. ftarb ale Sapellmeifter an
ber Sftarfuefircbe ju SBenebig 1674. (3.)
Cavatine (Sföuft'f), fonfl eine Spernarie überhaupt,
je§t eine fleine 2lrie obne SSerjierungen , bie nur aus einem
Steile befielt, ber niebt mieberbolt wirb. ©ewöbnltdj gebt
ibr ein furjeö 3lecitattt> ooraus , beffen ©ebanfe ft'e mieter-
bolt. 2)ie <S. foll nur ber einfache 3lu6brucf eines ©efübieö
fein. (7.)
Cävei (a. 23übne), f. 2Impbitbeater.
Cazet (Souis), geb. um 1770. £>a& Seben biefes
ausgezeichneten Äomiferö am Varietes gäbe «Stoff ju einem
bunten intereffanten JRomane. 3n feiner 3ugenb mar er
(Sorfar; »on ben Grnglänbern gefangen genommen, entfam er
bem lEobe nur wie bureb ein SBunber. 2)ann fpielte er Äo*
möbie, juerft in ben Kolonien unb bernacb in SSorbeaur»
fpäter mar er SHebbaber am Gaite unb feit 1808 am Varie-
tes; ie£t fpielt er 33ebiente unb fomifebe 2llte; er ift ein
mabree 3beal fomifeber ©utmütfjigfett. (A.)
Cazuela (Secbn.). Sin, nur bem fpan. Spater eigen=.
tbümlid&er tylafy bes 3ufcbauerraums. (St beftnbet ft'cb, in ber
SOiitte be$ erften JRangee, ba mo in beutfeben Sweatern bie
fürfit. Soge ift, nimmt bie ganje Jpälfte bei erften langes
ein unb gebt fo meit in bie Siefe, alö bie ©allerie ber engl.
Sbeater- (f. b.). J&ier ft'^en nur.^Muen, bie mit bem ©ins
trittspreü? in bie <S. aueb bas (Sintrittsrecbt für alle übrigen
$piä§e bes %f)eatex$ erfaufen, baber ift bie S. in ben 3mifcben=
acten gemöbnücb leer, meil bie Samen bann 23efucbe in ben
Sogen unb Jcoerö abmatten. — Uebrigene ift bie ©efellfcbaft
febr gemifebt, ba grauen jeben ©tanbes t)ter erfebeinen. <S$
ift fogar niebte ungemöbnlicbes, 25amen ber ^öc^fren @tänbe
in naebläfftger Äieibung neben Frauenzimmern t>on jmeibeu=
tigern 9tufe tylafy nebmen ju feben. 2)en Scannern ift ber
üBefucb ber <S. burebaue unterfagt. (L. S.)
C barre (franj.; SDiuftfj, bas grofje burebftriebene C,
momit ber 21Uabreoetact bejeiebnet mirb. (7.)
C dar (SDIuft'Ej, bie erfte ber 24 Tonarten be& neuem
9Dtuft'!'ft)fiems , in beren fieiter nur natürlicbe £bne oorfom=
men unb bie baber feine äSorjeicbnung t>at. 2)er cbarafterü
ftifebe 2lu^brucf biefer Tonart ift 3teinbeit, Unfcbulb unb
108 Cccchi Celcbrität
9tatt>ttät, bocb, tft ft'e aud) jum 2lu$brucfe ber Araft unb einer
ernften 33ebarrlid)£eit geeignet unb j. ÜB. oon SDiojart im
erfren Jinal bee Don 3uan unb im tief erfebütternben „!£a!"
ber Statue be$ (Somttyur im 2. Stete mit ©rfolg angewenbet
worben. (7.)
Cecehi (fpr. 2>fdE)e?£i, £omenico), geb. um 1670 ju
(Sortona, einer ber größten Sänger unb tüd)tigften Sd)aufp.
bamaliger 3eit. Um 1095 fam er nad) SGBien , wo er befon=
bers in järtlidjen unb empfyatifcben Martinen glanjte; er
fpielte bann nodj an mehreren Sweatern SDeuffcblanbö unb
ifef>rre 17(12 mit 9?eicbt()ümern belaben nad) Italien jurücf,
wo er biö 1700 wirfte, bann aber ftarb, ober fta) bocb gänj=
lieb, oom Sweater jurücfjog. (R.)
Cccchlni (fpr. 2)fcbe??ini, ^ietroSDiaria), ital. (So=
müer bes 16. 3ai)rf)., beffen fleine Scbrift über bie (Sombbie
eine wafyre Junbgrube für bie ©efcbjcbte beS ital. Xljeatexö
tfh (2rr fpielte in ber Gruppe bee glamminio Scala,
genannt glaoio, °en Slrlecbino unb führte ben £f>eater=
namen ^rtteKtno. (£r ft. um 1610. S. Argumente». (L. S.)
Cecil (2Billiam, S3aron ». S3urleigl)), geb. 13-20;
berühmter engl, Staateimann. £rat 1547 in Staatebienfte,
genof bie befonbere ©unft ©buarbö VI., nafym unter ber
^Regierung ber SDcaria feine <£ntlaffung unb trug fpäterf)in
öiel jur £()ronbefteigung ber Slifabetb. bei, beren treuer £)ie=
ner er au* geblieben tft. «Sie ernannte ihn jum ©ef>eimen=
ratf) unb Staateifecretär unb entjog if)tn nur einige äeit ii)xe
©unft febeinbar, nadjbem ft'e auf feinen SKatt) SDcaria Stuart
hatte gefangen fe§en unb fyinricbten laffen. 33. tfyat Diel für
ba& ©ebeiben bee Sanbeö unb unterjeiebnete ben grieben mit
Spanien noeb auf bem £obbette. £r ftaxb 1398. £>erfelbe
33. tritt in SduUer'S Srauerfpiele SOJaria Stuart auf unb
bürfte ju ben wenigen GFfjarafteren gehören, worin ber 25id>=
ter ber ©efcbidjte treuer geblieben ift, als er eö fonft ju fein
pflegte. (H. M.)
Cecrops (9Jcntl).), ber (Erbgeborene, ben feuern nad»
ber ©rünber s2ltfjert6 unb ber Kultur ber attiföen 3?ölfer=
febaften, fo wie beren erfter .ftbnig. <£x warb halb al6
SDienfd», tyalb ale Solange gebaut; aud> wohl jur «öalfte
als SDiann, jur Hälfte ale SÜBeib, um if)n alu Stifter ber
(Si)€ ju bejeiebnen. SBon ihm t)ei$t 2ltr>en fjä'uffg (Secropia,
bie 2ltf)ener Secropiben. (F. Tr.)
Ceintüre (franj.; ©arber.), fo o. w. ©ürtel, ieib=
binbe.
Celebrität (33erübmtbeit)r ift ber Seleritat
(Scbnelle) wegen, mit ber befonbere bie 23üb,nentünftler fyeut
ju $tage ju if>r gelangen, ber £afenfcbwanj, ber ib,nen rädjenb
Ccllitinncn Censur 109
nacbläufr. Wlafylmann lief in feinem ©imon Cämmcben
ben SBucbbänbler fagen — „— — curios!
(£0 celebrirt jeljt 2llle6 frtfc£> brauf los
Unb faum ju bejahen, glaube es mir,
Sfl ba$ oerwünfdjte SJelinpapier!"
9Han begnügt fta) jwar jeijt mit £>rucfpapier, aber bei bem
„frifcb brauf loö" ift eö geblieben. <Se ift febr betrü=
benb, auf »welche hmfttöbtenbe SBeife ber gröflte 2-beii ber
heutigen Unterbaltungöbldtter mit bem Verleiben ber <S. $au$
ober nötiger nid)t $aü& f>ätt unb mef)r baburdj, als burcb
aSerbammungen fcbabet. ©lücflicberwetfe tyat bie Unjabl bie=
fer SPofaunen ba& parterre mif rrauifcber, »orftdjtiger gemacht,
aber fte bringen bennoer; ben befebeibenen, rebltcben unb fleif»?
gen ©cbaufp. in ber grembe, ber ft'a> gern mit feinem müf)=
fam erworbenen Serbienfre begnügte unb ju boebgefpannter
Erwartung wegen oft niebt baju gelangt, fef)r in Stacbtbeil,
wäbrenb fte ben GEfjarlatan mit tiefen ^uffö abeln. Die
SJcaffe ber halbfertigen «£tfrrionen jeboeb , bebarf einer ftar=
fen 2)oftß »on (S. unb Bennt bie Wlittel (Sameraberie,
«Schmeichelei unb SBejablung) nur ju gut, um niebt ju tr)r
gelangen ju fönnen. 2)a nun biefe ©uebt nacb gebrückter
<£., leiber aueb JlünfHern anklebt, bie fol<ber Mittel eigentlich;
gar niebt bebürfen, ba aueb fte ftdt) fefjr r)äuftg baju ber*
geben, it)ren SSerleibern ben ^»of ju macben, fo ift ber 2lbge=
fcbloffene, bem bieö unmöglid) ift , übelgeftellt unb fct)eut ftcf>
oft felbft bie 23efanntfcbaft gebiegener Äunflricbter ju fueben,
aue $\iTd)t oon ibnen mif oerftanben ju werben. Sie Älage
über ben SOcangel an ausgezeichneten £>arftellern ift allgemein
unb bennoeb ftro^t jebee V'ocalblatt t>on <S.en. (C. B.)
Cellitinnen (Sllerianerinnen, gewöhnlich bie
fdjwarjen ©cbweftern genannt), 3eit ihrer Stiftung un=
gewif. @ie folgen ber 9tegel beö 3luguftinue, leifren baß
4. ©elübbe ber .Krankenpflege felbft jur ^efijeit unb leben
niebt im flöfterlicben Skrfeblufj, fonbern buben offene <Spitä=
lex, geben in bie Käufer ber ^Privatleute unb »erfeben unent=
geltlicb ben Dienfl einer Äranfenmdrtertn. £racbt: SRocf unb
«Scapulier febwarj. 2Beibel febwarj ober weif. 23eim 9lue=
geben ganj in einen grofen 9Jcantel gebullt. (B. N.)
Censur (SEecbn.). 2>ie @. über baö S£r>eater ifl zweierlei
2lrt, inbem fte fowobl bie barjufrellenben ©tücfe, al? bie 3et=
tel unb überbaupt jebe öffentliche Slnfünbigung beffelben be=
aufftebttgt. Sern Censor muf jebes ©tücf , melcbee ein
SEr>eater aufjufübren beabftebtigt, gleicb Diel, ob baffelbe ge=
brueft ober SKanufcript ift, ob ee an anbern Orten unb märe
c6 aueb in ber ^»auptftabt bes Sanbee, gegeben morben ifr,
jur «5. oorgelegt werben. 25em <5enfor ift es überlaffen, ent=
weber bat @tü(f ganj ober bebingungsweife ju erlauben.
110 Censur
3f* ba$ le^tere ber goll , fo mu$ bas 3:f)cater bie Stollen
nacb bem geftriebenen 23ucfee austreiben lauen, welcbes
an einigen Orten ber (Senfor ju feiner Ceattitnation juruef;
bebalt unb nur eine 9lbfcbrift mit s2luslaffung ber geftricbe=
nen ©teilen oora SsBucfee erlaubt, Jöduft'g wirb ein anberer
Stiiel, anbere ©tanbc unb tarnen ber @barattere, ober auefe
bie Verlegung bes ©cbaupla^es in anbere 3eit ober anbere
Sdnber »erlangt. 3n allen biefen fällen ^at bas Theater
jundcbfl ju geboreben, fann aber f*ann feinen SRecurg an bie
bebere <S. sSBebbrbe nehmen. 5Die $>flicbt bes ^eatexe tfr
es, über bie ©cbaufp. ju waefeen, ba$ biefe nic^t etwa bie
33orfcbriften ber @. umgeben unb bureb 3ufäl}e, ^Betonungen
ober ©efriculattonen bte geftriebenen ©teilen erfe&en. üÖei
großen üBübnen, namentlicb ^ofbübnen, pflegt ber 2>irigirenbe
jugleicb mit ber (S. beauftragt ju fein unb nur feinem (£r=
meffen bleibt es überladen, entweber ein ©tücf gar niebt ju
geben, ober buref> Sluslaffung bes t>erle#enb (Srfcbeinenben,
baffelbe ber berrfd>enben Meinung niebt ju frfjroff gegenüber
ju flellen. £>afj man bie Staupacfe'fcben £obenftaufen , in
benen ber ^Japft auf ber 23übne erfebeint, ntc^t in 2Bten unt>
£öpfer'$ SEagesbefebl niebt in Serltn gibt, wirb Sttemanb
befremben unb bie <L oertritt t)iex nur bte öffentliche 9)teis
nung. 2tnbere Abneigungen, ÜJerbdltniffe , ^erfonlicfefeiten
laffen ftcb ebenfalls niebt immer jurücfweifen unb im ©anjen
febeint bie Xt)eatex = (ä. eine notbwenbige unb nü^licfe bewahrte
<£inricbtung , bie freiliefe aueb if>r Unbequemes, je nacb ben
perfönltcfeen Ueberjeugungen bes (Eenfors , SCBiberftnniges fyat.
2)afj man bie 2luffübrung bes 25on €arlos nur erlaubt, wenn
bie Hebe bes ©ofmes ju feiner Wluttex wegbleibt 5 baf? man
ben tyatyex gelbfümmel niebt mebr oon ^ippelsfircfeen nennt,
weil ein »erbienter ©eneral jufallig eben fo t>ei$t, febeint ju
bem lederen ju geboren. — 2)ie jwette 2lrt ber <S. trifft bie
Zettel unb jebe bffentltcfee üBeFanntmacfeung. @ie waebt bar=
über, bafj je nadt» ben beftebenben SSerorbnungen ntefet an
©onn = unb Feiertagen, oft aueb eine befrimmte 3eit cor ober
naeb ben grofen Jlircbenfefren SBorftellungen gegeben werben,
bte ifyxex SEenbenj nacb ber SBebeutung be& geftes entgegen
ftnb; baf bte SJorfcfertftcrt binft'cbtlicb oer ©pieltage gebalten
werben; Ücicfets angeFünbigt wirb, was ben 23ebingungen ber
<£onceffton juwieberläuft u. f. w. £>iefe le^tere Art bex Q.
iffc burebaus poli^eilicb. £>er Senfor, ber entweber 00m
©taat ober ber <&tabt baju ernannt ifr, fyat niebt allein bas
Stecbt, bie 2lnFünbigung eines neuen ©fücFes ju »erbieten,
bis bie @. = ^Bewilligung erfolgt ifr, fonbern es ftebt tbm
aueb ein ^freipla^ bei ben 3Jorfleliungen , fo wie ber unge=
binberte SBefucfe ber groben ju; bas leerere pflegt nament=
lieb bei ©aftfptelen jn gefebeben , wenn ber frembe Äünfller
Centauren Cephalus 111
in ©tücfen fpielt, bie nur bebingungöroeife , mit 5lueUaffung
beftimmter ©cenen ober ©teilen geflattet ftnb. (L. S.)
Centäüren (sJ9töth.), bie bis jum Nabel ale 9)ienfcben,
t»on ba abiuärtö alt Stoffe geflalteten ©ohne be& theffalifcben
Äcnig^ Srion unb ber 5Hephele, b. h. einer 2BoI£e, roeld&er
3uno , um 3rion$ 3ubringlidbfeitert ft'ch ju entjiehen , ihre
eigene ©efralt gab. ©ie ftnb ungefcblachte , bem Strunf ers
gebene SBefen unb beöhalb in freien <£änbeln begriffen, oon
benen ber berühmtere ber Jlampf mit ben feinblicben Capithen
tfr, ber mit ber gänjlicben 9cieberlage ber @. enbete. Die
<j. ftnb einer ber am ijäuftgfien bargeftellten ©egenfränbe ber
bilbenben Äunft bei ben Sllten, gewöhnlich mit einer un=
förmlichen Äeule ober einem auggertffenen 23aumftamme be-
waffnet. (F. Tr.)
Centlivre (©ufanna), geb. 1667 in ber ©raffebaft
Sincoln. 42ll6 Jtinb fcfyon oerlor fte beibe (Altern, entflog
ihrem garten, unmenfcblidben ©rjieher unb fam fo nach £on=
bon, nachdem ft'e einige 3eit in SDtannefleibern mit einem
©tubenten ber llnioerfttat ßambribge gelebt hatte, unb ftgu=
rirte bafelbjt als mittelmäßige ©chaufpielerin an oerfchiebenen
Sweatern, ©ie mar breimal oerr)etrati)et unb ihr le^ter SSJcann
93J. (S. , aJtunbfod) ber Königin. 35on ihren bram. Werfen
fjaben ftcb, einige bi$ auf bie je^ige 3eit erhalten, 3. 23.:
A boid stroke for a -wife, in Deutfdjlanb aue einer alten
Ueberfe^ung unter bem tarnen „bie 4 23ormünber" befannt.
The bnsy body (3üngerö, <2rr mengt ftd) in Slllel) unb The
Wonder, weicht legtere ©tüdB fte bem ©panifeben: Muges,
Hora y venceras! nadjgebilbet. 3n allen ihren ©tücfen gibt
ftcb eine grofe «Äühnhett, leiber aber auch eine entfebiebene
©ittenloftgfeit funb. greunbe unb greinbe haben fte tn oer=
febiebenen ©Triften entroeber übertrieben gelobt ober unge;
recht getabelt. (L. S.)
Centorini (£echn.), t>on cento: hunbert, nennt bie
ital. £heaterfprache alle ©änger unb ©dngerinnen 2. unb
3. Stangeö. Die 23ejeichnung flammt au& alteren Beiten
ber, mo bie ©ehalte folajer ©ubjeete ftcb feiten in bie £un=
berte »erftiegen. 25er Uluebrucf xoie bie ©ache ift geblieben,
wenn auch bie ©ummen feit jener Bett unenbltch gefriegen
ftnb. (L. S.)
Cephalus (SDTotr).), ein atrtfeher Jpetoö, beffen ®e=
fehiebte i)äuftg Q°n ben bram. Dichtern behanbelt woroen ifl.
SSon 2lurora mit ber ®abe, ftcb beliebig oermanbeln ju fön=
nen, befcfyenft, menbete er biefe ba%u an, bie £reue feiner
©attin $)rocri£ ju prüfen, inbem er felbfl ft'e in frember
©ejtalt jur Untreue ju oerleiten fuebte. <i$ gelang unb bie
SBerflofiene flof) nacb (Sreta jur Diana unb erbielt hier ben
Äunb Salapö unb einen Sagbfpeer, melcben beiben fein 2Bilb
112 Cerberus Ceremonie
entging. 2lue «Sebnfudbt nadj bem frrengen ©emabl, f ehrte
fte nacb 2ltrtca jurücf, warb ihm wieber serfbbnt, aber balf
ein ©pfer tbrer eigenen <£iferfud)t. @ie hatte bie ©aben ber
2>iana ihrem ©atten überlaffen. 35a biefer nun häufig »or
SEageeanbrudj auf bie 3^gb ging unb Q>rocri£ ein (£int>ers
ftänbnig mit 9lurora t»ermutbete , fdjlid) fte ihm einfr burdb
bae (Uebüfdb nadb, an beffen Sftaufdjen <S. ein SÜilb »er=
mutbete unb mit bem nie feblenben ©peere bie ©attin töb=
tete. 25en SJtörber »erfolgten bte 5»^^ &iß er auf ber 3n=
fei Sepbalonien ben Zcb fanb. (F. Tr.)
Cerberus (9Jiötb.), ber bie Unterwelt unb ben 0alafr
flutonö bemadjenbe «fröüenbunb, eine Srucbt ber Hebe bee
npbon ju ber (£diibna. <ix »utrb oon ben 2lelteften SO*,
t»on ben Steueften 100 = , oon ben 9)ieifren breiföpftg, mit
©djlangenmäbne unb ©rad^enfcbweif, fürdbterlid&er «Stimme
unb giftigem 23iffe gefdulbert. (£r fperrt nicftt ben 3ugang
jum $abes , wohl aber bie SRücffehrj barum muffen ihn
Öebenbe, bie ben ©ang binabruagen, entweber burcfe bie
9)iadbt ber Seier, wie £3rpbeu6, ober bura^ ben SJtercursfrab,
ober burch perfbnlidje .Kraft, tvie .öerculee, bewältigen, bem
ee auferlegt mar, ihn auf bie Oberwelt ju bringen. <£r
mufjte ee unbewaffnet thun unb warb fpäter bura> ben beim
.Kampfe erhaltenen 23if auf eine 3eit lang rafenb. (F. Tr.)
Cercär de IIa nota (ital.j SDiuft'B), wörtlia^ bae
•Berühren ber 9lote, beim ©efange ein 9tad)fd)lag ber »orhers
gehenben 9iote auf bie folgenbe, ober bie 2?orauenahme ber
folgenben auf bie oorbergehenbe. (7.)
Cercle (franj.j £edm.), alter SRame be$ ^arquets,
je#t noch jumeilen jur 33ejeidjnung ber twr ben Sogen lau=
fenben ©allerien gebraust.
Cereälien (a. 23übne), ein ^rüf>ltng^fefi: in 9tom,
weldjee in ber Glitte beß SlprÜ oon ben grauen mit 2>ar=
ftellung ber Ceiben ber um ihr geraubtes Ainb trauernben
(Seree gefeiert würbe. 2luaj feierlid>e Slufjüge, SEBettrennen
unb ©cbaufpiele würben an biefem gefte gehalten. (W., G.)
Ceremonie, wörtlicb geier, ^eterltc^feit , Jpöflia>
feitegebraud). 1) 25ae SEbeater hat oft bie Stufgabe, <5.n
ber oerfdnebenfren ÜUltev unb 3eiten barjuftellen , nament*
lieh ft'nb (Ln ein wefentltdjer JBefranbtbeil grofer Opern.
(£in SEriumpbjug bes alten Stcms , Öpferfrienft, Jpoarjeiten,
SBolfefefre , nationelle Skluftigungen u. f. w. geben bie be=
quemfre ©elegenheit, ßhor unb ©tatifren jmeef mäßig ju
verwenben. 3e nadj ben Mitteln einer 33ühne fann ber
arrangtrenbe SKegiffeur über bie 58orfd)rift beei iDia^tere hin=
auegeben unb felbfrftänbig wirfen. 3e gewiffenbafter er t)iex
bie reid>e Literatur ber iHeifebefcr;reibungen, grofen etbno=
grapbifdien 2Berfe unb ßoftüme benu^t, je mehr er auf
Ceremoniel 115
sRtdbtigfeit ber ©ecorationen unb entfprecbenben ©barafter ber
SDiuftt hält, je ©elungenereS »wirb er letfren. 2>ocb beachte
man, bafj vieles Söclfetbümltcbwabre unb genau Süchtige nicht
immer fcbcn tfl unb bie 23übne auch in ber treuefren 2)ar=
frellung baS Gerebelte bebingt. SBolIte man Kampfe ber
©labiatoren mit bem Xobe be& ©inen enben lajfen, wie ee>
bod) bie (&e\<bid)te berietet, fo mürbe bieg unfcbbn wirfen
unb bas Theater entweihen. 25ie6 ein 23eifpiel für »tele.
•2) La g ran de C. ©in ©ebraucb ber franj. 23übnen, befcn=
bers bei Theatre fran^ais; eine 2lrt ö'on Stpotbeofe »erfrors
bener Dichter ober Schaufp. ©ewöbnlicb mirb auf ber Sühne
bie SBüfte bei Verewigten aufgehellt unb alle Stttrglteber bei
Xfyeatexß umgeben fte in g'eflf leibern; 2Jerfe ju ©bren bejfel=
ben ober ©teilen aui feinen SBerfen merben gefprocben unb
am Scblujfe bte SBüfre befrdnjt. Corneille, Stacine,
Voltaire, SDtoIiere haben fammtlicb bie ©bre ber g. C.
genoffen unb bai Theatre frai^ais pflegt bin unb wieber bei
befonberö feftlicben ©elegenbeiten folcbe ©.n ju oeranjialten.
©ine ber merfwürbtgfren ©.n fanb am 30. SJcarj 1778 ju
©bren bei noch lebenben Voltaire Statt, welcher bie Ärönung
feiner 23üfte aus einer «Seitenloge bei 2. Dranges mit anfah-
9cacb ber SBorjtellung feines SErauerfpielS : Irene, hob ftch ber
Vorhang unb jetgte eine SBüfte Söoltaire'S, welche ^riebricb
ber ©ro|e bem greifen dichter gefchenEt. -Die erflen Schaufp.
beS Theaters (unb ju jener Seit befanb ftch eine grofe 3abl
ausgezeichneter Äünfller bort oereint) waren in bem ßojrüm
feiner SEBerfe anwefenb unb frönten biefe SSüjre unter bem leb*
fyafteflen Subel bei ^Publtr'umS. ©in ausgezeichneter Jtupfer=
flieh oon ©au eher 1782 fiellte biefe ©. bar. Voltaire würbe
burch biefen Vorgang fo ergriffen, bafj er erfranfte unb oier
2Boa)en nachher jrarb. (L. S.)
Ceremoniel. £>ie bei feierlichen ©elegenbeiten ju
feeobaebtenben ©ebrduebe in Äleibung, Stellung, ©inführung
u. f. w. bei «£>ofe; 9tang unb Stanb beflimmen babet ben 23or=
jug unb bie 2trt ber geierlicbPett, fo toie ben äBecbfel in Jtlei=
bung unb Jpaltung. 2)aS ©. flammt oon ben bt)$antintfcben
Äaifern ab , oerpflanjte ftch an alle £öfe ©uropa's unb ge=
bieh in Spanien ju einem wahrhaft lächerlichen ©rabe ber
9lu6bebnung. Äarl V. pflanjte biefeS ftetfe ©. auch nach
2>eutfcblanb unb eS influirte bergeflalt fafl auf alle Jpöfe,
bafj bai ©efellfcbaftsleben baburch erbrücft unb bie gürfren
felb|t bagegen auf CufrfcblöJTern u. bergl. Scbu£ fuchten, wo
baS ©. ganj ober bod» theilweife aufgehoben würbe. £>er
fran^. ^»of ging hierin ooran unb fo entjlanb ba& fleife
Siefibenji unb ba$ freiere ©ampagne = ©. 3uerjt bie
Sieformatton, bann ber freie Sinn g-riebriebe bei ©rojjen unb
befonbere bie franj. JJlepolutton i)aben bn$ S. mächtig er=
St)catcr = £cxifcn. II. 8
114 Ceremonien- Kleidung Cerf
fdjüttert unb nur am £ofe Napoleons taufte eö in feiner
ganzen ©trenge »uieber auf; je$t befielt baffelbe an ben mei=
ften Jpöfen nur nocb, bei befonbern gcierticbteiten. 3ur 3eit
fetner 23Iütr>e bilbete ba6 <S. eine eben fo compltärte alö
n>id>tige 2Biffenfd)aft. (B.)
Ceremönien- Kleidung. 2)er für bie Jürften fo=
wohl, als beren Umgebung bura) ba& (Seremoniel t>orgefcf;rie=
bene 2lnjug bei gewiJTen §eierlid)f eiten ; biefe Aleibung war
metfr aue bem SDiittelalter unb ift feit bem 17. 3af)rt). nad>
unb nacf) oerfdjiuunben. dlux bie oerfdnebenen Orben unb
bie ©eifrlicfjfeir galten nocf) meljr ober weniger bie (S. bei
befonbern äSeranlaffungen fefi. (B )
Ceremönien- Kleister, ber SSeamte, welker über
Die Ausübung, bes ßeremoniels ju road^en tyattej je$t burd)
ben Jpofmarfdjaü erfe§r. CB.)
Ceres (SMötf).), eine bev 12 oberen ©ottf)eiten, Butter
ber <Proferpina (5)erfepfyone), ©bttin bes ©etreibe = unb
2ld!erbaueS, t)iep im ©ried). Demeter, 2>eo. 9Wan freut
ft'e als bie (Jrnafyrerin ber 9Jlenfd)en in griedj. ©en>anbe mit
einem oollen JBufen bar, einen 2lef)ren£ranj unb in ber
«fcanb eine fleine ©idjel, oft aud) SDZofyn unb Jtornafyren
tragenb. (K.)
Cerf (Äarl ftxiebxid)), geb. 1782 ju Unterretffjeim
am SJiain. 2>urd) fein Vermögen in einer unabhängigen
Stellung, lebte er oon 1802 bts 1811 in 2>ef7au als ^?rioat=
mann. 1813 nafjm <S. eine 2lnftellung als Ariegecommiffdr
in bem Jpauptquartiere bes ruffifdjen ©enerals , ©rafen oon
SBitrgenfrein , an unb machte in biefer Gigenfdjaft bie %elbz
jüge oon 1813, 1814 unb 181.5 mit. 3n biefem Soften be=
nat)m er ftd) fo rüljmlid}, bafj ber Jtaifer s2lleranber it)m bie
große golbene SDZebaille für 2>ienfreifer gab. Vlad) üBeenbi=
gung beS Jelbjuges lie$ er ftd) in SSerlin nieber, roo er feit
jener Üeit als ^rioatmann lebt. 25er 28eft'§ eines großen
Kaufes auf bem s2lleranberpla§e braute ir>n juerfr auf ben
©ebanf en , ein SolfStfyeater ju begründen unb auf fein 2In=
fudjen würbe tbm bie Sonceffion jur Bebauung eines %t)ea=
ters oon bem .Könige erteilt. <i. bilbete nun einen 2ktien=
»erein, ber auf ©runb feiner Soncefft'on bas fönigfiabter
Sweater (f. 33edin) erbaute. £>iefes £f>eater »vare nad) bem
^alliffement ber 2Ictionäre 182'.) unzweifelhaft eingegangen,
fyatte nid)t <S. oon feinem 2$or?aufsred)te ©ebraud) gentadjt,
oas Sweater an ftd) gebraut unb bie S>ertualtung auf eigene
JRedjnung unb unter feiner perfbnlidjen cberjien i'eitung uber=
nommen. Seit biefen 10 3abren bat ex nun bas 3nfrttut
fortgeführt, es auc^ an äußerem ©lanje nidjt fehlen laffen,
babei aber »oofjlweielid) jenes 3uoiel oermieben, was ben
frühem Untergang biefer 2tn(talt herbeiführte, ©ein Sifer
Cervantes Saavedra Ha
unb feine $f)ätigfett ft'nb lobenswert^, bie innere cEonomifdje
Verwaltung gut geregelt unb trol? oielfacfjer, jum £f>eil fef>r
ungerechter 2lnfeinbungen oon ©eiten bee berliner 3ourna=
lismue »erfolgt er rubjg feinen 2i$eg. £>af er auf bemfelben
rro§ mannigfacher, ungünfhger auf ern Umfränbe ba$ ÄEt)eater
nun fdjon eine folcf>e 9teir>e oon Saferen fortgeführt rjat, oer=
bient gewtfj alle Slnerfennung ; au* werben if)m l)c*fren
Ortö oiele 33eweife ber 3ufrteben^eit ju SEfjeit, worunter wir
nur ben anführen, bafj (£. am 25. 3anuar l$35 oon bem
Könige ben SEitel eineö (5ommiffton$ratl)e6 erhielt. (A.)
Cervantes Saavedra (SJciguel be), geb. 1547
ju Stlcala be Jpenares>. Wud) 2)cabrib, ©eoitta, Sucena, So=
lebo ^quioiaö, 9l(cajar be ©an 3uan unb (Sonfuegra ftrei=
ten ft* um bie ©f)re, ba$ er in üjnen geb. werben; e$ ifl
inbef gewif, ba$ er, al$ er 7 3af)re alt war, mit feinen
Altern na* S^at-rtb 30g unb bort feinen Unterricht erhielt.
Obgleich er f*on eine 5lnjal)l ©ebid^te unb ben ©*äferroman
gilena gef abrieben t)atte, fo jwang if)n benno* feine £>ürf=
tigfeit bei bem (Jarbinal 2lquaoioa als Äammerbiener in
2>ienft ju treten j bo* gelang e$ ifytn bereite im folgenben
Saljre, al$ ein Ärieg gegen bie 23arbare£fen ausbradj, als
Offöier angefreUt ju werben. 3n ber @*la*t oon Sepanto
oerlor er ben linfen 3lrm. 2ll<? er 1375 in fein 2Sater=
lanb jurücffer)ren wollte, warb baö ©*iff, auf bem er ftd>
befanb, oon bem Äorfaren 2lrnaut SJianu genommen unb
er warb als ©flaue na* Algier geführt. 7 3at)re braute
er in btefer Sage ju; 1581 fam er bur* Soöfauf na* ©pa=
nien jurüdB unD warb in ©eoilla, wo er ft* t>erf>etratr>ete,
mit einem geringen @ef)alt bei bem ^rooiantwefen angejlellt.
3e§t begann er eine neue poetif*e Saufbaljn mit bem ©*dfer=
roman ®alatea, welker 1584 erf*ien. SBäfyrenb er ft*
mit Steifen in bie ^rooinjen 23et)uf6 ber 2Jerprooianttrung ber
unüberw in blicken Jlotte fcef*dftigte, begann er feine
9c 00 eilen, bte er Noveias ejempiares (eremplarif*e) nannte,
um ft'e oon ben unanfranbigen ital. ju unterf*eiben. ©ol*er
Scooellen, woju wir au* ben UDtalog ber £unbe Sipion
unb 33ergan$a (Coloquio de los perros Cipioa y Berganza)
unb bie erjl oor furjer Seit wieber aufgefunbene oermeinte
23afe (la tia fingida) jaulen, gibt e& 15, unb ber Siebter fjat
ft'e in ernjrfjafte unb f*erjr)afte (serias y jocosas) geteilt.
2>iefe 9cooellen traten jebo* erjr and £age$li*t , als 1605
bie erfte Jpälfte beö 2>on ©.uijcote erf*ien> er wanbte ft*
in ber 3wif*enjeit ber 23üf)ne ju unb fjatte feine geringe
9)f einung oon feinem bram. Talente. „3* war," fagt er,
„ber <ixite, ber bie gefjeimfren ©ebanfen unb 9)0anraftet>ilber
ber ©eele barfreüte, unb braute mit bem gröften unb allge=
meinften Seifall beö ^ublifumö moralif*e ©ejlalten auf bie
8*
110 Cervantes Saavedra
23übne. 3* verfaßte in Hefer 3ett 20 bis 30 Cufifpiele,
welche alle aufgeführt würben, of)ne baf? man ihnen ©efdjenre
mit ©urfen ober anbern jum SBerfen >uot)l paffenben fingen
gemacht hatte, ©ie gingen alle ihren ©ang fort, ohne §)fei=
fen, (Stampfen, 3if<ben unb Carmen unb waren febr ange=
nehm ju flauen." Sänge 3eit waren biefe üDramen, wie
einige feiner -Jtooellen, in ^ergejfenheit gerathen unb ihr 2Sers
luft warb um fo mebr bebaue«, als man in bem unfrerbs
liehen ÜBerfaffer bes 2)on £luirote aueb einen trefflichen
SDramenbicbter oermuthete, woju man bei feinem eminenten
poetifeben Talente wohl berechtigt war. ©pdter als man
einige berfelben wieber auffanb, fühlte man ftcb fehr ent=
taufebt. 9)lit Sluenahme feines £rauerfpiels : Numancia,
ftnb bie anbern unter ber aWittelmdfJigr'eit, fo oiel man nam=
Iia> nacb bem, was baoon aufgefunben warb, ju urtbeilen im
<Stanbe ift. 23efonbers gilt biet oon bem feebsactigen ©cbau=
fpiel: bie Söebanblung in Sllgier (los tratos de Argei).
(£s ift faft fornifa) ju lefen, mit welcbem ©tolje ber große
Siebter »on biefen gdnjlicb »erfeblren ^robuetionen fpriebt,
unb Wie er bie Numancia, bie Confusa, bie Batalla naval , bie
Gran - Turquesca etc., als eben fo Diel SDieifterwerfe rübmt,
ja folebe fafl noeb über feinen unterblieben Vornan fe$t.
©lücflicberweife badete bas »publicum anbers. £ro$ bem,
bafj ber ©cbaufp. 9ca»arro aus SEolebo, ben man ben (£r =
finber ber Theater nannte, weil er, wie <$. fagt, ben
«ftleiberfacf mit Jtojfern unb gelleifen uertaufebte, bie SSJiuftf
hinter bem SBorbange öorbolte, bie SBolfen, bie 23li|e, ben
2>onner, ja ©cbladjten unb 3mei!dmpfe erfanb unb in ben
[Rollen, bie es niebt erforberten, feine falfcben 23drte litt, in
ben ©tücfen unfers 2)icbters auftrat, würben feine 25ramen
balb bureb iene Sope's be SBega »erbrangt unb <S. ferjrte
jum JHoman jürücf. Sluf einer Steife nacb ber 9)cancba, bie
er in SImtsgefcbdften unternabm, fyatte er in bem 2)orfe
2Irgameftlla be Mlba »ielen SSerbruß mit ben (ärinwobnern,
ja tie untern SBebörben ber ^Jrooinj festen tf>n bort fogar
in einem Jpaufe gefangen, bas noeb beute gezeigt wirb. 9iacb
ben Sinen foll es gefdjeben fein, weil er für ben $)rior oon
«San Juan ©ebühren einforberte, nacb ben 2lnbern, weil er
einen 2lrm ber ©uabiana, ber tf>re ©arten bewdfferte, üBebufs
ber ©alpeterfabrif ation , ableitete, (ix raebte ftdb auf eine
feine unb milbe SBeife, inbem er obne Slrgameft'lla ju nenneu,
feinen „SRitter t>on ber traurigen ©efralt" bort geboren wer=
ben lapt, unb bies bureb bie 2Üorte: „3n einem Jlecfen ber
SDtancba,' auf beffen tarnen ich, mich niebt mehr beftnnen
will" unb ben SÜBeg, ben ber JReifenbe nimmt, anbeutet.
>2Iuper einer ©efangenfe^ung wegen Grntfrembung t>on Staats^
gelbern, wo er jeboa) balb als ganjlicb unfcbulbig losgelaffen
Cervulus Chaine 117
mürbe, einer unglücflicfjen Hebe ju einer Grbelbame, eben
fo arm mie er , mürbe er in feinen alten Sagen nod) bte
ilafl bee SDcangelö erfahren haben, wenn ft'cb, ber ©raf oon
Üemoe nicht feiner angenommen unb if>n unterfiügt hätte.
<£x ftart am 23. älpril 1616} mit <Shar"fpeare an bemfelben
Sage. (C. t. W.)
Cervulus, eine 2lrt 9?offe, t>ie in 23er£leibungen,
SSermummungen in Shiergeftalten unb Pantomimen befranb
unb im Mittelalter oon ben (Shriften gewöhnlich am 3teu=
jabrsfefte ausgeführt mürbe. 3>te Unft'ttlicbfeit, bie barin
herrfdbte, 303 mehrere nachbrücflicbe Verbote berfelben herbei.
SSergl. iRarrenfefr. (B.)
Ces (SDtuft'f), ber um \ Son erniebrigte 5£on C, in
unferm Sonfoftem gleidjbebeutenb mit h. (7.)
Ces dur unb Ces inoll (SOtuftf) , Tonarten, bie ju
ben 24 unfereö mobernen ®i)fiems nicht gehören? bie erjrere
mürbe 7, bie legrere 10 b als Siorjeicbnung haben, moburch
baei Sefen ber flöten ^u fehr erfcbmert märe unb H dur
unb H mou finb baher flatt biefer Tonarten allgemein ges
bräucblicb. (7.)
Cesti (für. £fcbefri, SDtarc Antonio), geb. ju Slrejjo
1624, bilbete ft'cb unter (Sariffimi'e Leitung unb ?am 1046
als t£aüellmeijrer nach, §lorenj, oon mo er 16-58 in gleicher
(^igenfcrjaft nach JRom ging, (ix mar einer ber (S'rfien, ber bie
©per in einer ber gegenwärtigen ähnlichen ©efralt auf bie Sühne
braute unb befonbers bie 2lrie ber heutigen näherte. 7 bram.
@omüofttionen oon ihm haben ftcb erhalten, bie bafür bürgen,
baf er feiner 3eit an Äenntniffen unb Qhrftnbung üoraue=
geeilt mar unb befonbers bas SRecitativ mit genialer ©emanb=
bett bebanbelte. (ix ftarb ju JRom 1675. (3.)
C ffa ut (Söiuf.), in ber alten ©olmifation baä Heine c.
CH, 21 uefp räche beffelben, f. 2lusfüracbe ber
SBucbJraben.
Cliueönne (Sanjf.), ernfrer, ebler Sanj bes früheren
franj. Öperntbeaters , ber ftcb nur noch in ben Spern 21 x-
tnibe unb 2llcefre oon ©lucf erhalten. <S"r bejtanb aus
einer 0teihe großer, nicht fcfjneüer Sanjfcbritte. — 3n ber
Sanjfunfl heift ein $>aS, meldber im J^erumbrehen beS Jtör=
pere gemalt mirb: tems de Ch. (H...t. )
Chaereinon, ein tragifcber dichter, ber um 360 — 50
o. @hr. blühete, bemnacfa ein 3eirgenop Philipps oon Wlace=
bonien mar. Seine gragmente ftnb oon .&. ©rotiuS gefam=
melt morben, ber if>n aber auf bie Autorität beS ©uibas
irrig ju einem fomifchen dichter macht. 2lri)Totcles ermähnt
feiner ehrenooll. (W. G.)
Chaine (franj.} SanjrV), wörtlich &ette, bei (Sontre=
118 Chameroy Champmesle
tonjen bte £our, bei welker bie Sanier im Jortfdjreiten ft'dj
medbfelfeittg bie JDanb reid)en.
Chameroy, geb. um 1770. Grrfre SEänjerin beö £f)ea=
terß ber SRepublif unb ber Aünfte in tyaxie, oerltep bte 23übne
1803 jum größten i'etbmefen bei? ^)ublifum6. ©ie ftarb noef)
jung an ben 5°kjen 3" großer Slnftrengung. 25er Pfarrer
3u ©t. JKocb, oermeigerte ifjr ein cfirifHidjee üßegräbniß, aber
bie «ftirebe ©t. Stomas war nacbjicbtiger unb begrub fte in
geweifter (£rbe. (H...t.)
Chämfort (©ebafrien = JRocb Nicolas), geb. 1741
bei Slermont in 2luoergne, mar ©ecretär be6 ^rin^en Sonbe,
23orlefer ber ^rinjefft'n (£lifabetf), SDcitglieb ber Slcabemie unb
Sibliotbefar ber Scationalbibliotbef, oerlor aber feine «Stellen
beim 2luebrucbe ber 3tet>olution , als beren heftiger ©egner
er auftrat. ($r warb be^f>alb oerbaftet, fam aber mteber
frei, wollte ftcb, einer 2. äJerbaftung ju entgegen, felbft um=
bringen unb ftarb in §olge ber ftcb beigebrachten SBunben in
größter Dürftigkeit 1794. 9tad} SS.erlufl feiner ©teilen er=
narrte er ftcb bureb literarifd)e arbeiten unb nimmt einen
ehrenvollen <plat} unter ben franj. bram. Siebtem ein. Unter
vielen guten ©tücfen ftnb folgenbe bie befien: La jeane In-
dienne, le marchand de Smyrne, 2 Cufrfpiele unb ba& £rauer=
fpiel: Mustapha et Zeangir. (£r mar aud) ein öorjüglicber
ty/litavbeitex be& Dictionnaire dramatique, tyaxiß 1776, 3 Xt)le.
©eine äßerfe gab ©inguene ir. 4 23anben, ^)ariö 1793, mit
einer Söiograpbie fyexaue. (Jine 2. Auflage in 2 SBanben ers
fefeien 1808 unb eine beutfd)e Ueberfe^ung oon ©tamperl,
Seipjig 1797, in 2 23änben. (R. S.)
Chämpein (©tant$la$), geb. ju SDcarfeille 1753;
er fhtbirte juerfr bafelbft, bann in tyaxiö bie SDcuftf? unb trat
1779 in ber Oper: Thetis et Peiee, als Somponift auf,
meldjer fcbnell bie Öpem: Nina, La melomanie, Leonore unb
le baiser folgten, bie mit bem lautefren 23eifall aufgenommen
mürben; inerbureb ermuntert febrieb er bi$ 1790 nod) 15 Opern
mit gleichem (Erfolge, jog ftcb, bann aber ganjlicb, oon ber
Äunfr jurücf unb mürbe JRegierung^beamter. <£t).6 SOIufiß
jeidmet ftcb befonberö bureb febone ©efangmeifen , reine unb
fräftige Harmonie unb große Seicbtigfeit aus. 9)cef)rere fei=
ner Opern ftnb in iDeutfdjlanb unb 3talien mit großem (£r=
folge gegeben morben. (3.)
Champmesle (SDZarie, geb. 35 es mar et), geb. 1044
in SRouen, ging ju einem ^roötnjtaltbeater unb erfebien im
Safere 1669 jum erflen ÜDial in tyaxis auf bem Theätre da
Marais, mo fte allgemeinen (Entbuftaemue erregte, ©ie wirb
oon mehreren ©cbriftftellern if>rer Zeit bie Sötaitreffe Stacx*
ne'ö genannt, gemiß ifl es, bafj fte oon ifym unterriebtet unb
für bas gacb, ber erflen tragifeben Collen au&a.ebilbet waxb,
Changemens a vue Chaos 119
nacbbem if>r ©roföater, ber $)arlamentöpräft'bent 31t JKouen
war, fte enterbt fjatte. Sfjre getflretc^e Unterhaltung, meftr
aber noch, ifyre gro£e ©djonfjeit, matten ifyr £au6 jum
©ammelplafc aller berühmten SJcanner jener 3eit: 2>e3s
preaur, SRacine, la <Sl)apelle, 23alencour unb la
Jontaine fprecfoen in tbren Werfen Stile oon tfjr unb &ei=
ner t(l unter ifjnen, ber ntd)t roenigftenei einige ©ebidjte auf
ir>re @d)6nf)eit unb ttyre SEalente gemalt fyätte. 2116 @cf>au=
fpielerin entjücfte fte ba& parifer $)ubli?um burdb, tt>re t)öd)ft
fonore unb flangoolle Stimme, bie 3eben ju S^ränen rührte,
wenn fte in ben bamalö oergötterten SEragbbien SKactne'es er*
flang. 3l>r ©emaljl, <ät)axle6 <ät).f mar ebenfalls ©djaufp.,
geft'el aber meh,r in fomifdjen SRolIen. 25er ©raf oon ßler=
mont = £onerre oerliebte ftd) in fte unb fte mürbe if>m ju
Hebe i^rem älteren (beliebten 9lacine untreu. 25eepreaur
machte baljer folgenbeö geifrreidje CLuattratn auf fte:
A la plus tendre aniour eile fut destinee,
Oui prit long tems Racine dans son coeur.
Mais par insigne malheur,
Le Tonnerre est venn, qni l'a deracinee.
3f)r im fünfte ber Siebf)aber äuperfr liberale Wlann ftarb
plö§lid) in ber Äird)e, mo er für feinen »Neffen SDteffe lefen
liefi. Grr mar audj &f)eaterbidjter , bocft, ftnb nur menige fei=
ner ©tücfe bi$ auf bie 9iad)melt gekommen. SDiarie @f). ftarb
1698, furje 3eit nadjbem fte ftcb, 00m Sweater jurücfgejogen
Ijatte, im 2>erfe 2luteuil bei $)ari6. (L.j
Chängemens a vue (franj.; £erf>n.), offene 2Jer=
manblungen ber 25ecorationen. £>a6 franj. SÜort ift gleidj
fo fielen anbern jum tedmifd)en 2lu6bru<£ bei allen größeren
Sweatern gemorben unb man nennt alle 23ermanblungen , bie
nid)t burd) becfenbe ©egenflänbe, etma baö ^erunterlaffen
ber SSorbergarbine, eine 2Bolf?enbecoration u. bergl., erleichtert
merben, Ch. ä vue. 2luf ben grofen parifer Sweatern, mo
feiten bie 2Jorbergarbine mä^renb ber 3mifd}enacte f)erunter=
gelaffen mirb, mup 2llles a vue oermanbelt merben. 3ebe6
Ch. ä vue ift fdjmieriger, forbert mef)r Arbeiter unb forgfamere
23orberettung, alö bei gefd)loffenex ©arbine. 3n 25eutfd>lanb
ftnb fte feiten, ja man pflegt, menn befonberä fdjmierige 2Ser=
manblungen &tatt ftnben follen, lieber einen Stet mef>r ju
machen, j. 23. ber greifdui§ in 4 2lcten, mo ber 3. 2lct allein
in ber 2Bolfsfdjlud)t fpielt. (L. S.)
Chanson, Chansonnette (franj.? SKuftr'), fo 0.
m. 2ieb (f. b.).
Chaos (aJivjtr).). 2JBdf)renb bie biblifdie @d)öpfung6=
gefdudjte in (Srgrünbung be$ Uranfang^ ber 25tnge bi$ jur
moglid) meiteften 2lbftraction , bem 9lia)t$, emporfleigt, »ers
mag bie finnlidjere 2lnft'd)t ber griect). unb röm. SSJhjtije ftd>
120 Chapcau Charakter
nur bie jum 23egrijfe bee leeren Staunte ober einer allee
Vcbetteelemenree nod? entbehrenben, aber bie rofjen (Stoffe ber
fünften ÜBeltbilbung umfajfenben Materie 311 erbeben. £>iee
tfl bas (Sf)., baes ältefte ber SQJefen, aber ohne flar heroor tre=
renben (Jljarafter ber ^erfbnlidjr'eit , halt ale uöllig regunge=
loe , balb ale im innern Jtampfe feiner wiberfhreitenben (£le=
mente begriffen getadit: taber nodj jeßt fpridiwcrtlicb ber
Steprdfentant ber £>rbnungeloftgfeit unb Verwirrung. (F. Tr.)
Chapeäü (franj.j ©arber.), £ut; Ch. Las, ein flei=
ner , ganj flauer breiecfiger $ut Den fdjwarjer «Seibe , ber
nie aufgefegt, fonbern ftete unter bem 2lrme getragen würbe,
grüner war er bei ben vornehmen ©tanben allgemein, würbe
fpdter jur bloßen (Seremonienfleibung (f. b.) une ifl jegt fafl
ganj oerfdjwunben; eine 2lrt beffelben war ber Ch. claque,
audj bloe Claque genannt, ein größerer breiecfiger «£ut, ber
wecbfelnb aufgefegt unb unter bem 2lrme getragen würbe.
Ch. parasoi, ein Damenbut im oor. ij^brf)., ber fich augen=
blicflich jum Sonnenfcbirme umwanbeln unb eben fo leidjt
wieber jum J£>ute machen lief 5 tffc ganj oergefTen. (B.)
Chäperon (franj.j ©arber.), ©chwetffappen, bte Jtopf
unb Jpale bebecften. 3m Mittelalter würben fte oon betben
©efchlecbtern getragen, fpdter oerloren fte ftch unb gaben nur
ben SDiöncbefappen unb 2)octorhüten it>re §orm. (B.)
Charakter (2Ieflf)et.). 2lbgefehen oon ben 23ebeus
tungen biefee 2Bortee ale 3tid>en, Jiennjeia^en, ©eprage,
9imt, SBürbe, gefrigfeit unb £anbeln nach ©runbfä^en, haben
wir ee hier nur mit bem <Sh. bee SDJenfajen ju thun, b. h.
mit benjenigen (Eigenfchaften, welche ein SnbioiDuum Don bem
anbern unterfcheiben unb ben befonbern 9Jterfmalen, burdj
welche bte öerfduebenen ©attungen bram. Dichtung unb thea=
tralifcber ©arftellung ftch unterfcheiben. <£haraf terifrifcf;
heißt im allgemeinen 2illee , tone ftch bura> eigentümliche
SBefaiaffenheit auejeichnet, fo bap es nicht mit 2lnberem oer=
wechselt werben fann. Seim SJienfcben alfo ba$ Naturell,
bae Temperament, bie Talente, ©emütheart, Neigungen; fo
wie im weiteren Segriff alle (Eigenheiten, ©ewohnheiten unb
fonfrige Steußerlicbfeiten jeter 21rt. 2)er @h. in Darfrellung,
©eclamation unb SDtimif ijl bie wefentltcbfte Stiftung bee
fcbaufpieUfünftlerifcben ötubiums. 2>er ©cbaufp. hat eine fajt
fcbwierigere Aufgabe ju löfen, ale ber bilbenbe Äünjtler j benn
biefer befchränft feine 25arfrellung auf einen gewählten 9Dio=
ment, ber ©cbaufp. aber f)at ben 61). bee oon ihm £>arge=
frellten in ben oerfcbiebenfren @onflicten fefr $u galten unb
babura? bas ©anje etnee menschlichen SBefene jur Stnfdiauung
ju bringen. 25er 2>id)ter liefert bem &d)<xufp. fein Sorbilb,
nach welkem biefer feine Werfen Derlaugnen unb ein Slnbes
rer fein fönnte, fonbern nur bie 23eranla||ung, bie 21ufforbe=
Charakter 121
rung baju unb gerate Sterin liegt ber fünfHerifdje 23eruf beö
©cpaufp., bas (Begebene burcfe, ^erfonijt'iirung ju beleben.
Ennoeber erhalt ber ©cbaufp. ein befftmmt gezeichnetes 23ilb
in feiner Stelle, ober er ftattet bie)e burd) ©tuotum mit ana=
logen Sbarafterjügen aus, bie ibm entroeber baS eigene Talent
gibt , oi>er bie er burdj fcbarfe ^Beobachtung ertannt. 25ie
(Sbarafterifrif bes ©djaufp. mufj fdjarfer fein, als man ft'e
in cer Statur ftnbet; ungefähr in bemfelben aSerf)dItrtt# wie
bas bram. ©ebidit in bem engen Staum einer 2$orfrellung
(Sonflicte, 2Sermicfelungen unb t'öfungen b,äuft, ju benen in
ber üZÖirflidjf'eit S^^re gehören. 3e met)r ficb, ber barju=
flellenbe <it>. oon ber ^Perfbnlicbfeit beS ©djaufp. fonbert,
je mef)r er in ©ang, Haltung, &on unb Siebe ein 2lnberer,
als er felbft ifr, je »erbienfllidjer ifr fein SBirfenj benn ber
©cbaufp. ifr nidjt allein bas Organ bes 2)id;terS, fonbern aud)
ber Steprafentant feiner Schöpfungen. Erhalt ber ©djaufp.
eine Stolle jur 2)arfrellung , fo fudje er »or allen Singen
ben <it). berfelben fomobl aus ben SBorten ber eigenen Stolle,
als aus ber 3bee res ©rü<f eS unb bem , was bie anbern
Stollen über fie aupern, ju ernennen unb ft'cö ju confrruiren.
3ut>örberfr fuefce er aus bem (Begebenen bie xBabjfdjeinlicfjs
feiten bes nicfjt ©egebenen abzuleiten unb je met>r tiefe
SLtabrfdjeinlicbfeiten mit mirflieb, Jßorbanbenem übereintreffen,
je gröfer bie SDfeifrerfcfiaft bei SDtenfdjenbarftellerS. ©eburt,
Erjiebung, Umgebung, Eigenheiten u. f. m. brauchen Weber
?em Siebter gefebilbert, noefe auSbrücflicb ermähnt worben ju
fein unb eS ifr Aufgabe für baS ©tubium einer Stolle, biefe
©egenfldnbe flar aus bem 3?erbaltnifj beS ©egebenen ju er=
fennen ; bann aber barauf fortzubauen unb mit Jpülfe ber
Dom Sidjter oorgefcfjriebenen SBorte bieS oollfrdnbige Erfaffen
eines @b-s jur 2lnfd>auung zu bringen. Äein (£t). ifr fo
ausfcbliefjlid) bem SJtenfdjen eigen, bap nid)t Staum für bar=
aus entfpringenbe analoge (Stj.e in ifjm märe, ©o entfpringt
SWiftrauen aus ©eij, ©djabenfreube auS <£afj ; ber ©cbaufp.
b,at olfc bie äSerpfücrjtung, wenn bie Stolle baju ©eleg#nr;eit
gibt, biefe s2lusfrrbmungen eines gegebenen ^aupt = 6l>.S jur
2?ert?ollfrdnbigung beS SSübeS anjuteuten, wenn aud) niefct
gerate^u SÖorte r>om Siebter barauf fytnmeifen. ES gibt
feine Stolle, welcher ft'd) ntdjt ein befrimmter Et), abgewinnen
ließe, wenn aud) eben nur, wie bei ber 2lnmelberolle (f. b.),
ber Eb. ber ganjen ©attung, tveld^e ft'cfe bann freiließ auf
Sleuferlidtfeiten befeferanft. — Sterin liegt aud) fdjon bit
Stegel für ben benfenben ^ünfrler, nieb^t 6r)arafterifrif beS
3nbit?ibuums ba anzubringen, mo eS eben mit (Sfjarafterifrif
ber ©attung getfjan ifr unb in biefen Sb,. = ©attungen liegt
ber Urfprung ber Stollenfäcfter (f. b.), ba ber eigentümliche
2on, bie ©eftalt unb befonbere 23efaf)igung einen ©cbaufp.
8**
122 Charakter. Rollen Charakter -Stücke
«oruigsweife für biejenigen (£f).e eignet, beren äuferlic^e <£r=
fdjeinung burd) feine <£igentf;ümlid)feit am leidneften t>eran=
fc^aulic^t wirb. (L. S.)
Charakter- Rollen (£ed)n.) werben in ber S^eater^
fpradje alle Stollen genannt, meldte bie Aufgabe r>aben, einen
(ibarafter (f. b.) in feiner t>ollfränbigen (£ntwtcfelung ju fer=
anfdjaulicben. ©ewbt)nlid) füt?rt bie SBirfung eines (5bara£=
rers bie in-rwicfelung berjenigen ©tiicfe l)erbet, weldje man
unter beut Tanten (5f)araf terflücf e fennt. 25er 2>id)ter
hat bafjer folgen Stellen frets eine befonbere ilusbermung
gegeben unb burd) genaue <Sd)ilberung bem £>arfreller meift
bas eigene Schaffen erfpart, fo bafj tiefer f)örf>ftene nur ein=
jelne (Sharafterjüge ()üt}U',ufügen b,at. Stile Situationen
eines Stud'es frienen bann meift nur ba^u, um ben §aapU
cbarafiter in allen Stiftungen wirtfam ju jetgen. 2)er ©einige,
ber gutberjige Polterer, ber leidjtfmntge Lügner, bie Einfalt
fom Sanbe ftnb grof e 61)., beren 58ebeutung für bie *8üf)ne
ber 2)id)ter fdjon burd) bie 2Baf)I bes Xitele angebeutet. —
.«.leine (51). ftnb fold)e, bie burd) fdjarf ausgeprägte (St)araf"=
terijrif bas 3ntereffe bes 3ufd)auers für fid) in Stnfprud)
jtefymen, ot>ne burd) if>re Stellung jum ©anjen bes bram.
©ebidjtes an unb für ftd) felbfl auf ein foldjes Sntereffe
älnfprud) madjen ju fönnen. 3n biefen f)at ber «Sdjaufp.,
namentlid) ber fomifdje, bas weitefte unb banfbarfre %elb für
bas eigene ©djaffen unb man ftnbet häufig eine anfebeinenb
unbebeutenbe Stolle auf einem anbem Sweater burd) gelungene
(Sfjarafterifrif' ju einer 23ebeutung gefreigert, bie ftd) nidjt in
ber Stolle felbfl, fonbern nur in bem jufalligen 3ufammen=
treffen mit einer ganj befonberen 23efal)igung erflärt ftnbet.
ÜÖtebr ober weniger gehören fold)e flehte 61). bem gadje ber
djargirten Stollen (f. b.) an unb erhalten ifjre 23ebeutung eben
nur Durd) bie (Sfyargirung. @o Dortfjeilliaft aud) oft bas be=
fonbere ©elingen einer Üleinen <£b,. für baS ©anje tft, fo f>at
bod) ber Sdjaufp. ju bebenden, ob er nidjt eben baturd) aus
ben ©renjen tritt, bie ber 2)id)ter ber Stolle im 23erl)dltnifj
jum ©anjen gegeben f>at. trifft inbeffen biefer 23ormurf
ben ©djaufp. nidjt, fo tfl bie Heine (Sf). gevoöbnlid) eine
banfbare unb roirffame Sdjo'pfung. (L. S.)
Charakter- Kleider, Charakter -Älaskcn,
f. 5Dtasfen.
Charakter - Stücke (£ed>n.) Reifen im ©egenfafje
ju 3ntriguen, ®ituafions = unb (Sonoerfationsfrücfen , foldje
bram. SDidjtungen, in benen ber (Sljarar'fer ber £auptperfon
ober mehrerer $)erfonen bie 23erroicrelung , bie Slenberung,
SBefferung ober lleberlifhtng beffelben aber bie l'öfung f)erbei=
fuhrt. Sollte man bas ©ebiet bes <Sf).5 roetter ausbebnen,
fo würbe man elme Unterfd)teb iebe bram, 2)td)tung barin
Charakter- Tänze Chargirte Rollen 125
einfetteten muffen, ba eine foldje obne (Jbaraftere nid>t ge=
badjt werben Bann. Sticcoboni nennt alle ©tüde, bie ben
Stitel bc& Jpauptdjaral'terS tragen, »orjugswetfe (&t). unb fo
Würben Tartnffe, II Geloso, El principe constante, bie ©ebrü=
ber jyorfter, ber Unentfojlojtene, (5f). fein; wabrenb ba& Seben
ein £raum, baö 23latt i)at ft'd) gewenbet it. f. w. , obgleirfj
»oller gut gewidmeter Qbarat'tere , nidit fo genannt werben
Jbnnten. 3n bem eigentlidjen (§1). ft'nb bie Situationen nid)t
um Erregung bee bram. 3ntere||es willen, fonbern nur alö
©elegenbeit für eine SÖirfung be$ (Sbarafterö ber Jp<uvpt=
perfonen öorfjanben. S'ine not^wenbige <2rigentbümlid)feit beö
(So.ö ift baö ©egenüberftellen jweier fttf) burebaus entgegen=
gefegter ßbaraftere, fo bafj ber eine bem anbern al$ golie
bient, j. 33. ber Slengftttdje mttf einen <£ntfd>loffenen , ber
geige einen SDtutbigen, ber bürgerlid) ©eft'nnte einen @djwär=
mer u. f. w. ftdj gegenüber fyaben, benn nur fo fönnen
(Sonflicte herbeigeführt unb ber (üontraft anfdjaulidj gemalt
werben. (L. s.)
Charakter -Tänze (£edm>), Sänje, bie einer be=
fhmmten Nation, einer beftimmten 3eit ober einem beftimm=
ten ©tanbe entweber wirflid) angehören ober if>n djarafterift's
ren. Sitte SWationalfanje geboren sunaebft in biefe Äatego*
rie, cbgleid) mandjer al6 -Jiationaltanj geltenbe £anj ieinee-
weg6 in ber 2Bir?lub?eit corbanben, fonbern nur ber 9?atio=
natttät eines 2iolfee( narf;gebilbet werben i|r, wie j. 23. bte
Slllemanbe (f. b. habere unter 9iationaltanj). dagegen ift
jeber £anj, ber ein gewiffes Cebeneialter , ©ewobnbeit ober
©tanb oeranfdjaulicbt, unbebingt @b« SDer 23auertanj oer=
langt anbere ©djritte, anbere «Stellungen, anbere 2lrm=
bewegungen, als ber 2Baffentanj; ber engl. SJiatrofe tanjt
anberS , ale ber franj. ©olbat u. f. w. , unb gerabe in ben
&).n jetgt ftdj ba$ ©enie unb ba$ Xalent eines 23attet=
meijrerg am beurlidjjten. din genaues 23ead>ten ber Stgen=
tbümlidjfeiten jebesi ©tanbeS, jeber Nation u. f. w. nidjt
allein ein fflaoifdjeS iftaebabmen beS Siorbanbenen, fonbern
eine fünftlerifcbe SSereblung beffelben; mebr ba& 2luge, ber
Slusbrmf beS ©eft'cbteS unb bte QIrme, als bie SEanjfdbritte
ber §üfe ft'nb bie gunbamenre bei guten @b.S (L. S.)
Charawari (©arber.), ungarifebe 23etnfleiber oon
grobem 3euge; ft'e ft'nb fo weit, ba$ ber üto<£ binein gefnöpft
werben Bann unb baber befonbers beim Steifen übltd). (B.)
Charge (franj.j %ed)n.) , Uebertreibung. Sorneitte
l>at biefen 2iuebrud? juerjl gebraudjt. 3e§t fyat bie (5ouliffen=
fprad^e ber parifer Sbeater faire la Charge abgeanbert unb
man fagt: faire la banque. @. Banque unb ben folg. 2lrt.
Chargirte Rollen (Xed)n.), JRotten, bie entweber
fdjon bura) bie Aufgabe bes 2>id)tex$, ober ba& @ptel bcö
124 Charts Charonstreppe
©djaufp.e" eine grbfere fomifcbc StBirfung hervorbringen, als
ihnen eigentlich im 2>ertjälfnt# jum ©anjen 3iiftet>t- 2)aß
(Sbargiren einer SRolle befielt in einer burch fteuer nnb
Talent herbeigeführten Uebertreibung , tft alfo oorjugeweife
niebrig = t omifdjen SKollen eigen (f. Uebertreiben, £>utrtren).
Snbeffen tft ba6 Sbargiren nicbt immer bem ©d>aufp. juju=
reebnen, audj ber 2>id)ter übertreibt. SBenn ber ©eijige fagt,
tnbem er bem fpit}bübtfcben 23ebienten bie Saften unterfudjt:
,,3etg' mir bie £anb, beibe .£anbe — nein, bie brttte!" fo
tft bieä (Sbarge. Stuft er beim (£ntbec£en feines üBerluftes:
3jcb, bin tobt! idt> bin begraben! ©o tft bas le^tere 2Bort
eine (Sbarge. 9Serfler)t es ber ©djaufp. nun, bic cbargirten
<5barafterjüge , weldje ber 2)id)ter ihm in einer Stolle gege=
ben, bureb fein Talent ju erfennen unb berausjubeben, fo
eignet er ftcb, yorjugsweife für baß cbargirte gact; un0 fp^lt
&). St. 3n „Siebe fann Dilles" ft'nb betbe Hauptrollen dj. 9t.
unb »erlangen cbargtrfes ©piel. £>od) pflegt man gröfere
Stollen, wenn fte gleicb. djargirt ft'nb, eber ju ben @barafter=
rollen ju redinen, dagegen ft'nb alle Heinere, wenn fte be-
fonbers fomifd» mirfen, dt). St. (L. S.)
Chäris, Charitinnen (o. gr.; Sftßtb.), f. ©rajien.
Chariväri (franj.; SDhtftf), 1) ein wilbes, ungeregelt
res £onfhtcf; 2) ein ©tanbdjen mit .Steffeln, Pfannen, «£olj5
ftücfen, pfeifen unb wilbem ©etöfe als 3eid)en bes S0tt#=
fallend unb ber 2?erad)tung bargebraebt. (7.)
Cbarnöls (3ean = @barle6=£et>acber be), geb. um
1770, War früber 9flitarbeiter bes Journal des Theätres ju
$)aris unb mehrerer anberer 3eitfdjriften $ 1791 übernahm er
bie Stebaction bes Moderateur, warb aber feiner gemäßigten
©eft'nnungen fyalbcx angeklagt unb hingerietet. 9)ian hat
oon ihm folgenbes fer>r tnterefiantes SBerf: Recherches sur
les costumes et sur les theätres de toutes les nations, tant
anciennes que modernes, 1790, 2 23be., 4. 1802 erfdjien eine
2. Auflage baoon. (R. S.)
Chäron (SJtßtb.), ber ©cbiffer, weldjer bie Seelen ber
Slbgefcbiebenen über bie ©renjflüffe beö «&abes überfe^t, wo=
für er eine ben Ceicben bei ber 33eflattung in ben SJittnb
gelegte üflünje (Obolus, 2)ana6e) als %ät)rloi)n erhielt, @b.
wirb als ein fdjmujtger SUter mit eisgrauem 23arte, fura)t=
baren 2lnblicfs, entfpredjenb feiner ©emütbsart, mit flam;
menben 9lugen, betleibet mit einem bunfeln ©d>iffermantel,
ber bie fiinfe unbebeeft läfit, oerfeben mtt ©duffergerätb, auf
einem 9Jad>en, beffen §arbe fein Sllter unb feinen unablaf=
ft'gen ©ebraud? oerräth, bargefrellt. (F. Tr.)
Charonstreppe (a. 23übne), auf ben alten Theatern
bie SEreppen, weldje aus ber Unterwelt führen, auf benen
alle untertrbifeben @rfcb,einungen heröorfommen unb wteber
Charybdis Chelard 125
t>erfd)Winben, tüte 5"rten, bie ©etiler ber ©efdjiebenen tt. bgl.
2)ie treppen befanben ft'cb an beiben «Seiten ber Scene, wo
frie 3ufdjauer am wenigeren btnfeben fonnten. . (W. G.)
Charybdis. Sin ber Scbifffabrt gefäbrlia)er 99ieer=
jrrubel in ber ftcilifcben -äKeerenge, je£t (Salofaro, nicbt weit
baöon bie Scnlla, beibe Strubel in ber gried). SWotfje alö
weibliche Seeungebeuer gebaut unb bargefrellt. ©aber: auö
ber Scnlla in bie @b., b. b- aud einer ©efafyr in eine anbere,
nod> größere geraden. (K.)
Chasse (Glaube Couiö Dominique <£b» be 9>on =
ceau), geb. ju 9tenne$ 1698 oon abliefen ©Item, wibmete
ft'cb sÜnfang6 ber milttär. Saufbabn, trat jeboeb 1721 jum
Sbeater über unS bebutirte in ber Oper 0tolanb mit gro=
fem SBeifall. Seine feböne ©efralt unb feine fräftige fonore
JBaritonjrimme, oerbunben mit tiefer Äenntnip ber 9)tuft6 unb
ber bram. Äunft, matten <ät). ju einem ber erften 23aritoni=
ften $rat\freid)& unb ju einem fo trefflieben Scbaufp., baf*
i'ubwig XV. tt>n nur ben „Scbaufp. = ©eneral" nannte.
1741 »erlief er bie 23übne, weil e$ ii)m plö^lid) unpaffenb
fdjien , baß ein ©beimann .ßünfiler fei , unb oerfebwenbete
fcbnell bie bebeütenben Summen, bie er ftdt) erworben; bann
febrte er junt Sweater jurücf unb fang biß 1757 mit gleicbem
Seif all. 1758 jog er ftd) wegen Sllter^fcbwadje mit einer
9)enfton t>on 1500 gr. jum jmeitenmale lurücf unb fiarb ju
Vati* 1786. (3.)
Chassez (£anj£.), Sanjfdjritt. <£$ gibt beren t>or
unb jurücf, re<f>tö unb lint$, bann aber Ch. ouvert ä trois
pas. 2)er ©alopp, ber je§t fo allgemein getanjt wirb, be=
frebt auä Ch. , bie abwecbfelnb mit bem reebten unb linfen
§ufe gemalt werben. (H...t.)
Chaucönne (franj.j £anj£., im Stal. Ciaconna unb
Ciaconnetta) , ein (Snfembletanj , mit bem früher in Spanien
unb Italien ba& beroifebe SSallet fcblofj; bie 9Kuftf mar im
-J ober | SEacte gefd)rteben unb rourbe mafiig langfam oors
getragen.
Chaussee (^ierre (SlaubesSflioelle be la), geb.
1692 ju sparte. 2)ie Suflfpiele: La fausse antipathie, fein
erfleö SBerf, T^cole de meres, la gouvernante u. m. a. Wur=
ben mit bem gröften 93eifall aufgenommen unb baben ftd)
tt>eil$ biß beute auf bem JRepertoir erbalten, ©eringeren
SBertb t)aben feine SErauerfpiele , j. 23. fein Maximinien
u. e. a. 25urd) fein Stüd?: Le prange ä la mode iffc
er ber © r ü n b e r ber Comedie larmoyante geworben. 6.
(larb ju tyatit 1754. Seine -SBerfe erfd)ienen, $ari$ 1762,
5 23be. (R. s.)
Chelärd (9lnbrea$ J^ippolot), geb. 1789 ju ^ariö,
erhielt feine erjre 23tlbung am (lonferoatoire unb ging jur
120 Chellerie Chemisette
SBoHenbimg berfelben nach Stalten, mo er ftd) mehrere 3abre
aufhielt, ja Neapel machte er ben erfreu bram. i*erfucb In
bet femtfdien.Cper: la C;isa da rentiere, bte beifällig auf:
genommen würbe. lSKi febrte er nach ^)arie jurüct unb
brad)te I8"27 feinen Tlacbetf) auf bie 23ubne; bte £>per gefiel,
mürbe tnbeffen burd) bie (Jabalen bei bertigen £ages = (Som=
ponifren balb nad) ber Aufführung roteber jurutf gelegt. (S.
manbte ftd) nun nad) £>eutfd)lanb , arbeitete fein JfiJerf jum
:ibeil um unb fo erfdjien es 1828 in 9)iünd>en mit großem
Erfolge, ber- ftd) jebod) in anbern ©täbten febr verringerte.
SSom «Rönig mit bem Slang unb £ifel eines Jöofcapellmeifrers
befdjenft, fer>rte (S. nad) ''Paris jurücf unb fdjrieb bort bte
Born. Oper: la table et logement, manbte fid) jebod) 1830
ganjlid) nad) Deutfcblanb. 3n äftundjen bradjte er eine jvoette
tragifd)e Cper: SDtitternacht , auf bte üßübne, bie inbeffen
weniger gefiel; weit mehr fprad) bte Cperette: berStubent, an,
bie 1832 erfduen. 1833 ging (£. mit ber beutfd)en ©per als
(Sapellmeifter nad) Sonbon, blieb bafelbft bis 183.5 unb febrte
bann nad) ©tünchen jurüdf, roo er eine grofe Oper: bie
«Öerrmannsfdjladjt, febrieb, bie bis je$t nod) nid)t aufgeführt
mürbe; feit 1837 ifi er (Sapellmeifrer in Augsburg. (S.s
SDtuftf ifr reid) an fdjönen SDtelobten unb tiefem 2Bif|en, er
bebanbelt biefelbe jebod) oft gar ju leichtfertig, fuefct bie Jtunft
in unübermtnblicben tedjnifdjen @d)Wierigr"eiten unb liebt in
ber 3nftrumentirung eine foldje Ueberlabung, bafj bie größten
Snftitute faum im <2ranbe finb, feinen Anforberungen ju
genügen. (3.)
Chellerie (grortunato), geb. ju ^Parma 1(>S8; früh
oermaift bileete er jt'd) meifi burd) ©elbftftubium in ber SOhift'f
unb »oüenbete 1707 bereits bie Oper: ©rifelba, beren gun=
frige Aufnahme ihm balb mehrere Aufträge oerfdjaffte. 17<H>
ging (S. ju feiner Ausbilbung nad) Spanien, ( ehrte 1710
juruef unb ooüenbete bis 1722 10 Cpern, bie auf allen gro=
fjen kühnen ©lücf machten unb 6. etnen fafr europäifdjen
JRuf »erfdjafften. 17*23 erhielt £. einen 9iuf nad) aSSürjburg
unb ging uon bort 1 725 als «frofcapellmetfrer nad) Äaffel,
mo er 17') 7 frarb. <5.s ©ompoftttonen waren ihrer 3eit 3)iu=
fter bes guten ©efdjmads unb einer trefflichen Arbeit. (3.)
Chemie ((Sbomie, «Scheibe? unfl, AUeg.), burd)
eine weibliche öigur, bie als Attribute einen ( leinen Ofen
mit einem iDeftiLitrfolben ober einer Retorte, ober ©d)melä=
tiegel unb rohe £r$e oerfinnbilber. (K.)
Chemise (franj.; ©arber.), 1) fo t». m. £emb; 2) ein
SDamenfleib in ©efralt eines Uebermurfes, weldjes als 9tegligee=
anjug getragen mürbe; 3) häufig gleidjbebeurenb mit Gfyoxs
bemb.
Chemisette (frans; ©arber.), ein 23orbembd)en.
Chemnitz 127
Chemnitz (£0eater|rat.), Äreiöftauprfrabt bes erjgebir=
giften «Rretfe© im Aönigreid) @ad>fen, mit 24,000 (Sinm. unb
Dielen auferorbentlid? tfyätigen unb blül)enben gabrifen. 35aö
erfte iljeatev entfianb bafelbft 1806, weites im "ileufiern
unb Snnern anftänbig ber bamaligen (^inwoljnerjal)! (13,000)
entfprad) unb 700 3ufd?auer fafite. de fpielten bafelbft jeit=
weilig Xruppen untergeerbnefen langes, fanben ftd) auc^
Gäfie, ÖN§aufp. jwetten 9iange6 ein, bie bem ^ublifum 2Jei=
fall abjwangen unb ©efdjmad? für bie Jtunft einimpften.
L828 fert'aufte ber 23eft§er ba$ (Bebäixbe unb ee warb jur
tatfyol. .Rirdie umgewandelt; bie «ftunft aber wanbelte in eine
64eune, bie notdürftig für tiefen 3we<f ausgeftattet mar,
in ber aber bennod) bie @d?aufpteIbirectoren (früher ©raff,
fpäter Jtramer) ifjre SKedjnung fanben unb manchen ©djaufp.
erften 9tangee für ©aftroüen mäf ig ju fyonoriren im ©tanbe
waren. Qi'rft 1S36 traten einige jötdnner jufammen, um
fcurd) einen 2ktienuerein ein ber &tabt würbtges unb ber
(iinwotyneräab,! entfpred&enbee Sweater ju begrunben. S)ian
bradjte balb ein Kapital von 30,000 £f)alern jufammen,
fdjrttt ungefaumt jur 2lusfüf)rung uno fdwn anfange 1838
hatte dt), ein iEfteater, wie e& wenige ^rooinjialftäbte bie?
feg langes aufzuweisen vermögen. 2)ie ©runbform bef=
felben bilbet ein diea)tedt r»on 72 S'Uen Sänge unb 2S (£. breite.
3 (Eingänge an ber mit einem gronton gezierten <£auptfeite
führen über eine 36 5» »reite greitreppe ju einer weiten 2$or=
«alle, mit 4 altborifdjen ©äulen. £>a$ 1000 ^erfonen faffenbe
Slubitorium, befreit aus parterre, Parterrelogen unb 3 am=
pfttt^eatralifd) über einanber Iiegenben ©allerien, bie twn gufj=
eifernen fdjlanfen Säulen getragen werben. 2)tefer 3ufd>auer=
raunt tft mit gefdjmacfüoller 9)ialeret gegiert. 2)ie 23üf)ne,
fo wie bie 2lnfleibe= unb ©arberobejimmer ftnb bequem unb
äwedmäpig. 25ie 5JDiafd)inerien unb •Decorattonen ftnb fef>r
gelungen, erfiere oom 3immermeifrer ©tenbel, lefctere oom
©ecorationsmaler @d)War§ aus Bresben, ausgeführt. 2(ud)
gegen ^"^egefafjr tft iebe mögliche SJorfe^rung getroffen
unb bie «£eijung gefduel)t ooüfommen befriebigenb buva) er?
erwärmte i'uft. 23a6 ganje ©ebäube tft in einem anfprud}5=
Iofen, aber gefälligen ©toi fefjr tüdjrig unb fauber ausge=
füfnt, unb foftet, einfdjlief lieb, ber Soften für bie üötafdunerten
unb £>ecorationen, 31,000 Zfylx. 2Benn nun aud> bie 2lctio=
ndrß bie je§t weber 3infen nod» 2>i»ibenbe erhalten, fo wäre
bod) bem ^ublifum geholfen unb man barf, wenn bie 23e=
sölferung wie biefyex junimmt unb bie 3nbu(trte fo fort blüfyt,
felbft einem ftefjenben Sweater entgegen fefjen. Utbgaben
unb .Soften ftnb in <£i>. fefjr h,od>; babet tyaben ftd) bie %lc=
tionäre eine Qnnmifdmng in bas 9tepertoir oorbefyalten, weldie
für bie SDirectton ^emmenb unb unftattfjaft iftj ft'e ftreidjen
128 Chenier Cherubim
j. 23. jebe$ ©tücf, tvaö bem ©efcbmatfe iftreS Qluöfdjuffee
nirtt entfprtdjt. i)ae ©tabtmuft'fdjor liefert ein befriegenbeö
©rdjefrer. 3n ber legten 3eit befudjte bie 'pfifrer'fAe ©e=
fellfrtaft (Sf)._unb fanb »erbienten SSeifall. (W. St.)
Cheniör (9)carie 3<>Kpl) bej, geb. 1764 ju (Son=
ftantinopel, wo fein Süafer .Kaufmann mar, fam nocb fef>r
jung nad) granfreidj. *Hacb oollenbeten ©tubien würbe er
©olbat, »erlief aber balb biefen ©tanb unb wibmete ft'cb,
ganj literarifdjen 23efd)a'ffigungen. ©ein erfreu £rauerfpiel:
Azemire, würbe 178t) ju gontainebleau ofyne 23eifaü* auf=
geführt. 25aburd) nid)t entmutigt, fefjte er um fo eifriger
feine ©tubien fort unb brachte 1789 ba& SErauerfpiel: Char-
les IX. , mit bem glänjenbften ßrfclge auf bie 33üf)ne. 1791
erfdnen fein Henri vm. , ber ebenfalls mit bem größten
(£ntf)ufta6mu6 aufgenommen würbe. 3« beiben befampft er
Sntoleranj unb ©eepotiemug auf baß traftigfie. 9tun folgte
Jean Caias, welches £rauerfpiel aber geringeren SBerth als bie
beiben obigen fyat. 1792 erfchien bie repubüfanifefee £ragbbte:
Cajus Gracchus, fprach aber weniger an als bie £rauerfpiele
Fendion unb Timoleon 1793. 3ur Ärönungefeier ÜKapoleonS
febrieb er bie Sragöbie Cyros, bie aber feinen früheren 2lr=
betten nachfreht; wahrfdjeinlich haben nur Umfranbe, nicht
eigene Ueberjeugung biefee ©tücf oeranlaft, benn <£h. war
begeiftert für bie iJRepublif. @r hat auch i'efft'ng'e Nathan
überfe$t. 9)can f>at nod) folgenbe ©tüofe oon ihm: Le camp
de Grandpree, SDiöertifTement j Edgar on le page suppose,
Suftfp.; Brutus et Cassius, Xragöbte ; Tibere, £ragbbie.
5luch ift (L SJerfaffer beö SBerfes: De la liberte du theätre
en France, 1789, 8. (iine ©ammlung feiner ©tücfe erfdnen,
1805, 8. 6. hat ftch in faft allen feinen SBerfen als ein her=
oorragenbes Salent gejeigtj fraftige unb attebrurfötwüe ©e=
banfen gab er in einer reinen unb eleganten ©praefce unb
fchrteb mit gleicher iJeidjtigfett 23erfe wie $rofa. Wie $)olis
ttfer hat er in ber franj. SReoolutionepertobe eine grof e £RolIe
gefpielt. £r ftarb 1811. (R. 8.)
Cherubini (Sparte Subwtg Äarl 3enobius
©alöator), geb. 1700 in Jlorenj, erhielt feinen erfren Un=
terriebt in ber (Sompoft'tion bei 23artolomeo gelici unb
bej]en ©ohne SUeffanbro. 13 3af)re alt componirte er
fdbon eine SDceffe , fo wie einiges für bie 23ühne unb 30g ba=
burch ©artt'ö »itufmerf famfett auf ft'dj, ber ihm ben fernem
Unterridjt ertheilte. liefern 4 S^hre lang genoffenen Untere
riebt »erbanfte er feine großen Jlenntniffe im (£onfrapunft.
©arti übertrug i^m balb &te dSompofttion ber feeunbaren s))ars
tf)ten in feinen eigenen Opern, bod) componirte (5. au* »on
1780—1788 felbfr 11 Opern, bie an oerfdjiebenen St^eatern
Staltenö mit äBetfaU in ©cene gingen. 1784 folgte <£. einem
Chedwood 129
JRufe nadj Sonbon, wo er 2 3af)re weilte, unb bie Opern:
la Finta prineipessa unb Giulio Sabino auf bie 23Üf)ne braefete.
ITsü würbe er nad) ^Jarie berufen; 2)emopf)on mar bie erfte
Oper, bte f)ter t>on tljm aufgeführt würbe. J 791 fdjrieb er
für baei Theätre - Feydeau fetne grege Oper Soboisfa, ein
2Berf, bafs in feinem Seben, wie in ber Äunfrgefd)id)te Epodje
madite unb in bem bie glänjenbfre 3nftrumentirung mit ben
ertyabenften unb gefüfylöollften ©efangen »ereinigt iff. ©eine
näd)ften Opern waren : (£lifa, SJiebea, ber portugiefifdje ©aft=
fjof unb ber SBaffertrager. 1805 fam er nad) 2)eutfd)Ianbr
wo feine Opern, befonber^ bte le#tern langfr Eingang ge=
funben fyatten unb führte 1806 ju SQBien feine %ani$fa auf.
25ann fefjrte er nad) tyaxiä jurücf , wo er Sftitglieb ber 2lca=
bemie unb bei ^rüfung^ausfdjuffeei ber jur 2tuffüfyrung oor=
gelegten neuen Opern mürbe, aud) nad) ber SRücffebr ber
33ourbonß al6 fcnigl. (Sapellmeifier bie Seitung ber (Sapelle
übernahm. Sieben feinen Opern oerbienen nod) feine »or=
trefflichen Steffen unb ein auegejeidjnete^ SRequiem bie rüf)m=
Itdjfte Slnerfennung. (L tft aud) SSerfaffer mehrerer tf)eo=
retifdjer SBerfe, bie auggejeidjnete ©tüben enthalten. Sfilit
©offec le ©ueur unb SJt cr> ul gab er fyeraue: Principes
elementaires de Musique, snivis de Solfege poar servir ä
l'etude an Conservatoire de mnsique, $)ari$ 1802, 2 33be.f
gr. 4. ©eine neuefie Oper: 2tli JBoba, 1833 in ^arig unb
fpäter aud> auf mehreren SE&eatern 25eutfd)lanbö aufgeführt,
tnad)te fein grof eö ©lücf. ©eine arbeiten jeidjnen ftd) »or
benen feiner Sanblleute burd) SEiefe unb Äraft au6, er tyat
ftd) mit Hebe unb Erfolg an bte clafft'fdjen beutfdjen 3fleifrer=
werfe angefdjloffen unb ftd) fein geringe^ 2Serbienft um bie
Einbürgerung berfelben in granfreid) erworben. <S. fennt
fceffer qlU trgenb ein anberer SMeifter bie tedjnifdjen $ülf$=
mittel ber 5Wuftf unb menbet ft'e mit feltener @rof artigfett
an, ob,ne jebod) jemals in Uebertreibung unb tyofjlen ^omp
auäjuartenj babei atfnnen feine ©efänge bte gröfte £ieblid)teit
unb Slnmutf). 25er ebelfte $rt»atdjarafter jiert auferbem
tiefen SDletfter; alö bödjfr befdjetbener Äünftler, unermub*
lieber unb liebevoller Seljrer, Grrfenner unb freunblidjer Un=
terftü^er jebeö magren £alente6 unb aufridjttger 23emunberer
alles ©rofen unb ©d)önen fyat ex ftd) eben fo otel Siebe
unb £h,eilnal)me als Slnerfennung unb üBewunberung er=
werben. (R. S.)
Chetwood (fpr. 2>fa>ebmubb, SBilliam 9lufuö),
©ouffleur bei SJrur^lanesSE^eaterö ju Sonbon d. 1730—1760.
@r mar aud) £(>eaterbid)ter, befonberö aber 2Serfaffer einer »or*
treffliAen ©efd)td)te beä engl. Sweaters, meldte ftd) unmittel»
6ar an bie dibber'fdje anfd)lteßt, biefe oeruollfrdnbigt unb
ergänjt. Er ftarb im ©djulbgefdngnif , au$ meldjem if>n felbft
Sbcatct=:£«xifon. II. 9
130 Chevaliers Chevalier
eine »on allen «Scbaufp. ju feinem SBeneftj gegebene 2?cr=
fiellung rtidjt befreien tonnte. Obgleicb aucb manche Unxid)-
tigEeit unb ^artbeilicbfeit entbaltenb, tft (5.s History of the
engiish stage bod) eine ber befien Ouellen für ba$ <Stubium
ber (Sntwicflung bee engl. Stjeatere unb pon allen neueren
©cbriftfrellern über biefen ©egenjranb benu£t werben. (L. S.)
Chevaliers (£ecbn.), ein SRollenfacb, ba& alle lebend
luftige, elegante, leicbtftnnige , gefällige Gbaraftere in ftdj be=
greift unb 2 ©rtreme: in ben 23ont>it>ant6 unb ben ©eefen
hat. 2)iee %ad) »erlangt "Perfcnlidtfeit, (5'leganj in ber äuf?e=
ren <5rfd>einung, genaue Äenntnip aller gefellfcftaftltcben %ov=
men, gute 2lu$fpracbe beö Sranj., 23elubilität ber 3unge unb
ungejmungenen Junior. 9ticcaut be la SD? ar liniere,
Karl Stuf, ßäfar D. 3ierl, £ofmarfcball t>. Jlalb, 93anm
Sttngelftern, beibe Klingeberge ftnb färamtlicb €., cbgleid)
fet>r »erfdneben in ben ©runbbebingungen if>rer @baraftere.
3n neuefrer 3eit tjat fidb, eine ©attung raifonnirenber (£., wie
eben SHingelflern in „23ürgerlicb, unb Stomanrifcu," ßubmig
in ,,3a) bleibe lebig'' unb anbere tiefer 2lrt auf ber 33übne
eingefunben, bit ein treuem ©piegelbilb jener hommes Ma-
ses ftnb, benen man je£t nur ju ^auftg im Ceben begegnet.
25er eigentliche Bonvivant ä la Jtarl 9t uf unb 5r'S 5öal =
lerfelb wirb bagegen immer feltener, aber bie SWobegecfen
»erlangen noeb je#t eine befonbere 23efäl)igung. 25er ©cbwäßer,
fcer leicbtftnnige tügner , junge Klingsberg , ber 2$ielwiffer,
cbgletdj biefer le^tere febon mebr @bara£terrolle ifr, ftnb an-
erfannt erfre (L = Stollen. @er)r ju berücf fiebrigen ftnb in bit-
fem gracbe Körperhaltung unb Kleibung. 25er feinere (S.
muf gleiten ©abritt mit ber SDcobe galten, ber cbargirte
über bit SJcobe hinaus fein. (£ö erforbert Zact unb forgfäl=
tige Slufmerf famfeit in au^gefuebter ©efellfajaft , um l)ierin
immer bat 9ticbtige ju treffen. @. geben fpäter gewöhnlich
in baß fomifebe (Sfyarafterfacb über, wä'fyrenb Siebfyaber meifl
jdrtlicbe Säter werben. (L. S.)
Chevalier, 1) (SSJcr.j, um 1796 ein mittelmäßiger
©cbaufp. unb 33alletmeifrer am franj. Sweater ju Hamburg,
ber ftcb aueb ale (Somponift bureb nieblicbe Operetten unb
©ingfpiele ausjeiebnete. 1798 ging er mit feiner Qiattin nacb
Petersburg , »erlief baffelbe jeboeb balb wieber , um im 2luf=
trage bc6 Aaiferö in 0ari6 ©ngagemente? abjufcfeliefjen unb
febrte niebt wieber jurücf. 2) (9!)cabame, geb. ^Petjcam),
geb. 1774 ju Jnon, mar bie &ocbter eineö £an$meifrers, unb
bebütirte mit günfhgem ©rfolge auf bem Sweater biefer
<£tabt, ging bierauf nacb tyaxie unb ermarb ft'cb in ber fomi=
feben Oper ifjrer ©cf>önr>eit wegen 93eifall. @ie begab ftcfc)
hierauf nacb Hamburg unb war bort 3 3ab*e ber Liebling
bee 5)ublifum6, fowobl ir;rer ©cbönfjeit, ale iljrer guten (3c=
Chiavacci Chika 131
fangesmetbobe halber, bie ft'e bem Unterrichte ©arat's öer=
bautre. -Jlndb ^u*fer 3nr ging ft'e mit ihrem SDfanne nadj
Petersburg. Sie fanb bafelbfl atiperevbentlicben 23eifall, warb
bie ©eliebte Aaifer Haitis unb erhielt baburcb einen unum«
fcbränrten Sinflup unb 10,000 Vilbel ©ehalt nebft 2 23ene=
ftcten. 2Ber bei Jöcfe etwas ju erlangen fud)te, mufte ft'cf»
erfl burcb bie foftbarften ©efcfeenfe bie ©unft ber ©h. ju »er*
fcbaffen fucben. 9ftan hat feinen 25egriff üon ben unermefj=
liefen ©cba$en, bie biefeö $aar ju erpreffen mufte unb mei)e
bem, ber ftrf» feine Ungnabe jujog. Äogebue, in : 2>as merf=
mürbigfie 3ahr meines Cebens, hat ihre Umtriebe bem $ubli=
tum befannt gemacht, dlad) ^auls Sobe warb bie 6h. t>om
neuen «Jtatfer aus SRufilanb öermiefen, burfte jeboeb. alle ihre
jufammengehauften ©erjage mit ftch nehmen, ©ie t)ielt ft'cf;
hierauf in mehreren ©räbten Seutfcblanbs auf unb mahlte
enblicfa Gaffel }u ifjrem SBohnort, wo ft'e einen ©ecretar bes
franj. gefeßgebenben (Sorps geheirathet paben foü*. 2Bas aus
tbrem erfreu 9)Janne geworben ift, ifr unbefannt. ©pa=
ter l ehrte ft'e nach granfreieb jurücf , taufte ftd? ein herr=
liebes üanbgut bei sparis unbgenof ben 9tefr if>rer Sage in
0tuhe. lieber bie fünftlerifcbe 23ebeutung ber 9)lab. @h. fagen
bie rbeinifeben SOiufen: ©te Bereinigte mit einer nieblichen,
wellenförmigen §igur ein retjenbes, ausbrucEsoolles ©eftebt
unb bas raffmirtefre Sftienenfpiel; tf>r ©efang aber ift, wie
bei ben meiften granjofen, wenig bebeutenb unb nur in ruhi-
gen Momenten hat ii)xe ©timme einen angenehmen unb fo=
noren Jtlang. (R. S.)
Chiavacci (23incenjo, fpr. Äiaoabf c^t) , geb. ju
9tom um 1760, mibmete ftcb, oon 3ugenb auf ber SOcuft'6 unb
blatte bereits 1785 in Stauen einen oortheilbaften 9tuf als
bram. (Somponiftj 1796 £am er nach SDeutfcbJanb unb ging
1800 nach SBarfcfyau, wo er eine Opera buffa begrünbete,
beren 2)irector er würbe. @r frarb bafelbft 1S15. (3.)
ChiAri ($ietro), geb. ju anfange bes 18. 3abrb.
ju SBrescia, fruchtbarer ital. Siebter, ber üergeblidb oerfudjte,
©olboni ben 9tang (treitig ju macben. ©einen ©tütfen , be-
nen man Grrjünbung unb funjlreicbe SSebanblung niefet ab*
fprechen fann, gebt ^»umor unb Seben ab. @b« war erfl
3efuit, bann SBeltgeiftlicber, lebte mit bem Sitel eines «^of=
poeten bes J&erjogs d. SDiobena einige 3eit in Senebig unb
flarb febr alt 1787 ju SSrescia. ©eine fiufrfpiele in Serfen
erfebienen ju SSenebig 1759 in 10 unb bie in ^)rofa 1762 ju
SBologna in 4 23anben. ©r fdbrieb aueb 4 SErauerfpiele, So=
Iogna 1792, bie aber nodj unter feinen Suflfpielen fleben.
35te 3abl feiner ©tücfe, bie er alle in 12 3*bren fdjrieb, be-
lauft ft'cb auf 60. (R. S.)
Cliika (£anj?.), Sana ber 3tegeroölfer. ©eine Stgen;
9*
132 Chi im Chinesische Musik
tf)ümIid)Eeit beftefyt in einer fortbauernben 93emegung beö gan=
len «Rörpere. .fcopf, 2trme, Ruften, ©dfyenfel erfcbeinen ofjne
aufhören in einem wellenförmigen ©cfywanfen, wabrenb bit
©dritte fcfcnell , trippelnb, judenb bem £anje ben (S^arafter
ber Unruhe geben. £>aö £empo ift entmeber burdjgangtg fdjnell
ober t>om langfamen jum fcbnellen übergeljenb. (H...t.)
Chilat (©arber.) , ein mit ©olb unb ©über gefricf ter
Äaftan (f. b.), ben ber (Sultan ale 23elof>nung ober ©naben=
gefcbenf an t>of>e 23eamte gibt. ©6 gibt :5 s2lrten biefes
(Jrjrenfleibeg : a) Ch. fachire, ba& foftbarfle, für ^afdjas
oon 3 JRofjfdjmeifen ; b) Ch. ula ein buntem Äleib für 9>as
fd)ae nieberen 9tangeö unb frembe ©efanbte;* unb c) Ch.
ewsat ober edna für 33eamte unb SDWitarperfonen geringen
langes*. (B.)
ChiniAra (2Dltttr;.) , ein oon SEnpfyon unb (ärdubna er=
jeugte$ Ungeheuer in itycien, beffen ©eftalt auö ben Jlör=
pern eineö Jörnen am ÜSorbertfyeile , einer Biege in ber SDtitte
unb eine$ Sradjen am Jptntertr>eile , aud) mobl mit ben oer=
einten .Köpfen biefer brei Spiere unb mit 3iegenfüfen ge=
hübet mar unb baä oon 23elleropf)on (f. b.) erlegt mürbe.
(Sine ber berühmteren 2lbbilbungen ift bit bronzene ju Slrejjo
gefunbene in ^or£n3« Sfyr 9iame ift übergegangen in eine
ÜBejeidjnung aÜe6 Ungeheuern, fabelhaften, in ber äBirflidtfeit
Unbegrünbeten ; wenn fcfyon ber 9)iotl)u$ in ben oulcantfdjen
•Waturerfajeinungen Socienö feine ^nt(tef)ung b,at. (Fr. T.)
Chinesische Musik. 2Bte bie @f)inefen in ben
meifren Äünflen barauf 2lnfprudfr madjen tonnen , fte oor
un$ befeffen unb auegebilbet ju rjaben, fo aud) in ber
SHuftf. 4000 3ah,r o. <£i)t. fannte btcfeö 2Jolf bereite ein
fünflltd)e6 ©ofrem ber £öne unb feit 4500 Sauren ifl fciefcet
©Aftern georbnet oon bem SBeifen £nng=lü, ber auf 23efel>l
bee Äaiferö .£oang = t9 einen £r)eil feineä £eben$ barauf
oerwanbte, bie gefammte SSHuftB in eine faltbare unb fejte
gorm ju bringen. Slber feit biefer 3eit ifl auch bie SOiuftt
feflgebannt in biefe gorm unb ein jortfcrjritt nid)t erfolgt,
obfcrjon biefelbe mit allem gleife unb tfjeile auf ©taatgfofren
gepflegt mürbe. 25ae orbnenbe 23anb beS Sactes unb ber
be^aubernbe 2ßecfefel ber Harmonie ifl ben Gtyinefen fremb
geblieben? ib,re SSKelobien finb l)öd)fr einförmig unb traurig
unb werben in einem fretö gleiten langfam fcbleppenben
£empo abgeleiert. 2ln Snfrrumenten ftnb bie 6t)inefen weit
reidjer als wir; oon bem ©runbfa^e au$gef>enb, bafl bie ge=
fammte Äörperwelt bie ifjr eigenen Älänge ju einer oollflän=
bigen SJtuftf ^ergeben muffe, Ijaben fte eine SHaffe oon 3n=
fhumenten oon @tein, detail, gebrannter @rbe, J£wl}, Zfyiex:
Rauten, @eibe, auögel)öf)lten ftrüdjten u. bergl. gefcbaffen,
bie ein entfe§lia)eö dijaoe oon Aönen tyeroorbringen. llebris
Chinesisches Theater 155
gen$ hat ftcb bie SDluftf in China fowohl in taö öffentliche, wie
in ba$ ^rioatleben überall eingebrdngt unb e6 gibt feine freu=
bige ober traurige ^Begebenheit , wo fte ficb nicht einmifcht.
3m Theater ift ft'e bie befidnbige ^Begleiterin ber £>arftel=
lung unb macht ftcb befonbere in fcen SEragöbien in einer 2lrt
recitatififdjer Strien (bie bie ©teile unferer SDionologe ju er=
feeen fcheinen) mit oerjweifelnber Sangweiligfeit breit; ba$
fte ben Chören, Pantomimen u. f. w. unerläßlich ift, bebarf
wohl feiner Erwähnung. 23ergl. Amiot, memoires coucer-
nans l'histoire des C'hinois , Jinf, erfte 2Danberung ber altes
ften Sonfunft, bie britifche ©efanbtfcbaftöreife unter 9Wa=
fartnen u. a. m. 7.
Chinesisches Theater. £>te Cbinefen, biefe ein=
balfarairten SDtumien ber Cultur unb Ciotlifation , in fo fern
bei ihnen Slllee geworben, nichts im 2Berben, jebe Äunft unb
.Äunftfertigfeit oorbanben , aber nicht in wetterer 2lu6bilbung
begriffen ift, lieben fcenifcbe Scrftellungen leibenfcbaftlid).
SDJan fann aber oon bem er). SEb. eben fo gut fagen, eß habe
ein 5llter unb feine 3ugenb, toie man behaupten fann, et*
babe eine 3"genb unb fein 2llter. 2Bie alle Einrichtungen
bei ben altf lugen Cbinefen, ift auch baß Theater bei feiner
erften Äinbheit ftehen geblieben, man hat baran nichts ge»
anbert, nichts nachgebeffert , benn in btefem „himmltfcben
deiche" ift 2llle$ com £aufe au$ oollfommen; Sienbern,
23effern, 2Beiterbilben biefje annehmen, ba$ bie beimifeben 3u=
ftdnbe ber Serdnberung unterworfen unb bebürfttg feien, aber
alleö Jpimmlifcbe ift fiabil unb ent§ief>t ftcb ben natürlichen
©efe£en, wonach alleö %vbifäe in ber SÖJanblung unb im
gortfebritte begriffen ift. 2Jtan fann tnbefj nicejt leugnen,
baf bie feenifefcen Vorrichtungen ber Cbmefen einen gewiffen
©rab oon 2lusbilbung unb ba$ namentlich tljre bram. £)td>
tungen eigenthümliche SSorjüge haben, welche aller Ulnerfen*
nung werth ftnb. 2)te 23ebingttr.gen freilich, welche bie Äunft
jur Äunft ftempeln, fehlen; man toei$ nidbtä oon sprincioten
unb äfthettfeben ©efeßen, alfo auch, nichts oon bramaturgifchen
Siegeln. 2lber bie 2)ramen ber Cbinefen haben einen 2Sors
jug, welcher ben Dramen ber europaifeben SSölfer jum grö=
fern £heüe abgeht: fte wurjeln im innerften «Kerne be$
2Solfö unb ftnb bie gefunben unb natürlichen ©eburten ber
poetifeben Slnfchaungeweife ber Nation felbft. Die hollanbis
febe ©efanbtfdbaft, welche im 3« 1655 nacf> ^efing gefebieft
würbe, fanb ben 3uftanb ber tbeafraltfcben £)inge in China
ganj fo, mie ihn auch bie 9teifenben im 19. 3af)rb. gefunben
ijaben. £>ie Chinefen lieben allerlei 2lrten oon ©peftafeln
unb ©aufeleien; fo fah jene ©efanbtfchaft ein fonberbareö
©cbaufpiel, welche^ am J&ofe be$ 33icefönig$ ju Canton
bargeftellt würbe. Sine gute Slnjahl oon ©cbaufp. trat in
134 Chinesisches Theater
Hhterhciuten auf, t>ermummt in £tger-, fernen: unb feos
varberfelle, unb fte ahmten bur* ©eberben, Stellungen, üew
len, Srummen, 3lufreifjen ber 9)tduler u. f. f. jene reipenben
£hiere fo naturgetreu nach, bafj, na* bee JReifebefchreibere
naivem ©efränbtttfj, „ff* 3ebermann über fol* abenteuerli*
fairen jum hb*fren Dermunbern unb entfeljen mufjte." £>ie6
märe nun freilief) bie untergeorbnetfte 2lrt eines Sdiaufptels.
Höher flehen f*on bie 9)caricnettentheater, wel*e *,ahlrei*
im Üanbe umherjiehen. 2>a gibt es, wie bei uns, unahicflicfie
^rinjefftnnen, wel*e in einer 23urg eingef*loffen ft'nb, irrenbe
Stifter, weldje mit wilben Xhieren, Dramen unb anbern Un=
gethümen ju fämpfen haben, bis fte biefelben überminben,
bie ^Jrinjefftn befreien unb ihre «öanb erhalten. 2>ie Jpo*s
jetf wirb fobann mit Spiel, £anj unb furnier gefeiert.
*Ka* biefem Jeenfiücfe folgt eine Eomöbie, ober pielmehr eine
J^arce , worin ftehenbe fomif*e Figuren i oem $>oli*inell.
Scaramuj u. f. n>. jiemlich ahnli*, bie Hauptrolle haben.
SBas nun bie Theater höheren Srvde , auf benen sJDienf*en
agtren, betrifft, fo hat jeber ©afrfjof feine eigenen (§omöbian=
fen, mel*e währenb ber SDcahljeir, jur Erheiterung ber ©äfre,
allerlei f"ur,weilige unb pofft'erli*e Spiele aufführen, roobei
ee an prächtigen Kleibern nicht fehlen barf. <£& ft'nb meift
f*on bekannte S*aufpiele, auf welche fte ft* eingeübt unb
unter benen bie ©äfte ju mahlen haben. 3u biefem 3wec£e
geben fte auch ein 23u* factum, morin bie Stücfe, bie fte auf
bem Repertoire hahen, oerjei*net ft'nb. 2)ie S*aufpieler
reben babei nicht in ber gewöhnli*en unb gebräuchlichen 9>ta=
nier, fonbern ihr SSortrag ift faft ganj gefangartig. diene
(Ecmöbien werben feiten oerfertigt. £>ie S*auluft ber (Shi=
nefen tfr fo grofj, bafj fte oft (5'ffen unb Srinfen barüber oer=
geffen unb na* ber 9J?ahljeit 10 Stunben lang bem Spiele
äufehen, ju welchem 3mecfe Stücf auf Stücf folgt. £>ie
©iirglieber tiefer herumjiehenben Gruppen ftnb meift junge
Seute; grauen bürfen, feit ber Äaifer Äien = Iong eine
S*aufpielerin unter feine >Jtebenfrauen aufnahm, nicht mehr
auf ber JBühne erf*einen, fo bafj jefct auch bie weiblichen
Stollen Don jungen Scannern ober juweilen oon 23erf*nittes
nen bargefteUt werben. £>effentli*e ©ebäube, wel*e für bie
2>crfräge ber 2Socal= unb 3nfrrumentalmuftf , ber £>r*eftit
unb bei feierlichen ©elegenheiten für bram. 2$orftellungen be=
ftimmt ft'nb, gibt ee nur im Sorben, nidht in ben fübli*en
^)rot»injen bee SReidjö; bie Regierung jebo*, welche ft* für
biefe Unterhaltung, bit gebilberfte überhaupt, wel*e ein SSolr
haben fann, auenehmenb interefftrt, tragt bafür Sorge, bafj
Sheater in allen Strafjen mitfelft Sammlungen, bie man un=
fer ben Einwohnern oeranfraltet , errichtet werben. Sin ge=
wiffen Sagen geben auch bie SWanbartnen bie nöthtgen §onb5
Chinesisches Theater 135
baiu f>er , unb bie SSüfjne ift bann binnen wenigen ©tunben
erbaut. Einige 23ambu6, bie ein 2>acb oon geflochtenen 9ttat=
ten tragen , einige über &ragblö<f e gelegte Ureter unb einige
©nicfe bemalten 2?aumwolIen£eucbö, womit bie £interwanb
unb bie beiben Seiten betreibet werben, wäbrenb bie bin 3u=
flauem gegenüber befinblicbe ganj offen bleibt, reicben bin,
um ein er/. SEb. biefer 2lrt ju improoift'ren *). SEimfowsfi
fab einmal in 9)eftng auf einer ©träfe 6 folcfyer Sbeater
neben einanber. «frier fpielte man pon SOJttta^ bis 2lbenb
ununterbrochen, fajr alle Sage, SEragbbien wie Sombbien, bie
mit ©efang unb Xanz untermifebt waren. Spefing atiein
jablt 100 t)erumjiet)enbe Gruppen. <&& gibt ein parterre
unb Sogen; bie 3ufcbauer ftgen auf böljernen SSanBen,
auf benen ibnen bie (£igentbümer be£ Zfyeatexö unentgeltlich,
Xl)ee, bex jwar nidjt oon ber beften 2lrt ift, unb Sichter por=
fe£en lajfen, um ftd) bie pfeifen an^u^ünben. 25er (Eintritte-
preiö ifr auf erft gering ; unb man wunbert ftdb , wie ftd? bie
©dbaufp. bei einem fo niebrig gefreuten Grntre'e mit fo glatt*
jenben Reibungen auöjufratten im ©tanbe ftnb. SDecoratio*
nen ftnb auf bem cfo\ £b. niebt üblieb, fo wie überbauet atle£>
dasjenige feblt, voat> jur Sdufcbung ber ©inne erforberlicb,
ift. Die SÄittel, woburd) man biefen Mangel ju erfe^en
fuebt, erfebeinen unö Europäern oft wabrbaft Iädberlicb unb
gefcbmacfloö. SSenn j. 23. ein gelbberr 23efebl erhalten i>att
ft'cb nacb einer fremben ^ropinj ju begeben, fo febwingt er
bie ^)eitfcbe, ergreift ein $aar Giemen oon einem 9tettjaum
unb rennt mebrere SUcale unter einem entfestigen, bie Obren
jerreifenben Carmen pon trommeln, Raufen unb trompeten
auf ber 23übne berum. 9cad> biefem SQianoeuore ftebt ber
©cbaufp. plö^licb ftill unb oerftebert ben 3ufcbauern febr
ernftbaft, baf et nun toivtlid) am £5rte feiner 23eftimmung
angekommen fei. ©ollen bie SWauern einer ©tabt im ©türme
erftiegen werben, fo legen ftdb; Pier ober fünf ©olbaten über
einanber, um 2Ball unb ©raben oorjuftellen , Jpaufer unb
99ieubles werben ebenfalls bureb SWenfcben porgeflellt unb
wenn <linex auftritt, fo nennt er porber feinen tarnen,
©tanb, @barafter, 2krmanbtfcbaft u. f. f. £>a$ Softüm
bagegen ift oft auf erft prächtig unb ben jebe^maligen Stollen
febr angemeffen unb, ba bie cbineft'fcben ©tücfe gröftentbettö
eine tjtflortfdbe garbung unb Unterlage t)aben, auc& bift°=
rifcb, meift ba$ (Softüm ber (Sbinefen por ber tartarifeben
Eroberung. 2>iefe wanbernben Gruppen, welcbe au£ 8—12
9>erfonen befieben, jieben auf einer bebedften 23ar£e, bie ifynen
*) SScrgt. bie bem 3. Softe bcigcgc6cnc SJlbbilbung, bie inbee ein
Sbcatcr bet ebteren 2t« barftcllt.
156 Chinesisches Theater
$ur 2BoIntung bient unb worin fte unfcr Anleitung ibres
2>irectors tf>re Collen einfhtbtren, oon Ort ju Ort. >ilud) in
ben ^aldften ber ©rogen gibt es Scbaufpielfale. üfikrben
bie Scbaufo. )u einem ©roßen gerufen, um bei einer feft=
Iidjen ©elegenbeit ju fpielen, fo überreichen fte bem Jyeftgeber
bas aSerjeicbnig ibrer Stücfe, unb biefer Iä§t nun feine ©äfte
wablen. Sarauf werben bie Tanten ber ^erfonen bes ge=
wählten Stüd's laut oorgelefen, unb ftnbet es ft'di, ba$ einer
berfelben 2lebnlid)feit mit bem oon einem ber ©äfie b**t, fo
wirb , um jebe anfrbf ige 2lnfpielung jn oermeiben, fcbnell ein
anberes Sfücf gewählt. 2>er gelehrte SJlifftonär ^Jremare
t>at uns anfange bes oor. 3*if>rt>. juerfr mit einem d)ineftfd»en
<Stü<fe befannt gemacbt, meldjes er aber fjöcfefr mangelbaft
unb unoollfommen überfe^te, ba er tie oft ferjr erhabenen
unb gefübloollen lorifcben «Stellen, welche in S^ina unter
muft'falifdjer ^Begleitung gefungen werben, ntcbt mit übertrug.
£>as Stüif tragt ben £itel: bte SBaife ber gamilie &ebao,
unb lieferte Voltaire ben Stoff ju beffen 2)rama : bie dune=
ft'fcbe SBaife. 25awis übertrug bie Dramen: ber 4üte, ber
einen Sotyn bekommt , unb : ber Äummer J&an's , legeres
mef^r im 2lusjuge. 2>ie erjte oollftänbige Ueberfe^ung
eines düneftfcben iDrama's, weldje fafr wie eine Sieoolution
in ber cr/ineftfcfren ^^üologie anjufcben ijt, rübrt oon bem
bekannten Stanislas 3ulien ber, welcher ein Stücf oon Jpoei=
Ianfi: bte ©efcbicbte oom Äreiberinge (l'histoire ein cercle
de craie), 1832 in franj. Ueberfe^ung berausgab. 3wei Sabre
fpater lieferte er bie früber oerfhtmmelte „SBaife ber gamilie
SCebao" in treuem 9lbgu§ nad) bem Örtgtnal. ©egenwärtig
$ab fein auegejeicbnetfter Scfcüler, SBajin ber Weitere, oier
djineft'fcbe Stütfe in franj. lleberfe^ung b.exauö. 2>iefe ft'nb:
bie OtdnBe einer Äammerjofe, oon i£cbingste = foeij ber con=
frontirte dtod , (la tnnique ccmfronte'e) oon Üdjang = Äoue = gnt,
einer duneftfcben (Sourtifane ; bte «Sängerin, obne 2tngabe bes
SSerfaffers; bie Staate ber £eou=ngo, oon Äuan = ban = fing.
©ebanf enoolle £iefe , SHotioirung , eigentliche <H)axaUexiftit,
organifcbe Crinbeit, woburd) ein Äunftwerf erfr jum «Äun(r=
werfe wirb, fudje man in biefen Stücfen nidjt; bagegen wirb
man ftcb oon ber 2Babrbeit, ber 5Tfatürlicb!eit, bem 9>atbeti=
fcben in ben Situationen, ber fieicbtigfeit unb ßebenbigfeit
im Dialoge, ber edjt orientalifeben bilberreidjen Slnmutb in
ben Inrifcben Stellen unb ber Bartbeit unb (£rbabenbeit in
ber Scbilberung ber ©efüble, befonbers ber ©efcblecbt0= unb
«Äinbesliebe, wabrbaft überrafcbt jtnben. 2)ae erfte unb lefytc
Stücf ft'nb bie merfwürbigften , jenes wegen feiner unterbal=
tenben ilrftnbung unb als 25ar(lellung einer jarten burcb
Jöinberniffe gefreujten Hebe, biefes als eine 9lrt -Dtacbts unb
Sd^auerftücf , weldjes ftcb mit beutfdjen unb franjöftfcbcn
Chionides Chiron 137
©tütfen beffelben ©enreö an 2Birfung redjt wof>I meffen
fann. £eou = ngo erfajeint barin am ©cbluffe alt radjenbeä,
tie f)rimlidjen SBege bcr 23oöfjeit aufbecfenbeä ©efpenft.
Uebert)aur>t (feinen bie ©Ratten in ben Dramen ber <5f)t3
nefen eine bebeutenbe SRolIe ju fpielen, ba fte baju eine
eigene 23orrid&tung fyaben, welcfce fte bie „Pforte ber ©eifter"
nennen. 3ebenfall3 wäre ju wünfefcen , ba$ bie angeführten
2>ramen aueb in baes ©eutfdje überfe^t werben. 2>ie &ennt=
nifi emee Söolfö läft ftcb, nirgenbg wol>er beffer unb anfdjaus
lieber fdjöpfen f als aug ber «Äenntnifj ber 23üh,ne einee 2Jol=
feö, oorau$gefe$t, ba$ biefe, roaö ft'e immer unb überall fein
follte, wie bei ben Sbjnefen eine nationale ift. 23ergl. bie
©efanbtfdjaft ber oftinb. ©efellfcbaft ber oereinigten Stieber=
Iänber an ben tartarifdjen (Stjan unb nun auäj ftneftfeben
Äaifer, Derridjret burdj bte Ferren tyetex be ©ojen unb
Sacob Äaifern, betrieben burd> Sodann iHeufwff gr. 4. mit
otelen Silbern. Slmfterbam 1666} bie 9teifebefa)retbung ber
brittfdjen ©efanbtfdjaft unter SWafartnet)? bann bie 9teife=
werfe «cn £imfom6fi, 2)awi6, ^remare u. St., fo wie bie
Ueberfe^ungen duneftfeber ©cbaufpiele r>on 2>awi6, tyxemaxe,
©tantslaei Julien, 23ajin b. Sielt, u. 21. m. (H. M.)
Chionides wirb mit OTagnes ' naef» bem langen
3wifd;enraume t>on @ufarion6 Stuftreten in Wttica al$ ber
<£rfte genannt, ber ft'd) wieber in ber Somöbie t»erfud>te.
2lriftotele$ bejeidmet jwar ben Qrpid>armu6 auf ©ictlien (f. b.)
um 480—70 als ,,weit früher," allein fo wörtlid» ift bie$
nidjt ju redjnen; im ©egentfyeil berührt il>n <Sf). riemltd) nafye
unb bei bem lebhaften 3?erfef)r, ben 2ttf)en trieb, bei ben
engen üBejiefjungen, in benen e€ namentltd) mit ©icilien ftanb,
bürfen wir oermutfjen, baf ba$, wa$ \)iex für bie Qiomöbie
getf>an würbe, auf S&ttica nidjt oftne Grinfluf blieb. 2Bie auf
ber einen ®eite ben <£pidjarmu6 ju ©oracuö, berührt <5b,.
auf ber anbern ben ©rattnuö ju Sitten: jünger alö jener
unb alter al$ biefer ift er beiber 3eitgenoffen unb btent beiben
gleidjfam alö 23inbeglteb (f. (Srates u. <5ratinu$). (iV. G.)
Chiron (SHtttr).), warb jwar in ber ben Kentauren
(f. b.) eigentümlichen ©eftatt geb., war aber im ©egenfa^e
iu iftnen unfterblidj unb ber meifefte aller bamaligen <£rben=
bewoljner, namentlich in ben SERufenfünften fyoefeerfabren,
weffyalb ic)m bie berüt)mteften ©ötterföfme unb Heroen in
ibrer 3ugenb jur Grrjiebung anvertraut würben, gereute«,
einer berfelben, oerwunbete tl>n , afö er bie ftdj jubrängen=
ben (Eentrauren oerfebeudjen wollte, unoerfefjenö mit einem
in baö ©ift ber ternäifdjen -£t)bra getauften Pfeile. Um
ben ©dmterj ber unheilbaren 9Bunbe niebt burd? alle <£mig=
teit ertragen ju muffen, ftef)te er ju ben ©Ottern, tyn bie Un=
1."!! Chironomie Chollet
fterblicbieit ,31t nehmen, worauf er als Sternbilb bes sgdjü^en
an ben «öimmel oerfe^t würbe. (F. Tr.)
Chironomie (ÜDcimif), berjenige £heil ber SRimir,
ber bie tehre oon ben JSeroegungen ber Jöänbe enthalt 5 f.
9Kimif.
Chirurgie (2Weg.). Unter ber ©eftalt eines ben
©ett ober bte ©öttin oer 2lrjneifunft (f. b.) begleitenben
©enius bargeftellt, meiner eine f ankette ober fonft irgenb
ein chirurgifdjeS ^nfrrument unb einen äüerbanb in ben «&dn=
ben trägt. (K.)
Chiton (©arber.), 1) ein weitet leinenes Unterfleib
mit 3Iermeln, oon ben alten attifeben unb jonifeben grauen ge=
tragen. 2) ein tucfyenes Unterbleib ohne >2lermel für eie SWdn=
ner, in ber §orm ber £untca ähnlich unb bis auf bie &nö=
cbel h^rabgehenb. 2)iefcs Jtleib »ertrat bte ©teile ber £em=
ben, bie man bei ben ©rieben nicht fannte.
Chiana (©arber.) , ein mantelartiges Sberfleib ber
©riechen, welches befonbers als 33ebe<fung in ber sJiacht biente;
es würbe oon beiben ©efcblecbtern getragen unb war nur in
bem leichtern ober fehlerem Stoffe oerfefaiebenj auch nach
ben Sahresjeiten war biefer Hantel oerfchieben : im ©ommer
einfach unb oon l«ichten 3eugen, im SBinter oon wollenen
Seugen unb frarE gefüttert.
Chläinys (©arber.), ein Dberfleib ber griedj. Banner,
ber CEhlana ahnlich,, befonbers als 3agb = unb 9teifetleib
üblich,. 2>ie üDfacebonier , bei benen es namentlich bie Steifer
trugen, führten biefes Äleib in ©riedjenlanb ein. (B.)
Chöerilus. I) 6h- »• Slthen, twrjugSweife ber £ra =
gif er genannt, mürbe um 544 geb., blühte als trag. Siebter un=
ter ben ^iftfrratiben unb mar ein 3eitgenoffe (Sratinus, tyb,v\)=
niefms unb auch bes 2lefchölus, ta er bis um 480 0. <&b,x.
lebte. Stach <2uibas foll er 150—60 ©tücfe »erfaßt haben,
oon benen 13 ihm ben @ieg gegen ^hrönicbuS oerfebafften.
SDte 9?atur biefer <Stücfe lagt ftcf> nicht beftimmen. 2L*enn
ihm oon (Einigen bie (Srft'nbung ber SDiaSfen beigelegt »wirb,
fo fann bamit nur eine oon ihm in benfelben bemirfte 2(en=
berung ober 23erbefferung angebeutet werben, ba bie Sfflaeten
fchon früher befranben ; auch um bas (Joftüm foll er ft'cb 3Jer=
bienfte ermorben haben, ©uibas fagt oon ihm, er habe bie
S£ragebie meiter gebilbet. 2) @h- aus ©amos, um 472
0. <&t)x. geb., ber in einem eoifcfcen ©ebicht: ty ex feis, ben
©ieg ber 2ltf)ener über £erres feierte. (£r fdjeint audj 60=
möbien gefchrieben ju haben unb jmar als 25iener eines fef>r
gering gefaxten Richters ber alten (Somöbie, beS (£f»han=
ribas. * (W. G.)
C holtet, geb. um 1800 ju ^aris, mar in feiner Jtinb=
heit GEborfnabe ju @t. ©ujrachej fein SJater, ein tüdjtiger Tlu-
Chor 139
ft'fer, braute if>n bann in ben <Sf>or ber grofjen Oper, wo er
Blieb , bii er auf bem Theatre Feydeau bebütirte. ©r fanb
ben lauteften 23eifall, unb batte in fer %t)at bie fdjöne £enor=
ftimme, welche bie Sttatur ibm gab , burd) Uebung unb «Runft
febr oortheilhaft auegebilbet. 2>ie GFomponiften beeiferten ftch,
für feinen fdjönen Senor, Opern ju fdjreiben, unb ibm Der?
banfen mit auf biefe sÜBeife „bie beiben ifläcbte," „$va X>ia=
oolo", unb mehrere anbere. 2$om Theatre Feydean ging er
nad) SSrüffel, oon wo er erft fürjlia^ nad) $paris jurüc?=
gefebrt unb feitbem SDittglieb ber fom. Oper ift. #ier würbe
fogleid) ber „9>oftilIon oon Conjumeau" für if>n gefdjrieben
unb man jäblt tr)n ju ben oorsüglidjfren £enoriften ftxanU
reicht (A.)
Chor, I) (a. SBübne), eine Sfnjabl, urfprünglid) oon
50, bann oon b,alb fo Diel unb weniger "J)erfonen in ben griedj.
£ragöbien, (Jomöbien unb ©atorfpielen, meldje, in bie $anb=
lung nicht eigentlid) oerffod)ten, al& 3ufdjauer an berfeiben
£beil nebmen unb namentlidi baju beftimmt ft'nb, bie 3wi=
fdunvaume bei @tütfs mit ©efang unb £anj auszufüllen.
(£& ift bier nur oon ben fcenifdjen (Sbören bie ütebe , über
bie ctjflifchen ober bitbt)rambifcben <£r>örc, ali bie urfprüng=
Iid)en, ani benen jene wie bai ganje 25rama beroorgingen,
f. 2Ilte 23üb,ne unb 2)itbt)rambu6. 9lu6 ben ci)£ltfd)en Sr>ö=
ren b^oorgegangen, blieb ber (Sf). ber Präger bei religiöfen
©lementö unb feine ©efdnge waren ibrem Snbalt nadj ebenfo
fromm, beilig unb auf l£rmecfung b*r bödjfren 3been unb
©efüble gerietet, toie in ©pradje unb SDielobie feierlid) unb
ergaben. 2)ie 2Burjel ibrer SBerbinbung mit ber bram. «6anb=
lung ift in ber Statur bei fyeüeniidien SJolfßlebenö ju fuchen,
bai burchaug ein öffentlidjeg mar 5 ber <Sb» frellt bemnadj ben
3eugen, ben ibealift'rten 3ufd>auer bei ber J&anblung bar?
feine ßieber entbalten bie ©ebanfen, bie moralifdje 33etrad)=
tung über bai tvai oorgebt; ft'e weifen in bem spiele irbi=
fdjer Ceibenfchaften auf bai ©örtliche unb auf bie SJerfnüpfung
menfd)Iid)er 2>inge mit ben t)öt)exen 9)tad)ten i)in u"^ ft'nb
neben ben GEptnilien bei $)inbar, mit benen namentlid) bie
(Sborlieber bei %te)i)t)lui fo grofje 2lebnlid)feit fyaben, bie
fd)önflen unb erbabenften ©tücfe ber griedj. Sttrif. 2)ie Un=
partbeilidjfeit bei 3eugen, bie burd) fein Sorurtbeil unb feine
Seibenfdjaft beftochene SBeisbeit unb bie bobe religiöfe SEBeibe
bei &i).i mad)en ei natürlidj, ba$ er nid}t felbft bei ber
«£anblung betbeiligt erfd^eintj bodj machen bie @d)uiflebenben
bei ©uripibeö unb 2lefd)t)lug, fo tvie bie ©umeniben bei £e§=
teren bteroon eine Slusnabme , inbem in biefen ©tücfen ber
dt), in bai 3ntereffe ber J&anblung oerflodbten ift, waö
bort bie 5Ratur ber %ahel fo mit ftd> bringt. 25te 2tnjabl
oon 50 9>erfonen bei ben cpflifcben Sbören, modjten fte au6
140 Chor
Scannern ober «Knaben befreien, foll audt fpäter als bie
£ragöbie ft'd? an bte ct)?lifd)en (Sböre angefdjloffen l>atte,
bie urfprünglid)e 3af)l wie in ben (Sumeniben bee s2lefd)t)lu5
nod> geblieben fein; fpater würbe ber tragifdje @f). auf 15
^Jerfonen befdjranEt, wogegen ber in ber (Jomöbie aus 24 be=
ftanb; im ©atyrfpiel befranb ber <5(). ebenfalls aus 15 ^ers
fönen, bie (51) o reuten waren aber ©atprn, bie unter 9lns
füfjrung bes ©ilenus aufsogen, wie es im <$»flo»e bee ©uri=
pibes bem einjigen , unö nod) übrig gebliebenen fatorifdjen
25rama , ber galt ifr. 2Bie in ber 3af)l ber @rjoreuten , fo
unterfdjieben ftd) bie fcenifrf>en @l)öre aud> in ber 5<>rm ber
Sluffüfyrung t»on ben ci)iü\<ben. 2)enn wdfyrenb biefe im Äreife
rannten , wooon ft'e ben tarnen erhalten f)aben , traten jene
mit etnjelnen 9lu6nal)men, wie in ben (Jumeniben bee 2lefd)t)=
lue, wo bie gurien burdjetnanber in bie £)rd;eftra jrürmen,
in Kolonnen in bie ©cene unb jwar entweber 5 SDtann in
ber Siefe unb 3 in ber 23reite ober 5 SDlann in ber ^Breite
unb 3 in ber SEiefe, was in ber Äomöbie wegen ber größeren
3af)l eine bem numerifdjen 2Jerf)dltnifj entfpredjenbe W)*
dnberung erlitt. Unter 2Sortritt ber glötenfpieler in ber £)rs
djeftra aufmarfdjirt , flellte ft'dj ber <Sf). ju beiben ©eiten
ber £f)»mele auf, wdijrenb ber (Styorfüfyrer (Sfyoragus)
ober (Soröpfyagus auf bie altarartige (Srfwfyung felbjl
flieg , um bie oerfduebenen ©ange unb ©djwenfungen , wie
ben Vortrag beS @f).6 ju leiten unb ben oft wed)felnben £act
unb JRf^ttymus berfelben einjufjalten. 25enn fobalb ber @f).
ft'd» aufgehellt f»atte, erflang bas 33orfpiel ber ^itfyara, unb
mit bem barauf einfallenben ©efang fe§te ft'dj aucfj jugleid)
ber 5U# ^cr Streuten jum £anj in ^Bewegung, ber auf bie
mannigfaltigjle SBeife unb in ben fünftlidjjten 3Jerfdjltngun=
gen ausgeführt warb. £>iefe erinnern an bie tactifd>en <£üos
lutionen eines fiodws, wie bie ^Bewegung, oermöge welcher bie
3üge in einanber einfdiwenfenb eine fjalbmonbfbrmtge ©teliung
um bie £f)ßmele bilbeten. 2>as Stuftreten bes <5l).s auf bie
Ördjeffra ruef : ©diwenfung, bie ^Bewegung, oermöge ber er
feine urfprünglidje Stellung »erlief, ©tropfte, (3Benbung)
unb bie ©egenwenbung, burd) weldje er in bie erfle ©teliung
jurüdfe&rte, 9lntifrropf)e. 25iefe tarnen würben aud) auf
bie einzelnen Steile bes ©efangs übertragen, weldjer biefe ent«
gegengefe§ten SBenbungen begleitete, unb ftdj einanber in ber
3ar;l ber Serfe, wie im Versmaß auf bas genauere ent=
fpradjen. 2)iefe ©efcinge würben entweber oom ganjen <5f).
ober wecfcfelfeitig oon ben beiben Jpalbcpören unter entgegen*
gefegten ^Bewegungen unb mit abwedjfelnben Stellungen ge=
fungen, ber ©d)lu|gefang : (ärpobue jebocrj, mit bem biefe an*
tiflrop^if<ften ©efdnge oft enbeten, unter ©tillfieljen in ber
9ftitte ber Ördieflra. 3n bem erfren gemeinfdjaftlidien ©es
Chor 141
fange (nidjt bem erfren @borgefang überhaupt, ba fcie Choreus
"ten aud) in einjelnen Siedlungen fingen tonnten) , melden
fcer ganje (Sb« nad) feinem 2luf treten fang, bem ^arobuö,
fommt ber (£»obue aud) in ber SDlitte oor, in ben folgenben
©efängen bes ganjen 61). 6 aber, welche ©tafinia Reifen,
madit ber (£»obuö immer ben ©djlufj aus. 23erfdneben oon
biefen ©efängen ftnb Älagelieber, in benen ein gefdjebeneö
UnglücE entweber oon einzelnen Streuten ober abwed;felnb
oon biefen unb oon 'JJerfonen auf ber 23übne beilädt wirb.
2)ie Jpeftigfeit erlaubte bei biefen bie S3Jteberfer>r beffelben
Serömafesi in ©egenftrooben oft nidjt} boefe, fonnten ft'e aua>
antiflroül)ifd) fein, unb ungeachtet aller fdjeinbaren Unregel=
tnäf» igfeit in ber fReibenfolge ber ©tropfen, wie in bem SBedjs
fei ber ftngenben ^)erfonen, würbe burd) bie fünfilidjfte Söer*
fdjlingung eine folebe ©ometrie beroorgebradrt , bafi btemeilen
fogar in ©tellung unb ©leidjflang ber SBorte eine Ueber=
einftimmung jwifeben ©troebe unb ©egenfrropl)e berrfdjt, unb
ein $Perfonenwed)fel in ber Slntifrropbe an ber nämlidjen
©teile unb in bemfelben %u$e beffelben SJerfeS wie in ber
©troobe ftattfünbet. SDiit Sluenabme bes <£pobu& mürben alle
©efänge im £anj gefungen, benn aud) bae ©taftmen beu=
tet auf fein ©fillfteben ber Sboreuten, fonbern brücft nur
aus, bafj baes @borlieb feine 2lnapäfren unb £rodjäen ent=
bält. £>er ^bortanj in ber £ragöbie t)ie$ (Smmeleia, in
ber (Sombbie (Eorbar, in bem ©atr^rfotel ©tftnntö. SBät)s
renb bes 25ialogs ber @d)aufp. auf ber SSübne , fianb ber
<£t}. ruhjg auf ber £>ra>eftra, unb wenn er an bem Dialog
£beil nabm, fo gefdjab es nur burdb. ben ßänpborus , ben
SBortfübrer ber @boreuten, fofern es nidjt notbwenbig mar,
baf biefe einjeln ipxe SÜceinung jagten. 9toa) weniger als
in ber Sragöbie greift in ber Somöbie ber @b> in bie <£anb=
lung ein, ober wo btes gefduebt, wie in ben Stottern, ben
9ld)arnern u. a. ©tücfen bes 2lrifro»b«nes, tritt er bod) in einem
anberen Sfjarafter auf, inbem an eine ibeale Sluffaffung r>ter
gar niebt ju benfen tfr. ©eine eigentliche würbeoollere unb
unb fjötjere 3lf)ätigfeit beginnt bier erfi mit ber §)arabafe, wenn
bie ©djaufp. abgetreten ftnb unb ber @r)or nun, ber bie bas
bin ber £anblung feine Slufmerffamfeit fdjenfte, ftd) gegen
bie 3ufdjauer umfdjwenft unb an fte feine Sftebe richtet. >Hud>
biefe $>arabafe warb tanjenb ausgefübrt unb ^war in 7 ©djwens
hingen, benen wieberum wie in ber Sragöbie eben fo oiele
St)etle bes ©efanges entfpradjen, bie jebod) nidjt in jeber
(Somöbie oollfiänbig *oor? ommen. 2>er erfte berfelben tjr baß
Sommation, ein Siebten oon bem St). nod> in feiner alten
©tellung gefungen, womit er bie oon ber 23übne abtxetenben
©cbaufp. begleitet, hierauf wanbte ftd) ber ©b» «n bie 3u=
fdjauer, um in 2lnapdflen über ben 2>idjter ober eine fonflige
142 Chor
Slngelegenbeit ju fprecben. 9tacf> tiefem Siebe, beffen Scblufi
9)tacron ober $)nigoß hei#t , frimmt ber (Jb. mit einer
Scbwen£ung (Stropbej eine Cbe auf irgenb eine ©ottbeit an,
welcber eine metrifcb genau übereinfrimmenbe 91 n to b e oerwanbi
ton 3nbalt6 entfpricbt. Söeibe ftnb inbef burcb baß Epirrbema
oon einanber getrennt, eine im munteren trocbaifcben S>erßi
mafie an bie 3ufd>auer gerichtete ilnrebe , in welcher ber @b.
feine politifcben ©eftnnungen ohne alle 3urücEbaltung offen=
bart, unb bcm , wie ber £>be ober Stopbe bie Slntobe ober
2lntifrropbe , fo ein in bemfelben SBerßmafj abgefafteß unb
abnlicbe ©egenfianbe bebanbelnbeß 2lntepirrbema ent=
fpricbt. 3n ben legten StücFen beß Slrifropbaneß , oon be=
nen wir nur nocb ben ^lutuß befüjen, fef>Xt bie $)arabafe
fdjon, wäbrenb ber (£b. nocb begebt, aber obne alle 23ebeus
rung , wef t)alb er balb ganj einging, lieber bte Stellung,
Stuerüfrung unb Einübung beß @b-ß unb SllleS was babtu
gebort ft'ebe @boregie. — Scbtller in ber 23raut oon 2)cefftna
unb JRaupadj in bem ÜErauerfp. Xbemifto traben eß oerfucbt,
ta$ ^rinjip beß antuen (5b\ß mit ben 2lnforberungen ber
jetzigen 23übnengeftaltung ju vereinen , aber ofme eine allge=
meine ©eltung ^erringen ju fönnen. £>ie (Jböre ber SJraut
oon SOtefftna werben oon (Sborfübrern gefprocben unb nur
einige (ifnboerfe oom Qb. wieberbolt unb in ber „£bemifro"
bat Sftaupacb fogar oerfucbt, bie Qböre fratt ber 3wifa>enacte
fingen ju laffen. — 2) (£ecbnO £>aß 6b. beß mobernen Xbea*
terß befiebt auß einer 2lnjabl Scanner unb 5ra"en unb audj
wobl Äinbern, bie nacb ben Stimmen in Soprane, 2llte,
Senore unb 23affe getbeilt, entweber in Opern bie für fte be=
frimmten Sfluftf'frücr'e außfübren, ober im Scbaufpiele als
SJolf, Solbaten, J&ofleute , $)riefler u. f. w. ftguriren. 23et
größeren 23übnen (lebt ein befonberer Dirigent an ber Spi$e
beß 6b-3» bei kleineren ftnb fammtlicbe SDcitglieber ber 23üf>ne
oerpflicbtet, entweber ben (Sb- überbaupt ju oerfeben, ober
ibn ju oerjrärfen. 9tur contractlicbe 23ebtngung fann oon
biefer SSerpflicbtung entbinben. <£in @b- oon nur einiger 23e=
beutung muf auß wenigflenß 12 Stimmen , alfo 3 auf jebe
einjelne beß Sluartettß befreben. 23ei gröfern 23übnen fteigt
biefe 3abl bin unb wieber auf 100 unb mebr. — 2lucb fudjt
man jur SBermebrung beß engagtrten 6b-ß Sttilitarfänger,
(Surenbefnaben, Äircbenfänger in fatbolifcben Sanbern unb
SBaifenfrtaben ju bekommen, ütur SDiabcben unb grauen ftnb
feiten anberß alß burcb fefleß Engagement für ben (5b. ju ge=
winnen. — 2)aß (Srinfhtbiren ber ttböre 'gefcbiebt gewöbnlicb
SWorgenß oor bem 23eginn ber groben unb JWacbmirtagß oor
ber SBorftellung. SWan wablt biejenigen auß, weldje flöten
lefen fönnen, fe^t anbere fhmmenweife um fte hex unb lä$t
nicbt ef>er äufammenftngen , biß jebe einjelne Stimme ooll=
Chor 143
firänbicj eingeübt ift. 2Sortf>eiIf)aft t>at ee ftcfj bewährt bem
(5b. beim <£inftubiren fcbon bie (Situation mitjutbeilen, iti
welcber berfelbe Wirten feil, weil ttee befonberes auf ben cba=
rafteriftifeben Vortrag wirft. 25eutlicbe Slusfpracbe ift neben
bem rid)tigen ©efange bie J&auptfacbe , auf welcbe beim (£tn=
ftubiren geachtet werben muf. Soll ber (St), auf bie 23übne, fo
muf oorber oollftänbig auewenbig gefunden werben fein. 3«
ber Strrangirprobe (f. groben) erbdlt ber (Ib. bk 2öeifung, oon
wo, in welker Örbnung er 31t foramen, wie er ju fteben unb
welcben 2lntbeil an ber .fcanblung er ju nebmen fyat. hierbei
tft ju ratben, ben @b. ntdbt nacb altbergebradbter 2lrt, SDianner
unb grauen getrennt, fo \vk genau ftimmenweife gefonbert
aufjuftellen. ©ben fo Iaffe man ben (Sb. nie weiter als bie
an ben SBorbang auf ba$ ^rofeenium b^rauötreten unb forge
bafür, bafj ber £actftocf be& Srcbefterbirigenten überall ge=
(eben werben Eann. äSoltsmaffen , 23auern u. f. w. überall
mit getrennten ©efcblecbtern anbringen ju wollen, tft wiber=
finnig unb ber gefebiefte ©ebraudb be& Sb.6 tft ein SDiittel für
bram. SÖirrung, beffen Äraft bie „Stumme oon *Portici" beut=
lief; gezeigt, aber nur feiten Jiacbabmung gefunben pat. 2>em
<5b. aud) riefctiges Sptel beizubringen, ift eine febwierige aber
unerlaf liebe Stufgabe für ben 5lrrangirenben. 2116 ^ülfömittel
bafür wenbet man Gortjpbäen (f. b.) an. — 3) (SDhiftf), a) jebe
Bereinigung mebrerer ^erfonen ju einer gemeinfebafflieben
muft'f. ^Jrobuction, alfo eben fomobl ein Serein oon 3nftru=
mentaliften, als oon «Sängern; wir baben bier jebodb nur
oon le^tern ju reben. 3u einem oollftänbigen Sänger=
dwr geboren Pier Stimmen. Sopran (2>iScant) , %it, £enor
imb löafj. Sie beiben erfrern beifen Öberfttmmen unb
werben entweber oon grauen ober oon «Knaben gefungen,
wäbrenb bk le^tern — Unterftimmen — Scanner erbei=
fdben. £>tefe oier Stimmen werben, wenn es ber Sborgefang
erforbert, nodb in jwet Unterabtbeüungen getbeilt, bie bann
erfter unb ^weiter Sopran, 2llt, Senor unb S3af beifen.
2)ie SBirfung unb Sebönbeit oeg Sborgefanges bangt eben fo
febr oon ber Sücbtigfeit ber einzelnen Stimmen, ale oon ber
%ln%at)l ber Sänger ab$ jebenfallS aber ift pünftlidbeS unb
funftgereebtee 3ufammenwirfen unb ein richtiges SBerbälrnif
ber Stimmen jueinanber äum gelungenen unb erfreulieben
CEborgefange erforberlicb. SuteiftenS wirb jwar bie £>ber= unb
Unterftimme (Sopran unb 23af) ftärfer als bie 99tittelfttm=
men (2llt unb Senor) befe^t , bamit ft'e beutlicber b"oortre=
ten. — 2)er Sborgefang ft'nbet ftcb bereits im graueften 2llter=
tbume unb bei allen äüölfern; ©otteeoerebrung, fiefle unb
SSorbereitungen jum Kampfe oeranlaf ten gemeinfcbaftlicbe ©e=
fange. 3m 10. 3abrb. ftnben wir ben ©borgefang Bunftge=
reebt beb,anbelt unb oierftimmig unb am ©nbe beö 13. Sabrb.
144 Chorage Chordirigent
t>atte ex bereite einen fyoben ©rab ber 9lu$bilbung erreicht;
aber erft am <2rnbe beä 17. 3at)rb. bemächtigte ftd> aucf> bie
23üf)ne feiner unb er würbe ein £l)eil ber Oper, wo er 9ln=
fangS ben gried). (Soor, (f. @bor 1.) pertreten follfe, aber
balb f cn biefer -öefrimmung abmid) unb ft'dj feine je#ige ©tel*
hing errang. — b) ©in SDiufiffrücf , weldu'6 für ben gemein^
fdjaftliaVn Vortrag befrimmt t(r. ©in foldjeö SMuft'ffrüd? muß
naturgemäß ber 9lu6brucf einer ©efammtempftnbung fein j
bod) i(l ee ber .Kunfr gelungen , aud> bie oerfdjiebenfren ©e=
füfjle im <Sf). auejufprea^en unb ju einem fyarmonifdjen ©ans
jen ju oerbinben. SDian unterfdjeibet in ber (Sompofttion
eines (£!).$ ben flrengen unb freien ober gemtfdjten
©toi; ber @f>. tot erftern, fugirten ©role gehört fajr aue*
fdjlteflid) ber Äirdjenmuftr', ber festere »orjugämeife ber Oper
an. — Jparmonie in ben SBorten be& %exte$ unb £eid)tigfeit
in ber Sluöfüfjrung ft'nb bie erfren 3lnforberungen, bie an ben
(Sompomfren eines <St).6 gemalt »erben unb jwar ba$ le#s
texe, weil ber 61). meifl nid)t oon Äünfrlern, fonbern oon
beuten vorgetragen wirb, bie feinen fjofyen ©rab mufft. 2lu$s
bilbung erlangt fjaben. (W. C, L. S u. 7.)
Choräge (a. 23üb,ne), f. (Sljoregie.
Chorägium (a. 33ühne), in ben Xfyeatern beö alten
Storni berjenige Ort, wo bie ÄleibungSjrücfe, SDecorationen,
mufftalifdje Snfrrumente unb JRequift'ten aufbewahrt würben.
93et ben ©rieben mürbe aber ber ganje 9taum hinter ber
©cene fowoh,!, als audj ber Slnfleibefaal ber @rf>aufp. fo ge=
nannt. £>er Urfprung beS SBorteö in GEhorage (f. b.) ju
fudben. (L. S.)
Chordirigent (£erfm.), bei größeren Sweatern ber«
jjentge 9)lufftt>erftänbige , ber bat <5f)orperfonale beaufft'd&tigt,
bie 6f)öre einflubirt unb für bie gute 2luefüb,rung berfelben
üerantwortltd) tft. <£r f>at bie Obliegenheit, für ba$ <£ngage=
ment guter ©timmen ju forgen unb muß ftdj ju biefem
3wecf, beim SOtilitär, Äirdbenfängern, (Surrenben, JßanbwerfSs
burfdjen umfeben, wenn nicbt genügenbe SWelbungen erfolgen.
@r fef>e bei ber 2luSwab,l neben ber ©timme audj auf ein oor*
t^eilr>afteö Sleußere, ft'ttlidjen SBanbel unb triftige Conflitus
tion. 3ur Serflärfung ber ©oprane unb Sllte ftnb Knaben
befonberS ju empfehlen. 23eim (£infhtbiren bebient er fidj
entweber ber eigenen ©timme, beS <5lat»ierS ober ber Sioline;
ieid>net bie fleißigen aus, tfr nad)ftd)tig gegen bie weniger
gärigen unb wäf)lt, wie beim gegenfeitigen ©djulunterrtifjtf
bie ©efdjid'teren, um als @borfül)rer ju bienen. SBei neuen
Opern geftfnebt baS (Sinfhibiren erfl flimmenwetfe, bann nums
mernweife unb ber <S1). barf baS ^erfonal ntajt er)er auf bie
Süb^ne laffen, bie 9llleö auöwenbig gejungen wirb. Set ^Jro=
ben unb 2SorjteUungen ifi ber ^)la§ beö <&t). auf ber 23ül)ne,
Choregie 143
hinter bem <£t)oxe, ju welkem 3wecfe er ftdb mit anjujieben
bat, wenn er ftdt) auf feinen Unterbeamten f)infta^tiid& ber
Stufft'cht »erlafifen fann ; auö Der Soulifje tactiren ju wollen,
bat oft mehr gefdjabet alö genügt; bagegen wirft ba6 23e-
wufjtfein, oen Dirigenten mitten unter ftcb ju wiffen, t>or=
tbeilöaft auf bie 9lcbtfamfeit unb ben gleif* bet Sborö. SDie
Seaufft'cbtigung beö pünftltcben Äommenö, Sluftretenö, Wi*
gebend, fo wie bafj 9iiemanb ftdt) früber auöjiebt, gebort mit
iu ben pflichten beö @b»5 ftrenge Unpartbeilicbfeit erbält
tbm bie Siebe feiner Untergebenen, beren ftttlicbee unb bienfi=
licbeö Setragen er ebenfalls überwachen foll. 23ei ben $ro=
ben leibe er feine SMäntel, ©töcfe unb SRegenfcbirme bei ben
Scannern 5 bei ben grauen aber feine ©trief jeuge, ©tiefereien,
grofe £üte unb <5t)awl&. 33eim 2luffreüen bec? Q.t).& fud>e er
bie oortbeilbafteflen ©eflalten fowobl bei Winnern al6 grauen
in bie erfre SReibe ju frellen unb t>alte barfuf , ba$ Qrttelfeit
ftch nicht willfübrlid? oorbränge, ba$ er felbjr bei allen $>ro=
ben unb Sßorjlellungen, in benen ber @bor fpiett, jugegen ift,
»erfrebt ftch oon felbft. (L. S.)
Choregle. 25ie öffentlichen Seiflungen be£ atbenien=
ft'fcben ^Bürgere* bitten auch bie görberung be$ ©ebenen
bie Unterbaltung beä 2Solf£ jum 3wecf. Unter ben baju,
befrimmten Saften ober Siturgien, weil ft'e auf er bem 2luf=
wanbe t>on Äofien mit perfönlicbem 2)ienfle »erbunben waren,
muf bie <£i). alä eine ber bebeutenbflen angefeben werben,
bie ft'cb in 23eforgung unb Sluörüflung ber (5böre für £ra=
göbie, Somöbie unb baö ©atnrfpiel, erfüllte, derjenige, wel=
eher biefc Seifhmg beforgte, b^f ^boreg. 58on feinem 23e=
«rf ju einem beoorfieben gefre gefreut unb bann »on bem
Slrcbon bem Siebter jugetbeilt, blatte er jundebft für bie 3us
fammenbringung ber 6 bereuten, b. b« ber ©anger, Sanjer
unb SDcuft'f er ju forgen , für welken 3wecf ibm siemlicb aue=
gebebnte SBollmacbt eingeräumt war. gür bie Unterweifung
beS @b°rö im ©efang unb £anj mufjte er einen Sborlebrer
(Sborobibaefaluö) balten, ben er unter mebreren baju oorge=
fcblagenen, entweber burdj Soo$ erhielt, ober frei wählen burfte.
@r batte niebt nur für baö Socal §um Unterrid)t unb bie baju
erforberlicbe 23ebienung ju forgen , fonbern mufj te aueb ba$
ganje $)erfona! wdbrenb ber 3eit beö Unterrichte befolben
unb befolgen, unb wir erfabren auc* $)lutarcb, baf ©peifen
unb ©etränfe aue^gefuebt fein mußten j benn ba6 atbeniens
fifebe Solf war niebt gewobnt, fdjlecbt ju leben, unb felbfl im
SEfjeater beim ©in = unb 2lbtreten muf te bem Sbor SBein unb
Sacfwerf gereicht werben. 2)a ber 6bor fo gldnjenb alt*
möglieb erfebeinen mufte, fo burften reicher ©ehmuef, pur=
purne mit ©olb gefHcfte ©ewdnber unb golbene Äranje nicht
feblen uub ber @boreg lieferte biefe nebfl ben SDtasfen. 2lu5
•5r)catcr = £erifon. II. 10
146 Choreuten Choregraphie
bem Qlllen gebt beroor, ba$ bebeutenber Slufmanb mit ber
Liturgie bes (Sberegen oerfnüpft war. 2lm menigfren foftete
bie »ilusrüihing bes femifcben @bors , weil bier große ^Pracbt
niebt paffenfr erfdnen ; mebr bie bes tragifdben, bem fte ange=
meffenei war, am meiften bie eines? Slötenfpielerdwre. 3n
einer Siebe bes llof t a ^ tritt Semanb auf, ber im 3- 411
für einen £ragöbencbor 3(MK) Dracbmen (etwa 6'>0 &blx.),
'.) SUJcnate fpäter für einen 9Mannerd)or . 2(KX) Drachmen,
(4')0 Xblx.) ausgegeben bat, was nacb bem bamaligen SS*crtf>
bes ©elbes weit über 3(MK) &blr. ausmacht. 25er unglückliche
Ausgang tes pelopenneftfcben Jtrieges, ber ben 2Bor>lflanb
9ltbens aufs tieffre erfchutterte, hatte aueb auf bie 6b- einen
nachteiligen Grinfluß, ber aber erft in ber Glitte bes 4. Sabrb-,
wo ber JöunbesgenofTenfrieg bem Staate neue SBunben juge=
fügt batte, fühlbar würbe. Sßenn übrigens in ber Gemctie
bie Qi). juerft aufbort, (jwifeben 4(M) u. 390), fo bat tieö
mebr poltttfcfce als öfonomifebe ©rünbe; mit ber alten Des
mofratie hatte aueb ber ©tnn bee 2>ol?es eine merfmürbige
Sßerwanblung erlitten; fo oerfchwanb bie ^arabafe unb ber
^bor blieb nur als banbelnbe sperfcn freben, wie er im *piu=
tos erfebeint. 2Bir fügen biefe 33emer!ung binju , weil man
bat SJerfcbwinben bes ühoxt in ber (Somöbie gewöhnlich ber
Stbnabme bes Sßoblftanbes jufcbreibtj wenn biet ber ©runb
mare, warum hätte man bann mit bem woblfeilften 6bor
juerfi aufboren, unb bie tbeueren aud) in brücfenberen 3eiten
noeb beibebalten follen? (AV. G.)
Choreüten (a. 33übne), f. @bor.
Chorführer (a. jßübne), f. (übor.
Chorhemd (©arber.), ein weites, weiset, mit Spieen
gejiertes unb bis an bie Ruften reiebenbes ^emb ber fatbol.
5)riefter; aueb bie (SborEnaben tragen bat Jpemb.
Choregraphie (£an$r\). Die Jtunfl ben £anj bureb
3eidjen aufjufebreiben , wie bie S&iufif burd> SWoten. Die
3legi)pter fannten eine Slrt oon @bw wie ftch aus aufgefuns
benen Jpieroglt)pben beweifen läfjr, bie -Bewegungen unb Schritte
ber £anjer aufjubewabren befrimmt war. Die SRbmer bes
bienten ftch ebenfalls einer 3ei<benfcbrift, um bie Saitatio aufs
auftreiben; boeb ging biefe äBiffenfcbaft mit ihnen Derloren.
1588 gab ein gewtffer Üboinet^rbeau, (SanonicuS $u
Canjres, eine Stbbanblung unter bem Sitel: (Sboregrapbie
berauc unb ibn muß man als ben Ghrftnber ber fpater fo
hoch ausgebilbeten (tb. betrachten; wenn man niebt anbern
Slngaben glauben will, bie behaupten, ba$ biefe Äunfl aus
jjjollanb nacb ftvantxeid) gekommen fei. @ei bem wie ibnt
wolle, Sboinet - QJrbeau begnügte ftcb, über jeoe Note in ber
ÜRuft! ben Sanjfcbritt unb bie ^Bewegung bes ausjufübren=
ben Sanjes ju fa>reiben. S.eaucbamp oeroollfommnete bies
Choregraph Chorodidaskalus 147
burdt bie (?rftnbung einer SReifjefolge t>on Seiten, bie felbft=
frcinbtg unb nur mit Jpiniueifung auf bie £acte ber Wlufit
ben -lanj barftellte. <£in *parlament6befd>lufj erflarte ihn für
ben redjrmäfjigen (Jrftnber tiefer äkroollfornrnnung unb biö
jutn Slusbrudje ber Stepolufio.n hatte feine 3eid)enfd)rift eine
allgemein europaifcbe ©eltung. £>a inbeffen nur wenige
SSalletmeifrer ftdj auöfcbliefjlicb, berfelben bebienten, fo ging
ihre Aenntmfj mit ber 3eit oerloren unb e$ bürfte je§t
fcbroer, ja fafr unmöglich fein ein fac simile einee cbores
graphirten SEanjee »om Sahre 1680 ju entziffern, ©egen;
rcärtig bebient ft'd> faft jeber 23alletmeifter einer eignen <£b.,
bie er je nad) fetner ©enauigfeit mehr ober minber au6=
fübrlid) geftaltet. SÜill man gemiffenbaft 2llled aufzeichnen,
was in einem £anje »on 200 ÜEacten eorfommt, fo gehören
baju mehrere «Seiten, ©in ganj oollfränbigeS 2luffcf->reiben
bees üanjes bürfte überhaupt unnötbig fein unb bei ber ra=
fdjen ^olge neuer ©rfajeinungen ber ©egenwart aucb uns
nötbig. 9ioDerre, gennfj ein competenter SRicbter in 2lUem,
maß bie Sanjfunft betrifft, fagt oon ftd), bafj er bie (£b. ge=
nau gefannt, aber ftct) ©lücf wünfcfee, ft'e ganj mieber cer=
geffen ju haben. tH...t.)
Choregräph. (Jrftnber eineö SEanjeS , eineö 23aUete6.
^)raftifd)er 23alletmeifrer. SEanjbicfiter (f. b. t>. s2irt.) (H . . . t.)
Chorherr (Sanonicuö, ©tifteberr, 2)omberr), ber
©eifHtdbe, ber ben ©otteebienfr im (Sbore ber ÄathebraU unb
©tiftefirdben »errietet; e$ gibt weltliche unb geiftlicbe
<5b. , bn ber ©enufj einer gemiffen $)rabenbe auch, ben ÜEitel
öerleiht; ehemals bilbeten bie gefammten <£b. bat 3Bablcolle=
gium, baß ben 23ifcftof ernannte. SSerfdneben oon biefen je=
bocp ftnb bie regulirten (Eh., ein 9D?önd)öorben, ber im
11. Sabrl). entftanb unb ftcb baburdj auszeichnete , ba$ er
ftcb für roeit beffer, als alle anbern £?rben hielt unb in 2Be=
fen unb Äleibung eine ftoljierenbe (Jigentbümlicbieit erftrebte.
Örbenetracbt: ein fcbwarzer enganliegenber spriefterrocf als
Unterbleib , ein meipeß (Sborbemb , eine <So§e (ein *Pelj ober
Sucbfragen um ben Jpals), ein fleiner runbee SSJtantelcben
um bie ©cbultern unb ein öierecfiges Söaret; beim ausgeben
trugen fte einen, ben ganjen Äbrper umhüllenben, 9iocfmantel.
Chorfrauen (teancnifftnnen) ; grauen, bie Don ir=
genb einer «Rircbe, einem ©tift ic. eine ^Jfrünbe genoffen;
bodj bilbeten ftcb nad) bem SBeifpiele ber ßhorherrn aud>
SWcnnenflöfrer mit St)., bie bem öorigen Örben ä^nlid) n>a=
ren. 3hre Äleibung mar ganj fdjwarj. (B.)
Chorist (Stecfm.), f- S^or.
Chorocitharista (a. 93ühne), berjenige, ber ben
©efang unb SEanj mit berÄitfjara begleitet; f. €hor. (>v. G.)
Chorodidaskalus (a. S3ühne), f. @l)oregie.
10*
148 Choron Chrestmas- Pantomime.
Chorön(9llej:onbrc:@ttennc), geb. ju (Säen 1772,
»uibmete ftcb oon Sugcnb auf ber tbeoretifcben SJcuftf unb ift
einer ber iDtrectoren ber Oper in $aris unb SSftitglieb bee?
^rüfungdauefcbuffeä ber neu aufjufübrenben Opern. SDcan
t>at t>on ibm folgenbe SÖerfe:. Priucipes de compositum des
ecoles d'Italie, par IM. Sala, tradnits et augmentc*s par Cho-
ron et Martini, 1806 8. — SÖJit $a\)0 lle, Dictionnaire
historiqne des mnsiciens, artistes ou amatenrs, raorts ou ?i-
vaus , 1810 — 12, 2 23be. 8. — Bibliotheque encyclopedique
de mnsique, 1814 8. — Methode elementaire de compositum,
auö bem 2>eutfcben, 1814, 2 23be. 8. (R. S.)
Chorrcgent (£ecbn.), f. ». n>. €borbirigent.
Chorrock (®arb.), ein langet fdjmarje^ ©eroanb,
loelcbed bie 2Beltgei(rlid)en über if>re geroöfmlicbe Äleibung jie=
ben, wenn ft'e eine fircblicbe Verrichtung aueiüben.
Chorsänger (SWuftf), f. Gfjor.
Chortäios (©arb.), ba$ grasgrüne Äleib, roelcbeS bie
©ilenen in ben ©atnrfptelen auf bem 2!c>eater trugen. (W.o.)
Chrestmas -Pantomime (engl.; fpr. Äriöeimaö=
$Pantomein3, S£r)eatergefd>.) , beutfefc: 2Beif)nad)tdpanfomime.
SDie 9tationaltbeater 2)rurolane unb Gooentgarben in Sonbon
geben jährltd) ju SSJeir)nac^ten eine 2trlequinabe ober fomifcbee*
3auberballet, welcbeä biefen tarnen füfjrt unb nur in (JnglanD
in fo auferorbentlicber tyxadjt unb Sollenbung gefunben wirb.
Sarjrelang bereiten ftd) bie £änjer, 9flafcf;iniften unb &eco=
rattonemaler auf eine foldje <5. = ^). t»or, weil gröfkentbetlö
baö ©efallen ober leichtgefallen berfelben ba& §ortbefreben
ober ben §all einer ©irection beflimmt. GFooentgarben bat
in biefen Pantomimen immer Sorjüglicbereö geleifret alt 2>rurn=
Iane, meil bie£ Sweater im 23eft'§ beö gefebieften 93antle» al6
$)ant. s SDIeifter , be$ unnacbabmlicben ©rimalbi alt Slonm
(f. b.) unb bet berühmten 2>ecoration6malere ©tanftelb i(r.
2>er Urfprung ber <5.=$). ift in baß lefye 3abrjer)enb bet 17.
3af>rf). ju fe#en , boeb, nahmen ft'e it>re jefcige glänjenbe ©e=
flalt erfi unter Stieb, unb ©arrief (f. b.) an. 2>afj fte bem
©efebmaefe bet engl. ^ublicumö befonberö lufagen, beweifr
baf» auefy ©arrief ftcb gelungen faf), burcp praebtige 2luö=
ftattuncj ber Pantomimen feine Saffe ju füllen, ©eroöbnlicr)
befrebt eine folcfje @. = $p. aue einer 2lrt oon Einleitung ober
SBorfpiel, roeldjeß ein Äinbermdbrcben ober Solfe-fage beban=
belt unb mit ber SSerioanblung ber ^erfonen in £arlequtn,
Kolombine, (Slown ('pierrot) unb ^antalon enbet. 9lun be?
ginnt bie eigentlicbe Jparlequinabe mit ibren Verfolgungen,
SBejauberungen, Vertuanblungen u. f. n>. @ei>r bäuftg ft'nb
bie oier Hauptrollen boppelt, ja aueb wobl breifaeb befe$t,
roeil tbetlö bie £>ar|reller ermüben, tr)eilö bat ^ublifum
buxd) bie unaufhörliche 2lb»ecbfelung in «Spannung erhalten
Chrestomathie Christ 149
wirb. SOcan Fann ft* oon ber $ra*t, ber JRunbung unb
bcm eigentb, ümli*en iReij einer fol*en (5. = ty. auf er <£ng=
Ianb gar feinen Segriff ma*en, benn tvai Ü)in unb wieber
tn tyaxiö, 2Bien unb Serlin (bur* Sewin in leererer <Stabt)
t>erfu*t, ifr eine farblofe 9ca*af)mung berfelben. 9teuig=
feiten bei äagee werben in ben (£. = $. auf bai 23eifenbjie
lä*erli* gemalt, weber Sttinifter, no* ©ünjHinge bei 4?ofe6
gefront unb bie f*neibenbfren (Sarricaturen bargeftellt. Dfr
fofren ft'e 10,000 $f. @t. (70,000 £i)lr.), Bringen aber au*
oiel ein. <5ine gute (5. = $j). erlebt gewöfynli* 50 — 61) 2Jor=
Teilungen fjintereinanber, eine fdjlerfjte feiten unter 20, ba
ei jum £on gehört, in ber 2Beif)na*tejeit bie (E.s$. ju be=
fu*en unb ben ^inbern bie greube an ben luftigen @tret*en
-£arlequin£ unb bei (Slownä ju gewähren. £>ie Moving-
scenes (f. b.) ober bewegli*en Panoramen ft'nb juerfr in bent
£. = $. entftanben. (L. S.)
Chrestomathie (t>. grie*.), be$ei*net eine @amm=
Iung bei äSefren ober 23rau*barften aui einem ober mehreren
©*riftfrellern , befonbere ^rofaifern. 2lntf)ologte (f. b.)
wirb mefyr auf (irrcerpte aui 2)i*tern angewenbet. (K.)
Christ (3ofep() Olnton), geb. ju 2Bien 1744, ent=
flor) aui bem 3efuitenin(ritute , wo er erjogen werben foüte,
machte als £ufar einen ktyeil bei ft'ebenjabjigen .Krieges mit,
»erheiratete ft* Ijeimli* mit bem gräulein ^eiroto be Sofia
aus Siffabon, unb lief ft* 1763 bei ber 3lsener'f*en ©efell=
f*aft ali @*aufp. engagiren. 1777 ftnben wir if>n juerfl
fceim alten £>öbbeltn in SSerlin wieber, wo er in erften £ieb=
Ijaberrollen , jungen gelben unb Cüljeöaliere feinen 9tuf)m
grünbete. £>ie JRoIIe bei JRiccaut be la SSJcarliniere in £ef=
finge SDJinna oon 23arnf>elm war f*on bamalS feine gläns
äenbfle, biefelbe, bie uni na* mefjr ali 30 %al)xen barauf
no* mit ©ntjücfen erfüllte. 2tteifrerjrücfe ber Äunft waren
na* einfhmmigen 23eri*ten ju jener Seit au* fein £l)efeu6,
©raf 2Baltron unb £er»ille im @^ef*euen. 1778 warb, er
na* Jpamburg an 23rocfmann'e ©teile berufen, unb trat l)ter
am 22. 9lpril $um erften SDiale im J^ofmeifrer t>on Senj auf.
3n allen Slnftanberollen unb (Skaliere, befonberö ali 9Jia=
rinelli unb £Riccaut, überhaupt aber im Cuftfpiele, gefiel er
ungemein, weniger in ©arjrellung tragif*er GfyaraEtere, wo
man ff* mit feinem ttym bamals no* anfyängenben öftrei*.
SMalect ni*t re*t befreunben fonnte. 3n Hamburg tjatte @f).
bai Unglücf , einee feiner talentvollen brei Äinber, einen übers
aus l)offnungöt>ollen «ftnaben, ber bereite bie SJüfyne mit oie=
lern ©lue? betreten fyatte, bur* ben £ob ju oerlieren. Sllle
bie Talente, bie, »öllig entwickelt, ben guten @*auf». bilben,
leimten aufg erft*tli*fre in ib,m, unb würben bei ber forg=
fältigen Pflege bei SSaterö gewif ju ber erfreuli*flen 23Iütr>c
loO Christ
gelangt fein. 2)a£ berliner, wie taö Joamburger publicum
lohnten bee Jlnaben immer bebautes unb immer empfunbeneö
©piel mit lautem ^Beifall, unb beibe bebauerten tief fcen &er-
lufr. 1779 ging @fo. jur 23onbinif*en 0efellf*aft na* itips
jig, wo er alö SBaller in ©otter'6 sDiariane unb #abnbri*
in ber großen üBatterie bebütirte. 17S:J ging er na* <peters=
bürg; 1791 fef)rte er jurücf, unb ging na* 9tiga ,$u Steoer
unb «Ro*. Äurj sor Öfrern beffelben 3. oerlcr QJl>- binnen
wenigen 2Bo*en feine ©attin unb eine ebenfalle febr boff=
rtungöoolle £o*ter. 2Bte febr bas $)ubltfum au* in JHiga
ihn f*ä£te, mar baraue $u erfeben, bafi , als er 1788 ab=
geben wollte, man ber Sirection brofyte, nidjt mehr \u abon=
niren, wenn fte ib>n ni*t ju feffeln wiffe. — 1/90 treffen
mir ibn beim 9iationaltbeater in SOfainj mieber, mo ibn
S*röber auf feiner 25ur*reife im ©eneral @*lenjbeim
al$ Jtönig bemunbert, unb in fein £agebu* nteberf*reibt :
„(£brtjt abmt ben grofen Äönig bewunbernswürDig na*."
1794 ging er jur tfranj Sefonba'f*en ©efellf*aft na* ^rag,
mit mel*er er na* Sreefcen unb Seipjig reifte, um ficb, nte
mebr »on tt)r ju trennen. 2lm 14. @ept. 1S1.* feierte er in
Seipjig feine oOjäbrige tf)eatraltf*e Saufbafyn alä Jlrieg^rath,
Saliner in I)ienftpfli*t unb 18-24 entf*lief er 3U Bresben
in feinem 80. Sebenejabre. «Seine £o*ter, oeref)!. <3*ir=
m e r (f. b.) , folgte ifym einige 3ab,re barauf. 3n @b. ift
ein Äünftler ju ©rabe gegangen , wie es wenige gegeben,
ber, bei bem »ollfommenften 3ui)aufefein auf ber 23übne,
beim gra^iöfeften 3lnfranbe, mit ben f*einbar einfa*fren
«Bütteln mä*tig wirfte. 3n biefer 23ejiebung freb,t §f>. felbft
über Sfflanb, ber ibn im beften ©elbfrgefübl gern feinen
l'efyrer nannte. Son <£t). fonnten junge <3*aufp. -lernen, unb
lernten jum ©lücf au<b, wie 2lu6bru<f ber 2eibenf*aft feiner
cont>ulftmf*en SDJittel bebarf , wenn fte innerhalb ibrer Kos
tur, eben ber Sftatur ft'cfe bewegt unb bertwrtritt, fona*
immer nur in ben ©piegel beö <S*bnen blidt. Xxcfy ber
<£infa*beit unb bee befonnenfren SOiienenfpielö bra*te er
Sßirfungen fyextiov , bie überraf*enb waren, unb über ben
barjuftellenben (Sbarafter ein üi*t oerbreiteten , wie e& ba&
r"unftrei*fre 2Bort ni*t b^r^orjubringen oermo*te. 3u beö
.ftünfrlers SDteifterrollen geborte außer feinem Sticcaut, 9fla=
rinelli, Jpofratl) Stabl im Jöau^frieben , Sßarbam in (£rinne=
rung, bem alten Älingeßerg, ^Pbiltpp im Sarloö , 2Bellen=
berger in ben Wswcaten, Saliner in 2)ienfrpfli*t, ^rafibenten
in Äabale unb Viebe , bem alten 9)Joor in ben 9täubern,
Wrafen im 4pul6 ic. gan^ vorjiigli* no* fein £lbenbolm,
ber nur f o unb ni*r anberö bem ©eifte beö 15i*terei na*
rerräfentirt werben fonnte. — 5lber au* eineei leibigen §eb=
lere? muffen wir no* gebenden, ber ni*t feiten bie f*öne
Christiany 151
Harmonie in bem «Spiele unferö Äünftlerö ftörte: feiner &e-
barfunifJfdHuäc&e, bie jebocb, feineöwegei ibren ©runb in
einem SDtangel an forgfalfiger Erlernung ber SRoüe fjafre,
fonbern auf einem Staturfebler beruhte, oon bem bie Qlnnalen
beö Sbeaterä feiner früöefren 3ugenb fdwn fprecben. Sie
werben aber audb tro£ bem nid)t nur ba$ Qlnbenfen eines
grofen &ün friert bewahren, fonbern aud> ben ()otf>ad)tung6=
wertoen ÜDienfcfcen nid)t »ergeffen , beffen ftd> feine 3eit=
genoffen mit Stolj unb 9tüf)rung bewuft waren. (£-F0
Christiany (Antonie, geb. ©unfd»), geb. in £an=
nooer 1812, jeigte frton in ber frütyefren 3ugenb eine befonbere
SSorliebe jur 23übne unb erhielt unter ^olbein'S unb 2Dcarfcf)=
ner'3 fieitung ju Jpannoöer 1828 eine Qlnftellung im @bor
unb für fleine ©efangeipartbien. 3br Talent entfaltete fid)
in febr Burjer Zeit, unb nad) Verlauf bei erfren 3abrees er=
regte ft'e burdb it>re lieblidte Stimme unb natürlidje 2)arfrel=
lungöweife allgemeine 2lufmerffamfeit. 9lad> jwei Sauren
würbe ft'e am Jpoftbeater ju Sraunfdjwetg al& Soubrette
auf brei 3abre engagirt, unb gleid) in ir>ren 2lntritt6rolIen
würbe tt>r reichlicher 23etfall ju Z^eil, ben fte ftc^ aud)
fpäter ju erhalten Wufte. 1831 nabm fte Engagement
in @öln an, unb erwarb ftdb aud» Ijier bie ©unft be$
spublitumß in ber Oper, wie im Scfyaufpiel. 1833 würbe fte
in üDejfau engagirt, gafrirte jebod) oorber am fcnigfräbter
&t)eatev in 23erlin unb fanb t>ier fo »iel SBeifatl , bafi ber
Eommifft'oneratb @erf tt)r ben fcbmeidjelbaftefren Engagements
antrag madjte, ben ft'e aber wegen be6 Engagements in 35effau
nicbt annehmen fonnte. Die ©efellfdjaft be6 SDeffauer £bea=
terS fpielte audb in Slltenburg, unb r)ier lernte fte ben Jperjogl.
2Utenburgfd)en ^)remierlieutnant QE^rifrianv) fennen, mit weis
d»em fte ft'di 1834 in Slltona ebelict; oerbanb. 3n bemfelben
Sabre gafrirte SDcab. @b- an bem £oftf>eater in Schwerin,
in Sübecf , Sdjleewig , ^lenöburg , bei ber beutfcfyen £)pern=
gefellfdjaft in ^»elftngör unb Äopenbagen , ferner in 9Hagbe=
bürg, unb würbe 183.5 als Soubrette unb muntere Ciebbaberin
auf jwei 3abre am Jpoftbeater ju SafFel angefretlt, nadhbem
fte 4 ©aftrollen mit befonberem 23eifall gegeben hatte. 1836
würbe fte nacb, Hamburg ju einem ©afrfpiel auf Engagement
eingelaben, in ^olqe beffen ft'e auf 2 Sabre engagirt würbe.
2lud> f)ier erwarb fte ftd) balb einen bebeutenben 9tuf unb würbe
öon ben 23ü(jnen in 9prag unb SÖJien (Jpofoperntbeater) mit
©aftroüenanträgen beehrt. 1838 »erlief ft'e it>r Engagement,
trat eine Äunftreife nad> Slmflerbam an unb gafrirte 9 mal
auf bem beutfdjen Operntljeater bafelbfl mit bem aufer=
orbentlidjflen Seifall; bann trat fte in 2ftannf)eim, 9Künd)en,
Siegenöburg mit bem . glücf lidjflen Erfolge auf, gaftirte mit
bem größten 33eifalt in Cemberg unb iaibad) , unb ifl ie^t
152 Christi Christus -Orden
auf 3 3abre an bemZ^eatev an ber 2Bien alä erfte muntere
unb natoe Siebbaberin unb Socalfdngerin angeftellt. 25ie
fcefonbere Stelfeitigfett, beute in ber Socalpoffe über Oper,
morgen im ©dtaufpiel ju roirfen, mad)t 9EN. (5b- ju einem
febr oerroenbbaren üDtitgliebe ; ibre Sfeifrungen im ©djaufpiel
tragen alle baei ©eprdge ber SBabrbeit unb 9catürlid)Eeit,
ifjre ©ttmme beft^t SBobllaut, SSoIubilität unb 2lnnebmlia>
fett; tr>r jugenblidjee 2luefebn auf ber üBübne, mte ihr ©piel,
läfjt in $>artbien, iwte ©abine, ^fefferröfel , spolqrena ic.
nidjtgju roünfdjen übrig, fc baf? ft'e einen ebrenoollen s3)la$
unter ben beutfdjen Aünfllerinnen einnimmt. (A.)
Christi, 1) (granj), geb. ju iBrud)fat 1758 unb geft.
ate SDKtglieb ber 23öbm'f#en ©efellfcftaft 1791 ju «öeibelberg.
Qv fpielte erfte järtlidje 2$dter unb (^barafterrollen, nament=
Itdj ben £ear, alten SDtoor, 2tnbreae £orta in gieefo tc. mit
allgemeinem -Beifall, ©anj ausgejeidjnet foll er ale Aöntg
in Hamlet <gemtj? ein r>öc^fir feltener §all !) , gemefen fein.
2) Neffen @obn, trat in bie gujjtapfen beö SBaterö, unb
mar, wie mir aue< eigener 9lnfcfcauung berieten fönnen, ein
acfetungöroertber &ünfHer. 23on feinen frübern £ebenöoerbält=
niffen roiffen mir nur, ba$ er 1803 unter ber £>trection
fcer Wlaxia SSanini ju Steuburg an ber £>onau engagirt mar,
mo er ben Öberförfter in ben Sägern fpielte. 3Diefe 9ioü*e
faben wir 1813 oon ibm auf ber 23amberger 23übne (beren
Unternebmer er fpdter — 1823 — warb) fcf>r mürbig bar=
ftellen. (5b. entnncfelte überbauet in 2?dter= unb 2lnfranbe=
rollen ein bebeutenbeö Talent, oorjüglid) »erbient aber fein
gelfecf im gribolin genannt ju merben, ben mir nie beffer
gefeben.ju baben unei erinnern, ©törenb mar fein ibm oft
ungetreuee ©ebad)tnif, ein %e^iex, ber aud) feinem 25ater
fdjon jum SSormurf gemalt mürbe. 9tid)t ju überfeben ifr
bie 23emerfung: ba$ &). mit bem obengenannten Samens*
»ermanbten (Ebrift, foroobl ber äufern ©eftalt, ate bem
©piele nadt, eine auffallenbe Siebnlidjfeit fyatte, felbfr biö
auf bie ©djattenpartbte bee SHemorirene , über bie ft'd) &. £.
3B. Jpoffmann, ber 1813 ebenfalle in 25amberg lebte, in ein
paar SDiftidjen auefprad), bie in 3. ftundt'ö 23ud)e übet <£off=
mann @. 50. aufgejeidtnet freben. (Z. F.)
Christus -Orden. @tn röm. unb portug. 9ftitter=
orben, ging aue bem £emplerorben beroor unb fyat ganj
beffen Senbenj unb 3iel. 2ll£ Portugal ft'd) ber oom ^apfte
1312 oerfügten 9lufbebung bee Semplerorbene miberfe^te,
einten ft'd) beibe 9Mdd)te über bie Umfdimeljung beffelben in
ben ©b. = D. , ber fettbem oont tapfre , mte oom Jtönig oon
portug. »ergeben mirb unb ft'd) nur barin unterfdjetbet, ba$
er in 9tom ein allgemeiner, an 3n= unb 2luöldnber jeben
©tanbeö ju oerleibenber Orben ifr, mäbrenb er in Portugal
Chromatisch Chrono» 155
nur bem müitdrifdjen SSerbienfte unb bem Slbel gebührt.
Srbenejeidjen in beiben Staaten: ein golbene^, rotfyemailltr;
tes, burd)brod)ene6 Sfjrifhiefreuj mit jadfigen (£nben. 25ic
röm. SHittex tragen eö an ponceaurotfyem 23anbe um ben
.£ale; bei ben portug. , in 3 (Waffen geteilt, wirb e6 t>on
ben ©rof freuten an breifad) golbener &ette, über bie linte
©djulter getyenb, auf ber regten 23rujr getragen; ba$ .Rreuj
ijt babei in einem golbenen SDrben^flerne enthalten; bie @r>m=
manbeur^ tragen wie bie röm. Stttter bas «ft'reuj, jebocfj mit
bem ©tern, um ben <£>ale, bie 9titter aber nur bas Äreuj
am ÄnopfloaV. 3n Portugal b,aben bie 0titter bei feier=
liefen ©elegen^eiten eine befonbere £>rbenetrad)t , bie ber ber
Sempier ätjnlicb, tfh (B. N.)
Chromatisch (grietf». SDluftf) , wörtlidj farbig,
fdjon bei ben ©rieben bie SSejeicbnung be6 ÄlanggefcbleaV
te$, weldfyes au6 jwet falben £önen unb einer f leinen SEerj
befranb; ber 9tame entfranb burd) ben Umfranb, baf man
bie üfloten mit bunter 2)inte (abrieb. 3e#t ft'nb alle SEöne
d)r. , bie ans einer ber 7 urfprünglidjen SEonflufen burd) (£rs
ftöfyung ober Grrniebrtgung abgeleitet werben. (Sine dj.e iton=
Ieiter ober SEonreifye ijt bemnad) bie 5olge biefer £on=
ftufen mit ben bajwtfdjen liegenben ^albtönen in auf= ober
abwärts gefyenber Örbnung. (Sin <t).6 SEon= ober Älang =
gefd)leci)t ifr in unferer SDfuft'f auf er ber Tonleiter nidjt
»orf)anben, inbem wir nur ein biatonifd)eö 5Eongefdjled)t
anerfennen. (7.)
Chronik. SDteljrere für bie 23ü!jne unb if>re Sntereffen
befrimmte beutfdbe 3eitfd)riften führten bereits biefen SEitel, ben
in neuerer 3eit bie in Seipjig »on ß. t>. SlloeneTeben begrünbete,
bei ©türm unb .Koppe erfdjeinenbe £&eaterd)ronif nod) füfyrt.
2)em SEitel entfpredjenb, i|r fte ein S$erjeicr)nif beffen, waß bie
beutfdjen üBüfynen im allgemeinen unb beren SHitglieber einzeln
Ieiflen. SSoUjrdnbigf eit ber Repertoire fammtlid^er Sühnen erflen
Stanges märe befonberö münfd)ensmertb , fd)eint aber nid)t
erreicht werben ju tonnen. ^Dagegen liefert biefe 3eitfd)rift
»ielee 23ead)ten6Wertfje für bas feciale unb peeuniäre 3nter=
efie ber ©efeaufp. , oerbinbet aud) ein Sfjeatergefdjäftebureau
mit it>rer 2Birffamfeit, burd) meines Engagements gefugt
unb abgefdjloffen werben fönnen. (Sigentlidbe 23elel)rung ober
bau 23efpredben fyötyexev funfHerifd)er 3ntereffen %iet)t bie
£f)eaterd)r. nid)t in ben Ärete ijjrer £l)ätig?ett. Unange=
nebm berühren ben wo^Imeinenben Sefer bduffg boshafte
Stecenftonen, gereijte (Srwiberungen, überhaupt ba$ anefelnbe
treiben ber §eberfriege. 2)a6 bereite 7jcÜ)rige 33efrefyen ber
3eitfdE»rift fprid)t für bie SEfjeilna^me , welche fte bei ben
23üf)nen JDeutfd^Ianbg ftnbet. (L. S.)
Chrono» 1) (Wlytf).), f. ©aturn. 2) ©igentlicb bie
lo4 Chronometer Cibber
3eit. £at<on Chronologie, bie 2ßiffenfcbaft ber (Sintbeu
lang ber 3eit, 3eitrechnung. (K.)
Chronometer (SWuft'f), eine twm ^ofmecbanifer
Sftäljel in 2ßien erfunbene SMafdbtne jur ^bmeffung ber mu=
ftfalifcben Bewegung; fte befielt au6 einer aufrecht frebenben
SEafel, an welcher, burcfc 3tabertüer6 getrieben, ftcb ein s])en=
bei fcbwingt, welchem burd} 2luf = ober Slbmärtefcbieben beö
33leigewicbtö eine fchnellere ober langfamere Bewegung ge=
gehen werben fann, bie bann ba$ £empo befrimmt. Sie
©rabtafel teö (ib. geht oon .'>(>— 160 unb ifr auf bie aftro=
nomifcb - richtige 3eitetntbeilung begrünbet, fo bafi bie sJ!)ca=
fcbine abfolut anmenbbar ifr. ginbet man bemnach in *Par=
ttturen unb bergl. bie 23ejeicbnungen : M.-M. (aMäljel'ö iDce=
tronom) 0' = ;>(>, fo fjet#t biee: eine halbe Stote foll fo lange
bauern als ein 3)enbelfcblag, wenn bas ©emiebt auf 50 frebt ;
ober Mizi. (SDcaljel) J=100 heift, ein Viertel foll fo lange
wahren als ein 0enbelfch,lag , wenn baß ©ewicht auf 100
fleht; ober M. (SDtetronom) /= 100 heift, ein Siebtel bauere
fo lange, alei ein ^Penbelfcblag auf 160 u. f. w. Sgl. 2ße=
bev'6 Sbeorie ber £on£unfr , Schilling^ mufff . Ser. ic. (7.)
Chrysomällus (9)c»tb.), ber golbne SBibber, ben
9)briru6 unb Jpelle Don ihrer Butter hechele jur glucht
üor ihrer Stiefmutter 3no erhielten. >Jcacbbem $eüe in ben
•^elleepont geftürjt, ^hrixuö aber glücflicb oon ihm nach
«Roldbiö geleitet worben war, hing er baß golbne gell im
«£aine beß SDiarö auf. 25iefe6 Jell war baß 3iel bee 2lrgo=
nautenjugeö (f. Safon). Sein 2lnben!en hat ftd) biß anf
unfere Sage im tarnen beß Drbenö beß golbnen 23lie$e6
(f. b.) erhalten. (F. Tr.)
Chytra. ber bxitte Sag ber Slnthefrerien in 5lthen
ober bee gefres, an welcbem ber 2Betn gefofret würbe j fo
genannt, weil an bemfelben ©efafe mit grüßten umberge=
tragen unb bem unterirbifeben £erme6 ein Opfer bargebracht
würben. (gr$ lag in ber ittatur biefeö gefteei, ba$ an bemfel=
ben tüchtig getrunfen würbe, unb jwar nach ber Urompete
unb unter mancherlei (Scherjen unb hoffen, tnbem j. 23. ber
Srinfenbe auf einem «Schlauche franb unb 21$i$e rifj. ©ine
ber twrnehmfren SDcagifrrateiperfonen , ber QIrchon 23afileu6,
unter bem baß (üultwefen ftanb, t^eilte bie greife bafür anß.
£>ie Sclasen waren t>on bem gefre nicht auegefchloffen , unb
baffelbe würbe befonbers bureb bramatifche Spiele t?erherr=
licht. (>V. G.)
Ciamherläk (®arb.), ber «floef beß türeifeben ÄaU
fere (Sultan), ber bei 2lubienjen unb fonftigen geierlicbfeiten
oon ben rjöcfjjlren 23eamten geEüft wirb. (B.)
Ciulx-r l) ((Solle»), würbe 1071 in Sonbon »on wobU
habenben Altern geb. Sein 2?ater, ein Silbbauer a\xß £ol=
Cibber 155
frein, liej? tf>n frubieren, willigte aber in ben SEBunfrf» (£olIer/$
©olbat 31t werben. £>urd> bie 23efd>werben einer Kampagne
mürbe feine üBorliebe für ben ©olbatenftanb abgefüllt, ba=
gegen eine anbere für bie 23üf)ne burdj; ben wieberfyolten 23e=
fud) ber bamaligen Xfyeatex im militärifrfjen ©efolge bei £er=
jogö r»on 25et>onff)ire angefaßt. — Stafd) ertffrfjloffen, feetrat
er 1(589 baö Sweater £>rurt)lane. ©ein erjrer äkrfud) fiel
eben nufjt ermut|)igenb für if>n auöj er f)atte eine Stolle im
SErauerfpiel gewallt, 3U ber ifym §igur, Organ unb Slnftanb
fehlte; fdwn wollte er bie neue Saufbafyn mieber aufgeben,
alö ber ülatt) bei ©d>aufp.6 ©oobman i^n auf einen jweiten
2$erfud> im Suflfpiel führte. Diefer gelang auf ba$ Unjroeis
beutigjre unb nun war <ä'ö. ,3uBunft entfdueben. 3n ben
alten 9Jturrfbpfen (grims) unb oerliebten alten ©ecfen lei=
flete er Sfuegejeidmetee. ©tgentlidie 2Sebeutung für bie
engl. 25ül>ne gewann er aber erft , alö er. anfing für ba&
Sweater ju ftfireiben. Sie ©tücfe: Love's last shift, The
careless husband unb Non Juror (1717), Weldjen tt 9)ioliere'£
Sartüffe naa)bilbete , oerfa^afften if)m allgemeine bia^terifa^e
©eltung, bie jwar fretö r>on *pope befampft würbe, ber be=
fonberä feinblict) gegen ihn auftrat, al$ <S. 1730 jum ge=
frönten Poeten (poet laureat) ernannt würbe. 1711 würbe
er 9)liteigentf)ümer bei 2)rurölane = £f)eater6 , meldbei er bi$
1731 führte, bann ftdb, wobJl)abenb unb geartet in ba$
^Privatleben jurü^og unb 1757 allgemein bebauert ftarb.
SBon feinen 25 ©tücfen, bie tyeili Originale, tfyeite 23ear=
beitungen franj. unb fpan. ©tücfe waren, i>aben fid) einige
bii je£t erhalten unb werben mit ben nötf)ig geworbenen
Slbfüqungen fretö gern gefefyen. 2Bertf)öou* für alle Seit ifr
aber feine Apology of my life, weld)e eine oortrefflidje, meijr
auf eigene >jlnfd)auung gegrünbete ©efdndjte bei engl. &f)ea=
tertf bü 3ur GrrjYbeinung ©arricfö enthalt. 2) (£f)eopf)is
Iuö), ©olm bei SBor., würbe t>on feinem SJater fdjon in ber
3ugenb für bai Sweater befrimmt unb erhielt 3U biefem
3wecfe eine üortrefflidje Ziehung. Unter ber Seitung bei
SSaterö betrat ex in t>ortl)eill)aften Stollen bie 23üf)ne, jetgtc
aud) natürlitfje 23efal)igung , aber fein £ang 3ur SSerfd?wens
bung unb fiieberlicfjf'eit entfrembete if>n tro§ einigem Grrfolge
ber Äunjr unb führte ifyn fleti auf 3rrwege. ©elbfl feine
öortrefflid)e ©attin (f. ©ufanna) oermodjte nidjt, ifyn für ein
geregelte^ Seben 3U gewinnen. @o erreid)te er nie, weber
ali ®irf)ter nod) al3 ©d)aufp. feinen 2$ater , bem er oielen
«Äummer macbte. (Sine lange ©efangenfdjaft, in §olge leid>t=
finniger ©Bulben, oerleibete tfjtn ben 2lufentt)alt in Sonbon
unb er ging baf)er 1757, alö fein SSater geflorben war, nad)
Dublin. 9lua> bort feijte er fein regellofeö Seben fort unb
ertranf auf ber 9tücffaf)rt nad) ©nglanb 1758 wd'f)renb eineö
fÖ6 Ciboriuin < iliax
©turmed an ben fc^ottifd^cn Jtüfren. 3) (©ufanna
59t arte), ©dnvefrer bee Gomponifren Slrne (f. b.) oon bem
fcie 9cafional()umne Rule Britaania lierftammt, würbe 171(5
geb., wibmefe ftdj wegen 25ürftig!eit ber 23iit>ne unb bebütirte
1734 am £>rurt)lane = Übeater in Sonbcn; 1735 beiratfjete ft'e
ben 23or. ©ie mar eine ebenfo aueigejeicbnete ©angerin als
©cbaufp. unb glänzte befonbers in ben Opern tbreö SBruberö.
2>afj itire dije eine felir un^lücflicfte war, baben »vir fdjon
erwähnt; fte enbigte mit ©Reibung, »vorauf ©. ganj jum
£rauerfpiel überging unb 17Ö6 an einer, allen 2lerjten un=
erflärlicben Äranfr>ett ftarb. (L. S.)
Cibörium (iRequif.), ein großer meift ft'Iberner unb
vergolbeter Jteldi mit 2)ecfel, in welkem bie confecrirten
4->ofrien in ber fatb. Ätrcbe aufbewahrt werben. SBenn ber
$)riefter einen ©terbenben ober 23erurtbeilten baö 3lbenbmabl
reidjt, fo wirb bie Jpoftie im (5. an bas Äranfenbett ober
ine ©efängnif getragen. (ß.)
Cid (eig. 2>on 9tun [SRobexid)] 2>taj, ©raf von
23 i Dar, mit benSBeinamen ber dib [Jperr] unb (Jampeabor
[Äampfbelb] obne ©leidien.) ©eb. 1026, jr. 1099. 2luöge=
jeiefeneter ^>elb in ben Äämpfen ber (Sbriften gegen bie maus
rifcbe ^errfcbaft in Spanien, ©ein SSeri)äIrni# jur Üfimene,
fein 9tofj ÜBabieca , wie überhaupt feine vielen romantifdjen
«ftriegöabenteuer, ftnb befannt unb gefeiert burcb eine SJcenge
fpart. JRomanjen, oon benen Berber 70 in trefflicher 23ear=
beitung — ■ bie neuefte Qlusgabe mit Sleureutfjer'fcben 3Uu=
ftrationen, — bei ben £>eutfd)en eingebürgert fyat. <5or =
netlle'e meifterbafteö 2)rama, welcrjeä ber 5lußgang^punft
ber franj. SEragöbie überhaupt geworben ift, trägt &ib'& Fla-
men unb erwarb bem Didier ben 23einamenie Grand. (M.)
Cienfuegos (£>on Sllvarej 9ticafio), beacf/tene=
werter fpan. Sinter ber neueften 3eit, ftubirte $u ©ala=
manca bie Sftecfete, rebigirte hierauf mehrere 3eitfd)riften unb
fcefam eine 2tnftellung im Departement ber auswärtigen 5ln=
gelegenbeiten. ©eine meift bram. £)id)tungen ftnb correct
unb elegant gefdjrieben unb jeidmen ftd) burd» (Jrbabenbeit
unb tiefet ©efübl aue. 3n SlUen ift bie (£int>eit ber ^>anb-
lung ftreng befolgt. SDie befte i\i feine Condessa de Castiüa.
©eine gefammelten Poesias erfdjienen ju ÜDcabrib 179S. <L
ftarb 1809 ale Staatsgefangener in ^ranfreid). 'R. S.)
Clliax. betrat unter Carl 2>öbbelin in Sflageburg I79.>
jum erften Tiale bie 23ü^ne als ©afforio im Aertig £f)eobor
von 23enebig, unb tyatte bat ©lücf, fo^leid) ju gefallen, woju
ifjm feine fd)on bamale fräftige Slenorftimme, oerbunben
mit einem jiemlicb unbefangenen ©piel, verrjalf. 3cad)bem
er ftd» auf me^rern ^)roc>injialbüf;nen, namentiid) ju 2)anjig,
(Jlbing, SDtarienwerber , weiter auögebilbet, unb f)ier bie
Cilicium Cimarosa 1.17
erflen £enorpartf)ien (1806 — 12) fang, oeröollfommnete er
ft'd) jugleid) fo fet>r im ©piel, ba$ er audj ba$ §ad) ber
erjten iHebfjaber unb 23on»ipant6 aufzufüllen wufte. <$v er=
r)ielt halb hierauf einen 9tuf nacb, Petersburg , wo er nocr)
gegenwärtig ftcf> beftnbet unb burcb feine umfaffenben muft?a=
Itfcfoen Äenntmffe, aucfy auf er ber 33ürme, alö tüchtiger
«Wuftflehrer Wirten foll. (Z. F.)
Cilicium (®arb.), 1) baö auö grobem jiegenfjärenem
durfte gefertigte^ Oberfleib ber altrömifcben 23auern unb
©düffer. 2) Da$ fyärene ©emanb ber iBüfer unb <5infteb=
ler, weldjeä fte auf bent blofen Körper tragen. 3) Grin
©ürtel oon 25raf)t mit nacf; innen gefefyrten ©pi§en; würbe
in ben Älöjrern entweber freiiuilltg jur 23üfjung ober alö
©träfe für 3nfuborbinationsfef)ler auf bem blofen lleibe ge=
tragen. (B.)
Cimarosa (2)omenico), geb. ju Neapel 1755, war
ber ©oh,n eines armen ©djujterS , ber ityn für baö 23äcf er=
ftanbrnerf bejttmmte. £>er (ganger 2lprile, ben er als £efjr=
ling oft beim Unterricht belaufete, entbecfte fein muftfali=
fd)eö SEalent, nafjm ft'd^ fetner an unb brachte tfm in ba6
Sonferoatorium deiia Pietä, wo er ben erflen ©runb ju fei=
ner ÜBilbung legte, bie er fpäter unter ©acdjini'S 8et=
tung »ollenbete. Äaum 20 3ab,re alt bebutirte er als
Somponifl mit ben Öpem: Sacrificio di Abramo unb Olim-
piade mit grojj em Erfolge ; biefen folgten bie Opern : ii pit-
tore Parigino unb l'Italiana in Londra , bie QE'S. 9tttf in ganj
Stauen oerbreiteten. 1784 ging er nad> glorenj unb arbeitete
ausfdjlieplicr) für ba$ bortige Sweater; feine Opern über=
fünften inbef bie Süpen unb mürben in 2>eutfdjlanb mit
bem gröften 23eifall aufgenommen. 1787 folgte er einem
SRufe nai> Petersburg , wo feine neueften Opern : Je Trame
deluse unb ii Fanatico buriato bie glänjenbjte 2lufnaf;me fan=
ben. 1791 fam er an ©alieri'S ©teile nad) SBien, wo fein
Matrimonio segreto, eines feiner beften SBerfe, mit <5ntlm=
ftasmuS aufgenommen mürbe. 1793 fefyrte er nad) Neapel
jurücf unb fdjrieb r)ter nod> bie Opern: 1' Amore constante,
1' impressario ia aagustie , i nemici generosi , 1' imprudente
fortunato , il credalo , la ballerina amaate , Gianina et Bernar-
doae, il matrimonio per raggiro, Penelope, gli Orazj e Cu-
razj unbArtaserse nebft einigen trefflichen Intermezzi. 311S bie
^Resolution in Neapel auSbrad? , erfaf te (£. biefelbe mit Iet=
benfdjaftlidjer ©lut, mürbe nad) bem unglücflidjen QluSgange
berfelben »erfolgt, ergriffen unb jum Xobe oerurtfyeilt, cuird}
fönigl. 33egnabigung aber ju lebenslänglicher ©efängnijj frrafe
befrimmt. <£r würbe jwar aus bem Äerfer burcb äkrmittelung
f)of>er ©önner befreit unb ging nacb, äSenebig, ftarb aber ba^
felbfi in Jolge ber erlittenen 9ftiff)anb(ungen fdwn 1S01.
138 Cincinnatus- Orden Circular
Ulufier ben genannten Opern fcbrieb Cf. bcren in ber erfreit
$>eriobe feiner SBirffamfeit nod> über ü , bie ntrtt atiein in
Stauen , fonbern jnm Sbeii auch in 2>eutfcblanb bae "Public
f um entjücften. 3Bie feiten ein domponift einte @. bie grättte
liaSfle Aenntnifj ber SÄuft? mit wahrhaftem ©enie unb un=
ermübltcbem tfletfie; eine unenblidje #ülle lieblicher SDc'elobien
ftanb ibm ju ©ebot unb befonberg feine fomifcfjen Cpern
ft'nb coli ber fyeiterfren Üaune unb überrafdjenbfren Sbeen.
2Bie genau er bie 9)cenfd)enfrimme fannte unb wie treffudj
er ft'e ju benu^en mufjte, geigen feine reinen unb anmutrngen
©efangspartf)ieen; feine Örcfcefrration tft fdjroungüoU unb
mannigfaltig, or>ne jemals an Ueberlabung ju leiben. dlo<b
freute jieren Q'ä £pern bie ital. ^Repertoires unb aud> in
£>eutfcblanb werben feine: r>eimltd>e (Jbe u.f. ro. nod? immer
mit Vergnügen gehört. 2116 SDienfd) mar er gerabe, bieber,
befdjeiben unb liebenemürbig, erglüfjenb für aUee ©rofe uno
(Bute. ©eine 23üfle prangt ju JRom neben ©acduni unb
$aeftello. Sgl. ©allerie ber Sonrunftler , 3af>rg. IS u. 19.
©duüing'e Uniuerfal = Ser. , 23b. 2. (3.)
Cincinnatus -Orden, (Ein militdr. £)rben, begrün*
bct 1783 t>on mehreren amexit. £>fftcieren jur (Erinnerung
an ben eben ft'egreid) beftanbenen 23efreiungefampf j ber 3mecf
bei £xben6 mar, bie eben errungene ftxeifyeit ju beroabren
unb ju befefrigen. £>er gefunbe ©inn bee^ amerif. 2iol!ee
jebod), ber feine 2Irt arifrcfratifdjer Qiuejeidjnung bulbet,
begrüfte bie neue (Einrichtung mit ©pott unb 23erad)tung,
unb fo fam ber Crben gar nid)t auf. 9tur menige SXueldnsber,
bie it>n erhalten batten: Äoeciuöjt'o, Safanette u. 2t., trugen
tt)n biß ju ifjrem £obe. ©rbensjeidjen: eine golbene 9Res
baille, bie an bunfelblauem, meifjgerdnbertem -ßanbe auf
ber 23rufr getragen mürbe ; auf ber einen <£eite faf) man bie
13 ©terne ilmerifae, auf ber anbern ba& 23ilb beö <Sincinna=
tuä am 'Pflug, mie ibjm brei Senatoren bie Attribute ber
f)ödjfren ©emalt überreifen. (B.)
Clngulum (©arb.), fo o. m. ©ürtel; befonberS bie
bide xveife mit jmei Ciuafren oerfefjene ©cbnur, momit ber
tati). ^rtefter bie 2tlba umbinbet. (B.)
Circe (9)h)tb,), eine berühmte 3auberin oon auöge=
jeidmeter ©d)bnb,ett auf ber mntfufcfjen jnfel 2leäa. ©ie
öermoctjte burd) -Berührung mit ibrem 3auberfrabe 2Ren=
fd?en in £f)iere ju oermanbeln, eine Jtunfi, melcfjer nur
lUfifTeö ju miberfreben oermodtte , ber jugleidj bie 3auberin
felbft bnxd) *Hebe bejmang unb ein 3**br lang bei ir>r oer=
meilte; fte fpielt eine Hauptrolle in ber Obnffee. 3e^t nennt
man ein buraj ©d)önb,eit unb fdjmeidjelnbe Siebe unmiber?
ftef>Itd?ee grauenjimmer (J. (F. Tr.)
Circular (Ütjeaterro.) , ein Umlauffdjreiben, eine offene
Circus lo9
3ufd>rift ber 25irection an alle ober einen £beil ber W\t=
glieber einer 23übne; ft'e wirb com iEbeaterbtener ben 9)lit=
gltebern gejeigt, um ft'e mit einem ungewöhnlichen Umflanbe
befannt ju machen, als j. 33. einer plötzlichen 2lbänberung
ber SSorftellung , 3ufäf>en ju ben beflebenben ©efe^en, plö§=
lieber burcb Unglücksfälle oeranlaften «Rundung aller <Son=
rracte u. bgl. 3ur gröfern Sicherheit, bafj ber 3nbalt eineö
<J.s jebem Jßetreffenben befannt fei, »erlangt man bie Unter=
fcbriften ber SJtitglteber. 2>te Olustbeilung' , (Sollecten ic.
(f. b. 3lrt.) ft'nb feine @.e. (B.)
Circus unb Circensische Spiele (a. -Sühne).
©s ift in bem 2lrt. Slmpbitbeater bereit! erwähnt wor=
ben, ba$ 9fem mehrere (Sirfen befafj. 2)er bebeutenbfte bar=
unter mar ber Circus maximus, ein ungeheures £biongum,
oon 9331 5u# ?dnge unb 2187 §. 23r, beffen eine ®eite
in einen «£>albfreis enbete. 2)ie ©i$e, meiere an ben beiben
langen ©eiten bes <S. Einliefen unb t>on ben Jtaifern fireng
nach ber Öibnttng ber bürgerlichen GElafTen gefonbert waren,
ba man ftcb in ber 9tepublir" an eine foldje nicht gebunben
hatte, »ermoebten an 350,000, nach ben geringsten 21n=
gaben an 200,000 3ufcbauer ju faffen. Unter ben Sitzreihen
befanben ftcb bie ©emölbe jur ilufbewabrung ber Witten
SEbiere. 2In bem einen äufjerften, bem J&albfreife gegenüber
beftnblicben (EnDe waren 3 SUtane, beren mittelfter bie faiferl.
Soge (bas Cubicnium prineipis) bilbete. 2ln biefer <&eite be=
fanben ftcb, rechte unb linfs t»on bem mittleren 23alcon (Mae-
nianum) unb bem barunter beftnblicben J&aupteingange (Ostium)
6 «fallen ober carceres, bie ©ebranfen, aus benen bie JRenn=
pferbe auf ein gegebenes 3eicben bertwrftürjten. bitten bureb
bie Slrea bes (I. lief eine mit Öbelisfen, $>nramiben unb
Slltären gefcbmücfte 12 §uf breite unb 4 gufj hohe SDtauer,
spina genannt, mit bret fegeiförmigen Sbürmchen (meiae) an
jeber %eite, um «»eiche bie (Hinfahrt gefebah. 2lus biefen
(Einrichtungen, welche uns hier nur anjubeuten erlaubt ifr,
ft'ebt man, bafj tiefes ungeheuere ©ebaube, ju bem fchon
£arquinius spriecus ben ©runb gelegt t>atte , Qlnbere aber
bis auf Gonftantin ftets binjufügten, oorjugsweife ben 2Bett=
fahrten gewibmet mar , weshalb tylutaxd) im Pauiins Aemil.
es gerabeju eine JRennbabn nennt. Unb in ber £bat mach=
ten bie 2Bettfabrten flets ben öomebmften 23eftanbtbeil ber
(Sircenfifcben «Spiele aus, bie am glanjenbften an bem
gefte „ber grofen ©ötter" jwifchen bem 4. unb 14. ©ept.
gefeiert würben. SDies waren bie f. g. grofjen ©pieie
(ludi magni). Stach einem pracbtoollen Stufjuge, ooran bie
Silbniffe ber ©öfter unb »ergötterten Äaifer auf SBagen »on
Söwen, ©lepbanten «nb bergl. Zi}iexen gejogen, @ircus=
pferbe »on Änaben geführt, bie abelige 3«aeni> 5U ^ferbe
160 Cirque olj mpiquc Ciscis
im Scbmucf ber SDaffen, fämmtlicbe obrigfettlicbc $)erfonen
unt "-priefter ber Stabt, ber Senat unb bie JKitter, bie9tenn=
maaen nebft ben fienfern, <5b,öre t»cn 93cufiPern unb lEänjern
in otoletten illeibern mit mefft'ngenen ©urteln, Sdjmertern
unb Sptefen, Silenen unb Sathrn, Dpferbiener mit ibren
©erätb,en, bte .£aruepiceef unb bie ©pfertbiere u. f. m. , ein
Scbaugeprämje , bem nicht unäbnlid), mie mir ees in bem
2lrt. alte 23übne oon ben 2lleranbrtnifiben $)ompen bar=
geftellt fabelt, mürben bie (Spiele mit bem SRennen ju ^ferbe
unb 2Bagen eröffnet. 2>ie 2Bagenfül)rer ftnben mir, otyne
baf ftdj ber Urfprung fyievon nacbmeifen ließen, in oier
Parteien geteilt bie gefefjlicb anerfannt maren. 3ebe gartet
mattet) 5<if)rten an einem £age, 3 beö 9Worgen$, 3 be$ -Jlafc
mittags, jebe %ai)xt aber in 7 Umläufen, fo baf an einem
SEage 24 ^afjrten gehalten mürben unb über 100 2Bagen lie=
fen. Stuf bas SBettrennen folgten bie gnmnafttfc^en Spiele,
meiere bei ben ^Römern in Saufen, 5auf*fampf unb 9tingen,
feiten im Sprung unb SBerfen be& 2)iecu5 beffanben; f)ier=
auf ba$ oon abelia.en 3ünglingen ju $)ferbe aufgeführte tros
janifa^e Spiel, bann bie beliebten Stfjierfyel-jen, oon benen
fd)on unter bem 9lrt. 2lmpf)itf)eater bie JRebe gemefen ift unb
2>arfrellungen oon Sanb = unb Seetreffen (Dtaumacbien) ; jum
•öefyuf ber leereren mürbe bie 2lrea beö ß. unter SBajfer ge=
fe£t. 25ie Qbefäifite ber rom. Äaifer tft coli oon ber <£ifer=
)wt)t unb ben «Kämpfen ber obigen Parteien, mie oon ber
Seibenfcbaftlicbf eit , mit melier <£of unb 2?olf £f)eil an ben=
felben nahmen: man fann mofyl jagen, baf ba$ frürmifebe
Seben be$ röm. gorume früherer leiten bamale in ben <£.
übergegangen mar. £>iefe 9>artf)ein>utf) manberte mit bem
Jpofe nadj (Sonfrantinopel unb rafte toller im bortigen £ip=
pobromoej feine .Kämpfe polittfdjer Parteien fyaben einen
<Staat fo zerrüttet, mie bie in i()rem Urfprunge fo finbifeben,
in ifyren 5<>l3en f° furchtbaren ber „35lauen" unb „örünen",
bae ofrröm. ÜReicb. SRebrere %ab,xe nadj bem 2luffranbe 9lita,
in melcfeem 30,000 ©riine ermorbet mürben unb meldjer ben
fdjönfren unb gröften £f)eil oon (Sonftantinopel in 2lfd?e ge=
legt fyatte, ftanb bie JRennbabn leer, aber mit ben Spielen
begannen aueb, bie Reibungen ber 9)artf>eien mieber. (W. G.)
Cirque olyuipique (The'atre du), ein für equilis
briflifcbe unb berartige Sforftellungen befonber^ eingerichtetes
Sweater in tyaxie (f. b.).
Cis (SWuftf), bau burdj ein Äreuj um einen falben
£on erböfyete C. , fällt in unferm Snfleme mit bem &one
Des jufammen.
Ciscis (eig. Cisis. 9Jtufif), ba& um jtvei fjalbe SEöne
erb/öb^ete C , fällt mit bem £one D jufammen. £>a$ C. mirb
burdj ein grofeö ober 25oppelfreuj (x) oor bem c bejeiebnet.
Cisdur Civil verdienst -Orden 161
Cisdur (Sfluft'f), wirb als ©runbtonart nicfjt gebraust,
ba fte 7 Jtreuje als SJorjetdmung erforberte, bie bas dloten:
lefen ungemein erfcfjweren würbe.
CiMnioll (Wluiit) , eine ber 24 Tonarten unferee ©r;-
freme, bei welcher Cis ben ©runbton bittet unb Die 4 <ftreu$e,
Bor c d f unb g als 23orjeia)nung r>at. 2>iefe Tonart ift }um
Sluebrucf ber &lage, ber Serjnfudjt unb bes brunftigen $Scr-
langens fefjr geeignet. (7.)
Cistercienser u. .innen (23ernf)arbinertnne n ),
ein geifrl. JDrben, geftiftet 1098 oon bem 23enebictiner = 2lbf
Stöbert ju (£ifleaur in 23urgunb ; er breitete ft'cb, fefjr formell
aus, war anfangs ben 23ifd)bfen untergeben, bitbete jeboeb,
fpdter einen eigenen 3fiönd>eiftaat, ber nur bem tyapft untere
geben mar. £>te Siegel bes £)rbens mar bie bes t)eil. 23ene=
biet. 3e$t tft ber £rben, ber aud) eine grope 3ai)I 3?onnen=
flöfter jatjtte , bis auf wenige Älofter in Spanien unD
Stauen Derfcfjmunben. Örbenstradit : für betbe ©efi>Ierf)ter
wetfje ©ewdnber mit engen Slermeln, febmarje Scapuliere,
Schleier unb ©ürtel. Seim ausgeben einen langen fd)War=
§en 9Hantel. (B. N.)
Civilverdienst - Orden, ©in Orben jur 9ln=
erfennung bürgerlicher 2Serbienfte. Crs gibt beren bis je^t
fünf: 1) £er baterfc&e (S. 33. £5. ber bater. Ärone), ge=
ftiftet Don Äonig attarimtlian 1808 ; er jerfdllt in 3 Jllafjen
unb abelt feine 23eft£er. Orbensjetcben : @in wetfes act>t=
eefiges Äreuj mit einem (JidjenfTan} umgeben unb einer
Jtrone bebeett an blau unb weipem 23anbe, Dorne ft'nb blau
unb \vei$e Stauten mit einer Ärone uno ber Umfdjrift: Vir-
tus et honor, l)inten bas 23rufrbtlb unb ber 9came bes Sttf=
rers. 2) £er nieberlanbtfcrje (<S. SS. £?. Dom nteberlanb.
Sowen), geflirtet oon Aönig 2Btlf)elm 181.3 ; er r)at 4 klaffen,
Don benen bie 3nf>aber ber beiben legten 23rüber genannt
werben unb 3eber 200 $1. jä^rlicf» belieben. Crbensjeidjen :
ein wetpemaillirtes Äreuj, mit 8 golbenen Spt^en; auf ber
einen Seite, ein W. unb bas SDtotto: Virtus nobilitat; auf
ber anbern ben Söwen mit ben nteberlanb. tyjeilen jeigenb,
beibes unter einer golbenen Arouej bas 23anb tft oranges
färben mit bunfelblauen Streifen. 3) £)er portugieftfc&e
(@. 23. Ö. bes t)eil. 3acob) , gefltftet 1170 jur 23erpftegung
ber Pilger, breitete ft'cb, auä> in Spanten aue unb blühte bie
1789 als geifll. Drbenj als folajer befielt er in Spanien
nodj fort, in Portugal würbe er Don ber «Königin SDtaria in
ben (5. 23. D. umgefebaffen, ber 3 Älaffen }&[)lt. Crbenss
jeicb.en: ein rotfjes ^rifrusfreuy, beffen obere unb Seitens
fpt^en ft'a^ blumenartig enben, an Diolettem 23anbe; bie %\vei
erfren klaffen tragen auf erbem einen ftlbernen Stern auf
S(K<"« * Saifcn. II. 11
162 Clairc obscure Clairon
ber linfen üBruft unb ein rotfjeä Jperj über bem .Jtreuje.
4) Der fädjfifdje, oom Jtönig grieb. >2lugufr 1815 ge*
friftet unb au& 3 AI. beftefjenb. Orbenßjeidjen : ein meifjeS
Äreuj , worauf Dorne bat fad)f. SBappen unb ber SRame beö
©tifterö, hinten ein (Jidjenr'ranj unb bie SBorte: §ür i8er=
bienft unb Sreue ; ee? n>irb am grünen 23anbe getragen. Die
1. Jtl. trägt einen ft'lbernen ©tern auf ber Unten 33rujt, ber
ebenfalle bie leitete Snfdjrtft für>rt. 5) Der roürterabers
gifdje, geftiftet 18i>ö »om .König griebrid) I.; er jä^lt
3 Sil. unb abelt feine 23eft'$er. Orbenejeidjen : ein weifee
Areuj mit bem ÜJiamen bee ©tiffere unb bem 9Hotto: Bene
merentibns, ee wirb an fdjwarjem, gelbeingefaftem SBanbe
getragen; bie 1. AI. tragt auferbem einen golbenen ©tern
auf ber linfen SBrufl. (B. N.)
Cläire obscure (SHalerei), fyellbunM; eine eigen=
tfjümlidte Färbung einzelner Martinen eines SSilbee, bie bloö
ale Stdjrnjtrfung erfcfceint unb bas 2tuge magifd) feffelt.
(Sorreggto mar ber gröfte 9)teifier in biefer (Gattung ber
Malerei. (R.)
Clairon (^ipüoIntesSlatre be la S£ube), geb.ju
Sonbe 1723 »aljrenb bee Sarneoale; ale ©iebenmonatßfinb
fürchtete man für ifyc üeben unb it>re ©rofjmutter eilte mit
if)r , um tuenigfrene if>r ©eeienfyeil ju retten, jur .Kirche, bie
fte jebod) »erfdjloffen fanb. 3m ^farrl)aufe mürbe tfjr bie
üRadjricfyt, ba$ ft'd) fomofyl ber Pfarrer, als SBtcar, bei einem
ber sWotabeln jur Sttaefenfeier befanben. 9Han eilte borten,
unb bei ber Dringlirftfeit ber ©acbe entfcfcloffen ft'd) bie Diener
bee «£errn, ale »-Mrlequin unb ©illee (eine ^rt $)ierrot) ge=
t leibet, bie beilige Jpanblung oorjunetymen. X)ie äJiolinen
mußten pauft'ren, eine ftlberne ©Rüffel, ©alj u. f. m. mur=
ben b,erbeigef)olt unb jtvifcben jtuei Sonfretänjen mürbe bie
nadjmalige Königin oon @artl)ago getauft. Dem. Dumee =
nil, if>re geborne ©egnerin, ftreitet jmar gegen biefee aüers
binge fefjr burleefe 5acfum <*n> flber fte fyatfe es ftcfr ja
überhaupt jum £f)ema gemadjt, ben Memoiren ber <5. 2L<ort
für 2Bort ju tmberfpredjen. 9?id?t allein burd) biefe 3ufäl=
ligfeit gehörte bie6.(Diminutit>oonölaire) defacio ber23ü^ne
an: ©ebaa^tnif , JRecer-tioifät bee 2?er|ranbee, 9iaa>abmunge=
talent u. f. w. jetdjneten fte fdion ale Äinb aue. 3f)re (£r=
jieljung rourbe fefjr oernadjläfftgt, unb im 11. 3af>re tonnte
fte faum lefen; ein 3ufall machte fte über ibren fünftigen
ÜBeruf flar. @ie Bonnte au6 bem befdjeibenen ©tübd>en if>rer
DDiutter in bie genfler ber gegenübern>of)nenben 9)fab. Dan=
geoille (berühmten ©diaufp.m) fe^en unb beren Üanjübungen
unb Unterridjteftunben in (Stellungen u. f. m. beobad)ten.
©le füllte, naa) täglidien 58erfua>en, ©efa^icf ju bem allen
Clairon 10.1
in ffcb, unb alt* fte ben 23eruf if>rer SWacbbarin erfuhr, naf)m
fte einen gleiten für ft'dj in 9tnfprud>. Grnblicb, ju ber <ix=
laubnig gelangt, einigen tt)eatralifcben 33orftelIungen beirooc)=
nen ju bürfen, ftimmte ft'e ifjre Umgebung buxd) bie 2Öal)rf)eit,
mit ber fte alle ©cbaufp. nadjabrnte, ju tr)rer 2lnfic^t, unb
erflärte aud), feinem anbern ©tanbe angehören ju wollen,
rooju bte ©inroilligung if>rer 3)Jutter nur mit 9)iüf)e erfolgte.
3n ber Isies des Esclaves, auf bem Xfyeatex Italien, betrat
ft'e (1736) bie JBütyne, aber bie beifällige 2lufnaf)me lief ben
3lrleauin ber Gruppe alä jartlirf)en ÜBater für feine £odjter
furchten, unb er oerbinberte ifjre ^njlellung ju ß'es. ©lücfe,
benn ft'e ging nun nad> Stouen, wo ft'e, bei einer febr aus=
gebreiteten Jßefdjaftigung, wer 3af>re blieb. 3>m SErauer^
fpiele, Üufrfpiele, wie in ber Oper befebäftigt, würbe fte nacb,
$)ari(? berufen unb ale (Sängerin in Der Academie royale de
musique angefrellt. £ro§ eineö entfanebenen Erfolges, badjte
fte febon nacb, 4 Monaten barauf, ber Oper ju entfagen unb
fd)lofJ einen Vertrag mit bem Theätre frangais ab, wotyin ber
Snfttnct fte trieb; ft'e erhielt baß ©oubrettenfaefe, man fyattc
it)r aber, wie bamalt? üblieb, ebenfalls ein ^Id^c^en in ber
£ragöbie eingeräumt, unb bie mutbjge £. beftanb barauf,
mit ber ^)t)äbra, biefer ©lanjrolle ber 2>ume6ntl, ju begin=
nen j ber Erfolg rechtfertigte tt)ren Wtutl) unb balb feiexte fte
alt? 2>orine in &artüffe einen gleiten Sriumpt) ; fte ftegte
bureb 2Bar)rr)eit, ©djbnbeit unb bureb, ba$ ilaxfte ä$erfränbni£
tbrer Aufgabe, unb Voltaire fagte t>on it)r: „ft'e t)at im £one
ber ©timme, roa& bie 25umeenil im J^er^en. " @totj t>on
Statur, gelangen it)r Stollen wie: 'pfyäbra, 3enobie, 3Kono=
mime, 2>ibo (oon ber ft'eÄbnigin oon Sartfjago genannt
mürbe), unb Dor allen 9Jlebea am oorjüglicbften. 3n 33e=
jug auf ttjren Qfyaxattex fann man wofyl fugen, bafj t>ier
cob unb ©pigram gleichen ©ebrift hielten j mit tb,rem jügel=
lofen ©tolje, i^rem <&t)xa,erge unb tbren 2lnmafungen mar fte
bte ©eifjel ir)rer (Jollegen. 2)er »ergeblicbe Äampf ber ©toljen,
bie (Srcommunicatton ber Qbeiftlidfteit, oon tf)rem ©tanbe ab?
jutvenben, unb ifyre Steigerung, mit bem ©cbaufp. &uboi6
mieber aufzutreten, ber eine ©djulb abgefebworen fyatte, öer=
anlapten ft'e, fti> oon ber 33üt)ne jurüd?£U,jiet)en. ©ie war
bamales 42 Safere alt unb niemals betxat fte mteber bie bffent=
lieben Sweater. 2lle fte auf 2?oltaire'3 J6au£>tbeater tu gerna»
bie Qrlectra fpielte, rief biefer in feiner Sewunberung auä:
„2>ac? tfl niebt mein 2Berf, e$ ift ba& tc)re!" 1773 ging
ft'e an ben $of bee 3)tarfgrafen öon 2lnfpacb, unb fpielte bort
bte JRolle einer SDiarquife »on ^ompabour, ot)ne ieboeb ben
%lnd) be$ Sanbeö, wie jene, auf ftdt> ju laben. 17 ^afyxe
blieb ft'e in 2lnfpacb, mar bie 2Bor)ltr)ärerin aller nü§=
lieben Slnftalten, half mit bem 3()ven wo ft'e fonnte, oer=
11*
164 Clajua
Ior ober t>ielleid)t eben besfjalb, ober geredeter Vorwürfe
»Degen, bie fte bem 5Diartgrafen machte, feine ©unft. ©ie
fetjrte 1791 nad) ^aris jurücf unb ftarb bort 1803 in 35ürf=
tigBeit. 183? würben ityre JRejre mit ©eprdnge nad» bem
Jltrcrtbofe Pere la Chaise gebraut, wo ein paffenbes 2)en?mal
ihre JÄuljcfrdtte jiert. 3bre S5Jemoiren ftnb untert)altenb unb
oft lehrreich, unb 2)em. Dumesnil fyat mit it)ren (£ntgegnun=
gen mefyr f i dt> , als ber <L gefa)abet. 1839 ijr ein äüaubeoiüe
unter bem£itel: SOille. ßlairon in *Paris mit 23eifall gegeben
roorben , unb mehrere Slnecboten , 2Bi$roorte u. f. ro. ber
Königin con (Eartt)ago, ftnb fer>r gefdueft roiebergegeben ; bafj
ftcb aber ber ober bie Serfaffer erlaubten, aus bem 9)carf=
grafen i>on 2lnfpad) einen Niais ju macben, gehört ju ben
Unoerfdjamtfjeiten ber franj. 25aubeoiUe - gfabrifanten , bie
bas fran^. ^ublifum, wenn es feine SÖürbe maf)rf>aft füllte,
nidjt bulben foüte. 9luct) Couis ©dmeiber r)at bie 6. jur
.fcauptperfon einer feiner befren ©cbaufpieler = 9?ot»ellen ge=
mad)t. (C. B.)
Clajus (Sodann), eigentlich Alan, ein feiner üeit
berühmter 2)ramenbid)ter unb gefrönter Spoetj geb. 1616 3U
SOteipen, ftarb 16.56 als Pfarrer ju Ailingen in granfen,
mit J&arsbörfer ©tifter bes ^poetenorbens ber $)egnifjfcbdfer.
©eine 2>ramen fönnen met)r als Oratorien ober als iMnfdtje
ju einem Oratorium gelten, bie, bem bamaligen 3eitgefd)macf e
gemaf , bem Sn^alte nad) bürftig, ber ©pradje nad? fd)U>ul=
frig, unb eben fo blumenretd), roie piatt unb »lump, oft au<t>
gemein waren. Slber als ßurioft'tdten ftnb fte merhoürbig
genug, ©etne gefcbmacflofen poetifeben Jreunbe rubmten if)n
als einen „roolfenanfegelnben" 35idb,ter, unb ein Jtunfrricbter
ber bamaligen 3ett glaubt ir)n burd) ben 2fusfprud) ju prei=
fen, ba$ <£. bunte SBorte madjen fönne. ©eine £>ramen,
roenn man fte fo nennen fann, ftnb mefjr monologifd) als
bialogifd), Don Siebern unb Sfjören unterbrochen, unb wür-
ben, bureb, Snfrrumenfalmuftf eingeleitet, als poetifdie dlad)*
feier bes ©ottesbtenfres in ber Äirdje recitirt. £>ie barin
rebenb aufgeführten $>erfonen mürben immer burd) ben $>oe=
ten felbfr bureb, einige ©ituationen unb ^erfonen betreffenbe
^aebriefeten beoorwortet. ©eine ©tuefe ftnb: aerobes, ber
Jtinbermörber, nad) 9lrt eines £rauerfpiels ausgebilber, 9hirn-
berg, 1645; GE"ngel= unb £>rad)enfireit, ein tuunberlidjes 3)?adi=
werf, worin, auf er bem 25td)ter unb ©oft 3ebaotb, aud)
sJ5?icbael, Qiabxiel, berDradje, ©atans ©djilbioadje , Suciferö
©olbaten, bie engl. Trompeter u. f. W. mit einanber unb mefjr
nod) mit ftd) felbfr conöerft'ren; ber leibenbe (Sbrifius in
einem £rauerfptel oorgejtellt, Nürnberg 164:3; Jreubengebidjt
ber feltgmacbenben ©eburt 3*fu SijrifH ju Qbren gefungen,
ein geiftlid)es ©ingfpiel in 3 atufjügen, ooü ©djmulftes unb
Claque 165
falfcben 2Bi$es, aber babureb merfroürbig, baß bamit, rote
ftcb. ©ottfcbeD ausbrücft, gleicbfam ber Anfang mit muft'fali=
f*en Sachen in ber Jttrcbe gemacht roorben. (H. M.)
Claque (©arb.), f. Chapeau.
Claque (la) (Sheaterro.j, oon bem franj. 3eitroort das
quer flatfdjen, r>etpt bie ©efammtbeit ber in einer JBorfrellung
anroefenben bejablten Jtlatfcber in $aris. 2)ie C. ifl feit un=
gefäbr 15 5»ibren ein fefies unb einträgliches ©eroerbe »je«
roorben, roeldjes feine ©efe^e, feine Sorttjeile, feinen ©influfj
bat. 2)ie meifren SEr>eater in tyaxii roerben öon ben 2tctto=
nairen unb ben 25ircctcren als mercanttlifebe Unternehmungen
betrautet, unb baber bie C. als eines ber Mittel angeroen=
bet, biefen Unternehmungen bie ©unft bes '•publifums }u
erhalten. £a man fab, baß ein Stuct ober ein Scbaufp.,
ber oiel applaubirt rourbe, mehr gefiel unb einträglicher
rourbe, fo erganifirte man jene .RIatfcber, bie bisher nur
aus JEorliebe für einen Züchter ober Schaufp., »ielleicbt aueb
aus 2>anf barfeit für ein erhaltenes $väbiU.tt geflatfcbt, gab
ihnen bejtanbiges freies Grntree, bejablte ft'e aufjerbem unb
beutete ihnen febon in ben groben btejenigen ©teilen an, roo
ffe juerfl flatfcben unb babureb bas ^ubht'um jum Sipplaus
animiren follten. 2luf bie\e ©peculation fupenb , erriebtete
*in geroiJTer (gauton im 3ahre 1S20 ein förmliches JBureau,
bas er „Assurance des succes dramatiqnes " nannte unb nun
bas ganje Unroefen ber C. in ein beftimmtes Softem btadb,te.
23ei ibm melben ftcb alle jene zweifelhaften Sharaftere, bie
um ein 3)?ittagsenen »erlegen ftnb unb fein ®elb tyaben, ben
(Eintritt in bas Theater ju bejablen. 3e nacb ben erhaltenen
auftragen febieft bas -Sureau mebr ober roeniger biefer Ceute
in bie Theater, roo fte ganj offen com Siebter, oom Director
ober einem Scbaufp. angeroiefen roerben , mann unb roieoiel
fte flatfcben follen. SBunfcbt ein ©cbaufp. empfangen ju
fein, fo fdneft er bie bafür befrimmte Summe in bas JBureau,
bies beifit soigaer l'entree; roünfcbt er einen Nebenbuhler
ausgepfiffen, fo befahlt er unter bem Aunfiausbrucf „empe-
cher la yogne. " — ., Faire mousser" ober ,, echauffer la salle,"
ift gleidjbebeutenb mit bem 23ejahlen ber C. unb bie Cla-
que urs felbfr roerben „Chevaliers du lustre" genannt, roeil
ber bebeurenbjte SErupp berfelben ftcb geroöbnlid) in bie Wlitte
bes Parterres unter ben Jtronleudtter fe§t, ba bas parterre
bie entfebeibenbe Stimme in franj. Theatern hat. — SDiit ber
größten -Sebemenj leiten fte entroeber bas ^Jublifum jum
.Riarfcben an, ober unterfrü^en es, roenn bie Sacbe für ftcb
felbft fpriebt; roiberfe^en ftcb auf bas fjefrigfle, oft fogar
tbatlicb, jeber 2leußerung bes SOJipfallens unb roiffen bureb
bte oerfcbiebenjlen 3)iittel foroohl im Xf)eatet felbjr, als aua?
ben Sag über bas »Publifum für ein neues StücP ober für
166 Claqnc
einen ©djaufp. ju flimmen. ßref gibt folgenbe Unterabtbeu
Junten ber (jlacquerö: le tapageur, ber bei bem flein=
ften s2lnlaf auf baß fjeftigfte applaubirt; le connaissenr,
ber ge)uöt)nlicf) auf ben treuem ^läl-jen ft£t, beifällig mur=
melt, SJerfe auemenbtg weif, bie 9ta^eft§enben auf ©djöni
J>eit ber 2)id)tung ober beö ©pielö aufmerffam madjt unb
intereffante Umfranbc anß bem l'eben ber ©djaufp. erjäbltj
le riear, ber über ben platteten ©paf? fo f)erjlid> ladjen
fann, bafj er unwillfütyrlid) feinen -Jiadjbar anftecft; le
pieurenr, ber baffelbe burd) JRüfyrung bewirft; le cha-
touiiieur, ber r>or 3lnfang beß ©tücfeß unb in ben
3wifd)enacten burd) ©dmupftabaf, Sßonbonö, S^eaterjettel
bie 9tad)barn freunblid) ftimmt unb fte, burd) luftige Unter=
Haltung in frofje iJaune oerfe^t; le ch*uffeur, ber bei
Sage oor allen £i)eaterjetteln flehen bleibt, unb wenn ft'd)
mehrere oerfammeln, ent$ücft ruft : ,,2lr), f>eute ifr fcaö ©tucf
— ba mufj i<fy t)tn , eß wirb wieber übertwll — 2>em. N. Bf.
tft aber aua^ ein ©ngel!" — ber in ben (SafFeefjäufern laut
günfhge 9tecenftonen oorliefl, bie ungünftigen ausreift, in
ben 2Jud)f)anblungen unb Sefecabinetten fragt: ob baß neue
©tücf nod) nic^t gebrucft unb ju fjaben, ober ob nodj fein
^Portrait »on bem je^t fo beliebten ©djaufp. IV. N. er=
fdjienen fei ic. ic; enblid) aber -le bissenr, ber unermüb=
lid>e Da Capo - Sftufer. — SDian fteb, t aues biefen oerfdjiebenen
Nuancen , biß ju welker äJollfommenljeit ft'dj baö ©Aftern
ber C. in tyaxiß aueigebilbet. 9)fan oerfauft baß <£igentf)um$=
red)t einee ÜBureaue für 6000 biß 10,(MK) $ranf$, ein 23e=
weiö, ba$ eß aud) ein einträgliches ©efd)äft tft. 2>aß $)ubli=
fum fennt alle biefe Uebelftanbe unb obgleid) eß oft frrenge
unb augenbltcflicfoe üsiiftt^ übt, wenn bie (Slaqueure ju un=
oerfdjämt werben , fo gibt eß bod) fein wirffamee sJDJittel
gegen ben Grtnflufj biefee oerberblidjen tlnwefens. 2)irectoren,
iDidjter unb ©djaufp. argumentiren, ba$ bie C. burd>au$
nichts 33öfeö fei, benn fte tfyue 9tiemanben ©djaben, animi=
ren baß ^)ublifum, reijen ben G£t)rgeij ber ©d)aufp. unb
bringe jene Sßarme unb (£mpfänglid)feit f)ert?or, bie ^ubli*
fum unb 33üf)ne gegenfeitig fo nöttjig fyaben. ©egen ent=
fdjiebenen Unwertf) oermöge fte nidjte, biene alfo nur ales
SReijmittel. — Um ein jweifelfjaftee ©tüdf ju retten unb tr)m
eine glänjenbe erfte siluffüf)rung ju oerfdjaffen , tfcetlt eine
25irection oft 300 biß 500 greibillete aue , bie alle jum
Jllatfd>en oerpflidjtet ft'nb. 3n Deutfa^lanb t>at ftd) bieß Un=
wefen noct) nirgenfe in beflimmter §orm blicEen laffen. SWan
ti>eilt allerbinge wol)l oon ©eiten ber ©trection in jweifeU
haften fallen ^"ibillete au6, audj ©cbaufp. pflegen ibre
greunbe unb 23ewunberer bamit ju oerfeben , aber bie 23e=
bingung beß silpplaubirenö tfl eine flillfdjweigenbe. 9tocr>
Claqueurs Classisch 167
fdjdmen ftcb, beibe Xfyeile ben 3wecf einjugefret)en , wdtyrenb
bas SNittel baffelbe ift. <L. S.)
Claqueurs, f. Plaque.
Clarissinnen. <£in weiblidjer 3weig bes §ranjis=
BanerorbenS, gefhftet 1212 oon ber f>eil. Slara. 3f)re Mei-
bung war grau unb im ©dmitte ben .Kutten ber granjiecaner
ä'bnlid), bod> fanb man aud) S. in fcbwarjen ober braunen
JUeibern. Die <S. oon ber ftrengfren ©bferoanj trugen graue
«Kutten, ©anbalen mit ©triefen an bie naeften güfe gebun*
ben, graue ©capuliere, einen grofen fcbwarjen SRofenfranj
um ben J&als, einen weifen ©trief als ©ürtel, einen grauen
SSHantel bis auf bie »Knie unb einen fcbwarjen, weif gefütterten
2ßeif)el, ber bis jur Hälfte bes Cberarms l>erabftel. (BN.)
Clarke (Sfjarlotte, für. Jllärf), geb. um 1740 ju
Conbon. ©ie war eine £od)ter bes berühmten Sollet) Sibber
(f. b.) ; tf>r »ielbewegtes Seben bietet reichen ©toff ju einem
fomifcbenStomane unb fteüt fte faft ber beruhigten laSUiaupin
(f. b.) ah bie 'Beite. ©tatt einer ©efebiebte ifyres Cebens möge
es genügen , bie oerfcfyiebenen SDiomente nebeneinanber ju
(teilen, wo fte auf er ber 23üt)ne aucf> in anbern 2ebens=
oertjaltniffen unb wafyrlicb, ben wiberfprecbenbften ft'cb be=
merfbar ju macben wufte. ©ie war nacb, unb nacb ©dnge=
rin , Slänjerin , SSttaitreffe , £Det>I = unb ©emürjbanblerin,
SEanjlebrerin , ©djulbgefangene , SSorfteberin eines 33orbeüs,
breimal unglücflicb t>erbeiratt)et , ftedfüefyrex in Spanne ?leibern,
Slufwdrterin in einem SBirtbsfjaufe , ©djaufpielerin , ©igen«
tr)ümerin eines 2Birtbsbaufes oon fcblecbtem 9htf, 9>up»en=
fptelerin unb am (ärnbe 2Burftf)dnblerin j alle biefe Stollen auf
ber 8ebensbüt)ne fpielte fte mit ©ewanbbeit unb SEalent, boa>
galt fte au* auf ber 23üf>ne für eine tüdjtige Äünftlerin.
©ie ftaxb arm unb oergeffen 1760. (L. 8.)
C las ing- (3 ob« |>einr.), geb. ju Hamburg 1779, ein
grünblid) gebilbeter attuftfer, trefflicher ©efanglebrer unb
aebtungswertber Somponift, ber fieb. um bie, (frbebung unb
Läuterung bes muftfalifc^en ©efebmaefes in Jpamburg grofe
üßerbienfie erworben t)at. %üv bie 23üf)ne febrieb er: $)li =
«beli unb fein ©of)n, eine §ortfe§ung ju €t)erubini'6
2ßafferträger unb bie fom. Oper: 2BeldE>er ift ber redete?
bie beibe entfcbjebenen SBeifall fanben. <5r ftarb ju £am=
bürg 1S29. (3.)
Classisch, Classiker (t>. lat.) , jur erften (51 äffe
gehörig, muftergültig. Unter " Glaffif er »erfreut man be-
fonbers bie ©cbriftfteller bes grieeb. unb röm. 2lltertf)ums
insgefammt, unb aus ben neueren Literaturen bie muftergüU
tigen ©cbriftfteller , fo etwa in ber beutfdjen bie Heroen:
©oetbe, ©filier, Berber u. f. f. £>as cl.e 3eitalter ber
Literatur ober ber Äunft einer Nation ift basjenige, wo
168 Claudiana Tonitrua (lauer
Literatur unb «Äunfi bie bbchfle ©rufe tt)rcr Ü8olIfontmen=
heit erreichten unb 2Ber?e entftanben , welche ber §olge=
jeit ale sDiufler unb ale ©egenfianbe ber Jßewunberung
frienen. Qre gibt in bem iJeben jeber Nation einen 3eit»unr"t,
wo grofje ©eijter lute nach einem ftillfcbweigenben gegen;
feitigen 2lb?ommen mafbejlimmenb nach allen ytiebtungen ber
Literatur unb SBiffenfchaft tbäfig ftnb, wo ft'ch bas inteU
lectuelle Sehen einer Nation in einer 42lnjahl Don ©entee
concentrirt, um in ber Siegel nachher in Erfcblaffung juriicf;
jnft'nten, wenn auch einjelne cl.e Nachgeburten unb tem=
Vordre geniale Sluffcbneüungen biefe speriobe bee ©infene
ober ©tiüftebene unterbrechen mögen. 61. war unter ben
©rietben bas 3eitalter bee ^Jeriflee , unter ben ^Römern
bas 3eitalter bee &Hgufrue, unter ben Stalienern bae 13.
3ahrb. ober bas 3eitalter Sorenjo'e oon SDtebicie, unter ben
^ranjofen bas 3eitalter £ubwige XIV., unter ben 25eutfcben
bas ie^te Viertel bee 18. 3ahrb. unb weiterhin, (il.e Stellen
ftnb folcbe, welche aue mufiergültigen Tutoren beifoieleweife
angeführt werben. 9)lit bem aßegrtff (Hafftcität , 9Rü)1tx:
gültigfeit, oerbinbet man auch, in ber Sftegel ben begriff jener
(Schönheit, Ebenmafigfeit unb Harmonie, welch. e befonbere
Eigenfcbaften ber Tutoren bee griech. unb röm. Stlterthume
waren, unb infofern man meift bae@l.e mit bemilntifen (f.b.)
für ibentifet» halt, würbe man bas jRomanttfcbe unb 9Dcobeme
(f. b.) biefer (Slafft'cttät ale ©egenfat) gegenüber freuen fön=
nen. £)och feilte man in biefen Unterfdbjeben unb (Jinfcbacb::
telungen oorftcfctiger ju SBerfe geben, ale in ber £bat ge=
febieht. (H. M.)
Claudiana Tonitrua <a. 23ühne), (Slaubifcbe 25on=
ner, nannten bie Körner bas burch JRollen oon (Steinen binter
ber ©cene hervorgebrachte ©eraufcb nacb einem &poiue Glau?
biue , ber ee juerfl eingeführt bar. ( W. G.)
Clauer (SR a r i a, geb. b e 23 r u i n), geb. 1 S 1 0 j u SDiünchen,
würbe nach erlangter iJIuebilbung Lehrerin in München, boch oon
frübefter Äinbbeit an regte ft'ch eine mächtige Neigung jur bram.
Jtunfi in bem jungen SSRdbcben unb bie großartigen ©ebilbe einer
©opbie© ehr ober machten einen folgen Einbruch auf ft'e, bajj
fie nur baran bachte, ber Äunft fich ju weihen.— SDiir
bem angeflrengtejlen Eifer bereitete fie ft'ch auf it)re neue
Saufbabn oor, erflebre oom 23ater feine Einwilligung unb
betxat am 11. <£ept. 1833 $um erften SDfale bie Sühne ju
Stegeneburg in ber Siolle ber J&ebwig in Jlörner'e 23anbitens
braut mit fo glütf liebem Erfolge , ba$ fie balb ber Liebling
bee Stegeneburger ^ublifume würbe. §reiherr oon «geben!
würbe aufntertiam auf ba& emporfeimenbe Talent, unter=
friere bajjelbe mit feinem £Ratbe unb unter feiner Seitung
febwang ft'ch SOiaria be 23ruin balb ju t'eiflungen oon höl>e =
C lauer Ciavier 169
rem Jtnnflroertf) btnauf. — §ajt 2 3ab« blieb fie in
«Regenöburg, ging bann (im Oct. 1835) auf einige SKonate
naa> Eoblenj unb trat oon ba auö ein Engagement bei ber
vereinten @bln = 2ia*ner 23übne an, wo fte in (Söln alö Eldr=
eben in Egmont, Ädfbcben oon J^eilbronn unb ©raftn Olga
mit ungeteiltem 23eifall bebutirte. 183ti folgte fte bem neuen
2)titbirector beö Hamburger ®tabttbeatet6 $)lüt)lina, borten.
$ier bebutirte fte alö ©rifelbtö, SDiaria «Stuart unb Olga,
unb f)atte ftd£> ber günftigften Slufnabme ju erfreuen. Wli$=
belligfeiten mit ber 2)irectton führten jeboeb eine balbige 3luf=
löfung beö GEontractö fjerbei. Einer Einlabung jufolge betrat fte
fodter in 2>obberan, bem ©ommeraufentbalt beö grof Ijerjogl.
me<flenburg=f4)n>erinf<$en £oftbeaterö, bie 23übne ale ©rifelbiö
mit fo gldnjenbem Erfolg , ba$ ein Engagement fefcon naa) bie-
fer erften 9tolle abgefcbloffen würbe unb feit biefer 3eit wtjft
fte an bem bortigen £oftf)eater jur allgemeinen 3ufriebenbett
beö ^»ofes unb beö ^ublifumö. 3m @ept. 1839 gaftirte fte
mit bem beflen Erfolge an bem ^»oftfjeater in 23erltn. SSJlab.
(S. ift oon einnebmenber ©eftcbtöbtlbung unb t>at ein lebbafteö
foredjenbeö Sluge. 3br Talent befähigt fte oorjüglicb ju tra=
giften (Styarafteren unb tf>re fieiftungen alö 9Jtaria ©tuart,
©rifelbiö, Äaiferin Eatljartna, Olga, ©reteben w. ftnb trefflieb.
bliebt minber 2luöge3eicr)netee Jeiftet fte im gacb jugenbltcb=
fentimentaler ©cbmarmerinnen , alö Souife Stiller, Slarcben,
S£ätt)ä)en, Senore jc. ic. 3m Üuftfpiel wirft fte gleichfalls mit
oielem ©lücf , unb tfjr ^arifer SEaugentebtö , (Eatbarina oon
JRofen, grau oon Üblen ic ftnb febr adjtbar, boeb bleiben
fie binter ben früher genannten Stollen jurücf. — Eine le=
benbige tytyantafie unb ein lieblicbeö, jeber Nuance fähige*
Organ ftnb auf erbem biefer liebenöwürbigen unb befebeibenen
Jtünftlerin eigen. Sor antritt beö Hamburger Engagements
»erebelicbte fte ft'cb mit einem jungen Spanne, 2lrtl)ur Elauer,
Rentier aue Slawen, unb ift in intern Ebeleben eben fo glücf=
lieb, wie in ibrem Äunflleben. (A.)
Ciavier (SSJiuftf) , ein SEufteninftrument mit ©aiten
oon febwacbem £one, aber böcbf* angenebmem Älange. 2>aö
<S. beftebt aus einem Äafien oon circa 6 gufj Cdnge, 2 gr-
umte unb 7—8 3oll $öi)e, welcber auf güfen rur)t unb
in bem ber SÄeebaniömuö enthalten iflj eö ift auö bem SOtoe
noeborb entjtanben, tarn im anfange beö 16. 3<*brb. jiemlicb
bauftg in ©ebraueb unb würbe oon ba ab, allmdblieb ber
SSollenbung entgegenfebreitenb , immer mebr baö Sieblingös
tnfhument aller- ättuftPer unb 5Dilettantenj erfl feit Enbe be$
oor. 3abrb« würbe ba$ E. oon bem oollfommenern $>ia no =
forte oerbrdngt, einem 3nflrumente, melcbeö in ber dufern
Erfcbeinung bem E ganj dbnlicb ift, an 9teia>tbum bei SEoneö
ieboeb unb mannigfaltiger Siuanctrung beffelben eö bei weitem
11**
170 Clavicrauszug Clavljo y Faxardo
übertrifft. Seber Sühne fowobl als jebem ©dnger tfl bae
<L ein unentbehrliches Snftrument, ba fein anberes jum
(Einfrubiren (f. b.) fo geeignet ifr. SSgl. groben, lieber ben
SSau bes @. ogl. in ©cbilltng's UnioerfalsSericon bie Artifel
Alayier, gortepiano u. a. m. (7.)
ClavieraugziiK (2)cuftf), bie auf einige Cinienfnfreme
^ufammengejogene Partitur eines gröfjern SDJuftf frücfes , wie
einer Oper, ©ompbonie, Kantate ic. Die (S.sAe. entfranben
im Anfange bes 18. 3^brb. unb haben unermeßlich gewirft
auf bie Ausbreitung muftfalifcber SStlbung , inbem fie ben
JUmftfreunc'en beliebte 9)cuftffrücfe ju einem weit billigem
greife, als bie treuem Partituren, zuführten unb bie Auss
fübrung umfangreicher unb complicirter SOcuftfftücfe in flei=
nern JKaumen unb 3irfeln möglich matten. 2>ie Aufgabe
bes @. =A.s ifr bemnacb, »on bem Originale ein mögltcbft
treues unb »ollfränbiges SSilb ju geben, welches nicht allein
SDielobie unb Harmonie , fonbern bie ganje SEonfcböpfung in
allen ihren SEbeilen unb SSerwebungen jur Anfcbauung bringt.
2>er ^Bearbeiter eines @.;A.s barf alfo nicht dngfrlicb an ben
9toten fleben, fonbern mujü, wie ber lleberfe^er, bem r»or
Allem obliegt, ben ©inn bes Originals ganj wieber ju ge=
ben, ben ©eijl bes Scnbicbters ju erfaiien unb wieber ju
geben frreben. (7.)
Clavljo y Faxärdo (35 on 3ofepb), ber befannte
«&elb eines ber frübeften 55ramen ©oetbe's, war in ben 3abren
17ti-2 bis 67 in SDcabrtb Jftebacteur eines 3oumals: ElPensador,
worin er nicht ohne ©lücf unb mit oerbienfrlicbem ©treben
bie in @nglanb gemalten gleichartigen 2krfud?e jur Jörbe?
rung wiffenfcbaftlicber SSilbung nachzuahmen bemüht war.
2)ie Steigerung , ein ^r)et?erlcbnif mit ber ©cbwefter 2Seau=
marebais' ju realift'ren, 30g ihm buraj beffen öffentliches Aufs
treten gegen it)n ben SSerlufr feiner ©teile unb bes öffentlichen
3utrauens *u. (Jr lebte lange in Surücfgejogenbeit, unb
rebigirte erfi feit 1773 ben Mercurio historico y politico de
Madrid. Aucb ben Staturwiffenfcbaften war er niebt fremb;
überfeßte SSuffon's Histoire naturelle (SWabrib 178.5 bis 90
XII. in 8.) unb war SSicebirector ber SRaturalienfammlung
bis ju feinem Stöbe 1800. — 2>ie erwähnte Affaire mit
SBeaumarcbais, bie freilich nur bureb ben le^tern befannt ge=
maebt würbe, unb binft'cbtlicb welcber bie Angaben beffelben
über (S's. (Sbarafter, ber t>on Anbern als fanft unb ebel ge=
febilbert wirb, zweifelhaft erfebeinen muffen, ifr, außer twn
©oetbe, oon jwei franj. 25id)tern: SDtarfolIier bes 23iöeticres
unb @ub«res = ^almejeaux, jum ©egenfranb einer bram. 25e=
banblung erhoben worben. SSieles Auffeben erregte ba6
©oethe'fcbe £rauerfpiel (1771, 2. Aufl. 1783) febon barum,
weil es bei i'ebjeiten bes gelben erfchien unb benfelben auf
dementia Clive i 71
ber 23üf>ne fierben läft. 31* ^er Ie§te 2lct biefeS 2>rama'S
aud) eine SUmnbanj ju nennen unb nur aus einem jugenb=
Iia> lururtrenbem »oetifdjem triebe ju entfd>ulbigen, fo f>at
bocb, baS @tü(f felbfi in feiner Entfaltung ber (Sljaraftere,
rafcber unb im ©anjen genommen glücflicfeer golge ber @i=
tuationen unb auSbrucfStwller, gut nuancirter 2)iction grofe
SSerbienfre. 2>ie Stolle beS (SarloS wirb immer eine würbige
unb gewifi nidjt leichte Aufgabe für bram. Äünftler fein,
wie benn aud) Die Erjäfylung beS 23eaumard>aiS bei gemejte=
nem unb wobl fd&atttrtem Vortrage , oorauSgefeiJt ein nidjt
ganj ungeeignetes 3wifcfoenf»tel beS (L, oon nie t>erfagen=
ber, ädjt Bünftlerifd»er SBtrfung tfr. (Schietter.)
dementia (SOZt^tf).) , rbm. ^erfoniftcation ber 99iilbe
unb ©nabe, beren £>ienft öorjüglid} unter ben Äaifern ge=
braucfylicb, war. Stuf ben überfommenen £>arfrellungen er=
fdjeint ft'e als ein mit bem -Diabem gefdjmüd5 teS 2Beib , einen
£)el = ober Corbeerjmeig fjaltenb. (F. Tr.)
Cleopatra (a. ©efd).), He h&e Königin oon Slegi^ten,
eine wegen ifjrer ©c^öntjett unb ©ittenloftgfeit f)od)berüf)mte
grau beS 2lltertf)umS , bie jebocfr, jtetS ben @d)ein einer
ebeln Haltung ju bewahren wufte unb fomit geeignet warb,
felbfi als Jpelbin ber Sragöbie t>erl>errlid)t ju werben, wie oon
©tjatfpeare in feinem Srauerfpiel : ,,2lntoniuS unb Cleopatra.''
©ie war bie (Beliebte ber rbm. SEriumtnm 3uliuS Eäfar unb
SOcarcuS Antonius, oom £e£teren fogar mtber rbm. Stedbt unb
«Sitte nad) SBerftofung ber £)ctat>ia jur ©emafjlin erElärt.
S)ie ©ewalt feiner Siebe für fte war fo grof , baf ft'e tf>m
nur He falfd)e 2>iad)rid)t von it)xem freiwilligen £obe über*
bringen ju laffen brauste, um if)n in ber SBtrHicfyfett jum
©elbfrmorbe ju befrtmmmen. £>ocfy machte ft'e jene <£rbid)tung
jur 2Baf>rf)eit, als fte it)ve 3$erfudje, burdj tr)re @d)önl)eit ben
©ieger iDctamuS gleichfalls in iljre 9?e£e ju oergarnen, fel)I=
fdjlagen faf), jugleia) um nid)t feinem £rium»l)e als 3terbe
bienen ju muffen. (F. Tr.)
dl© (8Wut&.)f f. Stufen.
Clive (Eatfyarina), geb. um 1710, eine eben fo be=
rühmte als geartete engl, ©d&aufpielerin beS oor. 3al)rf).
©ie war bie £od)ter eines irlänbifctyen ©utSbefüjerS, 3t a fror,
unb jetgte fdjon frül) burcb, ben Slusbrucf unb ben ©efd&mad5,
womit fte SBolfSlieber in ©efellfdjaften fang, SEalent für bie
aSüt)ne. OTan empfahl fte (Sollet? Eibber (f. b.), ber ft'e aud)
alfobalb engagirte. 2>odj gelang es tfyr in ben erflen Sauren
nid)t, bie ©unfl beS ^ublifumS ju erringen, bis bie $)offe:
the Devil to pay, (beutfcft: ber luftige ©d^ufler) erfdüen, ixt
ber ft'e bie SRoüe bex jungen @d»u(terfrau mit ungemeinem
33eifall gab. SSon nun an war fte bie erfle im lomifdjen
%ad> unb blieb es bis 1769, wo ft'e ft'dj nad) 40jaf)rigem 2>ienfr
172 Clodius Cluniacenser
aufs 2anb iurütfjog. 1732 f;atte fte ft'dj mit einem <&btU
manne ©. @Iiüe (£squire oerfyeiratfyet , aber nidjt lange mit
tljm gelebt. 3tyr moralifdjer (Styarafter erhielt fid) bura>
aus rein. (L.)
Clödius (<Hr. 2l"9.)> 9^. 1738 ju Slnnaberg in <&a&
fen, feit 1764 orbentl. ^rofeffor ber ^t)ilofopt)ie, fpdter ber
£>id)trunfr, in Setpjig, gefr. 1784, gehört unter bie bram. 25id)s
ter nur wegen feines breiactigen Öuflfpiels: SDiebon ober bie
Stacke bes SEBeifen, bas oielleidjt am befanntcfren geworben
tfr burd) bas mi§ige Epigramm, welkes ©oetfye auf ben SJerf.
machte, unb bie baran gefnüpfte Qrrjäf;lung, bie mir in bem
2. 23anbe twn r/9EBaf>rf>eit unb 2)icr;tung" lefen. 3mar mürbe
es ins §ranj. überfe^t, tf>eilte jebocf; bie geiler ber übrigen
SBerfe bcs Serfs., Slffection bes 2tnttfen, allju bilberreidjen
©tr;I unb unpoetifdje £enbenj. 5lls «Rritifer (SSerfudje aus
ber Literatur unb SDioral 1767 unb Obeum, eine SJtonafsfdjrift
1784) leifrete <£. einigermaßen 23ebeutenberes. (Schletter.)
Clor in de (2)em.), geb. ju ^arie 1810, SDiitglieb bes
Ambign - Comique, mirb eben fowobl megen ifjres leisten, Ijeu
tern ©eifres genannt, als megen iores Talentes, bie meib-
liefen unb tfjeatralidjen 23erül)mtf)eiten in partes ju copiren.
grüfyer mar fte bei ben Nouveautds, unb bort jeigte ftd) juerfl
tt)r Talent für bie ^)arobie. 9lls fte $u bem Ambign über?
f*at, gemann fte gletd) am erflen Sage bie ©unfl bee $ubli=
fums. Jsi)xe fomtfebe Eingebung, ihr natürlidjes ©ich* gehen;
Iaffen, tt>rc ungezwungene Jpeiterfeit, gefielen fogleich , unb
menn man bie Collen nennen wollte, in melden fte befonbers
gefallt, müßte man tf)r ganzes 9tepertoir aufholen. — Jpier
ein 23eifpiel oon ihrem außerorbentlidjen ©ebachtniß. 3n
bem ©tücfe: „Le fils de Figaro" mürbe bet ber ^wetten 9Sor=
jlellung bie ©chaufpielerin, welche bie ©ufanne gab, plö^lid)
franf, als eben ber Vorhang aufgeben follte, bie £>irection
war in großer Verlegenheit, welches ©tü<f fte fo febneü* ge=
ben follte, ba erbot ftch ÜDem. G. , welche bas ©tücf bei ber
erflen Aufführung gefehen f)atte, bie JRolle ber Äran6gewor=
benen ju übernehmen, unb fpielte fte au« mit einer Seid)tig=
feit, ©ewanbhett unb «Sicherheit, als hätte fte fte mit bem
größten gleiße auswenbig gelernt. (A.)
Clötho (SJtythJ, f- Farcen.
Clotilde. Grrfle SEänjerin ber faiferl. ©per in $)aris.
(Sine Schülerin Veflris bes Saters, eignete ftcb if)r hoher
2Bud)S, ihre eble «Haltung unb ber Anflanb in ihrem ganjen
2Befen, oorjugsmeife für ben ferieufen >£anj, in bem fte 9luss
gewidmetes leifrete. (H . . . t.j
Cluniacenser. (£in geifll. £)rben , @eitenjmetg ber
23enebictiner (f. b.), bem befonbers bie 9lufredithaltung ber
Siegel ^)flio)t war. Sie breiteten ftdj im 12. %ai)xi). bie auf
Clown 173
2000 «JUöfler auö , oerforen ftd> jeboa? fpdter gänslicfc burtf>
Bereinigung mit anbern Srben. %t)re JUeibung war bic ber
Senebicttner. (B. N.)
Clown (engl. fpr. flaun; Zfyeaterro.), ein bem engl. £bea=
rer eigentbümlidjer Qbarafter, ber grofje Slebnlicbfeit mit bem
Grazioso ber ©panier unb bem Jßanewurfr ber £>eutfd)en
bat. Sirlednno fowotyl ale bic franj. >Jcaa)ac)mungen beffelben
Mezzetin, Tarinpin, Crispin ftnb if)m nidjt oerwanbt. SDer
Urfprung tiefer Stolle oerkert ft'<f> in ber Äinbfjeit beS engl.
Xi)eatex& unb eine gebrückte iftadjridjt oon if)m, läft ftd) nicbt
früher al6 1511 nadjweifen. ©leid) bem Grazioso mar er ber
prioilegirte Üufrigmacfcer, ber in einem ©tücfe auftrat, wenn
er wollte, obne befrimmt an ber (Jntwicfelung ber Jpanblung
Sfjeil ju nehmen, mit ben eben befdjaftigten ^erfonen ©pafe
madite, unb nad> feinem ©utbünfen bie ÜBubne aucb wieber
serliefj. Die ©pdfe be£ @. waren ju febr nad) bem ®e=
fdjmacf beö bamaligen ^ublifumö, aii baf§ er in irgenb einem
©tucfe bdtte feblen burfen. 2Beld>er 2lrt biefe ©pdfje waren,
wie unfauber unb efelbaft fte je§t erfdjeinen, beweift ba$
alte 1(511 gebrückte 23udj Jeasts of Tarieton (f. Sarleron). 2iud)
empfüeblt ©bafefpeare in feinem Jpamlet in ber befannten
©cene"mit bem©d)aufpieler : „Cafjt bie, fo v£ure 9tüpel (Clowns)
fpielen, nidjt mebr fagen, ale ibnen oorgefdjrieben ifi." 2)odj
wenbet ©bafefpeare felbfl fte faft in allen feinen ©tücf en an,
oft nur mit ber einfadjen üBejeidmung : „ber <L tritt auf",
j. 33.: bie Sobtengrdber im garnier. 2)urcbgdngig madjt ftcfe
inbeffen im (£. eine berbe , breite , felbfl plumpe Jlomif be=
merEbar, was fdwn im SBorte felbfl liegt, ba @. aud) Tölpel,
ungefdjladiter SSauerlümmel bebeutet. Um einen 23egriff r-on
ber Ölrt unb 2Beife ju geben, roie ber (S. ft'db oft in bie ern=
freflen ©cenen einbrdngte, biene folgenbeö 23eifpiel. 3n J£ein=
rid> IV. (nia^t©bafefpeare'ö Sragöbie) bat b-r tyriny oon SEBaleS
bem ilorb s £)berrid)ter bie bekannte Ohrfeige ju geben? in
bem 2lugenblicfe, wo bieö gefdjeben foll, mitten in ber leiben=
fdjaftlid)fren Aufregung ber Situation, fpringt ber (5. jwt-
fdjen 23eibe, empfangt bie Obrfeige som *prtnjen, gibt fte
aber augenblicflid) bem 2orb = £)berrid)ter um fo öollwicbrtger
jurücf, macbt einen ©paf? unb gebt wieber ab. ©pärer würbe
ber <5. ganj au6 ber SEragöbie oerbannt unb ibm fein $pia§
im Sttadjfpiele angewtefen, wo er burlesf tankte, fornifa^e He-
ber fang unb luftige ©cenen fpielte. ©egenwartig tfl er auf
bie Pantomime befa^rdnEt, wo er bie ©teile beö tyierrot in
ben SDtaefenfpielen oertritt; fonfr ftnbet man ben S. nur
nod) in ©bafefpear'fa^en ©hicfen auf ber 23übne, bagegen
burcbweg bei ©eiltanjern, Äunfrreitern u. f. w. an ber ©teile
be$ SSajajjo. Der berübmtefte <$. ber neuefren 3eit war
3oe ©rimalbt (f. b.) beffen ©of)n noa) je§t im 23eft'§ biefer
174 Clytämnestra Cölcstiner
Stolle bei ben großen 5Beif)nad)töpantomimen (f. Chrestmas-
Ijautomime) im &rurnlane unb (Sooentgaroen ift. (L. S.)
Clytämnestra ($Jli)tt).)f f. Agamemnon.
C inoll (SMuft'f), eine ber 21 Tonarten unfereg @t)*
fremö, beren ©runbton G ifr unb bie :j b al& 2iorjeid>nung f)at,
woourd? bie £öne e, h unb a um | £on erniebrigt werben.
3um Sluebrurfe jebeö l)öf)ern weisen ©efüf)le6, für bie (£m=
pftnbung ber Siebe, ber ©eftnfucfyt unb ber fanften Jtlage tft
tiefe Tonart befonberei geeignet. (7.)
Couou rs (Theatre) ein £1). 2. 9tange$ in Sonbon (f. b.).
Cöccia (Carlo; fpr. Aobfcbia), geb. ju Neapel 1789,
fdwn im 7. 3al)re fang er bie Sopranpartbjen in ben Air»
rfjen feiner 23aterflabt, fhibirte bie SJcuftt unter (Sapelli unb
fpdter im Sonferoaforium ju Neapel unter $)aef iello'6 be=
font>erer Leitung. 1808 bebütirte er als Somponift mit ber
Opera bufla : iuatrimonio per cambiale in JRom ofyne Erfolg,
ging hierauf nad) Jlorenj, wo feine Oper: il poeta fortunato
eine günfrige 2lufnaf>me fanb, unb tf)n beftimmte ftd) ganj
ber bram. GEompofttion ju mibmen. <So folgten benn nadj
einanber über 20 Opern, bie an »erfduebenen Sweatern 3tas
IienS mit großem Seifali gegeben mürben, obfdjon £. fet>r
flüchtig arbeitete unb eine Oper in wenigen SEagen oollenbetc.
1820 trat er eine größere Steife über Portugal, «Spanien unb
^ranfreieb, nad) Grnglanb an unb weilte längere 3eit in Von?
ton, wo er mehrere feiner SGBerfe auf bie SSüftne braute,
«frier warf ftdi <l. mit allem §leifje auf ba6 «Stubium ber
clafft'fdjen 9)cuftf, tferfdjmafyte bie bisherige leichtfertige 23e=
fyanblung berfelben unb ftrebte gebiegene SBerfe ju fdjaffen,
mofür feine Söiaria Stuart öortb,etll)afred äeugniß gibt. 1S25
übernahm er bie 25irectton be$ Äingstljeatere in £ont>on, trat
jebod) balb uon berfelben wieber ab unb teerte 1827 nacb
Neapel jurüd? , wo er feitbem, mit wenigen 2luenaf)men,
lebte. 2tud» bjer fegte er nodj 6 Dpern für bie Sweater in
SWailanb unb Sknebig, bod? würben feine SiJerfe t»on ben aufs
taudjenben Sternen ber neueften Sttetfter »erbunfelt unb »er*
geilen. (3.)
Cocytus (2Hörl).), f. 2ldjeron.
Coc'omero (Teatre dei), ba$ 2. SEI), in %loren$ (f b.).
Coda (SNuftfj, ber SInfiang, Sd)luflfa& einet? SDtuftfs
ftücfes, in welkem bie «öauptmotioe ber (Eompoft'tion wieber=
ijolt werben. (7.)
Coeft'üre (©arber.) , jeber Jtopfpu§ für eine 2>ame ;
aud) bie 2lrt, wie ber Aopf gepult ober frift'rt wirb, j. 23.
C a la grecqne etc.
Cölestiner (Drbenöw.), ein SHöndjöorben, geftiftet oon
9>eter bi SDcurr^one, ber 1291 alef (Sölefhn V. tyabfl würbe,
unb ben Örben burd) eine eigene 23ulle betätigte j er bret=
Cölu« Colle 17a
tete ftd> fefyr fdmell , au$ unb hatte eine feljr ftrenge Siegel.
Orbenötradjt : fd^marjeS ©fapulier unb Jlapuje; im <£f>or
unb beim 2luSgeh,en barüber eine fdjwarje Äutte mit Äapuje.
2>ie l'aienbrüber lid>tbraune Stede mit Jtapuje unb einem
Meinen runben fragen, lidjtbraune ©ürtel mit einem n>ei=
fen Äreuj. (B. N.)
Cölus (Ottntf).), f- Uranus.
Colälto (Olntonio), geb. 1703 in Stauen, fam fpä=
ter nad) ^arie unb war ein auegejeidmeter ©djaufp. beS ital.
5£ftearere oafelbft, ber befonberß als ^antalon unübertrefflich
gewefen fein foll unb aud) als £t)eaterbtd)ter SüdjtigeS geleifiet.
Unter feinen 17 i'uftfpielen l)at ft'd) feine Les trois jumeanx
V^nitiens (beutfdj : bie Drillinge uon Söonin) bis jeljt auf ber
23ür)ne erhalten. Grr frarb 1778 unb nafjm mit ber Siebe bes
9>ubliEumS aud) bie 9Id)tung berer bie ifjn kannten, mit ins?
©rab. ©arrtcf , ber if>n auf feinen Reifen burd) ^ranfreid)
faf), war im twljen ©rabe oon feinem natürlichen ©piel
entjüdt. (L.)
Cöleridge (@. £., fpr. <£olrtbfd)), geb. 1773 unweit
SBrifrol, engl. Didier unb grünblidjer Jtenner ber beutfdjen
Literatur, ftier befonberS ju ermahnen als trefflidjer Ueberfe^er
beS ©diiller'fdjen „ SBallenfrein " (of)ne SBallenfieinS Cager,
welches fpaterr)in oon Cewifon ©ower überfe^t würbe). <S'ng=
länber, welche juafjrfrfjeinlicfj nid)t tief genug in bie ©d)ön=
Ijeiten beS beutfdjen Originals eingebrungen ft'nb, wollen be=
Raupten, ba$ bie engl. Uebertragung an poettfdjem 2Bertt)
baS Original übertreffe. SDiefer lleberfe§ung oerbanft bie
beutfdje ©djaubütyne t)auptfad)lidj ben 3Ruf, weldjer tf>r in
©nglanb ju £beil geworben. (H. M.)
Colin (£edm.), ein JRolIenfad) ber franj. Opera co-
mique, eS begreift alle SSauernburfdje, £>ümmlinge
unb iftaturburfdjen in ftdj, ungefähr was beim beutfd»en
Sweater ber Senorbuffon ober fogenannte @piel = S£enor fpielt;
fcaS reidjfle 9iepertoir für ben <S. ft'nb bie ©retrofdjen unb
b'2Uaöracfd>en Opern. (L. S.)
Coliseo. Siame ber £fjeater, bie in ben ^alafien *er
©ranben uon ©panien ftdj beftnben.
Colle (@f)arleS), geb. 1709 ju $artS, begann feine
Karriere als bram. 2>id>ter mit ber ^arobie auf la chaussee:
Aiphonse rimpuissant, fdjrieb mehrere ©tücf e für ©efellfdjaftSs
tfjeater unb bie öffentlichen 23ül)nen, alS: le galant, l'escroc,
la veuve, Isabelle preeeptenr, le jalonx corrige u. m. a., bie
alle mit 23eifall gegeben würben. 25aS meifre ©lud machte
aber : La partie de chasse de Henri IV. , bie 2Bei$ e unter
bem tarnen: bie 3«gb, beutfd» bearbeitete. 35iefeS @tücf ifl
bie erfle fomifdje beutfdje Oper unb wirb nod; gegeben. 25ie
befannten 33erfe barin: Vive Henri quatre u. f. w. ftnb etn
170 Collecte Collegenschaft
franj. Solfßlieb geworben. 25urdj ben £ob fetner ©attin würbe
d. wafynft'nnig unb naf)m ftd) 17S3 bae l'eben. «Sein Thcätre
de socUt6 erfdjien Partei 17t>8 in 2 33bn. unb bafelbft 1777
in 3 23bn. 5 fein Theätre choisi gaben i'eprince unb Üüaubraiö
in 2 Sbn. 1789 f)erauö. (R. S.)
Collecte (&f)eaferm.). ©rtfiirt fein gonb bei einer
23üf)ne, ber t>on ber ©efammtl)eit ber SDtitglieber unterhalten
wirb unb bajtt beftimmt ijr, bürftigen (SoUegen eine llnter=
ftü^ung jufliefjen ju lajfen, fo fetten ftd) biefe ju einer <S.
gejmungen. Spat berGEollecfirenbe einen 93efannten unter
ben SOiitgliebern , fo oerfdjaffe er ftd) beffen (Smpfeblung ober
^Beglaubigung. Unjwecfmafig erfdjeint eö aber, wenn gleid>=
jeitig ber SBetfrag beffelben oer^eidjnet ift, ba bie Spofye bef=
felben eine $ilrt oon moralifcfeem 3wang auf 'ilnbere aueiübt.
«Rennt ber (üollectirenbe ÜKiemanb, fo fyat er feinen $)af, fon=
fttge Rapiere, befonbers aber S^eaterjettel »on benjenigen
Sühnen einjureidjen, bei benen er früher engagirt gewefen.
2>ie 25irection erlaubt ober »erweigert bann bte -Bewilligung
ju einer @. 2$orjufd)lagen wäre in biefer ^>inftd)t, ba$ alle
sJOZitglieber in $ola,enbem übereinfamen. 1) sJliemanb eine
Unterftü^ung jufommen ju laffen, ber nid)t oon einem Äunjr=
genoffen ober ber 35irection beglaubigt ift. 2) ©ewiffe $))ro=
cente »om ©ehalte für bergleidjen Unterfritßungen ju be(rim=
wen, weil fonfl bie geringen ©ehalte im 2$erh,ältnif» 31t ben
beffem ^u febr in 2lnf»rud) genommen werben. <££ erfcfceint
unbillig, ba$ ber mit 400 &l)lrn. bejablte 8 ©r. gibt, wäf)=
renb ber mit 2000 £f)Irn. ©efjalt vielleicht 16 @r. Otuö
©diam unb um nid)t ju fefyr nadjjufreben , contribuirt ber
Slermere ftetö mel)r al6 im SSerbältnif? »erlangt werben
fönnte. 3) 2)af bie <ä. t>on bem £()eaterbiener herumgetragen,
ober bei ben 2krfammlungen ber SMitglieber »orgelegt wirb,
um bem bürftigen Äunfrgenoffen bie <Sd)tnad) ces <5elbfr=
erfcbeinene ju erfparen. 4j 2)af bie <£. juerft ben größeren
©ehalten twrgelegt wirb, bamit bie kleinen, ftd) fyinftdbflid)
ber ^rocente barnad) ridjten fönnen. 5) 2)afj ber Gafft'rer
beö SEfjeafere anjuwetfen ift, fofort bie gejeidjneten ^Beitrage
jufammen ausjujal)len unb bei ber nädifren ©et)alt6}at)lung
abjujiel)en. ©. aud) Unferfrü^ungecaffe. (L. S.)
Collesenschaft unter ben ©djaufü.n befielt nur
nod) bem tarnen nad), unb mbdjte es immerhin, wäre bie
Äunft nid)t in ihrer 3lu0übung felbfi fo fef>r baburd) beein=
tradjtigt. dlur ein freteä engee SDitteinanberleben füf>rt ju ge-
nauer gegenfeitiger Jüenntnif , ju einem Slustaufdje fünfrlenfcfjer
^nft'diten, ju einer §örberung gemeinfamer (S'nnuid'elung. —
„3fflanb rüfjmt e& mitdiecbt alö ein i5erbien(t ber alteren
beutfdjen 33ür)ne, ba$ bie SJütglieber berfelben ftd) 00m '•publü
htm entfernt hielten unb if)ve eigenen gefd)loffenen (lirfel
Collet Colliflower 177
bilbeten" u. f. w,, fagt .Rlingemann. SWüffen wir nun nidjt
eingegeben, baf? fo fdjöne 23eifpiele unb 9.)tar)nungen unge-
nügt unb unbeachtet pon ber £l)eaterwelr unferes äages blet=
ben? Unb \va& bietet fte uns bafür bar? ©et)äfft'ge sJ>ars
tetfuaV, wohlüberlegte, ausgebaute unb ft'a^er eingeleitete
Spaltungen unter ben SSWitgliebern , im publicum unb in ber
Jtrttif , fo bafj ba$ £öd>fre, wornaa) ber waf)re Äünfiler ju
flreben tyat, würbigee Sob unb Säbel, jum (poffenfpiel, jur
Aomöbie in ber Äomöbie fjerabgewürbigt wirb. £>ber war
ber 9)artei£ampf über jwei erfre ©angerinnen in neuefrer Seit,
ben ber 3ufd>auerfrei6 in einem fönigl. Sdjaufpielt)aufe jum
23eften gab, et\va& ^nberee? £>ergleid>en kämpfe ft'nb nun
freilief» burcf) ben Öperbirigenten wieber ju fdjlidjten, unb
3Wontecd)i unb <£apuletti muffen auf ber 23üi)ne wenigjlenö
gleidjmäfj ig £act galten ; wie ifr ee aber mit bem recitirenben
Sdjaufpiele ? Äann ot)ne collegialifdjen ©eifr ein ©an^ee ge=
förbert werben, unb befielt benn ni<bt barin eben ber grofe
Söorjug, ber pon ben Süngern bes £age£ fo oiel angefcdj=
tenen früheren 23üt)nenäufränbe ? Sagt nid)t aua) ©oetfje, —
23ebenr"en wir, bafü Harmonie
Des ganzen Spiele allein perbienen fann
gelobt ju werben — ein jeber
SDiit jebem frimmen, alle mit einanber
©in fdjönee ©anjee por ©uaj freuen follen —
aber wie ifr ee möglidt), ot)ne 3ufammenwirfen , or)ne Stuf*
red)ti)altung funflförbernber collegialifdjer 23anbe? Unfere
2$prfat)ren waren ntdjt frei pon ben ©ebredfren ber <£ifer=
fudjt, <£itel?eit u. f. w., boä) muffen biefe im ©efammtwir=
fen ftdj perebeln, fonfi fyätte nid)t fo Piel Sortrefflidbeg burd)
baffelbe gefajaffen werben fönnen. — SMbdjten ftdj bemnad?
bie Sünger ber Äunfl pon jenem treiben nidjt tjinreifjen
laffen, ft'dj ben wenigen, gebiegeneren , reineren Spriefrern
anfd)liefien , unb ben «Spott berer ertragen , bie collegiali=
fd>e 23anbe in folgern Sinne, niajt fortgepflanjt wiffen
wollen! (C. L.)
Collet (©arber.), eine 3acf e, eine 2Befle mit Slermeln j
im SDcittelalter eine SEradjt für Vornehme unb ©eringe, nur
burd) bie SBerfcbiebenljeit ber Verzierungen: weite Spuffärmel,
Stiefereien unb bergl. auegejeidmet; je§t nur nod) pon 6a=
palleriften, 9teitfned)ten, Äellnern, SOiatrofen, überhaupt pon
$>erfonen, beren 25efdt)äftigung einen langen Sftcd nidjt ju=
läflt, unb pon itinbern getragen. (B.)
Colliflower (Periwig, fpr. <Sar)liflat)erperriuuif)g), 9>er=
rüde a la 3Sluraenfol)I, r)ct#t in ber engl. SEr>eaterfprac^e jebe
SUlongenperrücfe. £>iefe ^Benennung gab tr>r SBetlerton im
Sdjerje, ba er ber erfre war, ber eine foldje auf ber iBür)ne
trug. 9lad) it)ra fpielte SDtunben fafl alle feine polternbeu
5t)catcr-£crifon. II. 12
178 i ■»Hin C »Hin d'Harleville
2Hten in einer (L = $>errücfe. £>eutfcr; nannte man fte wohl
aui) ^Pubelperrücfe. (L. S.)
Collin I) (.^einrieb 3 o f c P f> t*on), geb. ju SBien
1772, ©otyn eines bortigen berühmten Qlrjtee. <$. , ein t>ors
treffltrfter, unermüblid) tbdtiger unb burd) feine SSaterlanbeliebe
ausge*,eicbnefer ©efcfyäftemann, b>at ftd) bureb feine £rauerfpiele :
JReguIue, Ueriolan , tyhyxena, 23albao, SBiartca bella tyoxta,
SNaon, bie J&oratter unb (Suriatier, worunter 9?egulug oae
berüfymtefre , unb burd> feine ©ebidjte (2£ien 181-2) einen
ebrenwertben 9camen ale 25id>ter erwerben, ©eine $)ramen
ft'nb burdigangig mit einem tüdjttgen 23erfranbe angelegt unb
jeia^nen ft'cb. burdb eine gemeffene ^fjarafteriflit , bebe , »Urs
rtge ©eftnnung unb eine frdftige, boebgebilbete, fafr ju fen=
tentiefe S^ra*e aus. @r erfrrebt, nacb bem SDiujter ber
gried)tf*en Xragifer, (Jrbabenfyeit in ber (Sinfadjbett unb tra=
giften (Jinbrurf in ber Stufye ber (Sbaraftere. £>aber ifr (f.
ba am trefffidjfien , wo er antife «Stoffe bebanbelt. SDtoberne
unb romantifdie ©üjete fagten ibm weniger 3U, weil jwifcfcen
ber üßebanblung, weldje bie\e ©üjets erforbern, unb benjenigen
fciditerifdjen (Sigenfdjaften , mit benen <$. auegeftattet mar,
etn offenbarer 2BteberfpruaS frattftnbet. £>ie jufammengefe^te
9Iatur bes SDIenftfjen, btefe nntnberbare 2BeIt »on Setbenfdiaf=
ten unb feltfamen ©egenfd^en , hat er auf ba$ 2tlljueinfacbe
äurürfgefübrt. 2Jon t?ornf)erein foll Slllee, was lie 6baraf=
ferifht" betrifft, in rubiger Slaxbeit ju Sage liegen unb burd>=
fidmg fein. i)ae bbfe unb t>erntd>tenbe Sprinctp, weites mit
bem guten ringt unb öon biefem übern>unben wirb, tritt m
G.6 Strauerfpielen ju wenig bersor; bagegen febwadjt, rote
3. 23. in JRegulug, bie fafr ununterbrochene 25arftellung herot=
frfjer Aufopferungen unb ebelmütbtger ©eft'nnungen ben ^in=
bruef bee ©anjen unb roirft ermübenb. £>te ^Jerfonen in fei=
nen Dramen baben nid)t6 meb,r ju überrotnben, ba fte »on
Joaufe aus ftd> felbft überrounben haben , fie finb fertig, un=
fceugfam, unberoeglid), fte entroicfeln ftdj nii)t; fte baben bie
©röfje, aber aueb bie Aalte ber ffrengen, moralifa^en £on=
fequenj. £>aher fyat <5. auf ber SBitbne nie ©lud? gemad>t.
Q:x frarb \u QSien 1SI1 ale Jfpofr atb bei ber geheimen (Sre=
bit = £of=(tommiffton. ©eine 2Berfe erfdiienen gefammelt,
2ßien 181-2—1814 inü23bn. 2) (sJ0(attb.du6 »on), 23ruber
les 2?or., geb. 1779 $u 2Bien, mo er feit 1813 ^rofeffor ber
^)bilofopbie unb ©efcbjcfjte unb feit 181.3 (Srjieber bee ©ob=
neß Napoleons mar. ©eine bram. £>id)tungen , worunter
SWariue, ber Sob $riebxi<b6 bee Streitbaren, 33utee, 93ela'e
Jtrieg mit bem 2Sater u. f. m. erfd;ienen gefammelt: ^)efrb
1813 — 1817, 2 23be. (H. M.)
CollTn d'Harleville (3ean %xan<;oi6)t geb.
175S $u 5!^et»oifin bei ©bartree, mürbe Slboocat, »erltefi aber
Collot d'Herbois Colman 179
balb biefeu ©tanb unb befdjaffigte ftd& mit fd)riftfrellerifcben
arbeiten. 1786 mürbe feine erfre bram. 9tr6eit : l'inconstam,
mit auf erorbentlidiem 23eifall aufgeführt. 3met 3af>re fpätet
erfrftien : l'Optiniisle, 179S les chäteaux en Espagne. ©ein
befies ©tüd? ift: le \ieux ceJibataire. Ulufer tiefen angefüljr:
ten ©tücfen fdhrieb er nod) : BI. de Crac dans son petit castel ;
Kose et Picard , 011 la suite de 1 Optiuiiste ; la Defense de la
petite ville , les artistes, les deux yoisins, les moeurs du
jour , les riches, malice pour malice, le Yieillard et les jeu-
nes gens u. la quereile des deux freres. (J. mar 001t gut=
mütbjgem (Sfjarafter unb einfachen Sitten , (Eigenfcfjaften , bie
man aus allen feinen SBerEen miebererfennt unb benen tiefe
t>ielleid)t ihren gröften 9tei$ »ertanfen; man fann tf>n jtvar
feinen grof en , boeb, mit ocüem Siebte einen liebensmür=
bigen £)i<bter nennen. <it ftarb 1SU6. <S>eine 2Berfe erfd)ie=
nen unter bem £itel: le Theätre et Poesies fugitiyes de
j. F. Coiün-Harieviiie, 1805, 4 23be., 8. 182S erfebjen eine
feftr »oermefyrte Stuflage. (R. S.)
Collot d'Herböis (3ean Sparte). SDiefen ^erois
fdien $fte\>ublitanex finben wir in feinen jüngeren 3<rtjren 6ei
mehreren reifenben ©efellfdiaften als mittelmäfigen ©cbaufp.
2lls foleber fpielte er in la «£ane, Soon unb ©enf, n>o er
felbfr Directcr mar; in 2»en mifffel er unb mürbe aus=
gepodjt, mober JBiele ten unöerfb'bnlidjen .£af gegen tiefe
&talt erflaren mollen; für £»rannen fyattt er am meifren
Talent. 3ugleid) ift er 2Serfaffer ter ©tücfe: Le paysaa
magistrat, £ufrt>. nacb, halberen, es erlebte mehrere Auflagen.
Clemence et Blontjair, Lucie, le beneiiee, etc. ©pater jlürjte
er ftct> mit aller JUraft in ben Strubel ber SRettolution , marb
(üontjentsmitglieb unb einer ber pepularjren Sornpfmen tes
£errorismus. 9iad) STtobespierre's ©furje aus tem (üon=
»ent geftofen unb nad) @anenne tepertirt, ftarb er bafelbfi
1796. (R S.)
Colman (©eorge, ter 2leltere), ©ob,n tes SReft'benten
oon £oscana, 1733 in |>ifa geb., erhielt feine erfre Grrjiebung
in 2Bejtminfter, frubirte bann in Örfort unb mürbe 2lbt?ocatj
als aber ber ©raf oon 23atb, fein £>n£el ifjrt jum (Jrben eins
fe£te, mibmete er ft'd) ganj ber bram. 2>idjt?unfr, für meld>e er
entfd)tebenen 25eruf in fia) füllte. Qrr trat 1760 jum erflen
fDlalc mit einem Sufifpiele: „PoUy Honeycomb" auf, meldjes
fefyr geftel. ©ein lebljafyafteö Snterejfe an 2lllem, maS ta6
Zutatet betraf, »eranlafte tr)n 1768 einen 2lntf>eil com 6o=
»entgarben = 2;i)eater §u taufen unb befjen 2)irector ju mer=
ten. 3miftig£eiten mit feinen SDlitbirectoren liefen i^n aber
1773 biefen feinen 2lntfyeil mieber oerfaufen, monacb er 1777
bas J^ai;marfets$£f)eater unter feiner alleinigen 2>irection üter=
na^m unb fjtcr tie meiften feiner bram, arbeiten mit grofem
12*
180 Colobion Colorit
Erfolge auf bie 23üf)ne braute. Unter (einen 27 Brüden
ftnb : the clandestine Marriage, the Deuce is in him unb the
Manager in distress bie befren. (Seine ©tüdfe jeidjnen ftcfe
melir burcb, fcfccufe (5f)araFtert|1tt , als Situationen unb 3ns
trigue aus; wofür aber wieber ber lebenbige, büpferibe, oon
2Bi£ fprubelnbe £>ialog entfcfyäbigt. 1789 batte er bas Uns
glücf wafynftnnig ju werben, fo Dafj er nacb, bem 33eblamös
•Öospital gebracht werben mußte, wo er 1794 fr. 2) (©eorge,
ber jüngere), <2ol)n bes 2Jor., würbe 1707 geb. 2>er SBatjns
ft'nn feines unglüdflicben Safere braute if>n in ben 23efi§
Des «ftaDmarfets Sweaters, beffen iDirection er bis gegen 1799
mit Erfolg führte. 2lucb er l>at für baS Sweater gefdjrieben,
obgleid) mit weniger ©lücf als fein Sater; er begann feine
fdjriftfrellerifdje Saufbaf)n mit einer gefahren Ueberfe§ung
ber £erenjifcben Cuftfpiele. 2BaS er fonfr für bie 23übne ges
leifret, geborte bem Augenblicke an unb ging mit biefem uns
ter, machte irjn inbeffen aber ju einem eben fo beliebten als
gewinnenben £f>eaterbicbfer feine 3eit. (L. S.)
Colobion (©arber.), 1) ein Unterfleib of>ne*2lermel ber
alten ©rieben, welches 23ruft, ERüden unb Ruften bebecüte.
2) ein bis auf bie güfie reicbenbes Jtieib ber erfren (Sbriften,
gleichfalls orjne 5lermel; früher allgemein gebräuchlich , bann
bracht ber 23ifcböfe, bie es über ber 2llba trugen, unb SDtöndje j
bei ben le^tern entflanben bie «ftutren aus bem 6. (B.)
Coloinblne (£ecbn.) f. ital. Sweater unb SJcasfen.
Coloratür (SJtuft'f ), Aunftausbrucf für bie 23 r a ö o u rs
freuen in ber 23ocalmuftf, bie aus aufs ober abfreigenben
2onreiben befielen; alfo alle ^affagen, JRoulaben, Käufer,
Triller u. f. w. , mit welchen ber moberne ©efang befons
bers überlaben tfr. 2)ie <£. tfl nur eine fogenannte SSers
jterung bes ©efanges , ft'e gehört eben fo wenig in bie reine
SWelobie, als fte auf bie 23übne gehört, ba ft'e jum ilusbrucfe
bram. Effecte ganj ungeeignet ifr. SBas ben Vortrag ber S.
betrifft, fo erfjeifcftt berfelbe ©emanbbeit unb Sicherheit, ba
baS SOciflingen eines folgen Jt'unfrfrücfcbenS immer lächerlich
wirb ; bie äöne muffen leicht unb perlenb fliegen unb ein
funftferfiger SBecbfel ber Stimme tbut bem Öhre wohl. (7.)
Colorit (SWalerei), 1) bie gefammte garbenwirfung
eines 23ilbes; bas S. ift freunblicber , wobltbätiger unb reis
jenber, je nachbem es bem SKaler gelungen, bie §arben paf*
fenb ju wählen unb bie grellen unb fernblieben burcf; oermtt=
telnbe 3wifcbenfinten ju öerföbnen. 2>ie 2ßaf)l febbner unb
gefälliger garben macht bas gute <5. nicht aus, fonbern bie
Jparmonie ber einjelnen Steile mit bem ©anjen unb bie ges
hörige Sßertbeilung öonfiicfjt unb Schatten. Schon feit (£leo=
pbantus fannten bie ©riechen bas <£., welcbes burcb Slpol*
lefcorus, 9)arrr)aftus, ©cbion unb vJ!)lelantbiu& ju
Coloss Co ini com de la legua 181
einer i*e(tf"ommenbeit gebracht würbe, feie fetbfr 3lpelle6
nicht übertraf. 2>er £>ecoration5maler hat natürlich beim GF.
eigne jRucf fixten auf bie 2Serbaltmffe ber 23iitjne, bie Grnt=
fernung unb bai üampenlicbt ju nehmen, bie nur bie Grr=
fahrung (ehren fann. 2) (Siteratur), bie 3t rt unb SSJeife ber
£arfrellung, ber mohltbatige unb bem ©egenfranbe genau an=
paffenbe SBecftfel ber Spraye. (R.)
Colöss, 1) 23tlbfäulen in übermenfcblidjer ©röfje; bie
befannfefren ftnb: ber 3lpolto = (£. auf bem Giapitol, ber 3u=
pifer = (L auf bem 9Äaröfelbe unb ber <S. bei £>omitian ju
9tom; ber <5. be6 Gfonftantinue ju @onftantinopel, »or alten
aber ber <S. ju Htbobus, ber angeblich auf ben betben geifert
geflanben haben foll, bie ben Jpafen einfcbliefen unb fo groß
war, ba$ bie größten Schiffe unter ihm burcfefegeln fonnten.
Daher 2) jeber ©egenfranb »on ungewöhnlicher auffaltenber
©röjje;
Colossäl ftnb bemnacb nicht altein Silber unb Grrfdjet=
nungen »on übermäßiger ©töfe, fonbern auch. Jpanblungert
unb 2ßerfe, felbjl ©ebanfen, bie ben menfchlicben SSJtafftab
fcbeinbar überfreigen. (ß.)
Colosseum ((Jolifeum, a. 23ühne), f. Amphitheater.
Colson , geb. am Gfnbe bei »or. 3>abrh., SDiirglieb bee
Theatre franpais ju tyaxii , mar früher am ©beon engagirt
unb ging ju obigem Theater über, gefiel jwar, »erlief ei
aber bennocfa unb mar 4 jähre bei .mehreren ^rootnjtalbühs
nen, nach welcher 3eit er in fein früheres Engagement jurücf=
( ehrte. <ix ifr ein ©cfeaufp. »oll Einftcbt unb Ceben; fei=
nei benehmen unb fehr anfranbige$ <£piet jeicbnen ihn aui,
boch pafit er mehr für bai £uft= unb ©cftaufpiet, ali für bie
Sragöbie. (R. S.)
Coltellini (Gele fte), geb. ju Stoorno 1764, mürbe
»on ihrem Später, bem Öpernbtchter <5. , für bte Äunfr unb
befonbere jur (Sängerin gebttbet. 1781 bebutirte fte mit glän=
bem Erfolge in Neapel, wo fte bis 1783 blieb 5 bann folgte
fte einem JRufe nach 2Bien unb mar 6 3>ahre ^ 3ierbe ber
bortigen Oper. 1790 t ehrte fte nach Stalten jurücf unb fang
mit grofem 23eifalt in Neapel; batb nachher jebocb »erlief
fte burch eine Jpeirath »eranlaft, bie 23üfone gänzlich, boch
bot ihr Jpaug ber Äunfr unb ben Äünfttern ftetö ein freunb=
liebet 3tft)l. »Sie ftarb 1817 ju Neapel. Sie mar eine ber treffe
ticbfren CEontraaltiftinnen bei t>or. 3ahrh., ihre nicht umfang=
reiche «Stimme hatte ben lieblicbften Äfang unb ihr Spiel,
weichet burcb eine angenehme 9)erfbnlichfeit unterfingt mürbe,
mar frets »oll ©rajie, Cftatürlicbfeit unb reijenber Cebenbigfeitj
in ber 80m. Oper foll fte unübertrefflich gemefen fein. (3.)
Combattimenti (Sechn.) , f. Abbattimemi.
Cömicos de la legua (£heaterw.), heif en tn Spa=
182 Coiiimniidn - Stab Comite
nien alle herumjiebenben ©cbaufp. nach, bem 2Borte: legua,
(SJteile, Sanbftrafe) alfo gleichen Urfprungö mit ben „fahren*
ben Seilten" ber alten beutfcben 23übne. 9)can ftnbet biefe
SBeäeicbnung häufig im EeroanteS. (L. S.)
Coiniiiando-Stab (JKcjuif.), ein etwa ein gufj langer
<Btab, ocn ©olb ober «gilber, ober auch, mit ©ammet, ©tieferet
u. bergl. geliert; fonft würbe er ben ^Befehlshabern alä 3ei»
eben ihrer S&ürbe überreicht, je£t fommt er faft nur bei ©ta»
tuen al6 Attribut ber Stacht öor. B.
Comiiientar (t>. lat.) Erläuterungen, 23eurfbeiluns
gen, SBürbigungen t?on Schriften, üBemerhtttgen über ben
©tnn ber einzelnen ©teilen unb bie Senben*,, bie Qlnlage, bie
2luöfül)rung beö ©anjen u. f. w. SBefonbere gebraucht oon
Erläuterungen griech. unb röm. 2lutcren. 35un£le, an unoer=
fränMichen ^artbien unb ^Beziehungen reiche 2Ber£e, wie
©oetbe'6 ftauft jweiter £beil machen, E.e oft notbwenbtg, ob=
gleich man gerabe in 23ejug auf ©oethe'e poetifebe SBerBe ba$
£Recht, ju erläutern, nicht feiten gemifjbraucbt unb ba$ 2Jers
ftänbnifj eberferfcbwert al6 erleichtert hat. (M.)
Comite (&beaterw.), 1) 2Jerwaltung£ = E. dergleichen
9luöfd)u^rätr)e ft'nben fieb bei ftänbifcben Sbeatern, Letten*
büfjnen unb überhaupt foleben Äunfranftalten, welche t?on an*
beren al6 ihrem Dirigenten abhängen ; wo fte bann eine be*
auffiebtigenbe , berathenbe ober bewilligenbe 23ef)örbe bilben,
3e nach ben 2Serhältniffen ober ber Steigung einjelner Wliu
glieber eines (5. greift bie SBirffamfett beffelben mehr ober
weniger tief in ba$ innere Sehen be$ 3nfritutd ein; feiten
aber jum SBortfyeil be& Äunfowecfes , wenn aueb bie ©elbe
oerbälrniffe , namentlich wo e& fiel) um einen ftänbifcben ober
ftäbtifeben 3ufcbuf fyanbelt, babureb einer jwecfmäfigen 23e=
aufftebtigung unterworfen finb. &at ein Director ein E.
neben ftch, fo ftrebe er oor allen Dingen bahin, bafj.ee me=
ber in pleno, noch beffen einzelne SWitglieber in bie fünft*
lerifcbe, teebnifche unb polizeiliche Slufft'crjt ft'cb mifebe; woju
ber yerfagte 23efucb ber 23übne wäbrenb ber groben unb
aSorfiellungen ein »ortrefflicbes Sflittel ifh $at bae E. bei
Entwerfung bes SRepertetrs ober Engagement unb Entlaiiung
ber SDtitglieber entfeheibenb mitjufprechen, fo oertrete ber 2>i=
rector mit ruhiger Jtraft bae ^ntereffe ber Äunfl gegen ben
©efebmaef bes Einzelnen unb wahre ft'cb befonbers gegen ben
Einfluß weiblicber Sübnenmitglieber auf baö E. Eben fo
raup auf ber anbern ©eite jebe Siacbläfftgf'eit , erwtefene
^artbetltcbr'eit, ober falfcbe SJerwalrungemafJregel bed DU
rectore, in bem E. Einfprucfe unb 3urecbtmeifung finben.
'2) 2efe=E. Stach bem 23eifptel bes Comite de lecture
be& Theatre fran^ais in tyaxit , bilbeten ftcb ju r*erfcbtebe=
nen 3eiten auch bei beutfehen SBübnen äbnlicbe SJereine;
Comite 183
namentlich in SSftannheim 1782 unter bem Sntenbanren gret=
berrn oon Dalberg. Die ©efefce bie)e$ <S. (9lu 6fd?ufJ)
ft'nben ftd) oollfränbig in bem gotbaifd)en SEheaterfalenber
oon 1785 unb jeigen, bafj alle eingereihten ©tücfe erffc
oon bem 2lu6fcbufj geprüft würben, ehe fte beft'nitio jur
Darftellung angenommen werben fonnten. ©egenmärtig be=
flehen Bei einigen bebeutenben Sühnen, namentlid) in SBerlin,
ilefe = ©.(?, welche unabhängig oon ber eigentlichen Verwaltung
ihr Urtheil über bie Einnahme ober Verwerfung ber einge=
reichten <Stü<fe abzugeben haben. Die Verwaltung ober ber
Vorftanb fud)t burcö (5rrid)tung eines £efe = <£$. ber unange=
nehmen 9icthwenbigf'eit überhoben ju fein, eine abweifenbe
Antwort burcb, bie eigene 2lnftd)t ober ben felbfiftänbigen
SBillen ju motioiren. ©embhnlicb, ftnb bie JRegiffeure ber
oerfcbiebenen Vrancben, einige bekannte Citeraten ober ©e=
lehrte bie Sftitglteber, au6 benen ein foldjeS Cefe = <£. begebt.
Seber (Sinjelne lieft bie eingereihten ©tücf e burd), notirt fein
Urtheil auf einen befonberen Sogen, bann wirb bei einer
3ufammen?unft ba6 ©elefene in pleno befunden unb bei
oerfdnebener Meinung burd> Slbfrimmung entfdueben. SSenn
e$ al6 bewahrt anjunebmen märe, bap ein ©tücf, weldjeS
beim i'efen oerworfen mürbe, nun and) bei ber Aufführung
mißfallen müfite, ober umgekehrt, ba$ ©efallen beim Sefen
and) bau auf ber Vübne fieberte, fo märe bie <£tnrid)tung
eineö £efes£.3, and) auf er ber V-equemlicbfeit für ben Vor=
fhxnb, etma£ für bie Äunfr Veadbtenöwertbe^. «£äuftge Vei=
fpiele beweifen aber, bafj ein Urtheil über bie mutbmafjltcbe
SBirffamfeit ber ©rüde ungemein fdjwierig, menn nid)t ganj
unmöglich ifr. lleberbem ifr bie 2lnft'd)t unb ba$ Urtheil be$
fiefes^.ö feiten entfdjeibenb für bie wirkliche Sinnahme -ober
Verwerfung ber ©tücfe. SDie Verwaltung behält ft'cft, oor,
©tücfe, bie oon bem (S. empfohlen ftnb, an6 £of = , Äafjens
unb Verwaltung6rücfftd>ten beffenungeadjtet jurüdfjuweifen,
ober anbere, bie baä <S. oerworfen, au6 «£of=, Äaffen = unb
Verwaltungerü<fffd)ten bod) jur Aufführung ju bringen. Die
unbebingt oortheilhafte SEBirffamfeit foldjer £efe=(S.6 wie fte
je£t jufammengefe^t ftnb, ift alfo illuforifd) unb eine 2ln=
näherung an bie formen be$ Theätre fran9ais bürfte gün=
ftigere SÄefultate liefern, oorauögefe^t , bafj ber <Sd)aufp. au=
fjer bem t ünftlerifd)en , aud> ein gröfjered materielle^ 3ns
tereffe: £beilnabme an bem ©emeinmohl be6 5nfritute$ wie
bort, einflöße. DaS Comite' de lecture be$ Theätre fran9ais
befteht an$ allen Societaires (f. b.) unb ben bebeutenbften
ber üagistes (f. b.) biefeö £beaterö. Der Didier lieft in ber
oollftänbigen Verfammlung fein @tü<£ entweber felbft oor,
ober läfit e6 lefen, fo ba$ fd)on baburd) ein lebenbiger Grin=
brucf auf eine jufammengehörige ©emeinfd)aft h«oorgebrad)t
184 Coininode. Comödie
wirb ; bie 23eratbung ift fobann ebenfalls gemeinfam unb
wirb in jweifelbaften fallen burdj 2lbfrimmung entfcbieben.
3rrtbum ifr aucb, f>ier mcglicb, jebenfalle aber weniger wahr=
fcbeinltcb, alö wenn ein (Jinjelner in ber ©rille be$ ©fubir-
jimmerö über eine bram. ©idjtung urtbeilt, beren SÖJerrt) erfr
in ber lebenbigen £)arfrellung ftd? entfebeibet. Slnberö ifr eä
mit bem entfebiebenen Ungefdjicf ber fehlerhaften j^orm , ber
Unftttlicbfeit in Situation unb -Diction , fo wie ben unjnrcts
<benben 93üf)nenmifteln. £>iefe Jebler laffen ft'cb allerbingö
berauserfennen , aber 2Bir6famfeit im 23orau6 beurtbeilen ju
wollen, baß fagt bie ßrrfafjrimg jebem barftellenben .Rünfrler,
ifr unmeglicb. (L. S.)
Co in in öde (©arber.), ein altmobifeber, großer unb
complicirter Äoofpu£ ber Samen.
Comödie. 25afj bie eilten felbft über ben Urfprung
ber <S. niebt im Akren waren, beweifen febon tfyre fenber=
baren Semübungen, benfelben abzuleiten. @o fagt ein (£r=
fldrer bee ^riftoptianee». „2luf bem fcanbe gingen früber bie=
jenigen, welche twn einem 42lnbern beleibigt waren, in ber
9lad)t an ben Ort, wo ber 23eleibiger wohnte, erjdblten \va$
trmen twn bem unb bem gefebeben war unb ber 5lngefa^uls
bigte, ben man am anbern Sage auffuebte unb jur 33eranr=
wortung 30g, febamte ft'cb nun, baß Unredjt wieber ju tbun.
2lls man fab, wie beilfam bies auf bae ft'ttlicbe 93erbalren
wtrfte, traf man bie auebruefliebe SBeftimmung , baf? bie in
tbrem Sterbt ©efränften bie JBeleibtger mitten auf öffentlirbem
Sflarfte »erfpotten follten. 35a biefe inbef metft reiebe unb
angefebene 9J)erfonen waren, fo wagten 3ene ee nid>t anberä
alß im ©eftebt bureb 2Beinbefen unb bergl. unfenntlidj ge=
xnad)t, ju tbun. £)ie SWoral gewann aber fcr>r bierbureb
unb man fe£te beföalb Qidjtex ju bem befonberen 3weoS ein,
baf ft'e frei unb uneingefcbrdnft %eben oerfpotten follten, wer
ei ibnen ju »erbtenen febien." $iex ifr offenbar ju oiel
Slbft'a^tlicbee untergelegt unb baß aus bem ©eifte ber ©efe^s
macberei fpaterer 3eiten bineingetragen, waß au& bem iSoits-
leben »on felbft bertwrging. 25ergleicben läßt ft'cb nia)t ma=
eben unb niebt oerorbnen, fonbern eß maebt ftdj t>on felbft.
2)at»ib Äran§ erjäblt in feiner trefflieben 23efcbreibung oon
©rönlanb, einen merfwürbigen 3ug oon ben ©rönlänbern,
ber unß jeigt, wie bie Uranfange ber <S. in bem dlteften 2e=
ben aueb ber einfaebften Jöclfer ffbon »erborgen liegen. <£$
ftnb ibre «Siegfämpfe: 2L*cnn ein ©rönlänber beleibigt ifr,
»erfertigt er ein fatorifebeä ©ebidjt, forbert ben ©egner ;um
SBettftreit auf unb beibe £beile erfebeinen nun, t>on ben 3bs
rtgen alei Sbor begleitet unb gut eingeübt »or jablreirber
Serfammlung , um ft'cb jum <£rgö#en aller Bufcbauer gegen-
fettig lacberlicb ju macben. SEBer baß le§te 2Bort \)<xt, ift
Comödie 183
Sieger ; nur erlaubt bie grönlänbifdje ©utmütbigfeit nimt,
bafj &a$ ober Setbenfdiaft bie SBaffen bei Sportes fdtärfe.
3n ©riecfcenlanb führen bie älteften Spuren gleichfalls auf
einen folgen freien (Jrguf farnrifdier üaune , bie ftdb in ben
fpottreidjen 5mpro£>ifattonen bes Sanibue auf erte unb in ben
$>ballusltebern ihren Inhalt fanb. Scberj , neef enber Spott
unb Sdnmpf, würben am JSorabenbe ber Sbesmopborten, wie
an anbern Jeften , mit grof er Freiheit unb SDJutb roillen ge=
übt. SBidjtig ift, ba# hierbei fd>on ber bram. ©eberbung ge=
badbt mtrb , unb Dergleichen mir hiermit, ma$ mir r>on bem
mittelalterlidjen Sbeatermefen miffen, mo bie geiftliaVn Dar*
(Teilungen, bie SDfpfrerien mit poffenbaften 3wifd)enfpielen uns
termifebt maren, fo liegt ber Scbluf nahe, bafj audj ba& ernfre
Spiel ber grieaS. OTofrerien bureb tmprosifatcrifdje SSerfudje
luftiger Scbmänfe unb »poffen ^bmedjfelung erhielt. 2ßte
man ftdj burd> bergleicben ju haften unb ju bem büfteren
(Jrnfte bes Jeftee gleid>fam ju fturfen fuebte, fo erholte man
ftd> babureb aud? mieberum »on bem frommen 3roange, ben
man ftd> mehrere Sage binburd) hatte auflegen muffen , ja
man traoeftirte vielleicht felbft bie betligen Vorgänge, bie in
ben SJcnfrerien mimifd) bargeftellt mürben. 23efonbers jeigen
une bie iDionnften ein lärmenbes fröblidj umberfcbmärmen=
be$ im milben gafhtadtrsjubel rafenbes 23olf, luftige Sd>manfe,
(Sarneoalepoffen , Serlartmng unb berbfomifdte ©eberbung;
einen 35ocf , ber oom muntern Satorfcbmarm bei ben Jpörnern
fortgejogen roirb, ber ^rei$ bee ftegreidjen ;£>itbörambenbid)=
rers; l'eute, bie auf geölten Sd)laud)en auf einem 23eine
büpfen unb nad) ber trompete trinfen, bas ©eftdtt mit <6e=
fen befebmiert; StBeiber, bie trunfen mit unjücbtiger ©eber=
bung umherjief)en, ober als SBacdjantinnen , Sboaben ic. ic,
bae .öaupt unb ben Seib mit (£pheu ummunben, in ber Jöanb
ben £b nrfus febmingenb , mit «Öirftb = unb ^Pantberfellen an=
getfjan, 9la<bt$ umberfebmärmten unb felbft bis 2)elpbi sogen,
um auf bem, J2lpolIo unb 33acd)u6 jugleidj gemeinten, ^Jarnaf
mit ben grauen oon ^ntbo bie Sionofien in milbem Taumel
ju begehen , fo bafj ber Unfug burm ©efelje befebränft mer=
ben mufjte; ft'e jeigen uns einen (Shor, ber ftd) mit ben <5o=
rnphäen im 2Be<bfelgefang unterhielt unb Spott auf bie ltm=
frebenben im «Strome bee farortfehen Siebes ergofj; enblicb,
ben unanftanbigen Phallus, ber oon ben grauen unter paf*
fenben fiebern in ^roceffton getragen mtrb; aber bas 3llleö
ift nodj feine €., fein eigentlim bram. Spiel. 2Benn mir
tveiter bie religiöfen Zeremonien in Slegnpten unb bie 2lrt unb
SGBeife betraditen, xoie bie ^riefter bafelbft bas 2Solf unter=
hielten, bann treten une unmtllführlid) bie ©eifrliaVn bes
9J?ittelalter5 mit ihren Reffen unb garcen oor bie Seele unb
ein heller Sid)tftrah,l fallt mit einem SOcale auf ben bunfeln
186 Comödie
Urfprung ber bram. Äunfr. ©ie ijr b<xs Ainb beö Sultuö
unb ber ^efle ; biefe empfing ©riedienlanb oon Slegopten unb
mit ifmen ^omp, SDiummerei , Wlaeten, ^allue jc., bic
bei ibm in »erjüngter unb ftefes ftd> oerjüngenber ©eflalt n>ie=
ber erfdbeinen. Diefe fnmbolifdjen «ftanblungen unb mimifd&en
Xän*,e ftnb ber empfängliche unb frudjtreidje 23oben, auf mel=
djem baef Drama als bie fdjönfte SSIume ber bionttfifcben ^eft=
lufr erwuchs. 2Ba6 bie (f. ate befonbern SEfjeil beö Drama
betrifft, fo erhielt ft'e ibren Urfprung jumeifr in ©icilien, benn
wie 2ltf>enau$ fagte: „bie Mtbenienfer gaben ben biont)ft=
fdjen ober ctjflifcben (£l)cren, bie <S»racufer aber ben Sanken
ober ben ^offenreijkrn , meldje 3antben aufführten, ben 2*or=
3ug." Diefe 3aniben , ber Sluebrudi neefenben <Bdjer,eö unD
fpottenber 2?itterBeit, ftnb aber ebenfo bie SÜur^el ber <J., u>ie
ber feierliche tragifebe ober bif()i)rambifd)e (Sfyor bie ber fpater
fogenannten &ragbbie. 3u ©»racus, bem <5d)aupla$ »on
ben Seiben ber <£ere$ unb ^preferpina (f. b.) würben niebt
allein SDfnfrerien biefer (Beträten , an ben ifjnen geweideten
ftefren »on SDiimen bargefrellt , fonbern e<5 würbe aud) nodj
eine burleete 9Zad>feier gegeben, inbem nad) ben bitburambis
fdjen ßfjören Ceute in Santben einen nmtljifdjen ©egenftanb
parobirenb »ortrugen. Durdj bie 2Bab,l eineö mi^thjfc&en @tofs
feö tarn aber ein ©ujet in bie juoor blo$ necfifdje £Rebe, unb
bieß SBerbienfr wirb bem (£pid)armue. (47(i) jugefcfjrieben,
bem Slrifroteleö nod) ben tarnen beö tyfyoxmiß beifügt. 3ur
^eftfrellung bee (JbaraBterö biefer (&. ift inbep erforberlidj ju
bemerken, ba$ in it)r, als ber Unterhaltung eines fürftl. £o*
fee, politifdje JBejiefjungen nid)t »orfommen burften; benn
bie Slengfllid^eit fürftl. J&öfe bleibt ft'd) überall unb ju
allen 3eiten gleidj. 4>at "Sktlien ben 9hit)m, bie erften 9lu»
fange jur (£. gelegt ju fjaben , fo gebührt bagegen ben 2ltbe=
nienfern ber 9tuf)m ibrer Ulusbilbung. Diefelbe fonnte jebod)
nidjt eher erfolgen , als bie buref? glanjenbe ©iege unb burdj
bemofratifdje greifyeit baß äJolfSleben Sluffdnuung erhalten
fcatte. Da bie Don ©tcilien gekommene Anregung mit biefen
politifdjen SDiomenten jufammentraf , fo mürbe bie bie ba*
t)in oernacbläfft'gte <$. t>om ©taate eingebürgert unb »on
einer üteifye oon Dichtem bearbeitet, bie mit Ärateö, Sbios
nibee, SDiages, Siv atinuß — ben 3eitgenoffen ber ©ife*
lioten ©piebarmue, ipb/ormi6 unb Deinolodjuö — bec
ginnt unb mit 5lriftopbanee fcbliept. 2Ber oon biefen er?
flen 23ilbnern ber <ä. ©fasle, Dialog unb mehrere Sdjaufp.
in bie\elbe eingeführt Ijabe, ifi ,',>oar nad) bem ausbrüdlicben
3eugnifj be$ s2lri)totelc6 unmöglid) anjugeben, nad) ben Scfjos
liaften oor 2lriftopl)ane6 gebührt ba& äJerbienfl: aber bem (Sra*
tinuö. Der ungenannte ©rammatifer unterfefteibet fetjr richtig
•2 (£pod>en ber alten 6., bie eine rohere £>on ©ufarion
Comödic 187
580—564 d. Qt)X. an unb bie jweite ftmftDoßere mit Wlei>x=
fyeit ber ©cbaufp. unb beftimmten @barafteren , welche bura>
bie SDlaäten ausgebaut würben, Don (Jratinuö (500 — 4-23) an.
©obalb biefer bem roben ^Poffenfpiel eine funfroollere ©efral«
tung unb politifcbe ©tofflicbfeit gegeben, nabm ft'cb ber Staat
ber jungen Schöpfung an unb erteilte ber <£. gleicbee 23ürger=
rerfjt mit ber £ragbbie. ©ie würbe alebalb £ieblingsunter=
baltung bei 23clr"el , welcbel ein natürliche! 33ef)agen baran
empfanb, wenn ber ungerechte Siicbter, ber untreue ^Beamte, bie
Uebertreter ber ©efe§e auf ber 23ül)ne Den bem Siebter ge=
geißelt warb ; aber eö war audj unpartljeiifcb genug, ft'cb, unb
feine Sieblinge Don ber 2>üf)ne fyexab Derfpotten ju laffen unb
dErattnuö freute ft'dt) niebt als Sobrebner bes ariftofraüifcben
Simon aufzutreten. Slber (Sratinus trug, wie and) (Srateö
nodj oiele ©puren ber Slaufugfeit unb Jperbe ber alten grob*
fomifdjen 25erbbeit an ft'cb,. 23itter unb mafios im ©pott
wufke er benfelben nicfjt anmutbg einzureiben unb ftellte,
nacb bem 3lusbrud? ber Eliten, feine ©cfymabungen in blofjem
Raupte jur ©d>au. £>bne bes (Sratinus <ßraft, aber reiefj
an <£rjünbungsgabe unb ausgejeiebnet buxd) anfranbigere 23e=
banblung bes ©tojfs waren ^fyerecrates unb ©upolis.
•sHamentlicb wirb ber festere als lieblicb unb milbe, all gre£=
artig in ber Sluffaffung , funftDolI in ber Einlage unb J.Uus=
fubrung bes ^lans gerühmt ; aueb foll er abftcbtlicf) aus ber
@cbmäl)fud)t bes (Eratinus in einen anflänbigeren Xon ein:
gelenft fein. 23eiber (Jigenfcbaften , bie Äraft unb rüdfftdt)t6=
lofe 2)erbbeit bes <£ratinus unb bie SInmutb, bei Supolis
vereinigte Slrtfropfjaneö (f. b.) unb er tfl bureb biefe glücfltcbe
SDtifcbung bes ©proben unb 2öeicf>en ber 9)tei|rer ber alten (£.
geworben, of>ne ba$ er jeboeb, an eigentlich bicr/terifebem 2Öertr>
ben (Jupolis erreicht ober übertroffen fyatte. $lcd) wers
ben «öerraippos, *))laton unb tyt)xt)nia)n$ all £>id)e
ter ber alten (S. genannt, aber ibr SSJirfen fann nur aus 2lri=
ftopbanes beurtbeilt werben, weil Don ib,m allein ©tücfe übrig
geblieben ft'nb. 2)en ©tanbpunft, Don welchem aus biefer 2>ia>
ter bie Slufgabe ber £. anfaf), ift ein b,ober unb würbiger. „Die
<L — fagt er felbfr — will bie ÜDJenfcben im ©taate belfern
unb belebren. 2Bas ben Jlinbern ber Sefjrer ifi — auf ert er an
einet anberen ©teile — ifi für bie ©rwacbjenen ber Siebter,
unb niefit an fleinen unbebeutenben' ßeuten foll er ft'cb reiben,
fonbern ben ©rotten unb SDiacbtigfren mit beiligem 3ngrimm
ju 2eibe gelten." ©o erfcb,eint bie 2Birffam£eit biefea Dia):
tex6 alt eine freie, im 0t amen bei Staate 6 geübte
ßenfur, bie buxd) bie 9Jiacb, t bes Cdcberlicben einen
beilfamen Sinfluf auf öffentlich e6 unb ^)rtDats
leben an $ übte, ©rreicfyt würbe bie& nid)t blos bureb ge=
Iegenb,eitlicl)e Slnfpielungen unb 2luefälle, fonbern bureb, fojles
188 Comödie
matifdhe 2lngriffe, bie nicht mit gefcbloffenem Süiftr, fonbern
offen gefcbaben , inbem ber abgegriffene in feiner sJ)erfönlicb=
feit treu copirt unb beim tarnen genannt mürbe. Sie lebens
bige ©egenwart, bie ndcbfren 3ntereffen, bie fragen be& Xa-
ges griff ber Sichter auf unb brachte ft'e, oft auch, bie eigenen
Angelegenheiten, in ber $>arabafe jur ©pracbe. ©o beißt
nämlich ber £beil be£ ©tücfs, in welchem, wenn bie ©cbaufp.
abgetreten waren unb ber @bor allein noch auf ber SSübne
ftanb, biefer ft'cb an bie Bufcbauer wanbte unb ihnen im 91 as
men beö Sicbtere baeijenige fagte, \va$ berfelbe in eigenen
ober öffentlichen 2lngelegenl)eiten auf bem «£>erjen hätte. Sa6
poefifebe 2krbienft ber alten <5. befielt baber mehr in ber
SBebanblung beö (Sinjelnen , als in ber Surcbfübrung beS
©anjen, welche^ oft nur eine Slneinanberreibung lofe jufam=
menl)dngenber ©cenen ift, ba t)ter bie praftifebe Stenbenj bie
äfrbetifcbe überwiegt. 3n festerer Jfinft'cbt oerbient bie neuere
6. oor ber alten ben SSorjug , mabrenb ihr btnwieberum laß
abgebt, was grabe bie ©eele biefer ausmacht, unb worin
Siebter wie 5lriftopbanes if>re ganje «Starte fe§en. Sie tyaraz
bafe enthielt immer gleidbfam bie 9)?oral ber 5abel, ähnlich.
wie in ber £agöbie ber @bor. 2Bas bie Otücfftcbtsloft'gr'ett in
Ausfällen unb Eingriffen auf lebenbe ^erfonen betrifft, fo
mufjte eine äügelloft'gfeit ber ©atßre allerbingä für ben, mel=
eben fte traf, unangenehm werben, unb es fehlte ntctjt an
2Jerfud»en, ft'e ju befebränfen ; aber ft'e febeiterten an bem (Seifte
ber 2Serfaffung unb bem 9BilIen bes SBolfeö. Safür mag eö
aber an *Prit>atracbe nicht gefehlt haben, ©o flagt 2lriftopr>a=
nes über ba6, was er r>on JSleon ju leiben f>atte r unb *pia=
rontus erjäblt »on ©upolis, er fei t>on 9)erfonen, bie er in
ben „Sapten" angegriffen fyatte , ins SÖaffer geworfen unb
erfäuft worben, eine £bat, welche oon ©inigen bem 2llcibia=
bes jugefebrieben wirb, ©efteben mir inbefj, bafj in ber 9)fo=
narebie überhaupt bei frrenger ©onberung unb lieber = unb
Unterorbnung ber ©tänbe, ein oielleidjt franfbaffes ^fjrgefüfjl
oorberrfebt, baö feine perfönlicbe ober ©tanbesanfpielung t>er=
tragt; baß aber in 2ltben eine folebe ©mpfinbüdifeit niebt
berrfeben tonnte, weil man im ©efammtleben baran gewöhnt
mar, frei iu urtbeilen unb über fieb urtbeilen ju laffen. Ste
2lrt unb Sßeife tnbefj, wie im ÜDtiftelalter bas ©brwürbige
jur ^offe berabgejogen würbe, enthalt ein »ilnalogon ju bem,
was 2lrtflopf>ane6 ft'cb in ben §röfcb,en erlaubte. 3n ber
SEragöbie, wo 5llle6 ernfte 33ebeutung hatte, würbe man nicht
bie leifefte 3meibeutigfeif, nicht bie geringfle §ri»olität in bie=
fer J£)inft'cht $eftattet haben, unb eö ift oielleicht ate ber gröf te
23eweie für bie Freiheit ber fomifchen -ßühne anjufeben, ba$
ber fiuftfpielbicbter ft'ch fonber ©cheu auf ein ©ebiet wagen
burfte, welcheö felbfl bie auegejeidmetfren sPhilofophcn «wf
Coinödie 189
fpeculafioem 2Bege nur mit ber größten 23ebutfamfeit unb
feiten ebne ©efabr betreten fonnten. Slufjer bem 2ereid>
bes fomifdien ©potteö ftanb allein ber bobe unb ebrwürbige
©eriebtebof beö Slreopaguö, fo wie binwieberum fein 9)tit=
glieb beffelben <5.n (abreiben burfte. Wlit ber SDemocratie
war bie k. entftanben unb ging mit tt>r wieber unter. Un=
ter ber sorübergeben STligarcbie im 3. 411 oerfhtmmte fte
noeb niebt, aber als ber unglucflidje 2lu$gang bei peloponnes
fifdjen Äriege bie Äraft bee äJolfeö gebrodjen, bie Semocratie
aufgebeben, eine oligarebifebe ©cbrecfeneiregierung an bie «Stelle
gefegt unb ben SBoblftanb ber 33ürger jerflcrt batte, ba fanf
ben Siebtem tbeils ber Sttutb, mit ber ^arabafe ber»orju=
treten j tbeilö feblten ben ©injelnen bie SDtittel , bie bebeuten=
ben Jtoften ber @boregie (f. b.) aufjubringen; tbeils unb bas ifi
gauj befonberS ju beadjten, änberten ft'cb ©itten unb 9lnftd>=
ren unb bie Segriffe von bem, wai febieflieb unb anfiänbtg
fei; man fing an, mebr für feine eigne Werfen ali für bat
©emeinwefen ju leben unb ju banbeln. ©o ging tbeile aai
SOtittelloftgteit , tbeile aui Caut)eit auf Seiten ber 23ürger
unb aue s2lengfrlicbfeit unb 23eben!en auf ©eiren ber Didbter
ber (Sbor unb mit bem (Sbor bie ^arabafe, bin
Pointe bei ganjen ©tücfg, ein. 23erorbnungen famen
baju, welcbe Semanben mit SInfübrung bee Slamenö ju »er=
fpotten »erboten, unb auf biefe 2Beife bureb bie ©efege fo=
wobl wie bureb ben bffentlicben ©eifr genötigt, ©toffe ju
wählen, bie auf bat ©taatewefen weniger 23ejug bitten, be-
febränften fid) bie Siebter barauf, motbifebe «Stoffe , ©teilen
eptfeber Siebter, felbfr £omer unb t>or Stllem bie £ragi£er ju
parebiren, mit <£inweglaffung bei Qfyoxi. Sie auf biefe
SEBeife entflanbenen ©tücfe macben bie mittlere £. au 6,
in welcber ^rifropbane^ mit ber jweiten Sluegabe bei ^lu=
Uli, mit bem 2lioloftfon unb Aoialui auftrat. Sie au$ge*
jeiebnetften Sinter ber unter bem tarnen ber mittleren 6.
begriffenen ©poebe ftnb aufer ii)m Slnttpbanee?, Slleriö
unb ©tepbanue (f. b.). Soeb war aueb aui ber mittleren
«£. ber alte ©eijr noä) niebt ganj gewieben unb tro§ au$=
brücflicber Verbote lief fte ei ftcb niebt nebmen, ^erfonen
bei 9Zamen ju nennen unb bureb bie Wlaite barjufrellen.
<Si ifl baber befonberö bie SBeglaffung bee Sport , was ben
Cbarafter ber mittleren <S. ausmacht, ©o wirb felbfr tylato,
gröfer unb twrnebmer ali ©ofrateö, oon ben Äomifern
J-Ulerie^, SlnaranbribeS unb SInanilaö angegriffen unb 3fo«
!ratee flagt noeb 356 über bie ^reibeit ber fomifeben 23übne.
2)ie angegriffene ^)erfon bot jeboeb fein (Sbarafterbilb mebr
bar, welcbeö bie ^auptftgur bei ganjen ©tücfei auegemaebt
bätte, wie ©ofrateö, Gruriptbc^ unb Äleon ober ber äBurft=
bänbler, fein Stebenbubler, einfl in ben alten ©tücfen; fonbern
190 Comedie - Vaudeville
fte war mehr ©egenftanb gelegentlicher OluSfäUe unb 8eiten=
fttebc , unb auch, biefe mußten unterbleiben, alö im legten
Viertel beö 4.3ahrh. ©riedjenlanb feine ©elbfrfranbigfeit völlig
einbüßte unb in macebonifcfoe Qlbhangigfeit gerieth. §urd)t ocr
ben SMaceboniern unb ihrem gebieterifcfjen ©olbatentro£ lehrte
jurücfhaltenb fein ; baß öffentliche Seben mar burcft jene gan^
Iidb unterbrütft, baes $)riuatleben oorherrfcfjenb, gehöriger @e=
fiorfam Pflicht; 2>arfrellung einer ^)erfon burd) bie 9)Jaßfe
würbe um fo mehr beleibigt haben , je mehr ber Siebter bie=
felbe jeet aus bem ^rioatleben nehmen muf? te , unb fratt
ber inbioibuellen braute er nun generelle (Jharaftermaefen
ober «RarriEaturen auf bie 23ühne. 2)aö tfl bie neuere
6., beren ©titefe mir nur burd) lateinifefce Stfacbbilbungen
fennen , weil fte auf ber röm. Sühne ©ingang fanben unb
uns in röm. Bearbeitungen erhalten werben ft'nb. s2ll$ <x\\e-
gejeichnet in biefer ©attung werben ^hilemon aus ©»ra=
cus, aber 23ürger t>on Slthen, SDienanber auö 4lthen, glän=
jenb burd) ©eburt unb Vermögen wie burd) ©eift, 25iphi=
Iuö aus ©inope, §)hilipptbe$, '•pofeibippus unb Slpolloborus
genannt. Wlit bem (Sijarafter ber neueren ifl jugleich ber
ber röm. <S. angebeutet, bie in ben fefcennifdben Werfen unb
ben 2ltellanen (f. b.) ihre ©runMage fi'nbet. 2>er 23erfudj,
bie alte <S. ber ©rieben in Jftom einzuführen, f erweiterte
an ber gdnjlicben 9*erfd)iebenheit bes SBolfscftarafters , bie
neuere bagegen würbe t>on jahlreicben 9?ad)bilbnern, unter
benen ^piautuß unb £erenj bie befanntefren finb , auf bie
23ühne gebracht. 2lucb entflanben hier mandje Uuterabtheilun=
gen ber £., oon benen wir hier nur nennen bie C. ateiiana
(f. 5ltellanen), bie C. paliiata eine in ©riedjenlanb unb in
gried). (Fofrüm fpielenbe <S. , im ©egenfa^e jur C. togata,
in ber ©toff, ©djauplai? unb (Sofrüm römifeft war; bie C.
hilaro-tragoedia f. Sragicomöbie, bie C. stataria , in
welcber ber 25ialog über bie £anblung »orberrfebte, bie C.
tabernia gemeine, niebrige 23uben = (l. u. f. w. Ueber bie
©ntwief eluug ber fpätern <S. in 3talien als improüiftrtee Sufls
fpiel (Comedia deii' arte), ©panien, fttantveid), ©nglanb unb
35eutfcblanb f. bie £heatergefd)id)ten biefer Sanber, fo wie
bie Slrt. : Sufrfpief, SNaefen, Pantomime u. f. w.
Comedle - Vaudeville (Secfm.), eine bem neueren
franj. Theater eigenthümlidje ©attung bram. Dichtung, ©ie
entfranb feit bie Theater jweiten fttanges in sparte, weldje
auefefcliefiltd) auf bie ßrrploitatton bes SÖaubeoilles angewiefen
ftnb, bie SKotbwenbigfeit fühlten, ihrem ^)ublifum mitunter
aui) ©tücfe ernfterer 2lrt ju bieten. 25ie haute Comedie war
ihnen burd» ben 9!Jconopolbeft§ beö Theatre fran?ais unjugeings
Iid), unb man fuchte baher einen Slusmeg, inbem ©tücfe, bie
ihrer Senbenj nad) bem 2>rama angehörten, buref; Jc>in$u=
Comödienstreit 191
fügung oon 2?aubet>ille*<Jouplet6 $u einem SOlittelbinge jn>t=
fcben 2)rama unb SSaubetulIe gemalt würben. Selten wer*
ben tnbeffen eigentlich 23aubetnlIes9!flelobien, fonbern meifi
Cperns unb JRomanjenmuft'f! ju ben muft'falifcben Grinfcbieb=
fein gewallt, ©cribe, ber eine geroiffe Beir lang nur für ba6
Thcätre de Madame (je£t Jöteber Gymiiase dramatiqne) arbeitete,
bat bie befannteflen ©tücfe biefer ©attung geliefert: 9Kal=
r-ina, Philipp, ©ie iffc roabnftnnig, (Jlermont ber SJialer, ge=
boren eigentlich, bem 2)rama ober ber franj. Comedie lar-
moyante an, rooju fte aucl) in ber beutfcben Ueberfefjung iüte=
ber geworben ft'nbj im Original führen fte aber fämmtltcb
ben Xitel: C. Y. 3n ber SluSfübrung roirb ba$ beutfcbe
©emütb fretö auf ba$ unangenebmfte oon bem tonlofen ©e=
plcirre ber franj. ©cbaufp. beim Singen berührt unb auf ber
beutfcben 23übne mürbe ba$ ©ingen nach bekannten 99?elo=
bien in einer ernfren ergreifenben (Situation faum gebulbet
werben. £in unb roieber ,' namentlich bei Stcrfcblüfien tft in^
beffen bie ebarafteritrifebe SD?uftf in biefen ©tücfen ein we*
fentli*eö J&ülfsmittel für bie ergreifenbe 2)arfrellung. €.
c. 4?olteö bat für baö fönigflabter Sbeater in 23erlin eine
beutfcbe C. V. mit ©lücf unb gutem ©rfolge ju febaffen
oerfuebt. (L. S.)
Comödienstreit (&t)eat. ©efeb.). Unter biefem @ol=
lectionamen faft man gemöbnlid^alle bie 2lnfeinbungen unb
Verfolgungen jufammen, bie ba& beutfcbe SEbeater in ber
Jitncheit5 = unb Grntroicflunglperiobe erbulben muite. 2>ie
erfte ©pur bason ft'nben mir ju Hamburg jnnfeben 16SO — 90,
n>o bie ©eifHicben Steifer unb ©cbuppiug bureb ©dhrift
unb SQJort gegen bie Gomöbianten eiferten unb bie ganje SBer=
aebtung auf fte herabjurufen fuebten, bie früher auf ben
„fabrenben beuten" ruhte. £>iefe Sjftühen maren nicht
erfolglos unb menigfrenS fanben fte bei ber ©eifilicbfett fo
grofen 2lnflang, ba$ 109-2 bem Somöbianfenprtnctpal 2JeIt =
beim in Seipjig unb jugleicb bem ©chernüjft) in «Hamburg
ba$ 2lbenbmabl oerroeigert nmrbe; ein Verfahren, roeldjes bie
in ^vanheid) auf bem ganjen ©tanbe ruhenbe <£rcommuni=
cation (f. b.) in 2)eutf<blanb roentgfren^ tbeileroeife in 9tue=
führung braute, ba es nur ju vielfache Sftacbahmung fanb.
(Sin magbeburger ^rebiger Söinfler manoeuorirte befonbere auf
gleiche SBeife gegen bie SBtttroe SBelthetm unb »on nun an
rourbe es 9)fobe, ba% ft'cb $>rebiger unb GJanbibaten, bie fon(t
feinen JHuf ju erroerben mußten, benfelben bureb Griferung
gegen bie <£ombbianten ju erringen fugten, rooju aüerbingg
bie fafl unglaubliche ©emeinbeit ber ©tücfe unb auch ba$
ganje Sleufjere ber 25arfreller ©toff genug barbot. S5tö um
1739 roar ber <S. frefö ein birecter Singriff auf bie <5ombbian=
ten , ben biefe bureb ©elbfrcertheibigung ^urücf miefen , roie
192 Comödienstreit
benn j. 33. bie SBttrwe Seltbeim eine ©diugfcbrift oerbffentlicbte,
bie 3 2lufl. erlebte unb bie fpater mehrere ^rincipale als
becfenbes Scbilb oorr)ielten. 2lls ft'cft aber ©ottfcheb, burd)
feinen Sinflufj auf eine ber bebeutenbften Gruppen , bie ^fleu-
ber'fcbe, bes SEbeaters tbeilweife bemächtigte unb bemfelben
eine anbere 3tid)tung ju geben fuajte, natjm aud) ber <S.
eine anbere ©efralt an unb würbe burcb, literarifcbe $lnwalfe
geführt. Sie erfie Veranlagung gab bie 173? auf ©ottfcfcebS
iöeranlaffung erfolgte feierliche Verbannung bes £anSwurfreS,
bie oon Seiten ber minber bebeutenben Gruppen heftige @in=
fpracbe unb feine 23ead)fung fanb, woburcb biefe benn natürs
lieb angefeinbet würben; widriger war ber @. ber fiel) crtyob,
als bie ^euberin felbfl bie £anb ba^u bot, bie gefcbmacflofen
StücEe it)ree 9?rotectore ©ottfdjeb unb feiner fd)riftfrellernben
<£f)er;älfte oon ber 23ül)ne ju oerbannen. 3e#t ging berfelbe
aud) in bie Literatur über unb ber heftige Streit, meldben
3. Gr. Sdjlegel mit einem gewiffen Straube 1740 in ©ott=
febebs „Äritifdjen ^Beitragen" führte, gibt ben erfren 23eleg
baju. £>iefe Seitrage waren nun ber Äampfpla^, auf welchem
2UleS, was ftct> in ber bram. Literatur oon ber f)ot>len bombafri=
fdjen Sd?ule ©ottfdjebs entfernte, angefeinbet würbe, tefftng,
©ellert u. 21. er f fütterten jmar bie Sdjule in tt)ren ©runbfefren ;
bie befiern Äräfte, worunter 3. <£• Spiegel, matten ftd?
allmablid) los oon ibren SSanben unb folgten ber neuen 9ticb=
tung ; aber ©ottfdjeb unb ferne 2lnr)änger hielten bie fritifdje
Unfehlbarkeit mit eiferner Jpaxtnäd iqt eit fejf, unb lange wahrte
es, eb,e ber ufurpatorifd) errichtete unb burd) günflige 2Jer=
bältniffe befeftigte fritifaje £r)ron ©ottfdjebs jufammenbracb.
2)a inbeffen biefe Jtämpfe, in benen ftcb bie S))artbeien ber
SSobmerianer unb ©ottfdjebianer namentlidj fef>r herausfiel!*
ten, nidjt mefyr bie (Jrifrenj bes Zfyeatevti , fonbern nur feine
gorm unb 2lrt angriffen, fo wenben wir uns ju bem erftern <S.
jurücf unb wollen jur GEbaraEterift'rung bee ©anjen einen ber=
artigen Streit leicht ffijjiren: es ift ber Hamburger 0c§e=
Sdjlofferfdje 6., ber wegen ber J^artnacfigfeit, mit ber er oon
betben Seiten geführt würbe, unb ber ÜDcaffe oon (FontroocrSs
fdjriften, bie er oeranlajjt, ju ben merfwürbigften ger)ört : 3ob«
fiubw. Sdjloffer, ^)afror ju JBergeborf, oerfertigte als Stu=
bent 2 Jüujrfpiele, bie er in Hamburg aufführen, unb fpater in
33remen bruefen lief, of)ne ftcb jebod) ju nennen. <£in tn=
biöcreter Stecenfent, in ber ballifdien 23ibliotf)eE ber febönen
SBtffenfcbaften, 7. Stücf, 1708, nannte ibn mit tarnen unb
SBürbe unb proooeirte babureb bie Qlnftc&t bes Hamburger SDii=
nifrerii über biefe fdjön = wiffenfcr/aftlicbe Arbeit. 25er @Tts=
apfel war geworfen, unb fa)on in bem legten S3latte ber
9iacbricbten aus bem 9teia?e ber ©elebrfamfeit, 3tr. 52, 30. 2>ec.
17G8 erfebien ein anonnmer 23rief, wonn ^aftor Scbloffer
Comödienstreit 193
paevjuillarifd) angegriffen unb oerläumbet, jugleicb, ba$ 2lna=
tftema gegen ba$ £f>eafer mieber aufgefrifdjt würbe. Wlan
muf babei bemerfen, bafj ber folgenbe Safjrgang biefer 9tad>s
rieten, bem Slaron bei ()amburgtfd)en 3ionl 3of).
9)2 eld). @6§e, @enior unb .£auptpafror an ber <St. Sa?
tbarinenfirdje gewibmet, worauf bie §arbe bei SSIatteö ju'
folgern tfr. ©djloffer tfyat ernfre ©dritte, ben Slnonnmul
ans iid)t ju jiefjen, unb brofjte mit geridjtlidjer -}tad)fud)ung.
2)a erfaßten eine milbere ©rfldrung bei nun fdwn ?ennt=
liefen Sriefftellerl , bie im frömmelnben SEone t>on einem
burd&brungenen ©emiffen hervorgerufen fein wollte, unb jwar
nid>t bie &aa)e, wohl aber bie 3lrt unb Sßeife all übereilt
barftellte. liefern ©ewiffenlbrange fd)lof ft'dt> bie anfrage
an, ob ei ftdj für einen (Sanbibaten oom 9)Jinifrerio finde,
all äJerfaffer oon Somöbien genannt ju werben u. f. w., obs
fdjon bieö früher j. 33. unter SJeltbeim fogar auf bem 3ettel
unb r>on 9>afroren gefdjab; ©djloffer beruhigte ftdj nidjt bei
biefer (Srflärung, unb fdjlug ben 2Beg bee iftedjtel ein? aber
man (untertrieb el, ba$ ©b£e, vuigo s4ron, geridnüd) genannt
mürbe j bodj mufte ber Jperr 2lmtebruber ftdj ju einem IBriefe
bequemen, worin er @d)loffer ,,bie SSerft'djerung gab, bafi er
trjn für einen red)tfrf)affnen $Diann unb erbaulidjen ^rebiger
fialfe , ber fein Slmt mit «Segen ju führen im ©tanbe fei,
and) allel in jenem (amtlbrüberltdjen) 2Iuffa§e biefer 23er=
fi'd&erung (-rntgegene unb ber @bre @di>Iofferl 9taa^tF)eilige
wieberrief unb jurücfnabm." ©djloffer behielt ft'd) t>or, bie-
gen 23rief oorjeigen ju fönnen, wo er el für nöthig f)ielt.
9lun oerfudjte @b§e burd) allerbanb 9fladjinationen ben SSrief
wieber in feine ^>dnbe ju bekommen, tuaä U)tn aber nidjt ge=
lang. 3u gleidjer Seit erfdnen oom $rof. SSincent 9t ö 1 1 1 n g
eine, in 3 Auflagen, gebrückte SSertbeibigung @d)lofferl, in
welker ©6§e all SSerfaffer jener Slnfeinbung jiemlia^ beutlidj
bejetd&net würbe. SDer (Eiferer fdjwieg jwar augenblicflidj, lief
aber balb bie Wtash fallen unb madbte ftcb, Suft in feiner
tbeologifdjen Unterfudjung ber &ittlid)teit ber
«Sdjaubübne u. f. w. , Hamburg 1769. £)a er in biefer
©djrift feiner gegebenen Qrrllärung gänjltd) juwiberfyanbelte,
trat @d)loffer mit feiner „üttadjridjt an baö tyüblitum,"
£amb. 1769, heroor, unb enthüllte ba$ ganje treiben bee»
©eniorö, t»or ben 9Iugen ber 2BeIt. 2Jon nun an würbe ber
©treit offen geführt, §lugfd)riften jagten einanber, ber @e=
nior fyatte fogar ein — fej>r partfjeiifdiel Urt^eil ber göttinger
tfjeologifdjen ^acultdt einholen laffen 5 all tx ft'd^ aber in fei=
ner Äampfluft, unb ©djaufpieloerfolgung unt>orftd»tiger SBeife
»erleiten lief, bie Slngelegenfyeiten auf bie Äanjel ju bringen,
unb oon SDZenfdjen ab^anbelte, bie bie gotteebienftltdjen
SSerfammlungen alö einen ©djauplaf anfefjen unb be =
St>catcr*8wfon. II. 13
194 Comödienstrelt
fudjen unb unter anbeten »on Äanjelcomöbianten
(@d)loffer), »on .Ratlu'berccmöbianten (91ölting) ic. fpracft,
ba nabm ber ©enat ben ^aflor ©düoffer in «Scfeue, unb uns
terfagte ade ©treitfdjriften in tiefer Angelegenheit. ©ö#e
legte balb fein ©entorat nieber, bie allgemeine Stimme mar
gegen tf)n, unb e& regnete auf er ben glugfcfcriften , (£»is
gramme auf ii)ii l)erab, oon benen l)ier einige groben:
%n © — e.
£>ie un»erfd)ämte ©tirn, bie geige fünftig nicbt,
Unb wenn 2>u »rebigfl, nimm bie SDiaeBe »or$ ©eft'djt
ober:
211 ö i&) bie ©Triften gegen © — e la$.
©anj red)t! — Allein ©atnren, 3eit unb SDiüt)
2Ba3 nü$en bie?
©in ©ö£e beffert ft'd) bod) nie!
2id)t Sage nad> bem Serbote be6 Senaten »on Jpamburg,
fd)rieb Stelling (am 21. ÜHo». 69) einen 23rief an ©ö§e, tn
bem er bie Jpanb jum ^rieben bot, um Vergebung, n>o er
gefehlt, bat unb fte »erfnefi. Slber er »rebigte tauben £>f)ren:
bie Antwort ifl ein SDtufter »on <Prieflerflolj unb Undjrifls
lidjfeit; jur $)robe mag fjier ber ©eblufj berfelben freien:
„ 23ebenfen ©ie enblid) , ob 31>r ganjer 23rief fo be=
fdjaffen ifl, baf? ©ie ftd) barauf mit greubigt" eit »erben bei
rufen »erben fönnen, wenn nun baß 2Bort: 23ejar;le mir,
was bu mir fdjulbig bifl, aue bem SWunbe 3()reei 9tid)ten> an
©ie ergeben roirb, unb ob ©ie mit bemfelben ber ^orberung
Ttatt). 5, 24 ein ©enüge geleiflet f)aben. 3a) behalte eß mir
t»or, meine Apologie gegen fo »tele ungegrünbete Auflagen,
mit weldjen ©ie unb 3&* ^reunb miefe belafligt t)aben, ba
»orjulegen , wo e£ nötejig ifl , unb baju berechtigt mid) baß
aSeri)a[ten 3efu, 3of). 8, 44. 43. „3f>r feib oon bem 2Sa =
ter bem SEeufel, unb nad» eureö Saterö £ufl wollt
it)r tfjun. 2)erfelbige ifl ein SJiörber oon Anfang
unbiflnidjtbeflanben inber2öaf)rt)eit, bennbie
2B ai) r f>ett ifl nidjt in ifjrn. 2Benn er bie Sügen rebet,
fo rebet er t>on feinen eigenen , benn er ifl ein Sügner unb
ein SJater berf eibigen. 3d) aber, weil id) bie 2Bal)rr>eit
fage, fo glaubet tc)m nur nid)t; biefeS SBerfjalten foll jus
gleid) mein SSorbilb fein. 3d) mieberrjole nodjmalä, ba$ id>
3t)nen alle Singriffe unb 93eleibigungen oon «iperjen »ergebe
unb ©Ott bitte, ba$ er 3bnen aud) in GErjriflo »ergeben fönne.
9lur verbitte id) allen ferneren 23riefmed)fel ein für allemal,
unb fjanble bann nad) ber SSorfdjrift bee göttlichen SEBorteö.
$)ro». 19, 20. ©ei un»erworren mit bem ber £eimlid)fett
offenbaret." 9)rofeffor 0iölting beantwortete in einem würs
bigen SSone 14 befonbere neue Angriffe, unb 8 anbre fünfte
biefeö SBriefeö unb fdjlofü wie folgt: „3d> t)abe bat üDteinige
I
Comparse 195
getfyanj für ben Slu^gang fann iü nidjt. ©Ott gebe nur,
bafj wir Seibe in ©inen Jöimmel eingeben, wo nad) feiner
erbarmenben ©nabe, bie ßrinigfeit wirb ganj wieber l)ergeftellt
werben, weldje i<fy fjier jwar auf ber 2Belt fef>nlicfa gewünfdjt
aber nicht erlangt habe. 91." £>iefe (Sorrefonbenj eriftirt
nur in SWanufcrtpt, unb tft fet>r feiten. So fci>Iop einer ber
bartndcfigften Äampfe gegen baä Sweater , ber jugleid) einer
ber lefiten war. Grrft in neuerer jieit fcrjeint ba6 SOZt>flifer=
unb Sttucferroefen audb, ben (S. erneuern ju wollen unb in
bem aufgeflärten fieipjig 3. 23. bonnert, ober jifdjelt t>ielmef)r
ein alö SOtyftifer »errufener ^rofeffor twm .Äatfjeber ber 23ür=
gerfdjule t^evab gegen Sweater unb ©djaufp. , oon benen er
fef>r naio behauptet: baf fte feine Triften feien. £>ie ©adie
ift allerbing^ fo finbifd), bajj man fte nur Äinbern vortragen
fann; ba$ mane aber 1839 nodj» vorbringen barf , bae tft
baö SMerfmürbige. (C. Lebrün.)
Comparse (franj. SEedjn.), wörtlich: Qrrfdjeinenbe
fjeift biejenige ftumme $erfon in ber 33üf)nenfprad)e , welche
bloö jur ©djau auf bem £f)eater erfdjeint. ©ebraudjitcber
bafür tft in 35eutfdilanb ©tatift. 23ei größeren Sweatern
pflegen einige GE.n feft angeftellt ju fein unb biefen ber täg=
liebe SDienft bei Stuf; unb Slbtragenö ber 9DJeuble$ (f. b.)
obzuliegen. 23ebarf man einer großem 3af)l, fo werben ge=
eignete ©ubjeefe für einen beftimmten $)ret$ auf bie £>auer
eined 2lbenb6, ober bei neueinftubirten ©tücfen aud) für alle
groben engagirt. Sebenfaüö tljut eine Verwaltung gut, wenn
Gruppen in ber *&tabt garnifoniren , ein 2Ibfommen mit ben
©ommanbeurö ju treffen, nad) welchem eine bestimmte 9ln=
jaf)l oon ©olbaten für (Ln bereit ffnb, woju ft'd) in ber Siegel
bie ©ommanbeurö nidjt ungern »erfreuen, ba ben Seuten ba^
burd» ein beachtenswerter 9teben»erbtenft erwädjft. SDie 23üf)ne
f;at ben SJortfyeü, unter ben ©olbaten fdjbne ©eftalten, einen
gewiffen förperlidjen Stnftanb, ©ef)orfam, rufjigeö betragen
unb ©ewofmlKit mit SBaffen umjugetjen, ju ftnben; nur ift
anjuratfjen, ftet£ einen Ünterofftcter bie iente jum Sweater
eöcortiren, wäf>renb ber SSorftellung auf ber üBüfyne ober in
ben Slnfleibelocalen beaufftdttigen , baö ©elb für biefelben in
Empfang nehmen unb aud) wieber in bie GEafernen jurücfs
begleiten ju laffen. 23ei allen biefen 23ortf)eilen ift aber ju
berücf ftd)tigen , ba$ jur <£rercier= unb SJcanboerjett , fo tvie
beim Sluemarfdj unb ©onntagö wäfyrenb ber Äirdjenparabe
nid)t auf ©olbaten ju rennen ift. ©inb ©olbaten nidjt ju
fjaben, fo muf man ft'd) mit ^>anbwerfgburfd»en u. f. w. ein*
Juristen fudjen, nur febe man barauf, bafj ber bamit 23eauf*
tragte ba$ ©elb nid>t für ftd) behalt, bie £eute aber mit ber
2Jerfpredfung bie SSorftellung, r>inter ben (Souliffen mit anfefjen
ju fbnnen, abftnbet. ©oldje S.n flehen f)inbernb im 2Üege
13*
196 Comparserie
unb erregen oft burefe äußere Sftiijgefralt ober nacbläffigen
2lnjucj ©elacbter. eergfame 23eaufftcbfigung bee> Qinjugee,
namentliaVbei SRömein, (kriechen, ©üben u. f. tu., tu brin*
genb notbroenbig ; eben fo genaue <S ontrolle bei SEBteterabItc=
ferung ber erhaltenen Gofrümfrücfe. 3Barnen mup man rer
Ieicbtfinnigem Stniuerben Itet>erltd?er SSKenfcben unb ^erfenen
*>vn jweibeuftgem SRufe. 2>er Slufentbalt in groben unb 2Jor=
ftellungen bat fefcon manchen &ieb oor ben iHacbforfdjungen
fcer »Polijei gefebufct unb bei ber JCerfammlung öieler SDtenfcben
im £hearer bem £tebfrable reiche (Jrnte geboten. (L. S.)
Comparserie (fran$.; Xed)n.), bas ©anje bee >2Irran=
gements in einer 23übnenbarftellung, fo toeit ee bie frummen
fperfenen betrifft, oie blos bureb tf>r Gtrfcbeinen auf ben
©ang ber Jpanblung eimvirEen ober bas -Bübnenbilb t>er»oll=
ftänbigen. £>as Söefen ber (E. iffc bas SJeaffenbafte , bei
(geblaßten, Aufläufen, AEriumpbjügen u. f. ro., unb bie
Aufgabe bes 2Irrangirenben, mit ben geringften Mitteln 9?iaf:
fen por bem 3ufcbauer erfebeinen ju laffen. 2Mes fann nur
erreiebt werben, wenn bie 35ecorafton bureb ©äulen, 2.rep^
pen , 33äume unb überhaupt 2krfe£frucfe , welche ben leeren
Staunt ber QSufme Derfleinern , Cor G. ju ^ȟlfe Eommr.
12 ©olbaten, bie mit einer $abne unb trommeln in ein
£bor , hinter ein ©ebufcb, jn>ifd>en ©äulen aufgehellt finb,
laffen bem 3ufcbauer mehr hinter benfelben oermutben, als
felbfr bie glänjenbfien SJcittel einer 33übne ruirflicb erfebeinen
ju Iaffen erlauben. £>ie oerbrauchten Jtunftfrucf eben , MefeU
ben Somparfen in einem SJlarfdje mehrere SNale über bie
SBübne geben ju feben, macben böchfiens auf Ätnber nodb,
einigen (SinbrucE unb man fommt immer mehr babin, bie
@. nur an}ubeuren, namentlicb im ©djaufpiele; roährenb bie
©per glänjenbe unb jablretcbe (L gerabe*,u erforbert. 2>er
Strrangirenbc bat barauf ju feben, baj? bte (Jomparfen roäb=
renb berjenigen ©cenen , in benen fte niebt auf ber Sühne
finb, einen ^Aufenthaltsort haben, unb nicht gejroungen wer=
fcen, hinter ben CEouliffen bas Jöübnengefcbäft ju hintern ; ba
e$ ein fehr »erjeihltcber ©unfd> jebes (Somparfen ift, ber
2SorfrelIung jujufehen. 2>te (Einübung ber Gomparfen ges
febieht am heften unabhängig oon ben eigentlichen groben,
wenn bie$ ohne ©emetnfebaft mit Gbor unb Solcparthieen
gefebehen fann, enrweber cor ben «proben, ober um 3eit
unb ©elb ju erfparen , eine ©tunbe oor bem 23eginn ber
SJcrftellung. Sortheilbaft ift es, wenn man bie (Soms
parfen in 5lbtheilungen ftellt unb jeber einen geioanbfen
tfberiften ober 5t3uranr^n a^ 9ub,r^r gibt, ber bann bie
ihm Uebergebenen auf ber Sühne anzuleiten b,at. Anien,
2Daffentragen , ÜBeten u. f. tx>. laffe man unter feinen Um=
ftänben ohne »orbergegangene genaue 2tnroeifung oon ben
Compedes Compliment 197
Cfomparfen auefübren, wenn niebt ©torungen eintreten fol=
len; überhaupt oertraue man ntcbtö ber anteiligen* folget
Seute, fonbern überzeuge ftcö genau, ob ft'e bat auf ber
23ü^ne 9iotbn>enbtge auef) »ollfränbig begriffen fyaben. (L. 8.)
Compedes (tat.; ©arber.), golbene ober füberne
Stinge, bie oon ben vom. grauen oberhalb beö Änbcbelö am
gufe getragen mürben i ft'e maren nur bamate üblich , ales
ber Orient bie 23einfleiber in 9tom eingeführt {jatte; grauen
oon locfern ©irren trugen foftbar gearbeitete (S. felbfr am
©cbenEel jur ©cbau. (ß«)
Conipere (franj.j Sed&n.), ©eöatter, ©eöatteremann,
nennt man in ber £f)earerfpracf)e eine 9tolle, bie nur baju
ba ift, um einer anbern Hauptrolle im Dialog ©elegenbeit
jur oollftänbigen unb befonberö mirffamen ©ntund'lung ju
geben. 3u biefer ©attung gehören namentlich alle ©teilen
in ben fg. ©cfjublabenftücfen auf er ber Hauptrolle, alfo:
SNurrfopf im ©cbaufp. wiber 2ÜilIen, ber 9llte im Sanbfjauö
an ber ^eerftrafe, ber Director in itomm fyerl u. f. w.
SSebeutenbere Stollen biefer ©attung, bie auet) bureb eigene
@f>ara?terifrtf interefft'ren , ft'nb : Defaunaie in SDiidjel ^errin,
ber Wlot)t in ben Drillingen u. f. m. 25er @. ift eigentlich,
bloö baju ba , um bat ©tiebtoort für bie Hauptrolle ju brin=
gen. ©elingt es, tf>r eine garbung ju geben, bie an unb
für ft'cb, interefft'rt , fo ifl biet jwar gut unb lobenswert^
jebe 9lnerfennung nimmt aber beftenungeadjtet nur bie Haupt=
rolle für ft'cb in Slnfprucb- (!•• S.)
Compliment (franj.) , ©ruf, Verbeugung. Die
neuere 3eit t)at bas <£. fct)r »ereinfaebt. @tn 3ufammen«
nehmen ber $aden, eine leiste Neigung bes ©berförperö
genügen für ©leicfjftebenbe , 2Jorgefe§ten unb Höberfteben=
ben ©egenüber wirb biefe Neigung tiefer. Dagegen unters
liegt bas ältere (£., namentlich bas bes oor. 3abrb. ganj
beftimmten Siegeln, bie auf ben Sanjfcbritt bes SQtenuettö
fufen. Das Slusfcbreiten bes reuten gufes jur <S>eite, bie
Steigung bes Sberförpers, bas 3urüdtreten unb mieber 2lufs
ridjten fref)t in genauem 3eitöerbältniffe mit bem Ergreifen
bee Hutes unb beflen gübrung »on unter bem linfen 2lrme
in bie red)te Hanb unb bafjin jurücf. Stiftung ber Stugen,
Haltung bes «Kopfes unb ber Slrme Sterbet, febreibt bas SÖte=
nuett oor. Die <5.e beim Durcbgeben bureb ein 3immer, fo
wie beim Eintreten in eine größere ©efellfcbaft, weisen oon
biefem ceremonieufen <5. in fo weit ab, als fte leiebter, rafrfjer
unb anfprucbölofer gemaebt werben. Das leerere befonbers
ift basjenige, n>a$ ber ©cbaufp. beim Heraueruf anjuwen=
ben t>at. (£r beginnt gleichseitig mit ber Neigung beä ©bers
förpers unb bem 3urücftreten bes reebten gußes einen 25licfy
ber ungefähr in ber Südjtung bes erften Stanges bie ganje
f9ii Composition Concert
Serfammlung von Iinfe nad> rct^tö burdjfliegt, olme ftdj ir=
genbwo ju firiten. Näheres über bas S. f. in: ber (Somplis
mentartuei, Nürnberg 1730; @ompltmentir = unb ©ittenbud)
Ethophili, SRorbbaufen 1728 j @ompümentir = Kollegium, £eip=
jig 1730; ber alljeit fertige (Somplimentift , »Nürnberg 1728
unb in ben jab,lreid)en, meift mertfylpfen Somplimentirbüdjern
ber neuern 3eir. (L. S.)
Composition (tat. j SSfluftf.), 3ufammenfe£ung , alfo
aui) ba& au6 jufammengefe^ten einzelnen Sönen befiefyenbe
SDtuftr"frücf. 2Bie ber 2)ic)ter beim 3ufammenfrellen eineä
©ebiditeö au$ SBorten nia>t allein bie Siegeln ber ^profobie
unb SDletrif beachten, fonbern aud) biefe SBorte ftetö bem
©efüf)l anpaffen mufj, weltfyeö bae? ©ebtc^t beim Sefer er=
wecfen foll, fo muf aud> bie (S. nicjt allein allen tedmifeben
Slnforberungen ber SBluftf entfpredjen, fonbern jeber £on mufj
im (Jinflange flehen mit ber (Jmpftnbung , welcbe bie £. ine?
Seben rief unb bie fte bemnarf) roieber f)ert»orrufen foll beim
Jfpörer; bafyer ftnb bie beutfd&en üBejeidmungen : £onbidjs
tung unb £onbicfcter weit entfpred>enber, al$ (£. unb <$om =
ponifh 2)ie @. »erlangt bemnad) oon if>rem <Sd)öpfer:
grünblidje muftfal. UMffenfcbaftlidje Sßilbung , genaue $ennt=
nifj ber «Stimmen unb Snfrrumente, (£rfaf)rung in ben 2Bir=
fungen ber Harmonie unb biejenige allgemein n>iffenfd)aftlid)e
unb äfrfyetifcbe 23ilbung, bie jeber .ftunftfcböpfung alt ©runb=
läge bienen mufj; aber fte »erlangt eben fo bringenb ein n>ar=
mee? tiefet ©efühj, poetifdjen ©dnuung be£ ©emütfyeä, (5r=
ftnbung^fäbigf eit für SJielobien unb (Stjaraftere , ©ebanfen=
reid)tbum unb Urtfjeilef raft , mit einem 9Borte : bidjterifcbc
@d)öpfungsfraft, ©enie. SSon ben »erfdnebenen Unterab=
Teilungen ber C£. baben wir fyier nur bie bramatifa)e,
b. b,. bie Oper unb ib,re einjelnen Xfyeile: bie Suoertüre,
3ntrobuction , Slrie, fixere, bae?£ieb, £>ueft, £erjett, Q.uar=
tett , %inale u. f. w. ju betrauten, unb oerweifen auf biefe
einjelnen 2lrt. , fo wie auf ben ©efammtart.j Oper. (7.)
Cömus (9ftntb.)- 1) Der ©Ott be$ ©ajmaufee unb
23orfleber ber öffentlichen Cuflbarfeiten unb gefte. Äommt
nur in ber alteften 9)intf)ologie ttor unb wirb ale? ein lad)en=
ber alter 5Dlann mit balbgefenftem Jpaupte unb gefenfter
^acfel bargeflellt , wie er fcfylaftrunfen ftcb, irgenbwo anlehnt.
2) 23ei ben Steuern ber ©Ott beö ©dberjee? unb Sadjenä mit
fatorifcS fjeiterm ©eft'cbte, eine grinjenb ladjenbe SDtaöfe in ber
£anb b.altenb. (K.)
Concert (franj.; ital. Conceno, 9D?ufif) , 1) jebe
SSKuftf, bie t»on 9)tef)reren jufammen auögefübrt mirb unb
bei ber bie »orfyanbenen Ärafte wetteifern (concertare) jum
©elingen. 55?an unterfaVibet SocaU unb 3nfrrumentals^.e,
öffentliche unb 9)rioat = <5.e, Äird)en = , «6of = , Äammer =
Concertmeister Concession 199
©arten = @.e u. f. w. , Benennungen, bk fetner wettern <£r=
fldrung bebürfen. 2) din einzelnes 99iuft'r"ftücf , burrt tveU
djeö ber Snftrumenralift feine ö'erf'dfett ju beweifen ftrebt,
»ute Glasier;, äJtcltn = , gicten = ^. )c. (7.)
Concertmeister (SWufiB) , ber erfte 23iolinift, 23or=
(Vieler im Örcbefter.
Concession (SEheaterw.), ^ie <£rlaubnip, irgenb ein büx-
gerlicbee ©ewerbe gu treiben, bk oon Den JKegierungen unter
gewiffen 33ebingungen erteilt wirb. 3)ie <S. fann gewöbnli*
nicbt oerfauft, übertragen ober vererbt werben, (onbern gilt
nur für bie Werfen, ber ft'e erteilt ift; bo* tft ft'e in <£.taa;
ten, wo ©ewerbefreibeit eriftirt, gegen eine beftimmte 216=
gäbe fef)r leicbt ju erlangen unb erbeifcbt nicht einmal ben
$lai)\veiß verfönlicfeer S3efäbigung jur 2lu6fübrung beö ®e=
werbet. 2)ie <L jur Sßeranftaltung tbeatralifcfeer !8orfiellun=
gen wirb meift auf bk SBorjeigung t?cn 3eugniffen barüber:
„ba$ p« ifladbfucbenbe baß ©efcbaft bereitö anberöwo mit
Erfolg betrieben unb ff* babei gut betragen babe" ertbeilt
unb gilt bann für eine JReibe oon 3abren unb einen beftimm=
ten Jtreiö. ©o wirb benn bk Leitung ber .Runftanftalten
bem nutrtgften ©ewerbe gleicfcgeftellt unb bie «ftunft ber con=
cefft'ontrten ©v^culation fcbu^los vreisgegeben. Denn fo lange
ber 3nbaber feine »Pflicht gegen bie Regierung erfüllt, b. b.
feine abgaben bejablt unb ft* nur ben aufern «Schein ber
JRecfctlicftBeit ju wahren weifi , bkibt er im unangefochtenen
23eft§ beö Sflonovole, mit ber Äunft in feinem @.« = 23ejirfe
ju fdjacfcern. @6 tft ein großer Uebelftanb, bafj bk 9tegie=
rungen nidbt im ©tanbe ftnb, bk fünftlerifcbe Befähigung ber
<L fucbenben 2)irectoren berjenigen ftrengen Prüfung ju unter=
werfen, bie bk SBichtigfett ber «Stellung — wenn wir baä
Theater ate 23olfgbilbung6anftatt betrachten — erf)eif*t unb
ba^ e& baber ber Unfähigkeit unb vuren ©elbfveculation mög=
lieb, tft, ft* gegen Sorjeigung oager 3eugniffe ber Leitung
bee Stbeaterei ju bemächtigen. SDcan bat beshalb ben 23or=
fcfclag gemalt, eine eigene £beaterbebörbe ju begrünben, an
beren Svt^e j. 23. bk 3ntenbanj beö .poftheaterö jeben
Staates fteben follte, ein SSorfcfclag, ber augenfcheinli* nur
bann ausführbar fein würbe, wenn baß ganje SEheafer al$
Staatsanftalt betrachtet würbe. So grof inbeffen biefer Uebel=
ftanb fein mag, fo tft jebenfalls ber nocfi gröfjer, ber ftch
oom ganj materiellen Stanbvunfte ber Betrachtung barbietet:
25er Sirector wirb für einen gewiffen Äreis concefftenirt unb
beginnt nun fein ©efdbäft; um ju effectuiren, engagirt er
eine möglicbft gute unb meifl §u jablreicbe ©efellfcbaft, mit
ber er gewöhnlich in ben SBintermonaten bie beften ©efcbdfte
ma*t unb bann bk contrabirten ©agen au* regelmäßig
jahlt. ©obalb aber bie minber ergiebige ©ommer,ett ba tft,
200 ConcordiA Conferenz
Beginnt gewbfynlidj ein met)r ober minber grofjec* (Jlenb;
ber SDirector, bet »or 2lllem feinen 23ortl>ciI öor s2lugen h,at
unb buxdj feine Kaution gebunben ifr, rebucirt bie ©agen
auf b&6 2$erbältnif ber momentanen Einnahmen , jafjlt fyöaV
ftenö bie -ipälfte ber contrat)irten, ober jmingt bie ©efellfdjaft
in „S^eilung *u fpielen" (f. b.), wobei bie SJtitglieber bie
notljwenbigften ©ubftfrenjmittel tttdt>t erfdjwingen f önnen, wär>
renb ber £)irector, ber gemöfynlicf) einen Xfyeü für bie @on=
ceffton , einen für bie ©arberobe, einen ate ©irector unb
einen alö actioeö SDiitglieb, alfo im ©anjen »ier &t)eile in
Slnfprud) nimmt, nocb, immer fef>r gut fret)t. ©o ifr bann
ber ©djaufp. nicfyt met)r im ©tanbe, feine ÜBerpflidfrtungen
ju erfüllen, er wirb jum ©djulbemnacfyen, jum (Sontractbrudje
unb anbern unreblicfyen Jpanblungen gejwungen unb baö £t)ea=
ter, weldjeö eine 23ilbung6anfralt bees 23ol£ee fein follte, wirb
jur ^flanjfcfyule für bie Unmoralität unb baö 33erberben.
fflod) ert)öl)t fet)en mir biefeö mannigfache (Jlenb, wenn mit
©rtfjeilung ber <3. fo rücfftdt>ttlIoö , wie j. 23. in ©adjfen oers
fahren wirb, wo oft 3 — 4 2>trectoren in bem fleinften Greife
concefft'onirt ft'nb unb in ben unbebeutenbflen ©täbtd>en eine
©efeüfdjaft bie anbere fafr oerbrängt. Wlöd)ten bocfye nblidr) bit
Regierungen ber bram. Äunfr met)r SXufmerffamf eit fct)enfen }
aud) auf bem gegenwärtigen ©tanbpunfte fbnnen ft'e wefent=
Xtdt) jur Erhebung unb 23efferung, befonberö ber fleinen £f)ea=
ter beitragen 5 fte bürfen 1) bie <S. nur für einen Äreiö er=
tt)eilen, in welchem eine anftänbige ©efellfdjaft noforifdi» ju
beftet)en im ©tanbe ifr; 2) mit größerer Strenge auf ben
Dtacfyweie ber moralifcfcen unb fünfrlerifcfcen $Eü<^tigfeit beä
2)irector6 fefyen ; 3) bie <S. nur gegen eine Kaution geben,
bie wentgfrenö bem breimonatlidjen ©agenetat gletdt) fein unb
fcaar in bie ^Ȋnbe ber Regierung niebergelegt werben mufi ;
4) bie 23er)6rben ber <§täbte, bie £t)eater fjaben wollen, mit
4>inwei6 auf bie hinterlegte Kaution, für ben foliben 23eftanb
beä £r)eaterö, fo lange bie ©efellfdjaft in jcber ©tabt weilt,
öerantwortlicfy machen unb bagegen 5) jeben SSerflof gegen
died)t unb &itte oon «Seiten ber ©djaufp. unnadtft'djtlid) ftro=
fen. 3wei 2>rittt)eile ber je^tgen „reifenben ©efellfdjaf ten "
würben jwar bei biefer Einrichtung oerfcfcwinben, aber aue"
bem Sßufte berfelben würbe ftd) ein anftänbigeS , Äunfr unb
©irre förbernbeö ^3rot»tn^taltr)eater ergeben. " (R. B.)
Concördia (9llleg.), ^erfoniftcation ber Eintragt,
©ie warb mit langem »on Sorbeerjweigen burcf)flod)tenem
J&aar, mit einer ©djaale in ber rechten, mit ©cepter ober
§üllt)orn in ber linfen Jpanb bargefreUt, ober nur burcf)
%wei in einanber gefcclagene ^dnbe angebeutet.
Conferenx (Secb.n.), a3eratt)fc^lagung , ©ef*dft0=
unterrebung. <S.en pflegen bei grofen 23ür)nen befonberö
Confirtent Conrad! 201
frattjuftnben , wenn bie 3>irection entfcfyloffen ift, ein be-
beutenbeö unb befonberee? fofrfpicligees 2Berf in ©cene ju
fe$en. ©egemuärtig ft'nb außer ben 9tegiffeur$, §apellmei=
ftern, Snfpectoren, aucb, bie 3becorationeimaler, Softümierei u.
f. w. (£ö wirb bann juöörberft bie 23efe$ung gemeinfam
beraten, bann bas notfywenbig 9teuanjufertigenbe »eran=
fd)lagt, ba& SJorfjanbene geprüft, ob eö mit einigen 23erän=
berungen ju brausen wäre, bie «ftofrenanfdjläge jebeä ein=
jelnen 3weigeö gemalt unb überhaupt baö SDiaterielle ooll=
fiänbig befprocben. ©ntweber fyat jjeber Slnwefenbe ba& 23ucf>
»orb,er gelefen, ober eS wirb bei ber <£. felbft »orgelefen,
bann befprocfyen unb bie »erabrebeten ^ftfteüungen ju $)ro=
tofoll genommen. 2)iefe (S.en fjaben baö ©ute, bie mög*
liefen @d)Wierigfeiten fcfoon »orfyer buret) @acr;»erftänbige
offen geprüft ju feben, fo wie ft'e jeber einzelnen üBrandje
bie aSerantwortltdjfeit auferlegen , ft'cfe, ben 5lnforberungen be$
©anjen anzubequemen unb nidjt in einer Sfodjtung bin juotel
ju tt)un, wäbrenb eine anbere »ernadjläfftgt wirb. (L. S.)
Conti il ent (franj.j Secfcn.), ein SRollenfacf; Der franj.
25üf>ne, gleidjbebeutenb mit ben Vertrauten ber beutfeben.
3m »or. 3abrb- war e6 »on SÖidjtigfeit, ba ba& ganje altere
Stepertoir ber franj. SEragbbie in jebem ©tücfe bie Stolle
eineä @. fyat. 9lod) gegenwärtig b,at baß Theatre fran9ais
iwei ©dbaufp. für tiefet gadj, unter benen ©umtlätre »on
äalma fet)r gefragt würbe wegen feineö btecreten unb ber
Hauptrolle r>ulfreic^en ©pieleö, worin bie ganje Aufgabe
bed (£. befrebt. 3n neuerer 3eit i)at ba$ §ad> be& <L faft
ganj aufgehört. (L. S.)
Cöngreve (SQBilliam), geb. 1672 in 3rlanb. <&ein
S3ater, ein angefebener (Jbelmann, befrimmte ibn ben @tu=
bien , fein lebhafter ©eifr konnte ftdt) bamit nidjt »ertragen,
er »erlief ft'e, mbmete ftdt) ber bram. ©tdjtffunfr unb gewann
1695 mit bem erflen @tü<fe: the old Bachelor, bie ©unfi
beö tyübütümß. 2Si3 17Ü7 lieferte er 7 ©türfe, bie Qlnfprudb
auf einen tylafy unter ben befren bram. ^robuetionen aller
Stationen baben. Empört bureb, bie Singriffe einiger 9tecen=
fenten, namentlich be£ 3erem& (£oüiex$, ber baß ©otteeläfters
lidje feiner SBerfe in einem eigenen 2Sucbe bewetfen wollte,
30g <5. ft'e*) ganj »om Xfyeatex jurüdP, nya& er um fo leidster
tonnte, al$ bie ©unfl bes ©rafen «£allifar ibm mehrere fet)r
einträglicbe Soften »erfefjafft i)atte. <£r frarb 1729 ju Con=
bon unb warb in ber SBejimtnfrerabtei begraben. Die 3ipfel
feiner ©argbeefe würben »on ben angefetyenjten ^erfonen
ber <§tabt getragen. (L.j
Conrädi, 1) (3o(). ©eorg), war um 1690 <SapclI=
meifter in Öettingen unb einer ber (£rften, ber beutfefee Opern
202 Conquisitores Constant
für bie Hamburger Sühne frf>rteb ; Slriabne, Diogenes, 9iuma
<pompiliu$, «Sarolues SMagnutf, 3erufalem, ©igiämunbuö, ©en=
ferue unb *p»gmalion finb bie Opern , bie SNattbefon pon
ihm anführte. — 2) (2>em.), mabrfcbeinlicb bie Softer beä
Bor.; gla'njt t>on 1 700 — 17(19 ale erfre ©angerin ju $am=
bürg, ging bann nach, Berlin, wo ft'e biö 1711 wirfte, bann
einen ©rafen ©rujewefi beiratbete unb r>on ber 23übne oers
fcbwanb. Söcatthefon rühmt ihre herrlichen ©ttmmmittel eben
fo fehr alö ihre reijenbe ^erfönlicbfeit. (3«)
CoiH|iii>)itöiT*>. (lat. Don comjuirere, 3ufammenbrin=
gen), bei ben röm. Theatern Seute, welche 3ufcbauer herbei^
fcbafften, bie bei fcenifchen unb anbern «Spielen biefem ober
jenem ©cbaufp., ©labiator, SDcimen u. bergl. Beifall flatfcbten,
alfo bie bejahten Glaqueurö ber alten Bühne. (W. G.)
Conservatörium (Stufte), eine Bilbungeanftalt für
9)cufif im weiteften ©inne be6 SEBortee, ber alß frommer
2Bunfcb aufgehellten Slcabemie ber ©cfyaufpielhmfr (f. b.)
Dergleicbbar , inbem nicht bloö bie SDiuftf, fonbern audj alle
baju gehörigen .£>ülf6Wiffenfchaften bort gelehrt werben. 35ie
erften 2lnftalten biefer 9lrt entftanben in Statten, namentlich
in Neapel, Benebig unb SJiailanb, wo bie berühmteren £on=
fünftler aller 2lrt auö ihnen hervorgingen; bie öollfommenfre
ift wohl baß Conservatoire ju tyaviß , welche^ 1784 nach bem
SJcufrer ber ital. eingerichtet würbe unb bie 9)cebrjabl ber
au^gejeichneten franj. SEonhinftler bilbete. 3n ©eutfcblanb
befteben nur in SEBien unb $>rag £. , bie jwar nur t»on Q)rt=
»aten begrünbet unb erhalten werben, aber bennocb ben we=
fentficbfren Grinftufj auf bie muft'f. 23ilbung ausübten unb
manche^ herrliche Talent erjogen unb jur Steife gebracht
haben. (7.)
Consonänz (ÜÜJcuft'f) , ber 3ufammenFlang mehrerer
SEbne, bie bem Öhre wobltbun unb beruhigenb auf baß ©e=
fühl wirfen , entgegengefe^t ber £>iffonanj, beren £öne
Ohr unb ©efühl »erleben. Sie Octat>e, Ouarte unb Ö-uinte
finb t>oll£ommene, bie £erj unb ©erte unoollf ommene
(E.en , weil in leijfern bie £öne um einen halben £on ab~
weichen Fönnen, ohne aufjuhören GF.en ju fein, tvaß bei ben
erfrern nicht ber %a\l ift. (7.)
Constant, 1) (Benjamin), geb. juSenf 1767. liefen
berühmten 2>epufirten , beffen »ortrefflicber politifcher (5ha=
rafter über allem 3weifel erhaben ift, nennen wir hier \ve-
gen feiner Bearbeitung oon Schillert SEBallenfrein für bie
franj. Sühne, (iß ift merBwürbig, ba$ ©cbiller'6 3ßallen=
ftein »orjüglicr; berufen war, ben Sftubm cee beutfcben £>rama
fowohl in (?nglanb (f. Soleribge) wie in granfreicb ju be=
grünben. £>ie Ueberfe^ung bee SBallenftein twn (5. ift mit
einer Betrachtung über bie beutfche ©chaubühne eingeleitet
Constantia Constantinopel 2G3
unb erfcbien unter bem SEttel : Wallstein, tragedie en cinq
actes et en vers , pr^ced^e de quelques reflexions sur le
theätre allemand, et suivie des notes historicjues. (Paris 1809.)
S. jrarb ju $arts 1830.' — 2) (£ouis Gttaxleö), geb. ju
ißerfailles um 1795, betrat bafelbfl juerfl bie Sreter unb
gewann balb fo oiel Sftuf, bafj er beim Ambigue comique en=
gagirt mürbe. 2>urcb feine »l)»ftfcben «Jigenfcbaften unb fein
Organ mefrr ju fomifcben ^Hollen berufen, jcg er, fo Diel er
es oermod)te, bas SJaubeoille bem SDielobram oor. (£r er=
fajite feine Stollen in allen Details mit ber größten Sorgfalt.
iDiefe <£igenfcbaften gewannen il>m fctjr oiel 23eifall unb
©unfl, unb es ifl bal)er ju oerwunbern, baf? er 1837 tiefe
95üf)ne mit bem Panthc'on oertaufcbte, wo er fettbem aber
freilid> jum gröften 3^r>eüe im 2>rama wirft. Ungeadjtet
bes Seifalleö, ben er in reifem SDtafe ft'nbet, benft er
nod) immer an ben früheren ©djaupla^ feiner «Siege ju=
rücf. (H. M. u. A.)
Constantia (2lUeg.), eine ber mobernen, bei ben
Stlten unbefannten ^erfonifteationen. 6. tfl bie SSebarrlicbfeit j
bie t^r beigegebenen Attribute ft'nb natürlich eben fo will=
fütyrlicb, wie bie ganje (Jrftnbung tf>rer $}erfönlicbf"eit. (Tr.)
Consta nt In i (Slngelo), geb. ju Verona um 1660,
fam frübe nacb $Paris unb betrat bafelbfl 1682 bie 23übne
mit bem beften drfolge , behauptete aueb als Scaramoucbe
faft 15 3af>re bie 2lUetnberrfcbaft. 1697 ging er nacb 2>res=
ben, wo ib,n ber Äönig griebrieb 2luguft balb fo lieb ge=
Wann, baf? er if>m niebt aliein fafr alle Slnorbnungen an
feinem überordibtigen Sweater überlief , fonbern it)n audj in
ben Slbelftanb erbob unb yum Äammerberrn ernannte. ®e=
blenbet oon bem ju fcbnell errungenen ©lanje, oergaf er
feine Stellung, lief ft'cb UnoorftcbtigEeiten ju Scbulben fommen
unb erbob fogar feine 2lugen jur beliebten bes Äönige. 2)tes
braebte tf>n auf bie §e|rung Äönigsflein, wo er mebr als 20
3abre faf. ÜRadj ber Befreiung fef)rte er nacb 9>aris jurücf,
erfcbien bafelbfl 1728 noeb, einmal auf ber 3Sü()ne, ofyne je=
boeb ben alten 2SetfalI wieber ju ftnben, jog ftd) bafjer balb
jurücf unb fl. 1729. <Sr febrieb : La \ie, les amours et les
actions de ScaTamonche, >})aris 1698. (L.)
Constantinopel (Xfyeatexft.) > bie Jpauotftabt bes cs=
manifeben SReicbes am OJieere oon SDfarmora , eine ber reijenbfi
gelegenen, aber au<b eine ber wiebtigfien StaDte ber alten
2Belt, bat 1 Million ©inwo^ner unb bilbet ben Söiittelounft
bes 23erfer)rs jweier SSkfttbeile. Seit bem Untergänge bes
oflröm. JHeicbes bat @- ^^ne Sbeater unb feine tpeatva*
li^dbe Sorfrellung in feinen Stauern gefeben, es fei benn,
baf} trgenb ein ebrifrlicber ©efanbter eine 2lrt oon £iebbaber=
tbeater in feinem Calais errietet fyätte , ober eine 23anbe
204 Constantinopel
3uben, rote tvtr fte unter Qtegijpten (f. b.) betrieben haben,
fcte entlegenfren Ciuartiere mit ihrem ©canbale beimgefucbt.
£>ie SHeformibeen bee Sultanö ÜJKahmub II. ft'nb inbeffett
auch in 23ejug auf bie Äunft nidjt ohne roohlthätige (Jim
roirfung geblieben , unb nacbbem eine .ftunfrrettergefellfcbaft
unter be 23acb lange Seit in <L mit großem Erfolge gefpielt
hatte, machte ber ehemalige 23afft'fr ftrifch, ber eine 3eitlang
baß SEheater in £beffa führte , ben SSerfucb , eine ital. Oper
nach (S. ju führen. Diefer 93erfucb gelang über alle (£rroar=
tung, bie ©efellfchaft evnbtete eben fo uiel SRuhm alö ©elb,
unb bem ©rofjherrn felbfr gefiel bie «Sache fo roohl, ba$ er
bie (Srlaubnifj erteilt hat, ein eignet £heater in $>era ju
erbauen; iroet franj. 2lrcbite£ten Sagrange unb SJerbelin has
ben eö übernommen, baffelbe biß drnbe 1839 ju uollenben.
Snjroifcben ifr jur 23efriebigung ber begeiflerten Surfen ein
prooiforifcbee SLheater am <pla§e Sltmeiban eingerichtet, in
bem robcfjentlicb 2 — 4 SDial ital. Oper gegeben wirb. £>er
Saal faf t 1600 Bufcbauer unb tfb tro$ ber enormen greife
(2—10 fpan. ^iafrer [Äronenthaler] für jebe 2JorfrelIung)
ftetg gefüllt. 2)ie dürfen, bie fonft fletö mit Sonnenunters
gang jur 9tuhe gef)en unb 2lü"e$ liegenb geniefen roollen,
ft§en t)ter freif unb fefr biö üDtitternacbt unb hören mit 23e=
rounberung bie 3auberfldnge SBellim'ö unb SHofft'ni'S. 9ftan=
dje5 in ber Jpanblung muß allerbingö ben türfifcben gegriffen
näher gebracht roerben, um fein 9SttifjfatIen ju erregen; fo
j. 23. enbet bie Stalienerin in Algier bamit, ba$ 3fabeü*a
ben £>ei heirathet unb Shabbäug eine tüchtige SBafronabe er*
hält! — SBährenb biefeg Vergnügen ben reichen SDioölem be=
friebigt, »erlangt inbeffen bie angeregte (Schauluft beß Jpau=
fenß ebenfalle Sßerücfftcbtigung unb hat fte gefunben; 2 2lm=
phitheater, in benen natürlich nur equilibriftifcbe unb ähnliche
Äünfte aufgeführt werben , Jocf ten bie Stetige , biß oor Bur=
jem ein fpeculafioer SDiufelmann eß roagte , ein türftfcheö
Theater ju errichten unb ein großes Spauß baju etnricbten
Keß. 2>iefe6 ifl ein Sierecf, enthält im gonb »ergitterte
Sogen für bie grauen, auf bcibcn «Seiten 23änfe für bie
Männer; bie 23ühne befleht in einer 2irt f leiner 2trena; hier
ift ein etroaö erhobener tylat) für baß Drchefter, roelcbeö in
2 SIbtheilungen verfällt, nämlich: in bie 50t u f if banbe, auö
2 trompeten unb 3 «paar Raufen befrehenb, unb einem (fhor
t>on f> 9)?ann unb einem Rubrer m't Sambourinö , bie ft'ch,
roie einfl ber Ghor ber ©riechen mitunter fehr lebhaft in bie
J&anblung mifchen. £>iefer 23ühne fehlt bie ©ecorirung gänj=
lieh unb ber Scbauplal-) mirb, roie einft auf bem engl. $bea=
ten , oon bem Qluftretenben genannt ; bagegen aber ift für
einige ©arberobe geforgt unb ein 2lnfleibejimmer beftnbet ft'ch
jur <&eite ber 23üi^ne, gegenüber ein 23uffet, mo Äaffee unb
Constantin - Orden 205
©orbet gereift wirb. 2>ie ©tücfe, welche auf biefer 5Büf>ttc
unb jwar nur oon Surfen bargeflellt werben, gleichen ooll=
fommen ben beutfdjen «£>an6»ourftiaben auß bem 10. unb 17.
3af)rf). , frro§in oon ©emeinfyeiten unb 3oten unb »werben
buri) baß regellose «Jrfdjeinen einer luftigen ^erfon (<5le»on,
.&an$»ourfr) gewürzt; bie grauenrollen »werben nafürltd) oon
jungen Scannern gefpielt! <2o eilt <£. ber europäifdjen Qis
oilifation mit 9tiefenfd>ritten entgegen. (R. B )
Constantin -Orden. SDie 3eit ber Stiftung biefeö
Srbenö, ber oon ber Jf»er^ogin oon tyarma unb bem Äönige
oon Neapel gemeinfcbaftlid» oergeben roirb , ift unbekannt.
Einige machen <5onftanfin ben ©rofen jum ©rünber , »oafyrs
fd^etrtlid^ ift berfelbe aber 1190 oon3faa£ 2lngelicu£ <5omnenuö
geftiftet. 1099 trat tt)n ber oertriebene gürft oon 2Dtacebo=
nien, 2lnbrea6 2lngelicul glaoiuS, an granj 1. oon Marina
ab. £>er Örben »oirb in 4 Stoffen: ©rofjbignitarien , @rofj=
freujen, Äommanbeure unb JRitter geteilt. 2)aö brbens=
äeidjen, nod) ganj baß alte, ift ein rotfjeö, mit ©olbumge=
beneö, Iilienförmigeö Äreuj, auf treffen ©nben bie 23ua>
flaben: I. H. V. S. (in hoc vinces signo) oertl)eilt ft'nb; ein
golbeneö X füllt bie ülBinfel beß «R reujeä. 9lm untern Äreuj=
balfen l)ängt oon ©olb ber 3titter ©eorg mit bem iHnbiourm
unter ben güfjen beß ülofteß unb oben beftnbet ft'd) eine goI=
bene «Röntgsfrone. 25ie grofie Örben^f ette, roela^e oon ben
beiben erfren klaffen über bem SDZantel um ben $alß getra=
gen wirb, beftelit auß 15 golbenen, hellblau emaillirten £>oal=
fajilben, oon benen baß mittelfte, an »oeldjem fidji baß 23ilb
beß ^eiligen ©eorg beftnbet, mit einem Saubioer! oon (£tdjen=
unb Beiblättern umgeben ift. ©ewofjnlidj tragen ft'e baß
gefrbnte Äreuj mit bem @t. ©eorg an einem grünen SSanbe
unb auf ber linfen 23ruft einen ftlbernen ©fern, auf »oelrf»em
baß ÖrbeneEreuj cfjne Ärone unb bem ^eiligen ©eorg liegt.
2)a3 Äreuj ber (üommanbeurö unb ütittex ift eben fo , boaj
olme Ärone unb baß festere ttwaß Heiner} auf bem bleibe
tragen biefe beiben klaffen baß fleine Äreuj auf einer gol=
benen ©onne rufyenb. 25ie auf ber SOiitte beß &reu%eß be=
ftnblidjen griedjifcben 23ud)fraben X unb P ft'nb baß 3Wono=
gramm oon 6f)rifru6 unb baß A unb 12 bie ©innbilber biß
ainfangö unb <5nbee (2llpl)a, Omega). 2)ie <5eremomen?lei=
bung beß ©rofmeifterö ift ein xoti}eß SGBammö unb £ofen,
nebft bergleidjen ©trumpfen unb <Sd)ut)en unb barüber eine
SEBefte oon filbernem «Stoffe, bie biß auf bie Änie ger>t unb
jiemlidb, »oeite Stermel i>at. 2ln einem ©ürtel oon rott)em
@ammt l)dngt ber 2)egen. darüber einen grofjen ©a^lepp=
mantei oon blauem «Sammt mit filbernem «Stoffe gefüttert
unb um ben $alß mit jiuet oon ©olb unb rotier <&eibe ae-
lotrften Schnüren feftgemadjt, bie biß auf bie ©rbe hinab=
206 Contnt
bangen. 2Iuf bemfelben ba& CrDenefreir, unb Die große
Crbenefette. 2)te 9!Wü$e tft na* macebonifdjer 5lrt twn
(Sarmoiftnfammt nnb an ben 4 üden mit bem golbgefticften
9iamen£}uge X unb P aufgefcftlagen unb mit einer fdjwarjen
©traußfeber gefcfemücft. 2)ie ©roßfreuje baben ein blauet
SBamö unb £ofen, barüber eine weiße bi$ auf bie Änie ge=
gebenbe SBefte. 3f)re ©trumpfe unb ©cbube ft'nb ebenfalls
mei^ , ber ©ürtel oon rotbem cammt unb ber SDtantel, ber
etiuaS fürjer unb an ber <B>eite baß Crbenöfreuj bat, tft
fon blauem 25amaft unb mei^ gefüttert. ®ie tragen bie
große Örbenöfette unb an ber 9Äü§e t>on blauem «Satin ben
oben angegebenen 9Zamenßjug mit ©olb gefticft unb weiße
Gebern. 2)ie Stifter baben biefelbe Reibung, nur baß ihr
sjfaantel oon blau gewäffertem Raffet tft unb fte nicbt bie
große ©rbenetfette tragen. (B. N.)
Contat (Souife), tft 1760 in ^ariö geb. unb bebutirte
1776. 3bre förperlicben &orjüge hielten gleicben (gebritt mit
benen be$ ©eifteg, unb man fagte niebt unpaffenb oon tf>r :
„fie ift fo geifireieb al$ fd)ön, unb fo fdjön als e6 möglieb
tft. /y greinbeit mit SLtefe , 4?etterf"eit mit (Jmpftnbung Der;
binbenb, trugen tf>re ©ebtlbe ftetö baß ©epräge ber 2Babr=
i)ät unb fte wußte über biefelben einen 9teij ju »erbreiten,
ber bie ©ebönbeiten in allen feilen *,ugleicb beroorbob. —
33ei ibrem erften auftreten erfebien fte als 2)arftellerin fo
unbebeutenb, ba$ man ft'cb über ibre Slnftellung wunberte.
©ie madbte nämlicb ibre erften 23erfucbe im SErauerfpiele,
mobin fte burebauö niebt geborte. 3f)re beweglteben 3üge
waren beß ernften %lußbvudeß niebt fabig, unb ber einneb^
menbe £on oerlor feinen JHeij, follte er große Seibenfcbaften
auöbrücfen. SBdbrenb fte nun niebte? alß Vertraute in ber
SEragbbie fpielte, ftubierte fte unter ber Anleitung ber $)rc=
oille (f. b.) einige Suftfpielrollen ein , unb ber unerwartete
(Erfolg, ben fte alß SIgatbe in ben Folies amoureuses batte,
flarte fte unb baß spublifum über ibren wabren SBeruf auf.
©ie jog bie regfte Slufmerffamfeit ber Siebter auf ft'cb: $a=
Iifjot, £)ubuiffon unb ber SDcarquies 23ieore fugten fte fogleid)
in ibren Scooitäten ju befebaftigen. 23alb überflügelte fte
ibre Sebrmeifrerin , bie fte bisber fclaoifcb nad>geabmt batte ;
fte feblug ibren eigenen 2Öeg ein unb man wollte oon nun
an nur bie S. febn. ©ie beberrfdbte balb baß ganje §acb
ber grandes coquettes , b. i). alle erften £>amenrollen beß
Suftfpiele. SeaumarcbaiS fanb in ber 6. fogleid) bie Säbig*
feiten ju einer ©oubrette beraus, wie er fte ju feiner @u=
fanne im gigaro brauchte. 2>er Erfolg war ein ni*t ju
befebreibenber unb fte ließ bie oortrefflicbften if>rer SSttitfünfN
Ier binter ftd) jurürf. 3)a war weber 3iererei , nod) Ueber;
treibung , Beine ftröbitcftfeit o^ne 21nftanb , fein 2Bi§ o^ne
Conteours Conti 207
iflatur, nod> llngejwungenbeit obne Sitte. 25ie @lite geifc=
reidjer 3eifgenoiien hütete ibre ©efellfdjaft , ju ber unter
ajtbet« aud? ber ber bamalige 2lbbe &alle»ranb ^e'ngorb
gehörte. — 2Son jenem (Erfolge an arbeitete ft'e nun emftger
an ibrer 2luebilbung ju ben eigentlichen £>amenrolIen , bei
benen neben 2Ser(lanb aud) bas ©efübl yorberrfebenb war.
2luf folebe SBeife gelang ee tb,r mit profeifeber Äraft foroobl
in SOcaricaur, al$ in ben fo bebingten ^rtarafterbilbern S)co=
Iicrc'ö ju glänjen. Sin frübjeitigeS ©tarftverben , im 30.
3ab,re , oeranlaf te ft'e fogleid) , ben ganj jugenblidjen Stollen
ju entfagen unb in bte febärfer bejeidmeten überzugeben, unb
aud) fyiet bereitete ft'e ftcb, neue Sriumpbe. 33i$ 1809 war
ft'e eine 3ierbe beä Theätre fraiisais, mit melcbem 3»*bre
ft'e ftd) inö ^rtoatleben jurücfyog unb einen Jperrn oon
$>arno beiratbete ; bemnnbert, gefd)ä£t unb geliebt auf er ber
SBübne, fdjmücfte fte noeb bie feböne £ugenb ber 2Bobltba=
tigfeit. ©ie frarb 1813 nad) langen Seiben an einem Äreb6=
gefcbroüre. (C. Lebrün.)
Conteours (SEbeaterw.) , ^offenreifer unb ©roteef=
tänjer, bi« in ber Ainbbeit bee franj. %,i)eatevä , namentlicb
unter QarlVii. unb Subwig XT. tt>re transportablen ©erüfle bei
3abrmari'ten unb Airdjenfeften auf ber ©träfe auffcftlugen.
©erobbnlid) waren ft'e aueb fammtlicb SJcuft'fanten , bie ab-
wecbfelnb rannten, fomifd>e ©cenen auffübrten, Sieber fangen
ober Snfrrumentalmuft? fpielten. (L. S.)
Contessa. 1) (Äarl SBilbelm ©alice = <£.), mar ju
•£irfd)berg 1777 geb., lebte fpäter abmedjfelnb in 33erlin unb
auf bem©ute feines 3"3enbfreunbes <£rnft sonJöouwalb in ber
Sauft$ unb frarb in Berlin 1S25. @ine öffentliche 2lnfrellung
bat er nie befleibet, überbauet lebte er fer>r jurücfgejogen.
23et boben Anlagen für SJcalerei , 9)cuft'6 unb ^oeft'e war er
äuferft gemütbt>oll unb feinft'nnig, «£oifmann bat ibn in
ben ©eraptonebrübern, beren einer er mar, unter bem -Was
men ©öltfefter treffenb gejeidmet. ©ein befrei bram. SBerf :
ta& 9tätbfel, erfaßten 1809 auf ber meimarifeben SSübne.
SJcadjfrbem trat er als 9tomanbid)ter auf, gab mit ^»offmann
unb 50u^u« Ainbermarcben 1815 unb mit feinem 23ruber
1811 2 23be. bram. Spiele unb Qhrjablungen beraus. ©eine
©ebriften fammelte <£. d. Jöouroalb , Seipjtg 1826 in 8 23bn. —
2) (Sbrifr. 3acob ©alice = <L), geb. ju 4?irfd)berg 1767,
lebte fpäter in ©djleft'en gleichfalls als ^rioatmann, unb
febrieb auf er einigen ©rjdblungen aud) ein Srauerfpiel :
Sllfreb, 1809. <£ine gemijfe ©eifrest>ermanbtfdiaft mit feinem
S3ruber läft ftd) nid)t »ernennen. <£r ft. 1825, (Schietter.)
Conti, 1) (Antonio ©cpinella), geb. ju 9)abua,
1677, warb ©eifrlteber unb nannte ftd) Vlbbate, lebte ab:
»ecbfelnb in tyati$, Sonbon unb Senebtg, unb mürbe in
208 Contouche Contract
ben geibnt$ = 9ten>tonfd)eu ©treit uermicfelt. 5lufier einem
pbilofopbifcben ©ebidjt unb einigen Ueberfe^ungen auö franj.
äragifern tyat er mehrere Stoffe auö ber rbm. ©efdjidjte, j.
93.: 23rufuS (5lur. unb SMarcue), Säfar, 25rufuei u. 21. , je=
bodj obne befonbereö Salent, bram. bearbeitet. (£r jiarb
17 4«). — 2) (#rance&co), geb. *u glorenj um 1080, fam
170:} nacf> SBien , wo er balb .Raminercomponift unb 23ice:
capellmeifrer mürbe. J^»ier fdbjieb er bte Opern: @lotilba unb
2>on Ouirofte , r»on benen befonberö bie le^tere auferorbent=
lid> gefiel unb für baö SDiufrer einer fomifdjen Oper geljaU
ten mürbe. Um 1720 madjte er alö SEbeorbe = SBirtuoö einige
SReifen burd> 25eutfd)lanb , öon benen er rubmgefrönt nadj
2Bien jurücFfebrte , mo er aud) gefrorben ju fein fdjeint.
©ein Ceben mürbe Don ber 23erläumbnng mit fcanbalöfen
SBegebenbeiten auegefcbmücf t , er folite Airdjenbufje, 23ann
unb ©efangnif erbulbet baben , maö jei^cb, ©erber alö Un=
\vat>xi)ät nadjmeijr. £r fdjrieb aufer ben obigen nod) 13
ital. Opern , bk jebod) minber befannt mürben. — 3) (3 g =
najio), ebenfalls ju ^lorenj geb. unb mabrfdjeinlid) 23ruber
be$ 93or. } aurf) er mürbe in SBien angefrellt unb bxatyte ba~
felbft oon 1728 — 36 einige Opern jur 2luffübrung , bie je=
bod) balb uergeffen mürben. (Schietter u. 3.)
Contöüche (franj.; ©arber.). 1) <£in furjer ^au6-
rocf für Scanner. 2) ©in 2)amenüberEletb, meit unb hinten
fel)t faltig, oorne offen nnb nur bi$ an bk Ruften reidjenb.
de mar eine Straft be$ oor. 3abrb., bk ftd) jebod) in ber
Äajameifa (f. b.) jum £beil mieber erneuert. (B.)
Contraält, Contralt (SKuftf) , fo t>. m.Sllt (Timme.
Contract dat. ; Soeaterm.; [Vertrag], biejenige fdjrtfts
liebe Uebereinhmft , burcb, meld>e ein ©djaufp. für eine be-
frimmte 3eit unb gegen etne befrimmte 23ergütigung ftd) oer=
binblid) mad)t, einer 23ür>ne nad) feinen Gräften unb feiner
23efdb,igung ®tenfre ju leijTen. 23ei Heinern SJübnen unb auf
fed)$möd)entlid)e Äünbigung (f. Äünbigung) merben gar feine
Gontracte gemacht. 2)ie gǤenfeitigen 23riefe gelten in folgen
fällen als oerbinMid) unb oertreten ben contractus bonae
fidei. 2tuf jebe längere Seit pflegen @.e gefdjloffen ju mer=
ben. 2)er (Sntmurf baju mirb oon bemjenigen 2f)eile ge=
mad)t, ber ju bemilligen hat, nad»bem ber anbere £beil
feine SBünfdbe unb bie befonberö ju beadjtenben fünfte be=
jeid)net bat. — $olgenbeö ftnb bk allgemein geltenben fünfte
für einen «5. jmtfcben ®irection unb bem ©d)aufp.: 1; ©enaue
Stngabe ber 3eit, für meldje bie 35auer bee 6.eö bejlimmt
tflj 2) gejifeljung be$ Äünbigungöterminö; 3) Angabe be$
%ai>e6 ober ber gäd)er, in melden ber ©djaufp. ju mirfen
r^at ; 4) geftfteliung beö ©efjalteö, fo mie ber SRaten, in meU
eben er gejal)lt mtrbj 5) Unterwerfung unter bie beftetyenben
Contract 209
©efe§e einer 23übne ; 6) Urlaube ; 7) ©pielgelb j 8) Seneftj ;
9) ©arberobengelbj 10) ÜSebingungen, welche 21bjüge am
©ebalt, (Sonoentionalfrrafe (f. b.) ober Slufbebung bes @.eS
fefrfreüen. 3u bemerfen ift bei biefen einjelnen fünften:
ad 1) breijäbrige (S.e ftnb burebfebnittlicb bte geroöbnlicbfrenj
bei Anfängern etnjär)ri^ef bei altern Jtünftlern je naefe ben
«Kitteln ber 23üf)ne, lebenSlänglidje , ober mit befttmmt be*
nannter 9>enft'on »erfebene. Der ©cbaufp. bat bei 2lbfd?lu#
eines @.s roobl ju bebenfen, in welchem Lebensalter er Ud)
beftnbet, ob er noeb ^ortfebritte macben fann, ober ob er
feine gäbigfeit befHmmt ausgeprägt bat. Ein lojä^riger <5.,
ben man im 36. ober 40. CebenSjabre eingebt, obne be=
ftimmte 3luSft'cbt auf beffen weitere ^ortbauer , erfebeint uns
t>erft'd}fig ; bagegen oeranlafk bie Hoffnung ober ©erotfibeit
einer $>enfton mäßigere §orberungen. Sunge Seute rbun
gut, mbglidjfi furje E.e ju machen, ba mit jebem 3abre ibre
gäbigfeit unb 9tu£barfeit ftdb fteigern !ann. @cbon im 20.
ober 30. Sabre lebenslänglich ju contrabiren, ifl läbmenb für
ben EnrtoicfelungSgang beS ÄünfHerS unb erzeugt leicht
Seblaffbeit burd» baS Semuftfein ber gefiederten Erifrenj. —
gür grauen unb bie gäcfeer beS £enorS, beS SliebbaberS gelte
eö als Siegel, baf ft'e ben mögltebfren Sortbeil aus ibrer
3ugenb unb ibren förperltcben Sorjügen ju sieben fueben. —
Tonnen ft'e fein lebenslängliches Engagement erlangen, fo tbun
fte gut, in furjer 3eit möglidjjr t>obc ©ehalte ju erreichen.
Eriflirt ein *PenftonSfonb bei einer 23übne, auf meldte eine
beflimmte Dtenfrjeit 9ted?te gibt, fo pflegen Directtonen @.e
auf minbere üeit oor^ufcblagen , weshalb man fid> oorju=
feben fjat, um nicht eine 9teibe pon Sauren beim 2lnfprud)
auf ^)enfton ju oerlieren. ad 2) 15er ÄünbigungStermin
»ariirt oon 6 2Bocben bis ju 6 SDionaten. Die längere 3eit
ifl für beibe S£f)eile immer bie wünfcbenSroertfyefre , um bie
llnterbanblungen ohne Uebereilung unb nicht gebrängt fon
ben äkrhältniffen beS SlugenblicfeS fiebern ju tonnen. SQBirb
ber JtünbigungStermin t»erfäumt, fo gilt ber beftebenbe E.
nur auf ein 3af>r länger 5 wenn nickt auSbrüdlicb fefrgefetjt
ifl, ba$ er für bie^elbe 3eitbauer fortgilt, welche ber (5. be-
nennt. Der »Scbaufp. barf , wäbrenb er ftct> noch, im E. be=
ft'nbet, feinen anbern mit einem anbern Sbeater eingeben,
obne bte Direction baoon in Jtenntnif ~au fe§en, ober muf
bei ber Äünbigung fofort bie entfebiebene 2lnbeutung geben,
baf er feine Prolongation felbfl mit ben »erlangten 2Sor=
tbeilen »oünfebt. Die gemöbnlicbfle Jcrm ifr »on Seiten beS
©cbaufp.S a) ^ünbigung nadb ben ^aragrapb^n beS S.S unD
Qlnfrage, ob eS ber 35übne wünfcbenSwertb ijl, ft'cb bie
Dienjte beS ©cbaufp.S aueb, ferner ju fiebern ; l) J8efd)eini=
gung beS richtigen Eingangs ber Äünbigung unb bejafyenbe
Skatet jficrifon. II. 14
210 Contract
ober oemeinenbe Qlntwort hinfichtlid) ieß fernem (Jngages
ments; c) im erfreu galle ^ropofition ber gewünfcbten 23er=
bejferungen unb Darlegung ber ©rünbe, welche biefe 2Mnfcbe
oeranlaft ; d) ge^cnfeittgc Sorefponbenj biß jur (Einigung. —
©eht bie Äünbigung oon ber 2)irection auä , fo enthält fie
gewöhnlid» taß foforttge Qlnerbieten eineö geringem ©er>alted
unb will ber ©djaufp. bieß nicht eingeben, fo wirb jebe wei=
rere Sorrefponbenj unnöthig. ad 3) ©ntweber wirb ein
%<xä) im allgemeinen bezeichnet, fo ba% jebe neue 9tolle be$=
felben bem Kontrahenten gegeben werben muf? , wobei bie=
jenigen SRollen, welche fdwn im 23eft'§ 3lnberer ftnb, wenn
ber s!lbfd)luf erfolgt , ausgefajlofTen ftnb ober man nennt bie
gewünfcbten unb bewilligten Stollen namentlich. — Äann
bie £)irection bie\e nicht oollflanbig bewilligen, fo pflegt
Slltemiren (f. b.) contractlicb fefrgeftellt ju werben. 23ei
Sobeefallen übernimmt ber Dceueintretenbe r)in unb wieber
baß ganje ^ach t>eß Söerftorbenen. 2ludj tfl eß gebräuchlich,
nach bem 23eifptel ber in granfreicb, geltenben Regeln , 1tdb
bei einer 23übne für alle Stollen ju engagiren, weldbe ein
berühmter ©djaufp. in 3Bien, 23erlin, 50tünaSen fpielt, j. 23.:
N. N. engagirt ftd) oon 23ree-lau auß nach, Seipjig für alle
Stollen (£plair'e, 2lnfchü$'d, iemm'ß unb 2>et>xient'$. —
2Ba$ biefe Jtünfrler in 2Bien, SDiünchen unb 23erlin gefpielt,
gehört bann ihm. — 23ei ber Unbefrimmtbett, welche in SRücf =
ficht auf gädjer beim beutfcben Theater berrfcfet , pflegt eine
£>trection feiten ein $ad) ju bewilligen, ba »ielfadje ©tö=
rungen baburd) entfreben; bagegen oerpflicbtet fte ben©djaufp.
gern ^ur unbebingten Sinnahme aller ihm mgetbeilten 5Rol=
len, jum ad interim für anbere, jur SBteberannabme foldjer
Stollen, bie ein anberer für ihn gefpielt unb jur Qlfftftenj
in SJorftellungen , bei benen alle ÜDtitglieber beß £beaterö
befdfräftigt ftnb. 35ie lefye 23ebingung fdjliefjt (Shorftngen
unb Jiguriren in ftdj unb wirb gewöhnlich in bie $)brafe t>er=
ftecft: „unb verpflichtet ft'cb überhaupt nad) Gräften OllleS
beizutragen, maß jum 2Jortheil beß 3nftitut£ gereift." 3e
nach, bem Vertrauen, baß bie 2Bürbe unb fonfiige Haltung
einer 2>irection einfloßt, hat ber <5d)aufy. ju erwägen, ob
er eine folcbe (Jlaufel, in beren SOieinung ftch Sllleä, auch
dhifanen mancherlei 2lrt einfcblief en laffen , unterfcbreibt.
hierher gehört audj bas fieftiteüen: n>ie oft ein ©djaufp.
in ber Sttocihe ju fpielen oerpflidjtet ift, maß befonberS in
Opemfdchem unb bei ^aüprrollen ju. berücfftcbttgen ifr.
ad 4) 2)er ©ehalt i|r bei einer Sorrefponbenj, bie bem <£.
»orauöge^t, fletö in bemjenigen SQJünjfufe ju bejrimmen, ber
bort gilt, »on wo aue ber ©chaufp. mit bem Theater con=
tra^irt, j. 23. (Sono.sSftaler, preuf. SEhaler, Äronenth^aler,
rhein. £haler u. f. w., ebenfo ©ulben, SRubel unb anbe=
Contract 211
res ©elb. — <£infid?tlid) ber fRaten, in benen gejault wirb,
gilt bei großen gefidjerren Sühnen bie $>oftnumeranbos,
bei fpriüarunrernebmung oie *Pränumeranbo = 3al)lung monat=
lidj ober wöd)entlid> , unb hat fieb, ber tSontrafyirenbe bem
eingeführten ©ebraud) ber 23üb,ne ju unterwerfen. 23efteljt
bei einem Zfyeatev bie 23erpflid)tung , aud) für bie auf ge=
wiffe Heit engagirten üDittglieber 9>rocente jum ^enfionefonbö
beijufreuern , ofme baburd) red)tltd)e Slnfprüdje auf wirflidje
9>enfionintng ju erlangen, fo tfjut ber ©djaufp. , wenn er
entweber nidjt ju bleiben gebenft, ober bie 23erf)ältniffe bie$
unwabrfd&einlid) mad^en, gut, fo r»iel meftr ju forbern,
alt biefer Slbjug betragt. Setragt ber ©eljalt 3. 23. 1000
5Ef>aIer unb bie 9)enfionSprocente 2 00m «£>unbert, fo con=
rrahjrt man auf 1020 SEbJr., moburd) bat ®lei<t)aewiä)t ftdt>
berftellt. ad 5) 3>ic beftebenben ®efe$e, infofern fie oon
allen anbern SDiitgliebern anerfannt ft'nfc , fjaben unbebingt
geltenbe Äraft für ben Stteueintretenben. @r tfyut alfo gut,
biefelben oor Unterjeidjnung be& §.S genau burdjjufe^en,
um ju prüfen, ob nidjt 23ebingungen fid) barin ftnben, bie
bem (ü. juwiberlaufen, ober bei unbebeutenben 2Jergef)en un=
öerbdltmfjmäfig grofe ©trafen unb 2lufftebung bee S.S feft=
fegen. J&at er 23ebenflidj?eiten , fo muffen biefe im <J. er*
watynt werben. 4?infid>tlicb, neuer ©efe§e, Slnorbnungen,
SJerpfltdjtungen , muffen lebenöldnglid) angeftellte ©djaufp.
fid; aud; biefen unterwerfen, bei benen aber, bie auf 3eit
angeftellt ff nb r ift ifjre Einwilligung" unb 3uftimmung einju=
bolen, wenn im <ÜF. nidjt auebrücflid) bemerft ift: „unter=
wirft ft'cb allen beftebenben unb noa) ju gebenben ©efegen
unb Qlnorbnungen." 3*bes ©pielen in einem anbern Cocal,
in frember ©pradje (}. 23. trat. Oper), ju ungewör)nlid>er
3eit, mit Steifen oertnüpft, bebarf, wenn es nidjt im <5.
feftgefeßt ift, einer neuen unb befonberen Uebereinfunft.
ad (j) t>ie 2>auer bee Urlaubs ift nidjt nad> 5Dtonaten, fon=
bem SBodjen ju beftimmen, ba im erfteren galle ein 93er=
Iuft oon 3 Sagen eintreten fann. Entweber beftimmt ber <S.
ba$ Saturn bei Urlaube = Anfanges , ober eö wirb ber £>i*
rection überlaffen , bie 3eit innerhalb eines 3al)re6 ju be=
ftimmen, wobei nur ausjumadjen ift, ba$ bie Slnjeige biefer
23eftimmimg genügenbe 3cit vor bem QXnfang bee Urlaubs
gefd)ef)e. — 23enugt ber ©dtaufp. ben Urlaub nidjt, fo bat
er nid>t bat ütea)t, ir)n einfeitig.biö in bae folgenbe 3abr,
»ielleidjt jur Verlängerung beS bann eintretenben Urlaubes
tu oerfdueben, fonbern ber Urlaub oerfdllt, wenn bie 2>i=
rection nidjt mit bem Qluffdjub cinoerftanben ift. Eben fo
wenig fyat bie SDirection bae 9ted>t beifpielSweife 3 Urlaube
in 3 3af>ren bem@d)aufp. in einem 3at»re §u geben, wenn
biefer bamit nidjt eint>erftanben ift. — 23eim »Antritt beS Ur=
11*
212 r«mt r nr t
Iaubö fann bie Direction »erlangen, baf? ber @djaufp. bie
s2lbveife btö ju 8 £agen yerfcbiebt, wenn .Stepertoiröerbälts
niffe ober ber SSorttjeil beö Snftituteö e& »erlangen. $at ber
beurlaubte fcbon bie Spoft ober JReifegelegenbeit bejahet, fo
ift eö jwar billig, wenn bie Directton ben @d>aben über=
nimmt , gejwungen fann ft'e aber nid)t baju werben. 9tatür=
lieb wirb ber wirfliebe Urlaub nur 00m SEage ber wirflieben
9lbreife an geregnet. 33ei mebr als 4wöcbentlicbem Urlaub
ift e$ gebräucblicb , t?on ber 5. SBodje an nur bat f>albc ©e=
fjalt ju jaijlen, wenn ber Urlaub ju ©afrrollen benu^t wirb.
— 3wingt ber ©efunbbeitöjufranb jum Urlaub, ober tfl ei
eine Steife inö 93ab jur Teilung befannter Uebel, fo bleibt
ber »olle ©elialt. <&u<i)t ein ©ebaufp, unter ber 23orfpiege=
Iung Urlaub, benfelben jur Jperfrellung feiner ©efunbbeit
anwenben ju wollen unb gibt beffen ungeachtet ©afrrollen,
fo ftraft bie fönigl. 23übne in 23erlin laut 9)cinifrerialt»ers
fügung Dom 27. 3uli 1827 mit Serlufr be6 ganjen ©ebaltö
auf bie Dauer beö Urlaube. Jfpmftcbtlicb biefer 23ebingung
bat man ftcb bei 9lbfeblufj eines (5.6 wof)l t>crjufeben. Daö
Uebrige ftefjc Urlaub, ad 7) 3fr ©pielgelb feflgefe^t, fo mufj
erwähnt werben, ob et für jebe Stolle ober für jeben 9lbenb
bejabjt wirb. 3m erfren $aüe fann man baffelbe für 3 JRol=
len in 3 oerfdjiebenen @tü<fen einer 33orfrellung »erlangen.
33et contractlicber ^eftfe^ung bog ©pielgelbg alö integrtrenber
Sf)eil bee ©ebalteö ift eine minbefre 3al)l beö Spielend in
einer SOÜccbe ju nennen," bie erreicht werben, ober boeb au$=
gejault werben mufj, wenn niebt bureb bie ©djulb be$ «Scbaufp.ä,
fonbern bureb ben SBillen ber Direction berfelbe weniger fpielt.
Das Uebrige f. ©pielgelb. ad 8) Daö ober bie 25eneftje ftnb
f)inftd)tlicb ber Sabreejeit, be£ «Spieltage^, fo wie ber 2Ser=
pfliebtung aller 9)citglieber für batfelbe Dörfer ju befrimmen.
Daß -©eitere f. SSeneftj. ad 9) 31* ©arberobengelb bewilligt,
fo mufj ber (S. bie genaue Unferfebeibung enthalten, waö alt
folcfje ©arberobe ju betraebten tfl , bie felbfl geftellt wirb,
f. ©arberobengelb. ad 10) 3u biefen gebort Sieifegelb, 9Jor=
fdbüffe, bie febon oben angeführten ^penftonSprocente, Raffte
bei ©ebalteö bei Urlauben u. f. w. Die Aufhebung beö <S.e>
erfolgt bureb erwiefene unjweibeutige ÜKicbterfülIung beffelben
oon einer @eite — babin gebort aber niebt bie SRerfpätung
ber ©ebalt^abjung, wenn biefe niebt über 11 £age bauert. —
Serlufr ber ftäbtgfeit ju fielen, (©timme, Organ, J?ranf=
beit, ffierflümmelung) , entoinbet, fo balb fte niebt bureb er=
wiefene ©djulb beö (Jontrabenten eintritt, niebt 00m <S. (3n
granfreieb bt-'bt eine fypbilitifcbe Äranfbeit für tf>re Dauer
ben ^. auf). Dagegen wirb ein S. ungültig, wenn ber (£on=
trabent ftcb im 2lugenblicf beö Slbfcblujfe^ in ber Unfähigkeit
befunben t)<it, ben 23efrimmungen be$ 6.^ ju entfpred^en unb
Contrapunkt Contrast 215
oor bem tyubütum nidit im Stanbe ift , bie eingegangenen
23erbinblid)?eiten ju Iöfen. (L. S.)
ContrapuiiktC^luftF), 1) bie barmonifc&e Segleitung
mehrerer Stimmen, bie nad> ben Siegeln bes ©eneralbaffee"
jur ajielobie gefegt ft'nb. 2>a man fett ©uibo oon Slrejjo
bie £öne burd) bie auf Sinien gefegten fünfte bejetdmete unb
eine ©efangftimme bemnad) alö eine Steifte fünfte erfd>ien,
fo nannte man bai £injufe§en mehrerer Stimmen contra«
punctiren, unb fo oerftanb man allma&lig unter <J. bic
Jtunfl be$ gefe§lid>en Gomponirene'. 2) SDie 23efd)affent)eit
unb Einrichtung ber «Stimmen eines" ©efanges. hierbei nennt
man ben <S. ein fad), wenn bie Stimmen nidjt wedjfeln, b. &.
wenn bie obere Stimme nicftt jur untern wirb unb umgefeftrt;
boppelt, wenn bie Stimmen auf biefe 2Irt oerfeftrt wer^
ben. 2>emnad) fommt ber (L in 2)uetten, £er;*erten, 9!Jtotet=
ten, 5u3cn k. oor. (Sontrapunftifd) ift alfo, wai nad)
ben Siegeln bes £. gearbeitet ift; <£ontrapunEtift, ber
(ÜFomponift, ber nach, biefen Siegeln arbeitet. 2?ergl. Äirn=
berger, Äunjl bei reinen Sa§e$. £>erfelbe: ©runbfa$e bei
©eneralbaffee. Äoa), Anleitung jur @ompoft'tion. 211=
breebteberger , 2lnweifung jur (Sompofttion. Schilling, Uni=
oerfal^Ser. ber SEonfunjt u. f. w. (7.)
Contrast, 1) (M&fitd&j Stejtft.), burd) ©egenfa§,
(f. Slntitftefe) ift <£. , wie man woftl getftan f>at , nidjt jtt
überfein. <S.e ftnb nur ba, bamit Grntgegengefe§te6 mit
einanber oerglidjen werbe, 3. 23. bai Scfywefrerpaar ©onerü
unb Slegan bilden einen <J. jur (Sorbelia ; man wirb aufges
forbert, jene betben mit biefer ju oergleidjen unb bie Äinb=
licfefeit unb Unfdjulb ber lederen i)ebt ftefe, um fo glorreicher
fceroor, je fdjwdrjer ber (Sftarafter ber erfreren erfdjeint, unb
umgefeftrt. 3>n biefer 2Birfung berufjt 3wecf unb 2Jbft'd)t bei
d.i. 3n ber 2Intitf)efe wirb bat @ntgegengefe£te »ereinigt,
um befto mefyr unterfdjieben, im (£., um mit einanber
oerglidjen ju werben. <S.e fommen in allen fünften oor,
fo befonberö in ber SDlalerei in $id>t nnb Statten unb in
ber 9lebeneinanberfrellung contrajrirenber färben; in ber
SDlufif burd) «piano unb ftoxte unb anbere Mittel. 3n ber
25id)t!un|r, befonbere" ber tragtfdjen, ft'nb <5.e oon grofem
Sntereffe unb beförbern bie ©efammtwirfung eineö ^)iä)t=
werfe, inbem j. 23. ein jarter weiblicher (Sftaracter erfl als
gegen einen ftarfen männlichen contrajlirenb feine redete 23e=
beutung gewinnt. Ttan beute beifpieleweife an 2inbromad)e
in ber %liabe mitten unter ben 2luebrüd)en wilber unb rofyer
Araft unb an tr>r partes ©attenoerbältnig ju Jpeftor, beffen
ebler Jperotesmuö wieber feinerfeitg contrafttrt gegen bie rofte
SEapferfeit bei 2Xjar, bie fdjlaue SEapferBeit bei Uloffeg u.
f. f. SDlan benfe an bie gewaltigen 6. ber Sfyaffpeare'fdjen
214 Contreepaulette Contreinarque
Dramen, an 25eöbemona im <£. ju ben brutalen Bannern,
unter benen wieber Saffio, Othello, Sago eigentümlichere
bilben; ober bei ©cfciller an ben <£. jwifeben (Sari unb ftranj
2)coor, jwifeben bem Stebeötferhdltnif beö §erbinanb unb
ber Cuife, be$ 9)iar "Piccolomini unb ber £hecla gegen bie
gefühlslofe umgebenbe SWenfdbenwelt , beren 25rucfe fte erlies
gen. 25ie 3leflhetif hat jwar Dorjufcfareiben , bafi bie (S.e
nicht ju febretenb unb grell feien, ba$ eei j. 23. nicht gut
fei, einen ausgemachten 23öfewicbt neben einen &ugenbfpiegel,
fonbern beijer eine iXugenb neben eine anbere, bie ro|)e Xa-
pferfeit neben bie bebddjtige ju ftellen; aud) fann man nicht
läugnen , bajj in ungefebtefter Jpanb leicht bie <£.e wiberltdb
unb abfdjrecfenb »werben, wie in unfern JRitterromanen unb
Sftitterfrücf en , felbft in »ielen unfrer bürgerlichen Sharafters
gemdlbe unb ben ©tüdfen ber neufranj. 2)ramatifer; aber
einem ©enie fann hierin nichts »orgefdjrieben werben , ei
burcbbridjt mit (Blüd bie SJorftchtömafregeln ber bebdebtigen
Slefthetif unb waö in ungefebtefter £anb roh, plump, gemein
erfebetnt, erfebetnt in gefebiefter £anb natürlid), lebenbig,
jwecfgemdfj, grotl, berrlicb. £>ie (S.e j. 23. ftnb bei ©hafs
fpeare oft anfebeinenb febroff, aber unter feiner genialen
23ehanblung löfen ft'cb alle biefe 2)itTonanjen in bie t>ollfom=
menfte Harmonie auf. @elbfl für bie mufifal. 23ehanblung
eignen fieb febrotje (E.e herrlidb; waä fann febroffer fein alef
ber (L jwifdjen @a6per unb 9Jlax im greif cbüi}? 2)od) be=
ruht auf biefem @. hauptfdcblicb bie eigenthümlicbe SBirfung
ber aKuftf. £>ie Siegel, bafj man feinen »ollenbeten 23öfe=
wii>t neben einen oollenbeten SEugenbhaften ftellen bürfe, ifl
eine abgefebmaefte Siegel, beren ba$ ©enie immer fpotten
wirb; nur auf bie 9lrt ber 23ehanblung fommt e$ hier an
unb auf bie £)rganifation bee ©anjen. 2lucb bie in contra«
fhrenben Stollen neben einanber auftretenben ©djaufp. bürfen
in ihrer 2)arfrellung fo weit gehen, al$ ee bie ©efe£e beö
©efdjmaefö unb bie 2luffaffung beö Sidbterä ihnen geftatten,
nur oor ber daricatur, befonberö »or ber 9lnwenbung mehr
dufjerlidjer 3uthaten , j. 23. unnatürlicher Serbrehung ober
Ueberanfchraubung ber «Stimme, muffen fte ft'ch hüten, unb
ben granj SDIoor, wie felbft oon £>et>rient in feinen jungem
fahren gefchah, alö redbten <£. be$ böfen jum guten $>rincip,
mit rothem J£>aar .unb einem ausgetopften 23ucfel fpielen, ifr
eben fo fraj^enhaft alö unnöthig, befonberö wo, wie gerabe
bei ÜDetment, bie innerlichen SJtittel fo unerfd>öfllid& reid>
ftnb. (H. M.)
Contreepaulette (©arber.), f. ©paulette.J
Contreinarque (franj.j Zed>n.) , ©egenbillet, ein
in §orm unb ftarbe oon ben ei$entli<t)en 23illete oerfd)iebe=
neö, ober mit ber auebrücf liehen 23ejetd)nung : „S., ©egen=
Contretanz Controle 21 o
maxie" uerfe^enc^ 33illetr weld>es> ber 3ufd>auer erhält, wenn
ex in ben 3wifd)enacten feinen spia§ »erläßt unb weldje^ alö
Öegittmatton für bte SBiebereinnafjme biefes $)la£e$ gilt. 2)er
Billeteur (f. b.) erhalt bie <S.n t»or ber (Eröffnung be$ -£aus
feö unb t)at bie Pflicht, jebem 9Iu6gef)enben eine <S. ju ge*
ben, bagegen Sfiemanb ofjne bie SBieberabgabe einer folgen
einjulaffen; felbft bei bekannten täglichen S^eaterbefudjern
unb ben 3nl)abern »on *perfonalbilIet$ follte f)ier»on feine
2luänaf>me gemacht werben, ba bie ©eftattung irgenb einer
2tu$nal)me bie notfjwenbige flrenge 23eaufftd)tigung ber 23il=
Ieteurä erfdjwert. Sgl. Silier, Billeteur, Sontrole :c. (R. B.)
Cöntretanz (fraty.; SEanjf.), «in &anS »on 4, 6
ober 8 paaren, ber in Touren befreit, welche bie üänjer
wed)felnb einanber entgegen führen unb wieber entfernen,
»ereinigen unb wieber trennen; biefe Touren werben ent=
weber »om 2Infüf)rer, wofür ber Äunbigfre in jeber ©ruppe
gelten fann , ober wie eö befonberö in §™nfreicb, 'Sitte ifr,
»om Sanjmeifler angegeben , ber fte laut »om ©rcfjefler aus
ruft. SDer <5. jetgt am beflen bie ©ewanbtf)ett unb ©rajie
ber SEänjer. 3um (5. gehören bie 3lnglaife (country-dance),
bie ftd> »on bem franj. baburd) unterfdjeibet , baf fte weit
einfad)er ifl unb nur 5 — 6 SEouren fyatj bie (Ecoffaife, £j.ua=
bxiüe ic. (f. b.) (H.)
Contre - teni« (SEanjf .), ein gefprungener Sanjfdjritt.
— @ö gibt »erfdjiebene Slrten beffelben: a) bie @. auf bem
coude de pied; b) bie fallenbe @.; c) unten unb d) oben;
e) t>or; f) jurücf; g) redjtö unb h) linb. (H...t.)
Contröle (franj.; £l)eaterw.) , ©egenreermung burd)
einen befonbern Beamten, ben (Sontroleur geführt, woburd)
ntan fowofyl bie 9tedmung6unrid)tigf etten , al& bie möglichen
Betrügereien ber Beamten ju »ermeiben fudjt. 2>as Sweater
erf>eifd)t umfometyr eine fdjarfe <S. , a\& ft'dj bie täglid) wedjs
felnbe Crtnnafmte nid)t burd) bie Buchhaltung barttyun lä$t
unb ju Unterfdjleifen fo vielfache SInregung »orfyanben ifr,
baf eö nicht in Sermunberung fe§en fann , biefelben befon=
berö am 5Ef>eater f)eimifd) ju ftnben. 2>ie gebräudjlidjfte Ulrt
ber <S. tfr 1) bie (Einführung jweier Socale, wo in bem er=
frern (ber <5affe) bie Siliere gefauft, im jweiten (ber
<5.) biefelben gegen anbere »er taufet werben. 2>iefe
(Einrichtung erljeifa^t »or allem eine begünfrigenbe Cocalität,
fo ba$ ber SEfteaterbefucfyer, ber ftd) »on ber ©äffe in ben
3ufdjauerpla# begeben will, bei ber (£. »orbeigefyen mufj
fte »erfjinbert jwar ben Unterfdjleif »on ©eiten be& CFafft'rer^,
aber feineSwegg »on ©eiten ber Billeteur^ , ba biefe burd)
<Ein»erfränbni# mit tfjeaterbefudjenben Snbtoibuen eben fo
gut mit ben »ertaufdjten, alö mit ben urfprünglid)en (5affen=
billete einen betrügertfd)en «^anbel treiben fönnen; aud» f>at
216 Controle
ft'e bas 9lad)tt)äUie, bafj bei ftarfem 2lnbrange bie 3ufdjauer
ungebübrlicb aufgehalten werben unb einem jweifacben ©e=
bränge, an ber Eaffe unb ber E., ausgefegt ftnb. 23on bem
Umtaufcbe ausgenommen ftnb gewöhnlich, bie JBillets ju ben
Sogen unb gefperrten Sitjen, ba biefe ft'db burcb blofjen Uebers
blid* leidet controliren laffen. 2) £>ie 2lnfrellung eineS
Eontroleurs , weldjer jebem 3ufd>auer , ber bas £aus oer=
läfit, ein Slusgangsbillet (sortie generale) geben mufj,
ohne beffen SBieberabgabe ber Eintritt nicht geftattet wirb.
2Birb es nun bem 23illefeur jur frrengen Pflicht gemalt,
tas empfangene Criginalbillet fogleid? in einen oerfcbloffenen
«Raften ju werfen unb ben ben Scbaupla£ Sierlaffenben nur
Contremarfen (f. b.) ju geben, fo ifl bem Unterfcbleife ber
SBilleteure baburcb gefteuert, infofern nidjt ein Einoerftänbnif
jwifcben biefen, bem Eontroleur unb britten $)erfonen Statt
ftnbet, was bei fo gefährlichen Unternehmungen nid?t leicht
anjunebmen ift. 2tud> biefe Einrichtung crr>etfd>t oon ber
Cocalität, bafj fämmtlicbe 3ufcbauerpläge einen allgemeinen
Eingang fjaben. 23eibe Einriebtungen oereint, bürffen wot)l
bie ooUffommenfre E. gewähren. 3m allgemeinen bürften
als Mittel jur E. unb jur Serbütung oon Unterfcbleifen be-
trachtet werben: a) bie 23?abl eines rechtlichen Äafftrers, ber
nebenbei eine mbglicbft t>ot)e Eaution in bie £änbe ber 23e=
hbrben ju legen i)ati b) bie Slnnabme oon nur gefttteten,
anftänbigen unb an f äfft gen Silleteurs; c) ber häufige 2Becb=
fei berfelben in ben *piä$en , an benen ft'e ju fteben f>aben.
3n 23erlin j. 23. gefdjiebt bies jeben Slbenb unb ^war burcb
2Serlofung; d) bie 2lnfrellung eines Qfuffebers, ^nfpectors,
Cogenmeifters, ber bie Pflicht bat, »on einem ^>la^e jum
anbern ju wanbern unb überall mit aufmerffamem 23lufe
bie Verrichtungen ber Slngefiellten ^u beobachten; e) bie 9ius
merirung aller 23illets unb Verpflichtung bes Äafftrere, bte=
felben ftreng nach ber 0teif)enfolge ju oerfaufen. 23ei einiger
SlufmerPfamfeit oon Seiten bes Snfpecrors ober ber 2>irection
felbft, läpt ft'cb bierbureb ben Unterfcbleifen bes Aafftrers,
bie nur bttreb Einoerftänbnifj mit ben 23ilIeteurS flatt ftnben
i bnnen , oorbeugen. 9lud) wirb baburcb bie unrecbtmäf ige
23enu§ung ausgebliebener 23illets »erbtnbert, inbem man bie
feblenben Hummern bem SSilleteur bezeichnet, in ber 9teibens
folge aber anbere 23illets, bie jwar mit ber gleiten 91 ums
mer, aber mit boppeltem Stempel ober fonft einem leiebt
erfenntlicben 3eicf>en oerfeben ftnb, creiirt; f) bie frrenge ftefr=
baltung baran, ba% bie 3ufd?auer mit einem 23illet nur ben
barauf bejeiebneten tylal} befudjen fönnen unb bei einem ge=
wünfdjten 2Becbfel bes fylaqee oorber bas Sillet an ber Eaffe
oertaufeben muffen. E. machen, nennt man bie 23ergleicfeung
unb 3äb^lung ber in ben oerfebjoffenen Aaffen ber 23illeteur5
( oii tu* Convenienz 217
enthaltenen oerfauften Siliere mit ber »om Äafft'rer abgelegt
ten Seredjnung. ©ewöhnlid; gefcbieht eü am borgen nach
ber Sorftellung oon ber 2>irection felbft, ober einem Seam=
ten in Seifein bee Jiaffirers. Dtefer hat im Äaffenrap =
porte bie 3ahl ber oerffaufren Sillete auf jebem einjelnen
9Ma§e genau anzugeben unb mufj für bie Uebereinftimmung
biefer 3ahl mit ben wirflid) oorftanbenen SBiUetö eingehen,
b. h. biejenigen Siliere, bie mehr gefunben werben follten,
Bejahen unb über ihr Sorhanbenfein ©rflarung geben? für
fehlenbe — uerlorene ober nidjt angewenbete — Sillete fann
er natürlich nicfct haften. Sgl. Sillet, Silleteur, Stllett>er=
fauf, (sFontremarque unb Jtaffe. (R. B.)
Cön tus (Stequtf.) , ber röm. ©piep , bie $ife ber SRei=
terei; anfange bloe ale 2Burffpief, fpäter au* ale Sanje
gebraust. £>ie bamit ^Bewaffneten hießen Contarü. (B. )
C'oiivenieiiK. UebereinEommen , ©djicflicbfeit , Se=
quemlid>feit. Sei ber Sühne Slllee, wae in Sejiehung auf
bat ^ublifum in ber 2)arfrellung ©ebraud? ober ©ewohnheit
geworben tfr, unb biejenigen Serhaltniffe im focialen l'eben
ber ©djaufp. , weldje jwar jeber eigentlidj rechtlichen ©runb:
läge entbehren, burch ben ©ebraud) unb ba* £erfommen aber
eine allgemein anerkannte ©eltung erhalten haben. 3u ber
<$. ber ©arfrellung gehört bie Serneigung ber ©cfeaufp. am
@d>luffe eine* ©tücfeej bie 9tegel, bafi auf ber Sühne 5Jie=
manb oor bem anbern vorbeigehe, bem ^ubltfum nie ben
JRüden jufehre, bae Oeffnen betber glügelthüren , wae im
gewöhnlichen ifeben nie gefcbieht :c. :c. 3war r>at bie neuefrc
Seit ftdj oon oielen biefer laftigen unb nur burcb ba$ £er=
kommen geheiligten @.en loejumadjen gefudjt. £>er 9?otar
erfdjeint nidjt mehr ein für allemal im fdjwarjen SEalar unb
Slllongenperücfe , bie £ifd)e unb ©tühle werben hin unb wie*
ber fdwn natürlich gefreut, man untergeht ft'd) fdjon im
©precfyen auf ber Sühne hin unb her jugehen, ja ben JRücfen
gegen ba$ ^Jublifum ju wenben; aber ee wirb nod) lange
fcauern, el)e ba$ Seifptel ber großen Sühnen, unb auf ihnen
ber (ärinflufj einiger benfenben Jtünftler, ee bafjin bringen,
bie Sühne jum treuen ©piegel bee Sebene ju madjen. Ste=
lee fajeitert an bem unbeugfamen: „l^e ift aber immer fo
gewefen." — iflirgenb herrfdjen biefe (S.en unumfdjrdnfter,
ale auf bem Theatre fransais unb nad) ihm auf allen Süh=>
nen, bie ©tücfe beffelben, namentltd) bes alten JRepertoirs,
geben. J^ier fleht bie @. im genaufren SerhältnifJ mit ber
Srabitton (f. b.). 3u ben focialen 6.en im Sühnenleben ge=
hören bie abfoluten Qlnforberungen ber fogenannten ftäd>ev,
alle« fptelen ju wollen, waö ft'd> allenfalls in ben Sereid)
etnee %ad>et jwängen läft, bie Segriffe über ben Sefü>
einer 9tolle, über aitemiren, ad interim fptelen unb ba$
14**
218 Convcntionalstrafe Conversation
innungeartige Slbfonbern ber altem €><fcaufp. üon ben jün=
gem. 2>af? @.en eben fo fdjäblid) auf bie eigentliche SBirfs
famfeit beä ©cbaufp.6 wirten fönnen , al& ft'e wobltfyätig
bag feciale 3ufammenleben in ein beftimmteä ÜBewuftfein ber
3ufammenger;örigfeit gefralten, liegt fcfyon au$ ben erwähnten
SBeifpielen flar ju Sage. £>f>ne bie <S. ber legten 5irt
würbe bie fünftlerifc&e ©emeinfd)aft alle äußere Jpaltung
entbehren. Sgl. Qlnfranb, Süljnenfducflidjfeit, @ollegen=
fctjaft ic. (L. S.)
Convcntionalstrafe. Kine laut Uebereinfunft ju
leiftenbe S3erbinblid)feit , bie banu erfr eintritt, wenn eine
früher übernommene 23erpfiid)tung , entweber nicfyt, ober un=
genügenb erfüllt wirb. •Die £. ifr ein wefentlidjer Spunft
ber Öfontracte jwifdjen ©irection unb ©cfjaufp., fie roirb nad)
2?erf)ältniß bee> ©efyalteö befHmmt, unb ifr gewörmlid) nad)
5Berf)feIredbt ofyne alle weitere Appellation jafylbar , tyebt \t-
bod} bie weitere JRedjteijufränbtgfeit ber Kontrahenten, j. 33.
bie .Klage auf Erfüllung bees (SontractS nid)t auf. ©egen
ba& leiber immer mefyr etnreifjenbe „25urd)gef)en" ber ©djaufp.
ifr bie <S. ein wirffamee SDiittel, unb roürbe unjweifelfjaft
baffelbe ganj aufgeben, wenn nicfyt in mehreren Staaten ber
©d»aufp. alö nidjt wedjfelf ä big betrachtet würbe , wo=
burd) bie Q. jur gewöhnlichen ©d)ulbforberung wirb , ber
taufenb 2lu6flüd)te unb Serjögerungen entgegen geftellt wer=
ben fönnen. (R. B.)
Conversation, Unterhaltung, Unterrebung, Um=
gang, äkrfefjr. 25te Unterhaltung jmifdjen ^Jerfonen, bie
Heb gegenfeitig auffudjen , um ba& Vergnügen ber ©efell=
fcbaft ju genießen, bejeidmet bas gebilbetere l'eben mit bem
tarnen S. Wian erwartet barjer, ba$ fte fliefenb unb na=
türltdi , gefällig , ofme frrengwiffenfdjaftlicbe liefe unb leiben=
fcöaftelos fei. 2>as Sufrfpiel bebingt junad)fr bei feinen
2>arfrellern einen guten (Sonoerfationeton (f. b.), ba et
eine Jpauptaufgabe beffelben ifr , ba$ gefellfcbaftlicbe i'eben
unb beffen (Sonflicre ju fdnlbern; auegenommen ifr natürlich
rjterron ba$ f)ifrorifcr>e unb baö feinere Sufrfpiel, weliie beibe
eine Rohere poetifcbe gärbung unb ibealere Haltung forbern,
wie j. 23. 35onna 2)iana, bie .Königin rwn 16 fahren u.
a. m. 3ft es fdion fd)wierig, bie 6. im Dialog, alfo jwi?
fcben ifWci Unterrebenben leidet, anmutig unb of)ne©tocfen
ju gefralten, fo wirb biefe Aufgabe bei (£nfemblefcenen, ©e=
fellfdjaftefcenen u. f. w. nod> bebeutenb fcbwieriger, weil
unter ben SJielen auf ber 23ür>ne 33efcbäftigten nothwenbia.er=
weife ein oerfdjiebener Grab fünftlerifcber 23efänigung f)err=
faVn muß. 9Baö jwei gut gemacht f)aben, cerbirbt ein Ion,
ein 5lccent, ein 2Bort be& britten. Xa& er(fe Jpülfemittel
ju Erlangung eines guten (J.toneö auf ber 23üfjne, tft b*&
Conversations-Oper Conversationston 219
©tubium beß £eben6, ber ©efellfdjaft unb ber Umgang mit
gearteten grauen. <£ß tft hier nidjt bii ©efeüfdjaft im
52Btrtr>6t)aufe gemeint, obgleicb auch biefe Jiubiert werben
muß, nur nicfjt jum 3wecfe ber £. ©in tüchtiges 9ttemo=
riren, 9lufmerffamfeit biß 3tegiffeur$ wäbrenb ber groben
unb befonberö baß gute Einfallen in bii abgebrochene Sftcbe
biß Sftitunterrebnerg (f. Einfallen), bienen ferner, um bie S.
leicbt unb fliefenb ju madjen. dß t>erflef>t ftdj übrigeng oon
felbft , baff bie <i. nia)t auf Soften ber Situation ober ber
(Sbarafterifhf leidjt unb gefallig fein barf. 3m ©egentheil
foll fte, als baß wefentlicbfre SWittel, ben ©barafter ber bans
belnben ^erfonen jur 2lnfcbauung $u bringen, je nadj box
23ebingungen biefer, rafcb, ftocfenb, übereilt, jögernb u. f. w.
fein } boeb, gibt iß tro§ biefer febeinbar wiberfpredjenben 9luf=
gäbe ein fünftlerifcbeei 33anb , einen %itni$ , ber alle einjel=
nen Elemente einer Situation ju bem gefalligen ©anjen
einer <L oereinigt. 3n biefer #inftdjt i>at baß 3ufammen=
fpiel unb baß SJtuanciren einen wefentlidjen ©influjj auf baß
©elingen ber (S. , für bie ftcb aber feine anbere Siegel, als
baß ©tubium biß iebenß felbfr geben läfjt. (L. S.)
Conversatiöns-Oper (SKuftfJ, bie moberne fonti*
fdje Oper, wie fte in ber jüngjlen ©dbule ftrantuifyß ftcb
entwickelt fyat. Sluber befonbera i(l ihr SJater unb (Erhalter j
er ift iß, ber gejeigt fyat, bafj bie SDtuftf aueb eine6 ß.toneS
fällig ifl. 2>ie £anblung ber (t. = £). bewegt ftcb in ber ©pfjdre
ber gebilbeten ©efellfdjaft , ifl einfadj unb Reiter, wie bit
SDiuftf. 3n granfreieb fyat biefeö ©enre auferorbentltdjeg,
in 2>eutfcblanb bißfyix nodj wenig ©lücf gemalt, weil unfere
©änger jur 25arflellung eines fiufifpiete gar ju wenig ge=
eignet ftnb, weil bii (Sonöerfation unb it>x £on ifynen gar
ju fremb ift. (7.)
Conversatiönsstücke, ©tücfe ruhiger Haltung,
in benen feine (Sonfftcte boaSgefreigerter £eibenfcbaften, fon«
bem ruhige GEbarafterentwicMung , natürliche, leidjt t>er=
fcbürjte Situationen, gewählte ©pracbe unb eine gewiffe
©tettgfeit in bem Jperbeifübren ber Peripetie (f. b.) gefun=
ben wirb, ©o gefjbrt redbt eigentlich bii grofie SDlehrjabl
aller Cufifpiele ber neueren 3eit ju biefer ©attung. :£>ie
SBühnenfpracbe bejeic^net mit biefer Benennung gern 2llleä,
maß im ©egenfa^e jur höheren poetifdjen SSebeutung bram.
Äunfrwerfe ftdt> in ber ©pbäre biß gewöhnlicben CebenS be=
wegt. \ (L. S.)
Conversationston. 2>er Xcn , in welchem bii ge;
bilbete ©efeüfcbaft fpreeben follte, aber leiber niebt fpriebt,
ber in unfern befren beutfepen 2>ramen alß tyxototyp ge =
feb rieben niebergelegt ifl, auf ber 23üt)ne bureb ben SJlunb
unferer ©ctjaufp. wieber an unfer £>f)r unb felbfl ba, an=
220 Conversationszimmer
fdjlagt, wo bie £ertesworte feineewegS im Grinflang mit ber
2lrt bes ju erwartenben münblidjen Vortrags flehen , otel=
mefyr biefer über ben SEert bie «öerrfcftaft ausüben muf . 2>ie=
fen £on in unfern in ungebunbener 9tebe gefdjriebenen 25ra*
men wieberzugeben , ifr fdjwieriger, als ber Vortrag bcr
»f)ßtmifa)en Siebeformen, weil fner bas fdjon ©egebene nur
wieberzugeben, bort aber, wenn nidjt neu ju fd)affen, bod)
ju oerbeffern, ju ibealiftren tjl. Unb felbfl ba, wo bie ooll=
enbete $)rofa eines (S.flüdfes r»crr)errfa)t, wirb es bem ©cfjaufp.,
bem nid)t oon iJiafur aus ber ©enius ebler JHebefunfl innes
wofynt, immer weniger gelingen, ben .Kenner f)ter fo ju be=
friebigen, wie in rf)»tf>mifd»er Btebe. — <2rs tjl bafjer nidjts
abgefdjmad? fer , als bie 2leuferung SDtancfcer im ^ublifum :
„bie unb bie 33üf)ne möge ja bei G.fhicfen bleiben, bas bi-
tyere 2>rama (bas metrifdje wirb gewötynlidj barunter t?erjlan=
fcen), fei ifyr ju fdjwer"; ober mand>er Äunflbilettanten, bie
ba meinen, auf i^ren ^)rir>attf;eatern aus bem ndmlidjem ©runbe
ein fg. (S.sflücf leidster barflellen ju fönnen'. liefen 3rren=
ben ifl ber @. nichts anbers, als ein leidstes, bebeutungS=
lofes J&erplappern ber 2Borte, fd)neü*e 9iebe, of;ne babei ju
flottem, bei gewanbtem «£in= unb Jperbrefyen bes .Körpers,
liefen ftnb feine Siegeln beizubringen , ben aalten wahren
@. zu treffen , wie i(>n bas feine £f)r bes .Renners »erlangt,
eben fo wenig , wie bem gemeinen ©inne Slbel ber ©efinnung
einzuprägen ifl. 23üf)nen, bie bes ädjten @.s nad) feiner
höcfcflen Slufgabe fta> befleißigten, waren unb ftnb : bie oöam=
burger unter ©djröber's £>trection unb zum ifyeil aud) nod>
fpäter , felbfl in neuerer Seit ; bie ßetpjiger , gegen bas <2rnbe
bes r»or. unb 2lnfang biefes 3ar>rr>. ; bae SBiener Jpofc
tl>eater, in neuefler 3ett. .Kunfller: <£<fb,of, ©djröber,
23rodhnann, Jtod) , ©dnvarz, ^tjrifl, Sfflanb, Dpü>, %. 8.
©a>mibt, £h,ürnagel, 23efd>ort, ©eobelmann, bie ©tarf, SCBttt=
rjöft, 23etf;mann, 9tenner, Sinbner u. m. a. 2>idjter: ie\-
fing, ©cettye, ©gröber, 3fFIanb (in Dielen ©tücfen), Säuern*
felb (in mannen), 33abo (im j>ul$), (SIsr;olj (in ber J^of=
bame) u. f. w. (Z. F.)
Com cr^atio ii sziin in er, franj.: foyer des acteors;
engl, green - room , baejenige Zimmer , in weld)em ft'a^ bie
©d^aufp. wäl)renb ber üßorftellung oerfammeln, wenn fte
ni*t auf ber 95üf)ne befdjäftigt ftnb. <2rs liegt am beflen
gleid) weit t>on ben ©arberoben unb ber SBüfjne, wo mögltd»
nid?t auf einer &eite, fonbern t)inter berfelben, ba es mit
ber Zeit unwillfüfjrlia) &itte wirb, größtenff)eils con ber
Seite bes dS.S aufzutreten ober bafjin abzugeben. Unbebingt
nötfjig i|l einem fold)en 3immer ein ©piegel, wo möglid>
irumeaur unb befT^n gute 33eleudjtung , eine .Klingel, bie
bas 3eid)en z«"t anfangen ber 5lcte gibt, eine f leine ^>anb=
Conversationszimmer 221
apotfjefe für bie 23ebürfniffe beä Qtugenbltcfö unb 28affer*
caraffe mit ©lafern, eine Uftr, naa> »welcher pünftlico ^Jro=
ben unb ÜBorfrellungen beginnen, ©optya'e, ein SSureau mit
©djreibjeug, eine f leine #anbbibliotf)e? , in welker (£ncöclo=
päbien, 25ictionnaire, grembwörterbüdjer, @on»erfation$lerica
unb fprad>lid&e .^ülfsbücfyer aufgehellt unb leid>t jugänglid>
ft'nb ; — alä 3ierbe bie SSilbnifpe berühmter ©djaufp. ober fonfk
tljeatralifcb, 3ntereffantees ftnb jwar ntcfyt unumgänglich nott>=
wenbig, aber wünfdjenöwertl) unb ft'nben ft'cb einzeln aua>
j^ier unb bort, ©treng follte jebe $Büt)ne barauf galten,
baf nur bie am Slbenb befdjäftigfen SDiitglieber ba$ $. be=
fudjen. 3(t bteö aud> anbern erlaubt, ober erfrrecft ft'cb, ber
SBefucb gar auf 23e?annte, Altern, (£f>emänner, Äunftricfeter
u. f. w., fo wirb bae @. balb ju einer JReffource für £age$s
neuigfeiten, ^olitijtren unb frcrenbeö ©efcbwä#. Jteine 4luS=
nabme irgenb einer 2trt werbe gemattet, will man nicbt bte
eigentliche SSeflimmung eines folgen @. unmöglich machen.
SRufte, ©ammlung unb Vorbereitung foll baß 6. bem ©cbaufp.
bieten, e& foll if)n abjieben oon jeber ^Berührung ber 2lufjen=
weit , nicbt jerftreuen , erregen , aufreihen, <2rin gutes SJJittel
jum 2lbf)alten jebe* unnötigen SBefucbeö ifr eine jret£ ge=
fcbloffene £ftür unb bat 9lnf)eften eineö Verbotes außerhalb
berfelben. Unfcbicflicb erfcbeint es, JKequtft'ten im (S. ju oer=
tbeilen, groben anjufagen, Stollen ausjugeben, überhaupt
trgenbwie baö tägliche treiben be& SJübnengefcbäftes in bem*
felben abjubanbejn } im ©egentbeil fucbe man jebes ©efcbaft,
jebe Unannebmlidtfeit oon bem S. fern ju galten , um ben
Sßorjrellungen ^rifc^e , Stufte unb 3ufammengeftörigfeit ju
geben. 2>en jungen ©cbaufp. muji ber £on bee <£.e »er*
ebelnb , erl)ebenb ann>et)en , ber ältere ft'cb bort ber ganjen
SJebeutung unb Söürbe ber ©cbaufpielfunfr bemüht werben,
bann ifr bas <£. ba&, maß ee fein foll. 3n §ranfretcb tfl
bas foyer des arristes ein @ammelpla£ ber öerfdjtebenfren
Sntereffen unb ^erfonen. £fteaterbtcbter, Sournalifren, 35ans
quiers befucben bas foyer ju tftrer 3erffreuung unb t>on ben
SDtitgliebern beS £fteaters ft'nb es oorjugsweife bie grauen*
jimmer, bie gern bort erfcbeinen. 3m Thcätre fran^ais ftäns
gen bie lebensgroßen 93ilbniffe feiner berüt>mtefren ©djaufp.
an ben SBanben unb bat foyer ber grofen Oper gleist mefjr
einem glänjenben ©efellfcfeaftöfaale , alö bem 2Serfammlung$=
ort ber Äünjtler. 3n <£nglanb ft'nb bte <§. aller fier)enben
Sühnen grün tapejirt, bal)er ber JJJame green-room. 2)iefe
<B\tu fcb,reibt ft'c^ auö ben 3eiten @f)affpeare'6 l)er, wo bie
©a^aufp. ft'dj in einer Saube am 2Cf)earer ju oerfammeln
pflegten, ba bie SBorfrellungen befanntlt4> 9iac^mtttagö 3 Uf>r
fa>on begannen. 5lufer am 2lbenbe wirb ba$ 6. auc^ bei
Sage ju Sefeproben , Sonferenjen u. f. w. gebraust , unb eö
222 Cooke Copiren
fcbeint »ortbetlbaft bura) 2llle<>, waö in bemfelben oorgenom^
wirb , bie JJBürbe unb Sebeutfamfeit feiner sBeflimmung ju
bejeidmen. ^L. S.)
Cooke, (fpr.: Auf; Slleranber), engl. ©ajaufp., ber
um 1.588 befonbere glänjte. 2>a ju jen^r 3eit feiten grauen
bie JBüfone betraten, fo war er ee, ber abwedjfelnb mit JUmaflon
alle £elbinnen unb erfte Liebhaberinnen in ben ©baf fpeare'fdKn
©tücfen fpielte. @. war fe^r fajön, faft unmännlich fcbön,
unb 3ulia, ^orjia unb 25e6bemona waren feine gelungenen
0iollen._ Er frarb $u üonbon um 1620. (L. S.)
Copia ($Rt)tt).), ital. 9)erfontftcation , bie ©btfin ber
gülle aller ©üter. £>efbalb eine Softer ber gortuna, aue=
gerüftet mit bem bei ben ©rieben ber Slmaltbea ober bem
aidjelouS jugefa^riebenen güllborne. (F. Tr.)
Copiola (©alena). ^tne röm. ©djaufpielerin, beren
^piinius ber Weitere erwähnt, weil ft'e ftcb twrjüglid) in ben
Interiudis ober 3wifd)enfpielen aueijeidmete , unb merfwürbi;
ger 2Ueife, 90 3af>r alt, noa> bie 23übne betrat. (L. S.)
Copiren (i^eaterm.), ab]<t)Teiben, naijbilben, naa>af)=
men. lieber bie erflere SBebeutung f. 2lu$fa)reiben. £)aä <L
in ber 2DarfrelIung fann boppelter 2lrt fein. Entweber copirt
man bie 25arftellungeweife eines anberen ©djaufp.ö ober eine
befannte $)erfon, beren (Fofhim, Eigenheiten unb ganje du=
fere Erfdjeinung einer erhaltenen Aufgabe ju entfpredjen
fdjeinen. 23eibe Slrten ft'nb gleia> ungefaßt, gleicb »er=
werflidb. ©djwer tft e& freilieb,, befonberä . für ben jüngeren
©djaufp., fia) ganj frei oom @. ju erhalten, wenn er einen
guten ©cbaufp. in Collen gefeben b,at, bie er fpäter felbfl
fpielt. Unwillfübrlidj wirb f)ier bie 2lnerfennung ber £reff=
liebfeit einer Ceifrung jur itfaebabmung, oft fogar gegen baö
eigene befrimmte 23ewuftfein. Slber niajt genug fann man
ben Jlunfrjünger oor biefer «Klippe warnen, an welcber fdwn
manebeö oieloerfprerbenbe Talent gefebeitert ifr. 2)as 6. einer
befltmmten 2)ar(iellung6weife fann nie fünfllerifcb, fonbern
felbfl im gelungenen galle nur ein Äunftflücf fein; alfo
oberflacblid) or)ne tiefere, geifrige Söebeutung um fo mefjr al6
gewöbnlicb nur bie gebier unb fcbrojfen Eigenbeiren bebeu=
tenber Äünfrler oorjugeweife nad>geabmt werben. 2luf einer
anberen 33übne fann baö copirte ©ptel nad? großen aner=
fannten 9flufrern wot)l für ben 9lugenblicf ©lücf macben,
auf bie 3)auer ermübet es aber, weil ber Mangel eigener
fa^affenber Äraft füblbar wirb. 25ie unbebeutenbfle Ceifrung
in ber ft'd) eine gewiffe, wenn aua> fehlerhafte Eigentümlich
feit funb gibt, frer)t unbebingt böber al& bie unrabelbafrefte
(Sopie. SBefonbere baben fieb @a>üler oor bem <$. ii)tex £eb=
rer, Äinber t»or bem it>rer Eltern ju büren, weil fyiex bie
ßopie alö fclaojfd)e Jiaa^a^mung niajt einmal wie baö felbfb
Coquctteric 223
flanbig gewallte SBeifpiel erfcbeint, was allenfalls noeb bei
SWangel eigener Äraft entftbulbigt werben fann. SDaö @<bil=
ler'fcbe: 2Bie er ft'd> räuspert u. f. w. ifl ba« bejeicbnenbfle
SHotto beö S.S. 2)te anbete 2lrt beS £.S erfcbeint ber rubi=
gen 23eurtbeilung gegenüber no<b oerwerflicber. @S ifl be=
fonberS bei Heineren JBüfjnen, oft eine 9)tante ber ©djaufp.
oei jeber JRolle, bic oorjugSweife fdjarfe e^arafterifri! ooer
fomifebe SBirfung bebingt, ftcb naa) einem Original in bem
ndcbflen Äreife, ber fte umgibt, umjufeben, unb bann oft mit
überrafebenbem Talent, (Soflüm, Haltung, ©ang, ©pracbe,
Meine ©ewobnbeiten beffelben auf ber 23übne nacbjuabmen..
©elten oerfet>lt ein folebee JpülfSmittel ben beabftebtigten 3weo?,
Effect ju machen, aber je größer biefer ifl, je tabelnswertber
erfcbeint ber SDarfleller. 2>te 23übne foll fein £ummelpla$
fleinlidjer fieibenfdjaften , fein oranger für ©djwäcben unb
gebier beS 3nbir>ibuumS, fonbern ein Spiegel für ba6 menfa>
liebe ©efcblecbt im allgemeinen fein. <Btet& ifl es bie Qlufgabe
bees 2)arfleller5 bic ©attung, nie aber bie ©pecieS (baS 3n=
bmibuum) jur Slnfdjauung ju bringen, unb ganj abgereebnet
eon ber Slufregung, bie folebe gelungene Kopien meifl fyewovs
bringen, t>on ber S3eleibigung eines fonfl otelleicbt a<btungS=
wertben SJtanneS, ifl ein fold>eö 2Serfabren ber jtunfl gegen=
über nie ju entfdjulbigen. SDaf f>ier niebt Don ber dlad)bil~
bung großer biflorifcber (Jfjaraftere bie Siebe ifl, bebarf wobl
Faum ber <Jrwät)nung$ fyiet erbebt ftdt» bie Streue ber (Sopte
ju »ollfldnbiger fünfllerifcber 23ebeutung, roäbrenb fte bei ber
Stacba^mung lebenber SDtenfcben ju einem £afebenfpielerflücf=
eben b^abftnft. 25er momentan erreiebte 33eifall einer lacb=
Iufligen unb oielleicbt febabenfrof)en Stenge ifl ein trauriger
<£rfa§ für bie ©eringfebä^ung , bie über lang ober furj ba$
fiebere Soos beffen fein muf , ber ftcb fo wenig eigener Jtraft
bewußt ifl, um ju foleben Mitteln ferne 3uflua)t ju neb=
men. SSerjeiblicb , ja angenehm wirfenb, erfebeint bie 6opie,
roenn fte ftcb als barmlofer rafcb »orübereilenber ©cberj ges
flaltet unb anfprucbelos nur ben J^umor niebt biej ©atnre
walten läft. (L. S.)
Coquetterle (franj.), bie ©uebt ber grauen ju ges
fallen unb bie Scanner ju fefieln, aueb bie SMittel, welcbe
baju angewenbet werben. 3fl bie (5. für baß befiexe ©efüt)l
fletS t>erle§enb , fo ifl bodt) eine 9lrt berfelben auf ber 23übne
ni<bt allein geflattet, fonbern fogar erforberlicb , ja bie <5os
quetten bilben fafl ein eigenes $ad) , beffen bebeutenbfle
^)artf)ien j. SB. ^apricciofa, ©iiranbolina u. f. w. ftnb. 3Bte
aber aueb bie S. erforbert werben mag, fo muf fte boeb flets
in formen erfebeinen, bie niebt unangenebm berübren unb bie
Serecbnung barf niebt §ur @cbau getragen werben, auf ber fte
berubt. 23et ben SDMnnern ifl bie <S. fletö t?erwerflicb. (B.)
224 Coralli Corneille
Corälli. (Siner ber berübmtefren £dnjer 3faliens.
1S26 trat er als 23aUetmeifrer am £()eater Porte St. Martin
auf unt> tarn in berfelben (Eigenfdjaft 1 S:H jur grofjen Sper;
wo er bas 23aUet: le Diable boitenx fe£te. (£r lebt nod?
gegenwärtig in biefer Stellung. (H...t.)
Cordön (©arber). (£ine golbene ober ft'lberne ©djnur
mit 2 Cluafren an fren Uniformf)uten. Sie ©djnur mirb um
ben Jlopf fres -öutes gefd)lun.jen unb Mc Ö.uaften liegen fo
in fren beiben ©pi§en, baji ft'e etmas oorfreben. 3e nadjbem
bie (Epaulette unb bas Portepee oon ©olb ober «gilber ft'nb,
ft'nb es aud) bie <S.s (B.)
Cork (i^eaterftat.). .£auptfrabt ber ©raffdjaft 9Kun=
fter in 3rlanb mit 90,<MM) (Jimv. unb bebeutenben jabrtfen,
namentlia? Ungeheuern ^Bierbrauereien. <£. tyat jmar "2 £bea=
ter , bie äufjerlidj fdjön unb prunf f)aft ftnb , beren Seifrungen
ftdj jebod) nid)t über bie SDcittelmapigfeit engl. «Prooinjials
büfjnen erbeben. ÜBergl. (Snglifdjes Sweater.
Cornega (Vlina), geb. 1795, ib)rer 3eit eine berühmte
Stlttfhn, oon einer £iefe ber ©timmlage, ba% ft'e fogar Senors
Partien ju fingen im ©tanbe mar. ©alieri mar if>r Sebrer
unb 3ralien ber ©d)aupla£ ifyrer erfren unb größten Uriumpbe.
(Sine Sieibe oon 3abren mürbe ft'e in Neapel gefeiert unb oon
feiner jeitgenofftfdjen SUtifhn oerbunfelt. ©ie ging 1838 nad?
$onbon unb oerberrlidjte bier jroei ©eafons in ber ital. £per.
3luf ibrer SReife nad) 3ralien fang ft'e auf mebreren beutfdjen
übeatern mit großem 33eifall. (Spater erfdnen fie in Surin,
SSJcailanb, Senebig u. f. m.j t>at ft'dj aber oor 2 3abren 5?on'
SCbeater ins ^Prioatleben jurücfgejogen. 3>ie <S. ifr oon ©es
ftalt flein uno bat ein faft männlidjes 9lusfeben; biefe Uns
ebenbeiten aber lte# ibre fjerrüdje ©timme unb bie ficilianifdje
©tut ibres Vortrage oergeffen. (C. H.)
Corneille. 1) (<pierre), oon benftranjofen ber 2Bies
berberfteller bes SEbeaters genannt, geb. in SRouen 1606,
mar ber ©obn eines ©eneralaboocaten. Der 3ufall bxadbte
tbn 1629 auf bie 3bee, ein Meines ©rüd* ju fefereiben, meldjeß
feine 2lbentbeuer in einem fiiebesoerbältnifi mit ber ©eliebten
eines 5r^unbes fdulbern follte unb meines unter bem >JJa=
men SOielife auf ber 23übne ©lud" madjte. 2)iefer unermars
tete (Erfolg eröffnete eine glücflicbe 2lusft'd)t für ibn unb bii
1636 fdjrieb er nun rafd) bintereinanber bie i'ufrfpiele: Cii-
tardre, la veuve , la galerie da palais, la suivante, la place
royale u. l'iiiusion. 2>er 23eifaU ^en biefe ©rüde fanben,
mad^te ben (Jarbinal JRidjelieu aufmerffam auf bas bebeutenbc
Talent 6.5 unb ba biefer mad)tige Staatsmann J)id)ter um
ftd) oerfammelte, meldte nad) fetner Eingabe ©türfe jufam=
menfeßen mußten, fo fudjte er 6. für feine 3mecfe ju ges
minnen. tiefer abex jog fidj jurüd, als er burdj felbfrfrans
Corneille 2215
bigeö 2lenbern eines erhaltenen tylaneö ftd? bas SWifüfallen
JRtcbelieu'e jujog unb febrte nad) Sftouen jurüd. <£ier roanbte
er ftd) auf ben 0latt> feinet 5r*un^ (Scalen ber SEracjöbic
ju, frubirte junäcbfr fpan. SSWufrer unb fdjrieb ben 6tb (1636)
bureb welcben er fofort bte «Stufe erfheg, bie er nod? je§t
unter ben franj. 35ramattfern einnimmt: 3Die £oratier (1639),
le mentenr (1642; , u. Jperacltu^ (1647) folgten unb befestig*
ten feinen JRubm , obgleich er in biefen 3 lefjteren SBerfen
nid)t ganj felbflftänbig auftrat, fonbern nadj fpanifdjen S)tu=
fiern arbeitete. 3nt (Sinna (1639), la mort de Pompee (1641)
erfebjen er inbeffen auf feinem ©lanjpunfte, ben er in feu
nem feiner fpäteren SGBerfe mefjr erreichte. 3m ©anjen fyat
er 33 bram. 2>icbfungen fjinterlaffen , »on benen inbeffen nur
5 ftd) bte jum £obe Palmas auf ber 23übne erbalten baten.
1633 mifftelen furj nad) einanber etnige ©tücte, unter an=
bern ^ertbartte ganjlid), fo ba$ @. irre an feinem JBerufe
für bie 93übne würbe unb etnige 3eit jurücfgejogen in 5Rouen
lebte. 3war begann er 1639 aufe ÜHeue für biefelbe ju ar^
beiten, aber ebne jene auf erorbentlicf/e SBirfung feiner ©lanj=
jeit erretten ju lönnen. 1647 nabm ibn bte Stcabemie in ttjre
ißlitte auf unb 16S4 fiarb er ju SRouen, wo ibm eben (1839)
jeet eine 93ilbfaule erridjtet worben ifr. 3n allen feinen 2Ber=
fett berrfdjt ein feierlicher gemeffener (Jrnfr, unb eine prächtige
bin unb n>ieber etwas ju pompbafte 2)tction; ernfte Sftübrung
beroorjubringen , ifr ber anfd)aulicbe 3me<£ berfelben. 3luf
ber beutfeben ÜBübne ift nur einö feiner fd>wdd)jren ©tücfe:
,,jnb^^"gune" beimifdj geworben. 3m gewbbnltdjen Seben
lief ntebte ben grofen Dichter abnen, er war langweilig, pe=
bantifd?, eimubenb; al6 äSorlefer ober ©efellfdjafrer flot) man
ibn eben fo wie man feine 2Ber£e fucrjte, unb »ergebend wanb=
ten feine greunbe alles SSHbgltdje an, um ibn nur mit ber
SReinlicbt'eit attöjuföbnen. 2)od> genof er allgemeine Sichtung
unb als er 16.39 nad) mebrjabrtger %btve\enf)eit wieber in
^arie erfduen unb ba$ Sdjaufpiel befugte, bielten bie <Sd?aufp.
mitten tn ber begonnenen @cene ein, ba$ tyubütixm erbob
ftd unt bezeugte bem überrafd)ten unb gerübrten Sinter
ftebenb feine ^djtung unb Siebe, ©eine 2Berfe erfebienen ju=
erft ^arte 1664 — 78, Olmfterbam 1701, in 10 23ben. ebenbaf.
1740 in 11 25ben. u. 1763 in 12 23ben. g>ariö 1742—48 in
12 33ben. u. 173S in 19 23ben. 2) (Xfyomaö), jüngerer
33ruber bee 2?or. , geb. 1623 $u 3Rouen. Grr t)at met)v für
bie 35übne gefeferieben als fein iBruber, t)at aueb größere aber
nidjt fo bonnernbe $£riumpb,e gefeiert als jener, war aber fretö
fo befebetben, feinen SSruber felbft ben grofen 6. ju nennen,
©rofe 23übnenfenntnip, ^b^ntafte unb l'et<f)tigfeit in ber 2tr=
beit mad)ten feine 42 ©tücfe gern gefeben, einige bitten fo*
gar auferorbentltcfye Erfolge. Sin Serfud) Opern ju bieten
St)catct.-£ctifon. II. 13
226 Cornelius
unb baburd? mit 0uinault ju rtttalift'ren , miffang tnbefien
gänjlidj. SDae einzige feiner &rauerfpiele : £imocrat, welches
er 1656 ütrieb, ma#te fo t»iel ©lüct unb würbe auf 23erlan=
gen beö '»yiiblifumS fo oft bintereinanber gegeben, b<x$ bie
©djaufy. enbücfj oon ber 58übne tynab bie 23itte an baS
OßubMum richteten, aud> mieber einmal ein anbereei ©tücf ge=
ben ju Dürfen, ba fte fonfr alle anbern »ergeffen müften.
Erhalten bat ftcfj son E.s 2Ber6en nichts, obgleich bie 2lriabne
t>iel von anberen benit^t werben ifr. £)ie Einigfeit jwifcben
ben betben 23rübern mar jum ©pricfymort gemorben. 23eibe
beiratbeten gleichzeitig jmei (gcfjwefrern, lebten in einem Jpaufe
miteinanber, fyatten gemeinfcfcaftlicfce SMenfrboten unb waren
fo glücflicb in if>rer Einigkeit, baf fte nad) 2>jäbriger Ebe
nocb nid)t einmal baran gebaut bitten , bie 2luS|reuer unb
Erbfcbaft tf>rer grauen ju tbeilen. E. frarb 1709 ju Qlnbelo
als SMtglieb ber Acadeinie franvaise, fo Wie ber Acadeinie
des inscriptions, bie it)i\ befonberS feiner ©pracfyforfcbungen
wegen aufgenommen fjatte. (L. S.)
Cornelias (Sofepb ©erbarb), geb. 1793 ju 2)üf=
felborf, war ber ®obn be& Äupferjtec^ere unb Scbaufp.e E.
unb betrat im 21. 3abre bie 23übne ju 9lmfrerbam. Er be=
gann mit bem SRolIenfacfee, baS er im Qlugenblicfe nocb fpielt,
bem ber SSater, unb beurfunbete gleicfr, beim 23eginn ein fd)ö=
ne& Talent. 1816 oerbeiratbete er ftd> mit ber £ocf<ter feinet
©irectorS ©ebtrmer, bie baS $a<b ber erften Liebhaberinnen
fpielte, »erlief ein 3abr oarauf ^mfrerbam, ging nad) 5lacben
unb 2lfcbaffenburg unb t>on bier nacb furjer 3eit nacb 5fi?ürä=
bürg. 9tur ein ^abr lang, tro£ ber freunblicben 9lnerfen=
nung, welche er gefunben batte, oerweilte er in Sffiürjbura,,
einem 3tufe nacb äJcainj folgenb. .£ier grünbete er ftcb in
einem 6idbrigen Engagement burd> fyevvoxftetynbeä Talent
unb unermublidjen Jleif feinen SRnf, wie er jugleicb bie Hebe
unb 5ld)tung beS matter ^publifumS erftrebte. 1826 nabm er
ein Engagements* anerbieten Dorn barmfrdbter J^oftbeater an,
obmobl ungern baS tyeitexe SDiainj oerlaffenb, wo er ft'dj
fo beimifefe füblte. £ier benu§te er bie 3eit bei üblichen
Urlaube, unb gab am £ofburgfbeater ju SBien 12 ©afrrol=
len, in benen er um fo mebr 2lnerfennung ftnben mufte, ba
baS bortige gebilbete ^ublifum, bie ed)te 2Babrbeit t»on bem
falfcften ©dummer ju unterfefteiben weif. 3 Sabre war E.
beim barmfrabter ^oftbcater, als fein greunb Jpaate bie 2>i=
rection in SDcainj übernabm, unb tbn ju ftdj rief; E. folgte
bem JRufe unb fanb bei bem ^Jublifum bie ganje frübere
Siebe unb 9lnerfennung wieber ; eine ©ifferenj jwifeben beiben
Jreunben ftörte aber balb baß SerbaltniJ unb »eranlafjte (5.,
3Wainj abermals ju oerlaffen. iJlac^ "20 @a|rrolIen in äWann=
beim würbe ibm ein Engagementsantrag bafelbfr, boc^ f)atte
Cornet 227
er bereite mit 9Jtüf>Iing in Stöln abgefdjloffen. £ier blieb er
inbeffen nur ein 3abr, weil 9temie bei Uebernabme ber 2>i=
recrion be$ mainjer S^eaterö eö für eine $>flic()t gegen ba6
^Jubufum fyielt , @. jurüd^itrufen. (Er blieb nun in Sttainj
bi$ 1839, wo ba$ wieäbabner S£r)eater ftcb oon bem mainjer
trennte unb 0temie bie 2)irection nieberlegte. 2>ann unter=
nabm er Anfang Sept. 1839 eine Äunflreife. (5., fo aa>
tung^mertb, ald SMenfdj, Jute als .ftünftler, gehört al* 25ar=
freller ju benen, bie nacb, ber ftrengfren SBabrbeit ftreben, ben
geiftigen ©toff ibrer 3nbioibualität anjupaffen, unb tr)n fo
ate $QSar)rf)ett in ber .ftunfrwelt einzubürgern wiffen. SDarum
gelingen ibm oor Sitten bie SSater in Sfflanb'fdjen ©cbaufpie=
Jen, bic launigen Sllten im fiuftfpiel, in benen er ft'db breift
ben SBeften an bie «Seite freuen barf. 3lfS JRegiffeur fommt
tf>m fowobl fein gebilbete^, unbeftecblidje^ Urttjeil wie feine
umfaffenbe 23übnenprari6 $u fratten. (J. G. H.)
Cornet (Suliuö), geb. 1797 ju ©t. (üanbibo in £n=
rol, war oon feinem 33ater, faiferl. ftorftmeifter, jum @tu=
bium ber S^eologie befrimmt, wanbte ftd) je&oct) fpater ber
SRecbtSwiffenfdjaft ju. £>en erften SDiuft'funterricbt ate Änabe
oon 7 Sauren erhielt er oon feinem SSruber 3ofepb,, unb würbe
feiner fronen ©timme wegen, fdjon 1806 ati ©ängerfnabe
in Caö ©eminarium be6 ^)rämonftratenfer ©tiftee Seilten, bei
Snöbrucf aufgenommen. 3n ©rat} würbe er oom ^rofeffor
©dmeller uno bem Sapellmeifrer «£t)fel aufgemuntert, ftdt>
bem Spater ju wibmen, wanbte ftcb iebocb, nacb, 2Bien, um
bie $)anbecten ju boren. £ier würbe er zufällig mit bem
Jpofcapellmetfrer ©alieri befannt, ber für feine fernere 3lu6=
bilbung befonberö im ital. ©efange ©orge trug. 3115 <S. ftcb
1817 in 23aben bei SBien auffielt, betrat er wegen Unpdf=
liebfeit be6 bortigen SEenorS, alö Dilettant in ber Stolle beö
„3ob«nn oon *Parul" bie 23übne, welche Stolle er fdwn oor=
ber ju 2Bten auf einem ^rioattbeater gefpielt batte. 2>er
(Erfolg war fo günfrig , ba$ ibm ©raf ^erb. ^)alfft) fogleidt)
ein bebeutenbeö (Engagement für bie ital. unb beutfebe Oper
in SBien anbot, welcbeö er annahm unb im 2)ec. bef. 3.
im „Sancreb" a!6 engagtrteS SDZitglieb juerfr auftrat, unb
ftcb balb grofen 33eifall$ ju erfreuen fyatte. 3ugleid) würbe
er auf eigenee (Erfucben, i)äufi$ im beutfdjen ©cbaufpiel ju
fleinen Stollen »erwenbet, welker 23efcbäftigung er feine fpa=
tere Slulbilbung alö ©pieltenor, ju oerbanfen r><>tte. 311*
bie ital. Oper Sffiien »erlief unb <2>. bei ber beutfeben Oper
ntdjt feinen §äbigfeiten gemäf befebaftigt werben fonnte, ging
er 1819 nad) ©ra§ unb fpater nad) 33raunfcbweig , beffen
Üiationaltbeater ftcb unter ÄlingemannS einft'cbtöooller Ceifung
auf einer t)of)en Äunftftufe befanb. 2)ort blieb er 6 Satyre,
wabrenb weldjer 3eit er ©aflrollen in Hamburg ('2mal), ^an=
15*
228 Cornette Corollarluin
nooer u. f. n>. gab , bis er ffcb, 182ü in Hamburg engagirte.
<£r mieberholte feine ©aftfpiele auf mehreren ber erfren Jüübs
nen, machte eine Steife nach <paris, um bas SBefen ber bor*
tigen Oper unb beren Scenirung ju ftubiren, unb folgte 1832
einem abermaligen Stufe nach 23raunfcbn>etg. Dort übernahm
er bie Stegie ber Oper unb mürbe in ber 2lueübung feiner
neuen Function pielbelobt; feine parifer Stubien tarnen ihm
hier fet?r ju ftatten , unb feine Mise en Sccne ju Oberen,
Stöbert ber Teufel, 3ampa, bie Stumme, i'uboöic, bas eherne
?Pferb, SDtaria u. f. w. fanben 23eifaU unb Nachahmung ;
auch mürben oerfduebene £erfe oon ihm, fang = unb munb=
geregt gemacht. 1837 erhielt er auf fein Qlnfucben einen
ehrenvollen 2lbfcbieb, unb jog ftch nad) SEnrol jurücf , mo er
ftefa eine !leine 23eft'§ung getauft hatte, ©egenmärtig pri»a=
rift'rt er in Jpamburg, unb tritt je iiimeilen als ©aft bafelbft
auf; in jüngfter 3ett bat er ben 23rauer t>on $)refton über=
feijt, unb gibt barin bie Hauptrolle mit großem Erfolge.
SEUenn auch G. wäbrenb einer geraumen grift, hohe erfte %e-
nerpartbien fang, fo mieß er ftch boeb nach unb nach felber
bie bes Spieltenors in gemäßigterer Stimmlage an, unb er*
marb ftch oon jeher bas Skrbienft eines bram. «Sängers, in=
bem Spiel unb ©efang ftets «£anb in «£anb bei ihm gingen,
wie es fein @ortej, Othello unb Nabort betbattgten. 2lls
ein treffliches Ciharafterbtlb muß man unbebingt feinen 9Dia6=
aniello bezeichnen. SDcit großer Freiheit bewegt ftch fein »Spiel
auch in fomifchen Stollen, als beren oorjüglicbfte , mir ben
9)taurer unb ftxiq S3raun in ber „SBraut" anführen möchten.
2) (jranjifa, geb. Äiel), geb. 1S10 in Äaffel, ft'e ift bie
SEocbter bes Sängers g. 2ß. «Atel, unb »on ihrem 2Jater in
hohem ©rabe mufif. gebtlbet. Sie ift Don ber Statur nicht
mit außerorbentlicben Stimmmitteln oerfehen, aber eine große
Slusbilbung ber (Joleratur unb im Canto nobile jeichnen ft'e
näcbft einem reinen Soprane aus; ihr Spiel, befonbers in
ber fomifchen Oper, ift lebhaft unb gemanbt, boeb ift fte in
ber ferieufen nicht minber ausgezeichnet unb feierte j. 23. als
gribelio, Sargines unb befonbers als ^rtnjefft'n in „Stöbert
ber Teufel" feltene Triumphe. (C. L.)
Cornette (©arber.), eine einfache «Kopfbebecfung ber
Damen, Dielfach geftaltet nach ber mecbfelnben SDtece. 2>a=
her gewöhnlich fo ». m. Nachthaube.
Corno (©arber.), bie SDiü^e ber ehemal. Dogen in 23e=
nebtg. Sie mar bornartig frumm geftaltet, hatte unten eine
Ärone mit 12 3acfen, beren jebe mit einer Q^erle an ber
Spi$e gegiert mar unb eine gleiche 3ierratb befanb ftch an
bem gebogenen 3ipfel ber 9Dcu§e. (B.)
Coro (ital. ; 2)tuf.), fo o. m. (Sbor.
Corollärium (a. 23üfme), ein fleiner , oft golbener
Corona Corpulenz 229
ober ftlberner Jtranj , ber in Stom ben ©djaufp.n jura ©es
febenf gemadjt würbe? baljer aueb oft gleicbbebeutenb mit
jDouceur, 3ulage u. f. w.
Corona (lat.j Stequif.), «Krone (f. b.). 2Iu$ bem 211s
tertr)um r)aben wir t>icr ju betrauten: a) 2)ie C. castrensis,
ein Strang oon grünen 23lättern, n?or>l aueb oon ©olb unb
gehaltet wie nebeneinanberflerjenbe ^allifaben; fte war ber
2)rei$ beesjenigen, ber juerfl in ein fernbliebet fiager brang
ober einen 2BalI erflürmte. b) SDte C. civica (bie 23ürger=
frone), ein Kranj oon (äridjenjweigen; bie 23elof)nung für ben
23ürger, ber einem anbern in ber ©cbladjt ba& Heben rettete ;
boefe, au* als 23elobnung für fonflige SSerbienfle ertbeilt, 3. 33.
bem Cicero für bie Unterbrücfung ber catilinarifeben 2*erfd>roös
rung. c) 25ie C. muraiis (SOiauertrone), oon ©olb unb jin=
nenförmig gejatfrj ber tyxeiä bei Sapfern, ber juerfr bie
SWauer eines belagerten Crteö erflieg, d) 25ie C. navalis
(€cbifföfrone), ebenfalls oon ©olb mit @pi£en oon ber gorm
eines ©d&tffesfcbnabelS, ber $reiö beffen, ber juerfr enterte, e)
25ie C. provinciaiis ober donatica, ein golbener Steif mit
ringSumlaufenben ©trafen, bem triumpbirenben Jelbberrn oon
ben ^rooinjen gefanbt. f) 2)ie C. triumphalis, ein Äranj
aus wirtlichen ober golbenen Sorbeerblattern, oft oon rieft'ger
©röfe, ju bem bie befiegten ©tdbte baS ©olb liefern mufiten.
@ie war ber ^?rete? beS ft'egreicften unb beS SriumpbeS für
würbig erachteten gelbfjerrnj bodb, trug biefer ben Jtranj nidjt
felbfl, fonbern er würbe oon einem ©taatsfclaoen über fein
£aupt gehalten. — lieber bie fpatere alleg. 23ebeutung eins
jelner, j. 23. ber Bauers unb ©cbiffsfrone , f. Krone unb
bie eigenen 2lrtifel. (B.)
Corpulenz. ©in grofjer Uebelflanb für biejenigen
gäcber, welche bei ifjren 2)arflellern Körperfcbönbeit be=
bingen. 9)can pflegt jwar anflrengenbe Körperbewegung unb
eine flrenge &iät anjuwenben , wenn ber .Körper Neigung
jur <5. jeigt, aber alle biefe SDtittel b,aben ftd) bie je§t als
unwirffam erwiefen. 2>a6 ©djnürleib, enge Kleiber, S35ar>£
ber 5ar^en &eim (ÜFoflüm u. f. w. tonnen wofyl t>tn unb wies
ber ben <Sdjein ber @. oerringern, nie aber biefe felbfl bans
nen. 23efonberS ifl ber ©ebraueb, beS «SrfmürleibeS bei an=
flrengenben Stollen ju bebenfen, ba ei jwar ben Unterleib
bureb (Jinjwängung fcblanter mad>t, bafür aber bie inneren
Steile in ben 23rufl?aflen binaufprefjt, bie 2unge beengt unb
jebenfallS ber ©efunbfjeit fcbablirf» ifl. 2>ie beginnenbe @. ifl
bem ©cbaufp. bie beutlicbfle SWat)nung bei Zeiten, an ein ans
bereS %ad> ju benfen, ba manebe ftädjet bunb biefe befons
berS unterflüfct werben, gefl ftef>t, bafj ber Körper, welker
Slnlage jur <£. jeigt, bureb fein bekanntes Wlittel in feiner
SluSbilbung aufjuljalten ifl. ^alliatioraittel, j. 23., bie J^un=
230 Corrales Corset
gercur, fmb freilief) fd»on angewenbet worben, jeigen ftd) audj
für ben Slugenblict mirffam. 2)te Natur tritt aber mit ber
gewohnten üebenemeife aud) befto gebieterifdjer wieber in it>re
Siebte. (L. S.)
Corrales (Sedjn.) , -Warne ber fleineren Sweater in
«Spanien, gleidjbcbeutenb mit bem franj. 9Borte: cour (J£of)
ober basse cour. (£f)emalö r)tejjen alle fpan. Sweater £. unb
aud) jeijt nod) tfr bae" 9Bort im fyöfyeren St»le gebraud)lid>,
3. 33. Corral del Prencipe für Teatro del Prencipe, tue 9ta=
tionalfd)aubül)ne in 9)iabrib. (L. S.)
Correeturprowe (£edm.), f. groben.
Correpetiteür (franj.j 9Kuft't), ein ©ebülfe beö
SWuftfbirectorö, ber ben «Sangern in ber Oper ir)re Stimmen,
ben Sänjern beim 93allet bie £änje einftubirt, ober ft'e mit
tr>nen mieberb,olt. 93er gl. CEf)or unb groben. (7.)
Corri I) (2). 91.), ein in Valien geborener unb oon
$>orpora gebilbeter (Somponift, ber am (£nbe beg oor. 3af)rb-
in Sonbon lebte, wo 1774 feine Oper Alessandro nell' Indie
mit 23eifall gegeben würbe. 9Beit befannter ift feine £cd)ter.
2) (Janno), geb. ju Sonbon am <£nbe bee" per. 3af)rb., er*
r)ielt tr>re erfte 23ilbung pom 93ater, mürbe fpater jufallig
mit ber Gafalani befannt, bie fte beroog, mit tfyr ju reifen,
©o concertirte ft'e benn in Hamburg, Jpannooer, granffurt ic,
ofjne grofen @rfolg; 1821 betrat ft'e in Strasburg bie 53üf)ne
unb ging oon bort nad) ättündjen, gefiel inbeffen nur wenig;
man bewunberte jroar tf>rc fd)cne (Sontraaltfrimme unb ir)re
feltene ©elauftgfeit , fanb ft'e aber gar ju falt unb lebloä.
1825 ging ft'e nad) 3talien, »ermahnte ftd) t>ier mit bem 23a=
ritoniften ^altoni unb gelangte fetjr balb ju einem grofen
3tufe; nadjbem ft'e an ben bebeutenbften %,i)eatexn 3talien$
mit gurore gefungen, ging ft'e 1827 nad) ©tabrib unb bann
nad) 2Bien, wo it>re 2lufnaf)me eben fo gldnjenb mar. 1828
ging fte abermale nad) 3talien unb wetteiferte bort ft'egreid) mit
ben trefflidjften .ftünfrlern; bann reifte ft'e 1830, überall con=
certirenb, burd) £>eutfd)lanb nad) Sonbon, wo ft'e aber halt
aus* ber £)effentlid)feit oerfdjwanb. (3.)
Corridör, ein fdjmaler ©ang jwifdjen mebreren 3ims
mein , auf welchen jebes berfelben einen eigenen 9luegang
f)at; baber int Sweater bie ©ange, weldje ftd) um bie i'ogen;
reiben r)in^ier>en unb in melden ftd) bie Xtyüxen biefer i'ogen
offnen; bie £aupteing,ange bes (5.6 fübren in ben 93orfaal
(foyer) unb nad) bem Ausgange. i.B.)
Corset (franj. aua) Corselet, ital. Corschelet, ©arber.),
1) fo f. w. Sdjnürbrufr (f. b.). 2) <£in leidjter 23rufrbar=
ntfd) ber ftufjfolbaten. 3) (Jin 2>amenfleibung6(tücf, aus einem
enganliegenben, weit ausgefdjnittenen unb mit fur,en Sd)ößen
perfefyenen 9Jlieber befrebenb; im Anfang bes yor. 3abrb-
Corybanten Cosine 251
allgemeine Srad&t. ©päter fielen bie «Sdjöfie weg unb eine
fpi^e ©d&neppe oorne trat an tf>re ©teile. 3«' ungemeinen
nennt man bie enganliegenben Dberfleibungeftücfe ber 25a=
men (5. (B.)
Corybanten (9Köfb.), bündle imjt&ifdje 2Befen, als
Wiener be'r hobele ober SRbea bargeftellt, bei ber fpätern
ätermifcbung beiber ©Ortzeiten in @ine beren 9)rtefrer mit
einem mttfhfcb = fanattfdjen Suite. <£auptbefranbtf)eile in
ber äußern (jrfcfyeinung , ©eft'djtö = unb ©lieberoer^errungen,
fo wie Erregung eineö ungefhimen ©etöfes burcb 3ufam=
menfcfylagen t>on SBaffen, (Sombeln, SEnmpanen unb &ra=
talen. (F. Tr.)
Corypbäe (a. 23übne u. SEecbn.), gried)ifcf>eö ©ort,
beutfcb @borfüi)rer. I) 3bre Verrichtung bei ben ©rieben
f. unter <5b,or. 2) 3e$t biejenigen CFfyorifren, welche ftcb burcb,
muft'falifdje JCenntniffe , oortr>etIf)afte ^igur unb Talent jur
25arfrellung au^eidfjncn. <2te freien r*or ben anbern, bienen
tiefen aU Jpalrpunft unb beleben bie SOtaffe burcb 23eweguns
gen , in benen ftcb SEbeilnabme an ber <£artblung ausbrücfr.
33ei befonberö glanjenben Sluffübjungen, großen Opern, «öofs
fefren , fteftfaielen pflegen aucb toobl bei großen 33üf)nen
©cbaufp. als <S.n gebraust ju werben, bie bem (Ebore oors
fptelen, oft ofjne felbfr mitjuftngen. tiefem 25ienfre fann ftcb
niemanb entjieljen, wenn nicfyt befonbere <£ontractepunfte tfjtt
entbinben. (L. S.)
Cosäque (£anjF.), rufftfdjer Stationaltanä. 2lUe 23es
wegung bes" GL ft'nb beflimmt, fcfjarf unb abgefto^en. 25er
«Körper nähert ftcb in biefem £anje mebr al$ in irgenb einem
anberen bem 23oben unb bie Ante beugen ftcb im d'ufjerfien
Püd (f. b.). 2>ie 2lrme ft'nb entweber über bie SBrufr t*er=
fcbränft ober »erben in bie Ruften gejremmt. SBefentlicbe
(ärigenttyümlidjfeit biefeö £anje6 ifl aucb ba$ ©cblagen beö
%.<xcte$ burcb ftarfed auftreten ober 3ufammenfcblagen ber
befpornten Jpacfen. (H...t.)
Cosmor (Slleranber), geb. »t 23erlin 1S06, wibmete
ftcb nacb Dollenbeter 3Iuebilbung ber iiBucbbanblung, etabltrte
ein eigenes ©efcbaft in SSerlin, 30g ftcb aber balb wieber ba=.
pon jurücf ; begrünbete bann ein jiemlicb oerbreitetee 3ournal:
„ber berliner Sttobenfptegel" unb »erfolgte auöfcbliefilicb, bie
lit^rarifcbe Saufbabn. (L ifl einer ber fertigten unb gewanb=
tefren Ueberfeßer franj. 23ü(>nenjrücfe, beren ©etfr er trefflieb,
ju erbalten wetfj, wdbrenb er bie gorm ber beutfeben 23ül>ne
anpapt. ©eine Cufrfptele: brei grauen r bie Grbrenbame, bie
Hebe im Hcfbaufe, J&ummer u. (üomp. , £>n?el unb -HetTe u.
m. a. ft'nb auf allen beutfeben 23ül>nen gern gefeljen. (T. N.)
Cosine (Secb,n.). 25er JparleÜn auf bem fpan. Sweater.
232 Costenoble
Costenoblc (@arl Cubwtg), geb. 1769 ju £erforb
in 2Beftpf)alen, wo fein Sater $)rebiger war. sJtacb bem SEobe
beffelbcn warb er ber Grrjiebung bec* Obeimö, eines 93ader=
meiflerö ju 5))tagbeburg, übergeben, ber if>n ju gleichem £anb=
werf befrtmmte. (Sine unüberwinblidje Neigung iura Sweater
aber (jatre fef>r jeitig in tbm $)laß gegriffen j fte warb oer=
mebrt, tf>cilö burcb eine Steife nadj »erlin, wo bie 2>arfreUun*
gen ber ©öbbelin'fcben ©efellfcbaft, unb namentlicb %le<S'$,
23rürfner'ö, Steinwalb'3, ©cfjolj'ö nidjt wenig baju beitrugen,
baei in if>m Iobembe geuer ju erhalten. >Jtocb mebr ange=
fad?t aber warb es bei feiner 3urücffunft nacb SDiagbeburg,
burcb ben 23efucb ber 2Bäfer'fcben ©efellfcbaft, bei welker
ftcb geartete Äünfller, mie: «Krampe, Ceiöring, 9Botr>e,
$affner jc. befanben. 2lua> Opern würben gegeben, unb ber
@inn für SDtuftf, ber ftcb fdwn früb in @. regte, auf$ 9?eue
geweeft. 9cacbbem bie Gruppe (1786) SOiagbeburg oerlaffen,
bilbete ftcb ein $)rioattbeater , ju bem man @. ebenfalls jog
unb wo er balb feine glücflicben Anlagen entwickelte. Uebrt*
genö übte (L bae 23äcferf)anbwerf wirfltcb praftifcb mehrere
Sabje als ©efelle bei »erfebiebenen SSJJeiflern au6 , jeboeb tm=
mer ben leifen SBunfdj mit ft'cb b^umtragenb, je efjex je lies
ber bie SBäcferfdjürje mit £l)alten£ %ai)tie ju »ertaufeben, ja,
er fafte ben Sorfatj in ©efellfcbaft jweier ©djaufp., bie nad>
2lmfrertam gingen , ju entweihen , tvaö aber oor ber 3eit
oerratben, unb fomit oereitelt warb. 1790 gelang jeboeb
ein abermaliger Serfucb unb <£. ausgestattet mit einer 23aars
febaft oon 250 Xi)lxn., bie tbm ein SBerwanbter twrftrecfte,
fam glücflicb in Hamburg an. 2>ae nacbjre 3iel feiner
Steife war 2Biemar, wo Aloe unb 23utinop als Dirigenten
einer neuerriebfeten ©efellfcbaft ft'cb befanben. £ier badete
<S. engagirt ju werben, unb nacc) 14tägigem Sermeilen
bebütirte er wirflieb unter bem tarnen SCJtü 11 er alö ^)e=
ter in 5D?enfcfyenf)a$ unb 9?eue, unb gletcb ba& erfre SSJlal
reebt fetjr anfpracb. 2)ie ©efellfcbaft ging nacb Slltona,
unb <5. betrat unter feinem wabren tarnen in „Henriette,
ober: fte ifr fawn oerbeiratbet," ald 33ebtente Sobann, bie
23üt)ne; balb barauf fpielte er ben J£>ofmarfd)alI Jtalb in
„Äabale unb Hebe" mit allgemeinem 23eifall. Ullö Mo$
unb Sutenop ft'cb trennten, folgte <£. le§term nacb feiner
neuen (Jntreprife, ben ©tabteben ©arbelegen, ©ahwebel,
9teu()alben6leben , 3erbfl jc.j wegen ber Stäbe 9Dtagbe=
burgä batte er t>ter feinen ^feubonamen 9)tüller wieber an=
genommen. £>ie Unternebmung febeiterte aber plö^lieb unb
@. fab ft'cb genötigt, t>on ber früber erlernten @ilbouettir=
fünft ©ebraueb ju macben , toa$ ii)xn aueb anfänglidj niebt
miflang, jeboeb feinen auäbauernben Erfolg gewahrte. ©e=
brücft oon Mangel unb <5lenb, gebaute er fetner trefflieben
Castenoble 253
SHutter unb fagte ben <£ntfcblufj ft'cb fofort in ibre 2lrme ju
werfen. 3u 2)iagbeburg wieber angelangt, unb auSgefobnt
mit ber aKutter, würbe befcbloffen, ft'cb oon nun an auSfcbliefl=
lieb bem ©tubium iu wibmen, unb er genof bei bem 9ttu=
ftfbirector 3acbarid, unb fpdter bei Äallenbacb Unterricht
im Jtlaoierfpiel unb ©eneralbafj; beS Sefcteren <Jmpfdnglicb=
feit für alles Äomifcbe unb äJurleefe, gab (£. ©elegenbeit
feine Vis comica oor ibm leuchten ju lafien unb ber unter?
brürfte «£ang ju öffentlicher SReprdfentation bracb aufs
9leue um fo heftiger beroor, als er einen fo geneigten, leicb,t=
bewegten, unb begeiferten 3ufcbauer unb £örer fanb. Um=
flänbe brauten S. aueb balb wieber auf bie 23übne; auf 5ln=
ratben beS ©cfyaufp.S £luanbt, welcber in 23aireutb bie £bea=
terunternebmung oon SBeber abnahm, ging <S. nacb 93ai=
reutb ; Cluanbt fanb in JBatreutb fcbled£)te 9iecbnung unb @.,
ber eine HebenSwürbtge Gattin (£ocbter beS Äammermujtfus
©teinbdufer) gefunben, ging nacb Nürnberg unb ließ ft'cb bei
ber ajtibul'fdben Gruppe engagiren, wo er bis Stnfang 1796
blieb, bann aber wieber nacb Sttagbeburg ging. 1798 oer=
taufebte er biefe 93übne mit ber Slltonaer, bis er 1800 in fyavnz
bürg einen feflen JRubepunft fanb, ber ibn bis 1818 un=
unterbroeben feffelte, unb wo er mehrere Safere jugleicb SJtits
glieb beS SbeaterauSfcbuffeS war. 1818 enblicb folgte er einem
JWufe als f. 6. J^offcbauf». nacb 2Bien, wo er bis ju feinem
Sobe oerblieb. 25iefer überrafebte ibn auf ber JRücfmfe oon
einem ©afifpiele in Jpamburg, ju $rag 1837 als 9tegiffeur beS
miener J&oftbeaterS, in ben gefegnetften ^uferen CebenSoerf)dlt=
niffen, allgemein bebauert als Äünfrler,1 mie als SDfenfcb. <S.
geborte ber fogenannten guten ©dmle an, beren SEenbenj feine
anbere, als unoerfdlfdjte, debte 5Wenfcbenbarjlellung oon jef>er
gewefen. ©eine SDtufrer waren oorjüglicb ©gröber unb 5fflanb,
mie er felbfr bekannte. 25ie ibm angeborene Vis comica bübete
et im ebelfien ©inne beS 2BorteS bis ju ibrem£öbepunf"te aus,
ebne je ben in gebier beS £>utrirens ober ber ©emetnbeit ju
oerfallen. 3u feinen SieblingS* unb Hauptrollen geborten in
ber frübeflen $>eriobe: $)eter in SDJenfcbenbaf unb 9teue,
IBalbrian &lau im argwöbnifeben Siebbaber, ber Jp>auSmeifrer
im ©onntagsftnbe ic. ; in fpdteren Sabren: SNoliere'S ©ei=
jiger, ©cbetoa im 3uben, ©bolcf, ©tubl&ein in ben *Pagen=
flreicben, 23erg im gutberjigen Sllten, Sobnfon in ©arrtd in
SSriftol u. f. m. Einige 'slllmanacbe bram. ©piele oon <J.
entbalten fleine fomifebe 23übnenfiücf e , bie jum ^r>eil noeb
je$t auf unferm 9tepertotr ftdb ben'nben, unb gern gefeben
werben. 2>er 3. Sabrg. oon Semalbs mertbooller „Sbeaters
reoue" gibt uns ben Anfang ber oon 6. felbfr niebergefcbrie=
benen Denfwürbigfeiten feines SebenS, beren §ortfe§ung febr
ju münfeben märe. (Z. F.)
254 Costüm
Costüm (©arber. u. £edm.), eigentlich baö 3eitübltdjef
nennt man alle äußeren Jpülfemittel, »uelctje ein bram. ©ebidjt
in feinem gegebenen 23erf)ältntß ^u 3eitalter, Nationalität unt>
efjarafterifrif anfcfyaulid) mad)t. 1) (.öiftorifcbj. 2)aö griecb,.
unb röm. Sweater bebiente ft'cb, in bem <L ber SDarftellenben,
nur ber jur 3eit gebräuchlichen Aleibungöftücfe unb fucfcte
nur ba& llebernatürlicfye, ate ßrumeniben, fturien u. f. n>. bura>
Vfyantajhfcbeg £in,$ufügen ungewöhnlicher formen unb garben
ju »erft'nnlidfjen} bodj gehören bie SWaöfen (f. b.) nia)t
eigentlich in ben 23ereicb, be& (5.6 unb ft'nb ale ^ierr>er gehörig
nacbjulefen. $Rit bem SSiteberermadjen ber bram. Aunjt im
Mittelalter fct)etnt bic 2Bal)l eineö pfjantafrifcljen (£.6 , baä in
feiner bunten 3ufammenfe§ung in feine 3eit unb ju feinem
SSolfe papt, bie flrenge ©djeibemanb anbeuten ju follen, bie
ba$ 23ürmenfpiel Dom Seben fdjieb. SDafyer bie ital. unb alts
franj. 6l>araEtermaöEen be£ Arlechino, Brighello, Pantaloae,
Gros GuiDanme, Guillot, Gorgn u. f. IV. 3n ben ÜDtyfteriett
unb 5Dtoralitäten (f. b.) ftrebte man befonberä nacb, al!egori=
fdier «ftleibung unb »orjüglicr; in ben Autos sacramentales ber
fpan. 23ür)ne jeigt ft'cb, bie f)öd)fte 23lütf)e be$ allegorifdjen
€.6 aber aucb, bie tollfte Qlbirrung oon 2Ba^rr>eit unb Stid&s
tiateit. Sänge bauexte e6, efye auf bem £h,eater baö @. alö
ein notfywenbiges unb wirffameö J^ülfemittel erfannt unb be=
ad&tet mürbe. SDioliere tl)at jroar <£inige$, um feine 23üf)ne
ber 2Baf)rf)eit im (£. när)er §u brtngen; aber aucb, er fonnte
bie Neigung ber Seit nidjt beftegen, burct) pfjantafhfdje &let=
bung ber ©cfyauf». ber ©atore unb fcbarfen «Sittengeißel ber
ÜDioltere'fdben <Stücfe wenigjtene ben offenfunbigen 3we<f ber
©dnlberung zeitgemäßer 3ufränbe ju rauben, grembe SJöI«
fer unb »ergangene 3eit fudjte man annäfjernb burcb, ein=
gelne Äleibungöjtücfe anjubeutenj nirgenbö aber ft'nbet ftd)
eine ©pur r>on genauer gorfcfoung ober bem SBjllen, wat)t
unb richtig ju fein. SSKlIe. gat>art wagte e$, I75fi juerfl
eine üBauerin of)ne 9ltlas£leib, meiße J&anbfdmrje, grifur unb
xoti)e 2lbfä£e unter ben jierlicrjen (Schüben ju fpielen unb
ft'e fann eigentlich ale bie erjte genannt werben, bie bem
Q. feine rüstige «Haltung »erfdjaffte. ©arridf fpielte ben
Hamlet unb 9)iacbetf> in einem gallonirten fcfowarjen @am=
metfletbe ; 25aron bie gelben beö Slltertfyume in Slllongen:
perrücfe, furjen 23einfleibern, feibnen <&d)iit)en unb foflbaren
«Scburjfcbnallen. SBo ftcb Allegorie im (S. anmenben ließ,
gefcr>al> ee; bie 91ad)t erfcbien in einem fcfymarjen bleibe
mit ben 3ablen ber Nacb,tftunben im ©aum, glebermaus=
flugein unb »Stt'rnenfranj; bie 2Belt mit einer Sanbfarte, —
ein §toß mit SMufdjeln, SBaffergenjäc^fen unb S'f^en be=
laben ; — ber ^)uber unb bie ^rifur ber 3eit mit ^»aarbeutel
ober 3opf galt für alle 3eiten unb Golfer, ja bie SDiejicanerin
Costiim 23a
wagte es nicfyt anbers als mit einem gepuberren .Ropfe ju er=
fcfeeinen. £alma war es, ber bei bem franj. SEt)eater juerft
ein burdjaus richtiges @. einführte unb fo ben ©runb ju
2)em legte, was einft bas §. auf ber 33üt)ne überhaupt fein
wirb unb t)ier unb ba fd>on in einzelnen Stiftungen ift. £)aß
er in feinem 9teformationseifer ju weit ging unb einft fogar
mit nacften 5lrmen, nacfter 23ruft unb nacften ©cbenfeln ben
33rutus barftellte, war eine SSerirrung, bie nur fein Streben,
nicftt fein befferes (Srfennen oerfcbulbet. £>er oon it>m ge=
gebene 3mpuls trug aber bie bebten grüßte unb man fing
an, bem <S. bie entfcbiebenfte 33eacf;tung ^ujuwenben. 3n
£>eutfcf;lanb entwickelte ft'cb, ber ©ebraucfj bes £.s nacb, franj.
Qrinfluß unb obgleich man rnn unb wieber Ulnfange bemerkt,
fo war es bocb, ber ©raf SBrüf)! , weldjer bas fuftcrifcfe, rief)*
tige <L juerft oon einem wiffenfdjaftltcben ©tanbpunfte auf=
faßte unb bie berliner 23üf>ne in biefer ^inft'c^t jur 2ftufter=
anfialt ert)ob. 3m bürgerlichen , jettgemäß en unb cb,ara6teri=
ftifcben €. Ratten SSrocfmann, ©gröber unb Sfftanb cor tr>m
gewirft} aber bis jur r)iftorifd)en 2Baf)rr>eit führte es nur
SBrüfyl. ©eine ßrrflärungen ber €.e bes berliner £t)eaters
jeigen, wie genau unb flreng er forfcfjte unb jur 23efferung
führen wollte 5 nur mußte er oft ju weit geben, ba es galt,
ein althergebrachtes Uebel auszurotten unb bas ©ewofynte ura=
juftoßen. 3n feinem (Jifer für 2Bat)rr)eit unb 2fti<t)tia,teit be=
achtete er ju wenig bie unabweisbaren 23ebingungen ber
@cf)önr)eit unb eine gewiffe ©cfywerfälligfeit unb Stalte ber
^orm macfyt ficb, fafr burcf;ger)enbs in ben erwähnten (ü.en be=
merfbar. £)er jugenblidje Siebftaber mußte bas Unfleibenbfte,
ja jeber fdwnen 5orm überhaupt SBieberftrebenbe tragen unb
eine Sbealiftrung bes <S.s würbe fo unmöglich. 3nbeffen fjat
er bas 2Bid)tigfte gett)an; benn ber 3lnftoß ift gegeben, auf
fcem fortgebaut werben rann, unb fortgebaut werben wirb.
2>as Slusgeseidmetfte in biefer 23ejte()ung tyat 2>upencbel, in
feinem 2?ert)dltniß als früherer (Softümier ber großen franj.
Oper geleiftet. 3n feinen S.en »ereint ftd> jlreng f)ifto=
rifcbe £reue mit fcfröner §orm unb ben 2lnfprüc^en ber 23e=
leudjtung , ber garbenjufammenftellung unb ber Jtleibfam=
feit. Ueberr)aupt gefcfeier)f gegenwärtig in ^Jaris bas SDtetfte
unb ©elungenfte für bas <£. unb bie großen beutfdjen £r)ea=
ter, nacb biefen aber wieber bie Heineren, folgen ben oon
bort i ommenben 3)tufrern , namentlich für bie ©per. .Raum
50 Safire ft'nb es f)er, wo in 25eutfcfelanb ein fc&warjfei=
benes furjeS 93einfleib bas einzig nötige @. = ©tüd! war, in
welkem ctjne Unterfdueb Stiles gefpielt würbe. 3e^t aber
ift bas (Lgerätr) bei einet bebeutenben üöüfjne ein wichtiger
3weig bes ganzen S5übnengefcfeäfts unb bie Verwaltung bef=
felben mit mancben ©cfewierigEeiten oerfnüpft (f. ©arberobe).
256 Costüin
2) (£edjntfd&). SDie Angabe bet ju mählenben @.3 gefjört
ju ben Obliegenheiten bee 9tegiffeur$, ber, wenn ein Sofrumier
ober unterrichteter ©arberobenbeamter oorhanben, biefem im
allgemeinen 3eit, £5ertlid)feit unb dbarafteriftifrte 23ebingung
bet JU gebenben ©tücfec* angibt unb bann beffen Sorfajläge
prüft. 3eber «Sdjaufp. wenbet ftdb mit feinen 2Bünfd>en ju=
nda)fr an ben JRegiffeur, ber ju beurteilen hat, ob fte jum
©anjen ber beabftdjfigten äußeren (£rfcf>einung paffen. <i6
tfr baher gut unb faft unentbehrlich, wenn ber JRegiffeur auf
ber Sefeprobe entweber bat 3eitalter, bie £rad)t, bie SSefons
bereiten in «Schnitt unb garbe im allgemeinen angibt, ober
CF.bilber »orjeigt, bie bem ©anjen jur 93afiö bienen follen,
ohne ben einzelnen 2>arftellern für tfjre SRollen baburefc, fdwn
beftimmte SSorfcf/riften geben ju wollen. -Kur fo fann et oer=
mieben werben, ba$ bie 25arfreller , beren <Phantaft'e ihnen
beim Stubium ber JRolle unwtUfüfjrlicr/ bat 93ilb eineö ge=
wünfdjten d.t vorführt, mit unpaffenben 2lnjprüc6en hert>or=
treten. @inb (S.e neu anzufertigen, fo bemühe man ftdj> fo
früh altf mögüd) um bie nötige ^Bewilligung ber SDiittel, um
furj Dor ber Aufführung ober währenb ber groben feiner
unangenehmen (ärnttäufdjung auegefe^t ju fein. Jpält ber
©cfjaufp. ft'd) im Allgemeinen an bie 2?orfd?rift für bat ©anje,
fo fann man ihm fleibfameren Schnitt, twrtheilhafte garbe
unb Serjierungen nacfyfehenj nur mac£/e ber JRegiffeur über
unangemeffeneö fragen oon Örben, Letten, ©dfornuef, gebern,
Lüftungen u. f. w., bie ftdt) nirf)t in ber Aufgabe motioirt
ft'nben unb nur ber Äleibfamfeit wegen gewählt werben, ©ut
ift et, wenn bie ©arberobengehülfen angewiefen ft'nb, nichts!
bergleirften ohne (Jrlaubnifi bet SRegiffeurö oerabfolgen ju laf=
fen. 23et kleineren Sühnen läft bat befef/ränfte Vermögen
freilief) wenig 2Bahl unb oon Angabe ober ©leicfymäfigfeit
bet (5.6 fann nief/t bie 9tebe fein ; um fo mehr , wenn bie
SDarfreller aut eigenen SDtitteln baö geblenbe ergänjen. SUtan
ftebt baher oft einzelne gute (Le, aber nie ein ganjee coftüm=
ridjtigeö 23ühnenbilbj tvat aud) auf gröferen Theatern noefj
immer ju ben «Seltenheiten gehört. Sei ber SBahl beö d.t
hat ber ©arfteller junäcbft auf bat Seit* unb £>rfgemäfje ju
fehen unb in biefer ^»inftd}t bem ©anjen ober ber Sorfdjrift
ft'd) unbebingt anjufcfclief en ; bann bead)te er bat @haraf=
teriftifcfje unb bat ©pecielle ber ihm geworbenen Aufgabe.
Audj bat biftorifcb ©enaue bat feine ©renken, unb wollte ^
eine Hauptrolle ft'dh in ©djnitt unb Sradit fo coftümiren, wie
et allerbtnge richtig unb gut wäre, aber bie aMittel ber 35ühne
nidjt auereiefcen baß ganje ^)erfonal wenigfrene annähernb
auejuftatten , fo ift biee ein fehler unb läft ba$ ©inieine
auf «ftoften bet ©anjen hervortreten. 23et ber SBahl ber ^ar*
ben unb SBerjierungen befpreaje man ft'dj mit ben SNitbarfrellern,
i
Costüiu 237
um nirfjt bat ©leid)e ju »üblen; wa& befonberd für 5rauen
gilt, bie überhaupt befdjränfter in @d)nitt unb jarbe ft'nb.
©ebr ju beadjten ifr, bafj man feine neugefertigten JUeiber
für (Sbaraftere wablt, benen JBequemlidbfeit , ©et}, 2llter ic.
■Öebinjttna ift. (Sin neueö @. ifr immer fieif, fcbmiegt ftd)
nid)t bem Jibrper an, unb wiberfprtdjt eben baburcb ber 2Babr=
beit, wenn e$ unter ben ermahnten SBebingungen gcroaf>It
Wirb. 2$or allen fingen fefjc man barauf, bafj neuancjefers
tigte ß.e meniaflene einen Sag oor ber 2luffübrung oollenbet
ftnb — fo ba$ man am Sage felbfl, ober wabrenb be$ 2ln=
fleibenö $u einer neuen Stolle nidjt Urfac^e iit Unjufrieben*
f>ett unb Slerger bat« — 25or jeber neuen Sorftellung foll
ftdj ber Scegiffeur entweber in ben ©arberoben ober im Son=
oerfarionejimmer überzeugen, ob feine 23orfd)riften befolgt
unb weber ju oiel nod? ju wenig gefcbeben, weil bann nodj
2lbänberungen möglich ft'nb. 2>ie §orm ber 23ärte unb bie
J&aartradjt ifr ebenfalls (Loorfdjrift unb muf ber Jrifeur an=
gemtefen werben, nur ba$ oom SRegiffeur 23eftimmte ju t>er=
abfallen, ober anzufertigen. 33efonoer6 gilt biee für Gebens
rollen unb (üfjor. 3) (Ö.u eilen flu bi um.) <So grofj audb
bie 3abl ber oorbanbenen SBerfe über baä @. ifr, fo fe< e$
bocf» bie jeßt an einem foldjen, welc&ee bem @d)aufp. in über=
fidjflidjer 3ufammenfrellung ba$ SRicfetige bieten fönnte. $et)lt
cö aber fcbon an einem feldjen, fo ift biet nocfe oielmebr für
jebe einzelne fpecielle Aufgabe ber gaU, wie fte fonjr jebe
neue (£rfd)einung bietet. (£in folcfjee 2Berf bürfte aud», wenn
e$ wirflieb oollfranbig unb umfafienb fein foll, nod> lange
erwartet werben. 2>em ©djaufp. bleibt alfo nickte übrig, als
ft<±> junacbjr aus bem Sorbanbenen JRatb zu erbolen. 3n
biefer ^»inft'cbt unterfcfoeibe man bie wijfenfcfcafflicben 2Berfe,
weld)e ba$ <£. obne bejtimmte Slnwenbung befpred>en , oon
ben fd)cn für ba6 Sbeater, beregneten. Unter ben leereren
nennen wir: 1) Die feit bem 3abre 1813 biö je§t fcrtlaufenb
erfcbjenenen @. ber parifer Sbeater. ^Jaris bei OJcavtinet, je£t
fcbon 1316 üBlatt. S., colorirt. ©ie enthalten namentlich feit
1830 in regelmäßiger §olge jebeö @. oon ÜBebeutuna. unb be-
f unben befonbere in ben legten Sabren ben ©influp 2>upend}el6
2) Recueil des Costames de toutes les ouvrages dramatiqnes, von
bem ebem. ©cbaufp. 3>incenti t>on 1820 — 30, 37 tief., circa
355 ÜBlatt. 3) Gallerie theatrale , ou Collection des Portrait«
en pied des ptincipaux actenrs de Paris chez Bance , oon
1818 biö je§t. (ärin fet)r foftbareö, aud> in biograpbifcfcer Stüd-
ftd>t wertboolles SBerf. 2Birb fortgefe^t. 4) Costumes de thea-
tre de 1600 ä 1830, oon fiecomte. ^aviß bei 2>elped}e. 108 231.
©efd)id)tlid)e ©ntwicflung bee Sbeater. = <5.ö 5) Portrait ber
parifer Sdjaufp., in ©teinbrücfen, con Solin, 70 SBlatt. ^)a=
riß bei 9ioeI. ^tuegezeid^net fdjbneö unb bead)tung6wertbe$
238 Costume- Stücke Cothurn
2Berf. 6) British theatrical Gallery. Conbon 1825, ein bem
franj. Galerie tbfotrale ähnltdu'S engl. Sikrf. 7) Raccolta
di Fignrini ad uso dei teatri , ginsta il costnine di tutti i tempi
e tulte le nazioni. 9ftailanb IS.'-J, bei Stliccbi. 8) Costumes
et Annales des grands Thesit res de Paris, OOlt l?8(i — [701.
^ariß 8 Rbe. 9) (£. beß f. f. J^oftbeaters in SLMen, illum.
jtupfer, 1812u. 13. 10) Sie Sweater s (S.e bee berl. Späteres
Wn 1789—1813 unter Sfflanb, oon 1816—1823 unter 33rühl.
SBerlin bei £. SBittid), feilen gegenwärtig oon (£. üange fort=
gefegt erfdjeinen. II) (5. beö mündjner £beaterd. 24 33latt.
1818. SJiüncben in ber litbograpbifdjen 9lnftalt ber geier=
tagefcbule. 12) Danske Theater Costuraer, OOn (^f>rtfl. Sruun.
.Kopenhagen 1820. 25ann bie Beilagen ber wiener Sweaters
jettung , bie Urographien ber parifer 3eitfd)rift : le monde
dramatique. 2)ie Titelblätter ber meiften neuen «Studie ber
parifer unb Senboner Sheater u. f. w. 3u ben wiffenfchaft=
lieben «frülfswerfen geboren. 1) <§. ber älteften Steifer , oon
2)anbre = üBarbon, beutfd), oon Sedier. 1776. 2) Tratte" des
costumes, oon £enj. 2)reeben 1784. 3) ©palart's SJerfucb über
baß (£. ber oorjüglidjften SSölEer beß Slltertbumei, bee 9)littel=
altera unb ber neueren 3eiten, b^usgegeben oon 2llbredu\
3Bien 17!)6 — 1799. 3 23be. 4) Recueils des costumes an-
tiques, oon SRocbeggiani unb SSillenün. sjpartö 1804. 5) ^Llte
unb neue (Le, oon ©ironi. 1819. 0) 25arfrellung beß ägt)p=
ttfcb srem. unb grieeb. (S.ß auß bem (?ngl. , oon SUiicbaelid.
Seipjig 1813. 7) 25ie geifrlicben unb weltlidjen SRitferorben,
OOn Sdjwan. 8) Costumes civils actuels de tous les peuples
connus, OOn 91. ©auoeur. 9) Collection of Costumes. l'onton
feit 1800. 2>ie großen <S. werfe oon 2e (Somte, £ebe unb ¥a
JRodje, baß ©äffen = unb SRüflungenwerf oon 9)iet)rinf, beutfeb,
bureb 5i"fe i" SSerlin. 25er SMontfacon, bie grope 3abl ars
d)äologifd)er .Kupferwerfe, @bronifen, befonbere für baß 16.
unb 17. 3abrb«» Slbbilbung oon «Krönungen, furnieren,
«£>offefren, SOJaöferaben , JReifebefcbreibungen, £rad)tenbücber,
»Sammlungen oon 2Jolfs = (S.en , bte fafi auö allen fiänbern
unb in allen ©pradben oorbanben ft'nb; f. aud) jur 2Jerooll=
ftänbigur.g biefeö 2lrt.: ©arberobe , Sradjten, Umjüge, 2kr=
fletbungen, fo wie alle einjelnen Sfellenfädjer. (L. S.)
Costiim- Stücke (Xedin.) , &tüde, bie nid)t in
moberner ÜBefleibung gegeben werben unb bemnad) in ber
SDarftellung bie ÜBeranfdiaulidjung einer fernen 3eit ober einer
fremben Nationalität erbeifdjen. (L.)
Cothürn (©arber. u. £ecbn. , franj. Brodeqnin , engl.
Buskin), gupbefleibung ber gried?. unb rem. ©diaufp. in ber
Sxagöbie. Sie beflanb auß gewöbnliaVn ©anbalen, bie biß
jum Anie gingen, aber febr birfe ©oblen, oft biß jur 2)irfe
oon einem halben biß breioiertel §ufj Ratten. 25er ©ang war
Cotlllon Coulisse 259
baber fd>werfäü*ig unb fonnte nur langfam fein. Jpauptfädj=
lieb biente ber @. baju, bie 5<:}uren ber ©djaufp. in bem un=
gefyeuren Staume ber antifen Sweater groß erfebeinen ju lau
fen. 3" ber neuern Sbeaterwelt pflegt man 0£,n einem
©djaufp. , ber gefpreijt unb mit Jpaupt; unb ©faatöactionen
fpielt, ju fagen : <Sr fpielt auf bem CEotburn. ©egenfa£ be6
(Jotfmrn ift ©oecuö. Sgl. alte 23üftne unb Sragöbte. (L.)
Cotillon (£anjf\), ein ©efellfdjaftetanj, ber befonberö
in £)eutfd)lanb fetyr beliebt ift. 2Die ^Paare — füglicb, nid)t
weniger als 8 — treten in einen Äreiö unb beginnen ben
£an$ mit einer großen JRonbe , worauf eine beliebige D.ua=
briüentcur folgt. £>er gröfte Sfteij biefeß SEanjeö liegt in ber
%xeii)eit, bie er ben Samen gewährt unb ben gekannten Grr=
Wartungen, bie er bei ben Ferren erregt; bie Touren ft'nb
nämlid) meift fo, baf bie 25amen einen ober 2 Jperren jum
$£anje wählen. 2)ie Stngabe ber Souren, fo toie bie (2rrft'n=
bung neuer, ift ©acbe bes SSortanjere; bie übrigen $)aare
tanjen ftetS bie Touren ber Sortanjenben nadj, unb ift eine
£our oollenbet, fo wirb oon allen einmal berumgewaljt. —
9Iud) bie SOZuftf ju biefem £anje beift (5. (7.)
Cotta Cpietro, Sl)eatername (Selio), geb. ^u Stom,
ber gröfte ital. ©cbaufp. bes 17. 3abrb-, er war bem Äaufs
mannsftanbe beftimmt, wibmete ftcb aber febon früb bem ÜEbeas
ter unb fyatte an CEalberoni unb beffen ©affin tüdjtige £ef)rer
unb §reunbe. ©eine Aörperfd>önbeit unb feine woblflingenbe
©timme febienen ifjn ausfdjliefenb für bas §adj ber 2ieb=
t)aber ju beftimmen, bod) fpielfe er aueb Jpelbenrollen mit
grofem Seifall. 3n 93oIogna war er ber erfte, ber bie £ra=
göbien 9tacine's unb (Sorneille'S auf einem ital. £f>eater in
gelungenen Ueberfe^ungen barjufrellen wagte , unb bie oers
jährten fpanifd^berfliüb^omifcben ©tücfe bermafen oers
brängte, baf eine ööllige ©efdjmacferesolution bie ftcl^e war.
dv ftarb 1713 in ffienebig. (L.)
Coulisse (Dec. 2Bef.), ©duebewanb, $lügcl. diejenigen
SEbeile per SDecorationen, weldje ju beiben ©eiten-ber 23üt)ne
aufgeteilt ft'nb. (Jrft feit 1532 fennt man bie £., welche ber
SSaumeifter ©erlio in jßicenja juerft anbrad)te$ inbeffen bauerte
e6 bod) bi& jum anfange bes oor. Sabrt). , et)e fte gan^ all=
gemein würben. gruf)er waren bie ©eiten mit 2$orr)angen
bebest, wotwn bie ©itte nod) fyerxübrt, bie erfte <L junäcbfl
bem Sorbange mit 2)rapperien ju bemalen unb nur bie bm=
tere 25ecoration würbe oeränbert, ja aueb biefe faum unb in
ben erften Anfängen geregelter üBübnenfpiele würbe bureb fleine
5Eafeln mit oerfrfjiebenen 3nfcbriften, alö: ,,^)alafl beö Äö=
mgs," „ein SBalb,'' „©efdngnifü," bie 2)ecoration nur
angebeutet, ber ^bantaft'e beö 3ufcbauer6 e$ aber überlaffen,
fta> ba$ geb,lenbe bjnjuäubenfen. SWannigfaa^ war bie §orm
240 Coulisse
ber @.n, el>e ftd> bie je§t gebrdud)lid)e feftaeflellt. SHan
fyatte fwfje breifeitige ©erüfie, bie ft'd) auf einer .Kurbel in
ber SNttte breiten unb mafjrcnb bie eine ©eite bem tyubli-
fum ft'djfbar mar, baju bienten, bie @. ber nädjfren ÜBer=
wanblung auf ber jmeifen unb britten «Seite ju befefhgen.
2)ann brauste man gefd)loffene SGBanbe, aug benen bie fo=
genannten $>anor,amatr;eater entfprangen; fpater bloße
JJeinwanbftreifen, bie nidjt burdj Stammen aufgefteift von oben
bewegt würben, bi$ bie je$ige gorm bie allgemeine geworben
tfr. ©te tfr in fo fern bit je§t bie befte, alö ft'c bie größte
SRaumerfparniß unb Seid)ti$teit bei ber Serwanblung bietet,
clme beßwegen allen 5lnforberungen ju entfpredjen unb ge=
rabe tiefer 3weig beei 2)ecoration6n>efen6 ift nod) großer 23er=
befferungen fabjg. Um bie @.n befefrigen unb bewegen JU
tonnen, ft'nb fogenannte ©tänber unb G.nsSBagen (chaises
franj.) auf ben ©eiten ber 23üf)ne angebradjt. 2)ie ©tänber
flehen fefr, reiben bi& auf ben 23oben ber Unter = 9Dtafd)inerie
unb bienen baju, bie 23eleud)tung6breter, fo wie eine Seiter
anzubringen, an weldjer man bi$ jur ©bersSttafdjjinerie f)in=
aufzeigen fann. ^>in unb wieber ftnb bie ©tänber aber
ebenfalls beweglid) unb bie Settern reiben nur bie ju ben
©offttten (f. b.). 23or ben ©tänbern beftnben ft'd) nun min=
befrenS 4, i)öd)fren6 6 <£infd)nitte (Sandle) in bem ftußboben
ber 23üf)ne, bie wenigfrenö boypelt fo lang ft'nb, al£ bie größte
SBreite einer gemalten @. beträgt. 3n btefen Kanälen be=
wegt ft'cfj ein frarfes Jpoljgeftell auf 9täbern, bie tn ber Un=
ter s SJiafdnnerie angebvad)t ft'nb, unb nimmt in frarfe etferne
Jöafen bid>t über bem gußboben ber ©cene bie gemalten unb
auf einen £oljral)men befeftigten @.n (Flügel) auf, fo ba^
burd) ba6 2Jor = unb 3urü<ffd)ieben ber <£.n = 2Bagen bie 2)e=
ration oeränbert werben fann. 25ie ju einer Secoration ge=
hörigen glügel werben fämmtlid) auf bie correfponbirenben
SBagen ber G.n befefrtgt, fo ba^ j. 93. $lx. 1 in allen Gi.n
(Befängmß , 9tr. 2 in allen 3immer u. f. f. ift. JBerwanbelt
werben bie S.n entweber burd) 23or= unb 3urücffd)ieben \e-
ber einzelnen ober aller jufammen, üermtftelfr einer £rom=
mel (SEBinbejeug) in ber Untermafdjinerie. 2>tefe Trommel
nimmt bie ganje ©eite ber Sühne unter bem ^obtum ein
unb fann, wenn fämmtlidje (S.nsSBagen burd) Saue an ifjr
befefttgt ft'nb, burd) mehrmaligem Umbrefyen alle <§.n einer
<Beite gleichmäßig oerwanbeln. ftaft jebeö Sweater r>at biefe
23orrid)tung , aber feiten nur wirb ft'e angewenbet unb man
%iebt eö t>or, burd) Arbeiter jebe einzelne ß. t>or= ober jus
rüdfdjieben ju laffen. 3e breiter bie S. ift, je weiter fann
aud) ber 3wifd)enraum jwifdjen ifjnen fein unb bie engl.
SBüfjnen gef)en hierin am weiteften. Die erfte S. beö 25rurt>=
lane = Xfyeatexö f>at einen 3wifd)euraum uon 12 §uß. 3eben=
Coulisse 241
falle mup" ber 3taum jwifcben bem ©tänber einer (S. biö ju
bem erften SBagen ber barauf folgenben fo breit fein , baß"
alle SMeublees unb größere JRequift'ten bequem burdjgetragen
»werben fönnen. S)aö Qluffrellen unb Sefeftigen ber Süigel
an bie Sßagen gefd)ief)t gen>bh,nlid) frül) Borgens" j f)at ein
©tüd? inbefien mefyr SSerwanblungen al$ SBagen oort)anben
ft'nb, fo mup man bie 3n>ifAenacte mit ju ^ȟlfe nehmen.
J^in unb mieber ftnbet man fdjräg aufgehellte @.n, fo ba$
bie nad) ber 23üf)ne gefeftrte ©ette ft'ct) nad) ber £intergarbine
neigt, tnbeffen t>at biefe Slufftellung mandje Uebeljtdnbe, un=
ter benen bie Verengung beö 9taumeö ber bebeutenbfte tft.
2Ba£ bie SDialerei ber (S.n betrifft, fo muß biefe wie bei allen
ardntecfonifdjen 25ecorationen perfpectitufd) fein. 3n 3im=
mern Spüren ober genfter auf ben @. anjubringen, ifl nidjt
ratftfam, ba burd) bie meift,'beffenungead)tet notfymenbigen
prafticabfen Spüren unb genftcr ein ÜNipt>erl)älfni£ entfielt.
2Iu* Stteubleö fdieinen unpaffenb. dagegen follten einzelne
•Öaufer nie an 3S$alb = ober 23aum = @.n angelehnt werben,
fonbern immer in ber SOialerei nur bie §ortfe§ung ber (5.
fein. Seim 5lufjtellen ber §lügel f>at ber Secorateur barauf
ju fefjen , ba$ jeber einzelne in richtigem SSerfyaltnif ju ben
übrigen unb befonberö jur Jpintergarbine ftetytj benn, weidjt
er nur 1 3olI breit oon ber geraben tfinie ab, fo ift in @ä=
len, 3immern, fallen, überhaupt allen 23aulid)?eiten ba$ riaV
tige SSerfyältnifJ gefrört. 23et ^anoramatfyeatern werben bie
@.n=2Bdnbe beim 23ertvanbeln entweber hinter ba$ breite
^)rofcenium gefdjoben , ober jebe einzelne (L brefyt ft'd) auf
einem $)ioot unb fer>rt tljre ganje gladjc ber 23üt)ne ju.
£>iefe Ie^tere Slrt bürfte mit ber 3eit unftreitig bie allges
meine roerben unb oerbinbet bie 25orjüge ber gefdjloffenen
23üf)nen mit ber 23en?eglid)Beit ber jegigen <Ln. hinter benfeU
ben wirb otet 9taum gewonnen, ben man je£t nid)t fyat unb
alle jene Uebelftanbe, bie je£t f)inbernb auf bie jsarftellung,
einwirfen, (f. hinter ben CLn) roerben oermieben. SDie SEBagen
befreien ju biefem 3wecfe ntdt auc? ©ejtellen , fonbern aus"
einem einem einzigen ftarfen 33al!en, an meinem ber §lügel
fo befefhgt wirb, bap er feine ganje $'6t)e in ber SOtitte Durdjs
fdjneibet. 3n ber Unter ■■ 9Dtafd)inerie bret>t fid) biefer 23alf en
auf einem eifernen 3apfen. @d)iebt man ben 9Bagen bü?
jum dufjerften <£nbe beö banale! nad) ber 23üt>ne, fo Bann ein
bafjinter angeflellter Arbeiter ben ftlÜQel leid)t b,erumbref)en
unb fo gleid)seitig mit ben anbern §lügeln bie SBüfme fdjlie*
fen. Xi)üxen unb genfler ft'nb in biefen <£.\\ fo angebracht,
ba$ auf jeber eine «Raffte ftd) beftnbet unb beim Jperums
breljen bie ganje %i)üt ober bat §enfler ft'd) erfl jufammen=
fügt. 23ei 2Balb, ©arten, ©träfe u. f. w. bleiben bie d.n
in i^rer jefcigen Stellung cl>ne r)erumgebre^t ju »»erben unb
St>catcts£cnfon. IL 16
242 Coulissen, hinter den Coulon
nur n>o gefaMoffene 9tdume bargeftetlt werben feilen, wirb
bat herumtreten angeiuenbet. (L. s.)
Conlitsen, hinter den (Dec. 2Bef.), nennt man
ben ganzen JTlaum ^u beiben Seifen ber 23übne, r)tnfer ben
aufgehellten 25ecoration6fIügeln. (Eingeengt Don £ecoration$=
gegenftänben, bem Slmeublement, baö bei ber ÜBorfrellung ge=
braucbt wirb, ben JKequiftten, 2Irbeitern, (Somparfen, Wiener;
fcbaft, bat tae barfrellenbe ^erfonal oft faum *pia^, ft'dö» J"
bewegen. £tcr ftnb faft bei allen Söütynen große Uebelftdnbe
abjufcbaffen. 3undd)fr ber JRaum jmifcben ben (S.n. J&ter
Raufen ft'cb Arbeiter, bie 23ebienung ber ©djaufp., ©tatijren,
um t>on ber <Beite auf bie 33übne feben ju tonnen, fo bafj
bie auf; unb abtretenben ^erfonen gefyinbert »werben, ba6
«Publicum aber nid»t feiten einen neugierigen Äopf frbrenb
auf ber 23ül)ne erfdbeinen ficht. Den SRaum ganj frei ju
balten tfr unmöglid» , benn Arbeiter für Senuanbiung unb
S3eleucbtung, ©tatifren jum5luf= unb abtragen ber 9fleuble$,
muffen bort bereit ftefjen ; aber um ba$ SJorbrdngen ju t>er=
meiben, Iaffe man burd) einen bicfen Weifjen ©trieb auf bem
gufjboben, ber febrdg t>on bem yorbern (£nbe ber einen, bi$
3U bem Wintern (irnbe ber barauf folgenben (£. reicht, bie
©renje bejeiebnen, biß ju melcfeer bie bort ftebenben $)erfonen
»orgelten fennen, j. 23.:
i Conlisse
Strick
Bühne I^mmmmmh Coulisse
■■^■mbm Conlisse
gerner balte man barauf, bafj bie Gomparfen fo lange als
meglid) in ben ©arberoben bleiben, aueb gleicb nacb ibrer
Slnmefenbeit auf ber 23übne mieber babin jurücfgefübrt n>er=
ben , ober in einer fejten ©tellung georbnet binter ber £)e=
coration unter 2lufft'cbt bleiben. 25er 35ienerfa^aft, ben ©cbnei=
bem , grifeuren u- f- w- > weiU man n>o möglieb einen be=
flimmten ^jpiaf} jum 3ufeben an unb balte befonbers barauf,
ba$ ber enge SRaum b. b. (J.n nid)t baju benutzt merbe, £>e=
coratione = 23orrdtbe auf einanber gefdnditet, aufjuberoabren.
2>iefer 9Kifjbrau<b tfr in bem Slrtifel „23ranb ber £beater"
au6führlid)er befproeben. Ungemein frbrenb tfr eS für bie 2>ar=
freller jaufdien ben GF.n Seute freben ju feben, bie fpredjen,
efTen, tuobl gar ©trumpfe ftriefen, lefen u. f. n>. (L. S.)
Coulissenreisser (£edm.), in ber SEbcaferfpracbe
ein ©cbaufp. , ber burd» 23rüU*en unb JRafen ben 23eifall ber
unterften 3ufdbauerflaffe ju erringen fud>t.
Coui on (3ean ftxarisoie), geb. in £)eutf<blanb 17(34,
Coup de Theatre Couplet 243
ftarb alö erfler 9)rofef7or ber höheren £anj!unfl bei ber gro=
fjen Dper in »Paris. 3bm r>erbanfen Duport, Gilbert, XaQ-
lioni, Stnatole, Jpenrn, ©offelin, Softer, üemiere, Jpoguet
unb »tele anbere ihre ganje Sluebilbung, mehrere hunbert
meniger Berühmte Sanier nicht geregnet. <£r mar '20 3abre
lang ber berübmtefle Üanjlebrer ©uropa'S unb feit feinem
Stöbe ft'nb menige wahrhaft gute Sanier aus ber parifer
Schule hervorgegangen, ©einen Schülern mar er ein jmeiter
üßater unb aufrichtiger 5«"*^- ©tner feiner Söhne ifl erfler
Sdnjer abmecbfelnb in »Paris unb Sonbon. Grin anberer
SEanjlebrer am ^pUdnbifcfcen <£ofe. (H...t.)
Coup de Theatre (Stecbn.), £beater = @oup nennt
man jebe plö^licbe unoermutbete SJerdnberung , bit ber 3u=
flauer auS bem SJorbergegangenen nicht üorberfeben fonnte
unb bie auf überrafcbenbe 2Beife bie Situation, ober bie
DenfungSart einer banbelnben Perfon oerwanbelt. 3m mifj=
billigenben Sinne gebraucht man ba$ 2Bort, wenn bit plö$=
liebe 23eränberung jmar überrafcbt unb felbfl ergreift, aber
bei ruhiger Prüfung nicbt aus ber 9?atur ber (übaraftere
ober ber «Situation hervorgegangen J" fein fcbetnt. SBenn
Qortej im SXugenblicf ber auebrecbenben 23erfcbmörung plö£=
lieb aufruft: „Scb, bleibe hier," fo ifl bie6 ein Z. @. im
ebleren Sinne bes SBorteSj benn feine SGBirfung gibt augen=
blicflicb ber Situation eine anbere ©eflalt, bie inbeffen in ben
CEbarafteren ihre »ollflänbige 23egrünbung ft'nbet. ginbet ftcfe
aber in ber böcbflen 23ebrangnifj ein SnM mtt einigen 9Jtil=
lionen, woburcb alle ^inberniffe gehoben merben, fo ifl bie$
ein X. <5. ber gewöbnlicbflett ©attung. miß <5igentbümlicb=
feit ber bram. Dichtung überbauet, bie rafcbe (£ntwicflung
bes langfam gefcbürjten «ftnotens möglicbfl überrafdjenb ein=
treten ju laffen, ifl ber £. <£. ein mefentlich notbmenbiges
Mittel für bie SBirfung auf ben Sufcbauer. SSringt ba6
Spiel beS Scbaufp.S unmotioirt burch bie Dichtung einen
£. <S. hervor , fo ifl ein folcber fafl immer tabelnSwertb.
Daju fann man jene rbetorifcben Äunflflücfcben beS fallen-
laffenS unb beS drbebenS ber Stimme, mo es nicht nötbig,
bee $inflürjenS auf ben 23oben nach langen SEiraben, bie
überlangen Raufen u. f. m. rechnen, beren ftcb bie fogenann=
ten ^Routiniers fo gern bebienen. (L. S.)
Coupe (Sanjfcbritt). Stile @.S merben nur auf einem
^ufle gemacht, bie demi-c.s aber auf beiben. (£s gibt (5. oben,
unten, rechte, vorne, hinten unb boppelt. SebeS Söienuett j. 23.
beginnt mit einem demi-c. (H . . . t.)
Couplet (ÜDcuftf) , bie franj. profobie einer Stropbc
in ber beirmt, fangbaren Dichtung. Das 23aube»ille beficht
»orjug^meife aus (£.6, beren befonbere ©igenthümlidbEeit ce
ifl, in bem legten ober ben beiben legten Werfen bie feinte
16*
244 Courante Cousser
ju enthalten. Die 2Bieberr)olung biefer ©djlujjweife bilbet
ben Sftefrain, ber entweber twn bem ©ingenben felbfr, ober
oon benen wieberholt wirb, bie auf ber ©cene anwefenb ft'nb.
35er Vortrag ber S.ö ift in granfreid) ganj eigener 2lrt : 35a
jebem ©djaufp. ohne Unterfdneb , bie Aufgabe wirb , ba$ d.
ju fingen, fo Reifen ftd) bie ©fimmlofen burd) cabencirteö
Sprechen, mäbrenb ba$ Orcbefter bie SWelobie fpielt. 35ie$
nennt bie franj. SEbeaterfpradje tailler le e. SBirb bie Pointe
ftarf hervorgehoben , waö befonbertf in patriottfeben ober pa=
tbettfaVn Sauoilleö (f. Comedie vaiidevüie) ber 5all ifr, fo
fyeift bieg lancer le c. 3n 35eutfd)lanb würbe baei 9)ublir"um
baä ©ingen eine! <S.$ ohne alle Stimme nid)t ertragen, unb
bieg ift ber ©runb, warum baö 2?aubetnü"e ftd) nie fjeimifd»
auf ber beutfdjen üßübne füllen wirb. (L. S.)
Courante (Sanjf.) ©in altfranj. £anj, ber juerft
am -£>ofe Submtgö XIV. befannt geworben unb ftd) gewöhn^
Iid) bem 23ranle (f. b.) anfdjlof . 35ie ^Bewegung biefees £an=
jeö war ernft, gehalten unb gefdbmetbig. 9iod> je$t f)at ftcb,
bie Erinnerung an bie <§. in ber ^Benennung einiger Sanj=
fdjritte erhalten, bie man mit bem tarnen tems de c. be-
Seidmet. (H...t.)
Courierpeitsehe (Sftequif.), eine fer)r lange, breite,
geflochtene $peitfcbe mit ganj furjem ©fiele; ft'e ift eben fo
wie bie
Courierstiefel (©arber.), große, unförmliche, bicf=
aufgefüllte unb einem gaffe faft ähnliche ©tiefein , gdnjlicb,
»eraltetj nur in ben älteften ihtftfptelcn fommen biefe ©es
genftanbe nod) t>or. (B.)
Couronne de la reine (©arber.), eine altmobi=
fdje Äopfbebetfung für 35amen twrnefymen ©tanbeöj bie §orm
war ein SDiittelbing jwtfdjen Ärone unb Durban, ©ie würbe
au£ rott)en Ärepp = unb weisen Sltlaeftreifen jufammen ge=
fe$t, an ber <Seite mit 23anbfcbleifen ober Gebern gejiert unb
ganj oben war ein ©dreier baran befeftigt, ber hinten fjerabs
wallte. (B.)
Courtine (SEedm.), protMnjielle ^Benennung beö 2?ors
banget ober ber hintern 35ecoration.
Courtisan (Stjeaterw.). 2llö bie SKeuberin 1740 ben
beutfdjen ^»anöwurft begraben fyatte, »erfroeb er ftd) in bie
Wlash be£ @. , 23ernarbon u. f. w. Wlit oerdnbertem 91a=
men unb *pritfd>e blieb er bennod) , tvaö er früher war unb
bie niebrigen <&t>ä$e unb ©emeinf>eiten nahmen nidjt ab.
@d>ud) unb Elenbfor)n waren ju ifyrer 3ett berühmte @.s
SJergl. J£>anöwurfr unb Dteuberin. (L. S.)
Courtoisie (franj.), ein fetneö , böfltdbeä ^Benehmen,
früher befonberö bat ritterlidje SSenebmen gegen bie 35amen.
Cousser (3 ob,, ©igi$munb), geb. ju ^refburg 10.37,
Couty Cox 24»
erlieft feine erfre Silbung r*on feinem 2?ater, ber alö Ganter
unb (Jomponift nicht unbefannt war, führte bann ein 2Ban=
berieten, wobei er an mehreren Jöbfen al$ (Japellmeifber
fungirre; 1093 — 1097 roar er al$ folcfyer in Hamburg unb
braute hier bie Opern: Gfrinbo, ^oru6, ^bramue u. SEbisbe,
©cipio Slfricanuö u. 3afon auf bie Sühne, bie auch auf an=
bern beutfeben £beatern großen 23eifall fanben. Spater ging
(L nach (Snglanb unb Srlanb, wo er aueb 1727 als f. 6a=
pellmeifrer fiarb. (3.)
Couty (£anjf\). Sllter franj. £anj, ben ^c'court (f. b.)
erfunben.
Covent- Garden (Royal Theater), eines; ber beiben
großen Übeater in Sonbon (f. b.).
Cowley, 1) (fpr. Aula, 21 br ab am), geb. 1018, madfjte
febon im 10. 3abre poet- Serfucbe unb febrieb noch oor feinen
Unioerfitätßjahren ein Cufrfpiel: £as Sfiebesrätbfel. 2116 eifs
riger 9topalift warb er »on Sromwell oertrieben, ging nadj
granfreieb, !am fpäter mieber nach ©nglanb, wo aber feine
bem Äönige geleiteten £>ienfre oon biefem nicht gebührenb
belohnt würben. ©r fiarb 1007. <£. fchrieb »ortrefflic^c
Plegien, 23allaben unb Oben unb wirb beßbalb in fetner
©rabfajrift ber engl. ^inbar, glaccu^ ,unb 9)iaro genannt.
2) (Slnna), geb. 1743 ju Sfoerton in ber ©raffebaft 2>e=
»onfhire , erhielt jwar eine treffliche Crrjiebung , ließ aber
in ihrer 3ugenb niemals bidjterifcbe ^äbigfeiten sermutben.
©dwn 33 Sabre alt unb eerheirathet, warb ft'e t>on ber
SBorfrellung eines beifällig aufgenommenen <£tüde$ fo hin=
geriffen, ba$ fte, wie Gorreggio, §u ihrem ©atten fagte: 2lud)
ich bin eine 25icbterin! 2Birflicb hatte ft'e am SDIorgen beö
nädjfren £age$ ben 1. 2lct eines ihrer befren Cufrfpiele unb
in 14 Sagen ba$ ganje ©tüa? oollenbet. £ie 3abl ihrer
fcram. arbeiten beläuft ftcb auf 11, unter benen folgenbe r>or=
jüglicbe 2lnerfennung oerbienen: The Runawar, ihr 1. Stücf j
Albine, ein Srauerfp.; the School for grey beards ; the town
before jou, le desiin de Sparte, 2rauerfp.; unb nn jour eu
Torquie. <£ie fchrieb auch nocf> 3 epifebe unb mehrere flei=
nere ©ebiebte unb frarb 1S09 ju £ioerton. (R. S.)
Cox (Stöbert), engl. Scbaufp., jur 3eit AarlS I.
unb (ÜEromwellS. 35urcb bie wilbbewegte Seit außer 23rot ge=
gebracht, fuebte er ftcb burdj eine eigene ©attung bram. Uns
terhaltung, fogenannte 2)rollS, ju ernähren. SDiefe befranben
aus lofe aneinanber gereihten fem. <2cenen, in benen <ü>. felbfi
bie Hauptrolle fpielte unb ftcb baburch in ben fleineren &täb:
ten fowobl, als auch auf ben Unioerft'täten unb in Sonbon
beliebt machte. 23on ber großen 9)Jenge biefer £)rells haben
ftcb 1 1 im 25ru<f erhalten. <£r ftarb jiemlicb wohlhobenb jur
Seit ber 2Bieberberfrellung beö Äönigthumö. (L.)
246 Cracotiaquc Crebillon
Craooviaque (Sana?.), &in bem Sftajuref atynlicber
polnifdjer Ütationaltanj, ausgejeidmet burd) bie 3tafct»f)cit fei=
ncr SSemegungen, bie ficfe bi& jur 2Öilbbeit ftcigert. £>aö
börbare Sluffdjlagen ber «öaden ift bei biefem rote bei allen
flamifdjen iHatienaltänjen J^auptbebingung. (H . . . t.)
Cramoliiii (fiu.bmig), ein Stenorift, ber in ben
legten Rubren auf ber jBübne erfdnen unb fd^nell eine un=
getubfonltcbe 23ebeutung gewann, über beffen fiebenäumftanbe
mir aber leiber feine nähern 9Zadiria)ten fyaben. 2Jon üffiien
auß mürbe fein ÜRame juerft mit 3Iuesjetdmung genannt ; »or
ungefähr 2 3ab,ren gaftirte er auf mehreren ^^eatern mit
5luöjeidinung u. a. aud) in Sßraunfdjweig , wo er in $olge
beffen engagirt würbe. SBegen ungenügenber 23efd)aftigung
i)at er im ©e»t. 1839 Sraunfdnveig »erlaffen unb am Jpof=
rtyeater ju 23erlin mit großem 23eifaü* gaftirt. <£. ift einer
ber tücfytigften 2)arfteller für bie (Sonoerfationöoper. ©eine
©timme ift nidjt ftarf unb umfangreid) , aber angenehm
unb t>on funftgered)tem Sortrage unterftü£t. ©ein SEalent
alö £>arfteller aber ift eö befonber^, wa& il>m bie 2lufmerf=
famfett unb Slnerfennung be$ ^Publifumö gewinnt unb £ei=
ftungen , wie §ra £>iat>olo , SDtaurer , ^oftillon u. f. tu. , bürf=
ten in £>eutfd)lanb faum beffer al$ t>on £. gefeben mers
ben. (L. D.)
Cratlnus. Qriner ber »orjüglidjften T>id)tex ber alten
(Somöbie, (f. a. 23üf)ne u. (Somöbie), geb. 573 t». €f)r. <Sv
mar einer ber bebeutenbften Nebenbuhler beei 9lriftopbane$
(f. b.), über ben er mehrmals ben $prei$ baoon trug; btefer
»erfpof tete i^n bitter in ben „Demagogen" unb €., ba=
mals bereite 97 3at)re alt, oertbeibigte ft'd» in ber „2Bein=
flafdje" mit fo fprubelnbem 2Bige unb ^»urnor, ba$ baä £uft=
fpiel ben tyxeiö erhielt. (L ftarb ju Slnfang bees pelopon=
neft'fdjen «Krieget. 3Jon feinen ©tücfen ftnb nur £itel unb
Fragmente von 40 (Jomöbien übrig, bie©rotiues unb Jper =
tel: gried). ©djaufpiele, $)ari$ 1G26, anführen. (W. G.)
Cravatte (©arber.), fo o. w. «öalebinbe.
Crebillon ($)roöper golüot be), geb. ju 25ijon
1674 unb ju bem ©tubium ber JKedjtemiffenfcbaft beftimmt,
mibmete ft'd) halb gänjlid) bem Xfjeater , unb erlangte, nadj
mecbfelttollen Sebeneoerbaltniffen , ba$ er oon einer, Voltaire
fetnblid) geft'nnten Partei auf eine 4>öbe bee SRubmS erhoben
mürbe, bie feinen Jafagfeiten unb Seiftungen ntd)t angemefs
fen mar. Snsbefonbere maren eö feine gried). ©toffe beban=
belnben£rauerfpiele: Idomenee(170i>), Atr6e etThyeste(1707),
Eiectre (1709) unb üorjüglidj ber 30mal nadj einanber auf=
geführte Rhadamiste (1711) , meldje ibm befonbern 23eifall er=
marben, mojtt ber SWangel befferer neuer ©tüd*e, nad) 9laci=
Crelinger 247
ne'S £obe, nidjt wenig mitivixtte. 2Benn ir)m _aud) jum
großen SEf>eiI bram. ©inftcfjt unb einiger poetifcfyer ©inn nidt)t
abjufpreajen tfr, fo gibt boa? feine ifladjldfjtgfeit ber Jorm
fdjon ben franj., it)n oft mit JRacine unb Corneille ju paral=
leliftren geneigten, Äritifern 2lnfrop; woju nocfr, bie unter
rtjetorifdjer Ueberlabung oerfredfte S9iattig!eit unb ber SSttangel
an ©rftnbung funjutritt. ©eine geringe 23ebeutung tfl aua>
in ber neueften Seit burd» fein fajt gdnjlidjeö 23erfd)Wtnben
»on ben ^Repertoires ber franj. für >Jtationalrut)m fefyr be=
forgten Sühnen beseitigt worben. <2rr fr. 1762 unb erhielt
»on Subwig XV. ein 2)enfmal in ber Äirdje ©t. ©eroaiS.
<ÜF. wirb oon ben 5™«J. J" *>«» (Slafftfern geregnet; feine
2Berfe erfdjienen ju 2>ariS 1750, 17.37, 1759, 1772, 1785,
179ü unb 1812. (Schletter.)
Crelinger (2lugufie, t>ermdf)lt gewefene ©tidj, geb.
2>üring)*, geb. ju 23erlin 1795. 23et>or wir auf eine nähere
(StjarafterifriE unb SSürbigung beS fünftlertftfjen 2Bertt)S ber=
felben eingebn, wollen wir bie Umriffe ir)reö nid)t unmer!=
würbigen Lebenslaufs jeidmen. ©djon früt) entwickelte ftdj
in it>r ber £>rang, ftd? ber 23ür)ne ju wibmen. 3rren wir
nidjt, fo war es bie §ür|tin £arbenberg, beren Grmpfefylung
fte juerft bem Sweater in 23erlin, bamalS unter ber Seitung
Sfflanb'S, jufütjrte. Sfflanb, auf ben bie vorteilhafte @e=
fralt beS fdjlanfen, fjoctj gewarfjfenen 9D?dbd)enS mit ben eblen
3ügen unb feurigen 2tugen fogleid) ben günfrtgfren Grtttbrud?
madjen muffe, befajlof auf ber ©teile eine Prüfung an^u=
freuen. (?r füt)rte bie junge 5Ro»ije in einen ju folgen Bwecfen
befrimmten ©aal unb lief ft'e einige ©teilen aus Collen, für
weldbe fte ftd) vorbereitet t)atte , tfjeilS lefen , tt)eilS recitiren.
SUtit einem »or Jreube leud)tenben 2luge fet)rte er in bie
SSerfammlung feiner 2lmtsgenoffen unb @et)ülfen jurücf, unb
»erfünbete laut, er t)abe ben feltenjren §tmb feines ÖebenS:
ein t)öd)fr auSgejeidjneS Talent entbeeft. Die ^ot^e let)rte,
ba$ ber üennerblid! beS berühmten SCRanneS tön nidit ge=
tdufdjt t)atte. GrS würbe fogleid) befdtloffen , 2t. 2>ürtng,
einen erften SSerfud) ilireS Talents auf ber 23ü(:ne 23erlinS,
bamalS nod) iRationals&ljeater genannt, wagen ju laffen.
©o trat fte benn am 4. 9)lai 1812 junt erfren iDtale in 3fF5
lanb'S ^»agejroljen als 9Rargaretf)e auf unb ber GE'rfolg
war burd)auS günflig. 2tllein bamalS fjatte ftd) nod) nid)t
jener ^tvinbel bes (Jntt)uftaSmuei oerbreitet, ber je£t bie
SDfenge fofort ergreift, wenn ein junges SDidbdjen »on ange=
net)mem 2teufern ftd) auf ber 23üt)ne jeigt; überbieS war
man in 23erlin an bie fyödjfren Ceifrungen gewöhnt, benn 1812
ftanben bie 23ett)mann unb Sfflanb nod) in ber »ollflen 23lütf>e
iljreS Talents unb §led war erft feit 8 3at)ren burd) ben
%ob mitten auö ber glänjenbften •%exxüa)hit feines Eünftle=
248 Crclinger
rifcf>en SÖirfenS binweggeriffen. 35aber barf eS uns ni#t
wunbern , wenn bie Jtritie jener Sage über biefe tt>irtltc^ fo
oebeufenbe Erfdjeinung in einem ganj anbern £one fvridjt,
als wir, bem beut gültigen SDfaaffrabe jufolge, glauben folls
ten. Einer ber urtbeilefäbigfren unb »artetlofejren Aritifer,
welcher fein 42lmt mit einer feltenen Reinheit unb Einfielt in
bas SUefen ber «ftunfr geübt, ber 1838 im 80. 3ahre verftors
Jene «Prof. Gotel, brücft ftch, folgenbermaßen über baS erfre
2>ebut ber je$t fo berühmten «Rünfrlerin auS: — — „SDodj
id) eile ber neuen Erfcbeinung mit 2ob unb Ermunterung jtt
gebenden. 25em. £)üring betrat mit ber Stolle ber Sttargas
retbe 3um erfren 5DlaIc bie 23ür)ne, unb jeigte uns bas natür=
liebe, gefühlvolle , idrtlicfje , banfbare l'anbmäbcben. 3u ge=
Wiffen SEönen unb 2ßenbungen gab f:a> tf>r Organ willig unb
$>crtr>etlr)aft f>tn ; ju anbern weniger. 2Me Älagejt würben
einige mal weinerlich ; eine nicht leidet ju umfcbiffenbe Silippe
für 2lnfanger. !£aS ©viel war unbefangen, ungezwungen,
ohne 2lngft unb Slnmaßung, nichts Erlerntes, nichts ©e=
borgtet, SlUeS lieb unb leidet. Es wäre ©cbabe, wenn 9ln=
lagen, wie biefe, ungeübt, unentwickelt bleiben foüten." —
2)iefer bamalS fo vernünftigen Meinung beS ^ubliFumö unb
ber Rxitit verbanft eS unfere Äünfrlerin gewif großenteils
mit, ba$ fte fo etwas Sludge jeicbneteS geworben unb ftdfc)
nunmehr über ein 2?ierteljar)rr>. in ber ©unfl beS *Publi?ümS
erbalten bat. 91. £>üring ging Schritt vor ©abritt, aber
ft'cber vorwärts. Eine ber näcbfren ausgezeichneten Stollen,
bei welcher bie Statur fte befonberS begünfrigte, war bie
Jungfrau von Orleans. 2lucb hier blatte fte einen gfücf=
liefen Erfolg, ber um fo febwiertger ju erreichen war, als
fte mit ausgezeichneten Nebenbuhlerinnen auS ber 23lütfKjeit
beS SlbeaterS, bie frifch in ber Erinnerung beS ^ublifumS
lebten, ju fämvfen l)atte, worunter befonberS 25em. 23 ecf
genannt werben muß. Nur bureb bie gewaltfame 3erarbet*
tung ber 2?ervuvvungSbülle, gewinnt ber «Schmetterling bit
elafhfcbe Äraft feiner glänjenben f^Iiigel j fo erhob ftch audh
nnfrer Äünftlerin Araft unb ©eniuS von biefen Schwierig*
feiten. Nach, bem £obe ber 23etbmann trat fte großenteils
in fcaS $ad) berfelben. Nach 3fFlanb'S £obe übernahm ber
©raf 25rüt)l bekanntlich bie Leitung ber ^Berliner 23übne; auch
er pflegte baS feböne Talent mit befonberer 23egünfrtgung.
1817 verheiratete ftch 21. 2>üring mit bem in feinem ftaä>
gewanbten Scbaufp. Sticf), unb unter biefem Namen gewann
fte bauptfäcblicb bie fiorbeerEränje ihres StubmS. 35ie Ehe
würbe bureb eine unglückliche Eatafrropbe erfebüttert. 25er
junge ©raf 23lüch,er fefnen ber fchönen Äünfrlerin größere
Slufmerffamfeit ju wibmen , als bie eiferfücbtige Hebe ihres
©atten bulben ju bürfen glaubte. Eines 2lbenbS, wo ber
Crelinger 249
Severe int Xfyeatev befdjäftigt ift, brängt ftdi ihm bie be*
feigere 23ermutbung auf, er werbe ben jungen Sfjtjier in
feinem Jpaufe antreffen. 3n ben SDiantel gebullt, eilt er
untjermurf)et babin , ftnbet ir)n wirflid) , geratb in ben fyef=
tigften 3wifr mit ibnt , unb wirb burd) einige 35eld)fridje , bie
tbm ber ©egner perfekt, gefaf>rltcf> oerwunbet. £bwobl r-on
tiefer 2?erwunbung wieber genefen , • frarb er bod) furje 3eit
«aebber, wabrfdjeinlidj in entfernterer §olge berfelben. Eö
ifr niebt unfre ®acbe, über ©djulb ober Unfcbulb ber Jtünfr«
lerin an biefem unglücflicben Vorfall ju entfdjeiben. 3eben=
falle! bat fte febwer unb tief babei gelitten, unb eö gelang
tf>r nur mit 9)?übe, ftd) baä ^Jublifum wieber geneigt ju
macben. 25od) fdjien es, ale t)abe baö tragifdje Sebenöereigs
nifj ibre tragifdje Äunft ju einer f>ör)erert Entfaltung geflei«
gert, benn in biefer wud>s fte fortbauernb. Einige Sabre
fpärer oerbanb fte ft'di in jweiter <&i)t mit bem älteflen ©obn
bes 23anquier GErelinger in 23erlin, eine Ebe, bie in tbrem
Seginn gleidjfalle nid)t oon ben günftigften Slufpicien beglücft
war , ba fte einesteils , Wie man fagt , bem SBunfd) ber
Sleltern bes jungen SWanneß entgegen war, anbrerfeits gerabc
in biefen 3eitpunft, ber burd) bie grofe ^»anbelefriftö »ort
1823 üeranlafke 23an£erott feinet, für einen ber reid)frett
Äaufleute SBerltnö geltenben SSaterß, unb ber ganj plöfclidje,
burd) bie äuferfre iNeroenaufregungen oerantaßte Xob feiner
Sftutter ft'el. Snjwifdien fyat biefe Ebe ben glücflidjfren $ott=
gang Qei)abt unb beftebt nod) je£t. 3wifd>en biefen, bie
$>erfon ber Äünfllerin junadbjr betreffenben Ereignen,
ftelen aud) mebrere äitfjerlidje, bie mefyx Sejug auf ibre
Äunft bitten, alö: eine grofe Steife nad) ^ariö jum ©tu=
bium ber bortigen Sbeaterwelt unb oiele Äunftreifen nad)
allen bebeutenben ©tabten 25eutfdjlanbö, ja aud) nad) Meters*
bürg. Unter biefen war bie bebeutungewollfre ber 2lufent=
balt ber Äünfrlerin in 2Bien, wo fte rubmooll mit 2 mäd)=
tigen Stebenbublertnnen fampfte, ber ©ebröber unb ber
liebenöwürbigen ©opb'e fOtüller. — Enblidj ifl baß 3abr
1834 ttod) als ein merBwürbigeß ibree £ünfHerifd)en fiebens
ju bejeidjnen, inbem in bemfelben 2 ibrer SEödter, 23 er tt^a
unb Elara <&ti<bt mit ben anmutbigften (Baben für bie
23übne auögefrattet unb burd) bie forgfältigfre ©d>ule ber
SDiutter^berangejogen , mit feltenem ©lütf bie ÜÖübne betra«
ten. ©ie bebutirten aus einer jener llnbegreiflid)feiten in
unferer S£beateroerwaItung auf bem SEbeater ber «Rönigs=
frabt, würben aber halb auf bem rönigl. S£beater enga=
girt, unb bilben nod) je^t e,ine 3ierbe unb widjtige ©tü^e
beffelben für bie Stollen jugenblicber Siebbaberinnen jeber 2lrt,
im Trauer = , ©d>au = unb Cufrfpiel. — ©oweit bie man=
nigfaaj bewegte, intereffante Saufbabn biefer Äünfrlerin. gür
2uO Crelinger
tbre inneren ©ntmitfelungögefüble muffen wir unö bier mit
einer <£bara?teriftif ber £auptjüge befcbranfen. 21. £>ürtng
— ©rief) — (j. — bie Tanten be^eiebnen eben fo öiele
©tufen tf>rce> ÄünfHerlebenö , bie ft'cb gwar bei ben Ueber=
gangen einigermaßen in einanber oerfcbmoljen baben, jeboeb
immer nod) wefentlicb genug trennen. £>er erften fürjeften
9)ertobe it>reö 2Birfene gehörten bie ganj jugenblicben JRollen
an, wie: SDiargaretbe , Grmilie ©alotri, 3ulie, SEf>efIa u.
f. w. 3m Anfang oerfebafften öor^üglicb tt)re @d)önr)eit unb
*Haturgaben : ©eftalt, ©eft'cbt, dienen ibr ©eltung. 2Bäb=
renb biefe eine twn 3abr ju 3abr fteigenbc fünftlerifcbe Grnt=
wicfelung erfabren foltten unb ber £ob ber 23etbmann tfjr
ein weiteres %elb eröffnete, gefeilten ft'cb einige anbere, febon
mebr in bas ^rauengebiet überfpielenbe holten btnju , als :
Sftaria «Stuart , SDJinna t>on 23arnbelm u. f. w. £>iee modjte
bie glüdlicbfte sPeriobe für bie (£r folge ber Äünfrlerin ge=
wefen fein, ibre Äunfr felbft bat ft'cb fpater wobl noeb böber
gefteigert, als 2?orftellungen wie ©appbo, 2)bäbra, 3t>bi=
genia , ©räfin SEerjfi , ©raftn Crft'na unb oiele bifrorifebe
(Sbaraftere in 9iau\>ad)'6 £rauerfpielen bem Äreiö ibrer 2üir?=
famfeit eine ungleicb größere Sftannigfaltigfeit gaben, inbem
fte nur wenige oon ben jttgenblicbfren Collen aufzugeben ftd)
veranlaßt füblen burfte, ba fte aud» in biefen bureb tbre über=.
legene Äunft unb SEbeafergewanbtbeit oft reieblicb erfe^te,
tvas bie 3abre tbr allenfalls geraubt baben motten. ©o
mar 2t. SDüring bie angenebmfte (£ r f cb ei n u ng , 2t.
©ttd) bie gefeiertfte ÄünfHerin, 2t. CFrelinger bie
größte. 2Jerfud>en wir je0t aueb ein 2ßort über ibren
©tanbpunft in ber Jtunft felbfh 2)ie ibr twn ber 9?afur oer=
Iiebenen ©aben ffnb ber fettenften 2lrt: <£ine herotfebe
unb bod) ber 2lnmutb feinegwegeö entbebrenbe ©efralt, eble,
aue-brucfsöelle 3üge, ein tönenbeg, fraftuolleö , ja maebtigeä
unb bennorf) in alten ©cbaftirungen biegfameö Crgan. 2lu
^leiß unb ernftlicbfrem ©rubrum bat fte es niemals feblen
taffen. ©owobl ben ptafrifcfjeri alö ben rbetorifeben £beil
tfyrer Jtunfr t)at fte bebarrltcb unb mit (ürinft'cbt geübt, was
beut ju £age bie 2>arfrellerinnen nur alljufebr uernacblafft=
gen. £aber tyat fte ft'cb jene antife ©cbönbeit ber Stellungen
ju eigen gemaebt , ofyne bie eine wabrbaft tragifebe 2)arfrel=
tung unmeglicb ift, unb in ber 2luebitbung ibreö Organe?,
in ber wobllaufenben 23ebanbtung ber ©pradje , in ber fein=
ften Sorgfalt ber ^ronunciation, tbut es ir)r feine ber jeijt
tebenben jlünfrlerinen gleicb ; jumal weif fte alte biefe (5igen=
fajaften im böebfren ÜJZaafe geltenb ju macben, wo es eine
rubjge, befonnene, im leifen SBeüenfcblag fertfltcf enbe ©nt=
wicfelung ber ©eelenjujrdnbe gilt. J)ieö maebt bie 3pbtgenia
»on ©oet^e ju einer ibrer größten unb felbft oon ifyren @eg=
Crelinger 251
nern, an benen eä aucb, txid>t fe&It, ftocbgefrellten SRoüe.
SHiemanb in iDeutfcfylanb, meber be6 männlichen, nocb, be6 metb=
lieben barftellenben Sperfonalö, oermag biefen in eblem anmuttys
»ollem 2?erf)ältniß ber antifen 9!Harmorbilbungen meiftertyaft
geformten goetbifcben 2?er6 fo feinem Q^arafter gemäß , fo
grtecfjtfdE) , fo ibeal ju füreeben. Sbre ©rjähjung oon bem
©cbicffal ber SEantaliben tfl ein üDcetfrerftüct6 erfrer ©artung,
unb märe fte überall fo groß, fo fünftlerifdj rein roie Ijier,
fo mürben mir fte unbebingt ju ben Grrfcbeinungen erften
2Rangee auf ber 25üf)ne jaulen , bie, mie glecf , ©gröber,
bie Seemann, neben unfere großen SDia^ter jeneä 3eit=
altere ju frellen märe. SlUein fte fällt oon tiefer reinen
J&ör>e tyerab in ber £>arftellung ber Seibenfcfyaft, unb nid>t
bloö meil biefe im ©anjen eine ©tufe tiefer in ber ©cfeöns
fyeit frebt, alö bie 9?uf)e*), fonbern überhaupt, tiefer SDtans
gel erftrecft ft'd) fafr nacb allen 9Üdf)tungen ber aufgeregten
(£mpft'nbungen, alö ber füf en ,3ärtlid)?eit, be£ heftigen Hebest
auäbrucfes, be& 3ornö unb ^»affeö. lieberall pflegt bie &ünf>
lerin f>ter einen <&d>xitt über ba& 9Jlaa$ be$ Siebten ju tf)un,
um barum eben einen ©cferitt hinter bem 3iel be$ ©djönen
äurücfjubleiben. «Sie oerfällt f)ier nicfyt feiten in Spanier,
trägt mit ju grellen färben auf, begebt ben gebier, burcf)
eine ju gehäufte SJcenge oon SDiitteln bk 2Bir?ung erzeugen
ju mollen. ©3 ift ung ni<t)t unbefannt, ba$ r)äuftg bk 9)cei=
nung auögefprorfien morben, gerabe in leibenfdjaftlid)en 2>ars
Stellungen fei bk Aünftlerin am größten (ogl. j. 23. <£ont>.=
Cericon ber n. 3.) , allein bk &xitit bleibt f>ier eben fo eine
Stufe unter bem , ma3 fte fein foll , mie bk Jtunfr , unb
fe$t ffcb nur in$ Niveau mit bem SSeifalt ber 9Kenge, bei
ber gleichfalls bk raufebenbften Effecte, bk brennenbften ftax*
ben bk größte SBirfung tb,un. lim 23eifpielömeife ju oerfaf)=
ren , fo mar unß bie berüfjmtefte ©cene in ber berühmten
Stolle ber Suite (JHomeo) unferer «Künfrlerin, ba$ ©efpräcb,
mit bem ©eliebten im SDconbenfcfyein, niemals ganj genügenb.
3b« ju gefugte ©üßigfeit gab uns biefee ©lernend ju viel
unb naftm baburd) einen manierirten ^til unb eine gemiffe
Äofetterie an, melcbe bem <£barafter feinen fjeiligften 9ln=
baueb, ben ber unfcfculbigften Statur entnntfelung ber ©efüf)le
raubte. Slnberer 2lrt mar ein jmeiter gebier in tiefer Siolle,
bie 25arftellttng be6 ©cf^auer^ oor ben möglieben ©ebreefen
*) ,3" ftc&cn fdjcint, fotltcn mir fagen ; beim für bie Uar:
fiel hing ift bie 9tufga6c, tetä (eibcttfd)aft(ia)c »Secfcnbitt ju gcidjncn,
fefiroieriger, intern c6 tabei ja eben barauf aiifommt, in tiefen auf*
getürmten (Stoff bat fiinfr(crifd)c SWaafi, tic f ii nfttcrifcl;c 9vtif)c
jii bringen tmt ii^n babiud) über tic rof>c 3iaturfraft gu ergeben.
262 Crelinper
beS €rwadjen£ in ber ©rabeöböble. *€>ter blieb ba& (Effects
bilb an ficfy ein SJcetfterwer? barfrellenber 2Jirtuofität , nur
pcrlie^ eö bas Sunframent te» (Jbarafters unb lief eine
^}f)äbra ober Wlebea t>orauöfe#en, weil nur btefe ifjr (£nts
fe#en auf foldbe 2lrt entwickelt haben würben. SJcan flieht,
baf auch fjier ein Ueberfdjreiten beö Sücaafi ee in ber i'eibens
fcbaftebarftellung jumÖrunbe liegt, obwohl e$ nur ein Ueber=
(breiten in ben ©renjen, nicht eins an ftcb war. 2(lö 9)lebea
würbe bie «RünfHerin aber in einer ähnlichen Aufgabe oiel=
leicht noch weiter gegangen fein unb bann baß ©renjge&iet
ber Äunfr felbft t>erle§t haben, wie jupor nach ber <§eite bei
Sieblicften unb ©üfen in ber JTtolIe ber 3ulie. ~£>ie$ eine
SBeifpiel biene ftatt oieler. ©erietb unfere auögejeicbnete
SDarfrellerin aber einmal auf biefen 3rrmeg , fo empfanb ftcb
bie? auch nicht feiten in ber SBirfung auf ihre äußerlichen
SWittel. £>ie überangeftrengte ©fimme oerlor bie Wladit,
erhielt nach UmjTänben einen fcbarfen ober beiferen 23eifa$,
bie SDcimiE artete ebenfalls aug, unb büfte burcb, ©ewalt»
famfeit an 2öürbe unb pajfenbem 2lu6bruct ein. 9cur in ber
$Mafti£ blieb bie «Künftlerin immer »ollenber. Uebrigenö
muffen wir tt>r baß 3eugnif geben, ba$ biefer generelle §eb=
ler tm üauf ber ßafyre abgenommen hat. SBenigfreng liegt
für uns barin ein £auptgrunb, ft'e je£t für ungleich ent«
Wicfelter unb Pollenbeter ju galten, al6 in ber ■ieit ihrer
allerbings größeren Erfolge. 3um 23efcbluf biefee Slrtifelö
mögen hier einige ber größten 25arfreü*ungen ber Äünfllerin
auö ihren Derfcbiebenen iiebeneperioben namhaft gemacht wer=
ben. 9lu$ ber erflen: SDiargaretbe in ben Jpagefroljen ,
bie Jungfrau t>on Orleans, SEbefla, Seatrice,
Qmilie ©alo"tti, 'Osulie, ephelia, Diele anmutbige
Stollen in untergegangenen ©dbau = unb Sujrfpielen. 2luö
ber ^weiten: SDcaria «Stuart, Slbelbeib in ©ö$ oon
23erlid)ingen , ©räftn SEerjfi, ©appho, 23ertba in ber
Slbnfrau , (£loire in ber ©cbulb , ©emiramis in Staus
paaVs Tochter ber £uft, ©räftn Olga in 3ftbor unb Olga
u. f. w. 2lu$ ber britten, b. b. »ollenbetjlen: Sabn
SJcacbeth, 3fabelle tn ber 23raut Don SQiefftna, $Pb«* =
bra, Jabn SWilforb, bie Königin ©ibnlla in JHaupadj'e?
•öeinrid) vr. , picle anbere ^iflcrifct»e CSbaraftere in beffelben
Richters bram. 2Berfen (befonbere: in ben Jöohenflaufen
gramen), t-or allen 3pbigenia, unb in neuejrer 3eit einen
©barafter JRofaura in einem 2>rama pon 2. 9tellflab: bie
9?enetianer, ber ihr ^u ber glän}enbfren (5'ntwicfelung ihreö
Stalentö nach ben mannigfaltigen Dichtungen ©elegenheit bot.
daneben ifl ft'e forttauernb im &<bau= unb t'uflfpiel buref)
©ewanbtbeit, Seichtigfeit unb SBeherrifchung ber 2Beltfitte vcv=
trefflich gewefen unb geblieben. SlllerbingS hat ft'e mehrere
Crcon Crcsphontes 2i>3
ber julefct genannten Stollen au* fcbon in ihrer jweiten <£nt=
toidelungeperiobe »ortrefflicb gefpielt, allein e$ ft'nb biejeni=
gen , in benen fte auch noch je$t (im 3abr 1839) als unübers
troffene SWeifterin glanjt unb bie wobl überhaupt ben ©ipfels
punft ibrer tbeatralifcben Seiftungen bilben. SDiege fte bies
fem hoben fünftlerifcben SBirfungeBreife noch lange betoal)vt
bleiben. (L. Relistab.)
Creon, I) (9fltttb.) , ber Sbebaner, tn ber alten £ra=
gcbie etn «frauptreprafentant ber ßntrigue, inbem et in ben
auf bie Jpelbenfage aus ber ©efducbte ber (Fabmaonen bejüg=
lieben ©tücfett auftritt, ben Jpauptperfonen auß biefem Jpaufe
unter ber SDiaefe bes JKecbte unb ber ©btterfurebt ©efabr
unb SSerberben bringenb (f. 2lntigone, (JteoMes unb spolonices,
£ebipue) unb ben .Knoten bee «Stücfö auf einfache 2Beife, wie
e^ bem eblen Sbarafter ber altclafft'fcben £ragöbie entfpricht,
ju fcbür,en pflegt. 2>as öon ibm begangene Unrecht warb oon
feinen Söhnen, Jpamon (f. Slntigone) unb äftenbeeue burd>
freiwilligen £ob gleicbfam abgebüjjt. 2) f. SDI e b e a. (F. Tr.)
Crescendo (ital. SDIufif ; fpr. Äreefajenbo) , wadjfenb,
anfdjwellenb ; eine äSortragebejeicbnung.
Crescentini (©irolamo), geb. ju llrbania bei Ur=
bino um 1765, einer ber ausgejeicbnetften <2opranifren ; fang
mit bem gröften SSeifall auf ben bebeutenbften SEbeatern
©uropae , als: 17S8 in Storn , 1790 in sJ)abua unb Verona,
1794 in Sknebig, 1797 in 2Bien, 1799 in Ctffabon, 1800 in
9)iabrib, bann roieber in Stalien unb 1804 abermals in SBien.
1SOG warb er oon Napoleon nacb $aris berufen, wo er mit
30,000 §r. als faiferl. »Rammerfdnger angeftellt unb 1809
fogar mit bem Srben ber eifernen Ärone gefchmütft würbe.
1S11 jog ftcb 6. r*om Theater faft ganjlicb jurücf , ging nacb
Stalten, wo er biß 1816 in JRom prit>atiftrte , bann nach
Neapel jog, wo er oon 1835 ab als £ehrer wirfte, aber febr
balb aus ber Ceffentlicbfeit oerfebwanb. (5. batte bie febönfte
Stimme, bie man beim Saftraten fünben Fannj fein »oller,
runber, weicher £on war aufjerft angenehm unb fein SJors
trag äeugte oon ber heften unb tiefften 23ilbung im ©efange.
Slucb fein «Spiel war t ünftlerifcb febön, feurig unb binreifsenb.
§ür feine grünblicbe SBilbung fpricfyt am heften fein „Raccolta
di esereizi per ii canto", ^aris 1811, ein treffliches 2ebr=
bueb für ben ©efang. (R. S.)
Cresphontes (SHöth,), einer ber £eracliben, ber bie
ibrem 3lbnen «£ercule$ juftebenbe .£errfcbaft in ^^'0Ponnefe
eroberte^ fte aber mit Süleffenien, fowie feine ©atiin 9Jte =
rope, unb feiner Äinber Sehen bureb eine Empörung feines"
SBrubers ^Jolupbontes »erlor. 9Son ben Äinbern warb nur
Slepijtue naa> Arabien gerettet, um bort jum 9tad)er be$
2Jaters ju erwad)fen. §aft i)ättt üüierope, bie ben @oh,n für
234 Creusa Crispin
beffen SDförber hielt, benfelben im ©djlafgemadV ermorbet.
<£uripibee unb (£nniue haben ben ©toff ju Sragöbien be=
nu£t. * (F. Tr.)
Creüsa (Wlytb.), Warne mehrerer mi)tbifd)en grauen,
beren ©dncffale ©reff für Me alte Sragbbie mürben. 1) f.
3on; 2) f. «Dcebea.
CreuK (^riebr. Sari (üafimir ftxeibexv o.), geb.
17-24 ju Homburg oor ber Jobbe, 9teid>6bofratb unb bomburs
gifdter Staatsrate, ein ^utobtbact, gemanbrer Staatsmann
unb fleißiger ©djriftfteller. 3n feinen ©ebidjfen — oon be=
nen ein £eb,xa,ebi(bt: bie ©raber, baö oorjüglidjfte ift —
berrfcbt ein febr fdjmermütbiger £on , bie gorm ift liemlidt
mangelhaft. 3m bram. $a<t>e hat ex blos ein einjiges ärauers
fpiel : „ ber fterbenbe ©eneca " (erfcfeien 1 794) geliefert, baö
im ©ottfdjeb'fcften ©efcbmacfe getrieben , balb ber oerbienten
SSergeffenbeit anbeim fiel, dx ft. 1770. ©eine ©Triften er=
fdnenen gefammelt in 2 23bn. 1 769 in granff. a. 8Jt. (Schietter.)
Creuze de Iiexser, Unterprafect oon 2lutun, fo;
bann ^räfect oon ber <£b<urenre, fr. als $Prdfect beö 25epar=
temente ©arb 1S39. 2ierf. mehrerer Steifemerfe , politifd?er
©cbriften unb £)icbtungen. ©djrieb für ba& SEbeater bie
nieblidben ©tücf e : „Le nouveau droit du seigneur" unb „La
revanche." 2ln bem le^tgenannten geiftreicben ©tücfe war
JRoger, SDtitglieb ber franj. Qlcabemie, fein Wlitaxbeitex. (M.)
Crispin ^franj.; Xedjn.) , eine fomifdje Stolle be$
franj. Theaters, bie oon Statmonb ^Poifjon (f. b.) erfunben,
ft'cb burd> bag ©piel beffelben ju einer ftebenben SDcaefe er*
bob. ^oiffon ftubierfe bie SBirffamfeit ber SJiaefen bet
Theatre Italien ju tyaxiö unb ber SBunfdj entftanb in ibm,
eine bem Slrledjtno abnlidje, aber fonft burdjaus franj.
Wlaste ju erftnben; fo entftanb ber (£. , ein pfiffiger, oft
au* bummer Sebiente, ber feinem Jperrn entweber för«
berlicb ober f»inberltcf) in feinen Ciebeeaoanturen ift. 25aS
€oftüm ift ganj fcbwarj, hohe, biö über ba& Änie gebenbe
ÄamafAen mit ©dmallen ftatt Anöpfe, ein furjee 9Jtäntel=
d?en, ein f leiner runber Jput unb lebernee Ääppcben, befons
bere aber ein bo<b oben auf ber 23rufHiegenber, breiter gel*
ber £ebergürtel , an bem ein furjer ©tofj begen bangt. 25a
$)oiffon oon Statur ftotterte, fo baben feine sJcad>folger , be«
fonbere ber berübmte ^reoille eine furje, abgeflogene, ftocfenbe
©pradje als <5. angenommen. 5ßon 1677 bi6 1730 ift ba6
franj. Zbeatex reicb an ©tücfen, in benen @. bie Titelrolle
ift J }. 25. C. Medecin 1673; C. rival de son niaitre 170/4
C. bei esprit 1712. — Wad) 1750 aber oerf*minbet bie SRolIe
nacb unb nad). 3n 35eutfd)lanb würbe 1770 — 80 ber 58er-
fudj gemadjt, biefe 9?oüe in ben tf>r eigentbümlid>en ©rüden
auf ber beutfdjen 23übne einjufübren, e6 gelang aber nidjt,
Crispine Cromwell 23»
war)rfdbeinlicb weil bem Darfieller bie eigentümliche gärbung
ber Stelle fehlte. (L. S.)
Crispine (©arb.), ein moberner £amenüberwurf ol)ne
2lermel, in jyorm eines 9)?antels. Tue <S. fcbliefjt ftcb bicbt am
«Öalfe an, hat einen fleinen Aragen unb reicht bis über bie Jlnie
hinab; fte ift meift twn ©eibe unb rings herum mit ©pi§en;
ober meh,r ober minber foftbaren granjen befe^t. (B.)
CroecA (©arb.) , bas lange, faltige, oorne offene
febwarje «Rleib ber oornefjmen fatftol. ©etjrltdjen.
Croissnnt. ©in jRittererben, t>on 9tenatus öon 2ln=
jou, Jlönig t>on ©icilien 1268 gefriftet. STrbensjeicben : eine
-golbene Siette, bie um ben 21rm gewunben würbe, mit einem
golbenen Jpalbmenbe, worauf in blauer Emaille bie 3n=
febrift: Loz en croissant. Slnbere lafjen ba$ Örbenejeicben
t>on ©über fein unb um ben «dals getragen werben ; wahr;
febeinlicb gab es mehrere klaffen »on Stiftern unb baher bie
2Serf*iebenf)eit. (B. N.)
Croix «riionneur (Crbenöw.), f. Ehrenlegion.
Cromwell. 1) (Stomas), geb. 1490, Sohn eine$
©cbmibs , erft in £>ienften bes (Sarbinals SBolfeö , bann in
t'enen J&einricbs VIII. , ber ihm bie ÜBaronie SJfefjam , ba$
2tmt eines ©taatsfecretairö unb ben SEitel: ©raf Don ©ff**,
©rofjfämmerer unb Siegelbewahrer Derlieb, 1540 beä «öocb=
ferrathö angeklagt unb enthauptet. SEritt, in wenigen ©trieften
meifterhaft gejeidmet, in ©cbaffpeare's ©cbaufpiel: £ein=
rieb VIII. auf. 2) (Dlioer), geb. 1599. führte ein 'reit*
gtös befeftauliebeö unb flrengeö Sehen, fcblofj ftcb ben tyuxita*
nern an, trat 16-25 in bas Parlament, feblug , al£ ftcb ba$
^Parlament gegen ben Äönig erfldrte , biefen twtlftänbig aufö
Jbaupt bei ittafebt), bann bie ©ebotten, ju benen Aarl ge=
flüchtet war, bei ^refton, ftimmte ju ber Jpinricbtung beffel=
ben (1649) unb wohnte ihr als 2lugenjeuge bei, oerniefttete
enblicb auch baö Jpeer JtarB II. , ber oon ben ©ebotten als"
Aenig preclamirr worben, bei SBorcefrer (1651). hierauf
^rotecter, als felcber be^potifdj , argwbbnifcb , ftnfter , wie
fein (äharafter überhaupt war, unb auf gleiche SBeife twr ber
rotialiffrfcben, toie ber rein republüanifchen gartet in ^urebt;
im gelbe jeboch tapfer, fühn unb unerfeftroef en , bureb geuer
ber Siebe ausgezeichnet, ©tarb 1658. 9iocb ift ju erwähnen,
ba$ <§. als ©tubent in 23rewer'S ©tücf Lingua, welches ju
GEambribge aufgeführt würbe , bie Stolle bes ©efübls fpielte
unb bafj ex fcfaon bamals, als er bei ben SSBorten: Roses
and bays, pack hence! this crown and robe etc. gefrönt
warb, ftcb, allen Ernftes oornaftm, nach einer wirf lieben
Atone ju trachten. dF.'e Sehen bietet bem bram. 2)icftter
treffliebe Momente. Staupacb oerbrauebte es 5U 3 Dramen
unb SEragöbieen: bie Stonaliften , (irommell $rotector unb
2i>6 Cronegk CrüBcinniin
CrcmwelTö £ob. ®a$ crflerc 2)rama fübrt ff. in ju fenti=
mentalen ©einütfjelagen vor; baß 2. ift unter ben breien
baö oorjüglicbfre; baß [entere ifr, wie aud) wor)l bie oorber
genannten, twn einem ju ronalifrifdjen ©tanbpuntt gefcbvie=
ben, ber biefem republifanifcfoen <£ujet nidjt gati} angemeffen
ifr. £>od) ifr ber Sbarafter G.'ß felbfr gut gehalten unb gibt
<Sd)aüfp.n, bie SDceifrer in tt)rer Äunfr ft'nb, treffliche ©eles
genr)eit, ftrf) aue^ujeicbnen. JRaupadj'ö ($. würbe r»on JWott
mit .Kraft unb (Energie gegeben unb ift je£t eine 9)ieifterbars
ftellung @ei)belmann'$.
Croncgk (3 ob. 5riebr. Reihen t>on), geb. 1731
ju SInebad), Jpof = unb Siegierungeratb , ein SDiann r-on r»ie=
ler 23ilbung, bie er auf Steifen nad) Italien unb sParie> ju
erböben firebte, ein bidjterifcbeei IXalent, bat in ber 33lütbe
feiner Saijre einer epibemifdjen Äranfr)eit erlag, ©ein oor=
lüglidtftee; unter ben ttollenbeten SBerfen — benn auf bbberen
SPertb lafr baß im ^lane forbanbene Srauerfpiel: „£lint"
fcbliefien — ift „ffobrue", weldje Stragbbie ben oon gr. 9Ji=
folai in 33erlin für bie befte aufgefegten tyxeiß gewann. <&ß
r)at t?or ben übrigen feiner 3eit , mit benen eß bie Sfthetori!
ber ©pracfte unb bie fehlerhafte ju ibeale S^araEter^eidjnung
tr)ei(t, ben JRuftm würbigerer 2)ictien unb leidbterer $orm
»orauß. ©eine Suflfpiele, j. 23. ber SDiiptrauifcbe , ber erfie
3IpriI u. a., ft'nb weit mangelhafter unb unbebeutenber. 2Baö
bie 3eifgenoffen an ir)m bewunberten, fann bie Stadjwelt,
wenn fcbon nur tbeilweife, mit Sted)t gelten laffen. (5. ftarb
fdwn 1758 ju Nürnberg. 35er Siebter Uj hat feine SBerfe
in 2 Octaobänben ju Slnebad) 1760 herausgegeben, welche
2luögabe mehrmals wieberr)o!t werben ift. (Schletter.)
Crown (fpr. Äror)n, 3or)n), geb. in Dieufdwttlanb, war
ber ©otyn eines borfigen proteftantifdien ©eiftlidien, ging nad)
$onbon unb würbe bort Sßebienter. ©raf SKod)efter, ber bbbere
^är)igfeiten in ibm entoedPte, entrifj ir)n biefer unwürbigen €>tel=
Iung unb machte ibn mit bem Aöntge «Karl H. befannt, ber ft'd)
feiner bebiente, Suftfpiele gegen bie SBigbSju fdjreiben. 3u bem
beften feiner Suftfpiele : Sir Courtiy nice, r)atte berÄönig felbfr
ben $)lan entworfen. 23on feinen 18 ©tücfen oerbienen befons
bere nod) ffrwär)nung : the politick city unb ihe chnrch souflle,
»on benen baß erftere ftcfe unter bem Flamen : ber politifcfte
3inngiefer, biß heute erhalten r)at. ffr fr. J 70.3. (R. 8.)
Crucifix (JHequif.), baß 23ilbnifj 3eft» am «ftreuje.
Criiscinann (©ufta»), geb. ju 23erlin im Slnfange
biefeS Sabrh., macbte feinen erfren tbearralifdjen 93erfud) auf bem
Siebr)abertr)eater Urania. 9tad)bem er ficfe burd) mehrjährige
Uebung für feinen fünftigen 23eruf »orbereitet hatte, betrat
ex 1821 bie fönigl. J^ofbübne alß Sangerö in bem £ufrfpiel:
2BeIa>er tfl ber 23rdutigam? unb geftelj eben fo in ben bei-
Cruz Cumborland 267
ben folgenben JRollen: 3uli«s Zeitig im 2?ogelfd)iegen unb
•fterjog r»on (ÜFamatfro in fflhillner's Sllbaneferin. 3n S^Iae
biefer mit Seifall aufgenommenen ©ebuts würbe er in bem=
felben 3abje für bie Jpofbübne engagirt. ©eit jener 3eit
gebort (i. biefem Snfritute an uno ift für baffelbe un=
ausgefegt tbätig gemefen. ©ein eigentliches t$ad) ifi bas
ausgebreitetfte unb banfbarfie, nämlid) bas ber jugenblidjen
Siebljaber unb 23ent>it>ants. (Ir ift aud) ju 3eiten im ernften
2)rama tbätig gewefen, aber tiefet ©enre fagt if)m nur we=
nig ju , aud) l}at er es in ber legten 3eit ganj aufgegeben,
dagegen t)at er fein ibm eigentümliches StoUenfad) ftets mit
t>ieler Hebe ausgefüllt unb ftd) ben 23eifau* unb bie 3uneigung
bes ^ublifums in hobem ©rabe erworben; fein umfangreiches
Repertoire ift ein ÜBemeis feines ftleifyee unb feiner Slusbauer.
3n ber legten 3eit bat er ftd) aud) mit öielem ©lücf in H-
mifdjen Sbarafterrollen oerfudbt unb gibt Hoffnung, audj in
biefem Jadje Sebeutenbes *u leifien , wenn er früber ober
fpäter fein urfprünglicfees 5ac& abgeben follte. (H.S.)
Cruz (3 nana 3nej be la), lebte im 17. Safjrh,. ju
SDterico, mar bafelbft 9tonne unb erbielt als £>id)terin ben
25einamen : jebnte SDtufe. 5bre ©ebid)te, unter benen
ftd) aud) mehrere Dramen beftnben, erfcbienen, auf 23efe()l
beä 2Sicefönigs gebrucft ju ÜBarcellona 1691, herausgegeben
oon Dr. 3- ^. ©aina, fo wie eine fpätere Auflage ju 9)lo=
bena 1714 unb 15. j>as befte unter ibren Sramen ifi: ber
gbttltcfee iNarcifl , ein grobnletdjnamsftücf. (R. S.)
Cruz (Theatro de la), bas grofe Sftattonaltfyeater
in SWacrib (f. b.).
C-Scblüsscl (SDcufü), f. ©djlüffel.
C so! fa (ÜÄuftf) , in ber alten ©olmifarion (f. b.) ba$
jweigefiridiene C.
Cubiculum (a. 93ül>ne), bie faiferl. Soge in bem rem.
Sweater, f. Sitte SSübne.
Cue (SEedjn.), bas ©ticbwort ber engl. @cf/aufp.
Cuirass (©arb.J, ber 23ruftf)arnifd? ber ferneren 9tei=
terei; bafjer bie le^tern aud) CTurafficre genannt werben.
2>ie <£. tragen Sollets ober gewöhnliche Saoallerieuniformen
mit furjen 6d)öfen, enge meifie £eberbofen, bebe ©teifftiefel,
<l. unb Jpelm. ^Bewaffnet ftnb ft'e mit einem geraben 9>al=
Iafcb, $>ifrolen unb Karabiner. (B.)
Cultur, f. SBilbung.
Cumborland (Ric^arb, fpr. Äömberlanb). £)er SBerf.
bes SBeftinbiers unb bes 3"ben, jwei @tü<fe, bie aud) auf
bem beutfcben £beater bas 23ürgerred)t erlangt t>aben. @ob,n
beä 23ifd)ofs o. Äilmorc ju ^ambribge, 1732 geb., würbe S.
©ecretair bes fiorb ^»alifar. ©päter toibmete er bie 9Mu#e,
weldje tfjm fein 2lmt als JHea)tsanwalb ber «£anbels= unb
Sl;catcr = £crifon. II. 17
258 Cuningham CyboUc
Golonialr-ammer lief, gan} ber bram. DiaStfunfr. ©ein erfieö
©rucf: (Sicero's StJerbannung , erfdnen 1761, aber erft burd)
fein 2. , ba$ ©ommermäftrdjen , machte er ft'd) bemerft unb
geadtfet. 3n rafdjer golge fdirieb er jeijt bis l?si) IG ©tücfe,
unter benen the fashionabie lovers unbebingt als baö befte
anerfannt mürbe. CJ. fdjrieb leidit unb fcfcnell, baber fo t>iel
ÖberflcicblidKö neben wat)rt)aft ©enialem. I7»i(i reifte er mit
biplomatifcfeen auftragen nact) Spanien, benen er ftd) jur
3ufriebeni)eit ber ^Regierung entlebigte. 9fad> biefer 3eit
fdjien f)du6lid)er Jtummer unb eine brücfenbe üage anf feine
$£t)äfig?eit einjuwirfen. 23i6 }u feinem £obe fdjrieb er ntcbte?
SBebeutenbee mebr für bie iBüfyne. (L. S.)
Cuiiniiigham (fpr. &bnningbäm, 3et)n), geb. 17-29
»on reichen keltern, <§'r fdirieb fdjon in früher 2>ugenb mit
(Erfolg fürß Sweater. Slue Neigung betrat er bie J8ür)nc, ba
aber fein Sater üBanquerott mad)te , jwang tt)n bie *Hotf>
©djaufp. ju bleiben, obfdion er niditö 23ebeutenbe6 ale fol=
d»er 3U leiften oermodjte. 2>on feinen @tüo?en wirb ft'd) Love
ia a mist fo lange auf bem Sweater galten , als ber gute
©efdjmacf bort fjerrfdjt. (Sr ftarb 1773 in jiemlid» bürftigen
Umftänben. (L.)
Cuno(^einrtd)), 23erf. bes efyemals beliebten ®d>au^
fpielö : £>ie Zauber auf ättaria Gulm (Ceipjig 1826), bee
Setter ^Benjamin aus ^olen (ebb. 18-21) unb einiger anberer
bram. Sirbetten. Son feinem Seben tfl nid>t6 »weiter begannt
geworben, als ba$ ex eine 3eitlang ©djaufp. war. (M.)
Cupido (30Znt().), f. Stmor.
€ura (9)h)tf).), ^Perfoniftcation ber ©orge. 3n ber
9Ker)r3af>r : rädjenbe ©öttinnen , wot)nt)aft am (Eingänge in
ben Crcug, mit »erborgen gehaltener ©eifel ben unentbecften
SWiffet^äter überfallenb. (F. Tr.)
Cureten (9Hött).), bewaffnetere Opfertdnjer , ju ben
(Suiten ber Pöbele ober ber mit tf>r in Serbinbung gefegten
SRljea unb beö 3eue gehörig. 3t)r £)afein wirb biß t>or bee
Settern ©eburt binauf gerücft, inbem fte beö Üteugebornen
2Bdd)ter gewefen fein follen. Sgl. (Sabtren unb Gorobanten,
mit beren ganzem SBefen fte oon ben SDtytfwgrapben tbentift's
cirt würben. (F. Tr.)
Curia ((JajueO, ein 3eitgenoiJe bee (Safar unb Cicero,
3u ben öffentlichen «Spielen , bie er ju <£l)ren fetnee Safere
oeranfraltete , lief er ein brefjbaree £>oppeItt)eater oon Jpolj
erridjten unb gab baburd) bie erfle 3bee ju einem 2lmpbi=
ffceater (f. b.), bie fpäter öollfommener ausgeführt würbe,
^liniue t>at leiber bie ©rftnbung bee (5. ju furj befd)rie=
ben. (W. G.)
Cursus,, f. Slcabemte ber ©djaufpielfunfl.
Cybebe ober Cybele (SDtntt).), eine 9?aturgöttin,
Cyclas Cyclopen 2»9
bereit (Jultus itnb 9)it)tf)us aus SBorberaft'en nad) ©riecffenlattb
unb Rom überging unb mit bem ber 9t&ea (f. b.) fjäufig in
SJerfnüpfung gefegt warb, liefern SBefen unb ber Grr,aV
lun^ , bafj ft'e megen ber (Stmorbung ihres (geliebten Qltps
in JRaferei »erfüllen fei, entfprid)t t^r ov^tafltfcö = fanatifcfcer
Kultus , fo lote ibre Attribute ; obgleich, ftd? and) bei ihr bte
3üge fanfter 9tube unb SDiilbe beutlicft seilen. 9camentlid>
ben Römern tfi ft'e bie grofje ©öttermutter oom ÜBerge 3ba,
bie alle Sttaft unb güüe fpenbenbe Öps. "Sie ffßt auf
einem oon jmei ober »ier Söroen gejogenen SBagen, auf bem
fte %xu<btbaTteit fpenbenb, bie SEBelt burcbirrt; auch, xvivb ft'e
auf einem Söroen reitenb bargeftellt. 2luf bem Raupte trägt
fte bie SDiauerrTone , in ber Jpanb bie Jpanbpaufe *). Steuere
begaben ft'e auch mit ©piefj unb ©cepter, ober mit Ring unb
^almjroeig , ober mit «Kornähren felbft , als ©nmbolen ber
Stiles umfaffenben «£errfcbaft, ber ©cbönbeit unb Ruhe, ober
ber $vud)tbatteit. 3t>r Äleib ift mit 23lumen unb J8aum=
bilbern gefcbmücft; auch roirb ft'e »erfcbleiert bargeftellt. ,3^r
.$auptfeft ju Rom, bie SDJegaleften, war im s2tpril unb
beftanb oorjüglicb in bram. £>arfrellungen, roie benn 4 t»on ben
Cuftfpielen bes Serenj an ihnen jur Sluffübrung famen. (F. Tr.)
Cyclas (©arb.) , ein ©raatsfleib ber alten Römerinnen,
ber robe ronde äf>nltcr> ; unten mit breiter purpurner Sorte be=
fe£t; es würbe unter bem Pallium unb Ricinium getragen. (B.)
Cyclopen (99tntb.): 25rontes (ber 2)onner), @te =
ropes (ber 2BelterleudE)ter) unb 5lrges (ber23lttj), ber jmeite
Ätnberfreiö bes Uranus unb ber@äa, ben ©öffern gleich, biä
auf ba& eine grofie runbe 5luge in ber Wlitte bes 2lntli§es,
»oll Äraft unb ©tärfe, baber aus $uxd)t »on bem eigenen
93ater in ben Tartarus oerfc&lofjen $ bis fte burcb 3eus, ber
ft'e im Kampfe gegen bie Titanen ju «£>ilfe rief, frei mürben.
'Bie »erliefen ihm aus 2)anfbarfeit bie 25onner?eile unb 23li§=
fhrablen , bem ^Pofetbon ben ©reijacf , bem ^Muto ben un«
ft'cbfbar macbenben #elm. @ie waren wohlerfahren in ben
«ftünfren ber Urjeit, weshalb man bie rteft'gen 23auten, beren
Urheber man nicht fannte, ihnen jufcferieb; bagegen ernie=
brigte man ft'e aber auch ju SSulcane ©d)miebefne*ten, bil=
bete fte als fold&e ab unb uerfetjte fte in bie oulcanifcfcen
©egenben ©iciliens, ja man machte fte fogar ju einem un=
gefcblacbteten (Jinwobnerframme biefer Snfel. Sbren Unter=
gang fanben fte burcb Slpollo aus Rache für bie 2Jerferti=
gung ber 25onnerfeile , mit benen 3"piter ibm feinen @obn
2lesculapius erfd^lug. (F. Tr.)
*) 3()r jur Seite erblicft mau öfters aud/ if)ren ©eliebten mit
V()ri)gifa)cr Wlüfyc bctleitet.
17*
260 Cyclus Cyr
Cyclus (lat.) , ein «Rreie?, eine ^Reihenfolge jufammen:
gehöriger SDinge; baber beim Sbeater eine JReihe »onStücfen
über einen ©egenftanb , wie: ber 6. ber «£of)enfraufen , ober
eine Steifte, ein (5. oon ©aftrollen (f. b.) u. f. ».
Cylinder, bie ©läfer auf ben Slrganb'fdben Sampen.
SBergl. ÜBeleucbtung , 23anb I. 2Bolff im berliner £beater=
2llmanacb für 1839 gibt ein Verfahren an, eine paffenbe
SRonbbeleucbtung »ermittelt gefärbter @. berDorjubringen.
9)tan nimmt nämlich buebacber 33lau, reibt es mit 2Cer=
pentin unb Seinölftrnifj jur bieten ftarbe, bie man 2 — 3
SEage in einem warmen JRaume fteben läft; alöbann oerbünnt
man ft'e mit Äopalladi unb ftrcid)t bie <§. inmenbig bamit
an. 25iefee SSRonblicbt mag fdjön unb bem natürlichen ähnlich,
fein, e6 tfl inbeffen nur bann anwenbbar, wenn bie 23eleuaV
tung au öfr ebt (f. b.)j bei SJermanblungen ifr ft'e unpraftifdf).
Cynthia (SDcötb.) , f. £>iana. — - Ihn , f. Slpollo.
Cyparlssus (2)tntb.), ein ©eliebter 2lpoüVö, ber ihn,
al$ er beffen Sieblingsbirfcb unöerfeftene erlegt hatte, unb (5.
ft'dj barüber ju £obe barmte, au$ Mitleib in eine (?t)preffc
öermanbelte, bie beöftalb ate «Symbol ber Trauer gilt. 2lucb
»on anbern gleicbnamigen mijtb. ^Jerfonen wirb eine folcbe
SBerwanblung erjählt. (F. Tr.)
C ypria - is (SJcbtb.) , f. 2Senuö.
Cypripor unb Cypriits (9Rntb.), fo t>. w. 5lmor.
Cyr, «Saint, tü'ine berühmte Grrjiebung^anfralr, würbe
16Sli auf 23ermenben ber SDcaintenon Don tubwig XIV. ges
fiiftet. ^)ap(l Snnocenj XII. betätigte biefe Stiftung alä
Älofter 2>tc Jtleibung bejtanb au£ ©berfleib unb 9toct öon
fdjwarjem (Sramine, einem f<bwarjgeroir!ten ©ürtel, an weU
djem ein fcbmarjer SRofenfranj bing, einem fcfcwarj taffeteneu
SEucb mit einem 9*tanbe oon weitem SSRuffelin. 9luf ber 23rufr
bing ein golbenes Äreuj. 3um .ftopfaettg hatten ft'e eine fcbmarj
taffetene Jpaube unb barüber, im (Shor einen ©cbleier. 1707
legten ft'e biefe ATeibung ganj ab unb trugen einen Slod mit
©capulier oon fcbwarjem (£tamine ober ©erge; ein 2 ginger
breiter ©ürtel »on fcbmarjer 2Llolle gewtrft, an beiben (£nben
aueigefafelt , ging biä auf bie Änie hinab, b'^ran hing ber
SRofenfran^ unb baran ein fleineö <£ruciftr mit einem £obten=
fopf. Stuf bem Jtopf fyatten ft'e eine SSinbe unb einen S3ki=
bei oon weiter lleinewanb , barüber einen großem SBeibel
oon (Stamme, ber, beruntogelaffen, baö ©eft'cbt ganj be=
becfte. 2luf ber Srujr bi«3 ^n einem fdjtvarjen 93anbe ein
golbeneö Äreuj, worauf auf einer ®eite ber J&eilanb, auf
ber anbern ber ^eiltae Submig abgebilbet mar. 2luferbem
trugen ft'e einen grofen «ftircbenmantel. 35ie Äleibung ber
Saienfd)we(lern mar nur in ber garbe oerfojieben, baö Aleib
t>on brauner, ©ürtel, 28tmpel, SSinbe unb 2Beibel »on
Cythere Czakow 261
fcbmar,er Jarbe; auch trugen fte feinen JUrcbenmantel unb
bas Jlreuj war rcn ©über. Sie gräulein waren in 4 (Jlafs
fen gefreut, bie ftcb burcb bie »erfcbiebenen garben ber Sans
ber unterfdueben. £)ie gräulein 1. <5l. trugen ein blaues,
bie ber 3. ein gelbes , bie ber 3. ein grünes unb bie ber 4.
ein rotbeö 2?anb ; bie beiben erften «Spulerinnen trugen auf
ber 23rufr ein ftlbernes Äreuj an einem buntfarbigen 23anbe.
SBäbrenb ber SRer-olution mürbe bie «Stiftung, aufgehoben unb
Napoleon legte bafelbfr fpäter eine SOIilitärfcfeuIe an. (N.)
C'ytherc, Cytherea, 'SWnth.), f. 23enus.
CVabon (©fife, fonfr 2Kab. spohls23eifteiner),
geb. 1807 ju Eifenfrabt in Ungarn; r-orgebilbet burcft ben
©efanglebrer 23ioalaqua, bebuttrte fte 1S24 am Ädrntbnerthcrs
tbeater in 2ßien , ging »on bort nad> Qkepbttrg , bann nach
©ras, mo fte ftd) mit bem Senorijren $Pohl oereblicbte unb
aisbann mit üBarbaja (f. b.) jur weitern Slusbilbung nacb
Stauen ging , mo fte fich bie Äunflfertigfeit unb ©ewanbts
beit ber bertigen ©cbule aneignete, auf ben Sbeatern ju
*Pat»ia, Siforno, JHom, ^lorenj unb Neapel mit 23eifaII
fang unb fogar SKifglieb ber filharmonifchen ©efellfcbaft in
glorenj mürbe. 9Jad> 2>eutfrtlanb 1829 jurüefgeEebrt, maebte
fte befonbers im Sorben aU ©ajrin grofjes Stuffeben unb be=
fleibete geraume 3eit ba$ $a<b ber erfren ©angerin an oer=
fduebenen £beatern, j. 25. an bem «£oftbeater in Bresben,
in ©rä§, fiemberg ic. 1835—36 gaftirte fte am $Rt>ein unb in
Bresben unb nabm bann Engagement beim Eönigflabter Sbeater
in 23erlin. 1837 ging fte na* Cefireid) jurücf , gaftirte in ben
twrjüglicbften ©täbten unb nabm ein Engagement in ^eftb, weis
cbes fte jeboefe balb mieber f erlief , um in Ärafau unb Sems
berg ju gaftiren. £ier beiratbete fte 183S ben SSKuftfbirector
Ejabon, mit bem fte 1839 an ben äufjerfren ©renken £>efl=
reiche concerrirenb unb gaftirenb umher manbeite. ©egens
wärtig (3unt 1839) wirb fte ju einem ©afifptel in granffurt
a. 29t. erwartet. Tiab. E. i)at eine fmöne unb umfangreiche
©timme unb eine grünblicbe muft'fal. 23ilbung; fte eignet ft'ch
twrjugsweife für traf, ©efang, in bem fte grofje gertigfett
erlangt bat; ihr ®arfrellungstalent hält tnbeffen mit iljren
SDtitteln nicht gleichen ©abritt, obgleich, e$ bureb, eine anmus
tbige ^erfönltcbfett mirffam unterfrü^t wirb. (A.)
Czakow (Sfcbafow, vom ungar. ©arb.), eine mü|ens
artige, unten enge oben weitere Jtopfbebecfung bes $9?ilitärs\
©ie ift oon febmarjem §ilj, ber 2)ecfel mit lacf irrem Seber
überjogen , oorne mit einem (juweilen au* hinten mit einem
t leinern) ©cbirme »erfehen, unb mit einer ©ebnur, ^ett*en,
Eocarbe, Slgraffe u. bgl. oerjiert, welker @*mu<f jeboeb, nur
bei $)araben angelegt wirb; beim gewöhnlichen 25ienfre wirb
ber <S. bäuftg , 3. 23. bei ber preuf . 2lrmee mit einem lieber»
262 Czechtitzki Czegka
3ug oon 2Bad)Sleinmanb bebecft. grüner trugen nur bie ungar.
•frufaren ben (£., bann würbe er bei ben preufj. ^uftlterenr
180G in ber franj. Strmee unb oon if>r bei ben «beeren faft
aller europaifeben Staaten eingeführt. (ß.)
Czechtitzki ((Sari), ju £rautenau in 23öbmen 1750
geb., betrat 1777 bie üöüftne ju Sinj als ©raf £reuberg in bent
oon tbm felbft oerfaften £rauerfpiele gl. 9t., ging 1779 ;ur
Stößlifeben @efellfd>aft nad> 3lugSburg, 1783 nad) ^Berlin, 1784
nad) Petersburg, 17So oon ba lurüc? nad) Königsberg ;u 9)tab.
©dmlj, mo er bie erften Lorbeeren, befonbers als Hamlet,
§ranj SDtoor, 9)tarinelli, SEelIl>etm unb ©uelfo in Jtlinger's
3miüingen einerntete. 1787 fanb ft'cr> <S. iit einem ©aftfpiel
in Hamburg ein. SJtewer, ber trefflidje 23iograpl) ©djröber'S,
nennt if>n : „ausgezeichnet burd) förderliche unb geifhge 2$or=
lüge, tl>eaterfeft , lebhaft, mi§ig, anfranbig, befannt mit bem
£on ber grofen SBelt, oerftanblid) , unb mit einem fprea)en=
ben 5luge begabt." 1787 fefyrte er nad? 33erlin jurücS , mo
er für bas %ad) ber erften Ciebfjaber unb 6r)arafterrolIen
engagirt war, bebutirte als $PbMpp 23rocf in Sfflanb's 9Wün=
beln, oerfeltet biefer S3üf)ne bis 1795, um gänjlicb, oon ber=
felben jurücciutreten, unb feiner oon Sugenb auf if>n beberrfdjen=
ben Seibenfdjaft Staunt ju geben: bas@piel auf Steffen unb
in 23abern als <£rn>erbjmeig *n treiben. 2$on biefer 3eit an
baben ib,n bie tbeatralifdjen 5lnnalen aus bem Sluge oerlcren
unb mir miffen nidjt ju fagen, ob, menn unb mo er ber
<£rbe ben fdbulbigen Tribut gejollt. — Sebenfaüs gehörte <§.
iu ben ausgezeichneten ©djaufp.n feiner 3eif. 3>te Statur
febon gemährte ic)m alle ^»ülfsmittel. ©ein Äörper mar
überaus moblgebilbet (ältere 23erid)te nennen ifm mie oon
©rajien gefebnü-jt), ebel unb fcfjön, fein 2luge fpredjenb,
fein ©eftdjt geifrreieb, feine @prad)e oolltönenb unb jeber
Sötobulation fäbig. @o ftanb er, feinem Sleufjern nad>, mür=
big neben §lecf , aber aud) als Äünftler blatte er oft ben
23ergleid) nidjt iu fdjeuen. 3eitgenoffen oerftdjern , nid)ts
93oü*enbeteres gefeben ju r)aoen, als 23eibe neben einanber in
ben Zaubern, glecf als (Sari, <$. als §rani 9)toor. Slber
aud) in jooialen ^)artbien, bie lugletd) 2lbel unb 2lnfranb
erforberten , mie ber 23aron 2L*iburg in ftille Sßaffer unb
23aron 9tofenfelb in Sünger'S (Jntfünrung, mar er ein oor=
^üglicber Stepräfentant. 6.'s £>arfrellungen miefen alle auf
richtiges ©efüf)l, auf eine febarfe 23eurtbeilungS?raft, befttge
binreißenbe — oft nid)t genug gebügelte — Seibenfcbaften
unb eine glübenbe tyfyantafie t)in', barum mar es ju beflagen,
baß bie ermahnte feibenfdjaft tr)n ber S3übne oor feiner ooll=
ftänbigften @ntmicfelung entriß. (Z. F.)
Czeeka (2lnna, geb. 9luerbammer), tr)rer Seit
eine jtemlid> renommirte Slltiftin. @ie mar eine JReibe oon
D Dämmerung 265
3abreri in <Prag, threr 2?aterftabt, engagirt, fang fpäter in
SBien an ber faiferl. Oper unb mürbe 1824 in Seipjtg al$
Sängerin unb iöiuft'EIehrertn — in bereits oorgerücfterem
5Hfer — angeflellr. Jpier blieb ft'e 2 3abre, feorte nacfc
$)rag }uru<£, trat in mebrern Orten ate (Soncertfängerin auf,
prioatift'rre in le^tgenannter Stabt unb mürbe 1839, naf>e
an bte 60 3ahre alt, beim prager ßcnoerfatorium als (Sor=
repetifarin engagirt. (C. H.)
ö.
D , 1) (Wluiit), bie 2. Älangfhtfe, ober bte 3. «Saite
unferer biatonifa) = d)romatifd>en Tonleiter, bei ©uibo f)ie#
ber &on d soi re, de la re ober audj re. 2) Slbbreöiatur
für da, dal unb Destra. 3) 2>er 4. äBucfrfrabe be$ ^llp^abetsj
feine Slusfpracbe f. unter Qluefpr. ber SuAflaben.
Da eapo, 1) (tfal. aftuft'f), wörtl.: 2Son 21nfang ;
wirb Dom (Jomponifren gebraust, wenn er eine Stelle xoiebevs
fjolt fjaben will. 2)ie ©teile, bei ber bie 2Bieberbolung be=
ginnen foll, wirb gewöbnlicb, mit einem SBieberlwlung^jeis
(ben () angebeutet, weebalb aucfe bie 2?orfdjrift D. dal segno
(oom 3eidjen an) gebräudjlidj. 2) Qrin auejeta^nenber 3uruf
für Sänger unb SJirtuofen, bie SOBieberbolung beö 23orgetra=
genen oerlangenb, alfo ein 3etdjen be$ 23eifall$ unb jwar
etneö ber fdjmeidjelbaftefren. (7.)
Dädalus (SWbtb.), 3tepräfenrant ber bilbenben Äunfr
ber ©rieben, aucfe, berühmt wegen feiner jvlugbeit unb SJors
ftcfet. Slufer oielen plafrifcben SBerfen wirb als 23en>ets fei?
ner .ftunfrfertigfeit bte Erbauung be$ £abt)rintl)3 angeführt
(f. Striabne) unb feine $lud)t aus bemfelben mit feinem
Sobne 3caru$ »ermittelfr mit 2Bacb£ befeftigter ^lügel.
Scaruö wollte ft'db jur Sonne erbeben, bie baS 2Baä?6 fcbmolj,
fo ba$ er ins SWeer frürjte. £>aber gilt er im ©egenfatje
oon £>. alä SSejeidjnung übermütigen SBertrauenö auf eigne
Äunfr unb Äraft. (F. Tr.)
Dämmerung, baß fhifenmeife ab* ober junebmenbe
Sidjt, weld)eö nadj bem Untergange ober t>or bem Aufgange
ber Sonne erfcbeint. Sluf ber 23üb,ne wirb baß Eintreten
berfelben burcb weife Schirme (oon ©aje ober Qftas) be=
jeidfonet, bie in rotfj, blau unb fcbwarj übergeben, ober um=
gefebrt, je nadjbem eö Sag ober 3?ad>t werben foll. SSergf.
Seleuajtung.
264 Dämon Dänisches Theater
Dämon (9)h)tb.), urfprünglich nur allgemeine 23ejeidV
nung jeglichen göttlichen SBefens , in welcher aber fcbon früf)
ber begriff ber (JimoirFung ber ©ottbeit auf ben SDcenfcben
ba$ llebergenndbt erhielt, ber bann enblidb in bie $Perfoniftca=
tion einer unbeFannt höheren Leitung bee> ©chicFfals überging,
tvie biefe 2$orftellung namentlich in ber aftifcben £ragöbie
ihren 5lusbru<f ft'nbet. SDiit bem 23egriffe beä 25ämoni =
fcben üerFnüpfte ftch baß ©efübl be$ Unheimlichen, Qlngfr
unb «ScbrecFen bringenben, ft'e mürben neibifcbe, jebees Ueber=
maß in feine ©cbranFen jurücFmeifenbe, ja ftrafenbe ÜHJefen
unb erhielten Unglücfös unb ®d)recfgefralten : Sa cos 2). en
25ocb »ertilgte biefe ^ntdit baö Finblicbe Vertrauen auf ben
@cbu# böserer SBefen nicht, unb hieraus entfranb ba$ fcböne
€pf>antaft'e^ebilbe ber ©enien, ober 2lgatb o = 25.en, benen ju
(^bren bie ©riedjen jebe %}lat)i*9eit mit einem üBecber unge=
mifcbten SBeinö befd)Ioffen , freunMicfee, ©lud* unb $reube
fpenbenbe, Unglücf abmebrenbe 3Befen, in beren <Scbu$ fo=
wohl ber Qnnjeine, alß ©enoffenfcbaften ju flehen glaubten.
25te 35. ft'nb sJ)erfoniftcationen balb r>on SNafurFräffen , wie
9?nmpben, %l\x$*, 2Öalb= unb ÜSerggöttern , balb oon &rdf=
ten ber moralifcben 2$klt, t>on ©eelenjufränben unb <5bara?=
rereigentbümlicbFeiten, balb örtliche unb Sanbfchaftcigottbeiten,
balb 2LJefen geringerer 9lrt, n>ie nächtliche ©efpenfter u. bgl.
35er ©ebraucb, in ber Senennungömeife au$ ber altclafft'fcben
Sttotbologie oerbinbert nicht, baf? baß 2&efen für bie 9)cötbo=
logie unb Religion faft aller 58ölFer ©eltung habe, felbfr ba$
@briftentbum enthalt tu ber (Jngellebre , unb ber Jtatboli=
cißmuö im ^eiligenbienft »ermanbte Elemente, wenn fchon
leererer auf ber anberen 'Seite ftch mehr bem ^eroenculte
nähert. 35em tarnen 35. entfpringt im oollfren Umfange ber
beutfcbe 5lu6bru<f : ©elfter in feiner ntötb. Sebeutung. 35ie
bilblicbe 35arfrelluag ber 35. mufj ftch natürlich frete nad) ben
<2rigentbümlid)Feiten jebe$ Grinjelnen berfelben ridjten. (F. Tr.)
Dänisches Theater. 25er eigentliche ©rünber beö
bän.35ramaö unb ber bdn. Sühne mar »onJpolberg (f. b.),
eigentlich ein Norweger, 9Serf. mehrerer berühmter Fomifcfter
JHomane. «Seine 2lnlage jur fomifdjen ^)oefte befähigten ihn
burcfcauö jum Sufrfpielbicbter, unb aU folcber ftch ju geigen
fanb er ©elegenbeit, alö man 171 '2 ein £beater ju ,Kopen=
hagen ju errichten projectirte. «Swlberg fcbrieb nun nad) unb
nad) 24 Suftfpiele, coli farFaflifcber Jlraft unb örtlicher
SBahrheit, »oll leichter, nur etwat übertriebener Sharafteris
ftit unb ©ifuationsFomif. Rationelle ©itten, Serfehrtheit,
Starrheit unb Dummheit porträtirt ^»olberg aufe ergö^lichfre,
bod) ju breit; feine <2päfe bewegen ft'd) meift in ber niebrig=
fren Sphäre ber «RomiB unb ft'nb, wie feine JReflerionen,
oft äufjerft trivial. Seine ©tücfe, ober bie Verarbeitungen
Dänisches Theater 265
ber ibnen 3« ©runbe liegenben Wlctive, matten balb bie
JThtnbe über alle europäifd?e S3üf)tien , befonbert* fein, mal)r=
fd)einlirf> bem (Jnglifdien nadigebilbeter politifdjer «Rannen*
giefjer. 3n feinen SDiaeferaben lieft er 9)erfonen au$ etmaö
työtyeven Sfänben auftreten. 3n ba& SDeutfcfre überfeljt
»uiirben feine bram. Slrbeifen oon £5ef)lenfd)läger (Seipjig,
18:82. 4 SBbe.). Sebenfallß befaß £olberg ein grofjeei £alent
für bas femifdje ©enre, jeigte ben, nur leiber mieber t>er=
laffenen 2Öeg , weisen ba& bän. £uftfpiel ju nehmen fyattt
unb mürbe mit Sledit ber SSater ber ban. (somöbie genannt.
9Ia# ifjm oerfafte >U)arlotte Sorotfyea S3i e f)I feit 1764
mehrere Sufrfpiele, bie ft'dj bureb, eble Schreibart unb leisten
Dialog au^jeidmen, hierunter ber järtlidje (^emann, ber
Solbenftecber (eine «Satire auf bie 2Serbefferer ber ban. Spradje),
bie liflige -«Betrügerin, ber »erliebte §reunb, bie jdrtlidje £oa>
tev, ber 3mifi u.f. m. gajl um oiefelbe 3eit fdjrieb SBanbal
fein rüb,renbe$ Suftfptel, bie Stiefmutter, unb ben ©ärtner,
gab feit 1778 eine Sammlung neuer bänifdjer SDriginalfdjaus
fpL'le berauö unb überfeine aud) »iel für bie 35ü^ne aus bem
granjöft'fcben unb ÜDeutfdjen. SSePannter ate biefe mürbe ber
£u|rfptelbid)ter Steffel (ft. 1786), ber ft'd) befonbert* burd)
fein ihifrfpiel „bie 2iebe ofjne Strümpfe" berühmt mad)te.
3bm folgte £l)arup (f. b.), SDiitgüeb ber £f)eaterbirection ju
«Kopenhagen, mit feinem Singfpiel ,,«£öftgilbet" ((rrntefefr)
unb „Meters SSrillup" (Meters ^o^eit). 3n leerer Sphäre
ber ^)oeft'e bemegte ft'd> (£malb (f. b.) in feinem Srauerfpiele
„SBalberö £ob," beffen Stoff aus ber <£bba entlehnt ift, unb
bem SErauerfpiele „JRoIf," roeldjet* einen altbänifdjen Stoff
fcefyanbelt. 3n beiben SErauerfptelen beüunbet tidE> eine reidje
©enialität, meldje fretlid) bie ©renken ber 23üf)nenjuldng=
lidtteit überfdbritt. <£»alb frarb 1781 , SEtjarup 1821. eine
äeit lang fanb ein SErauerfpiel »on Samföe, tüeld>eöbie ©es
fc^idbte ber SDüoecfe, ber ©eliebren (^rijrierne n., bebanbelte,
befonbere burd) ba& Spiel ber feiger, einer bamals beliebte«
Sdjaufptelerin, meldte bieSDüüecfe, unb be$ Sdjaufp.S Sdjmarj,
ber einen SDcönd) gab, großen Seifall in «Kopenhagen. 3f)te
eigentliche SSIütfjenseit erlebte bie bän. bram. ^oefte mit 3ent»
23aggefen (f. b.) unb mit £)el)lenfd)läger (f. b.). 23eibe
gehören burd» ibre Sdjöpfungen in beutfdjer Sprad>e aua>
oer beutfdjen Literatur an. Sie erfdjufen neue formen, mos
rin ft'd) oon nun an bie bän. ^)oeft'e mannigfaltiger unb energt=
feber entmicfeln fonnte. Saggefen förberte bie bän. Siteratur
mef)r im ©an3en, ©ro^en , als ba$ er fpecieü für baö Xfyea*
tet tb,ätig gemefen märe, bod> bearbeitete er äöielanbe; Oberon
unter bem Sitel „<£>olger Qan&te" gu einem Singfpiel. Un=
enblid) tiefet griff 2lbam £>ef)lenfd)läger in bie neue ©efral=
tung bt$ bän. Ärama'ö ein, ba$ bureb, t'^n and) im 2(u6lanbe ju
266 Dänisches Theater
großem ©lanj unb 9tubm gelangte. Gr6 reidjt bin, feine bram.
©djöpfungen anjufüf)ren : (Sorreggio, 5llabbin ober bie 2ßun=
cerlampe, unb bie fjerrlidjen iMorblanböbramen ^alnatofe,
Jpafon 3*rl unb ©tarrföbber , enblid) £agbart unb ©igne
unb Slrel unb SBalburg. ©eine neueren ^robuctionen (bram.
2)id)rungen, Jpamburg 1835, 2 23be.) enthalten bee> .©djönen
t>icl, menn fte aud) an (Energie feinen früheren nid)t gleich
Jommen; hierunter ft'nb feine norbifdjen 2>id)tungen, mie „ber
falfdje .König £luf" unb „£orbenfl'iolb" benjenigen oorju=
gießen, beren <£fcff bem ital. Seben entnommen ifr; fogar
fein trefflid)er unb berühmter (Sorreggio bürfte fid) mit feinen
norbifd^en ©rüden an Urfprünglidjr'eit bee C«5efüt>Iö nidjt mef=
fen fönnen. £od) l)at gerabe (5orreggio burd) feine Darfrells
fcarfeit Öefjlenfdjlciger aud) in £>eutfd)lanb populär gemalt
unb jene große 3ab,l »on ÄünfHerbramen jur 9Jad)foIge ge=
habt, t?on benen teins ben (Sorreggio an £iefe erreicht. 2)ie
5Baf>n für bie fiinfrige SRidjtung bee ban. 2>rama'ö mar nun
tmrd) £)eblenfd)Iager gebrochen. Unter benen , welche gegen=
martig für bie bram. ^oefte in £>anemarf" tl)ätig finb , nen=
nen mir juerfl Sodann Submig £eiberg, (f. b.) ein ge=
jiialer oielgemanbter «ftopf, ber befonbers für bie Sluobreitung
fcer £egel'jcf/en ^fjilofoplne in £>änemar? tbätig gemefen i(r.
j&ed) ift bie bram. $)oefie fein eigentliche^ Selb, ba$ er im
58aubet>iIIe mit wafyrfyafter Jtomif unb im rcmant. ©enre
mit oollenbetem 3auber ber «Sprache unb jenem 2Üof)llaute,
weldber ber bän. ©pradje in fo großem ÜDcaße ju ©ebote
fref)t , cultiöirt. ©dion 1814 bearbeitete er ben £>on Suan
im „SJcarionetfbeater," fcbrieb fobann eine lateinifdje 2lbi)anb=
lung über bae £)rama, bicfctete ironifd>e £uj*fpiele, 3. 23. „3ule=
fpög og 9c»taareUöcir," in Sied"' fdjer SBeife, ferner romanti=
fdie unb nu;tf)ologifd)e ©cbaufpiele unb eine ganje SWeibe r>on
SBauberille'e, worunter befonbers „£)e 2>anffe i ^arie" unb
„Sletl" r>oll nationaler Siegelungen; aud) mibmefe er bem
Siaubeuille eine eigene 2lbb,anblung. ©roßen SBeifalle erfreute
fid) fein ©cbaufpiel „@'l9erb,öi" (1S-2S) bae eine 23oI8efage
fcebanbelt, unb „9tina ober bie SBabnfinnige aud Hebe." 2ße=
niger für bie 23üf>ne, aber im großen bram. ©t»le bietet 3.
<j. i>aud), (f. b.) tyxof. in©oröe; mir nennen feine £rauer=
fpiele „23ajct3et," Siberiue" (beuffdi, Üeipj. 1836} , „©res
gor VII.," „2)on 3uan," „Äarl ben Jemtee I)öb," „9Ma=
fuidite 2?eleiring" (beutfdi, l'eipjig 18:54;, bie fammtlid) burd)
pft)cbologifd)e £iefe bemerl'bar \uib. 2>er Slutobicact, £. (5.
Sin ber fen (f. b.), ber 3»t:rfr ©d^aufp. werben mollte, aber
con bem ©irector beei fopenbagner ^beatere abgeiuiefen mürbe,
„meil er 311 mager fei," unb fpater ft'cfc, im JHomanfadie au6=
widmete, oerfudite fid), fon 23aggefen ermuntert, aud) im
&ram., befonbere in 2Jaubet?ille'6, unter benen il)n baß fog.
Dagr Dahn 207
bereifte 2>uubet»iüe „He Siebe auf bem Nicclaifburme" po=
pulär machte. <£hr. Srebabl gab oon 1819 bis 18J2 „bra=
mattfd^e Scenen" heraus unb ■&. Jpertj führte bas fett Sängern
oernacijläffigfe Sufrfpiel bureb JDriginalarbeiten roieber ein unb
febrieb bas treffliche £rauerfp. „Sroenb 2>t;rings J&aus." 3m
Pian^en ftehen bie bän. 2>ramari?er febr unter beutfehen (Stnflüf=
fen; aus biefer Hinneigung ju beutfehen Elementen enuacb.fr
uns aber ber Sortheil, bap bieoorjüglicberen bin. dichter oon
ihren Schöpfungen gemöbnlicb aueb beutfebe $)aratlelterte lie=
fern, fo befonbers JDeblenfcbläger unb 4?aucb, roäbrenb Saggefen
feine Jöauptioerfe urfprünglicb beütfdb febrieb. Uebrigens ift
fiel poetifebe 9)robuctionsr"raft in ben 2>änen, aber bie Sühne
femmt ben jungen Talenten in 2>änemarE eben fo roenig
aufmunternb unb anfpornenb entgegen, mie in 2>eutfcblanb.
©in franj. 3<>urnal fanb erfr neulieb eine nationale ghreube
barin, froblocfenb auszurufen, bap bie Sühnen aller euro=
päifcben Sänber, mit Slusnahme ßnglanbs, bauptfäcblicb oon
bem 9tepertoir franj. Sühnen jebrten, fo hätten ftd> unter
23 in Jlepenhagen neu aufgeführten Etüden nicht roeniger als
19 aus bem jyranj. überfetjte befunben ! — 5lls Dramaturg
unb ©efduchffcbreiber ber bän. 23ühne machte fid) Siahbecf, al&
bram. (iFompcnifr 2önfe, ber aueb mehrere Cperntexte oon
Slnberfen componirre, rühmlich begannt, lieber bie Xfyeatev
in Kopenhagen , beren es aufjer einem iflationaltheater noch
ein auf fenigl. heften unterbaltnes frans, beft^t, f. &open=
hagen. SDian rühmt ihre jroecfmäfige Sauart unb einfache
aber fräftig roirfenbe SOiafcb,inerie. (H. M.)
Wagr (norb. SHnth.), ber ü£ag, ein ©ohn oon 2>ellingr
unb ber Nott (Nacbt) febön, bell unb licht. Sllloaber fe§te
ihn nebft ber 9iott an ben Himmel, ben fte beib: täa,lid) um=
fahren.
Hahn 1) (Jriebricb), geb. j. Serlin 1811, oerliefj
bie anfänglich, unfreiwillig erroählte theol. Laufbahn, um ft'ct)
bem Theater ju luibmen, welches er 18:28 bei ber Sühne ber
«Rönigfrabt ju Serlin mit Seifall betrat; nacb 9monatlicbem
Engagement ging 2). als Liebhaber nacb Sreslau, roo er be=
fonbers im i'uftfpiele balb ein febönes Salent entiuicfelte.
Nacb einem ©aftfpiele in Serlin trat 2). 1831 ein (£ngage=
ment in Hamburg an, wo er als Nachfolger ©mil 2>eorients
fieb bennod) fehr bie Hiebe be$ ^)ubli6ums ertoavb unb unter
2)irector Scbmibts Seitung jum gebiegenen Äünfrler bilbete.
Hier oerehlicbte fieb 2). 1833 mit (Sonfranje £e ©ai)e, gafhrte
balb nachher mit feiner ©attin in ©tünchen unb trat 1834
ein in g-olge biefes ©aftfpiels abgefcbloffenes ©ngajemenr
für bas #acb jugenblicber gelben unb Siebhaber an. 1836
gafrirte er in Hamburg unb erhielt bie beutlicbfren Siroetfe
bes el>renoolIjten Slnbenfene, 2>. ift oon ber Natur für fein
20,') Dailly Dalberg
%aä) mit allen Wütein reidilid) auögeffattet unb' jeigt im
Sragifdjen wie im Suflfpiel gleidje 23efäE>ijutti] , wenn and)
ba$ ernfre 2>rama fein oorjüglidjer SBirfungefreie ift. 2) (£ o ns
ftanje, geb. £e @an),.geb. ju Anfiel 1814; mit ifyrem &a=
ter, oer Aapellmeifrer mar, tarn fte nad) aSraunfdnueig tmb
Jpamburg, unb trat in beiben ©tabten in Äinberrollen mit
fdjönem Erfolge auf; 1S28 fam fte ju ber 2>erofft'fd)en
©efellfdjaft nad) 2)üffelborf unb 2lad)en, mo fie ft'd) juerft
in einer grojjen JRolle, ber SKaupaaVfdjen JRafaele »erfudjte;
1830 fef)rte fte nad) Hamburg äurücf , mo fte üon nun an
laö fiad) jugenblidjer Ciebfjaberinnen jur t>ollen 3ufriebenf>eit
free 9)ublitum6 befleibete. 1833 Dermalste fte fidj mit bem
SBor.; gaftirte 1834 mittlrem ©atten in SJiündjen unb mürbe
in §olge beffen engagirte. Jpier nun b,at fte ifyr fdjönee &a=
Ient erft glanjenb entfaltet unb ft'dj balb jum Lieblinge bes
<>Jhibli£ums emporgefdjmungen. SOitt allen geiftigen ®aben
eint fta) bei ifyr eine rcijenbe *perfönlid)feit unb ein fdjones
£rgan. ©o mirft fte in ber Sxagöbie unb im fiufrfpiel mit
gleidjem Erfolge. Sine dleifye t>on ©aftfpielen an ben be=
ieutenbften 23ü(men 2)eutfd)lanbe, fyaben il)r allgemeine 2lns
erfennung unb ben 9tuf, eine ber begabteren beutfdjen Aünft=
lerinnen ju fein, eingetragen. (R. B.)
Dailly (3lrmanb), geb. um 1770, fam nad) furjer
SBirfung in ber $)rot>inj nadt ^)ariö unb ba$ altere £>beon
ädfjlte i^n lange ju feinen beliebteften SDJitgliebern, befonbers
ergö^te fein fomifdjes ©eft'djt unb burlesfee «Spiel. 2$om
£t>eon ging £>. 181(5 an ba$ ©»mnafe, blieb bafelbft biß er
1825 bei bem Th&Ure fran<;ais bebutirte. ©eine auöbrucfe==
volle unb bod) alberne $)f)öft'onomie , fein natürliche unb
anfiecfenbeß Sachen, ermarben il)tn allgemeinen 23eifall, fo
bafj er fogleid) angejrellt mürbe unb fid) and) f)iex balb in
fcer ©und bees tyublitumi feftfefcte. (A.)
Dalai Lama (ober Santa (Jrenebutfdjer, ber feljr
grofe ^riejter) eines ber beiben £>berl)äupter lamaifdjer 9te=
Iigion, ber ftctytbare ©tellöertreter ber ©ottfjeit, beffen ©eele
xiod) biefelbe ift, He ben ©tifter ber Religion: go ober ©du=
tjanunt) belebte. 23ei bem 2lbflerben be& 2). gef)t bie ©eele
in ben 9<adifolger über, megen melcfcer Unflerblid)feit ber 2).
and) Santa Jtonfu, emiger &ater Ijeift. @r füljrt jttgleid)
fcie meltlidje Regierung. 3fl ber neugeborne 2>. nod) ein
«Jtinb, fo tritt eine pormunbfdmftlidje Regierung unter d)ine=
fifcfcer Oberaufftdjt ein. 2>er ©i§ beö 2). ift bie tibetattifdje
^auptflabt Saffa mit ber nahegelegenen ©ommerreftbcnj auf
bem ^eiligen 23erge. (F- Tr.)
»actylisclic Versarten (SDietr.), f. 2}eröfüfe.
Ualuerg 1) (Sofjann üon), geb. 144), mürbe 1482
S3ifdjof oon 2Bormö unb ©efjeimerrat^ be$ ^fal^grafen am
Daluiatica Damorcau-Cinti 269
JRbein; wie fafr alle SDitt^lieber btefcr a1ten unb ebetn $a*
mihc, be^ünfti^te unb beförberte er 2Biffenfd)affen unb Äiinfte.
2luf 25.$ 23eranlaffung würbe 1498 bie erfre (5 omö bie in
2)eutfd)lanb »on ben ©d)ülem be£ berühmten 8teud)ltn auf*
geführt. SD. ftarb 1503. 2) (SSolfgang Heribert, $rei*
berr twn), geb. I7>0 ju ^emtöfjetm bei SBormö, 23ruber
beö ©rofjberjog^ oon granffurt, wtbmete fieb, bem ©tubiunt
ber 3uri6prubenj , warb hjerauf Jtämmerer üou SBormö, er=
bielt 1791 bei ber Krönung Seopolbö II. bie -2Bürbe eineö
beutfdjen 2Reid)$ritter$ unb frarb 1806 al$ babifdjer £)ber=
bofmeifrer unb ©raatdminifrer. — 2ll<? ^räftbent ber mann*
beimer beutfd}en ©efeüfebaft unb Snrenbanr ber bortigen
23übne batte er großen ©influ# auf bie 23eförberung ber
SBiffenfdjaften unb fünfte, benen er ein eifriger ©önner
war. £>ie mannbeimer 23übne behauptete ju fetner 3eit einen
boben 9tang unb war bie SGBiecje ber berüfymteften ©djaufp.,
eines Sfflanb, 23ecf, 23eil u. Ol. 2lls bram. ©djrtftfteUer
bagegen fyat er nidjts 2lusgejeid)neteö geliefert. <2rr ift SSerf.
folgenber ©ebriften: SSalraiö unb 2lbelaibe, SOiannbeim 1778 j
Jtora ebenb. 178'.); (ürleftra ebenb. 1780; ©fjaEfpeare's Sim
Iiuö (Säfar ebenb. 1785; Gumberlanbs' Äolerifcfter ebenb. 17S6j
25ie SSrüber ebenb. 17SG; £rono£o ebenb. 178G; SOeontelguieu
ebenb. 1787; ber weiblidje CE"bef<beue, 3lugeburg 1787; ber
SOI ö neb oon Äarmel, SSerlin 1787, unjweifelbaft bie befte
fetner arbeiten. 2lujjerbem lieferte er ein3elne Seitrage in
3eitf ebriften. (Ti.g.)
Dalmatica (©arber.), ein langer, bie" auf bie $ü$c
reiebenber Stod* mit weiten 2lermeln üon perfdnebenen ©toffen
unb §arben ; im SOJittelalter war bie 25. bie fefUidifte &lei=
bung für fjof>e sPerfonen unb bat ft'd) 3. 23. bei «Kaiferfronun=
gen noeb bie in unfere 3eit erbalten. $iud) bie 23tfd)öfe unb
fatbol. ^riefter überbaupt baben bie 25. (Alba) alä 2lmts=
fleibung beibebalten. (B.)
Bai segno (SDcufff), f. Da capo.
llainoreau - Cinti (SDiab., geb. 2aure = din tb»e =
SOtontalent), geb. ju ^aris 1801, wibmete ft'd) äuerft ber
SSnftrumentalmufif?, bod) balb würbe man auf ibre fjerrltcfec
©timme aufmerffam, fte erhielt im Sonferöatoire llnterridit
im ©efange »on $)lantabe unb maebte barin fo aufjerorbenflidje
gortfdmtte, ba$ fte in ibrem 12. Saljre bas (Sonferwafoire
oerlaffen f onnte unb oon ber «Siönigin Jportenfe in ibrer 9)rts
satcapelle angefrellt würbe. 181G würbe fte 2. Sängerin bei
ber oon ber Satalani neu organift'rten ital. ©per , bebutirte
als ililla in ber Cosa rara unb mad}te ftd) fd?on bamals fo
bemerfbar, bap baä ^ublifum nur fte mit bem Manien
ber Prima donna beehrte. Uncjead)tet beffen aber warb fte
twn Siiotti, ber einige 3eit bie 2Mrectt<?n ber ital, Oper
270 Dam* Danaus
führte, t?crnad)Iäfft'jt unb be$ab ftdj nacb Conbon , mo fte
ben größten Enthufiaemuß erregte. 1821 Febrtc fte nad)
"•Paris jurüd5, fang bei ber ital. Dper, beren ©ireetor bamalo
«babe neef war, alle erfreu s}>artbien unb flieg immer f>öber in
ber ©unft be& 9>ubli turne". «Rurje 3eit barauf oerliep fie biet?
Engagement, um üöiitglieb ber gropen Cper ju werben unb
feierte im Fernand Cortez, le Rossignol, le Siege de Corinthe,
ÄloVse etc. mabre Triumphe. £od) balb Perliep fte auefe bie=
feg Engagement, nadjbem fte bte ©affin Damoreau'e, eines
geübten Sängers unb perbienfhjollen Sd)aufp.s, ber mit ihr
feine mufital. Slusbilbung im (ionferpatoire ju gleidjer 3eit
erhalten hatte, geworben mar unb mürbe mit if)rem Scanne
SDiitglieb ber bruffeler Oper. 25od) nicht lange tonnte bic
grope Dpet fte entbehren. 9lls bie «Stumme pon $>ortici jur
-Aufführung porbereitet mürbe, fduen bic 25. E burdjaue notb=
meneig jum glüd? liefen Erfolge. Sie marb pon neuem engagirt
unb ber glanjenbfre Erfolg marb ihren Seifrungen in genannt
ter £per, im Guillaume Teil, Robert le Diable, le Comte Orv,
le Pbiltre u. f. m. dJlab. 25. (5. ift eine Sängerin, bic ftdj
fomobl burd) bie mohlflingenbfre Stimme, als bttr* eine cors
reete Gefangsmefl)Obe auszeichnet unb babei eine fehr fd)öne
nnb geiftreid)e ?^rau. (R. S.)
BSjmiis ($ riebrieb), geb. ju Söraunfdjmeig 1804, marb
erft in fpdterem Filter auf feine treffliche Stimme anfmert«
fam gemadjt unb Pen bem Senoriften «Reil im öefang untere
richtet; bann betrat er bie Sühne mit bem glücflicbfren Er=
folge in Sonbersbaufen unb mar nacbeinanber als '2. unb 1.
Senorifr engagirt in Jpannoper, 2lugsburg, Büffeiborf unb
Öfen, mo er porjugsmeife unb ausfdjlieplicb als I. £encrifr
auftrat. 1832 gafttrte 25. mit gropem Beifall in "Prag , mo
er in tfolge be\)in engagirt mürbe, 1S:{:S in 9)eftb , ÖÖien in
bet Sofephfrabt, mo er befonbers in Spielpartf)ien, als: ?^ri?
in ber 23raut, 25iaPolo, (öeorge 23romn jc. Piel 2luffebn er=
regte; bann erhielt er ein Engagement bei bem neuerriebteten
«ftoftbeater in «Raffel. £>bgleid) sBüb unb 9tosner feine 2<cr=
ganger maren , fo genügte .35. bod) aud) hier bem 'Publicum.
1833 folgte er einem «Dcufe nad) 25armftabt, pon mo aus
er in ifeip-,ig, 23reslau, JZLMen, sPeftb u. f. m. gaftirte unb ein
Engagement in sPrag annahm; !S:$? fehrte er nad) tfaijel
3ur.rtf, mo er ftch noch beftnbet. 25. ift bureb Talent unb
^erfbnlicfcteif auf bas J^ad) ber Spielfenorparfhien bingemte=
fen ; feine niebt ,}u frarfe Stimme bat einen moblthuenben unb
angenehmen «Rlang unb ein lebenbiges , freies Spiel fehltet
ihn portheilhaft aus unter ben beutfd?en Sängern. (J. W.O.)
Jftanac f9Hi)fl>.), f. $erfeus.
»Hiiaiis (ÜDinfh.), bes 23elus So^n, hatte perfpro=
eben, feine .}(J£öcbter, bie 25anaiben, aud) 23eliben ge=
Danohct Dancourt 271
nannt, mit ben i50 Söhnen feines 23rubers 2legr;pfus ju
vermählen ; »vetterte es aber aus §urcbt cor Unheil, welches
ein Crafelfprucb serfünbet. 5legoptus «Sehne erjivangen bie
(Erfüllung bes SSerfprecbens ; aber auf 2In(ttften bes D. er=
morbeten fämmtlicbe Södjrer in ber Srautnacbt bie ihnen auf-
gebrungenen ©atten; nur .&»permnefrra febonte ben ibri=
gen, Snnceus. 25aber bie ^rjäblung von ber 9)icrberin=
nen 23eftrafung in ber Unterwelt, wo ft'e ein burcblöcberteö
§afj mit bureblöcberten ©efäfen voll 2B äff er febepfen muffen.
2kfcbi)lus freut fie in ben Scbu^genoffenen als gettesfurebtige
Jungfrauen bar. &on JBelang enblicb ifr bie ,3abl ber £>a=
naiten für bie ßntfebeibung ber Streitfrage über bie Qlnjabl
bes (Sbcrperfonals in ber alten iXragöbie. (F. Tr.)
Ilanehet (2lnteine), geb. ju SRom 1671, fcfjrteb
über 20 Cpern unb £ufrfpiele, oie ju ifjrer 3eit gern unb
viel gefeben würben , von benen ft'crj aber nur Idomenee er«
halten, welche ^Dfojart auch nach einer ital. ^Bearbeitung com=
penirte. Sie Ceidnigfeit , mit welcher er arbeitete, unb ber
geringe Qlnfprucb feiner bram. Sichtungen auf Riefe unb
SDauer verursachten, bap feine vielen 5e'nte l&n fange Seit
auf bas beftigfte in 9tecenft'onen unb #lugfcbriften »erfolgten.
£>. hatte aber einen fo fanften, liebensrcmrrigen (übarafter,
ba% er feinen §einben fogar ©utes erwies, ohne ba$ biefe es
raupten. 2115 ein junger Siebter einft ein heftiges Pamphlet
gegen ihn veröffentlicht, febrieb er felbfr ein 2lebnlicbe5, febiefte
e5 bem Scbmäber ju unb bat ibn, auch c>ies noch bruefen *}u
laffen, ba er in feinem erften Pamphlet noch vielem £äcber=
liebe vergeffen, was er von ftcb felbft am 23eften fennen mü|ie,
uno ihm baher jur iBenutjung febiefe. 25. befleifcefe mehrere
bebeutenbe Staatsämter unb frarb 174S als SMitglteb beiber
SIcabemien. (L. S.)
Dancourt 1) (glorent Karton), geb. lütil ju gon=
tainebleau, erhielt feine ©rjiebung von Sefutten unD feilte
in ihren Örben eintreten; wiemete ftcb aber bem Stubium
ber SRecfetswiffenfcbaften unb ging entlieh aus unbeftegbarer
Neigung jum Theater. Sein Salent als S^aufp. war U\-
nesroegs bebeutenb, ba er aber bureb feine Stücfe, beren er
beinah 00 febrieb, ftcb bem Theater febr nützlich bewies, fo
verfcbaffte_er ftcb in 3ntriguants, SDidntels unb JBauernrolIen
etne gewi|je Anerkennung unb Beliebtheit, obgleich man von
ihm fagte: er fpiele bie £ragöDie bürgerlich unb bas l'ufr=
fpiel tragifd). Souis XIV. war ihm perfönlicb gewogen,
machte ihn ju feinem SSorlefer unb jum Sirector bes Theätre
fran^ais unb befehligte ihn in feinem äüirten , befonbers weil
er ftets burch neue 35t!?ertiffements für bie Unterhaltung bes
£cfe5 forgte. Seine Stücfe waren leicht jufammengewürfelt,
unb geftelen nur wegen ber Sebjnbigfeit, mit welcher fte Shor=
272 Danebrog
Reifen unb Jäd&erlidjfeifen ber Seit unb ber SDcobe (Silbers
ren. 3fbe ©tabtneuigfett, jebe Jtlatfdjeret gab 25. ©toff ju
einem ©tücfe, baber ft'd) aud? außer bem (5fte»alter ä la
mode, Feines einer längeren 25auer 3U erfreuen gehabt. 25as
©ujet bes Pallete: le Carnevaie de Venise rührt ebenfalls
oon 25. f>er. 3" £inft'd)t auf feine literarifcfoe JRecbtlidjfeit
fagt man ihm roenig ©ufes nad). SEBcnbete ftd> ein junger
£heaterbicf;ter an ihn, um ein neues ©tücf lefen unb $ur
9luffüf)rung bringen 311 (äffen, fo machte er fich Slnsjuge
baraus, gab bie Arbeit als pollig unbrauchbar für bas £bea=
ter jurüd unb brachte bann naa) einigen fahren feine S3e=
arbeitung auf.bie Bühne, fo bafj bie dichter erftaunt unb
enf ruftet ihr 2Ber6 ernannten, ©eine SBerfe ft'nb 1760 in
12 Jöänben erfd)ienen. 9tacine t)brte einft einen iBudjfoänbler
feinen Äaufern bas Theater oon 25. lebhaft empfehlen unb
fonnte ftd) nicht enthalten auszurufen: 25ancourt's £b,eater!
fagen ©ie lieber, 25ancourt's oranger! — ©d)on 1718 perlief
25. bie S3iif)ne unb ftarb 172(j als reifer SDJann. 2) (Zfye-
refe, geb. Renoir be la £l)oötliier), geb. ju ^aris 1666,
©attin bes 23or. , eine talentvolle unb reijenbe ©cbaufptele=
rinj fte betrat 108:') baS Sweater unb blieb bis 1718, wo
25. firfj oon ber 23ül>ne jurücfsog, Siebling beS ^ublieums.
©ie ftarb 17215. (L. S.)
Vancbrog (£5rben 00m), SCBalbemar II. fat) aus ben
SBolfen fyexab eine rothe $ah,ne mit einem weißen Äreuje ftd)
fenfen, griff, bureb bies himmlifche 3eict;en ermutigt, ben fteinb
an unb feblug ihn. 3ur Erinnerung biefes ©ieges ftiffete er
1219 biefen Crben. (Sbriftian V. erneuerte ihn 1071 unb
griebrieb VI. theilte tt)n 1S08 in 4 Alanen, in ©ro{kemman=
beure, ©ropfreuje, (Sommanbeurs unb Oütter. 25asI5. = .5Ueir,
ift von ©olb, roetß emaillirt auf rothem ©runbe unb hat oben
unter einer Ärone ben -JcamenSjug F. R. VI. , in ber SDiitte
ein W, in ben (£nben bes Jtreujes, beffen (£&en mit golbenen
Aronen gefchmücft ft'nb , freien bie Sporte: Gud og Kongen
((Sott unD ber Aönig). Qluf ber 3hid?feite lieft man He 3ab=
len 1219, 1071 unb 18(18. 25ie ©ropcommanbeurs tragen
bas 25. = Areuj mit -Brillanten be\et$t an einem roeifjen ge=
mäfferten feibenen 23anbe mit rotten Aanten um ben $al&
unb bei; ©tern, tu beiteit Glitte über bem MV eine golbene
Jirone fi'cb befinbet unb welcher bem Jtrense gtöd) tft unb
in ben üden ftlberne ©trafen hat, auf ber Unten üörufr.
25ie ©rofjfreu;e tragen las Jtreir, mit 14 Brillanten ge=
fchmücft, yon ber rechten ©cbulter nach ber {taten ©.rite b,ex-
abhangenb unb ben Bruftfrern. 25ie (Sommanbeiirs fragen
ben ©tern um ben £a!s unb ein 25. = frcu} ohne filbeme
©trahlen auf ber (inten ©eite bes Äleibes. 25ie JHitter fra=
gen es an einem fdunalen tvetßen 23anbe mit rofhen ilan?
Dankbare Bollen Dankbarkeit 273
ten im Änopflodj. 23et ^eterlte^feiten tragen bie beiben er=
ften .Klaffen eine g-eftfletbung , fc-ie in einem langen rofen=
rothen, weif gefütterten Sammetmantel, meifjen llnterfleis
bem, Schuhen unb (Strümpfen, nebft fcbwar,jem £ut mit
weifs unb rothen Gebern befielt. 2In einer golbenen Äette
wirb bajit bae" STrbensfreuä auf ber 23ruft getragen. 9lufec
tiefen 4 klaffen wirb bas Crbenefreuj nodj ale ein <S"bren=
jeieben in Silber »ergeben, unb »on ben 23efi§ern, bie
sb. = 3Ranner beifjen, am Drbensbanbe im linfen Änepflocbe
getragen. (B. N.)
Dankbare Rollen (Secbn.), in ber Sübnenfpradje
foldje Collen, bie bureb ben barjufrellenben (übarafter , ba$
Sntereffe, welches ber Siebter benfelben ju üerleiben geraupt,
unb bte Jeicbtigfeit , fei b fr mit geringer eünfrlerifcber 23e=
fähigung biefelben genügenb ju fpielen, benjBeifall bes tyubli=
Fume gewinnen. 3m allgemeinen alfo alfe Collen, bie ohne
bebeutenbe Slnftrengung bee Sdjaufp.s, unb nur burdj 2ln=
wentung natürlidjer g-äbigfeiten gefallen. 3u b.n SR. gehören
befonbers : jugenblicbe l'iebbaber wie #ribolin, Jtofingf», tyi)is
lipp •" Johanna von SDicntfaucon , bie meifren Sümmltnge
(befanntlid) bie leicbtefren Aufgaben) unb felcbe Collen, bte
bureb ©ufnnitbigfeit, lebhaftes ©efübl für 9ted;t , fefewärs
merifebe greibeitsliebe unb aufopfernbe Eingebung bas"
fhibltfura interefftren. 2)ccb gibt es aud> Nebenrollen, bie
bureb eine befenbere ^Befähigung bes ©arftellerö ju foges
nannten b.n werben unb ba es faft feinen Sd>aufp. gibt,
ber nicht ju irgenb einer Stolle ftch gan$ befonberö eignet
unb märe ee ber Unecht 23ob in ber meipen 2)ame, fo bat
eigentlich jeber feine befonbern b.n St. Stollen, meldte burdb
einen Sdjaufp. ju ungewöhnlicher 35ebeutung erhoben wer=
ben, Bonnen puar für biefen, aber nie für feinen Otadjfolger
b. genannt werben, im ©egentbeil ft'nb gerabe biefe bie fd)Wie=
rtgüen Aufgaben für ben Nadjfolger. £af ee oorjüglid)
b. St. finb, bie ju ©aftrollen, £ebüts = unb Slbfdjiebsrollen
gewählt werben, liegt in ber Sadje felbft. 3e nad? bem Za*
lente bee 2>arftellere fann biefelbe Stolle b. ober niebt fein,
wenn fte bem 2teufern unb ben Mitteln bes ©inen entfpridjt,
bem Slnbern aber felbft mit 2lufwenbung aller füttfrlerifcben
SJcütje nid>t jufagt. dlai) b.n 0t. unb bem SSeifaH bes $ubli=
turne für beten Sarfteller läfit ftd) ber SSJerth eines ©djaufp.6
nie beurteilen, fenbern im ©egentbeil bie eigentliche Jtunft:
bilbung in 3wetfel jteben. (L. S.)
Dankbarkeit (2llleg.), eine weibliche #igur in an=
ttfent ©ewanbe; als (Embleme r>ält fte eine Äupferfcbale,
ober giefjt biefelbe aus} aud) b,at fte oft einen Stord) neben
ftcb, ber fdjon im graueften 2lltertl)um als ©ömbol ber 2>.
Sweater »tejcifon. II. 18
274 IPair/.i Ilanzig
betrautet würbe. Sin beutfcber .ftünftler öerftnnbilbete bit
25. wie eben angegeben, flellte ft'e aber an einen Cpfertifdj,
ber r*on einem ebernen Stordje getragen mürbe. (F. Fr.)
Dnnxi CS ton»), geb. 1760 ^u Mannheim, würbe 'oon fei=
nem fßatet, weldjer •frofmufifus war, frühjeittg im (5Iav»ierf»ie=
Ien unb ©efang unterrichtet, unb machte frhnelle unb glücflidje
gorffebritte liier fomobl als in ber miffenfcbaftlidien s2lusbilbung.
9lod) Jüngling, mürbe er in bie mannbeimer (Kapelle aufgencm=
men, mit meldjer er fpater nacb iWüncben manberte, wo er feiner
<£ompefitionen megen großen ÜBeifall fanb. 33efonberS maren
es bie beiben Opern: „2>ie SDiitternacbtsfrunbe" unb ,,3pf?t=
genia in 2lults,'' melcfae mit ^Beifall aufgenommen mürben. —
3n ©tüneben beiratbete 25. bie liebenemürbige SNargaretbe
SJcarcbanb (geb. 1708), als Sängerin, tSlas?ierfpielerin unb
Schaufpielerin gleich, berubmt. 171)1 unternahmen Reibe
eine große Jlunfrreife unb mürben bann bei ber ital. Cpern=
gefelifcbaft t>on ©uarbafont, 35. als SRafif btrector , bei?
fen ©attin als Sängerin angefreUt. Sftargaretbens feelen=
»oller ©efang fanb ben auSgejeicbnetfren äöeifall unb mar
befonbers in beutfeber 9)iuftf? bejaubernb. SDJit öftren übers
bauft reiften 23eibe 1794 nacb Italien, wo ft'e befonbers in
^lorenj unb 2$enebig mit 33eifall aufgenommen würben. —
9l<x<b tr>rer SRüdffebr nacb SDtüncben 17!)0 mürbe SD. 3um Siices
capellmeifter ernannt, als meldjer er jebod) feine ©attin balb
verlor, bie auf ben großen ital. Sweatern ben Äeim ju einem
frühen Stöbe gelegt hatte. Sie frarb 181)0 an ber Qlusjeb*
rung. 25. marb bierburd) unb burd) feinen ÜOTifcapellmeifter
$). »iöinter ber Aufenthalt in Stünden verleibet, unb er
nabm baber 1807 obne SSebenfen bie Stelle eines @apellmet=
frers in Stuttgart an, fab ft<b jebod) balb genbtbigt, nad)
jtadsrube ju gehen, mo er oon allen geebrt, 1826 fein ein=
faraes Seben befdiloß. 25. S ÖBerfe erfreuen ftcb nodb immer
eines großen ^Beifalls; bies gilt, außer ben fomifeben Cpern:
,,2Die 9)htternarbf6jtunbe" unb „ber Auf auch r>en feinen
©efangen unb ital. Quartetten, fo mie Don feinen Singübuns
gen. 9lucb als geiftlidier (fomponift leiftete 25. SSüdjrtges, be=
fonbers gerütjmr wirb fein Te Demu. (Tbg.)
Danxig (£beaterfrat.), ^auptftabt be6 gleichnamigen
preuß. JRegierungsbejirBs an ber 2Beid)fel, eine Pfeile von
ber Cftfee, eine ber berübmteften anb gemerbreid?)len Stat-te
Preußens mit 64,000 (£'iuw. So lange bie ^Btabt jur JRe=
publif sPoIen geborte, ft'nbet man fafl feine Spur r-om Stb^1
fer unb bie erfte beJTere ©efellfcbaft, bie um 1770 in 25.
SBorfrellungen gab, mar bie unter ber 25irecfion ber ©efebmi;
fler Scbucb? 2 Stöcbter ber 9Wab. Sdmd) fübrten ft'e in ©es
meinfebaft mit Steinberg, üSearbeiter mehrerer Sbaf fpear'fcben
»anzig 27»
Dramen. 2lm Scbluffe t?on 1 SO I trennte ft'cb bie 2)irection.
23adhmann behielt bie (Sonceffton für 2>., Steinberg ging nach
.Königsberg. 1807 führte ber ^ufti^conimiffartuö ©robbeef
bie &bearen>erroaItung, machte aber fcblecbte ©efebafte. 3bm
folgten J>urai) ber 5lelr. unb SBeinhöfer. Spater n>urbe
J&uran btö 1818 allein 2)irector bes £heater$, bas unter ihm
feine JBlütbenjeit feierte, ihm folgten Sehr ob er, «£>ura9
b. 3üng, 2>bring, 3tetben, £übfch unbüabbe» (18:39).
Unter fcen lebenben Jlünfrfern t>on JRuf waren in 25. enga=
gtrt : 3»>fr, SSaifon, ©enee, 23aubius, ^edffcher unb bie ÜBcus
ft'fbirectoren 23ernharb 3Öeber unb .^einrieb; äftarfebner. 2)te
SBtrffamfeit ber £abber/fcf>en 2)irection hat in bem erfreu
SBinter 1838 — 1S39 ben gemachten Slnfprücben nicht genügt.
23es?or man noch mußte, aus welchen SDJitgliebern bie ©efell=
fchaft beftebe, unb weldjer ©eifr biefelben burchbringen werbe,
war bereite ein Slbonnement ju Stanbe gekommen, welches
auf 100 2$orfrellungen fammtlicbe Sogen unb ben gröften
Stheil ber Sperrte in 23efcblag nahm. «Sparer fam es fret=
lieb !?or, baf ^bonnementbillets im 3,ntelltgen}blart jum Spott=
preife ausgeboten mürben. 2Me Jtritif hat oon jeher hier eine
IiebeooUe Pflege gefunben, ohne jeboeb irgenb etwas gebeffert
ju haben. SJon bem größeren Sbeile bes ^ublifums mirb
ber Sheaterbcfucb ju fehr als bloßer 3eitt>ertreib angefehen.
S3ei einer (^inmobnerjabl £>on 64,000 Seelen , fönnte wohl
eine frebenbe 23übne belieben; adein es gelingt ber 2>i=
rection faum , in 2). 4 SBintermcnate ft'cb mit ihrer ©efell=
febaft ju galten; im «Sommer uno Jpetbfr muf ft'e ftch, in
SDcarienburg, (S'lbing, Sftarienwerber unb £born burrf^ubelfen
fueften. früher gehörte 33romberg auch jur GFonceffton bes
ba^iger £heaterbtrectors, feit einigen Saferen ifr bieferört aber
bem 2)irector bes pofener Stabttbeafers jugefalien. SSei freunbs
liebem SÖetter geben bie 2>anjtger nicht ins 2£beater, unb mürbe
ihnen auch ber böchfte Äunfrgenuf? geboten. So fommt es,
bap »on ben Heroen ber .R'unft in 2). nur feiten ©iner glanjt,
ba bie\elben meifr im Sommer ihre ©afrreifen antreten , wo
SEhaliens Stempel t>erfd?Icffen ifr. 2). fann in afrhetifcher 23es
jtebung weniger eine beutfehe, als eine berliner <£>tabt genannt
werben. 25erlin ifr fein SSorbilb, berliner Selebritaten fön;
nen hier auf guten Erfolg unb auf 3ut>orfommenbeit rech*
nen, ba bie hier hochgehaltene Autorität berliner Seitungen
ihren 9cuf begrünbet. So haben auch Opern unb 2)ramen
hier fafr immer ihre gute Aufnahme nur einer t>orangegan=
genen gleichen in 33erlin ju banfen. 2)er grofe 2>et>rient
fam oon 25erlin unb bie 2)anjiger befuchten feine ÜSorftellun:
gen, bie grofje Sophie Scfaröber fam oon 2Öien, unb ih^re
brüte 2$orfrellung f onnte nicht ftattft'nben , metl bas Sbeater
leer mar. 2)er ©efcb;macf bes tyublitums tft uor^errfchenb
18*
270 Daphne
auf bie Cper gerietet, unb t>ier ftnb bie 5lnfprücbe bebeuten=
ber ale an tas recitirenbe <2d)aufpiel; fa6t*i ifi man aber
bccb nocb fchv genügfam , ba man von beliebten SMletfanten
ben sj)cap|tab für langer Don $<xd> nimmt. Sehr cinfhtfjs
xcidb finb in 2). nod) bie sj))rir<atr<erbdltniffe ber SDiitglieber
unb man beobachtet fte genau. 2ßer ee oerftebt, ftet) redjt
t?iel ^mutfreunbe ju erwerben, ber fann auf fräftige Uns
terfht^ung wie auf >Jcad>ftcbt redmen. üefctere tfr nur leiber
fcfeon oft auf unr>erantn>ortlid)e üffieife gemif;braud?t morben.
SDie 2>orjtellungen fanben früher in ber Jtteitbabn nnb einem
großen Saale über bem grünen £bore ftatt, bis im anfange
tiefe? 3aijrf). ein befonberee <2d)aufr>ielbatt6 erbaut unb 1801
am 'S. s.Kug. eingeweiht mürbe. 2)iefes frebt, mit nur 2 freien
(geiten, auf bem gröpten unb febonfren $-Ma$e ber Stabt, bem
Aoblenmarfte; ee tfr mered'ig, unb fuppelartig bebacbet. Eine
fcbmale £>erballe ftüpt ffdj auf biefe >Sdulen , unter beneu
ber gea'öbulicbe £aupteingang fidj beftnbpt. 2>ie innern
Staunte ftnb jmedmapig eingerichtet, nur ftnb bie erften .sTtang=
logen am ^rofeenium fo eingebugt, ba(j man ftcb uorbeugen
mufj, um auf bte 23üb,ne fetyen ju fbnnen. 2ütd) in acufri=
feber «£>inficbt ift bas Jpaue nid)t ganj genügenb; es bat 3
libereinanberlaufenbe üogeureiben, ift mehr runb benn ot>al,
unb faßt gegen 15ÜÜ ^)erfonen. Die böcbfte (»innabme von
000 Zt). bradjte ee bei einem ©afrfpiele Submig •Bettrients.
£>as Jpaue warb auf iüctien, oon bem jßaumeifrer unb Stabt*
bauratb £elb erbaut; tue 5lctiencapttal reid)te jebod) niebt
r)in, unb ee mußte nod> eine Slnleibe gemadjt werben. 1814
würbe ba$ ©dnaufpielbaue fubbaftirt unb von bem Könige
angekauft. 23ei ber «Subbaftation oerloren bie Slcticnaire
$illee, unb felbfr iie eingetragenen ©laubiger erbielten nur
etwa bie. «öalftc tbres ä$orfd)uffee jurücf. ©eitbem bat es"
ein (Somite in SJJtetbe, ber für alle netbigen Oteperaturen
forgen muß. 2>on biefem mietben ee bie 25irectoreu unb
^i)kn für jebe SSorftellung 10 £blr. Sie 35ecorationen ges
t)ören ber ©tabt, einzelne ftnb nodj jiemlicb gut erbalten,
ine metfren jeigen burd) ifjre klaffe, ba$ fte ftcb barnad) fefj=
nen, orbentltd) reftaurirt ju mercen.
JPapIme (Ißlxytt).), eine von ben SBeglettertnnen ^iana's.
3>on Apollo »erfolgt, flebte fte bie ©btter um ben Job, ben
fte feiner Umarmung forjog, unb mürbe im £bale Xenvpe in
einen Lorbeerbaum cermanbelt. 3m SOhtfengotte lebte bie
iHebe unb Erinnerung an bie ©raufame fort: mit ben 3mei=
gen ibree 23aume, ben er mit ewiger ©rüne begabte, febmuefte
er ftd) Jöaar, <5ttf>er unb Äöd}er unb meibte ibn 3«ni ©nmbol
bee i)Difiten Siegesrubmes; ben Sdömern galt er auch als
3eicben ber 9lube, ber greube unb ber 23eglud'münfcbung.
3m 30{tttelalter war bie Krönung mit bem Sorbeerfranae ba$
Darmstadt 277
ädtfett ber 3lner?ennung eines 25idjters, bie babttrcb lanreati
biegen. 25ie böibfle (*bre mar namentlich in Italien, bie
Jtronutig auf bem Kapitel 3U SRom. (F. Tr. »
Darinstadt (Xfyeatexfiat.) , fiaupt* unb 3f*eft'benj=
flabt bes ©ropber3ogtbums Reffen mit 20,000 <iinw. lieber
bie frübeflen £beater3ufränbe in 25. tft niebtö befannt; bodj
ntufj fdjon 3iemlid) früb ein ©cfyaufpielbaus erbaut morben
fein, ba unter ben Sanbgrafen juweilen reifenoe ©efeü=
fdjaften im berrfdjaftl. ©djaufpielbaufe gefpielt unb 00m
«£ofe 3eicben ber ©unfl erbalten fyaben. 9?ad?bem fafr
23 3i»bre gar fein Sweater gemefen war, begrünbete 1806
ein ©attlergefelle ein SHebnabertbeater, welkes, fo bürftig
es aueb fein moebte , bie Suff an bram. ©ertüffen anregte
unb fo ber ©runbflein eines fünftigen £beater$ mürbe. 1807
ft'nben mir ben 25irector .%'atner .Strebs juerft mit einer «Äinber=
gefellftfaft im ©aftfyofe 311m ©rbprinjen längere 3eit in 25. j
er maebte bafelbft fo gute ©efebafte, ba$ er feine ©efellfcbaft
febr vergrößerte unb fogar ein flebenbes Sbeater in 25. $u be=
grünben t>erfud)te. 25as Socal mürbe balb ju f lein für bie <Scbau=
luftigen, Ärebs mietbete bafyer ein als ©cbeune benuötes maf=
ft'oes ©ebaube in ber alten ^oft unb liefi baffelbe auf eigene
Soften »um ^b^ater umfdbaffen. 25iefes entbielt 3 i.'ogen=
reiben, ©allerie unb parterre unb fa^te an 1(100 3ufd>auer.
25iefer 23au inbeffen ruintrte bie 25irection unb menige 9Wo=
nate nad) ber Eröffnung (Wflai 1808) mürbe eine 9lbminiftra=
tion eingefe^t, bie befonbers bafür forgen muffe, bat? bie
jablreicfcen ©laubiger bes 25irectors befahlt mürben. 1S09
nabm ber <£of 3uerft entfebiebenen 2lntbeil an bem Sbeater,
tnbem er baffel&e nidjt allein mehrmals befugte, fenbern ber
einem ©afrfptele ber £anbel = ®cbü£ aud) bas belogt. @diau=
fpielbaus einräumte. 3n3mifcben mürbe bie ftnan3ieUe Sage ber
SDirection immer fritifeber unb bas Sbeater mar bem Unter=
gange nab, als ber ©rofbe^og bafielbe am 23. 9Rai 1S09
für feine Otecbnung übernabm, es balb naebber 3um <6of=
tbeater erbob unb ben %xeii}exvn oon Sßeober 5ura 3nfen=
banten einfette 5 bie Jtrebs'fdje ©efellfcbaft mürbe grcpten=
rbeils beibebalten, Ärebs felbft bei bem neuen Snftitute an?
gefteüt; bas ©ebäube in ber alten $)oft gab man auf unb
bas neubecorirte fürftl. <Scbaufpielbaus mürbe t>on nun an
ausfcbliefjlicb benutzt. 25er ©ropbersog, ein begeifrerter 3Ser=
ebrer uni* Äenner ber Sttuftf , lief; bie Jpofconcerte, bie bi€-
ber unter feiner unmittelbaren Seitung beftanben Raffen, ein=
geben, unb manbte feine gan3e Slufmerffamfeit bem tbeater
b. b» ber Cper 3U , bie befonbers begünftigt mürbe, wie e$
feben bie Ummanblung ber -Benennung : Jöoftbeater in grof =
be^ogl. Öperntbeater genügenb befunbet. 2?on nun an
(lieg bas Sbearer %vi 25. 311 immer böberm ©lansej mar bas
278 Darmstadt
9>erfcnal aud) SXnfangä nod) ntc^t ganj entfpredjenb, fo
würbe nad) allen Gräften an feiner Skroollflanbigung ge*
arbeitet; aud) jog man bie bebeutenbflen «Rünfller alß ©äfle
nad) ©., wie 1811 <£plair, Sfflanb unb Olnna Silber. Die
Kapelle fowof»! al$ bie fefjr flarfen C5r)öre leifleten baß 23ors
jüglidjfte unb überhaupt würben alle Opern mit foldier 8crg=
falt flubirt, baf? bie ^Jräcift'on unb JRunbung ber Darfiellun=
gen jebe einzelne <8d)mäcbe bebeeffen. Das Sweater ftanb
balb unter ber unmittelbaren i'eitung bes ©roftyerjoge , ter
bie Opernproben felbfl birigirte, bie 3ntenbanturfrelle ging
fltllfdjmeigenb ein unb nur bie ©economie ftanb unter einer
befonbern 2>ermaltuug, beren (Sfyef ber ©brift bu Jpall mar.
3ur Leitung bee «gdjaufpiels mürbe ein (Somite, beftebenb
auö ben @djaufp.n 33lumauer, gifdjer unb 3mid! eingefeet,
ber inbeffen mit grofen Jpinberniffen ju Bampfen hatte, ta
bie ©per alle Araft abferbirte unb es j. 23. bei bem ß'in=
flubiren einer ©per oft SHonate lang nid)t gemattet mar,
grofe <Stü<fe ju geben, bie bae @f)orperfonale in ülnfprud)
nahmen. <So fdjön unb geräumig aud) bae ©djaufpielljauö
mar, genügte es bodj ber '•prad^tliebe bes ©ropljerjoge nidjt
unb 1SI8 mürbe ein neues unter ber Leitung bes ©berbaus
xati)S Voller erbaut, meldje^ ju ben fdjönften unb geräumig*
flen Sweatern in Qeutfälanb gefjört; aud) bie innere (£in=
riefetung oom 9)?afd)inenmei|rer Dorn bürfte an 3n>e<fmäfjig=
feit fdjmerlid) übertroffen werben. Dtefee Sweater mürbe am
7. >JJoö. 1819 mit ber ©per „fterbinanb Cortej" eröffnet.
3n fajn eller Steigerung erljob fid) bas 3nflitut nun aud) in
fünfilerifdjer 23ejief)ung — wenigflens l)inft'd>tlid) ber ©per —
• ju einem ber erften bes 2>aterlanbeßj ein feltener 23erein
auöge^eidineter Talente (mir nennen nur SEBilb, Suliuö 5Diil=
Ier, SDJab. Artiger = 21 fdjenbrenner, SDJab. $ranf, ©rüner, £afj=
lodj, J&offmann k.) glanjte in bem trefflid) geleiteten ©an=
$en; an äußerer ^radjt ber Qlueftattung aber übertraf ba&
Sweater ju D. jebe anbere 23üf)ne. Durd) lebenelanglidje
Qlnftellung würbe bie 3u?unft ber Aünftler gefid)evt unb biefe
an D. gefeffelt, obfdion bie]e Sid)erung ftcf> bei einer fpätern
SSeränberung leiber tt)eilweife als iüuforifd) erwiefj; biefe
Sßorforge erfrreefte ft'di felbfl auf bie oorjügltd&en SSHifglieber
bes (£b,ex$. 2Jon nah, unb fern flrbmten bie gremben ju ben
©pernoorflellungen unb baburd) erhielt aud) ber peeuniare Xbeil
bes Sbeatere bie f)öd)fte 23lütf)e. 1823 mürbe bas Theater we=
gen Äranffjeit bes ©rofmerjogö , ber feine ©per aufführen
lief, beren groben er nidjt felbfl geleitet, eine geraume 3eit
auefdjliefjlid) auf baö ©djaufpiel angemiefen unb es erljob
ftdS burd) biefen 3ufall ju einer ungemö^nlid)en ^>of)e unb
behauptete aud» nadjber t>en gemonnenen Siaum, befonberö
alö ber Slbgang SKilb'ö 182.i eine $.üde in bie ©per braute.
Barmstadt 279
3m allgemeinen aber machte ft'dj »on tiefer Bett ah ein Stücfs
fcbritt bemerflid>; bie junebmenbe @d)mäd»e bes ©rof^erjogS
gemattete ib,m ferner Me alleinige Leitung bes Sfjeaters nidjt
unb es würbe ein ülSermaltungsrafb ernannt. 3e§t erfr beamtete
man ben burd> ju hduft^e ©unjrbe'jeugungen übermaßig ge«
fhegenen dtat unb begann Grrfparungen ju machen, bte na«
türlicb manchen fünftlerifdjen üerluft jur ftolge hatten 5 bod)
ljob fid» £a$ «Sdjaufpiel fortmäb,renb unb befonbers als 1S27
ber jreiberr t>on Sürcfbeim an bie @pi$e ber £beaten>ermal=
tung gefreut mürbe, ©in iBerfudj, ber Gper burd> bas Grnga=
gement ber Henriette (Sonntag , bie mit unerhörtem 3«&el
einige ©abrollen gegeben ftatte, einen neuen mächtigen 5ms
puls }u geben, mißlang unb ft'e erlitt burd» eine bebeutenbe
Jtranfbeit bes ©roßberjogs mieber längere Störungen; bat
gegen gewann bat Sd»aufpiel an ©rua, Senbelmann, tyctth
unb £>em. »pecbe fraftige Stüßen. £>as furj nacb, einauber
erfolgenbe Sibleben ber ©ropberjogin (Set. 1829) unb bei
©repberjogs (»2XprtI 1S3U) rjatte eine gänjltdje Ummanblung
jur §olge; bas Xbeatex mürbe eine 3eit lang gefdtloffen,
unb ber Jpofratf) Dr. Xb. Äüftner jur JReorganifirung bef«
felben berufen; im 3ult mürbe bas Jpofopernttjeater
aufgelcft , einige SDiitglieber erhielten if)ren Pollen ©efjalt
als »Penfton, anbere einen f leinen ©nabengefjalt, viele rour=
ben ohne (Bebalt entlaffen, mehrere mit bebeutenber ©ehalts*
t>erminberung bis 1831 engagirt; and) bie (Sapelle mürbe fefyr
oerminbert unb mehrere 5lenberungen im Sweater felbft an=
gebraut, bte auf grope ©infcbranfungen für bie Jolge beu*
teten. 3nt Qlugufr mürbe bas neue Jpoftfyeater eröffnet
unb ©per mie *6dtaufpiel erfreuten ftd» nun einer ganj glet«
dien ^pflege. %hev fd*on im San. 1831 mürben alle Gon=
tracre, bie fämmtlid» nur proöiforifdj gefcbloffen maren, ge=
fünbigt unb bas $oftbeatex am 30. Sunt abermals auf=
gelöfi; bie SDcitglieber jerftreuten fid) nad) allen 2ßinben.
3m Sßinter 18|j mürben nur 12 abonnirte Soncerte unb ein
9>aar Cpern oon ©dften benadjbarter 23übnen unb einigen
nod) anmefenben *penfionären , gegeben, ferner batte £of«
ratb Äüjrner, ber als 3ntenbant in 2Dienfren geblieben, ba$
Cpernbaus ju SJcasfen ballen einrichten laffen, unb es murs
ben beren bret peranfraltet, bie lebhafte ^eilnaljme fan=
ben. %üx ben SSinter 18f| mürben ebenfalls (Scmcerte ar=
rangirt unb ein $)aar Cpern mübfam aufgebracht ; Jtüfiner
mürbe nad» Wlündben berufen , unb balb barauf erboten ftd>
bie Directoren 9temie unb JRöcfel, für bie nädjfre Saifon
eine £)perngefellfd)aft ju freuen. 2)iefer Eintrag marb ge=
nebmigt; bie 35irectoren brauten bas ©oloperfonale jufam=
men, ©rdjefter, Sf)or, Sweater unb 2)ecorationen, ©arberobe,
SRequiftten u. f. m. mürben com £ofe ju tljrer 2)ispo|*ttion
280 Darstellung
gefreut, bem ©ebeimenratb 3immermann mürbe bie 5lbmini=
firatic-ti übertrafen unb unter feiner Veitung fanben im SÖin«
ter 1S|> 38 Cpernvorfrellungen jratt. 9temie beforgte bie <s£ce=
nerte , J&offapeümetfrer SDiangolb birigirte bie SOtuftf , £ofs
dmrbirector -Heufaufler flubirte bie @böre ein. 25iefelben
a$erbaltnifie blieben aucb, im folgenben Sabrc, nur ba$ bat
©ängerperfonal mecbfelte, unb wegen SDiangelfyaftigfeit bei
^Repertoire t>iele Heine ©ingfpiele, ätaubeoilles, aucb, mof)l
fleine fiufrfpiele unb Reffen aufgeführt mürben. Snjmifcben
fyatte Kernte bie 25irection bee mainjer Xbeatevö überncm=
nten, unb an feiner ©tatt mürbe bem ehemaligen SRegiffeur bee
Jpefttjeaters ftuebe, bie feenifefte fieitung übertragen. 23 im
1833 — 37 beftanb ba& £oftbeater unter ber Slbmimfrratum
bei ©ebetmenratbe 3immermann, unb ber artifrifdjen Leitung
oon Süiangclb unb ftutyö. 25ie aueübenben SRitglieber maren
bisher jebesmal nur für bie 2)auer ber «gatfon engagirt mor=
ben$ »on nun an aber mürben Sabrescontracte , unb fegar
auf längere 3eit, abgefcbloffen. (£ine neue Hoffnung auf fo*
üben ^rtbeftanb erblühte bem Jpoftbeater, als ber J^ofs
ntarfcfjaU ©raf oon Sefyrbacb, jum 3ntenbanten ernannt
mürbe, ein iDcann oon bober Silbung unb Hebe jur bra=
matifcfyen «ftunft burdjbrungen ; aber, er behielt bie oberfre
Leitung nur 2 3<»bre •■, Bimmermann, ber aum btöfjer bei ber
•£>offbeater = 2lbminiftratien betheiligt geblieben, mürbe 3nten=
bant, unb für 1S2£ tft JRemie als artiftifdjer 25irecrcr ange=
freut. 2Bie nun bas ©anje ft'cb geflalten »trb, ob bie £off5
nung bas Sbeater gan^lid) mieber bergeftellt unb fefr begrun=
bet %u fehen, ftcb Derunrt'licbt, muß bie 3u?unft lehren. 2Jgl.
25ismas %u<i)6 mronologifcbes £agcbud> bee gro£her$ogl. ,£>of=
tbeaters, »on ber üSegrünbung bis jur 2luflbfung beffelben.
25armfrabt 1S32. (R. B. u. D. F.)
Darstellung (2lefrb.), bie bureb färben, £bne, 2Borfe,
cber Jcrmen bemirfte 23erfinnlicbung eines in ber Slnfcbauung
gegebenen Stoffes; bie 25. burch, SEöne unb 2Borre geflieht in
ber 3eit: bureb 25idbtung, Siebe unb SOcufif; bie 25. burefr,
färben unb formen geflieht im iRaume bureb Malerei,
23ilbnerei, 23aur"unft u. f. m.; bie »ereinte 25. burch, Xöxie
unb ^oxmexi, bie im Staume unb in ber ^eit jugleidj gefebiebt,
(SDiimif , £an* = unb ©djaufpielfunfr) tft bemnacb. bie beut*
ItdE^fte unb »ollfommenfte. 25er (gebaufp. perftnnlicbt bemnacb
burib Rone unb formen bie 3bee bes 25icbterS , bie bureb,
ben 23egriff unb bie 'iluffaffung (f. b.) *£teff feiner 2lnfcf)auung
gemorben tft, unb (teilt jugletd) ftd» felbfr in bem bram. Silbe
ale Aunflmerf bar. ds tft alfo ",ur gelungenen 25. t?cr 9lllem
^.ösOJnbc, b. t). bae Vermögen erferberlid) , bie 3bee be&
25icbterei oolU'ommen ',u erfaffen unb auf erlicb, mieberjugeben ;
benn bie £;öcf;fte 2Jollenbung ber 25. beruht eben barin, bafj
»atiiM David 281
bie 3bee (bcr «Stoff ber Slnfdbauung) als lebenbes 23itb in
Wahrheit unb .Klarheit herycrtr.-te. £ie S.ssöabe ift hin
^)robuci bee frtefffce unb JBenfens, fonbern ein ©efcbenf ber
9catur, bie befonbers über ben 23eruf (f. b.) jum Schaufp.
entfcbeiben feilte. 3i5o ft'e fehlt, wirb nur ein fruchtlofes Stre=
ben, welches an bie SWittetmdfjigfeit ber Seifrungen gefettet tft
unb nie bie Sonnenhöhe ber freien, felbfrfdjafFenben Äunfc
erreicht, ftcb geigen. (R. B.)
llatus. <2"in röm. Schaufp. jur 3eit 92ero's. Qrr
machte ftch bureb bte Äübnbeit berühmt, mit ber er bie 2Jers
brechen bee? £nrannen öffentlich barftellte. 9116 9tero feis
nen SJafer pergiften unb feine SOtutter ertranfen liefj, beglei=
fete er in einer ilteUana (f. b.) bie SBorte: „£eb wohl mein
ä$ater: leb wohl meine 9){utter" mit ben ©efren einer $)ers
fon, bie einen ©iffbeeber leert unb einer bie vergeblich, gegen
bte Stellen f .impft, in benen fte untergeht. £)en Senat,
bem Utero mit bem SEobe gebrobt baffe, machte er lädberlicb,
tnbem er bei ben Sorten: „Unb splufo führt (£ucb jum £obe!"
ben ©ang unb bie 23eroegungen ber (Senatoren nachahmte.
3um Sohn bafür frarb er unter ben JRuthenfireichen ber fiic=
toren. (L S.)
Dauucrval. ©rfter SEänjer unb 23atlefmeifrer bes
franj. SEheaters, ber in beiben ^Richtungen bas parifer ^ublis
tum lange entjüdfte, ohne je ju außergewöhnlichen 3)iitteln
feine 3uflucbf ,,u nehmen, (£r mar ein 3ögling sJioöerre's,
£>er inbeffen felbfl fon ihm fagt: bafj nur bie iftatur feine
Sehrerin gewefen fei. Selber oerfagte ihm feine, mit bem
9)?annesaiter eintretenbe Körperfülle bas längere SSirBen als
Sänjer unb er entfebabigte feine zahlreichen Verehrer nur
bind) eine JHeihe von 23a!lerteu, bereit einfacher, gemöbnlicb
länblicber CFbaraffer ft'egreicb gegen bas alte Sorttrtheil ber
großen geen = unb mnthol. 23ailetc auftrat. Einige feiner
23alletfe haben ffrf> fogar bis je$t erhalten. 1789 jog er fteft
com Theater jurücr". Seine ©affin, welche 9iot>erre bas
(Jbenbilb Serpficbores nennt, mar ebenfalls ausgezeichnet al$
SEanjerin. (H...t.)
Daudcl (©eorge), geb. in tJnglanb im anfange bie*
fes 3>ihrh., mibmefe fiel) ber Sühne in gfranfretdj unb tarn
nach einigen JBerfuchen auf ^rooinjialtheatern an bas Theätre
des Varietes, wo er Scbwäßer mit vielem 23eifalle fpielr. £b=
gleich fein aufjerorbenrl. Schaufp., weif? er boch fein 9)ubli=
?ttm bureb femifebe SBortfpiele unb amüfante ^iflörchett
recht angenehm ju unterhalten. 35. ijr Herausgeber, ber mit
»ielem 23eifalle aufgenommenen 3eiffchrift: le regisseur des
the'atres. (R. S.)
David (©iacomo), geb. 1750 ju ^>refejje bei SSers
gamoj nach, erhaltener bürftiger 23ilbung betrat er 1770 als
282 Bavies Dazincourt
£enorifr bie 23übne ju Söcailanb mit bem &efren Erfolge, blieb
aber bennod) faft 20 3abre unberühmt. <£rft um 1790 »er*
breitete ft'd) fein fRuf burdb, ganj Europa; I7!)l fang er
mit ^üxotc in i'onbon, febrte 1704 na* Stauen jurücE , um
tie ©teile als Aammerfänger am <£>ofe ju ^arma atr,u=
nehmen, unternahm 1802 eine Aunftreife burdj ftrantxeid),
wo er als ba$ glänjenbfte Tteteot am muftfal. Fimmel ans
geftaunt unb geehrt mürbe. Na<b feiner JEücffebr fang er
mieber an mehreren Sbeatern Staliens unb nahm 1811 in
©enua 2lbfd)ieb oon ber 23übne, lebte bann 10 Sahre fafl
jurücfgejogen in Skrgamo, biö er ftd) bureb äBarbajas 23e=
fhirmungen bewegen ließ, noch einmal bie JBübne ju betreten,
©o erfdnen ber 72jäbrige ©reief 1822 in 2Bien unb braebte
burrf) feinen nod> immer f'langs unb ausbrudeöollen ©efang
eine fall unerhörte 2Birr"ung bert>or. 1824 jog er ft'cb mieber
nacb Bergamo juruif unb frarb oafelbfr 1830. ©ine feltene
Araft unb Umfang ber Stimme , einten fi'd) bei 2). mit bem
gefcbmacBöoUfren unb treffüdjfren Vortrage; mit unermübs
liebem §leifje hatte er ftd) bie tücbtigfre Aünfrlerbilbung ans
geeignet unb bie Wlufit im roeitefren Umfange foroobl, ale?
alle Jöülfömtffenfdjaften ber bram. £>arjteliung fhtbirt. 25as
ber mar fein ©viel eben fo fünfllerifd) fdjbn mie fein ©es
fang. 9lud) als äRenfdj mar 25. r>cd)fl ad)tungs = unb lies
beneroertb. ©ein ©obn ©iooanni 2). ift ebenfalle ein
febatjeneimertber £enorifr. (3).
I>avics 1) (Xfyomaö), geb. um 1730, mibmete ftd)
ber ÜBucbbanblttng, ging bann jur 25übne unb mecbfelte fo
noch, einige Tlal; bod) mar er bie längfre 3eit ©cbaufp.
<£x fdjrieb mehrere gute Sufrfpiele, mad)te ft'cb aber befons
berö burd) fein Life of Garrick, Conbon 1781», k2 33be., beutfeh,
8dp|ig 1782 befannt. 6t frarb 178.5 ju Sonbon. 2) (6ä*
cilie) genannt VSnglefina, geb. ^u fionbon 1740, mürbe
üon ©adjini unb «£affe jur ©ängerin gebilbet unb fang meebs
felnb in Statten, mo ft'e ft'cb ben fdjmeicbelbaften Beinamen
ermarb, Englanb unb ftxantxeid) mit ber größten 5iu5jeid)s
nung; fo 1771 in Neapel, 1774 in Bonbon, 1777 — 70 in
^)ari5, 1780—84 in glorenj. 25ann i ehrte ft'e nad) Sonbon
jurücf unb lebte jurücfge^ogen bis ft'e 1803 bafelbfr ftarb.
3bre ©djmefrer 3) (3llir), geb. 17:50, frarb 1793 iu i'ens
bon, mar ebenfallei ©ängerin unb Sirtuoftn auf bem (jlaoier j
boeb glänzte fte uorjugsmeije ale le&tere. (It. S. u. 3.)
llaKincourt (Sofeph, 3ean 23aptifle Sllbouu),
geb. 1747 in SDiarfeille, flubtrte in feiner 3ugenb, mürbe
bann Aaufmann unb betrat 1772 in Trüffel bte -Sühne mit
glänjenbem Erfolg. Nad} 4jährigem Aufenthalt in Trüffel
erhielt er ein Engagement am Thcatre frnm,ais in $)a=
rie, mo er mit ber JHolIe be$ Figaro in 23eaumarcbais Folie
D dur Debüt 585
joumoe feinen SRuf für immer grünbete. <£r war ber 2ef>rer
ber Königin Sparte Slntoinette unb »erbanfte ber ©nabe beö
Jpofee ©iel , mufjte aber eben bafür währenb ber 3let>olution
burcb eine II monatliche ©efangenfdjaft büßen. @c^cn ftanb
er auf bereifte ber Verurteilten, als bie SBerwenbung feiner
oielen Verehrer ihn rettete. 23is ju feinem £obe 1809 war
er in 23eft'£ bes erjten tomifdjen Sadjes, obgleich feine fpä=
tere Seibesftärfe ihn unfähig mad)te bie leichtern, flüchtigem
Stollen ju fpielen. (Er bilbete »tele bebeutenbe Schüler,
3. 23. 9)clle. 2iolnais unb war unter Napoleon 2>irecfor ber
J&offdaufpiele , in welcher (Eigenfdjaft er bie «Sdjaufp. bes
Thcatre frnnvais nad) (Erfurt jum Ciongrep führte? aber feine
9tnjrrengungen bei tiefer ©elegenheit jogen ihm bei feiner
JRücffeb.r nach tyaxie ein bjpiges ftiebev ju, an welchem er
ftarb. Sein 9came wirb noch immer unter ben erjten Äunfl»
Iern bes Theätre frar^ais genannt. (L. S.)
D dur (SDJuftf), eine ber 24 Tonarten unferes St)ftems
unb jwar eine ber beliebteren unb am bäuftgften gebrauch^
ten; ihr ©runbton ifir D nnb bie Vorjeichnung 2 Jlreuje,
woburch c unb f in Cis unb Fis r>erwanbelt werben. 3hr
(SbaraEter ift grc()Iicbfettf Subel unb Triumph; boeb ift fte
auch ganj jum Slusirude bes #rtebens , ber 3ftuhe unb fcer
Xlnfcfyulb geeignet. (7.)
Debüt (fran$.; £echn.), wörtlich Sintritt, J^eröortrittj
Befonbers gebräuchlich für tas erfre auftreten auf ber 23ühne.
3u unterfd)eiben ift bas £>. als Scbaufp. überhaupt unb als
erfles (Erfdieinen auf einer 23ühjie, alö erfre ©afrrolle ober
erfre 9?olle im neuen (Engagement (Mntrittsiolle). 3n erfterer
9tücfftd)t pflegt man bas D. als erjten theatral. Serfud) ju
bejeidmen. So gebräudilicb ti auch ift/ für ba$ 35. eine bes
fonbers günfttge Stolle ju wählen, fo feiten bewährt ft'dj für bie
gclge ber 23eifall, ben ber Äunfrjünger in einer foleben gefunben,
unb bei bem gänjlidjen SNangel aller rünftlerifd) georbneten
23orftubien; erfebeint es als ein SDtipbraud), ben Anfänger
fofort in bebeutenben Stollen erfdjeinen ju laffen. 2luf bem
Theätre fran^ais in $)aris wirb fein 25. bewilligt, wenn nid>t erfl
ber ganje Gurfus im Sonferpatorium burdjgemacfyt, ober ein
bebeutenc-er Jtünfrler ben Debütanten burd) ^)ricatu nterr id)t
fo weit gebradjt hat, bafj er eine oorläuftge Prüfung beftebt.
23ei ben beutfdien Theatern mangelt eine foldje Prüfung faft
gan",. ©emöbnlid) fud)t ein Slnfänger ftcb burd) £ehre ober
23eifpiel eines guten Scbaufp.s ceme alle allgemeine rünftler.
©tubien für ein gewiffes SRollenfad) oorjubereiten unb wählt
baju natürlid) nur bas banfbarfte. Äurjer Unterricht fchleift
nun oielleidjt bie auffallenb|ten Mängel ab, unb fo oorbereitet,
bas (Eingelernte wiebergebenb , mit einem möglidift oortt)eiIs
fjaften 6oftüm perfehen unb pon ber Stoüe getragen (f. 2>anf*
284 Debüt
bare JT? ollen 1, erfcbeint ber T^cbufnat wer bem ?Publtfttm.
Gin wvtbeilfiaftti Rentiere fiebert ihm im Lorano 5>tacf>ft'dif,
eine ge»wiJTc fterrigfeit, bie ftolge bes (Jinleniene , läjjt 58e=
fäf)igung wermutben unb gern muntert man jugenMidbee <2tre=
ben auf. 25af)er bte fafr immer günjtigen Erfolge beä 2>.g.
Seiber tft ber 2)ebutant aber nur ju geneigt, bte 2lufmun=
lerung für anerfennenben 23eifall 31t halten unb feiten wer=
mag er es im Saufe bes JReperfoir6, ben fo hervorgerufenen
2lnfprüd>en 3U entfpredfjen. @d?»wer »wirb ft'd) ein glctnjenbeö
2). 6et einem »wirfltcfr, guten ©diaufp. nad)»weifen laffen, faft
alle haben mit bem llnbebeutenben, ja oft gan\ Unpaffenben
angefangen unb nad> unb na* erjl bte fpätere ©eltung erreidjt.
<£e tfr bafjer »wohl 3U bebenfen, fo»wob,l für bte Sühnenwcrs
ftänbe, »wenn ft'e fünftige Hoffnungen an einen 2tnfdnger
fnüpfen, als für ben Anfänger feloft, »will er nicftt jähre?
lang Unmutf» ertragen, »welche JRolIen jttm 2). ge»wal)lt »wer=
ben. Slnjuratrjen tfr jebem Äunfrjünger in folcben JWollen
auf juf retctt , beren 2Baf)l Sefdjeibenbeit itnb aftif? trauen in
bie eigene Jtraft werräth , ofjne bestwegen ju benjenigen 9?ol=
len ju gehören, bei benen eine Sleuferung bes JBeifalls ttn=
mö$üd) tfr. 2£ir nennen hier ben ittaoul in ber Jungfrau
oon Orleans, ben fdjiweb. Hauptmann in ÖÖallenfteinö &ob,
ben Sheramen — im Suftfpiel aber alle 9cafurburfd)en unb
©ümmlinge als baß £etd)tei> unb 35anfbarfte für ben 2Iuf=
tretenben. JHollen, »wie ber ©reih) in 9)caria <&tuavt , jebe
bafrige 23otfcbaft, jebe leibenfcbafflidje Aufgabe, ft'nb ent*
fdneben ju »wiberratljen ; ba gerabe ju biefen bie größte tn=
rtere 9lul)e unb längere Sfjeatererfafyrung gehört. ©s wer=
fleht ftd) oon felbfr, baf? ber Sluftretenbe ben Stath, erfahrener
ÄünfHer fudjt unb benu$t, aber er fehe ft'd» wor, nicbt bem
£ef»rer fflaw.ifcb, nachzuahmen; benn nichts? »wirft unwortf)eil=
fjafter auf bas *Publi?um, als eine beutlid?e (Jopie (f. b.). 23et
bem £>. junger ©änger unb ©angerinnen enffcftäbtgt oft eine
fcfjöne ©ttmme für ben Mangel jeber fcbaufpteieünfrler. 23ils
bung, ttnb »wenn ber ©efanglehrer fein SBerf geenbet, fo tft
ber ©cbüler getwöbnlicb, für bas erfre auftreten ausgcbilbet.
Sei £änjern werftest es ftd) won felbfr, bafj flrenge 2lus=
btlbung in einer £an,}fcbule bem 2). worhergegangen fein muß.
Das erfre 35. eines ©afreß entfcheibet mit »wenigen 2ltt?nahs
men über bie ©eltung, »welche ber J^ünfrler beim ^ublifum
erringt. 2L*ahI unb Vorbereitung fei alfo gleich worftd^tig,
gleich ge»wiffenf)aft. «Spielt ber ©afr in ber 2lbftcf)t, ftd) für
ein beftimmte^ $ad) gu engagiren, fo tfr es feiten günfrtg
fürten, gerabe in ben JRollen aufzutreten, »wenigflenö jucrilt
aufjutreten , bie fein Vorgänger mit 23eifall bargefr.'llt. 3m
©egentfyeil ft'nb anbere JRolIen ju »wallen, bie bemfelben
^adfe angehören, unb entroeber ben Sttij ber Neuheit ober
Dcbitt 285
bei» eine befenbere An^iebungsfraft für bas ^ublifura ba-
ben. 3n oft unfc fiir,[id) erft gegebenen Stücfen auf-,utre=
ten, ift nicht atr,uratben , weil fte ntebt allein ben äJergletcf)
mu bem Vorgänger bringenber berausferbern, feubern auch,
fein ^vihlretcbes »JJublifum anhieben pflegen. Wicht alle
Setzungen, tie in einer Stabt gefallen, erreieben btes in
einer aneeren, unb btefe (rrfabrung feilte ben @djaufp. bei
ber 2Babl feiner ©afr = IX>.5 leiten. D.5 eines neuengagirten
Sdiaufp. werben Antrittsrollen genannt. (Js ifr ber febr
natürliche SZBunfcb bes Jiünfrlers , bem ^ublif um biejenigen
feiner Set(rungen gleicb anfange unb in rafeber iyelge r>cr=
jafübren, von beren -üBirfung er eine cortbeilbafte SDceinung
für ft'cb erwartet. Grr mahlt baher unter feinen heften StcU
Ien ceppelt fo rnel, als Antrittsrollen ibm bewilligt ftnb unb
bezeichnet bte ihm uor,üglicb münfebenswertben befonbers.
£ie £irecficn wählt bann ihrerfeits biejenigen unter ben
ocrgefcblagenen , welche ibr entweber am »ortbeübafteften
für c-te fünftige Stellung bes neuengagirten SDatgliebes, für
tie daffe ober für ben inneren ©efcbdftsbetrteb , infofem bte
©tücfe aur bem JRepertoir ober letebt vorzubereiten ftnb, fcbet=
nen. ÜBeftnben ft'cb unter ben Antrittsrollen folebe, bie fdjon
im JBeft'Pe anberer Scbaufp. ftnb, fo ift ber Jßefteer verpflichtet,
fte, wie bei ©aftrollen, bem Antretenben }u überlaffen (f. 23eft'$).
£ie gewöbnlicbe 3ahl ber Antrittsrollen ift 3, fretgert ft'cb
bis •} , bod> ftnb aueb Jyalle vorgefemmen , freilieb nur bei
©cbaufp.n erften SRanges, benen 12 Antrittsrollen bewilligt
werben ftnb. #ür ben -Scbaufp. ift es jwar wünfebenswerth,
wenn fämmtlif e Antrittsrollen rafcb, nach einanber folgen,
be* fann er ftrfj niebt weigern, wenn jwtfcben ben Antritts*
rollen aueb anbere eingefeboben werben , befonbers folebe, bte
er als ©aft febon bei ferfelben jßübne gefpielt bat, ober bte
unter benjenigen ftcf> beftnben, bte er auf feinem 9iellenpers
jeicbnip eingereiebt bat. 3n feldjen fällen wirb bte $u fpie=
lenbe Stelle nicht befonbers als Antrittsrolle angeEünbigt,
crer wenn es im Sntereffe ber Sirectton liegt, bies ,u tbun,
fo }.tblt fte unter ben bewilligten unb feftgeitellten Antritts;
rollen niebt mit. Verlangt bie 3Mrection b;e.2Öieberhclung
einer Antrittsrolle, fo jablt btefe nicht unter ber bewilligten
3abl mit unb es ift bte Bache ber .IDirection, biee mit bem:
jenigen Scbaufp. ju arrangiren, ber ftcb tot JBeft'e ber Stelle
befindet. (£s ift nicht gut, wenn ber neueinrreten5e Jlünftler
ju feinen Antrittsrollen biefelben Stücfe wählt, in benen er
vielleicht fdwn als ©aft gefpielt, weil ftd) tbeils ba$ 3ntereffe
be=? ^ublifums abftumpft, tbeils bem Äünftler bie öelegenbett
entgebt, feine 23efdb,igung in verfdjtebenen ^Richtungen ju }eu
gen. SBenn bei ber ©aftrolle ein heraustreten aus ber
©emetnfdjaft jum ©attjen eben beswegen oerjet^licb, i^t, weil
28G »ecke Becker
ber ©aft ftcfj unmöglich in fur,er 3eit mit bem (Jnfemble
einer Sühne »ertraut machen fann, unb ",unäcfefr bas 33e=
ftreben bar, ftcb geltenb $u machen, fo ifr bies bei ben 21n=
tritterollen febon anbers. «gobalb man »»eif, bafj ber Jtünfr«
ler in einer geiuiffen 3ufammengebörigPeit mit ben Uebrigen
an eine Sühne gebunden ifr, »erlangt ber Jlunftfreunb mit
Stecht ein »ollftanciges 2lnfcbliefen in 2lrt unb ©eife ber
£)arfrellung an bas Sorhanbene , ober eine -fteraufbilbung
bes » ielleicbt geblerfjaft ge»uefenen an bie heftete *2lrt unb
SBeife beS 9?euetntretenbcn. 3ebenfallS aber ein ©anjeS,
nicht eine befenbers gefpielfe Stolle, bie ihrer Umgebung
nur }ti ben richtigen ©ttdjmörtern ju bebürfen fcheint. Jtünfr=
Ierifcfa betrachtet haben bie Slntrtrtsrollen bas ©ute, bem
$ublt?utn dasjenige gleid) anfangs »orjufübren, wofür ber
Jtünfrler ftcb befencers befähigt glaubt, beffen 23eft'# aber
burch He befrehenben 3?erbältntffe »er ber Jpanb »erbinbert
n>irb. Uebrigens gibt bie 2lntriftsrolle fein Stecht auf ben
33eft§ berfelben »vabrenb beS Engagements unb »»irb jn>ar
jebesmal auf bem 3ettel befonbers angefünbigt, aber niefct
anberS als burch ben laufenden ©ehalt bonorirt. (L. S.)
Decke, l) jeber ©egenftanb, ber einen anbern bem
Qluge »erbirgt 5 2) befonbers <Srüa?e 3eug, bie jum <&db,ut}e
ober jur 3ierbe über 9)iöbel unb fonftige ©egenfränbe ge*
breitet »»erben, £ifchb. , £e»»ige u. f. m. (f. b. iHrt.)} 3) bie
S3ebecfung eines 3immerS ober fenfhgen Raumes; auf ber
23übne alfo befonoers He Softtten (f. b. u. 2)ecoration) bei
3immem unb bergt.
Becker, 1) (SEhomaS), engl. bram. dichter, lebte
unter Sacob I. unb ifr »»eniger burch feine poertfdjen ÖBerfe,
als burch, feine literar. «Streitigfeiten mit 93en Sonnfcn be*
fannt, ben er befonbers in bem ©ebiebt: Samomastix, heftig
angriff. 2) (Earl »on), als bram. dichter unter bem tarnen
Qlc-albert »om Ühale befanntj geb. 1784 in 23erlin, trat 1?!>7
in ben »reufj. SDcilifärbtenfr, blieb bis 1807 in bemfetben unb
ging 18119 mit bem (5cr»s bee £>er5cgs »on 23raunfdb»»eig
nach Englanb, »uo er bis 1813, blieb bann aber »vieber in
bie »reup. Qlrmee eintrat. 35ie gelbjüge »on 1813, 14, 15
machte er mit 2luS3eid)nung mit, fam fpäter in ben grofjen
©eneralftab , »uurbe ilebrer an ber Jtriegsfdntle unb gewann
als militärifeber ©cfyriftfreller allgemeine 2tnerfennung. Ein
•Duell, in »ueldjem er feinen ©egner töbtete, brachte ihn
furje üeit auf bie Jeftung. ©egenmärfig lebt er als Cbrifl
unb (Sommanbant ber 1. Slrtilleriebrigate |ti Königsberg,
©eine Schriften fanben eine grofie Verbreitung unb gelten
für gebiegen, befonberS in »raftifeber .fcinfiebt. ©rofe s2<er=
liebe für bas Sheater tief} ihn in ben. SDtufjefrunben auch für
bie Sühne arbeiten. Sefannt »»urbe juerft »on ihm ein
Deckmantel Declamation 287
2actiges Suftfpiel: bas 2Serlegefd»lof? , eine üBearbeifung ber
ulren engl. *pt>JK: the padiock, in welchem £. 2>et»rient als
airer peln. Wiener fo Ausge$eid?netes leidere. (Sin größeres
äüerf: iüiargor ©rofflet fano wenig Anerkennung, Dagegen
ft'nb mehrere Üuftfpiele unb hoffen mit ©lücf auf ben meiiten
SJühnen gegeben morben. 3n neuefter Beit bar fein Eleines
Suftfpiel: ©uten SDcorgen 23iellied»en, auf ben meiften 38üh=
nen ©lud gemalt. (R. S. u. L. s.)
Deckmantel (®arb.) , eine SBefleibung ber 3uben
beim ©orresfienft; fte befleht aus einem 4e<figen ©tuet? &ud»,
»ueldjes Äopf nnb JHücfen bebeeft, bie Stelle bes Äopfeö ift
mit einem ©tue! ©olb; ober ©ilberftoff (Ärone) befe#t, an ben
4 Qrcfen finb fleine Jßerjierungen t>on äbnlidjem Stoffe ange=
braebr. 2)er 2). wirb über allen «Kleibern getragen; nad»
ber Sehre ber SRabbiner tragt ©Ott felbft eine ähnlidje 23e=
fleibung. (B )
Declamation (9tbet. , r>om lat. deciamare, laut res
ben). ©in &beil i>er äußern SerectfamEeit , bie Jfcunfr bes
febönen münblicben Vortrags? poetifdjer ober profaifd»er SQkrfe,
SJertragsftmft, 25arftellung ftöliftifd»er ^robucre für bas Cbr,
mie bie ©efticttlarton 2>arftellung berfelben für bas Auge ift,
23eibe, ©efticulation unb 25., unterfingen , erflaren unD er=
ganzen ft'd» bei bem ©d»aufp. , bie ©efticulation ift eben fo
oft Interpret ber 2>. , mie riefe Snterpret ber ©efliculation
ifr. Die 2). ifr für ben ^<t>aüi\>. bie fdnvierigfre , aber aud»
bie belobnenbfte Aufgabe, »wenn fte r>on ü»m allen Anforbe=
rungen entfpredjenb gelöft wixb. 3uerft fomnten bie 5)iatur=
mittel hierbei in 23errad»t. S'in metallreicbes, btegfamee,
reines unb fräfüges £rgan ift jtuar nid»t n>efenflid»es 2?es
bingnip einer fdjenen 2)., wirb ihr aber halben äBegs entge=
gen unb jur .ftülfe fomnten. <2rin felcbes Crgan, u>enn.£or=
bares unb ©iditbares t»erglid»en »werben barf, fleht in bem=
felben än'rhaltniö 511m ©d»aufp. , n>ie ber reine unb eble
SJiarraor }itm ^ilb^auer; bie Üöiaffe ift gebiegen aber un=
ferrig , es fommt Allee barauf an , meld»es Qiebilbe ber
•Rünüler aus ihr formt. £>ber beffer: ein gutes Drgan ift
ein rreffltd» gebautes Snftrument, bas ft'd» in feinem eigent=
Iid»en (ibarafrer, feiner ^Reinheit, feiner gülle erft bann be-
roahrt , wen« ein SDJeifter es behantelt, ein 3>irtuofe, ber
geifriges ■sHerftänbnip beft'tjt unb für jebe Art unb jeben ©rab
oer terrapftnbung bem Snftntmente bie entfpredjenbe Nuance,
ben angemeffenen AustrucE ju entlo<fen tueip. ©ogar ift ein
folebes Crgan t?on Jtraft, §ülle unb 9Jierall im ©ranbe, ben
©djaufp. über ffiefen unb 23ebeutung ber 2). mit ben leid»*
ten (Erfolgen, bie ein Organ biefer Art an ft'd» felbft, ohne
Joinjutritt geiftiger Ausbilcurtg unb fyäufia. ohne SNübe er=
tingt , ju taufdjen 5 bal»er jene SSerirrungen bei förperjid» gut
288 »eclamation
auegeftattcten Scbaufp.n, meldte burd» heble, aller feinen
SRuancirung entbehrenbe, fcbmülfrige unb blc$ fcbreienbe
35. auf bas ^ublifum *,u mirfen fachen, Jpier ft'nbet, wie
eine geiftreiebe grau bewerft, eine s2lrt blep ferperlidjer 23es
getfterung fratr; bas Untevgeorbnetrte am Aünftler, bas blope
Organ, hevrfebt hier über bas publicum, nid)t fein ©eift,
feine 2luffaffung, fein 58erftinbnifj befjen, mas er sorjutras
gen bat. £ie £>. mufj zugleich aus bem #erjen Bemmen;
oielen nnferer Scbcnrebner auf ber SBüfyne bagegen ft$t fie
nur auf ber 3ungc unb jmifeben ben 3ibnen unt< wirb wie
ein tobtes metallifd) glanjenbes Sing ebne Inhalt tum ben
Sippen gefprubelt. SDiefer gehler laftet befenbers auf unfern
jungen Liebhabern unb «Öelben» welche häufig ben SNuttfc *,u
t>cll nehmen unb ftatt ju fccclmnivcn nur reben, befenbers
bei ben Abgängen, bie ber mcberne Siebter burd) alles 9)tög=
liebe, felbft burd) .^eime ju oerfiärfen fudjen mufj, bamit
nicht er, fenbern ber ©cfoaufp. applaubirf merbe. (?s gibt
Diele Collen, bei benen ein moblflingenbeS, polles Organ
unerläßlich ift; ein (Jarlos, ein SDiar »piccclemini mit einem
tief; fdjneibenben cber ftumpfen Organ mürbe bei ber treff=
lidjften 2?. bas ^ublit'um Don pernherein gegen ftd) ftimmen;
bagegen gibt es anbere JRcllen, in benen ein ju volles, Hins
genbes Organ faum fo gute Dienfte leiften mürbe, als ein
febneibenbes, ftumpfeS, fegar ein wenig beifereS , nur fein
abfelut mififlingenbee cber fehlerhaftes. 4>ierju rechnen mir
befenbers bie Sntriguants, bie fcbletdjettbeo Sööfemidbiet , bie
niephiftephelifcben Staturen, mie SSurm in .Rabale unb Siebe,
SMephifrepbeles im goetbe'febeit 5'auu^' 5^*03 9Rowr in ben
JRaubern, JHicharb III. im f0affpeare'f<ben <8tücf gl. 9L unb
anbere. £>iefe fortrefflid) }u beclamiren reicht, bei guter 23es
nu§ung unb criarafreriftifdher Qluffauung , ein mittleres , oft
felbft fchmadjes ober fdjarfes Organ t»olltemmen hin ; ein cell:
triftiges muß ftd) bagegen bei bem Vortrage fold?er ^artieen
gefliffentlid) bämpfen. £>es t»erftorbenen 2>es>rient Organ
tonnte man eben fo menig als ein fchenes bejeidmen , mie
gegenmirtig bas Organ Senbelmann'e; aber bei beiben mürbe
unb wirb biefer Mangel nicht empfimben , ta fie ibv Organ
ganj ihrem StoUenfadje anjupaffen mußten. )Bas tie SD.
felbft betrifft, fo tfr mehl bas erfte aber auch, untergeorbnetfte
(E'rforberniß , ba$ ber SDecIarattenbe bie 3L'orfe richtig aus=
fpredie unb betone (f. 3lusfprad»e, Wccent unb 23eronung>,
tute es bas erfte aber aud) untergeerbnetfre (Srforbernip* für
einen ©tnliften ifr, t>a$ er ortl;ograpbifd) rid)tig fdjreibe; bie
ridjtige 2lusfprad)e unb ^Betonung ber einzelnen SBorte tft
eben nur bie Orthographie ber ÜBortragsfunft. Gtr muß fer;
ner bie @a$$etd>en mohl beadjten ; Diele fenft rrefflicbe unb
pon tnnerm geuer getriebene @d)aufp. »errücfen fie unb
Declamation 289
fprtngen über ft'e muthwillig hinweg, biß ber 5lthem (f. 2lthem=
holen) ihnen oerfagt unb ft'e an einer ungehörigen ©teile ein=
Ralfen muffen. Sin Vortrag biefer 2lrt erhält einen unan=
genehmen coupirten GFharafter. ©erabe bie 3nterpunctionen
bezeichnen allein bie nothwenbigen Stafläeiten, wo bie ©timme
ein SHedit hat, auöjuruhen, um bei gehörigem 5lthem ju bleu
ben. $. 21. SCBolff, burdb bit 23orrrefflid>Eetr feinet SBortragS
berühmt, äußert hierüber: ,,baß (Somma, baß GEolon, ber
9>unEt, bie iluerufungö = unb gragejeiaVn ftnb fprecbenbe
flöten für ben 25eclamator." 25aö gefdncfte Slthemholen tfl
ein mecbanifcbeg Hilfsmittel für baß (Gelingen einer 2). Hören
mir aud) hier bie eben angeführte Slutorität. „Sie ©efchicfs
lidbfeit, ju rechter 3eit Sltbem ju holen", fagt SBolff, „ift
öon foldber S5Md)ttgr"eit , ba£ ft'e einen 3meig ber Stebefunft
btlbet unb ft'd) ben ©tubien ber Stecttation unb 2>. anreiht.
33iele ©djaufp. , unb mehr nod) ©dhaufpielerinncn, übereilen
ihre Slthemjüge bermafen, baf tß ihnen fo unbequem, alö
ben 3uhörern unangenehm unb ängftlid) wirb. 2)er Sflad)-
tbeil, ber barauö für ben SBohlflang ber ©timme entfieht,
tfr ju oermeiben, wenn man ftd) 3ett nimmt, bie ©tärfe
unb Sluebauer feinet 3lthem6 genau prüft, bie paffenben
JRuhepunft auswählt unb feine ©timme niemals fo auegibt,
ba£ man ihrer nidjt mehr 9J?eifter bleibt. SEftan ift immer
frarf , fo fdjwad) man aud) erfdjeinen mag, wenn man mit
feinen Gräften Haus ju galten üerfreht." üßorauegefe^t, ba$
bie 2)., bie, nebenbei gefagt, weber monoton nod) ffngenb
fein barf, ridjtig, oerftdnblid) unb beutlid) fei, Maß bie 2lu6=
fpracbe ber 2Borte unb ben Vortrag im Slllgemeinen betrifft,
fo gehören jur 2)., menn fte auf fünfllerifdien Sßerth 2ln=
fprud) machen will, noch höhere geiftige <£igenfcbaften. ©ie
mup aud) fdwn, .ebel, immer aber charafterifiifd) fein. dß
reicht nicht blo$ hin , baß 2Bort an ber rechten ©teile ju be-
tonen, fonbern aud) baß SBort im ©a£e, auf welchem ber
Snhalt beß ©a£eö beruht (f. 23etonung), ja felbft einen
Hauptfa^, einen «£auptbegriff in einer 5Retf>e oon ©ägen unb
^Begriffen heroorjuheben. Hierju gehört fcbon ein innigeres
SSerftdnbnif beß 2>id)ter$, ein tiefered ©efühl; hierzu gehört
fogar fritifcbeä Unterfcbeibung6t>ermögen, maß nicht Tillen
gegeben i(l unb cor Sltlem befonneneö ©tubium fetner Stolle,
waß gegenwärtig immer feltener ju werben pflegt. Wlit ben
groben umb ©eneralproben unb bem blof en SWemoriren allein
ift eß i)iex nicht abgethan. ©in Talent bilbet ft'd) in ber
©tille, fagt ©oethe, aber aud; bie richtige 2)., benn aud)
ber ©djaufp. follte fo gut, wie ber ©elehrte, feine ©tubier=
ftube unb feine ©tubierftunben haben, ©djön foll ber SSors
trag fein, aber nicht blof ©diönrebneret unb am wenigfren
foll über bie blofe ©chönhett beß JBortragö bie eigentliche
Shcatetsfiflcifon. H. 19
290 Declamation
@bara?terfhf uerfdumt unb »ergeffen werben. <i$ gibt 9ioU
len, wie ©emdlbe, bie ftdb burd> ein gewiffeä .£ellbunfel,
nid)t burd) bloß gldnjenbeei Kolorit auejeidjnen. liefern
4?ellbunfel foll ber Äünfller nadifpüren unb alle Nuancen
unb üerfreeften Pointen fetner Stolle in ber 25. wieberjugeben
fudjen. <£ierju gehört bie malenbe ober malerifdje 25.
25urd) dbarafteriflifdjen 23ortrag fann, roie oben gefagt wor=
ben, aud) ba$ fdjwadje unb trumpfe Organ wirfen. SEBolff
brüdt ft'd) hierüber fdjön in ben 2Borten auä: ,,2lud) bie
fd)led)tefle ©timme rann gefallen, wenn man ft'e geltenb ju
machen weiß. 3n ber £anb eineö ©rümpere? jerreißt uns eine
(Jremonefer ©eige bie Ofjren, wabrenb ber ÜKeifler au* bem
elenbeften Snfhument nod) angenehme £öne ju enfloden
weiß." 25urd) eigentlich djaraftertfrifdien SBortrag jeidjnete
ft'd) früher 25et>rient unb Grßlair, je^t ©enbelmann auei; ben
gebilbetflen unb fdjönften Vortrag entwickelte SBolff, wie
überbauet bie goetbifdje ©djule in SBeimar, wobin aud)
2Boljf6 noeb je£t lebenbe ©emablin gebort; £emm recitirte
oortrefflid) , feine 25. war ben Umftanben nad) balb ebel,
febön unb gemeffen, balD djarafteriflifdt marfirt; aber er
walte ju fiel unb würbe oft in b^ben QJartieen unbeutlicb;
aud) bie (Srelinger jeiebnet ft'd) burd) bie SSortrefflidjfeit ber 25.
auö, wäbrenb unfere jüngere ©djule im allgemeinen auf 25. we=
niger ju geben fdbeint unb ft'd) ju forgloö geben läßt. 3ur polls
fommenfren Statur beugt ft'd) (Jßlair'e gebtegener Söortrag jurücfj
im Jpod)patbetifd)en, 4Ü>eroifd)en jeiebnet ft'd) unter ben ©djaus
fpielerinnen , beren Sorjug feltner bie 25. ifl, ©opbie ©d)rö=
ber aug. 3bnen reiben ft'd) in größerer ober geringerer £reff=
lidjfeit beö beclamator. Sortragö an: £öwe unb 9lnfd)ü# in
2Bten, 3ofl unb 25abn in Söiündjen, 25öring unb 9Wbri£
in Stuttgart , 25eorient unb $5auli in 25re$ben . bie 25amen
JRettig, 25abn, 25effoir, Cinbner, leerere burd) naioen SSors
trag, u. 91. 9Waß ju balten, felbft in ©teilen ber böcbflen
£eib"enfd)aft unb ein hoblet, berjlofeö, tobfüd)tige£ unb $un=
genfertigees $atbos 31t fliehen, bleibt Hauptaufgabe. @o fagt
3Bolff: ,, «Stellen, wo ber 25id»ter bie #cube einer großen ©eele
in 2lugenblicfen beö ©ebretfenä unb ber ©efabr jeidjnen will,
wirb ber oerflänbige ©diaufp. mit ber größten (Jinfacbheit,
mit gemäßigter ©timme, fafl mit einer 2lrt oon 9lad)läfft'g=
teit oortragen, unb jemebr fein Vortrag oon bloßer 25. ent=
blößt ifl, je fdjöner unb würbiger wirb er fein. 25emunge=
ad)tet boren wir folebe ©teilen bäuftg mit $)omp unb 9)a=
thoe^ beclamiren, of)ne ba^t bie 3ufd)auer im geringfren ibre
Unjufriebenbeit ju erfennen geben, im ©egentbeil: wir feben
folä>e Mißgriffe oft mit SBeifall belobnt. Erfennen wir bar=
auö, wie fdtwer eö für ben ©djaufp. ifl, ft'd) felbfl Einhalt
$u tf) un unb wie notbwenbig, baß er ein großem Urtbeilö=
Declamation 291
»ermegen (f. b.) beft'ßc, um ft'ch oon bem ÜBeifaU ber 9Henge
nicht rauften ju laffen." Oft führt bie ©ucbt, au$ einer
Stelle efwaö 9ceue6 ju machen, bte feltfamften Grrrreme in
ber 2>. einjelner ©teilen herbei, fo bennert ber fonft treff=
liebe 9tott, ftebenb, im SBallenjrein bie ÖBorte: „bie ©terne
lügen nidbt" u. f. ro. mit ber »ollffen Araft feiner ©timme
herauf, roabrenb fie (-rfjlair , fil-senb , ganj flüchtig, fafi
tonloä hinwirft. 9iur eine ber betben SSortragöweifen fan$
hier bie richtige fein — wabrfcbeinlicber noch aber feine oon
beiben. 23efonber6 erforbert ber Vortrag r»on SSerfen großen
©tubium; ber 23ers barf nicht r-ollfommen »erwifebt »werben,
aber man barf ihn auch nicht ju hörbar machen, inbem
man ihn feanbirt ober fingt, hierüber fagt Xied : „23aron
wie ©arrief mürben baburch berühmt, baf ft'e ben falfchen
©efang oerbannten unb bie Statur wieber einführten. Unb
immer , um nur wieber baö ©eringe unb Nüchterne ju »er*
meiben, weichet freilief» böcbft wtberlicb ift, fallen grope
Talente auf biefen ©efang , auf einen ft'ch aufbaufdjenben
Ion jurücf , um 3artlichf eit, SBürbe, ©chmer* ober 2Ser=
jmeiflung ausbrühen ju fönnen. 3ener falfche ©efang
herrfdjt auch je§t auf unferm beutfehen Theater faft allents
halben unb bie meifren ©cbaufp. miffen wirtlich; nicht mehr,
roie fie 2>erfe anterS, al6 mit biefem unangenehmen £on=
fall oortragen follen. ©ewijj bie febwerfte Aufgabe, immer
nur ju fprechen unb boch ber ©ache angemeffen, ftetö wür=
big, au^brutfer-oli, in jebem ©eufjer, im leifefren, mie im
ftärfften Xon bes ©efübte bk Dichtung , bie Seibenfchaft
reben ju laffen!" £ie<f, berühmt alö Sorlefer unb Qtclaz
matov, hat mohl ein Siecht über ben gef preßten, fteljfüjjis
gen Vortrag, ber im ©anjen auf unfern 23ühnen oormals
tenb ift , fo ftreng \\x urtheilen. Stwäbnt mufj noch werben,
baf nichts ben gebunbenen ©ang ber 2). mehr unterbricht
unb hinbert , ale mangelhaftes 9Jcemoriren , bat SBenigfre,
ma£ man boch oon einem ernftlich ftrebenben «ftünfiler oer=
langen fannj bie £>. fommt bann gar nicht jur SSeftnnung,
mäbrenb ft'ch ber ©cbaufp. unabldfft'g beft'nnen muf (f. 2kcent,
23etonung, ©efhculation, SDfimtE, Stecitation u.f.w.). 23ergl.
Xieä'ä bramaturgifche 23latter unb ty. 21. SBolff $ bie unb ba
jerfrreute bramaturgifche 2luffdöe ; ferner bie SSJerfe oon ©cho=
djer: „©oll bie Siebe auch immer ein bunfler ©efang biei=
ben?" Stambach: „Fragmente über £>."; üßielefelb: „über
3). in mebicinifefaer unb bidtetifcher £inftcht"; Sarioe : „Cours
de D., divisc ea douze seances"; 2Bö£el: „ ©efdj. ber £).
nach ©chocher'ö 5bee"; bie SBerfe »on ©olbrig, ©ieoerS,
©eefenborf, Äernbörfer, Sbürnagef ei treffliche^ 23uch : „%^efü
rie ber ©chaufpielfunft" u.f.ro. — 2) («Oiuftf). 2>ie 9Wobift=
cation, welche ber ©dnger im 23ortrage ben Sönen unb 2Bor=
19*
292 Declamatorik Declainatorium
ten gibt ; fte ift einer ber widttigften 3weige ber J^ör)ern @e=
fangefunft unb bemnad) if>r ©tul>ium für ben ©änger uner=
Iäfjlidj. 2lud) bie muftfal. 25. crr>eifc^t genaue Äenntnif ber
25. im 2lügemeinen , eine funftgeredjt gebilbete ©timme, bie
jeber SHuancirung beö £one$ fettig ift; genaue^ Slbmeffen ber
»orbanbenen Araft unb ted>nifd)e gertigfeit; ferner, ba ber
mufifal. 25eclamator nur bie sJD?elobie be$ Homponiften
wieberjugeben bat , ba& genauefte Eingeben unb <?rfaffen ber
6ompoft'tion. 25ie muftfal. 25. ift tbeitt frei, tc>etlö burd?
bie Sttelobie bebingt; erfteret* j.23. im Stecitatice , wo bem
©anger meb.r ©elbftftänbigfeit gelaffen ift, fo bafi er bem
©prad>beclamator ndber ftebtj letjtereö in allen melobiöfen
formen, weldje bie Slonfraft, wie ben SEonfortfcbritt bebin=
gen. ffieral. bie 2lrt. 2lbfa§, Sltljembolen, 2lusbrucf, ©es
fang , ©timme , Vortrag u. f. w. ; alöbann außer ben oben
genannten 2Berfen nodj befonberS ©djmibgen: über bie Qru=
ybonie, Ceijnig 1714 unb 3tellftab: SJerfudj einer 2Seretni=
gung ber muftfal. unb oratorifdjen 25. (H. M.)
Declamatorik (Sleftf).), bie «Kunft ber 25eclamation
unb bie £ef)re über biefe «Äunft.
Declamatöriitni. Öeffentltcr/er SSortrag rebnifdjer
.Äunftfertigfett. Grntweber geben 9tebefünftler für beftimmte
3we<fe ober 33üf>nen bei befonbern ©elegenljeiten bergleid>en
25. en , in benen eine StuSwabJ öon rebefünftlerifdjen J2lufga=
ben, gewöf)nlid) ofme innern 3ufammenljang untereinanber,
ausgeführt werben; ober ber Vortrag oon ©ebidjten, fo=
wobl ernfter aU fjumoriftifdjer Senbenj, ift ein wefent=
lieber Zbeil eineö <£oncerte6. %üv Sühnen ift bad 25. oft
ein 2lu$weg, an Sagen eine SBorfteUung ju geben, meldte
burd) gefefclidje 2Jorfd)rift niebt ju btefem 3wecf e benu$t wer=
ben bürfen , wie $. 23. bie SBorabenbe grof er «ftirdjenfefte u.
f. w. 9Han fudjt bann fowotyl burdj bie 3ufammenftellung
ber oorjutragenben 25id>tungen, alö befonberä burd> 5Bertr>eis
Iung bei ©eetgneten an bie SJortragenben, baö ^Publifum an«
jujieben. 25od) gelingt et* feiten, bie 2lufmerffamfeit beffel=
Ben bura> bergleidien ^r°buctionen auf bie 25auer einiger
©tunben ju feffeln unb ber (Jinbrucf , ben 25. en madjen, ift
meift unbefriebigenb. ftür bie 2lu«füfyrung einzelner 25idV
tungen b,aben ft'dj folgenbe Erfahrungen fjerauögefteüt : <2rnts
weber wirb au$wenbig gefprodjen, ober ber 9tebenbe lieft baö
SBorjutragenbe ab. 25af felbft im letzteren galle bie 25ia>
tung oollftänbig auöwenbig geraupt fein muf , oerftebt ftd>
wobj »on felbft unb gilt bat* 23ud) ober 9Hanufcript nur für
eine (Jntfcfyulbigung , wenn ber JRebenbe feinen Vortrag nid>t
mit ber ganjen «Kraft ber SWimif unb ©efticulation unter:
ftütjt. 25te SBebingungen beö JRaumeö unb ber Umgebung
hemmen in biefer «£inft$t ben SRebner, befonberö wenn er
Decoration 295
au* ©4auf». ifr, ungemein unb eß ifr baber meifl t>ortbeil=
baft, wenn ber JRebenbe bie 25id>tung faVinbar ablief!. 25ie
©efriculation ifr bann burdj baß J&alten beß 93ud&e$ befdjränft
unb muß ft'dj in 5lnbeutungen , im Slttöbrucf be$ 9luge6 unb
in wenigen Bewegungen ber red&ten J&anb begrenzen, ©in
fcübnengerecbter 23orfrag oon Monologen unb 25iebtungen, in
benen leibenfebaftlicbe ©eelenjufränbe $u fdrilbern ftnb, würbe
im GFoncert ober 25. an unredtfer ©teile fein unb eine ge=
wiffe Stube in Haltung unb Vortrag ifr befonbenS ju emefeb=
len. 2116 ein Uebelflanb erfrfteint ber fett bem legten 3abr=
jebenb fafr allgemein geworbene Vortrag bumorifHfd>er @e=
bidjte in €oncerten, ©oire'en unb 2lbenbunterbaltungen. 25er
Jtomifer t>on %a<b t)at f)iex mit großen ©djmierigfeiten ju
fämpfen. 25ie 9Iu6wabl geeigneter bumorifrifdier 25irf)tungen
ifr fo gering , 9leueß wirb fo gebietertfdj »erlangt , ber (Erfolg
tft fo ungewiß unb ber 23ortragenbe fo febr in feiner gewobn=
ten ®eife burdj ben Mangel beß Sofrümö , ber 23übne , ber
SJcitwirfenben, geläbmt, ba$ ftdj ben 5lnforberungen unb (Jr*
Wartungen beß ^ublifumö gegenüber nur feiten ber beabe
füfctigte (JinbrueE errei#en läßt. 25ie Slnjabl ber oorbanbee
nen 25eclamation$gebidbte bumoriflifrfjer SEenbenj oon (Saftellt,
©apbir, ©ubifc, ©rfjneiber u. a. m. tjr jwar groß, aber
ber 3?eij mit bem einmaligen Vortrage berfelben au* meift
erlofdjen. &ß wäre ju wünfdjen, ba^ ber Vortrag foldjer
25i*tungen auf ben Leitern gefellfiaftlicben Ärete befäränft
bliebe, ba ftd» baß Äomifrfje feiten ber notbwenbigen (£m=
pfänglidjfett bei einem (Soncerrpublifum erfreut. 25aß bie
äußere £rfd>einung beß SSortragenben frets bie forgfältigfre
unb elegantere fei, bebarf wobl faum ber Erwähnung. (L. S.)
Decoratiön (£edm.), SSerjierung, 23übnenmaleret
unb 23übnenbe?leibung , baß ©anje ber materiellen £ülfg=
mittel, burrfi wel*e bie 23üftne felbftfränbig Ort unb 3eit
ber oorge&enben Jpanblung jur Slnfdjauung bringt, ©o
tft bte 25. jufammen mit bem Qtofrüm bat wiajtigfle 23et=
werf ber ©djaufcielfunfr , unb a\ß foIAeS oon großer unb
mannigfadj in baß innere Seben ber 25arfleIIung eingreifen:
ber 23ebeutung. A. (©efebicrjte). 25a$ Saubgebänge unb
bie bunten 25ecfen, beren ft'dt Zfyeßpiß jur Slbfredhmg unb
23egrenjung bei Staumeß bebtente, auf bem feine @*aufr.
foielten, erhoben ftcb, mit ber 2lu6bilbung bei gried». %i)eas
texß *u jener frabtlen ©cene ober 25. , mit weld&er bie 23übne
ju 2ltben fpäter »rangte. 25ie ganje buttere 2Banb beß fiogeton
(f. alte 23übne, 23b. I. ©. 63) nahm ein ©erüfl ein, an wel=
*em bie ©cene befeftigt würbe. 25er untere %b,eil berfelben
ungefähr 12 ^uß borf), war frarf auß J6olj gebaut unb freute
»lafhfdj beroortretenb bie ©egenfränbe, namentlt* bei ©e=
bäuben, nacb tbren wirflid^en 25imenft'onen bar. Heber bie*
294 Decoration
fem fcflflef>cnbcn Steile war ber übrige Xfyeil ber 2). entwe»
ber auf L'einwanb ober «&olj gemalt. 2$or ber <Scene war
ein 2 3oü breiter 3tif ((Sanal) im $)obium, burcb weldjen
ber JSorbang (Aulaia) emporfteigen i onnte , wenn bie 2). bem
23li<f ber 3ufcbauer entjogen werben follte. 2Öar bie 2). auf
Seinmanb gemalt, fo beftanb fte aus 2 Steilen, bie redjts
unb linfs aueieinanber gejogen mürben, menn oerwanbelt unb
ein batyinter aufgehelltes 2. 2>ecorationsbilb ft'cbtbar werben
follte. 2Bar fte auf -£ol$ gemault , fo befranb fte aus ein*
jelnen ©cbeiben , bie nebeneinanber jur &eite fortgefebeben
unb (Jatablemen genannt mürben. (Einige neuere 2lrd»dos
logen wollen ben gried). Malern feine Aenntniß ber $er=
fpectioe jugefteljen, inbem fte nad) einigen aufgefunbenen
©tubenmalereien auf ben ©tanbpunft ber 2). = maleret fa)lie=
ßenj aber ^bjlofrratug unb ber ernft^afte 9?linius fpred^en
ju wohlgefällig »on bem Crinbrucf, ben bie ©cenenbilber
bert>orgebrad)t , als t>a$ bie Malerei wirf lieb fo fd?led)t ge=
wefen fein fönnte. 2)a SSerwanblungen feiten waren, fo
mußte bie 2). allerbings oielerlei ©egenftänbe auf einmal
oeranfdjaulicben unb obne bie Jtenntniß ber ^erfpectioe würbe
bies ganj unmöglich gewefen fein. 2Bir lefen im 2Sitruo, baß
ein fürftl. ^allafr, in ber SDJitte mit ben befannten 3 Spüren,
oon benen bie mittelfte bie „föniglidje" bieß (f. alte 23üf)ne),
linfs bie @tabt, reifte bas Wleex, ein 2ßalb, ein £afen u.
f. w. auf einer @cene unb ben bajugebörtgen (Satablemen
bargeftellt war; unb es tft baber niebt glaublid), ba$ nidjt
eine größere a$oUfcmmenb,eit erreicht worben fein follte. 3n=
benen ifi ber 3meifel entfcbulbigt, ba ft'dj fein Sübnengemälbe
erl>alten bar, wonaefe man je£t aus eigener 2lnfcbauung urtbei=
Ien fönnte. 2>as röm. £beater (f. bie 2). eines röm. Xfyeaterä
auf ber bem 25b. I. $>. 2. betgeg. Sitbograpbie) war jwar eben=
falls an bie 3urüftung gebunben, an welcbe bie 2>.en (Siparia)
befefiigt würben, ging aber febon in ber 2>arftellung bes Crtes
weiter. 2Benigfrene jeigt uns baß große Jlupferwerf: 11
Teatro d'Ercolano, pon ^iraneft 1783 eine tragifdje, eine
fomifebe unb eine fatijrifcbe 2). unb unterfcfceibet fte in feft«
flebenbe unb bewegltcbe. 23ei allen ft'nben ft'd) audj bie
3 SEbüren wieber, wooon bei ber faü)rifcben 2). bie mittelfte
(föniglidje) burcb einen ungebeuren 5eM*en 'n e'ne ®wtte,
bie linfe in einen Stempel, bie redete aber in ein S&obnbaus
fübrt. ©ämmtlicbe 25. en ft'nb gut gejeiebnet unb muffen aud>
gut gemalt gewefen fein. (Jntfcbiebene Jpinneigung jur 9?ra<fet
gibt ftd) übrigens auf biefen 2lbbilbungen funb, wie fid) bies
febon annäbernb aus ber großen *Prad)t ber (Sofrüme unb
2tufjüge wäbrenb bes ©pieles annebmen lap. $la<b bem
ftalle 9iomS tritt eine Sücfe in ber Xfyeatera.eföidjte ein unb
wir ft'nben erft in ben firdjlicben ©djaugeprängen , fo wie in
Decoration 29. >
ben barauS fjeroorgegangenen Sötefrerien , SDtoralitäten unb
SWiraclen bie 2). mieber. 93et ben frübeften 2>arfiellungen
biefer 2Xrt benu^te man bie ©toffe , mit benen bie Atrcfjen bei
fefrlidjen ©elegenbeiten gefcf/mücf t mürben alö 2). , fo mie btc
SDcefgemänber alö (£ofrüm. ©pärer nahmen ft'e einen grofjs
artigem S^arafter an unb beburften eineö eigenen ^fjeater^.
(Smile üöcorice in feiner Histoire de la Mise en Scene depuis
les Rlysteres jusqu'au Cid, $)ariö 1836, gibt unö eine oolls
fränbtge llnterfud)ung über bie\e 23üf)ncn be& ättittelalterS.
<iv beroetft, bafj anfangt bei ^Projefftonen unb feierlichen
dinjügen an »erfduebenen Orten 23übnen aufgefdjlagen roa=
ren , auf benen jebe^mal nur eine Scene bargeftellt mürbe,
fo ba$ man eine SDcofrerie im Sorbeigeben ©cene für ©cene
fdjauen tonnte. 25a6 SBoljIgefallen bee SSolfa an tiefen 2>ar=
fleüungen führte inbeffen balb ben 23au eigener 23üf)nen
gerbet, bie oft oon aufierorbentüdjer ©rcfie maren. 2>a
SJermanblungen im 21ngeft'd)t bei ^ublifumö bamalö nid)t
befannt maren, fo maren 23üf>nenbilber ber »erfdnebenen
Orte, an benen bie «£anblung ber SÜKöfrerie oorging, ringS
um bie 23üf)ne Ijer aufgehellt, fo bafj man fofort alle 25. en
überfein Bonnte; mobei nod) ju bemerfen ifi, bafj jebe
einjelne mit einer SEafel oerfe^en mar, auf melier in
lat. ©pradje ber bargeflellte ©egenflanb bejeidmet ftanb.
2>ie gemöbnlicbfre Grintljeilung ber 23üf)ne mar inbeffen in 3
©tagen übereinanber; oben ba& tyaxabicö mit einer be=
fonbern 2lbtf>eilung für ben «öimmel unb ben £f)ron ©otte$,
in ber SUcitte bie (£rbe, unten aber bie ^ötle. 2>ie £6Ue
mar fo lange mit einem Solange bebedt, bi$ eine ©cene
in tf>r gefpielt mürbe, bagegen blieb $parat>ie$ unb <£rbe fretö
frei. Sttan fann ftdj faum einen 23egriff oon ber ©rbfje
biefer Sühnen machen, menn alte ©djriftfreller oon mef>r alö
100 oerfdjiebenen 25. en fpredjen, bie in ber Stbtfyeilung @rbe
neben einanber aufgehellt maren. 2Bie biefe 25. en aber be=
fdjaffen gemefen, barüber fefjlt un£ alle ©ennfjfteit, ba ftd)
feine Slbbilbung au$ jener ^eit erhalten r>at , bie SSefdireü
bungen aber unbefiimmt, unEIar unb oft miberfpredjenb lau=
ten. 2Ba$ inbeffen bie Ößxadjt ber 2lu$fübrung anbetrifft, fo
fommen alle 9cad)rid}ten f)ier überein. 9Jcit ber Grntftefjung
ber meltlid>en Sweater jeigten ftd) audj bie Slnfange ber nod)
je?t gebraucr/lidjen 2>.en, freiließ fefjr einfad), ja meifrentbeilö
auf SDraperien unb Solange befäränft. 2Öie bie altengl.
unb altital. Sühnen in biefer ^inftdjt befd)affen maren, jeigen
2lbbilbungen bei Zi)eatexlexicon$. (Sine 2). ber früf). franj.
SBübne f. in ber Mbbilb. ju 23b. II. <£>. 2.) SEBir mad)en nur auf bie
Safel aufmerf fam , meldje beim S£beater Steb 23ull (f. 23b. II.,
^eft 1) im J^intergrunbe oor ber ©arbine aufgehängt ifl unb bie
25. ber ©cene anbeutet. SSJtit bem ©nbe bei 16. Safyrl). mar ba6
296 »ecoration
2>.6s2Öefen in Stalten fcbon febr t>o<b gefriegen. <£6 haben
ficb 9lbbilbungen aue jener 3eit erhalten, btc einen @tanb=
punft ber 33ür)nenhülf0mttfel anbeuten, wie et je§t faum ir=
genb porbanben ifr. ©rbfje unb 5luögebebntbeit ber 25. en
eifern mit ber 9)bantaft'e unb ber trefflichen Sluefübrung um
ben freies. 35ie 2lrcbitectur gefiel firf) befonberä in unge=
heuern Kombinationen unb enblofen ^Perfpecfiüen , bagegen
befunbet ftch in ber 2)ar(rellung oon SBoIfen, beä Oh)mp$,
beä £artaru$ u. f. n>. ein fo pbantafrifcbeö , ja poetifcbeö
Clement, wie faum in neuefter 3eit gefunben wirb. 25a$
ganje 17. Sabrb. mar befonberö reich an prächtigen unb im
größten üDcaaßfrabe aufgeführten 25. en, namentlich bei Opern.
SDcerfwürbig ifr in biefer -Beziehung ba$ 1(>68 in 9Bien ber=
auegefommene 2Berf: II homo d'oro, testa teatraie, bie
SSermäblungeoper Äaifer Seopolb 1. barftellenb. 23 oerfcfne=
bene 25. en biefer Oper geben ben 25emeiö, bafj 9llleä, was ge*
genwartig 23übnenpracbt genannt wirb, faum an bie geringere
3abl biefer Opern = 25.en oon J668 binanretebt. (£ä ftnben
ftcb, 35. en barunter, in benen 4 oerfebtebene ©lorien (f. b.)
unb ftlugroerfe in ^Bewegung ft'nb. Säger, «£afen, SEempel,
©arten, alled im größten SDcaaßfrabe unb großartig aufgefaßt.
SBalletS oon 60, ©efeebte oon 80 ^erfonen; glugwerfe, in
benen nahe an 100 ^erfonen auf bie 23ürme berabfteigen,
jeigen, ba$ man biefe 23übnenmittel fcbon ju jener 3eit bis
jurn Uebermaaße anmenbete. 25ie Oper in 25reöben unter
grtebrtcb 9lugufr, fpater bie Oper ju SDJabrib unter garinelli'S
25irection, bie ju 9)?annbeim unter @arl SEbeobor unb enb«
lieb, bie parifer, t>on benen ftdb fämmtlidb 5lbbilbungen er=
halten haben, geben ben 33etoetö, ba$ bi& ungefähr 1760 oiel
©roßartigeres in 25.en geleiftet morben ifr alö fpater. 9lllers
bingS fyat ft'dj feit jener 3eit, namentlicb aber oon 1810 an
eine anbere Stiftung im 25.6 = 2Befen geltenb gemacht, unb
jmar ba6 SBabre, Naturgemäße, weniger nacf> bracht als
nacb 3tid)ti$eit frrebenb. 25ie parifer SEbeater gehen feit
1820 in biefer SBejiebung allen übrigen mit nacbabmungd=
wertbem SBeifpiel ooraus unb nacb. unb nach übertragen ficb bie
bort angenommeneen ^rin^ipien auch auf bie beutfeben ÜBübnen.
B. (SEecbuifcb). 2lllerbmg6 flehen einer entfebiebenen 9tatur=
Wahrheit auf ber 33ühne große ^»inberrtiffe entgegen. 25iefelbe
©röße bee 5Kabmen3 für 3immer unb freie ©egenb, bie gornt
ber Souliffen, bie farblofe gläcbe beö 23oben$, bie mangels
haften ÜDtittel ber ©offitten paraloft'ren junädbft felbft ba$
au$gejeicbnetfte 2Sühnenbilb, für welche^ ber SDtaler eigentlich
nur bie J&intergarbine bat. 25iefe 9)cängel unb beren mög=
liebe öefeitigung ju befpreeben, fei ber ©egenfranb biefeö
Slrtifelö. 25ie unoeränberte ©röße bcö 23ühnenrahmen^ fteht
junäcbfr jeber SGBar)rf>eit bei 2).ö = Silbeö entgegen, 2Benn
Decoration 297
ein drmlidjeä 3immer in bemfelben Stammen erfdfjeint, ber
furj juoor eine ©frage, einen Stempel, einen SGBalb einge=
fdloJTen, fo roirb frfwn baburcfc jebe 2Bar>rf>eitf bie allerbingö
immer nur annähernb fein fann, oernidjtet. 25ie großen
engl. Sühnen unb nacft ihnen au* neuerbingS einige parifer,
oerengen burd» #erablaffen ber 25raperie (f. b.) unb burcfj
2?orfd)ieben beS Manteau d'Arieqnin (f. 9lt>ant = ©cene) bie
SBübne jebeemal, wenn kleinere 9täume bargeflellt werben
follen. ©anj abgefehen con ber SBahrhett bee SBühnenbilbeS,
gewinnt aui> ber 25ar|reller burd) bcn befdjränfteren, gemifFer=
maßen heimlidten 9taum ben Sortheil eines concentrirteren
©pteleS, beffen wohltätigen (Einfluß bie größten Sühnen«
l ünfHer aller 3eiten anerfannt. Sei einer folgen Serengung
beS JRaumeS muß aber befonberö auf eine fcfcärfere ^erfpecttoe
JRücfffdjt genommen werben , weil fonfr bie ©eitenlogen beS
3ufd>auerraumeS leidet bie oollflänbtge Ueberft'djt bee Sühnen«
bilbeS , befonberS nad) ben ©eiten hin , oerlieren. 25ie Ser«
wanbfung aus einem fleinen ärmlidjen 3immer in Straße,
ober SBalb, etneö ©efängnijfeS in ben ©aal eines ©djloffeS
u. f. w. gewinnt bann mit ber eintreten ben Sergrößerung
beS SühnenbtlbeS große SBabrheit, ja erjl ihre redete Sebeu«
tung ; burd> bie Serengung beS StahmenS wirb aud) baS ge=
fdloffene Sweater bei 3immer=25.en unb bie wagerecfete 25ecf e
möglich; Sorjüge, beren wohlthätiger Einfluß auf bie 25ar=
frellung ft'd) entfdneben bewährt haben. 2luf ben engl. Sheae
tern befielt bie 25. eines 3immerS flaft ber J&intergarbe auS
3 ©tücf en , t>on benen 2 auS ben (Soulijfen bis jur SOtitte ju*
fammengefd»oben (flats), baS 3. als 25ecfe r»on oben herab«
gelaffen wirb. 25a bie engl. ©dmufp. ftctö r>on ber Seite
unb nur in feltenen fällen burd) bie Wlitte auftreten, fo ge«
winnt ber Sttaler entweber eine ^nflerwanb für ben 4?inter=
grunb ober eine ©eite beS 3immerS, in ber fufj feine Schüren
befünben. 3lls SKufrer für 3immer = 25.en aller 5lrt tfl baS
Theatre dn Gymnase dramatiqupi in $)ariS aufjufrellen. 25ie
©efdjloffenheit bee SlaumeS ifl hier öollfränbig unb bie ganje
33ühneneinrid?tung , 2lufflellung berSHeubel, Sertheilung ber
Spüren, ftenfter, Äamine u. f. w. fo wahr unb ber 2Bir£s
lidjfeit entfpredsenb, baß wohl jebe Sühne bahtn ffreben follte,
biefer nadjjuahmen. 25ie alte conoentionelle jorm einer beut«
fdjen 3immer«25. mit 3 SEhüren im J&intergrunbe , erfdjeint
in ber 5£r>at häufig wiberft'nntg, namentlidj wenn §ur 'Seite
genfrer auf ber ^intergarbe angebradjt ftnb, gleid) baneben
in ber legten ©ouliffe eine ^abinetöthür , bann wieber ein
Jenfrer unb wo möglid» weiter oorne nodj eine Shür nöthig
ifr. SBollte man ben ©runbbriß mandher 3immer = 25.en ents
werfen, fo würbe man bie abfolute Unmöglidhfeit unb 3Biber=
ftnnigfeit eines folcfeen Arrangements einfehen. Sei gefdjloffes
298 Decoration
nett 25. en fprtngen biefe Uebelftdnbe fo beutlid» in bte 2fugen,
baß ft'e »on felbft wegfallen. 3n ben 2irti?eln 25raperie unb
©offitten ift auf bie ÜDZangelbaftigfeit ber jetzigen 3immer=
beefen f)tngen>tefen unb audb, fjicr ftellt ftd> bae gefcbloffene
£beater als 2lu6?unft$mittel beraue. 2>ie Jpanbbabung einer
borijontalen Decfe, welche fici> auf bie Seifen unb Sinters
wdnbe einer gefcbloffenen 2). auflegt, ift Eeineewegeö fo
febwierig, alt ber jetzige ©d)lenbrian ft'e gern barftellen
möchte. 2Benn bie 2>ecfe ft'd) in jiuet «fcdlften jufammen=
Elappt unb flad) aufetnanberltegenb auö ber obern 9)tafAis
nerie herunter gelaffen wirb , in ber nöthigen Jpöbe ftd)
aber auöeinanber f läppt unb fo bte 2)ecfe fdjlieft, fo
ift nur einige Vorrichtung , bei ber Jpanbbabung aber nur
einige SSorft'cfct nötbig, um ebne ©toefen ju »erwanbeln.
2Benn bie 2). ben 9kt auefptelt (f. b.), fo follte baö ge=
fdjloffene 2r>eater um fo beftimmter »erlangt werben bürfen.
2)ie bittet baju ftnb aud) in bem 2lrt. (Soultffe (f. b.) bes
fproeben. 2)ie farblofe %lä<be be6 Sobenß, welcbe im SBalbe,
in ber ©träfe, im ^Jrunffaal unb im JCerfer biefelbe bleibt,
ift ein gweiteS, aber nod) wtdbfigeretf Jöinbernif für i>ie SBahj«
t)eit beö 23übnenbilbee(, befonberö in SSerbinbung mit ber fenf*
reebt abgefebntttenen gorm ber (Souliffen. 3n>ar wirb bei
Etüden, bie auöfpielen, j. 23. ganebon u. a. auf einigen
23übnen wobl ein £eppid) ausgebreitet, maebt aber eben ben
fonft ftattft'nbenben Mangel um fo fühlbarer. 3" einer ftels*
gegenb, SBalb unb ©arten bringt baö gleidjförmtge 23ierecf
biefer farblofen gldcbe einen unangenebmen unb jebe SBabrs
b,eit oerniebtenben <5inbrucf t)ert>or. 2Bie ft'dE» f>ter baö ©es
eignete erreichen liefe, ift jwar alö febwierig anerkannt, aber
burdjauö niebt unmögücb. 2)ie großen engl. £beater wenben
bter etnjelne ©tücfe entfpreebenber bemalter Seinwanb an,
bie ben ÜBoben oon einem @anal gum anbern belieben,
aber bem Ueberblicfe ein jufammengebörigeö ©an$e6 jetgen.
©in ©traf enpflafter , ein SBalbboben unb mebrere 3immers
teppiebe genügen f>ierbet jundebft ben erften Slnforberungen.
3fr bte 23reite be$ 9)obium$ r>on einem Sana! jum anbern
8 ^uf , fo b'ib'en aueb bie einzelnen Seinwanbftücfe biefe
23reite unb werben in ber untern SDiafdnnerie get)anbbabt. 9?ac£)
ber ftolge ber SSerwanblung in einem ©tücfe ftnb btefe Der*
febiebenen 23cbenbecfen aneinanber gereibt unb werben »on
einem (Sanol jum anbern über baß $?obium gebogen. sJietbig
ift ba%u an bem obern JRanbe bee" (SanalS eine fortlaufenbe
Steibe oon langen JRolIen, über welcbe binweg ftd> bie Heim
wanb leiebt bewegen Idfr. ftolgt alfo im ©tütf 3imtner,
SBalb, 3tmmer, ©träfe auf einanber, fo würben 3 23oben=
berfen: 3immer, 2Balb unb ©traf e an einanber gebeftet. 2>ie
erfte 2>ecfe liegt beim Slnfjteben be$ 23orbange$. 2Birb oer=
Decoration 299
wanbelt, fo werben bie 3immerteppicbe gleichzeitig in bie
Kanäle binabgejogen , worauf ber baran geheftete SBalbboben
erfcbeint; bei ber 2. 33erwanblung wirb biefe ^Bewegung ju=
rücf gemalt u. f. f. Stnb SSerfenfungen nötbig , fo ift auc&
hier, bei einiger 23orjtcf>t, ber 3wec£ leidjt ju erreichen.
2tUerbinge5 bietet in biefer ^»inftc^t bie Grinrtcbtung mancher
33übne fafir unüberwtnblicbe «Scbwiertgfeiten bar; aber bie
9fotbwent>igfeit ber Slbrunbung bei Sübnenbtlbeg wirb mit
ber 3eit aueb bie jwecfmäßtge 25arfreUung bei %u$boben6
gebieterifcb »erlangen. SNangelbaft ft'nb inbeffen befonberS
2ßalb;, ©arten = unb Straßen = 25.en nacb bem je£t befteben=
ben formen. 25er 2£alb wäre am beften, fratt ber natur=
wtbrtgen SBaumcoultfTen , bureb eine Jolge »on 23aum|räm=
men über bie ganje 33reife be$ Xfyeatevß unb bi$ in bie
Jpälfte ber 2?übne f)erunterf)ängenben 23aumfofft'tten ju er=
reiben. 25urcb eine foldje 25. ift eine große 23erfd)iebenartig=
teit in ben 2L*alb = 25.en {jerjuftellen. <&tatt ber Soffitten
entfränben fobann eine 2lrt oon Jpalbgarfcinen, beren 6 r>er=
fdnebene mit £aub = unb 9tabelbolj ober gruebtbäumen ju=
gleich allen 23ebürfntffen genügen werben. 3e narfjbem eine
biefer 6 £albgarbinen bie »orberfte iii, cbarafteriftrt fieb ber
SBalb. 25te baju geborigen Stämme werben bann in 6a=
nälen bewegt unb febieben ft'cb oon ber Seite auf bie Sßübne,
fo bafi man in 5 ober 6 Steigen, je nach ber 3abl ber je§t
nötb/igen (Soultffen einen naturgemäßen 2ßalb ftef)t, jwifd&en
beffen Stämmen beroor ft'cb jeber auftritt leicht unb natürs
üch, gehaltet. 25ie je£t gebräuchlichen SEBalbfoffttten beuten
auf biefe ©inriebtung frfwn t>in , ft'nb aber fo unnatürlich
ihn ihrer 5orm, ba$ man ernftlicb an ihre enblicbe 83e=
feitigung benfen foUte. 25er 9)ieh,rbebarf an £einwanb für
bie J^albgarbinen wirb bureb bie bann wegfaüenben <Sou=
liffen aufgewogen unb bie 25arftellung würbe in foleber 25.
an Slbrunbung unb 3ufammenbalt unfrreitig gewinnen. 5ur
©efeebte, große Xruppenjüge, überhaupt folebe Scenen, wo
SDtaffen nötbig ftnb, aber beffer bem Stuge halb entzogen
werben, ift bie 2L*alb = 25. nach biefer Slngabe befonber^ jwecf=
mäßig , ba jwifeben ben 23aumftämmen im «£intergrunbe bie
$)erfonen nur unbeutlicb erfannt werben. 23ufcbwerf, ein
am 23oben liegenber 23aumframm, große «Steine jwifeben ben
aufrecbtftebenben «Stämmen oertbeilt, geben bem 23üf>nen=
bilbe bann nod) größere 2Babrbeit. Ceicbt läßt ft'cb auch bie
Steibe ber «Stämme fnmmetrifcb orbnen unb oieüeicbt einen
2Beg bura^ ben SBalb quer über bie 23übne anbeuten. 9?oc&
größere Mängel treten bei ©arten = 25. en beroor. @ine Caube,
einige blübenbe Sträucber, ein paar bie unb ba, jerftreute
SBäume, werben gewöbnlicb in 2Balbcouliffen geftellt. 25ie
«Öintergarbine aber begnügt fta) bie Slueftdjt auf einen ©ar=
500 Decoration
ten, meiftenö im grofartigfren engl. Stnle mit fternft'chten,
2Bafferfällen , -Brüden u. bgl. *,u geben. .Reine Spur oon
Sttlleen, SWafenplä^en, -Blumenbeeten u. f. w., unb bocb wären
bergleicben 2lnorbnungen fo leicht. 2Bo:ju biefe , oller Statur
$ohn fprecbenbe Steine oon Baumcouliffen mit ihren fen?=
recht abfcbneibenben «Seiten nad> ber Bühne ? J&ier ifr noch,
SlUeö ju thun , benn nerfi ifr nicfctö ober oielmehr fafr nur
2Biberft'nnige$ gethan. Bei einer ©trafen - 2). aucb eine
wirflicbe Strafe abbilben ju reellen , erfebeint tabelnewertb,
weil eine unbelebte Strafe nicht benfbar ifr unb wollte man
ft'e nach ber gewöhnlichen 9täumlicbfeit beleben, bie 5lufmerf=
famfeit oon ber J^anblung abgezogen werben würbe. (Sine
<&de, ein Borbau, Cni de sac, eine SDtauer ober Bubenreibe
im Jpinfergrunbe , weit oorfpringenbe Seitenbäufer, ein J&of
mit oerbedter Slueft'djt auf bie Stabt u. f. w. erfebeinen hier
jwedmäfiger. Sehr mangelhaft ifr auf ben meifren Sühnen
auch bie Sluffrellung praftitabler Käufer. 3<t e$ eine freie
©egenb, fo lehnt man bati Jj?au6 an eine 2Palbcoulifje unb
oernidjtet fo jebe 2Babrbeit; ift e& fn ber Stabt, fo paft
häufig baö praftitable Jpauö nid)t %u ber CFouliffe, an ber es
lehnt. £ben fo mit praftitablen Schüren unb genftern , bie
feiten ben richtigen Ort einnehmen. Ueberhaupt ft'nb ber
Sttängel noch fo oiele unb fo hanbgreifltcbe , baf e$ eigenr*
lieh einer oollftänbigen Umgefralfung be$ jeßigen 2).652Befen$
bebürfte. So 2lu$gejeicbnefe6 auch gegenwärtig oon 9EWän=
nern tvie Giceri in sparte, Sfanftelb in Sonbon, ©erfl, ©ro*
piu£ unb Aöhlcr in Berlin, <£ocbi in Hamburg, Beutler unb
^Primaoeft in (Saffel, 9lrrigcni in Bresben, Sflüblborfer in
Mannheim, %xie6 unb £>_uaglio in SJcünchen , SRoüer unb
Shibaut in ^etere^burg unb be $ian in SBien geleiftet wirb,
immer befchränEt ftch bie 2öirfung ihrer SEBerfe bureb bie fchon
genannten Uebelfränbe, über bie man nun einmal nicht hin«
auöjufönnen fcheint. häufig ft'nbet man böcbfr ©elungeneS
in ber Malerei ber J&infergarbine, weil fyiev bev Äünftler
uneingeengt oon herfommlichen Bübnenconoenienjen frei unb
mit fünfrlerifcbem Bewuftfein fchaffen fann unb wir erinnern
fjier an bie auögejeicbneten 2).6s2Ber!e ber Berliner Bühne
unter bem ©rafen -Brühl, in benen ftch burcfjgängig ©ewiffen=
haftigfeit , r>ifrortfcf»e Streue unb grof artige Sluffaffung be*
funbet; aber fo wie eine folebe 2). auf ba& Theater fommt,
bie fchlecht beleuchteten Soffitten ben £immel ober bie 2>ede
bunfel laffen, bie Seitencouliffen mit ihrer gebrochenen $)er=
fpeefioe bae Bilb in einen falfchen 9tahmen faffen, bie un=
erträgliche ^arbloftgfeit unb Oebe be£ %u$bobenä barf tom*
men , jeigt ftch auch bie überlegtefre ©irfung paralofirt. ©h*
ber ^ecoroteur nicht biefe £inberniffe beftegt, oerbeeft, um=
geht, wirb baö Xtyeatex wohl oortrefflidj gemalte ^intergarbinen
Decorationsmalerei 301
(9>rofpecte), aber feine 25.en f)aben. 25er 9taum erlaubt leiber
nidjt in eine weitere »Prüfung beö 25ctailö einjugetyen, boa> ftn^
bet ft'd> baß 9cetbtge in jebem emjelnen 2lrt. befprodjen , weö=
balb »uir baß SBettere auf biefe oerweifen muffen. (L. S.)
Decorationsmalerei, unterfcbeibet ftd> in ihrer
SBefenfyeit »ollfrdnbig oon allen ©attungen ber SJcalerei über=
fcaupt. Smmer nad) ben gegebenen 23ebingungen arbeitenb,fann
ber 25.Ö = SDlaler nur febr feiten ber eigenen fcböpferifcben (£r=
finbung folgen; wdfyrenb ber £tfroriens, £anbfd)aft$ = unb
SBlumenmaler in ber ©rille eines 5lttelier$ feine ganje Siebe
bem gewählten ©egenftanbe juwenbet, bebingt bk 2). baß
gügen beß Jtünftlers in bk öerfdnebenfien üBorfebriften, 2len=
berungen unb 23ebingungen ber oorbanbenen Söiittel. 23on
ihm werben gleid> ausgebreitete Äenntniffe in allen %äd)exn
ber «ftunft »erlangt. <£r "foll QlltertbumSforfcfyer, Äenner ber
23aufrnle, ber SanbfaWtsmalerei fein, ©r foll bk reinfte
unb fdjönfre §orm, wie baß baroWefie unb oerjerrtejre 2Be=
fen ber flüchtigen SDcobe oeranfdjauliaVn fönnen. 2)a$u bic
Iarmenbe Umgebung ber nötigen ©efyülfen, baß Unfaubere
unb Jpanbmer?6mäfige ber tedjnifcf/en SDftttel unb bic uns
banbbare ©röpe ber 23ilber, bk oft biß ju 3000 E^ufj üm=
faffen. %LUeß bieg jeigt beutltcfc, n>ie r»erfd)ieben bk «ftunfr
ber 25. oon jeber anbern ©attung ber SSttalerei ifr. <5rr)ält
ber SDJaler ben Stuftrag ju einer neuen 2)ecoration, fo lieft
er junädifr bk bram. 25id>tung aufmerffam burcf» unb beginnt
bann no4| frifa> mit bem ©inbrucfe beß ©anjen feine 23or=
flubien für baß ju fd&affenbe Äunftwerf. ©efcbidjtSs unb
Aupferwerfe werben nad^gefdjlagen , baß eigene, gewöbnlidj
reichhaltige Portefeuille burdjgefeben, bann mit bem Siegiffeur
befprodjen, wo berfelbe für baß fcenifc&e Arrangement : $tf)ü=
ren, genfer, 23rücfen, praftitable Aufgange, SEreppen u.
f. w. gebraust, worauf baß 23ilb im kleinen entworfen
wirb, um fowofjl als ©fijje für bk fpdtere Ausführung im
©rofen ju bienen, alß befonberä bem 2>iebter unb (Eompo=
nifren , wenn biefe am Orte felbfr leben , ober bem SRegiffeur
unb ßapellmeifter »orgelegt ju werben. 9lun folgt ber Äo*
fienüberfcblag binftcbtlicb, ber färben, beß nötigen £oljWerfe$
jur Auffleifung u. f. w. , fo wie bk fofortige Anfertigung
ber Sifcbler unb Sc&lofferarbeit für bk Souliffen unb @e£=
(rücf gejrelle , um fpdter nicbt aufgehalten ju werben. 2>a$
25ecorationebilb wirb nun nadj gefcbebener Auffpannung unb
©runbirung ber Seinwanbfläcben nadb ber ©fijje, bk ju bie=
fem 3wecfe mit Linien quabrirt wirb, angelegt. 25ie Auf=
fpannung gefcbiebt entweber auf bem 2>telenboben eineä bin*
reicbenb großen @aaleö ober bängenb, tok in Crnglane, wo
tß §. 33. in bem großen Conboner Sbeater an Siaum fefjlt
unb an ber funterflen SBanb beß 23ühnenraumö gemalt wirb,
502 Dedekind Degen
wähjenb t?cm bie 5lbenbt>orftellung fratt ffnbet. ftüx biefe 2Irt
fcetf 9)calen6 wirb eine &orri*tung angewenbet, bie na* 2lrt
ber franv J&äufer = 5lbpu£gerüfte burd) SBinben bo*, niebrig
unb na* beiben «Seiten }u ftellen tfr. 2>ie «£ülfe Slnberer
bei ber 2luefüf)rung im ©regen ift urtabweieli* unb ber 2).ö=
fOlalex bat, wäbrenb er felbflr bef*äftigt ift, au* eine ge=
naue 9lttfft*t über feine ©erjülfen aueijuüben. 3ft bie 2>e=
coration fertig, fo freut ber SRalet ft'e juerft felbft auf,
inftruirt ben Sfjeatermeifrer über bie genaue 9lufftellung unb
ftellt 3<erfu*e mit ber mbgli*ft effecftwllen 93efeu*tung an.
hierin bae (Geeignete ju treffen , ift eine ber f*wiertgften unb
wi*figfren Aufgaben be6 2). ei s 2)calerö , weil au* bie gelun=
genfte Sftalerei in falf*em ober ungenügenbem 2i*te mangels
baft erf*eint. £>at ber 2). 6 = sJJcaler na* ben Angaben beö
JWegiffeurö unb bem SJebürfmf beö Arrangement^ ©efcftütfe,
Sbüren, genfter u. f. w. na* ri*tigem Serbältniffe »er;
tbeilt, fo barf weber ber Stbeatermeifter, no* fonft irgenb
jemanb eigenma*tig bie Stellung berfelben »erdnbern, obne
bie Einwilligung bes SDcalere. Uebertjaupt wirb ber Einfluf,
ben ber SDtaler auf ba& tägli* erf*einenbe 23üf>nenbilb ha-
ben follte , no* bei öielen Sühnen oerfannt unb ift bte 2>e=
coration einmal fertig unb im ©ebrau*, fo f*altet JRegiffeur
unb Sbeatermeifter bantit letber oft na* bem augenbli<fli*en
33ebürfnifj , ohne 9tücfft*f auf bie erfte 3bee beä SDcalerö.
£>aber bie wtberftnnige 23ertbeilung ber Spüren unb anberer
Uebelftdnbe, bie f*on im porigen 2lrt. befpro*en werben
ft'nb. @ut tft eö baber , wenn bem £beatermaler in biefen
33e}iebungen ni*t allein ba6 9te*t jugeftanben , fonbern bte
$)fli*t auferlegt wirb, baß SDecorationewefen ber tdglt*en
SJorftellungen ju beaufft'*tigen. (L. S.)
Dedekind, l)(griebrt*), ju anfange beö 16. Sabrb.
ju 9ceuftabt geb., f*rteb geiftli*e <S*aufpiele, ate : 2)er
*riftli*e JRitter au6 bem 6. Gapitel *u ben Epbefern , in ein
geiftli* @ptel üerfaffet, erf*ien 1590) bann: 9ceu*riftli*
©ptel oon einem beerten SPapiften. 2)aö meifte 2luffeben
ma*te aber fein Grobiamis, ber au6 bem lat. Original 3mal
in& 25eutf*e unb Engl, überfe^t würbe, Er fr. 1908 al6
Snfpector unb $)aftor ju Lüneburg. 2) (Sonftanttn Ebrü
ftian), faiferl. gekrönter tyoet unb *urfä'*f. ©teuercafftrer,
f*rieb unter bem tarnen Soncorbin: ^eilige 9JfOrrbenbldrter
u. f.w., 2)reöben lfi65; 2lltanienö wertbefter J&irtenfna6e ftila-
reto, ebb. lGf>5} neue geiftli*e @*aufpiele, ebb. Ifi70j 2)a»ibi=
f*e ^»erjeneiluft, 2eip-,ig 1680 u. e.a. <Sx ft. 1697. (R.S.)
Desen (JReguif.), ein gerabeö, lei*teö unb f*maleö
©eitengewebr, t»erf*ieben bur* feine Set*tigf eit oom tyaU
laf* unb ©*werte, bur* feine gerabe 9ti*tung »om @abel.
SDcan unterf*eibet ben großem @tof b., ber lang, fpt$,
Deianira Deinliardstein 303
breifdmeibig unb boblgefcbliffen ifr unb jum fpan. (Eofrüm
gebort; ben fleinem ©tofib. (9?arifer, bleutet unb
©alanterteb.) mit feinem unb jierlicbem ©riff, ber im
18. 3af>rf). twn faft allen <Btaatß- unb J&ofangefrellten ges
tragen würbe, je£t nur nod) bei febr wenigen 23eamten r>or=
fommt; unb ben gewbbnl. Öffijierb., für ©tofj unb Jöieb
eingerichtet unb bafyer mit einem boblauögefcbliffenen Stücfen
ferfeben. 3um D. gebort baß Portepee (f. b.), b. ©ebenfe
(f. b.) unb Äuppel (f. b.) (B.)
Deinnlra (SWntb), f. Jperculeö.
Deinölochus, @omöbienbid)ter auf ©icilien unb
©cftüler beß (?pid»armu$ (f.b.)J er ^ai oie^ 3ur ^nrwicfelung
ber Somöbie beigetragen. (W. G.)
Deinhardstein (Subwig gran*), Gfenfor unb
SBicebirecfor am 23urgtbeater ju 2Bien , geb. 1789 ebenbaf.
2113 9?ad)folger beö »ortrefflidjen Dramaturgen &. &b-@d)reös
»ogel (<L 91. 2Befr) (f. ©djrenüogel) bat 25. einen fdjweren
©tanb; bie SBegeifterung , weldte ©djreooogel in feiner ©tels
Iung für bie SBeförberung ber bram. ^oeft'e aU Äunfr an
ftcf» entwirf elte , pflegt nid)t 3ebem eigen ju fein; bod) gilt
baß Jöofburgtbeater nod) jeßt alß eine «ftauptpflegeftatte
ber böbcren bram. *Poeft'e, jüngerer bram. wie barftellenber
Talente. Daö (?nfemble, weld>e6 baß £ofburgtbeater gegens
warfig nod» bietet, ft'nbet ftd) in gleidjem ©rabe ber 33or=
trefflid)feit nicftt leidet wieber ; bieß (f nfemble in gleicher £reffs
licftfeit *u erbalten ifr fdjon eine Aufgabe unb ibre Söfung
alle£ iobeß wertb. D. bat ftd) aud» ate £beaterbid)ter einen
bebeutenben tarnen erworben, ©ein Äünfrlerbrama : «öanö
&a<t>ß, 2Bien 18-29, ifr practifcb, gearbeitet, Doli gelungener
CEbarafterifrif unb bietet in einzelnen Stollen bem barftellens
ben ÄünfHer trefflidje ©elegenbeit ftd) au^jujeidjnen. D.'$
übrige Dramen ft'nb weniger jur Darftellung unb jum allges
meinen Stufe gelangt. SJcebrere baoon entbalt bie Sammlung:
Stbeater oon Deinbarbfrein , 2Bien 1827. J&ierunter ifl bat
am meifren bidtterifdje : bie oerfdjleierte Dame, ein fleineS
anmutbigeö Sufrfpiel; anbere ft'nb rübrenben @bara?ter6, nie
bie Dramen: ber ©aft unb gloretta. Dura? effectreidje S3ür>=
nengefdudlicfef'eit jeidjnet ftd) nod) baß <RünfHerbrama: ba$
23ilb ber Danae auß. ©eine übrigen ÜBübnenfrücfe ft'nb:
SBoccaccio, ber <£goift, ein Sufrfpiel; 9ftarimilian'6 23rauf=
fabrt unb baß £ufrfpiel: ©anrief in 23rifrol, ©ien 1834, weis
<f>eß mit grofem 23eifall gegeben unb felbft in baß Grngl. übers
fe§t worben ifr. 33übnengered)tbeit unb grofje (3e\vanbtf)eit
ber ©pradje, gefcbtcfte ©cenenfolge unb ©lanj beß 23erfeö
jeidjnen feine Dramen oorjüglid) au^. D. ifr aufjerbem ans
genebmer Snrifer, JReifebilbner (@fijjen einer Steife, SBien
1834) unb ^ritifer , alß k^terer befonberö tbätig in ben oon
504 Uejaure Dejazet
tt)m gefdncft unb umftdjtig rebtgirten 3abr&üd>ern ber Uta
ratur, bereit £eitung er 1829 naa? Jtopitar'ö Abgänge übers
nat)m. (H. M.)
Dejäüre, (3ean = (£lte = a3ebene), geb. ju tyaxi&
1761; m'ibmete fein ganjeö i'eben ben 2Biffenfajaften unb er=
langte ale £f)eaterbid)ter großen Stuf. 25ie üoraüglidjfien feiner
bram. SBerfe ftnb : Les e'poux reanis, Sujlfp., 1791 ; le choix
irapossibie, Suftfpiel, 1791 j Souife unb Solfan, fiuftfpiel, 1791 ;
le noureau d'Assas, bürgerlidjee ©ittengemalbe mir ©efans
gen, 1790; Soboiefa, Oper, ÜÜJuft'f oon &reu£er; la gageure
indiscrete, fiuftfpiel mit Slrietten, SOtuft'f öon Äreuijer, 1796;
la Dot de Suzette, guftfpiel mit ©efdngen, SDtuftf oon 33ctel=
bieu, 1798; SDiontano unb Stephanie, Oper, SDJuftf oon £e=
breton, 1799. 25er 3. 2lct biefeö ©tücfeä mürbe 1801 öon
95J. £egout»e umgednbert unb hatte folgen Erfolg , baß er
ber einjige tft, ben man nodj beute aufführt. 9llle biefe
(gtücfe mürben im Sweater Favart, fonft des Italiens, gege=
ben. Les Ouiproquos espagnols, Suftfpiel mit ©efdngen, 2)Ju=
fit oon 2>et>ienne, mürbe 1792 im $Et>eater Feydeau gegeben.
Astianax, grofe Oper, 9ftuft'B »on .Kreuzer, 1803. 25. ftarb
1799; feinen SBerfen fehlte e6 meber an ©ebiegenbeit nod)
Reinheit unb ft'e t)aben ft'df> tt)eilmeife auf bem franj. £Reper=
totr erbalten. (E. G.)
Dejazet (iBirginie), geb. ju «pariö um 1810, mar
faum 4 3at)r alt, al£ £ungtt. bie anmutige «Kleine fd>on
auf fein Sbeater be$ (Japujinergartenö braute, meld)eä fpa*
ter ba$ ber roe de la Paix gemorben tft. 9?ad)bem fte mit
gldnjenbem Grrfolge auf bem &beater ber jennes Eieves de
la me de Bondj unb ber rue Danphine gefpielt hatte , über=
nabm ft'e bie Ainberrollen im 23aubet»iüe; bann fpielte fte
Änaben in ben Varieies, mo 2)em. Wlinette it)re Sefyrerin
mar, meldje SHrginie jcbodj balb überflügelte; nadjbem fte
SBorbeaur unb Snon entjücft hatte, übernahm ft'e im Gymnase
bie jungen SSurfdjen, ©djüler :c. unb nod> nie fab man
biefe ©attung Don Stollen fo »orjüglidb barftellen alö »on
tt)t. 3?om Gymnase Fant ft'e an bas The'ätre de la Bonrse,
mo it)re Einlagen jur SJraoeftie nod) mebr t)ert?ortraten ; ju=
lefct ging ft'e an ba6 Theatre du Palais royal über, baö burdj
fte glanjenbee ©lü<f machte. 25a$ leiebte 23enebmen ber 2). in
%xad unb ©tiefein, ber Steij tbree Söefene im @d>lepptleibe,
mie unter ber ©dbürje ber 3ofe unb bem ^auba^en be$
aSauernmdbdjenö, bieten ben SBerfaffern, meldte für fte ©cftub=
labenfrücfe fdjreiben, bie 2lu6ftd)t auf bie günfhgfte 9(ufs
nabme unb fte tft bie ©dsaufpielerin, meldje bie meiften Siol-
Ien gefdjaffen bat. <&ie ifr eine ber merfmürbigfren (Jrfdjei;
nungen ber $)arifer 5Büt)nen. @ine auferorbentlid>e £eben=
bitfeit , 2ßi§ , bai Talent , entfdjiebene 3meibeutigf eiten fo
De la re Delavignc 50»
fagen ju fönnen , ba$ fte ihr oer,iehen »erben unb eine uns
befdjreiblicbe ©cfratf bafti^fett in ihrem ganzen 2Befen, haben
ihr eine große ^Beliebtheit oerfebafft. 35ie ganje StoUengats
rung, ber fte inbeffen biefe ^Beliebtheit oerbanft, tft fo burchs
aus localer unb ihr eigentümlicher iftatur, baß faft feins
ber ©tücfe, bie für fte entfhtnben ft'nb, in 35eutfdblanb be=
fannt geworben ift. SDie geiftreiche ^höftognomie biefer liebenös
würbigen «RünjHertn, ihre -Bewegung, ihr JBlicf, Dilles oerrdth
wahren SSeruf. 2luc6 fingen hört man fte gern, benn ihre
©timme hat einen ft'Iberreinen £on, ber jur «Seele bringt, ©ie
tft nidbt nur eine ©chaufpielerin oon ©efefrmaef, fonbern auch,
eine feh,r geiftreiche ^rau. 3m Privatleben tft fte oon 23ers
ehrern umgeben, ihre geiftreieben antworten unb oft ungemein
rosigen Einfalle gehen oon SDcunbe ju SDtunbe unb ihr ©a=
Ion tft ber ©ammelpla£ einer ganj eigentümlichen aber ins
iereffanten ©efellfcbaft. SSeurmann fagt in feinem „SBrüffel
unb tyaxi$" oon tt>r fehr treffenb: fte tft bie Königin unb
Jpebe bes SBaubeoilles, bie Grisette par Exceiience, bie reis
jenbfte unb liebensmürbigfte ©ünberin oon *iparis, bie geifts
retcfyfte unb wtfcigfte ©alonbame ber Jpauptftabt, bie einzige
Chrhalterin bes Th. da Palais royal; 9ttles was ft'ch an 5us
genb, «Kecfheit, Saune, jEreuberjigf eit , Uebermuth unb 2tufs
Opferung in bem oerfef/rienen ©efcfelecfete ber ©rifetten oer=
einigt, baä bringt bie 2). lebenswahr unb natürlich jur 5tns
fcfcauung, umbuftet oon bem Slütfyengerudje mahrhaft poetis
fcfyer Sluffaffung unb 2)arftellung. ©ie tft nicht fdhön, hödjs
ftenS bübfcb, aber fte tft unwiberftehlicb reijenb unb hinreißend.
Sbre ganje (^igentr)ümlicbfeit muß man fehen, um fte ju
erfennen unb bann bewunbern, ftatt fte ju betreiben. —
§ür ihren ©eift fpriebt bas Such : le perroquet de D. , weis
djes eine ©ammlung ihrer ftets treffenben (Einfälle enthalt
unb ihr SEPefen bürfte ftch in ber: ^)hiiofophie ber 2)., welche
ft'ch in Sftunbt's 2)elphjn für 1S3S beftnbet, am annatyernften
gefebilbert fein. (A.)
De 1» re (Sttuft'f) , in ber alten ©olmifation ber Zon
D; de la soi : baß jmeigeftrierjene d.
Delavlsfne (3ean ^ran^ois Saftmtr), geb. 1794
ju J&aore, lebt in 9)ari5, wo er bureb feine 2)id->tungen ftch,
großen 9tuhm erworben hat. ^Bereits 1811 erfchien oon ihm
Dithyrambe sur la naissance du roi de Rome , an Welche ftd)
Charles XII. ä Narva , Dithyrambe sur la mort de J. Delille
unb la decouvene de la yaccine anfchloffen , welches leerere
2Berf oon ber franj. QKabemie ben 9)rets erhielt. SBefonbers
als bram. Siebter wirb SD's 9came oon einem großen Stheile
bes ^Publifums geprtefen. dx tft fomof)l im 23eft'§e ber hö=
I>eren 5lnft'cht oon ber $8elt unb bem Sehen, als einer fchö*
nen Sluffaffungs s unb 25el>anblungsgabe f woju ftd) eine
SbcatersSerifon. II. 20
50G Delhis Dellaninria
Iebenbige, einbringlicfce 25arfrellung6gabe gefeilt. 2Öärme unb
3nnigfeit beö ©efüWö, Steinzeit unb Äeufd>f)eit beö aiues
brucfö^ feffeln baö ©emütf) ber franj. 23ourgeoift'e um fo mefor,
als 2).'si Jöilbung eine rein nationale ifk unb bafjer feinem
^ublifum fo ju fagen aug bem £er$en fprid)t. jreilid)
fef)lt 2>.'d bram. 2Berfen bie 4>auptfad>e, ber 9terr», ber bem
SDrama 2ebene = unb ©pannfraft t>erlcir)t ■ — bie ^»anblung
unb ber erhabene @d)n>ung ber ©ebanfen; man fi'nbet nur
eine fun(rs?olI angelegte ©d)ürjung, Jtnüpfung unb Söfiing
eineö ÄnotenS, eine naturgemäße 23emn<felung unb Grntwicfes
lung ber einzelnen 23egebniffe, eine barauf begrünbete Cnts
ftellung ber ftanbelnben (Sfjaraftere. 3um 23elege biene baö
£rauerfpiel: Subroig XL, in »veldiem bie £anblung bleä
barin liegt, ba$ ber junge ^erjog »on üflemoure, beffen 23a=
ter unb ©efdjnufrer burd) fiubmig umgefommen ft'nb, SRacfce
für tiefe Untfjat neOmen miü, aber bei biefem 3>orf)aben fo
unglücflid) ifr, ba$ er Submige 9D?orb= unb 9Rad)lufr uben=
fallö alei Opfer fallen ju muffen fd)eint} ee> ijr eine Bleibe
locfer sufammenfjängenber ©cenen, meldte ben (Sfjaraffer
Submig^ anö %i<b,t ftellen follen. 2lußer Submig XI. h,at 2).
nod) »erfaßt: les vepres siciliennes, tyaxiö 1819} le Paria,
ebb. 1821} l'ecole des -vieillards, ebb. 1823} les enfans
d'Edouard, ebb. 1833} une faoiille au teraps de Luther, ebb.
1836} Don Juan d'Autricbe , ebb. 1836 unb la popularitc
1838, aüe$ ^)robuctionen , in benen ft'dj große SDiängel mit
©elungenem paaren} fo j. 23. ft'nb in les enfans d'Edouard
2 Ainber bie Reiben ber SEragöbie , in Don Juan fofettirt ber
fßlond) (Sari V. mit 5infl'd)tett a la Voltaire, in ber Familie
au temps de Luther wirb blo£ 9teligioneloft'g?eit geprebigt u.
f. w. Ueberall aber weiß 2>. baö .£er$ bee Äramerg unb
»Hationalgartifren ju ergreifen ober ju rühren unb man f>at
tön nid)t mit Unredjt ben 2)id)ter ber $pi)iiifrer genannt.
(Einige t>on 2>.'6 ©tücfen ft'nb inö 2>etttfd)e überfefct worben,
tyaben jebod) auf ber 23üf>ne fein ©Iü<f gemalt. (Tbg.)
Melius, -in (SMorl).) , 23einame SlpoUo'S unb 2>ia=
na'$ (f. b.).
llollamnrla (Dominique), geb. 1764 ju SJiarfeille,
ttal. 2lb!unft. 2Beif)te ft'd) fd)on in jartem 2Uter ber SOiuftf,
lieferte im 18. 3ah,re eine Oper, bie in feinet SJaterfrabt mit
günitigem (Erfolge gegeben mürbe, er ging barauf mehrere
3af>re nad» Stalien, wo er unter ber Leitung ^aeft'eüVä feine
Silbung oollenbete. £ier fdjrieb er aud) 6 fom. Opern, bie
jebod> balb oergeffen mürben. 9lad) granfreid) jurüdgefehrt
Wieb er in tyavit unb fcfcrieb nun bie Opern: le prisonnier;
l'opcra comique, le cabriolet jaune, l'oncle valet, la fansse
duegne, le vieux chateau, le geW'ral suedois etc., welche
furj nad) einanber. erfd)ienen unb großen 33eifall fanben.
Delminio »ein in er 507
Wlit einer äuferfl gefälligen Spanier eint fidt> barin SWelcs
bienreidjtbum unb jene (£infad)beit ber SBeifen, bie ftdj fteg«
reicb, ber bamate berrfdjenb werbenben überlabenen unb ge=
fünfreiten 9)Juftf entgegenfrellte. 25. würbe ber 2iebling bei
tyublitumi unb beberrfdjte lange 3ett bai franj. &pernreper=
roir. <£v frarb 1 S« M ) vom <Sd)lage getroffen ju ^axii, nad?
Einigen auf ber Strafe, nad> Slnbern in ben 5lrmen einer
^fjrnne, ber if)n eine leicfetfinnig - mutbwillige ©efellfcbaft
überliefert hatte, nad?bem fte ben immer febr mäfjig lebenben
(Üomponijren gebrängt, me()r 2Bein, als? ib,m frommte, ju
geniefen. (E. G.)
Delmuno (fein wirf lieber Sftame ift ©iulio 5a«
millo), geb. 1479 ju 2>eIminio in 25almatien, ifr Serfaffer
Iat. unb ital. ©ebidjte unb bei SßJerfes: Idea del theatro,
glorenj 1550, 4.; ein f)öd>fr fd)ä$bare$ 2Berf unb niebt allein
für bie ©efd>id)te ber ital. SEbeater, fonbern ber Xfyeatex*
jufränbe bes 9J?ittelaIter$ überhaupt eine treffliche £luelle.
<Sr fr. 1550 in SDcatlanb. (R. S.)
Demeter (SDIntb.), f. £ere$.
»eiiuner. <£in Äünjrlername, ber bereits lange 3eit
mit Qlrfitung unb Qluejeicbnung in ber £beaterwelt genannt
wirb , über ben wir aber leiber nur bürftige Sterinen geben
fönnen. Uni ifr junädjfr befannt: 1) (griebridj), geb.
1786, ein braoer ©cbaufp. unb befonberS tüdjtiger Öpern=
regiffeur, fein tbeafral. 2Birfung£frei6 war namentlich, in
£efrreicb, wo er in 9)efrb, unb 2Bien in beiben obigen (£igen=
fdjaften mit 2lnerfennung unb (Erfolg mirfte unb ali 9tegif=
feur oiel jum §Ior bei .&ofoperntf)eater$ beitrug. <£ben im
^Begriffe nad> ^rag ju reifen, um bort bie £5pernregie ju
übernehmen, frarb in 2Bien im anfange b. 3- 1838. 2) (£1) e =
tla), nad?malige SDcab. Änetfel, ©djwefrer bei 2?or., näcfcfl
ber berübmten ÄroneS eine ber befren unb beliebteren £ocal=
fängerinnen 2Öien$; aud) fte frarb oor Äurjem. 3) (3o =
banna) nacbmalige 9J?ab. <£d<mibt, 4) (3ofepr)ine), fpä=
rer SSlab. ^cutta, ebenfalls <Sd>wefrern oon 25. 1., fämmt=
lieb, in Sefrreidj geb. unb feit lange fd?on beliebte SSJcttglieber
bei leopolbfräbter Xfyeatexi in SBien. 5 u. 6) waren 2 23rü=
ber t>on 35. 1., bie uns nid&t näfyer befannt ft'nb; einer bers
felben, ^r>rtflian 2X, ifr Sater »on 7) (griebrtdj), geb.
ju Hamburg 1S03 , fam früh, mit feinen eitern nadj £efi=
reidj unb würbe oom Sater mit Siebe unb Sorgfalt für bie
©cfcaufpielfunfr »orbereitet. 3n ©duller'ö %iei(o ali Wlalev
Stomar.o betrat 2). 1819 bie 23übne ju ©rä£ unb jwar mit
fcldj günfligem Erfolge, ba$ bie SCbeaterbirection tt>n fogleid)
engagirte. (fr toibmete fiefc, nun mit großem Sifer ber 31u^=
bilbung feinet Zalenti unb erwarb ffdj balb jene SKputine,
bie ibn fpäter ali ©änger fo »ortr)eilr;aft au$ieid)nete. So
20*
508 Demousticr
mirfte er eine 3eitlang im ©dWfpiele, alö ber 3ufat! ibn
auf feine fmbne «Stimme aufmerffam madjte unb ibn »erans
lafte, ftd) in l leinen ©efangepartbien ju oerfueben. 23alb
trat er jur Sper über unb machte babei fold)e$ ©lud, ba$
er 1822 ein (Engagement beim Jpofoperntbeater jn «filten fanb.
(Er bebutirte im neuen ©uteberrn unb mürbe fetyr beifällig
aufgenommen. 9)langel an SBefcba'ftigung führte tr>n balb
an baä Sweater an ber SBien. 1823 oerlief? er SBien ganjs
lid) unb nabm ein (Engagement in ©ra# an, mo «Stb'ger bie
SEbeaterbirection übernommen. «Seit biefer 3ett trennte er
ft'cf) nid)t mieber oon ©föger. (Er folgte ibm nad) ^Jrefburg
unb 2Bien, al6 Stögcr bie Leitung be$ &i)eatex& in ber 3o=
fepbfrabt übernommen unb muroe überall balb jum Üiebling
beä ^ublifumö. 2>urd) 2). unb ^)ö<f mar bamate ba& Heine
iofepbfrabter SEbeater ein mäditiger JRioal beS großen £>pern=
baufes. 311$ 1834 bie 2>irection ber prager 23übne an <Stö=
ger übertragen mürbe, ging 2). mit nad) 2)rag, mo er als
2llmatnt>a auftrat unb raufdjenben SSeifall, ber aud> feine
fpdtern Ceifhtngen begleitete, erbielt. «£>ier meilt 2). nod)
feilte unb mirb alö einer ber beffern je£t lebenben «Spieltenore
gefd)d§t, ber befonberS in ben franj. ©pieloperu mit mirf=
famer Äraft fein Talent leudjten laptj er ifr als ©anger
Slutobibaft, \va& ein 23emei$ für feinen wahrhaften 23eruf
ifr. — Unutfammenbangenb mit biefer gamilie machte ft'd)
ber SWame 2). am SRtyein begannt, mo mehrere @d)aufp. bies
ieö 9?amen6 in 2ld)tung unb freunblicbem 2lnbenPen franben.
2Bir fennen baüon nur 8) ((Ebuarb), geb. ju Sttannbeim
1791, betrat bafelbft 1809 jum erfren Sftale bie 23übne in
mebreren jugenblimen Süiebbaberrollen. Obmobl biefe 2)ebutS
febr glücf lim ausfielen, mibmete er ft'd> bod) 3 Sabre fpdter
(1812 in SDtannbeim) erfr ganj ber ©djaufptelfunfr. 1816
gafrirte er in ÄarlSrube unb mürbe für ba& §ad) ber jugenb=
lieben Siebbaber engagirtj bod) fd)on 1818 trat 2). nadj unb nad)
inä $ad) ber 3ntriguant6 über, inbem er jcbcnfaüö mebr an
feinem 9pia£e mar unb meldjeö er nod) gegenwärtig befleibet.
2). oerbient unftreitig auf eine bebeutenbe Äunfrflufe gefreut
ju merbenj bod) mürbe er auömdrt^ meniger ©lücf mad)en,
me bieö feine frühem Äunftauesflüge bartbun. (Er ifr nid)t
frei r>on Spanier, man muß ibn gemöbnt fein unb nur all=
mäblid) fann man ibn liebgewinnen. Soll Slnftanb unb
SEBürbe finb feine fammtlid)en fieiftungen, tief in ben bar=
guftellenben (Sbarafter einbringenb unb burd) unb burd) fru=
biert. 3u feinen oorjüglid)ften Ceifrungen bürfen gejäblt
merben: SQiarineüi , (Sarloö im Slaoigo, ^ofert, SEartüffe,
Älingeberg, 2ßurm ic. (R. B.)
llemoustier (Sbarleö 2116er t), geb. 17fi() ju Sil=
ler^ = ^otterete , ein ^adjfomme be6 großen Stacine unb £a=
Demutb Denoueincnt 309
fontaine. £>aS 2lnbenfen btcfer gefeierten £>id»ter, »ereinigt
mit natürlichen Anlagen, t>eranlafjten irm bie JRecfotsroiffen*
fcbaft ju serlaffen unb ftcb ganj ber Literatur ju roibmen.
25ie meiften feiner SEerfe waren für bas Sweater; bie oors
jügltcfefren ftnb : le conciliateiir, Suftfp. ; les femmes, Suftfp. j
la tolerance, l'ufrfp. ; le divorce, Suftfp.; bie beiben ©cferoeU
jer, £>per, SDfufir" t»cn ©aoeau u. f. tv. £>iefe <£tü<fe maaV
ten fdmmtlid> Diel ©lücf unb erfcbienen in mehreren Auflagen,
gjariö 1804, 1809, 1816 je. 2). ftarb ju Varia 1801. (E. G )
Demutli. 1) bie oorfä^licbe Jperabtrimmung berjentgen
SJnfprürte , bie moralifcber 2Berth ober ©etfreSfähigfeiten ju
machen berechtigten; alfo ein höherer ©rab ber 23efcheiben=
fyeit (f. b.). 2) (SlUeg.), eine weiblicfee gigur in antifem ©e=
wanbe ; fte fenf t ben 33li<f jur Grrbe unb tritt auf ben $Pfauen=
fcbmucr" beS Stoljeö, ober auf ein güllhorn soll Ehrenjetchen
unb JUetnobienj oft auch hält fte einen «Scbilb, worauf bas
S3ilb eines «RronenträgerS , ber einem 23ettler bie güfie
wäfcfct. (B)
Ikcnscl, 1) (§rtebric& SBilhelm), geb. ju £reS=
ben 1741 , bilbete ft'cr/ auf mehrern i leinen 23ühnen ju einem
wacfern <£cfeaufp. aus, fo bat? er 1784 bei ber Hamburger
ein Engagement fanb , mo er bis Qrnbe Sluguft 1788 t>er=
Blieb unb <2d)röber's 23eifall befonberS beSiuegen genof?, weil
er ftch felbft bei wichtigen $)arthten nie heröorbrängte , fons
bern immer nur jum ©elingen bes ©ahjen ju wirken ftrebte.
2Jon Hamburg ging er jur ©rofmann'fdjen ©efeUfdjaft nacb
SBraunfcfcmeig , roo er ebenfalls fehr gefiel, namentlich, als
SSJZuftfuS äftiller in «Kabale unb i'iebe, Cberbramin in Sa=
naffa unb ©berförfter in ben Sägern. 1790 bebutirte er als
©ebharb im Porträt ber Sflutter bei ber 23elIomo'fcfeen ©e=
fellfchaft in Weimar mit gleichem 23eifalle, folgte berfelben
1791 nach, ©räj, oon wo aus ihn bie 2lnnalen beS SEheaterS
aus bem Sluge »edieren. 2) (2Inna SDtaria Elifabeth,
geb. 21 rat), geb. ju «Königsberg 1757, bebutirte 1778, hatte
gute Einlagen, aber frete Äränflicf/feit hinbcrte fte an ber oolI=
fommenen 2luSbilbung berfelben. <&ie fr. 179.1 ju Jpannooer
bei ber ©rofmann'fchen ©efellfd&aft , nadbbem fte fdjon einige
Sahre juoor bie 23ühne nicbt mehr betreten hatte, (z. F.)
Dcnouement (franj.QIefrh.), wörtlid) Jtnotenlöfung,
Qrntwtcfelung. £>ieS, ber franj. ©ramatif eigene SBort für bie
Söfung beS «Knotens, ben ein bram. ©ebidbt fcfoürjt, tft aucfe beim
fceutfcfyen Theater gebräuchlich, geworben unb bejetcfonet ent=
»eber: bie Peripetie eines ©tüdes, wenn biefe gegen bas
€nbe beffelben eintritt, ober überhaupt biejenigen bram.
SDJittel , burct) »elcbe ftch, bie 2Sertt>i<flung nacf» poetifc^er ©e=
rech,tig!eit löft. ErfcBeinung« oon ©etftern , ©öfter , bie auf
bie Erbe f;erabfteigen , um burdj Rohere SOiaa^t ben Änoten
510 Berivis Derossi
3u lefen, abgelegte SSerFleibungen , burdj meldte bis jiu bie*
fem Slugenblicf getäufcfyt würbe, (£rfennungsfcenen , 2L{ieber=
ftnben, ba& ©rfcbeinen reifer 23erwanbten u. f. w. ft'nb je
nad) ben oerfdnebenen ©attungen brant. £>icbtfunfr bie t?er=
fcbiebenen D.s. tfa Genarbtere in fetner ^oettf nennt jebes
D. tabelnSwertf), bas nidjt fdjon burdj bte ganje Einlage bei
<£tücFes oorbereitet wirb unb yerwirfr alle Ueberrafcbung unb
9)lö#licf;Peit, wäbreno gerabe in neuerer 3eit biefe SDiittel be=
fonbers angewenbet werben ftnb. 3e näljer baS D. bent
dnbe eines ©tücfes ifr , je wirffamer erfdfreint baffelbe , ba
mit feinem Eintreten aud) baß 3nfereffe an ber gortentwicPes
lung ber £anblung ober ber <5f)araftere beim 3ufcbauer er*
Iifcftt. £>aS D. ifr es oorjüglid), welkes ©elegenfreit ju ben
f. g. Coups de The'atre gibt. SBergl. Slusgang, @atafrro»f;e,
2>rama, Sragbbie K. (L. S. )
llerivis, 1) (5*an<?ois), geb. um 1770 in einem
JDorfe bei ©oreje, wo er feine erfte SSilbung erhielt; feine
tfyeatr. Saufbafjn begann er in ber $Prooinj unb Ijattc mit
unenblicben SJiübfeligPeiten ju Pämpfen, t\)t eß tf)m gelang,
einen' feinem Talent entfpredjenben 3tuf unb 5lnftellung ju
erlangen. Um 1800 Farn er nadj tyaxiß , wirfte \)iex an Der*
fcbiebenen £beafern unb erwarb ft'dj balb ben 9tuf eines ber
auSge,jeicf;netfren ©cbaufp. für ernfte (Styarar'terroü'en. 2)
(Souis), geb. ju tyaxiß um 1810, @oh,n bes 3>or. ; würbe
in baß Conservatoire aufgenommen unb entwickelte fjter unter
ben beflen Servern feine febönen 2lnlagen. 2lls man tbn für
auSgebilbet genug bjelt, lief man tf?n im SHebeStranE be*
butiren unb biefer erfle SSerfud) war r<om günfrigflen (£r=
folge gefront j bie groffe Oper beeilte ftdj einen Sänger ju
engagiren , beffen glänjenbe, »olle unb triftige Stimme if>r
oon bem größten 9iu£en fein Ponnte. 2). beft#t in ber £t>at
ben fawnfren 23afj, ben man ftd) benfen Fann unb wenn er
alß ©cbaufp. utweilen etwas Palt unb einförmig ifr, fo bleibt
er bafür als ©änger ftets gletcb ausgejeidmet. 911S 23errranb
im Robert ber Teufel errang er, ungeachtet feines glänjen=
ben Vorgängers Saoajfeur, einen »ollPommenen &riumpf>;
Furj , man Fann aueft, oon biefem ©ohne fagen , was man
»on feinem Vater fagte , bafj er »tel üerfprad) , was jiem=
lieb, f)äuftg ifr, bafj er aber noeb metjr f)ielt, was fet)r feU
ten ifr. (A.)
llerossi (Sofepb,), geb. in ben 70ger Sauren bes
»or. 3af)tf). i wibmete er ft'cb »on 3ugenb auf ber 33ubne,
war früher im füblicben j)eutfcblanb unb £»rol, lebt aber
je^t fdwn längere 3eit am 3t^eine, wo er abwecbfelnb in
(5öln, 25üffelborf, Slawen, Sonn, €refelb unb (flberfelb
einige 3eit aua> in ©emeinfd>aft mit 2Bolff an ber @pi$e
ber bortigen Zt)edtex gefranben unb ifl gegenwärtig I)trector
Des Desaugiers 511
beö SEbeaterd in 2>üffelborf. £>ie 3mmermann'fdje ^ntreprife
bat ihm gegenwärtig fein 2Bir?en ungemein erfcbmert, ba in
ber furjen Seit bee 23eftebenö jener SNufrerbübne oUerbinge?
Stu^ge^eiebneteö geleifret unb bae tyublitum baburef; oerwöbnt
worben war, 2>. aber nie über feine «ftrafte gebt unb baß,
toa$ feine 33übne leifret , ben 9)?itfeln anpaßt, bie tbm t>om
tyubUtum gewährt werben. 2lls ©dbaufp. jeiebnet er fieb in
gutmütbigen Otiten auß unb würbe unbebingt 2lcbtungewer=
tbee leijten, wenn er beffer memorirte. 2>ie bbebfre Stecbtlicbs
Bett unb Sbätigfeit cbaraEterifirt feine 25trectione>füf)rung.
Seine beiben «Söbne f>aben tt>re SBirffamfeit bei ben 23üb,=
nen am SRfyein begonnen. (X.)
»es (SMufit), bae bureb 23orfe£ung eineö b um einen
r)alben £on erniebrigte D, bie 2. &aite ber biatonifdj = djro=
matifeben Tonleiter. (7.)
Desäides (genannt £>ejcbe), geb. ju Surin, fam
febon arö Änabe nacb. ^Jarie unb wibmete ftdj ber 5Diufif;
1772 bebutirte er al5 CFomponift mit ber Oper 3ulie, bic
febr gefiel; ihr folgten balb: l'erreur d'un monient, le trois
fermiers unb Blaise et Babet mit gleichem (Erfolge. 2ludj
in 2>eutfcr/lanb unb J&ollanb fanben biefe 3 Opern — leiber
2lUee5 waö 25. gefebrieben — bie »erbiente Stnerfennung unb
gierten lange baß Stepertotr. 3ebe berfelben Eann als ©an=
je$, wie in ben einzelnen Steilen alö SDieifrerwerE betraebtet
werben unb manebe einjelne ©efänge ftnb langft ju bem
JRub.me ber (ülafftcitat gelangt. Sbbllifcfye Qrinfacbbeit, 9Ke=
lobiofttät, 2lnmutb unb tiefet ©efübt einen ft'cb. barin auf
eine feltene 2Beife. 2). ftarb 1802 in ^)ariö. (3.)
Desargns (SNabame, geb. Sentiere), in ber £atr,=
fdjule ber grofen ^arifer Oper ausgebilbet, würbe ft'e 1817
alt erfre £änjerin bee ^Berliner Xfyeatexe engagirt, wo fte
alt glora in bem 23allet 3epbir unb glora auftrat. 23iö
1832 war ft'e ununterbrochen im 23eft'£ aller erfien $>arfbien
im SSallet, leifrete befonbere aiuögejeic^netes als 2Uinc unb
erhjelt cann eine ^Penfton oom Jtönige. ©ie war an ben
•£arfeniften ber t. Kapelle eerf;eiratf)et, lebt aber gegenwärtig
getrennt oon bemfelben. (H...t.)
Dcsaugiers, 1) (9ftarcs2lntoine), geb. ju %xi:
\u6 1740, ein febr beliebter (Somponift ju ^ariö, oon bem
bie Opern: Erixene, le petit Oedipe, Florine, les deux
Sylphes, lei couplets , le inedecin malgre lni, Jeannette et
Lucas, la jeune yeuve, l'amant travesti unb le rendez- vous
»orbanben ftnb unb tbeilweife nodj gegeben werben. 2lm
meiflen 2luffeben erregte jebodj fein muftfal. 25rama: la prise
de la Bastille, weldjeö 1790 beim 23unbe$fefie in ber Atrcbe
Notre Dame aufgeführt würbe. 25te SDiuft'f gebt bier 4?anb
in ^>anb mit bem trefflieben unb erfebütternben ©ebtcb.t unb
512 Desbordes- Valmore Desessarts
nie ftnb bte 3ubel?lange ber Freiheit ergreifender auSge*
brücft werfen, al$ fjter »on 35. (£r frarb ju ^ariö 17»»:}.
— 2) (9Diarc = 2intoine), geb. $u grejuö 177-2, «Sehn
be$ 2<or. , einer ber ftnnreicbfren franj. i'ieberbicbter, würbe
1S15 35irector bee TheYitre du Vandeville ju ?Pari$. Unter
feinen jablreidjen bram. 2BerPen oerbienen sorjügli* genannt
JU Werben: Arlequiu Musard, le baieliers de Kiemen, la
chatte merveillense , le diner de Madeion, le depart pour
St. Malo, il arrive, la M.ttrimoniomanie , M. Vatitous, Pier-
rot, le retour des Lis, nn diner par victoire, Monsieur Sans-
Cene; Suftfpiele, bie in ^ariö aufjerorbentlid) gefielen unb
eft IOO SDJaT wieberbolt würben j in 35eutfcb,lanb ftnb nur
wenige befannt werben. (E. G.)
HesbordoN - Valmore (Wtar celine), geb. 17^7
ju 35ouai; ibr Sater, ein SBappenmaler , oerarmte burd)
bie JRet?elution unb bie SWutter jog mit ber Meinen 9)tarce=
Iine nad) <£t. Domingo, um reidje 2?erwanbte bort aufju*
fueben. 35iefe waren inbeffen oerarmt unb vertrieben , bie
SDiutter ftarb r>or dlenb unb SDJarceline banfte nur ber 23arm=
berjigfeit eines (£apifaine ifjrc Rettung r-om J&ungertcb unb
ihre 9iüdff'ef)r nadj granfreid). 1803 ging fte jum Theatre
Feydeau in «Parte , betrat mit ©lud? bie 25üf)ne unb wirfte
fcefcnberö burd) ben tiefinnigen, erfebütternben 2luebrucf beö
©cbmerjeS unb ber Seiben. 35c ber ©ebalt jeboeb nidjt aueis
reidjte , um ibren barbenben 2?ater ju ernähren , »erlief? fte
fparis unb fptelte mit großem Erfolge an mebreren Theatern
ber Sprooinj. Uebermäfjige 2tnfhengung aber jeg tf>r eine
Aranf&ett ju, bie ibr bie .Rünftlerlaufbabn für immer »er?
fdilofj. 3u biefen auf ern Unglücf öfällen gefeilte fidj nod) eine
fdmterjlidie Säufcbung in ber Hebe unb bradjte fte an ben
JRanb ber Serjmeiflung. Jöier aber bielt fte ein liebenbeS
©efebief feft, gab tfjrent ©djmerj SGBorte unb fte biebtete fo
bie fd>cnften , ergretfenbften Plegien , inbem fte ibr Seben
unb if>re Cfmpftnbungen nieberfdjrieb. Ohne — wie fte felbft
fagt — et\va$ gelefen ober gelernt ju baben, geborte fte balb
ju ben gead>tetfren 35id)terinnen ber Nation unb wirb befon=
bere ihrer «Hatürlidjfeit unb 2Babrheit wegen allgemein ge=
^riefen. Spater vermählte fte ftd» mit SBalmore unb lebt
gegenwärtig in Snon. 5«r *>ic 23ül>ne fyat fte ni*tö ge=
fdjrieben. (R- B.)
I»«>sdiir CSDJuftf) , eine ber 24 Smarten unferö €»=
fremS, in weltber Des ben ©runbten bilbet unb welche 5 b
alö 2Sorjeid?nung bat, nämlid) t>er d, e, p, a unb h. 35iefe
SEonart wirb jiemlid) feftett gebraucht unb über ihren Gba=
rafter ftnb bie grünblicbfkn 3Nuftfer unb Sleftbetifer nod?
niebt flar. (7.)
Desessarts (35entö 25ed>anel, genannt), geb. um
Desforges Deshais 315
1750, flubirte bte JRedjte unb würbe, als er bei fetner erften
JReife nad> tyariö bat Theätre fran9ais faf) , fo entbuft'aSmirt,
bafi er ftd> »on <£tunb an ber 23üfme wtbmefe. 9iad)bem er
einige Safyre in ber $)rotnnj gefpielt unb ft'dj JRoutine er*
werben Ijatte, trat er 177^2 in ^ariS auf. (£r war außer?
erbentlid) bid5 unb würbe baburd) gefyinbert, fein r)öd>fl be=
beutenbee SEalent »ollfrdnbig ju benul-jen. 3nt Sartüffe mußte
ein befonberer £ifd) für if)n angefertigt werben, bamit er
ftcb, aU Örgon unter bemfelben »erbergen fonnte. £>iefe
enorme SeibeSfrarfe gab 23eranlaf[ung ju »ielen ungemein
fomifdjen Vorfällen, beren mehrere in gleurt/S 99temoiren
unb ber ©efdnd>te beS Theätre fra^ais »on ©tienne unb
SSKartainoille er^äött ft'nb. (Beamtet als 9)ienfd> unb bebauert
als ©djaufp. ftarb er im 2. Sabjre ber 9tepublif (1793). dt
erftiefte im eigenen ftett. (l» S.)
Wesforses (^terre 3ean 93ap ttfle S^oubarb),
geb. 17-16 ju ^aris. Äaum 9 Safyre alt, entwarf er bte
3!ragöbien : Tantale et Pelops unb la mort de Jeremie. 23om
SBoblfranb plo>lid) in SDtangel unb ©lenb oerfe^t, fab, er ftd>
genötigt, 1769 als <gd>aufp. aufzutreten, wo er bei ber
Comedie itaüenne unb fpäter bei mefyrern Sweatern ber
$)roöinj in Siebfjaberrcllen großen 23eifall ernbtete. 1776
erhielt er einen 9tuf nad> »Petersburg, wo er großen
23eifaü* fanb, fpdter aber, fjöd&fl feiten fpielenb, faft nur
fcen 2Biffenfd)aften oblag. 1782 »erlief er bie 23üf>ne unb
fefjrte nad) ftxanfreidb, jurücf. £). lieferte bem Sweater
eine große 2Injaf>l Suftfpiele unb Spern »on bleibenbera
SBertbe. (E. G.)
»esgarcins (£>em.), geb. 1770, bebutirte 1788 am
Th(?ätre fran^ais mit großem Seifall unb erinnerte oorjüglidj
bureb, ba$ JRüfjrenbe i^rer ©timme unb ifyreS ©pielS an bie
berühmte ©aufffn. 3n>ei traurige (Jreigniffe festen ifyrer
gldnjenben Jtünflerlaufbabn plö^lidj ein 3iel. 3n einem
Slnfall twn <2nferfud;t wollte fte ©elbftmörbertn werben ; fte
würbe gerettet, allein bie ©enefung ging langfam t>on <&tat=
ten unfc fte lebte beSbalb in einem einfam gelegenen 2anb=
Saufe ; fyier würbe fte plö^lidj beS 9lad)tö t>on JKäubern über=
fallen unb mit tf>ren ftrauen in einen .Keller gefd>leppt, wo
fte, wab,renb jene baß .£auS burdj wühlten , mebr als 24
©tunben eingefperrt blieben. ßrnblid) rief if>r ©efdjrei einige
SSauern fyerbei, fte würben befreit — aber £>em. 2). würbe
tngMse biefer Gegebenheit wafjnft'nnig unb fh 1797. (E G.)
Deshabille (franj.j ©arb.), ft>t>.w. 9Zegligee, £auS=
lleib, mafyUeib.
»eshais, einer ber erften SEänjer ber großen Oper in
tyatie wä^renb ber 9tet>olutionöjeit. @r machte mehrere 3tei=
fen nad) Sonbon, war 1815 wdbrenb bei eongreffeS in SEBien
20**
514 Deslandes Besmousseaux
engagirt unb würbe fpäter 33alletmei|rer bes Äingsffjeatere
in i'onbon, mo er 1830 baö berühmte 23allet Keniiworth auf=
führen lief. (H . . . t.)
Dcslandes, Sänger ber fom. £5per ju sPari6 , ifr
jebotft befannter burd) bie Stücfe , bie er im herein mit
25itier gefcfyrieben fjat, wie burcf; fein £alent als barfrellens
ber Äünftler. (£r f)at für baö Palais- Royal, bte Varietes,
bie Gaite, bie Folies - drauiatiques unb Saint - Antoine ge=
fdjrieben unb befonbere in beut DolEetljümlidjen ©enre oft
lebhaften 23eifall gefunben. (A.)
Desinarets (Jpenro), geb. ju ^arie 1002 , fhibterre
fD?uftf unb mürbe 1094 äÜufifbirector am 3>efuitencollegiunt
in ^aris. 1700 fd)lof? er auf einer SKeife fyeimlid) eine eb,e=
Iirfje 25erbinbung unb mar in Jolge beffcn 22 3ab,re oer=
bannt, öon benen er 14 alä Jpofcapellmeifrer in SDiabrib unb
8 in gleicher ©igenfdjaft am Jpofe bee .^er^ogs oon Sotf)rin=
gen jubradjte. 1722 mürbe feine Qrf)e für gültig erflart unb
25. fefyrte nad) granfreid) jurücf. <£x frf)rieb injmifd)en bie
Opern: Didon, Circe, Theagene et Cariclee, les amours de
IMoinns, Venus et Adonis , les fetes galantes unb Renauld, bie
grofen SSeifall fanben. 35. frarb 1741 in Sunemlle. (3.)
De» inoll (9)tuft6), eine Scnart, bie ju ben 24 un=
feree Snfremee nid)t gehört unb ale .£>aupttonart nid)t ge=
braucht mirb, ba bie 58orjeid>nung t>on 8 b bat 9iotenlefen
ju feljr erfdjmertj meijr mirb bie faft gleidje SEonart Cis moii
bafür gebraucht. (7.)
Desnioiisseaux, 1) geb. 178> ju ^ariö. 35ie 9tatf)=
fcfjläge bes Sdjaufp.e glorence befrimmten if>n, ft'cfj ber 23ü()ne
ju mibmen. ©eine Familie miberfe^te ftrf» aus allen £rdf=
ten, ba ft'e tf)n jum Slbüocaten befrimmt tyatte, aber 35. blieb
unerfdjütterlid?. 35urd) ein fdjöneö Sleufjere, eine fonore
«Stimme unb einen t>ortf>etlf>aften 2Budj6 unterfrü^t unb eini=
gen Unterricht oon glorence vorbereitet, bebutirte er 1811
am Theätre franc;ais unb (Srntljuftaemue belohnte biefen er=
fren 23erfud); obgleich ber 23eifall bei bem 2. 35ebüt etmae
nadjliefj, mürbe er bocfc fogleid) als 9?enft'onär bee The'ätre
fransais angenommen, 2115 fpäter ber Qübgang bee St. $)rir
tl)m gemattete, ft'dj in bem %a<be ber Abnige unb SSater
ju Derfucfyen , mürbe er Societär. 9)ian fann ib,m allen=
falle etmaö ju viel Aalte jum 23ormurf machen, bafür
aber entmicfelt 9iiemanb eine 9tolle beffer alö er. <£r ifr
ein SDtann oon grofer 9ted?tfd)affenf)eit , oielem ©eift unb
fefyr richtigem SSerftanbe. 2) (9){abame), bee 3Jor. ©attin
unb 2od)ter be$ altern 23aptifl, erfcb,ien juerfl 1815 in bem
§ad>e ber Soubretten. 2 2>al)re blieb ft'e bem J^aubdjen unb
ber ©duirje treu unb jeigte ft'ct) erfl bann in einet <5(jarafter=
rolle. 35aö ©lücf , meldieö ft'e barin machte, mar llrfadje,
Dessau 31. >
bafj fte bei einem %a$e blieb, meiere« tueber ibjem Sllter,
noeb ihrem ©efebmaef jufagte; je$t aber ifl SDcab. D. eine
ber beflen «Dtütter bie e& gibt, namentlich, ifl fie in bem:
3ungen ©bemann ganj ausgejeiebnet. (A.)
Dessau (Sbeaterfrat.) , £aupt= unb JReft'benjftabt be$
^erjogthumö gl. W. an ber ÜWulbe, mit 10,000 £inm. Zbea*
rraltfcbe 2$orfrellungen in D. ft'nben ftcb juerft 1774 ; bie tyide=
nich©efellfcbaft gab in einem <prtt>atbaufe Operetten, ©cbau=
unb üuftfpiele. Ungefähr 24 ^erfonen, tf>eilö oon bem gür=
flen befolbet, tbeilS Dilettanten, bilbeten babei bie Kapelle.
20 3abre beflanb biefer 2?erein unter ber Leitung bes £of=
ratbeö Jpermann, eineö greunbeö bes trefflicben <£cfboff. 1777
lief? gürfl granj in feinem EReftbenjfcbloffe ein fer)r i)üb\d)e$
£t)eater einrichten unb oon ber tyid enief * ©efellfcbaft mürben
nun 8 3ab,re hjnburcb, jumeilen SJorfleUungen auf bemfelben
gegeben, bodj fpielfen t>on 3eit ju 3eit umberjiet)enbe £rup=
pen, oon benen ftcb, bie 2Beimarfd)e, unter ber Directum
23ellomo'g 1788, welche tfjre 23üf)ne im alten fürfll. Steitftalle
aufgefcblagen h,atte, ausjeidmete , bi6 enblid? 1793 bie 23ofe
fann'fcbe ©efellfcfjaft oon SNainj nad) 35. fam unb in ber
3fteitbar)n mit ber £per: baö rotlje .Käppdjen, ib,re 23orflel=
lungen eröffnete. <gie fe§tc biefe mit fo allgemeinem 23ei=
fall fort, bat Sürfl granj bureb ben SBaumeifrer t>on <£rb=
manneborf 1798 ben 93au beö je^igen Sweaters mit Jpülfe
ber Decorationemaler Cluaglio unb $>ojji unb bes 9!Jcafcr;ini=
flen Mod) ausführen lief. DiefeS Sweater mürbe am 27.
Dec. 1798 mit ber_£)per Satbmenbi ucn t>. £id>tenftein ein*
gemeint. Die SBoffann'fdje SEruppe mürbe jur ftebenben
^offrfjaufpielergefellfcbaft erhoben, ber 23aron o. Sicfitenftein
3um Sntenbanten, 23offann jum Director ernannt unb bie
3af)l ber SWitglieber betrdcbtlicb oermebrt. Die Kapelle rourbe
big auf 30 Sftirglieber Derftdrft, ber £ofmarfcf>all öon ©laffeo
ibr als 3ntenbant unb %acobi als SDcuftfbirector t>orgefe$t
unb ein SEbeatermeifler angeflellt. 2lls t>. llia?tenftein 2 3abre
naebber abging , »ertraute man 25offann bie Directum allein.
Unter ber Slegibe bes gürften erf>ob ftcb bie 23üt)ne D.s balb
ju einer ber erften Deutfc&lanbs, fo bat 3ff|anb 1799 fte mit
7 ©aftrollen beehrte unb Äo^ebue, auf feiner Steife nacb
SRom 1803, ben Seiflungen ber ©efellfcbaft oollen 23eifall
jollte. 1806 — 9 gab bie Jöoffdjaufpielergefellfcbaft 23orflel=
lungen in Seipjig unb SERagbeburg. Der Drucf ber ^eit mar
bann Urfac^e, baf bat SEbeater am 1. SWdrj 1810 gefcbloffen
unb bie ©efellfcbaft aufgelöfl mürbe. Slber noeb, in bemfelben
3ar)re bilbete ftcb eine Dilettantengefellfcbaft , bie auf bem
J(?oftf)eater Sorftellungen biö 1813 gab, ju melcber 3eit ba$
Stbeater abermals gefcbloffen mürbe. Vlad) bem grieben über-
lief» J&erjog granj ba$ Sweater nebfl ©arberobe unb Kapelle,
516 Dessau
mit einer monatlichen, nidbt unbebeutenben ©elbunterfrü^ung,
bem Sdbaufpielbirecfor SBrebe, welker 1816 mit feiner 0e=
fellfcbaft bie 23orftellungen begann. Unter äbnlicben 58ors
rbeilen folgte 1S17 u. 1«) 25irector Watte, 1819 u. 20 SNab.
SBatter, 1821 JRomberg, 1822 u. 23 (Herfiel r 18-24 t>. J&aibes
Krtbe, 1825 9cftfd^fe, 1826 ©bemein , 1830 u. 31 Setbmann,
1831 «DitUer, 1833 — 35 Sltmer, 1836 23obe unb Pfeiffer,
1837 u. 38 wieber 23et(>mann unb enblicb 1839 Dir. 23öttner.
9Son biefen Gruppen würbe in ber Oper bai SOJeifle geleiftet,
weil £er$og Seopolb feine au« 56 SUJitgliebern befrebenbe
Kapelle, unter ber Ceitung bes 4?ofcapellmeifter6 Dr. §rieb=
rid) Scbneiber, auf eine fo r)of>e «Stufe ber Äunfl geftellt
^at, ba$ ft'cb 35. an ber Sluffübrung ber oorjüglicbjren Opern,
bie mit mürbiger 9lusfrattung in bie Scene gefegt werben,
erfreuen fann. 25ie 25irectionen erbalten in 25., auf er ber
unoerEürjten Sinnabme com ^ublüum,. einen monatl. 3u=
fdjufj t>on mebrern lOUSblrn., freie 93enu^ung bes £beater$
unb ber ©arberobe, nebfr einem 3ufd)uffe ju berfelben, je
nadbbem eine Oper glän^enb in Scene gefegt roerben foll,
ber Sapelle , ber <2Fr)orfdnger , fämmtlicber 25ecorationen unb
ber Sbeaterbibliotbef ; ferner freie J&eijung unb SSeleucbtung
bei %b]eater€. 25er Stbeatermeifler, ein ©arberobier unb eine
©arberobiere roerben ebenfalls r»on ber 3ntenbatur befolbet.
25agegen fyat bie 25irection ein gutes Opern =, Scfeau = unb
Suflfpielperfonal berjufrellen unb mufj ferner im fiaufe ber
Spielzeit eine gute Oper jum 23e(ren ber Slrmencaffe geben.
25ie ^»erjogl. 5amMe befugt mit bem ^ofperfonale ba$
Sbeater unentgelblicfe, unb bat bie 25irection mebrere %xei=
biüette an einen S£r)eil ber Sapelle ju »erabreicben. ©efpielt
wirb gewbbnlicb oom 25ecember bis 5lpril 3mal in ber 2Bodbe,
ndmlicb Sonntags, SDcittwocbs unb freitags. 3n ben 3abren
1827—29, roo feine Scbaufpielergefelifcbaft 25. befucbte, lief!
.fcerjog Ceopolb im JReftbenjfdjloffe bas bereits erwähnte
Xfyeatet mit neuen 25ecorationen ausfiatten, auf bem ein
gefellfcbaftlicber SBerein Opern, SAau = unb Suftfpiele auf=
fübrte. 3u ben merfwürbigfren (Jrfcfjeinungen auf 25.s33übne
gebort nocb bas auftreten ber SNara 1864, ^aganini's 1829
unb ber Sonntag 1831. — 25as t>on 1818—1826 mit einem
in bie Strafe fpringenben ^eriftnle oon 6 conrintb- Säulen
erbauete Sbeater, beffen 3wecE burd> 2 in Stiften frebenbe
Stufen bejeicfjnet wirb, enthält im untern JHaume SSorballe,
Gaffe, SSerfammlungs = unb 9)tuft'falienjimmer unb SEobnuna,
bes (Jafrellans, in bem obern einen (Soncertfaal. 9ln ben
Sorbau fcbliefen ftd) bie Sorribors, melcf>e jum parterre
unb ber 3facben Sogenreibe fübren. 25er Scr>aupla$ fafjt
1666 SKenfdjenj er ift oon gjojji im etrurifdjen ©efcbmacfe
gemalt, bod? i)at ber 3abn ber 3ett ben frübern garben=
Dessoir 317
fdjmudP gar fehr gebleidjt. 25a$ ^rofcenium fyat 34 gufl
23reite unb 2C ft. Jpöt)c unb bie 23übne felbft eine £iefe »on
60 guf. 35er 9)rofceniummeite nad> gehört bie Sühne ju
ben gröften 25eutfd)lanb$j bocb ift ber 9taum hinter ben
Eouliffen, bie nocb nad) alter 2lrt in f. g. ©djeeren geben,
fef>r befdjränft; aud) bie Jpöbe fo gering, ba$ bie 9)rofrecte
ftd» mehrfach jufammenfalten muffen, ©eit 1829 wirb ba&
Sweater burd) erwärmte Suft gebeijt. 1818 würbe ber 9teu=
bau eines SJcalerfaaleS , welcher nur burd) ein ©ärtdjen »om
Sbeater getrennt ift, ooüenbet. 3m übern ©efdjoffe biefeö
^aufeö liegt ber ©aal, im untern bie ganje ©arberobe. (Sin
ähnlicher 93au, ben eine 25urd)fahrt t>on bem erftern trennen
foll, ift »rojectirt jur Unterbringung ber ftd) immer mefyr
bäufenben Utenftlien. (Kr.)
I>«*s*oir, 1) (Siubwtg), geb. ju $>ofen 1809 unb be=
gann feine tfjeatral. Saufbahn in ©tettin 1825, wo er jebocr)
mehr bie ©teile eines £beaterfecretair£ »erfab; ba er für
«Rnabenrollen ju alt unb für fiiebbaber ju jung war unb
baher auf ber 23üf)ne nur in 2lnmelberollen unb ©tatiften
befcbäftigt würbe, forberte 25. feine Entlaffung unb »er*
fucbte bei kleinen berumjiebenben ©efellfcbaften fein .£eil,
bei benen er ftd) nach ^»erjen^Iuft in allen fächern berum=
tummeln fonnte. Erft 1831 erhielt er in SSWainj unter
Jpaate ba$ erfte folibe Engagement, Jpaafe ftanb als Äünft=
ler auf einer hohen ©tufe, 25. hatte an ihm ein fcböneS
SBorbilb unb banft ihm einen grofjen SEheil feiner Sluebilbung.
34 Sa^re fpielte 25. in SJtainj ba$ gaä) ber jugenblicfeen
gelben unb Siebbaber mit grofer Qluejeidjnung unb folgte
bann 1834 einem #tuf nad) £ei»jig. 2lud) hier erwarb er
ft'd) allgemeinen SBeifall j bod) entfprad) bie 23efdbäftigung
nicht ganj feinen 2Bünfd>en unb baburd), fo wie burd) 25.'S
SBerbeiratbung mit ber folgenben »erlief er Seipjig fcfoon 9fns
fange? 1835. 9Son £eipjig an$ gaftirte er in SBraunfcbweig
mit ausgezeichnetem Erfolge unb ging bann nad) SSreSlau,
welches er jebod) in ^olge ber nicbt glücflidjen Ehe nad)
2jäbrigem Aufenthalt »erlief unb auf ben 25übnen : «£anno*
»er, $)rag, 23rünn, 2Bien, ^eftb gaftirte; in 9>eftb erhielt
er ein fehr »orthetlbafteS Engagement. 1838 gaftirte 25. itt
.Karlsruhe unb gefiel fo fehr, baf man allgemein ben 2Bunfct),
ihn ju engagiren , ausfpracfe , ber aud> 6 Sttonate fpäter reas
Iift'rt würbe unb feit bem 1. 9lpril 1839 ift er ein beliebtes
Sttitglieb beS <£oftt)eaterS. 3m Slugufr eröffnete er ein ©afis
fpiel *u Süiannheim unb ber befte 23emeiS be^ Erfolget ift
wohl ber, ba$ er ftatt ber contrabirten 4 ^)artbien beren 12
gab unb für ben SSinter ein 2. ©afifpiel abfdblof. 25. l>at
für fein $ad) jebe äufere unb innere Sefä^igung; mit ber
»ortbetlbaftefren ©eftalt unb einem ftarfen, »olI«n Srgan
518 Destouches
einen ftdj eine treffliche 23ilbung unb eine äufierft lebhafte
9?bantafte; *partl)ien, bie eine befonbere pbnftfcbe Jtraftaufje«
rung erforbern, gelingen ihm inbejjen weniger, alei btejenigen,
bie ein tiefe© , inniges Seelenleben jur 5tnfcbauung bringen,
wie Spinarofa, 2affc, (Joreggio jc. ; aucb, im Suftfpiele wirft
er mit grofjem (Erfolge. 2) (&h,erefe, geb. 9teimann),
©attin bes Vor., geb. $u 23erlin 1812 ; fam fef^r jung nadj
«Öanncoer, wo ft'e nacb, treffitct>er Vorbereitung bie SBüljne
1827 in einer fleinen unb unbebeutenben ^arthie betxat,
barin aber fo fefyr gefiel , ba$ man ft'e fegleicb, bureb, einen
Sjäbrigen Eontract an bas Jpoftljeafer ju feff^ln fudjte. ©uns
frtge äJerfjälrniffe gaben ihrem Talente einen weiten Spiels
räum unb ft'e oerfudjte ft'cb, wafyrenb ityres Engagements faft
in allen Jadiem mit bem glüdflicfyfren Erfolge. 1832 ging
ft'e an bas Stabttfjeater ju £eipjig, wo ft'e ft'cb, in einem
2jdl)rigen Engagement bie allgemeine Slnerfennung unb bas
liebepollfre Slnbenfen erwarb; aud) auf ber benachbarten
•£ofbü(me ju 25resben gaftirte ft'e wäf>renb biefer 3eit mit
bem glänjenbften Erfolge. 1834 folgte fte einem 9tufe nadj
23reslau, perefjlicfyte ft'cb, bort mit bem 2Sor. unb war 3 Safore
lang im eigentlidjften Sinne ber Siebling bes bortigen $hibli=
fums. 1837 gaftirte ft'e in 23rünn unb am «öofburgtfyeater
in 2Bien mit bem entfebiebenften 23eifall unb Beerte bann
xxad) tfeipjig jurücf, wo ft'e mit freubiger 2lnerfennung be-
grüf t würbe unb noeb je£t (9ioo. 1S39) als fef>r beliebtes iOiits
glteb wirft. 1839 im «Sommer gaftirte iSlab. 35. abermals
in Bresben, in Sftagbeburg, Schwerin unb am ^oftneater
§u 23erlin, allenthalben ben Stuf einer nichtigen unb liebens=
würbigen «Äünfrlerin einernbtenb. 9Jlab. 25. muf ju ben
talentbegabteften 35arftellerinnen 25eutfcbldnbs gejault wer-
ben, bie ^ugletcb. mit ben reidjften sJtaturmifteln ausgeftaftet
ift. J£>erotfcbe ^artlnen gelingen tf>r porjugsweife trefflicf>
unb alle leibenfebaftlicben Situationen ftellt ft'e mit f?of>er
Sollenbung bar; i^re SDiaria Stuart , Üouife Stiller, Eorona
t>on Salujjo, ©rifelbis j. 58. bürften ntdjt leidet ju übertreffen
fein. 25od) fehlen ifjr aud) feineswegs bie geeigneten £öne
jum Slusbrucfe barmlofer 9tattirli<f)fett unb finMicber ©es
füf)Ie j tljr ©retten in ©oet^es gauft ift eine treffliche Sets
ftung unb felbft im Sufifpiele leiftet fte 2lusgejetdjnetes in
ben *partf)ien junger, fentimentaler unb fcbalffoafter grauen.
Sinb aud) eble tragifa)e Stollen ii)xe günftigfte Sphäre, fo
wirft fte bod> aucb in cfyargirten Stollen als Orft'na ic. mit
Erfolg. (T. M.)
Destouches . 1) (2lnbre Earbinal), geb. 1672 ju
^aris; würbe Culln's ittacbfolger als ©eneralbtrector ber
Sper unb fönigl. Öbercapellmeifter. Er war ein fef>r be=
Itebter Ecmponift, ber Setc^ttgfeit unb Slnmuth, mit feltener
Detail 519
©rünblicbfeit oerbanb. ©eine befanntefren Opern ftnb: Isse*,
Amadis de Grece, Marthcsie, Scylla, Omphale, le carneval
et la folie , Calirrhoe , Telemaque , Semirainis , Ips Clemens
unb les stratagemes de l'amour. (Jr frarb ^u QJartÖ 1749.
2) (^fjtltppe Stertcault), geb. 1709 in £ours} er trat
fdion frühzeitig in SDJiütärbienfre, unb wäre bei ber Belagerung
üon 23arcellona burd) bas auffliegen einer SDiine faft ums
Seben gekommen. &v ging fpater als ©efd)äftsträger in bie
©djiueij unb nad) (Jnglanb, mo er ft'cb, aud) oerfyeiratbete.
©pater lebte er äufjerfr jurücfgejogen auf feinen ©ütern in
ber 9läf)e t>on SDielüne. ipier fajrieb er alle feine ©tücfe, un=
ter benen einige nod) jegt auf bem Theätre fran<;ais gegeben
merben, unb tarn nur bann nad) ^Paris, wenn er ben
©cbaufp.n ein neues ©tüd? braute, meines er einmal auf=
führen far> unb fogleid) aufs Sanb jurüdfe^rte. 3m ©anjen
jjat er 23 ©tücfe gefdjrieben, Don benen mir le curienx imper-
tinent, le triple mariage, le medisant , le glorieux , le dissipa-
teur, l'faomme singnlier, l'irresolu unb le tambour noctnrne
als bie »orjüglidjfren nennen, ©eine SBerfe erfdüenen in
6 23bn, sparig 1743} in 4 33bn. 4. ebenb. 1757} in 5 23bn.
12. ebb. 1759} in 6 23bn., ebb. 1811, mit Äpfrn. unb in
(» 23bn. , ebb. 1824. Slucb ine 2>eutfcf>e ftnb mehrere berfeU
ben überfe^t morben, 3){eifmer unb SKölius: ©estoudjes für
25eutfd>e, £eipjig 1778, bann einjelne eon Stomanus, t>i)t
unb jünger. 2). ftarb 1754 auf feinen ©ütern. 3) (grranj),
geb. ju SDiündjen 1774, ftubierte SDtuft'f unter ©rünberger
unb 5. <£aöbn in SBien; fdjon 1791 componirte er bie Oper:
bie Sfjomasnacfyt, bie in SDiündjen mit SSeifall gegeben mürbe.
25ann madjte er als Glaöiennrtuofe eine Steife, fam fpäter
als 2ftuft!birector nacb Erlangen unb 1798 als Soncertmeifrer
nacb, SBeimar. £ier fdjrieb er Sfluft? ju ©cbiller's ©tücfen}
25raut »on 9K., 3ungfrau, SBallenfiein , Seil, Suranbot,
bie <Sr)öre ju ben Jpufftten unb jum Srauerfpiel SBanbaj
bann bie Oper: baß üöüföerftänbmfj } lauter SEBerfe, bie in
ber Snftrumenration überlaben ftnb unb mo bie ©ebanfen
im £ärm begraben werben. <&eit 1810 lebt 2>. mieber in
SDIüncben. (L. u. 3.)
Detail, ©in^elnes, Ulusfü^rlidjes, Umfrdnblicbes, bie
einjelnen Steile eines grbfern ©anjen, bie genauen <£injels
Reiten eines ©egenftanbes. 2)ie Munfi bes ©djaufp.s meifet
tyn redjt eigentlich auf bas 2). fnn, ba er in feiner JRolle
ein ©anjes Dom 2Md)ter erbalt, bem er buraj bie OluSfüb,«
rung im ©injelnen feben geben foll. 2Bie ber Darfreller ft'd)
mit ber ir)m geworbenen Aufgabe »ertraut madjt, wie er ft'd>
in fte (jineinlebt, fpringen ifym taufenb f leine 6b]ara!terjüge,
Nuancen, ©d)attirungen entgegen, bie er im genauen SBer*
tyäJtniffe jum ©anjen ber bram. 2>id)tung ju einem lebenbis
520 »etmer
gen ÄunftwerF geftaltet. 3m 25. beEunbet ftcf» bet Qebilbete,
geiftreirte unb benfenbe Jtünftler, wenn er nicht ju weit
unb burrt, bineingebartte, herauö raifonnirte Momente ft'd>
itt fehr in bie 25reite perlierf. Die SBirtttgfeit bee SD. brängt
ftrt, bem ©rtaufp. mit jebem Sabre feiner Laufbahn me^r
unb mehr auf. SBäbrenb bie Sugenb aU.ee mit bem ©efübl,
bem fteuer unb ber zufälligen ^Befähigung erreicht, beregnet
bae reifere Qllter unb regelt bie .Kräfte. 3n ben 35.6 bes
3ufammenfpielens, in bem (Eingeben auf ba& ©piel unb
bem herausfühlen ber Sntentionen bee SDiitfpielenben, jeigt
ftrt bie fünjtler. 23ebeutung einer 23übne am beuflirtften.
2>a6 25. wenbet fid) an ben Süerjtanb , bas ©anje an bae
©efübl, taber wirft eine ju grofje ©orgfalt in ben 25.6 aud>
oft erfältenb auf ben ©efammteinbrud unb man hat ft'dj
n?ohl ju hüten, ben benfenben Äünitlcr auf Äoften ber ©es
fammtmirfung geltenb märten ju wollen. 3n ber ^Betonung
einjelner 2Dorte, ben ©ejten, bem 2lu6brud bee Slugee, bem
Gummen ©ptel liegt bie eigentliche ©renje bee 25.6 unb in
biefer wirb ber erfahrne ©djaufp. es ju halten wtffen. ©onft
bejeirtnet man aua> bie ©injelnheiten bee ti)eatral. 33etwer=
fee mit bem tarnen 25. unb nennt eine in jeber Jpinft'd>t
auf 55ecoration, @oftüm, Stufte", Arrangement gelungene
SBorfrellung in allen 25.6 gelungen. (L. S.)
Detmer (3ohann SB il heim), geb. 1809 ju 33rei=
num, unweit ^»ilbeeheim , follte ft'rt Anfange ber £5economie,
bann bem SMilitärfranbe ober bem Sebrfarte n>ibmen, maö
jebodj feiner Steigung wiberftrebte. (Eine reifenbe ©rtaufp. =
Gruppe, unter ber Seitung oon Stttfrtfe, ©admann unb
©efierling , bie in J^ilbeebeim fpielte unb beren SiSorftellungen
25. oft befuebte, wedten ben ©ebanfen in ihm, ft'rt ber Aunfr
ju wibmen. Grr trat ale SUolontair bei biefer ©efellfrtaft
ein unb ging, ale biefelbe ft'rt nach einigen SSJJonaten auflöfre,
nart. J&oljntünben unb Lüneburg j gab bann eine hirje Seit
mit bem ©rtaufp. Sieble muftfal. 2lbenbunterl)altungen in
i>en fleinften ©räbrrten im Äönigreirte J^annoöer. ©päter
gelang ee ihm burd) (Empfehlung in ^»annoüer ein (Engage=
ment ale 23afft'fr im ^hor unb für fleine Stollen im @rtau=
fpiel ju ft'nben. $>iex bilbete er ftrt unter ber Leitung bei
©efanglehrere Äümmel weiter aue, fang einige einftubierte
^)arthien an benachbarten fleinen S3ühnen mit bebeutenbem
©lüde unb »erlief hierburdj oeranlaft £annot>er, um ein
(Engagement al6 erfter 23afftfr bei bem 25irector ©anbo, weis
eher Lüneburg unb 3elle bereifte, anzunehmen, ©eine ©timme
fing ferton an Sluffehn 3U märten; SDhtfifbirector 23e6?e unb
©afimann, Stegiffeur bee «^»oftheatere ju 25raunfrtweig , hör»
ten ihn in 3eü"e unb engagirten ihn augenblirflirt. ©eine
Slntrittörollen in 23raunfcfoweig waren SÖtafferu im £5pferfefle,
Detmold i 521
$pijarro in gibelio unb tyietxo in ber «Stummen , in benen er,
ntebr burcb feine natürlichen Mittel , ale burcfe eigentliche
©efangetfunfl , fefjr geftel. llngenügenbe Sefcbäftigung per*
anlafite 25. biefeS (Engagement in Salbe ju öerlaffen; er machte
eine 9teife nacb 23reelau, wo er als 1. SSafftfr beim 25irector
$)iebl 2lnftellung, beim 9)ubli?um SSeifalt unb burcb bie ©es
fangelebrerin 2$ernier ©elegenbeit 3ur meitern 2lu$bitbung
fanb; es gelang if>m, fid> n>af)renb eines 3jabrigen 2lufent=
t>alte= ben ÜBeifall beS breelauer 9)ublieumS bauernb ju erbals
fen. 9cacb 2luflöfung ber ^iebl'fcben Directum erhielt 25. einen
«Ruf an baS £oftbeater na* Gaffel, bem er ^olge leifrete.
©eine SlntrittSrolIen waren : Seporello im 25on 3uan unb £)S=
min in ber (Entführung, in benen er fomobl bem Jpofe, als
bem ^ublifum allgemein geftel. SBdbrenb feinet 3jdbrigen
SlufentbaltS in Gaffel, oerbeiratbete er ft'cf) mit ber Softer
eines bortigen 23ürgerS, geb. ©tbcfler. 1836 gab 25. am
ntannbeimer Jfjoftbeater einen (EwcluS öon ©afrrollen mit
grofjem SSeifall, folgte bann einer (Einlabung ber frankfurter
äfjeaterbirection , gaftirte in granffurt mit gleichem (Erfolge
unb naf)tn in $olge biefeS ©afrfptels an 25obler'S ©teile ein
(Engagement in granffurt an, in meinem er ftcb noeb beftn=
bet. 2Baf)renb biefeS (Engagements gaflirte 25. noeb in @trafj=
bürg unb (Enbe 1839 am J^ofoeerntbeater in SEBien mit bem
günfligflen (Erfolge. 25. ifr im 23eft$e einer febr Üraftigen,
fonoren unb febönen 23afftimme, beren feltener Umfang
fcefonberS in (Erfraunen fe§t; bureb rafilofen (Eifer t)at er
ftcb einen b°ben ©rab muftfal. SluSbilbung erworben unb
arbeitet noeb immer rüflig an feiner 2?ert>ollfommnung. <§ein
niebt unbebeutenbeS 25arfrellungStalent roirb »on einer ein=
nebmenben unb feinem Stollenfacbe entfpreebenben $)erfön=
liebfeit unterftügt unb ber herein biefer (Eigenfcbaften macben
tbn ju einem ber bebeutenbflen 23afj = resp. SBaritonifien
25eutfa)lanbS. (L. P.)
Detmold (£beaterftat.), Heines freunblicr/eS &täbU
eben an ber 2Berra, Dfteftbenj beS gürften oon ilippe = 25., mit
2500 (Einro. 25., melcbeS früber nur feiten t>on reifenben
©efellfcbaften befuebt mürbe, bie SKorftellungen im f. g. alten
©cbaufpielbaufe , b. b« in ber im ©eblof garten gelegenen
©ärtnerroobnung gaben, f)at feit 14 3abren ein -£oftbeater.
1825 lief} ber je£t regierenbe gürft $)aul 2lleranber Seopolb
bat ©cbaufpielbauS oom je^igen 23auratb oon Statorp er=
bauen, melcbeS im 9coo. oef. 3. öollenbet mürbe. 25er 25i=
rector ^icbler traf nun mit feiner ©efellfcbaft oon £5Snabrü<£
ein unb eröffnete bie 23übne am 8. SHot». 1825 mit ber £5per
Situs, ber ein für bie fefrlidje ©elegenbeit befonberS gefciebs
teter ^rolog »oranging. 25aS Spater liegt am ©dblofjplafce,
biebt am ©eblofigraben , mo bei geuerSgefabr febr leiebt ge=
Später = £cxifon. II. 21
322 . Detonation
lofcbt »erben fann; et? iffc ein maffioeg ©ebäube »on 100 g.
Sänge unb 66 g. 23reite. 25en Eingang fdjmiidt ein portal
mit 4 borifcben Säulen. Sieben bem Scbaufptelbaufe beftn=
ben ftcf) nod> 2 baju gehörige ©ebäube, melcbe ben 9)taler=
unb grobes «Saal, bie SDiufüfammer , 2>ecorattonemaga$ine
unb ©arberobelocale enthalten. £)a6 Jf»auö fafk in 100 Sperr*
ft'?en, einem 9lang Sogen, «Parterre, 2lmpfnti)eater unb ©al=
lerie ungefähr 80«) ^erfonen. Sie fürfrl. Soge befinbet fta>
grabe ber SSür^ne gegenüber unb bat ein Sorjimmer unb Ca=
btnet. 1S37 würbe baö £aus neu becorirt unb $}ortallogen
gebaut. 93tö «Snbe 3an. 1826 fpielte bie $>tcbler'fcbe ©efell=
ftfeaft auf eigne SHecbnung. Sann aber fcblofj ber Sirector
mit bem <£ofmarfcbaUamte einen (Sontract ab , in golge bef=
fen ba& ©anje »on fürftl. «Seite übernommen würbe. ^)icb=
Ier behielt ba6 Sirectorat, ba& er aucfc nocr) jeijt beüetbef.
(£ine .£oftfieaterintenbanj unter bem Scblopfjauptmann »on
gun! unb bem Slffeffor oon Stteofenbug unb ein 9tecbnung6=
fübrer würben angeftellt. Sie jär)rli4>en 3ufct>üffe aus ber
.Öofflaatecaffe belaufen ftcb gegenwärtig auf 12— 1.5,000 £fylr.
Sie £t)eaterfaifen beginnt regelmäßig mit bem 3anuar unb
(erlieft mit <£nbe 9)iai. 3»» jeber 2Bocbe werben 4 2Jorfiel=
lungen gegeben ; am Sonntag unb SDJittwocb Opern , am
Montag unb greitag Scbau = unb ßufifptel, feiten Trauer:
fpiel. Sie ©efellfdjaft ift eine r)öct)fr acbtungswertt)e unb
tüdjttgej befonbere bae (Jnfemble ger)t fretß präcis unb tabek
lo&. 3nx Sftonat 3uni ftnb gerten. Sas Orcbefrer, unter
ber Seitung bes ^cufifbirectore <£agen, befielt aus 30 Jöof=
muftfern, worunter ein @oncert = unb SDiuftfmeifter unb jätjlt
reebt braoe SDiitglteber. 2Bäl)renb ber Monate 3uli unb 2lu=
gufr fpielt bie ©efellfdjaft im 23abe Pyrmont, im September,
Setober, ÜRooember unb Secember in ©fünfter. (Fr. S.)
Detonation , Detoniren (SMuftf), £onabweidjung,
ba$ ju l)ot»e ober ju tiefe eingeben eine© Soneö, überhaupt
unrein fingen. Sie Urfadjen bee S.'ß ftnb feljr j?erfct>ie=
ben: fehlerhafter Organismus ber Stimmwerfjeuge ober beß
©efjcrs, 9Jii#9err)ältnip jwifdjen beiben Organen, SDJangel
ober Ueberfülle an Sltbem, fehlerhafte SDJunböffnung , falfcbe
Wletfyobit beim Unterrichte ober ungenügenbe «ftenntnifj Don
ber Äunft bes ©efangeej befonbers aber unregelmäßige unb
unorbentlidje üebenömeife unb bie babureb entjreljenbe lieber;
reijung unb ©rfdjlajfung ber Organe. Sie erftern Urfacben
laffen ftcb bureb eine forgefe^fe jwectmdpige Uebung febr oft
entfernen, tnbem babureb bie Organe ausgebilbet unb in ein
rtcbtigeö sSerbältnif ju einanber gebracht werben ; ba$ ft'dj
eine falfcbe SBletfyobii unb ir)re folgert bureb jwecfmatlige
33elebrung unb Uebung entfernen lafjt , oerfiebt ftcb von
felbfl. Dtefe Uebungen muffen befonbere mit ben üötittel-
Deucalion Deutlichkeit
tönen, bie jebem jum ©efange fähigen SWenfcben bk no =
türlic&en finb , begonnen unb fo lange fortgefe^t werben,
biö btefe geftigfeit unb @ia)erf)eit gewonnen fyaben, bann
erft bürfen bie SDcobiftcationen ber &öne eintreten. ©obalb
ber ©änger fäfjig ifr, bie falfcfje 3ntonation ju erfennen,
gelingt t6 if>m beim ernfrem Sßillen audt) biefelbe ju entfer=
nen; ift ba& SOcifoerbaltnifj ber Organe ju einanber aber fo
bebeutenb, baf er felbft feine Intonation nicfet beurteilen
fann, fo ifl gewöfmlicfj alle Sötüf>e »ergebend. (7.)
Deucalion (Wh)tt>.). 25iefer ä)h)tf)uö ifr ba$ griect).
©eitenftücf ju ber ©age oon ber ©ünbftutb. 25., oon bem
SRafbfcfilufj 3upiter$, bk STOenfd&en burd) Ueberfcfcwemmung
ju oernidjten, in Äenntnifj gefegt, rettete ft'd) mit "Pnrrfja,
feiner Gattin, in ein ©diiff unb gelangte nad) 9 Sagen auf
ben ^Parnafj. 25. warb ber Erneuerer beä männlichen ©e=
fd)lecrjte$, inbem er ©reine hinter ftd) roarf, auö benen Wien'
fcfcen würben j ^rrfja be£ weiblichen ©efdjledjtö burd) tl)re
Jiinber unb fo würben ft'e bk ©tammeltern be$ Jperoen*
gefdjledjtee^ ber Hellenen. SOiit bem neuen SSoIE flieg 2). in
bie ©benen SE^effaliene fyexab , oon wo e$ ftd? über ganj
©riedjenlanb »erbreitete. (F. Tr.)
Deut* ex mächina, wörtlid) : ein ©Ott au6 ber
9)cafdnne, auö bem 33ül)nengerüfre. 25iefe, baä $)lö§lid)e,
Unerwartete, Ueberrafdjenbe bejeicfjnenbe, allgemein bekannte
SReben^art f>at ifyren Urfprung oon bem alten Sweater, wo
bk (Jrfdjeinung einee; ©otteö ober bie (Jinwirfung einer über=
natürlichen Äraft fetjr fjauftg t>k @atafrropf)e (f. b.) t)erbei=
führte unb fo bie J^anblung ju einem poetifd? berufytgenben
<5nbe führte. 2)ie <§rfdjeinung ber 25iana in ber Oper 3pb,i=
genia in £auri6, eben fo bk be& Oberon in ber gleichnamigen
Oper gehören fjiefyer. (L. S.)
Deutlichkeit, 1) beö StebeoortragS wirb bebingt
buxd) p&nfifdje unb pf»d)ifdje SÖcittel. 3u ben erfleren
gehört oor allem ber oollEommen gefunbe 3ufranb ber ©prad>=
werfjeuge. 25. ber 0tebe barf ber 3uf)brer oom ©djaufp.
burcpauö forbernj benn man mufj juoor pfyöfifdj oerflan=
ben fein, ef)e man barauf rechnen barf, moralifd) erfannt
ju werben. 2Ba$ nü§t aber ^einf>eit unb 25elicateffe ber 2lc=
centuation (f. b.), toaä nü£t Ceictjtigr'eit , ©efalligfeit unb
2Bac>rr;eit im Slusbrud? (f. b.), wenn ber ©inn ber 9tebe um
f)örbar bleibt^ 25er angefjenbe ©djaufp., fagt 3fflanb, follte
^uoörberfl mit ber Uebung im ©predjen beginnen unb biefen
Unterricht gerabefjin eine ©predjfrunbe benennen. 25a6 erfte
©rforberntf ift ganj unb gar oernommen, nid)t blof oer=
flanben ju werben; benn blofj oerflanben wirb man enblia>
burcö Slnflrengung beö 3ul)örer$, burc^ beffen ©ewanbtr>eit
im 3ufammenratr;en. 2Sei bem 58orf)anbenfein obiger gefuns
21 *
324 Deutlichkeit
ben 9?aturanlagen ergibt ft'cfj aber ein beutlidjer JRebetwrtrag
öon felbft, wenn man ft'd) bemüht, bie Anlagen ju ertenbi=
ren unb anjuwenben: a) auf ba& Sautfpredjen ; b) auf bie
möglidjfr reine 2luefprad)e ber fiaute; c) auf bie richtige 3lrti=
culation; d) auf baä richtige ©predjmaafj unb tyex ft'd) be=
fonberö oor bem 3*Wer be$ alljufcbnellen Stebenö ()üref.
$Daf5, um befenbere lefyteö 25ebingnif (d) ju erfüllen, fjtcr
fdjen pfnd)ifd)e Wlittel mitwtrfen muffen, leudrter ein unb
wirb um fo begreiflidjer , wenn man bie Grrrreme ft'd) oor
2lugen füfyrt, in bie leidet ber Stebner, ber ftdj ntdjt jugleid)
geiftig bewadfjt, oerfaüen fann. 2>er 23egriff be6 £aut =
r eben 6 ift fefjr relatto unb ber Anfänger fann gar leidet
in ben $et>hx beö 3ulautreben6 eerfallen, wenn er ftdj an=
ftrengt ober bie SBorte l)inau6fd)reit. ©in alljulauter, fa)mef=
ternber SEon, jiefyt bie Siegle gleidjfam jufammen unb wenn
ein lauter ©diall ju naf>e auf ben anbern folgt, bewirft er
gerabe baö ©egentoeil unb in ber ©cene wirb mei)x ein rau=
tye6, oermorreneei ©eräufd) unb ©etöfe hörbar afö oernef)m=
Iid)e SBorte. Daö ganje ©efyeimniß, auf ber SBübne bequem
»ernommen ju werben, befielt in ber reinen, PoUfranoigen
Sluefpracbe ber SBorte , ©üben unb (£nbbud)ftaben , fo wie
barin, ba$ man ftd? mögliebfr bemühe, gerabe f)inau$, nidjt
ober nad) ben ©eiten ijineinjufprecben. ©er 9)Zunb mup
nidjt ju weit geöffnet werben, um bie Spannung ber 2Ban=
gen unb Sippen ju erhalten, meldte ba$ fragen ber 2Borte,
wie bas hinauftragen berfelöen fo merflid) beförbert. (2ttan
lefe barüber weiter 3fflanb'ö Steuerungen in feinem !£f)ea=
teralmanad» 1SÜS, ©. 44 u. f. nad)). Sei fehlerhaftem 3u=
ftanb be6 einen ober anbern ©pradjwerfjeugeä , muf aber
ganj porjüglid) ©eift unb ©eele be& 9t:bner& oermittelnb
unb oerbeJTernb eintreten, wie eö unö Sfflanb praftifd) ge=
jeigt. 25a6 auffaUenbfte 23eifpiel , wie Mangel ber ©timm=
organe ju befdjwidjtigen, lieferte aber wofyl 2eo, beffen 9tebe=
»ortrag bei l)öd)ft fdjwadjer Junge, unb f>of)lem, gepreßtem
£one ber beutlidjfre war, ben man f>ören fonnte. 9lm fd)wer=
flen ift e6 , biefe £>. fyeroorjubringen , wo fdmelle , ja bie
fdmellfre Siebe »erlangt wirb, «hierin bleibt £>pi£ ein
fretes, nod) niebt evxeid>te$ SWufjter bei Stecittrung be$
©djwätjers; benn bei einer beifptellofen SSolubilitat ber
3unge, ging bem Jpörer nid)t ein Sößort »erloren. 2lm notf)=
wenbigften für baö £>f>r beä 3ufd)auer$ , wirb bie bödjfte
2). be& Siebeoortragö bei langen ununterbrochenen Sieben,
befonbere wo genealogifdje ©pi^ftnbigfeiten mit unterlaufen,
bann bei ©rpofitionsfcenen ic. «&ter l)at ber JRebner ein bop=
pclteö ©efdjdft iu üben : nidjt nur bie 23ewad)ung ber ©praaV
werfjeuge, bie beim beften ©ebraudj oft nidjt auöreid)en, fon=
bem bie S3ewad)ung beö gegebenen Wertes felbft, um burd>
Deutsche Herren 525
Saut unb Sott beS •DiaVerö 2Borte ju oerftdrfen, wo nid>t
ju oerbefFern. 2) 2>. ber Wtimit (f. SDtimif). 3) SD. ber
©eberbenf»rad)e (f. ©efticulation). 2>eutlid> mirfen
SJtimi? unb ©eberbenforacbe , wenn fte nid)t nur ber Stebe
ricfjtig angefügt unb fte ijarmonifdj begleiten, fonbern —
freilief? bie fjödjfre Stufgabe — felbfr ba fprecben, wo bie
Stebe aufhört unb fte baä SBort erfe^en. 23ergl. $£c)ürnagel'$
SEfjeorie ber ®#auf»ielf unft , Sfflanb'ö £r)eateralmanad) oon
1SOS; ©. 44. ff. ©cfjmibt'«* »Übung be& Stebnerei unb bic
beim 2lrt. SDeclamation genannten £ülf$quellen. (z. F.)
Deutsche Herren (beutfd&er Stitterorben). Um ben
beutfdjen pilgern auf ber Steife naa) Serufalem ein 2lfnl ju
gewähren, errichtete ein ungenannter 2>eutfd>er in ber ^eiligen
<&tabt eine Verberge. 23ürger unb «fcaufleute oon Bremen
unb £übed? oeretnigten ft'cf) .mit bemfelben unb grünbeten
1190 ein Jpoepital. SDeutfcbe dürften unterftü^ten bie ®ttf=
rung unb <£erjog ftxiebvid) oon Schwaben erlangte ocm
Jlaifer .^einrieb. VI. unb 00m $aoft Sölefrin III. bie 23 e=
frdtigung biefer SSerbrüberung als geiftltcber Stitterorben. 40
<£belleute, nur Deutfcbe oon gutem 2lbel, fonnten aufge=
nommen werben unb legten if)r ©elübbe in bte Jpdnbe c*$
Patriarchen oon Serufalem ab. Jtoft unb «Reibung ber
Stifter war anfangt drmlicf), bie Örben^tracfct fcbwarj mit
weifem SUiantel, auf welkem bat fcbwarje Äreuj geheftet
war. Stccon war ber <£au»tft'J|} ber Stifter, bte ber ©rcps
meifter ($>od)= unb SDeutfcfjmeifrer) £errmann oon <2alja,
fcer ben £>rben ju feiner t)öd>ften S3£ütr>e l>ob , nacfe bem
SSerlufte Spaläftinat? ft'cfe nadj 23enebig wanbte. 23on tyclen
gegen bie t)eibnifcf;en ^Preujjen ju Jpülfe gerufen, eroberten
bie Stifter nad> 53jdr)rigem Kampfe bie$ Sanb unb S9tarien=
Burg würbe 1309 ber ©i£ bei Jpocbmeiftertr)um6. Slber ber
3unef)menbe Steidjfr)um, bie Slbweicftungen oon ben alten
@itten unb bie ©trenge gegen if)re Unfertt)anen oeranlafjten
Unruhen unb Unorbnungen unb bie unglücfltdje ©cftlacfet bei
Stanneberg (1410) bracb, bie «Kraft be$ Drbenö. £>ie 2Baf)l
oon J^ocbmeiftern au£ fürftl. Käufern, woburcb, ber ©lanj
be$ OrbenS wieber gehoben werben follte, braute it)m ben
Untergang, ba SDtarfgraf Sllbrecfjt oon ÜSranbenburg 1525
i>ac* £ocbmeiftertt)um, nad&bem er bie Iutt)erifa)e Steligion an=
genommen l)atte, in ein weltliches Jperäogtt)um ^reufen oer=
wanbeite unb bie (£omtr)ure unb Stifter, bie bem Orben
unb it)rer Steligion treu, it)m nicbt t)ulbigen wollten, oer=
trieb. 2ludf> in ßiolanb enbefe ber Örben unb ber le£te.£eer=
meifter, ©ottfjarb oon Äettler, erhielt 1561 Äurianb unb
©emgallen al$ «Öerjogt^um. 1527 naf)m 2Baltl)er oon (5ron=
berg mtt bem Stitel einet? $0$: unb 2)eutfcbmeifter£» audf
ben eineö 2lbminifrrator6 beö ^erjogt{)um ^reufentj an unb
526 Deutsche Bühne
erhielt bie 2Bürbe eines geifHidjen dürften. 35urdj ben $ref?=
Bürger ^rieben fam tiefe SEürbe 180.) an bcn Äaifer »on
Defhreid) unb obfcfion ber £>rben 1809 fällig aufgehoben
mürbe , fo nennt ft'cf) bod) nod) ber (ärrjljerjog hinten ©rofjs
meifter beS beutftfjcn CrbenS. ©rbenSfleibung: <8d)roar=
jeS Äleib unb meiner Sftantel. 2)aS Örbenejeidten mar ein
fdjmarjeS Jtreuj mit fflbernem JRanbe ; ber «&od)tneifrer hatte
in bemfelben ein golbeneS Äreuj unb in beffen Sftitte ben
SteidjSabler , an jeber ber oier Crcten aber eine golbene i'ilie.
Sei ber Crbensuniform unterfebieb ft'cf) ber Jpodjmeifrer unb
bte (Somtbure oen ben übrigen Gittern baburd) , bafl ft'e auf
bem Sluffdjlag 2 Steigen ©tief ereien hatten. £>ie Stifter bat*
ten ein golbeneS, fdjmarj unb meif emaillirteS IdnglidjeS
Äreuj mit golbenem Sftanbe, t>arüber ein fdjroarjer Jpelm mit
golbenem Sift'r unb meinen gebernj eS murDe an einem breis
ten fdjroarjen feibenen Sanbe um ben .£alS getragen. Sei
feierlichen Gelegenheiten trugen bie Stifter ben meinen Hantel
mit bem Äreuje. Sluferbcm aber tyatten ft'e auf ber linfen
&eite ein ad^tecfigeS, getieftes fdjmarjeS Äreuj mit mei=
fem Stanbe. 25te *Priefrer trugen gleichfalls baS fcfjroarje
^reuj. (B. N.)
Deutsche Bühne unb deutsches Drama.
£>ie bram. ^poeft'e ber iDeutfdjen oerbeblt in ifyrem Serlaufe
ben Sttadjtfyeil nidjt, baf ft'e eigentlich aus bem Solfe nid)t
beroorgegangen ift, nod) mit feiner fortfdjreitenben Silbung
yollfommen @d)ritt gehalten bat. 2)aS b. £>r. , fo weit eS
einiger Seadbtung mürbig erfebeint, ifl nod) jung, fo fdmeü*
eS ftdj aud) entmidelt baben mag ; als (Jnglanb feinen ©baf=
fpeare, Spanien feinen Saiteron aufjumetfen hatte, befafjen
mir auf bram. ©ebiete nidttS als plumpe unb bis jum lieber*
map funftlofe gafinaefetsfpiete. £>ennod) t)äfte ftdj gerabe
aus biefen ein frdftigeS, nationales £>r. entmicfeln fbnnen,
menn bte innern religiöfen §ebben unb bie unfeligen Sermüs
fhtngen beS 30jat)rigen ÄriegeS, an beffen 5°^en lD'r eigents
lid) nod> jet^t leiben, nidjt alle Slütben ber Äunfr in ©eutfdjs
lanb auf eine trofrloS lange 3eit binroeggerafft hätten. 25ie
Sorfbeile ber SteligionS = unb ©emiffenSfreibeit, bie mir burdj
ben 30jdt)rigen .Krieg errungen haben, ftnb fo menig abjuldugs
nen, als mandje traurige Stefultate, bie ftd) ihm hinter ben
gerfen einmieten. 9?ur bie feelen^ollen klänge ber ßnrtf,
bie, neben ber mährebenbaften tiefft'nnigen ober bumorifrifdjen
©age, baS £auptelement im poetifdjen ©emiffen beS beut«
fdjen SolfeS tft , f langen nod) fd)merjlicf) burd) biefe Strübs
fale f)inburd)j baS b. 25r. fam nia)t jum Slufatbmen, bai
^pifdje fd)ien gdnjlid» erfrieft, bie bilbenben Äiinfle, in it)ren
nationellen Urelementen burd) 25ürer, ^olbein unb Sranad)
fo ftattlid) vertreten, flarben allmdtjlig ab? baS Solf mar
Deutsche Bühne 527
eingefd&ücbtert , bumpf unb trübft'nnig ; bte $öfe t>on ba=
male spotteten feines SeibenS, maneber f leine beutfebe gürfl
wetteiferte an $)racbt unb Ueppigfeit mit bem franj. ÄönigS=
bofe, baö £eben ber böbern ©tänbe, bie Siteratur felbfl ers
fdjienen fortan nur als ein peinlicher SBieberabbrucf franj.
©efellfcbaftö - unb Siteraturerfcbeinungen. 25ie 9Iad^ar)mung6=
fud)t ber 2>eutfd>en trat aufs trojllofefle immer beutlicber
tyertwr, unb wenn noeb etwas an bem b. 2)r. felbflflänbig
mar, fo war'S ber plumpe ©paf bei £anSwuvfleS, bte 3ote,
bte berbe $)erft'flage. Wlan bramatift'rte fpan. JRomane, abmte
bie ital. ©djdferfpiele , ben ^ollänber SSonbel, ben 2>änen
«£olberg, bie granjofen, fpäter bie Qrnglänber nad). ©es
fcbmacflofe 2llIegorien waren befonberS beliebt. Qrnblicb, naä>
bem bie ÄritiE aufgeräumt, begann baS beutfebe ©enie audj
im £>rama feine Äräfte ju entfalten, fafl ju jügelloS unb
übergewaltig, aber biefer geniale «Sturm ber f. g. @turm=
unb ©rangperiobe war nötbtg, um bie biefe unb trübe 21t*
mofpbäre ju reinigen. 9lber felbfl feit ber glorreichen 9Ke=
organifation ber 93übne bureb, fiefftng, ©oetbe unb ©filier
ft'nb langbauernbe ©tiüflänbe eingetreten ; bie 23übne unb bat
2)rama trennten ft'cb, bie erflere würbe »on einigen 33ielfcbrei=
bem oecupirt , unb bie , melcbe ©enie genug Ratten , baS
gefcbwiflerlicbe 2Ser&ältntfj jwifeben ber 23üf>ne unb ber bram.
SPoefte ju befefligen, löflen ft'cb »on ber 23übne unb bem
SBol£e loS unb ergingen ft'cb, in ungeheuerlichen $)robucten,
in ber IDarflellung oon Seibenfcbaften unb ©emütbSjuflänben,
bie, febon an ftcb abnorm, auf ber SSübne boppelt ribicut
erfebeinen mußten unb febufen, flatt ©eflalten mit gleifdj
unb 23lut, metapbbftfcbe <&d>atten. ©ine inbbibuelle 2BtU=
i üfyr rif im 2)rama ein , wie fte gar niebt ärger fein !onnte.
SDcan »erfebwenbete eine SEJtaffe ^)oeft'e unb Talent, obne ba$
bie 23übne baoon bauernben ©ewinn ober für organifdje gort=
entwicfelung eine ©runblage g.el)abt fyätte. «£ierju fam in ber
legten 3eit bie Abneigung ber meiflen SBübnenoorflänbe, poet.
Salente babureb ju förbern, ba$ man ibnen ben 2Beg jur 23übne
letdjt maebte, im ©egentbeil, eS ifl für einen jungen Siebter,
ber eben nur Siebter ifl unb fein will, nirgenbS fo febwierig
als in Seutfdblanb, im bram. ftafye eine Karriere ju magert.
9Kan oerfuebt lieber ein Sufjenb ©tücfe, bie aus bem granj.
überfe^t ft'nb, als ein einziges Original; überbaupt ifl ba$
Ueberfe^ungSwefen in »ollfler wuebernber .Kraft; bie SEra=
göbie ifl burdj bie ^)offe unb baS (FonoerfattonSflücf fafl »on
ber 33übne »erbrängt worben unb nacb ben ©runbfä^en ber
bloßen Gouliffengerecbtigfeit beurtbeilt man @f>affpeare eben
fo wobl, wie bie $)robuctionen jüngerer bram. ©cbriftfleller.
Jpierju trägt freiltcb ber Umflanb bei, ba$ nur wenige neue
©tücfe Stepertoirflücfe geworben ft'nb, ein mifjltcber Umflanb,
528 Deutsche Bühne
welker bie 23ühne eingeflüstert hat. £)afj bie b. 23. ft'ch
auö bem SSolfe nicht herauei noch in baffelbe hineingelebt hat,
tjt im ©anjen erft'd^tlid> ; wie baö b. 2)r. überhaupt hat fte
feine Einheit in ftcb, unb gegenwärtig ijr fo oiele 3nbifferenj
im größeren ^ublifum, fo t>iel fritifcheei SRaifonnement im gebil=
betern £heile, ba$ webet ber bram. dichter wei£, was unb
roie er eigentlich probuciren, noch bie 23ühne, waö fte, um
bem $)ubli?um ju genügen, barftellen foll. 60 bricht fich
ber hefte 2Biü*e an ber Ungunft ber allgemeinen 2Belt = unb
©emüth^lage. ©ine gefchtchtlidie Darlegung ber tbeatral. unb
bram. 3uftänbe feit ihrem SSeginne in ©eutfchlanb , wirb
biefe allgemeine SharafterifttE in tt)rert einjelnen 3ügen beut»
Itct)er hervortreten laffen.
Qzß fann r)ter ber £)rt nicht fein , auf bie 9ftoralitä=
ten, SSJJofrerien , ÄIofrer = unb ©cbulfchaufpiele tiefer ein=
jugebn. 25afS bie 9?onne SRoewitba um b. 3- OSO *"* re=
ligiöfen Erbauung ihrer Sföitfcbwefrern Iat. ©djaufpiele ober
»ielmebr 2>ialoge fcbrteb, um ben nach ihrer Slnft'cbt ju fris
oolen Serenj aus ben Älbjrern ju »erbrängen, ifl ein ju
abgeriffener , ifolirter SDJoment, um weiter in 23etrad)t gejo=
gen ju werben. &ab e6 bodb fogar fchon jur 3eit ber itaro=
Iinger eine 2lrt theatral. SSorftellungen , wie man auö bem
Verbote fteht, ba$ babei 9?iemanb ^riefrer = ober 9Köncb6=
fleibung anlegen folle. 2?om 11. biö jum 13. 3ahrh . erwäh*
nen bie (Sfjronifenfdfrreiber häufig ber Soculatores — Climen,
^Poffenreifjer unb ©pielleute, weldje an ben Jpöfen ber ftür=
ften unb ©belleute umhergezogen unb biefelben bei öffent=
liehen heften unb wäbrenb ber SÄahljeit burd) £anj, ©efang
unb allerlei pantomimifche fünfte beluftigten. @te galten
nach bem Sachenrecht für rechte unb ehrlos. SSom 12. 3abrh.
an laffen ftch oerfchiebentlich ©puren oon Älofrerfchaufptelen
nachweifen, bie natürlich eine religiöfe ©runblage hatten unb
»on ben Mönchen unb ihren ©chülern an ftefttaqen barges
freut würben. (Js gab aud> wohl religiöfe 2M6efcbaufpiele,
wie man fte noch jefct hier unb ba in £>eutfcblanb ftnbet,
fo in Sorol unb im baier. ©ebirge , wo ba& 2>orf Oberam=
mergau noch \e%t burch feine folennen 2)arfrellungen r>on
$)afft'onen unb religiöfen ©cbaufpielen berühmt tft. 2)ergleis
<hen SHöfrerien feierte man ju ©ifenadb, im 3. 1322, nämlicfc
eine 2>arfrellung »on ben 10 3ungfrauen, ju Sauden 1412
auf bem Sftarfte eine (Somöbie oon ber ^etl. Dorothea, 1417
r>or bem Äaifer ©igiömunb ein geifrlicheö ©cbaufpiel, beffen
Snhalt bie ©eburt «Sbrifri, bie ^Infunft ber SBeifen au^ bem
SSÄorgenlanbe unb ber bethlebemitifcbe Ainbermorb war. 2)och
waren eö bie heil- SSäter aue; ©nglanb, welche biefeö @chau=
fpiel barflellten. 3u Serlin führten im 14. Sahrh- bie §ran=
jiäcanermönche im grauen Älofler geiflliaje ßomöbien auf,
Deutsche Bühne 529
al« bereit SSerf. man ben $ater Slmbroftus ^ellmidb, nennt.
3m 15. 3af)rf>. borte man aucb juerfr oon Jaftnadjtöfpielen.
©ottfcbeb unb nacb ibm Jlögel in feiner oortrefflicben ©e=
fcr;id)te ber fom. Literatur erklären bie ©ntflebung ber ^afc
nacbtc-fpiele fo: Um bie ftafhtacbtjett sogen juweilen oer=
fleibete sPerfonen aus einem Jpaufe ins anbere , um burcf)
biefe 9)tummerei i^ren greunben unb 23e£annten einen ©pafi
ui machen, ©ine luftige ©efellfcbaft biefer 9lrt fam auf ben
Cnnfall, in biefer 23er?letbung irgenb etwas oorjuftellen unb
eine biefer 9)?ummerei gemdfie Unterrebung ju galten. 2>iefer
SJerfucb gelang; man lobte unb bewirtete bie SSermummten,
man nueberfjolre ben SSerfucb, bilbete enblicb ganje ©cfell*
fcbaften, be^nte bie 5a&eln unb ©efprädje weiter aus unb
freute jule£t menfcblicbe £anblungen in 9iacbabmungen bar,
weldbe einen fatyrifcfyen , nicbt feiten aber aucb, fcblüpfrigen
(Ebarafter trugen. SDiefe gafhtacbtsfpiele erhielten ftd), wie
befonbers in Slugsburg unb ÜÜtemmingen , ungeachtet ibres
oft unftttlictjen unb anfröfigen (£t)avattex6, bis ins 17. 3at)rf).
unb würben oon 5, 7 aucb metyr ^erfonen in ©aftböfen ober
$Prioatf)äufern barvjeftellt. Augsburg unb Nürnberg waren
bie J&auptft^e. 2)ie altefren ©djaufp., unb nodj bie ju Jpanö
©aebfens leiten, beflanben ju Nürnberg in Saincbern, 23ür=
flenbinbern , ©cbeibenjiebern , 25acbbecf ern , bie oon 1540 an
mebrentbetls jur 3unft ber SDieifterfdnger gehörten. 3n
Nürnberg fyatte man 1550 ju biefen Sorfrellungen bereits
ein Sweater erbaut, bas, fafr wie bei ben Sllten , einen <5f>or
ijatte unb unbebeeft mar, fo bafj man bei eintretenbem 3Re=
gen inne fyielt, biß ber J5immel ft'cb mieber auffldrte. HDie
©efellfcbaft ber Sieuberin fpielte jum legten SWal auf biefem
Sweater. Slnfangs fpielte man bie ©tücfe aus bem ©tegreif
unb bie ertemporift'renben Siebter, jugleicft aucb (Somöbianten,
Riefen ©djaufpreeberj aucb fyat bas aufgefebriebene 2>rama
in 2>eutfcblanb lange ju fampfen gebabt, ef)e es bas ©teg=
reifbrama oollfommen überwältigte. 2)ie gufrnacbtfpieler bils
beten, nacb 2lrt ber «£anbwerEer, ganje 3ünfte unb ©üben,
Ratten tr)re Verbergen, it)re Slltgefellen unb fogar it)ren ©ruf.
«£ans ©ebnepperer, genannt 9tofenplüt (9tofenblut f.
b.), ifl ber erfle 2?erf. georbneterer gafinacb tfpiele , oon bem
wir Äenntnif? fyaben. 2Jom 3- 1450 an lieferte er 6 5af*=
nacbtfcbwdnfe , bie bis auf uns gekommen ft'nb. Grs ftnb
bialcgtftrte ©cbwdnfe, obne alle ^»anblung unb Sntrigue,
aber ooll Unflaterei unb jotigem 2Bi?, meifl ein projefartü
ges J&in= unb SBieberreben über bie ©ebeimniffe ber @be
unb SBublerei, bodb immer merfwürbig, fowot)l tfjrer fpracb=
lieben ©igenfebaften wegen , wie befonbers als ©rabmeffer
bes bamaligen ©efebmarfs. 2)as ftnnreicbfte unb feufcbefle
tfl bas @piel: oon ben fteben SÖteiflern, worin aueb einige
350 Deutsche Bühne
©elebrfamfeit fpuft. Ueberfjaupt ifl bem JRofenpHit fatnrifäe
.Kraft ntcfet abzuleugnen ; er geißelte bie »erberbten ©itfen,
aber bte ©eißel mar ju grob. 3n -Nürnberg entwidfelte ft'd>
nun bte Äunfr beß gafinadjtfpteleö weiter. SRofenplüt, ber
23arbier Jpanö 5°fj/ «£anß ©ad)3, ^)rob|r unb Slorer gebö*
ren alle Nürnberg an. «&anö©ad)£ birfjtete Slnfangö auef»
in ber lodern unb lofen 2Beife Stofenplüt'ä , fpäter in ftren=
gerem ©toi, woju, wie ©eroinuä in feiner faßbaren ©es
fdud)te ber poetifeben 9?ationalliteratur ber Deurfdjen bewerft,
bte Ueberfegungen ber terenjfd^en ©tücEe Slnlaß gaben. (£rfi
nadfrbem man mit £erenj begannt geworben, tbeilte man
bie ©tücfe in 9lcte unb ©cenen ab. 2lud) auö biefem Um=
franbe ergibt ft'd), t>a$ bie poetifdje 23ilbung ber 2>eutfd)en
eine wefentlid) gelehrte ijr. 2öie man ju J&anö ©adifenS
Seit ben £erenj auf ftd) einwirfen lief , fo wirfte fpäter,
nur burdjgreifenber , weil ben £>eutfrf>en fo innig »erwanbt,
©baffpeare auf unfere 25ramattfer ein, nur baß er Umfor*
mungen erlitt, meld>e ibn allmäblig verwifditen. Jöani
SRöbbart überfegte juerfr ein Sufrfpiel be$ Serenj (f. b.),
ben (£unud)u$ , melier 14S6 ju Ulm gebrueft mürbe , unb
1499 fam ber ganje SEerenj ju ©traf bürg beutfd) beraub;
bod> f)at ftd) ber Ueberfeger nidjt genannt. 23ielleid)t nod)
größeren Grinfluß übten beö berühmten 3ob,ann JKeudjlinö Sce-
nica progymnasmata , welcbe üerfelbe 1497 in bem 4?aufe be$
33ifd)ofö oon SSBormS, 3ofjann Sammerariuö £>alberg, oon
jungen ©tubenten auffüfjren lief). 2>ie ?yorm ift clafftfd) unb
bie eines regelmäßigen 2)rama6 , bie ©pradje jmar bie lat.,
aber ber ©feff burd>au£ beutfrf». ©ad)S felbft überfegte 1531
btefes ifuftfpiel unter bem SEitel: „©in (Somebi mit 10 Sperf. ju
reeibiren, £>octor 9teud?lin$ im Satein gemalt, ber Äenno."
©o entfranben allmälig lat. unb ©djulfdjaufpiele , wie aua>
(Eonrab @elte$, ber erfre gefrönte beutfdje tyoet, Herausgeber
ber lat. SDioralitäten ber üftonne JRo^witfja, im 3. 1501 ju
Sinj eine foldje (Somöbie aufführen ließ, weldje aber ein
SSerfränbniß ber bram. Jlunfr nidjt oerrätl). Sacob Codier,
genannt ^)l)ilomufuS, afymte bagegen in lat. ©djaufpielen ben
^Jlautuö (f. b.) nad). 25ie gelehrte 23ilbung würbe burd)
SRiclaS »on SEBnle, Butten, 33oner, SDturner, ^irffjeimer,
©palatin u. a. immer mefjr ein Serfegfhtcf ber poet. 23il-
bung in IDeutfdjlanb unb fogar JpanS <&ad)& fannte unb be«
nu^te ben Sucian unb bel)anbelte felbfl ben ^)lutuS be6 9lri=
ftopbanes. 25er beutfe^e ©eift, immer auf 2Banberf*aft
begriffen , ba er ft'dj in ben beimatl)ltd)en 2Jerf)ältniffen nia^t
genügt, blieb aber bei ben Sllten nid)t flehen) er legte ftcb
aud) an frembe $Tf)eater an, an ba& engl, unb ital. xoie wir
weiterhin fenen werben, felbfr an baö fpan., benn fd>on 1520
würbe bie Seleflina beö iRobrigo Gota überfegt. 2Son Örigis
Deutsche Bühne 551
nalcomöbien erfdbienen 1515 unb 1519 2 ©tücfe tton $Pams
pl)tlu6 ©engenbacb, welche beibe , wie ber Xitel angibt:
„t>on etlichen erfamen unb gefcbicften 23urgeren einer löblichen
&tabt 23afel auf ber Ferren ftaftnaebt" bargeftellt werben
ft'nb. 3n bem einen treten «Kaifer, «Könige, gürften, ^äpfte,
ganje greifraaten u. f. w. auf unb glögel fa^ batwn, baf,
wenn jemals ein ©cbaufpiel beutfeb, fcftruet^erifcf) unb national
war, biefeö ©rüd5 e6 war; auef) »erratbe e$ ein 3eitalter,
welches bureb, SReicbthum unb Ueppigfeit «Künfte, unb mit
ben fünften einen gemiffen freien ©eift beroorgebraebt. 25a6
2. ©tücf trägt ben £itel: ,,£>ief» tft bie ©ouebmet, fo ge=
fpilt tft werben bux<b etlid) gefebieffe SSurger einer löblichen
&tabt SSafel. 2öiber ben Grebrucb, unb bie funb ber ltnfeufcb=
heit. SPampbiluS ©engenbacb." 3n biefem ©tücfe Bommt
febon ein 9tarr oor. ©eine Sollenbung fanb tnbeg ba6 gafts
nacbtfpiel bureb Jpanä <§a<hö (f. b.), ber, wie man getrofr
fagen barf, ju ben beften üDicbtern feinet 3abrb. unb ju ben
probuetieften «Köpfen, bie je gelebt unb gebietet haben, übers
tyaupt gehört. «£an6 ©acht? war unftreiftg ein ©enie, ein
ttiel bewanberter, beweglicher ©eift, reich an ©ebanfen unb
©eftaltungen , Stteifter ber ©pracbe, obgleich in feinen gor*
men etwae monoton, lieber bat? SKetdjgjräbttfdje unb ©piefis
Bürgerliche feiner Umgebungen erhob er ft'cb inbeg nicht, gür
ein empft'nbelnbeö füflicbeeJ 3eitalter tft er allerbingö un«
febmaefbaft; aber wer einen tieferen 23licf beft^t, wirb jene
fom. «Kraft in ihm erfennen , welche unferm Suftfpiele feit=
bem gefehlt bat unb ju einer wahrhaft beutfeben domöbte
hätte fübren muffen, wenn ihm gleidb geniale SOlänner ge«
folgt wären unb baö beuffdbe SNationalleben, ftatt einen j)ös
tyeren ©cbwung ^u nehmen , nicht überhaupt immer mehr
eingefebrumpft wäre. 2Dte religiöfe Debatte ftörte fpäterbm
alle «Kunftentwicfelung unb bie ^)oeft'e erlag ber ©elebrfam=
feit unb jog ftch gan* au6 bem SSolfe jurücf; benn e$ tft
Bit? auf bie neuefte 3eit erftdE>tltdt> , baf in unfern genialften
Scannern bat* 23eftreben oorhanben ift, etmat* auf er bem
2?oIfe, nicht in ihm SiegenbeS oorjuftellen. (Eigentlich popus
Iäre ©dbriftfteller, welche in ihrem «Kerne acht beutfdb -gewefen
wären, h,at &eutfcblanb feit ben 3eiten Suthers unb «£ant5 ©adjs
fenö nur wenige gehabt, ©o hat ft'cb eine ariftofratifebe poet.
23ilbuna berau&geftellt, währenb bie SSKaffe bee? SBoltS bumpf,
pebantifch unb aller poet. 9lnfcbauung entfrembet geblieben
ift. 2>aran haben nicht blof? bie Vertreter ber politifeben,
fonbern auch, bie ber literarifdben Slriftofratie ©cbulb, wie
bie letzteren auch, befonberS an ber ©entimentalität, welche
bie mittleren klaffen beherrfcht unb felbft in ben Roheren
«Kreifen ber ©efellfchaft , alle^ gefunbe Seben töbtenb, ju
finben tftj benn ©entimentalität tft bem ©runbwefen ber
352 Deutsche Bühne
beutfriVn Nation , wie e& ft'd> gerabe jur 3eit Jpand
©acfcfen^ in fo lebenbigen unb mannigfaltigen ©nmptomen
tyeraueftellte , burdjauß fremb. Jöane @acf)ö war eine ä#t
beutfcbe 9?atur, nur etxva$ reidjeftdbtifd) gefärbt unb nürn=
bergif* proDinjialifirt. llnfre größten ©eifter fcftenften .£an$
®a<t)$ bie Slufmerf famfeit , bte er oerbtent. ©o SBielanb,
©oetbe befonberö, ber in J£»anö ©adtfe'fa)« nur oerebelter
SEBeife aWand^eö fd&rieb ; fpäter bie itritifer ©ajlegel unb Xied,
unb bie Citerarbiftorifer jlögel, ©eroinue u. a. „2>iefe gaft=
nacfjtfpiele , " fagt 21. 2B. ©Riegel, „ft'nb etwas berb, aber
nid)t feiten ferjr luftig, ft'e geben oft in bie tollften ^offen
über unb mit ber SJegetfterung ber Sufrigfeit über bie ©ren=
jen ber 2ßirflid)feit binauei. Ü&ie 2>arftellung in allen biefen
©rftaufpielen ift ebrltd) unb madjt nidjt viel llmfdjroeife , bie
9>erfonen, »on ©Ott bem Sater an, fagen fogleid) gerabc
r>erau6, wie es ihnen um$ £er} ift. £)ie gorm nähert ftdj
am meiften bem, roae man anbersmo Sftoralitäten nannte.
2>ie llmriffe ber nodj unmünbigen bram. Jlunft ft'nb fdjroad)
angegeben, aber bod> nicbt Derjeidjnet." %lca.el , *n ©«djen
be6 tom. ©efajmacfö ein überaus competenter SRiäjter, äußert :
,,@eine ©rücfe ft'nb t»on altern beutfdjem 9?ationalgeifte be=
feeltj er befüjjt eine Jtunft im 25ialogiftren , im (Sbarafter«
jeict>nen, bie fein mittelmäßiger Siebter ju erreidjen »ermag.
2ln brolligen, poffenbaften ©teilen ift er biß jum Ueberfluffe
teidb." &anö <§acbt> war, wie ©eroinuö fagt, mefentlid)
ein 2SoIFöIef>rer. 21nfangg erfcfjien er faft ju ethifd) unb
allegorifd», fpäter würbe er tbatfädblicber unb malte ba$
treiben ber wirfitdjen SBelt biö auf feine niebrigften 3üge
mit ber SEreue ber nieberlänb. ©enremaler auö, fo baß feine
©eftalten oor unfern 21ugen leben unb weben., (£r mar außers
orbenlid) probuetio, er rennet felbft in feiner £ ebensgefd)id)te
xiad), ba$ er 6048 große unb fleine ©ebidbte gefajrieben fyabe j
aber na* biefer £eben£gefd)id)te verfertigte er beren nod>
mehrere. £>ie meiften ©djaufpiele »erfaßte er in ber 3cit
r>on 1317 biß 1563. ©eine gaftnad&tfpiele ftnb meift roobl
r>on nürnberger 23ürgern porgeftellt worben, unb er fagt felbft,
ba^ er bie meiften babe fpielen helfen. (£v fdjrieb 64 5aft=
nad)tfpiele, 52 weltliche (Somöbien, 272 weltliche Jpiftorien,
28 weltliche SEragbbien , 52 geiftlidje (Somöbien unb Stagös
bien u. f. ro. , gewiß eine erftaunlicf>e poetifebe 3eugungä=
traft! lieber bie 3abl r>on 7 Steten ging «£an$ <&a<t>ö
nidbt binauej ein anberer 25tcf>ter bagegen erlaubt ft*,
fein ©tücf in 19 S&irfungen (2lcte) einiutbeilen. 2Jon ^)aul
JRebbun erfa^ienen 1536 einige ©tücfe, melcbe bea*tenö=
wertf) ft'nb. ©ie bebanbeln bibl. ©toffe. Die t>erf*ie=
benen trod)äifa?en unb jambifdjen 23erfe ft'nb fleißig ge=
arbeitet, bie ©cenen bangen über Erwarten mo^I jufammen
Deutsche Bühne 333
unb bie (Ibarafter ftnb gut gehalten. SRartin <£ai)ttec =
c i u s fdirieb einige lat. (Somöbien, bie er fobann ins £>eutfd)e
überfe^te ; jwar leiben fte an ben geblern ber 3eit, aber fom.
Talent perrätb, ftd) barin. 2Jorjüglid) tfr f>ter ju nennen ber
nürnb. Sacob Slnrer (f. b.), ber fe^r »robucttt* unb regel=
mafiger war als $. ©acbs, aber weniger originell unb nid)t
fo reicb an 2Bi<} unb Junior. 2lv>rer fdjeint bereite jum
Xbeil nad> engl, ©tücfen gearbeitet ju baben, trägt im Stra«
giften frarf unb grell auf unb »erfertigte bie erfren ©ing=
fpiele. 2tudj in Sreslau (f. b.) bejranb eine 3unft oon gafrs
narfitfpielern , beren bauptfacblidjfrer £>id)ter gegen (Jnbe bes
IG. 3afyrfj. 9lbam 9)ufd)mann war (f. 23reslau).
Ueberbaupt jog ftd> bie beutfdje ^Joeft'e, namentlidj bie bram.,
fpaterbin nacb, ©djleften jurücf. 2)tes gefdjaf) im 17. 3al)r&.
©eitbem beginnt eine neue Crpodje für bie beutfdje SDicbtfunfr.
25ie ©rünbe ber Ueberft'cblung ber 9?oefte aus bem ©üben nadfr
bem Serben 2)eutfd)lanb6 f>ier auseinanber ju fetjen , mürbe
ju weit führen. £>ie ^Reformation ijatte 9iorbbeutfd)lanb in
©djwung gebracht, boeb, war bie religiöfe Trennung oon oie=
len bebauerliaVn Solgen begleitet. Die ©ntwicfelung eines
Stationalbewufjtfeins , einer iRationalpoeft'e , einer 9?ational=
bübne würbe auf lange 3eit gehemmt} ber beutfdje Sorben
brütete ftd> in geifHgem unb geiftlicbem @tolj, ber ©üben,
erobern fo regfam, oerfroefte ftd>, um ben ©egenfa£ mög=
liajfr fdjarf fefrjuljalten , eigenft'nnig unb gewaltfam unb
würbe oon ben SÜtacfytbabern flrenger übermalt als efyebem,
um ihn ben freien 3been 9?orbbeutfd}lanbs gegenüber ber=
mettfd) ju »erfdjliefjen. «£ierju famen bie religibfen «Kriege
mit ©cbwert unb geber , weld>e immer meb,r ben ©eifi ber
^röfylicbfcit unb bes poet. ©cbmunges in ben 2)eutfcben er=
frieften. 2ludj war ber fübbeutfdje 2)ialect burd) Sutfyer's
23ibelf pr ad) e , bas f. g. «^odjbeutfcb. , aus ber Siteratur aus=
gebürgert. SDtc allgemeine ©eifresfreibeit gewann jwar, of>ne
bajj eine politifdje greibeit bes Snbiöibuums errielt worben
Wäre; was aber bie ^oeft'e betrifft, fo r)at ibjr tb,r JRücfjua,
aus ©übbeutfdjlanb nad) SRorbbeutfdjlanb unenblicb oiel ge=
fd>abet. 25ie Cufligf eit, bie 9iai»ität, bie Slufriditigfeit unb
Urfprünglicbfeit , weldje ben ©übbeutfdjen t*on jeber eigen?
ti)ümlid) war, bilben für bas ©ebetben ber ^Joeft'e eine fcfcöne
©runblage, roie fte aud> wirflidi fa)on früber bei ben 9Äin=
nefängern , fpäter bei ben SDieiflerfangern unb befonbers bei
$. ©adjs als weite unb erfreulidje 23aft's ju ftnben ijl. 2)ie=
fen »oet. ©runb unb 23oben gab bie beut)d>e ^Joefte nad>
ber Deformation auf unb fam nun in bie Jpcinbe norbbeuts
fd>er ©elefjrten, bie ii)xe formen jwar fejrfrellten unb »er=
manntgfaltigten , aber ju wenig »oet. ©eifl befafen, um fte
unter bem norbbeutfeben SSolfe, weites nie eine S3ü^ne be=
554 Deutsche Bühne
feffen fyatte , roie bie Sübbeutfcfeen, einbürgern ju fönnen.
9)ebantifcfe gelehrt, rote bie $)oeft'e ber sJcorbbeutfcfeen roar,
rourbe fte ben Sübbeutfcfeen ganj ungenießbar unb blieb auä)
in 9iorbbeutfcblanb im 23eft£e unb äSerftdnbniffe Weniger.
Der Jßrucfe jroifcfeen Dicfetfunft unb 23olf roar nun enffcfeie=
ben. Die ÜBücberpoeft'e begann unb eine ÜBübne, roclcbe fafl
bas einzige SSJtittel ifi , bas 2SoIf mit poetifcfeem ©eifre ju
fcferodngern, hatte man in ^corbbeutfcblanb nicfet. Den 2Jor=
tfeeil tyatte jene Ueberftebelung, baf bie ^)oefte roenigftens re=
gulirt rourbe, bafj bas Drama insbefonbere in bie ÜBebeutung
einer eigentlichen Jiunfrgatfung trat, bap man roenigftens
mit bem norbbeutfcfeen fritifcfeen ©eifte eine, roenn aucfe ferne
3eit einer Scationalpoeft'e vorbereitete, bie freiliefe, roie in ©oetfec
unb Sefeiller, ihre roürbigfren Vertreter aus bem beutfefeen
Süben empfing ; benn bas ©ebiet ber geifhgen £bdfigfeit bes
beutfefeen Sorbens liegt im Slllgemeinen in einer ganj anbern
Sphäre, als in ber ©pfeäre ber unperfeljten unb reinen poet.
sprobuetion. Sielleicfet fann man eS als eine ©unfl bes
Scfricffals ober als einen nothroenbigen Uebergang anfehen,
ba$ bie Dtefetfunft, efee fte ft'cfe noch roeiter naefe Sorben,
9iorbroefren unb JKorboften perbreitete , ftefe jupörberfr in
©cbleft'en fefrfefcte, roo eine geroiffe SreufeerjigEeit , fo roie
eine -2lrt Sßolfsleben, noeb frarf an fübbeutfebes Sieben ers
innert. Den SReigen ber gelehrten 3unftmeifter ber ^Poefie
führt Sflartin Cpi§ Pon üBoberfelb an (geb. 1507 ju
23unjlatt, gefr. 1639 ju Danjtg), ber, rodhrenb ter Donner
unb ©türme bes perroüftenben :5<»idbrigen «Krieges, ftcb b*n
frieblicbfren biefeterifefeen Jßefrrebungen feinaab. £)pi£ äuerfi
gab ber poet. itusbruefsroeife eine feftere, gejügeltere §orm,
bie lange 3eit als mufrergültig angefeben rourbe, nicfet feiten
aber aueft ihre SSereferer jur £ro<fenbeit unb Stücfeternheit
füferte. @r rourbe ber eigentlicfee Regulator ber beutfefeen poet.
Spracfee unb gab ihr bejrimmtere ©efe^e; in biefer .öinftefet
oerbient er unfre pollfommenfte 2lnerfennung. 3ugleicfe reis
nigte er ben ©efefemaef unb lehrte roenigftens, bas 3ucfetlofe,
9lbgefcfemacf te , 3otige unb gormlofe , roas in ber beutfefeen
Literatur bis babin angetroffen rourbe, ernennen unb meiben.
Der Sinn für bas (Slafftfcfee, für bie Dicfetroerfe ber ^Iten
rourbe pon ihm feefonbers gendfert unb beförbert. %üt bie
Büfene roar er mehr burefe Ueberfe^ungen unb Bearbeitungen
als burefe ©riginalftücfe tbdtig. So uberfe^te er bie ÜEroja;
nerinnen bes Seneca in Ofüfigen 3<»mben (1625) unb 1636
bie Slntigone bes Sopfeocles. Wlan fann bie Ueberfe|ungen
iferer 2-reue unb guten Serftftcation roegen rühmen. 1627
erfefeien feine Dapfene, bas erfre roaferfeafte Singfpiel ber
Deutfcfeen, roelcfees gelungen genannt werben barf. (£r ent=
lehnte es aus ber ital. Oper bes Sfanuncini, ber (Sapellmei?
Deutsche Bühne 533
fter $. ©dmfc componirte ei «nb fo würbe baö <Stüä in
2)re6ben bei ber feierlichen ©elegenbett eineö fürfrl. 23eilager6
aufgeführt. 2>ie$ war bat erfte SRal, baf? &ei einer folgen
©elegenbeit ein ©djaufpiel in Seutfcfclanb an bie ©teile ber
fonft üblichen furniere, SRingelrennen unb SDiummereien trat.
1633 erfd}ien fein ©ingfptel: Subitt), woju ebenfalls ber
jtext einer ital. Oper bic ©runblage gab. 25ie ©dbüler bee>
SDiagbalenenengnmnaffumä in 23reelau, wo überhaupt bie
©djaufpiele in oollem ©ange waren, führten bae ©ingfpiel
auf. 2llle biefe -braut, arbeiten be6 £>pi§ jcidbneten ft'd) i>or
ben früheren wentgfrenä burd) ©leganj unb 9tegelmdf?igfeit
au£. Sie aUegorifcf) = r)ifh>rifd)en ©djaufpiele beö Sodann
Stift, worin viel mehr politifdje unb moralifdje fielen al6
«£anblung, bei Ä'norr »on 9tofenrotf)'6 Srama twn
ber SJermdblung (Sbrifti mit ber ©eele unb bei 3 o bann
€laj (f. b.) religibfe ©tücf e *), in benen wir juerft eine 2lrt
Oratorium erfennen , übergeben wir hier, um uni fogleidj
ju bem au$ge$eid)netfren ©ramatifer ber fdjleft'fdjen ©djule,
2lnbrea£ ©rnpbiu$ (f. b.), ju menben. 2t. ©rnpbiuö
(1616 — 1664) flammt aüS ©logau unb mar ein frrebenber,
pbantaft'eooller, nur oon SKifjgefdjicf, inbitnbuellem unb »aters
Iänbifd)em, gebeugter ©etfr, in 11 ©prägen bemanbert unb
in ben oerfcbiebenfren 28iffenfd)aften Sebrer, babei cabbalifh=
fd&en unb aftrologifcfeen Träumereien ergeben, ein wahrhafter
Siebter, fomobl im fom. als trag, ©enre bei Qvama'i , nur
ben ©djwädben feiner beutfdjen 3eitgenoffenfcfeaft big ju einem
gewiffen ©rabe oerfallen. ©eine ©pradje beft£t tyattyoi, nur
in übertriebenem ©rabe, Äenntnif* menfcblicfcer £eibenfd>aften
ift if>m nidtt abjufprecfeen unb fein 23licf in bie ©efdndbte,
wo er biftorifdje ©toffe beöanbelt, ifr oft überrafdjenb febarf
unb ft'ctjer, n>ie fein SErauerfpiel : (Sari Stuart, beweift. ^>ier=
burd? erinnert er, wie @ert>inu6 bewerft, an ©dnller. 2>ie=
fer SDtann ergriff aud) buref) bie Unmittelbar? eit , womit er
menfdjltdje üeibenfebaften ju erfaffen unb barjufrellen mufjte,
fo bai ^ublifum, ba$ feine ©tücf e unter grofjem 23eifalle auf=
geführt mürben, ©rnpbiuö ahmte aud) %taliexiev, granjofen unb
ben Stieberlänber 23 o n b e 1 (f. b.) nadb, ber bamale einen grofjen
tarnen hatte; er bebienre ftd) in feinen ©tücfen bc6 2lleran=
brinere, welcber ber beutfdjen ©pradje wenig jufagt; eigent=
lidje £beatereinftdjt fehlte ihm unb oon wirflid^er bram.
*) £ic DWigionsbramcn bcftanbcn 511 biefer 3cit riiftig fort «nb
rouröen, roie frütjer, jureeikn bind) mehrere 100 «perfonen unter freiem
J>iinine[ in fcen gtabten aufgeführt, fo ber aui 10 Steten beftef)enbc
<Saul bc£ OWattbias ^oljroart (gebr. SBafcl 1571) 311 @at>el in
löö(;incn non lüü rcbenbcii unb 500 ftuinmen ^perfonen.
550 Deutsche Bühne
(Jompoft'tionefunft ift auch bei ihm nicht bie Siebe, ©rtjpbius
ging mit feinen gropen tragifeben Araften ju ungefebieft um
unb -,erfplitterte ft'e in fcbrecflicben (Sinjelnbeiten , bte um fo
fraffer ftcb beroorbeben , je nüchterner bie Anlage fceö ©an=
jen tfh ©eine £rauerfpiele maren: Äatfjarina t>cn ©eors
gien, (£arl ©tuart, *Papinian, (Jarbenio unb CEelinbe, ein
ttortrefflicbes ©ujet , fpäter auch »on Smmermann bemäntelt ;
See 5lrminius ober $ürfrenmorb. ©elbft bie 2Baf>l feiner
©ujets, biß auf wenige, bemeift, ba$ ©rnpbius ein bram.
©enie mar. ©eine ©ibeoniter mürben in -Breslau fünfmal,
feine j^elicitas ftebenmal gegeben, unb fein ©jngfpiel ättajuma
mürbe im 9)lai 1653 ju 'Grbren Jerbinanbs IV., ber bamals
röm. Äaifer marb, aufgeführt, ©eine Suflfpiele ft'nb: ba$
oerliebte ©efpenjl , mit ©efang , jmifeben bureft fd)Iingt ftcb
ein ©cberjfpiel: bie geliebte Dornrofe, profatfeb , im fcbleft=
feben 23olfsbialect ; bie ©augamme, ober ungetreues 4?auS=
geft'nbe, aus bem 3tal. bes ©irolamo Sflaföi entlehnt} ber
fcbiuarmenbe ©dbafer, nacb bem 5ran5- be6 jungem @or=
netlle; Jporribilicribifar, eine ^offe in ber Spanier bes $piau=
tue, morin ein grogfpredberifeber ^Jebant bie Hauptrolle fpieltj
enblid) bie absurda comoedia, ober $eter ©quenj, roobureb
er am meijren befannt mürbe. Das ©fücf bebanbelt bas
poffent)afte 3mifcbenfpiel aus ©baffpeare's ©ommernacbts=
träum; ©rnpbius fannte ©baffpeare nicht unb man bat bn*
ber allerlei SHermutbungen aufgehellt, um nad^umeifen , mie
biefe (jpifobe aus (Jnglanb nacb Deuffcblanb berübergefommen
ijr. Riegel meint, ©rnpbius habe bie ^offe aus einer franj.
Novelle Don ^Jtjramus unb Xfyi&be gefebopft. ©rnpbius felbfl
legt im Vorworte ju feinem tyetet ©auenj eine früberee
Bearbeitung beffelben ©toffes bem Daniel ©cbmentes
bei, melier SDcatbematicus in Nürnberg mar. 3ebenfalls
enthält bie ^Joffe Diele treffliebe ©päfe, bie bei ©baffpeare
nicht ju ftnben ft'nb, unb überhaupt muf man bem beutfeben
Siebter achte forn. «ftraft unb in ben SSauernfiücfen, mie in
ber geliebten Dornrofe, t>iel Natur unb treffenben Ulusbrucf
jugeftehen. 3ene pebantifeben fcbulmeifrerlicben Figuren, meldje,
beutfeben originalen naebgebilbet , auf ber 23übne mit lat.
23rocfen unb ^brafen um ft'cb merfen , ft'nb eine fom. @rftn=
bung bes ©rnpbius unb maren lange ^eit als 25übnenftguren
febr behebt, finb aber allmälig, tnelfacb gemif braucht , oorr
ber 23übne jiemlicb oerfebmunben. Die großen ©eijrer in
Deutfcblanb haben feiten Nachfolger gehabt, melcbe ihre (£xb-
febaft übernommen, fortgefe^t unb bamit gemuebert hätten;
meber auf Jpans©ad>s, noch auf ©rnpbius, noch auf©*il=
ler ifl ein bram. ©enie gefolgt, melcfces auf ber gewonnenen
©runblage fortbaute. 2ln Nachahmern hat es freilieb feinem
biefer Scanner gefehlt, aber fte lernten ihnen nur bie dufjere
Deutsche Bühne 537
©tructur ab, copirten ft'e auf eine pebantifche 2Beife ober
i?ert*ünnten ober übertrieben ft'e unb hielten fi'cf> in ber SRegel
mehr an ihre leicht nachjuahmenben Schwachen unb ltntugen=
ben, alä an ihre SEugenben unb frarfen Seiten. ©o hielt
ftch SDaniel (SaSpar »on fcohenftein (f. b.) , geb. 1038,
fr. 1683, an beö ©rophiuö ©dntntlft, nicht an feine bram.
Siefe. i'ohenfiein'ß llnglücf war, baf er ben falfcben unb
yerfünftelten 2Dt£ ber neuern Italiener, namentlich beß 55ta=
rine, nadfj 2)etttfcblanb überpflanzen wollte, baf er überall
mit feiner ©elehrfamfeit prunfte unb in feinen bram. $>ro=
bttctionen, ftatt feine ^erfonen reben ju Iaffen, ft'ch felbfr
reben lief. Offenbar nahm er ft'dj als bram. dichter ©r»;
phiue jum Sftufter, aber er übertrieb ihn, er fchrieb ftatt
2>ramen mahrhafte SDtorbfpectaf el , welche allen ©reuele noch
voller waren, alt in unfrer 3ett bie fran$. SDielobramen.
£>aju waren feine ©tücfe nicht blof »oller 23lut, fonbern
auch »oll fcheuflid&er Smeibeutigfeiten unb Uujüchtigfeiten.
Um fo mehr nimmt et SBunber, wenn bie breölauer ©tuben=
ten feine Slgrippina unb (sTpicharie; 1666 jwölfmal aufführten,
©eine übrigen ©tücfe ftnb: 3brahim 23afta, ben er nadj ©ro=
phius' SDiufter im 15. Sebenejahre fchrieb $ Cleopatra, ©o=
phonisbe, Sbrahim ©ultan. 2ln Jtraft ber Sprache fehlt et
JJohenfiein feineöwegs, fo baf ftch manche berühmte beutfche
SDidhter, wie 2llbrecbt t>on Malier, an ihm gebilbet haben,
bocb ifl ft'e and) nicht feiten furchtbar aufgebunfen. <£r unb
ber epicuraifch weichliche, nicht gerabe fdnvülftige, aber ge=
fucht fpielenbe «fpoffmann oon Jpof f mann^walbau,
cer inbef nur tnfofern für bat b. £>. thätig war, baf er
fcen »on 2lbfcha§ noch- trefflicher übertragenen pastor fido
oerbeutfchte , führten eine t>er!ehrte ©efdjmatferichtung ein,
welche nur leiber ju »tele Nachahmer fanb. $)lan freute ft'ch
t>on ber einfachen reinen ^Joeft'e immer mehr abritt unb bit
£ohenftein = .£offmann$walfcau'fdhe $)eriobe ifl befannt genug
unb genug befcbjieben werben. 3>. (Shrifitan Jp allmann
(fr. 1716), fcfalofj ftc^ £ohenfrein an. SDcan fann ihn barauö
beurtheilen, baf er in einem SErauerfptele ben «Raifer -£a=
brian ft'cp auf ber 23ühne entfleiben laft, um bie SÄartnrerin
©ophie ju entehren. 3n ber ©tratonica jubt et viel Opern«
pomp unb allerlei 23allet, auch wirb oor bem ^Jublifum ein
SBeilager in ber natürlichen SBeife gehalten, wobei Siebet*
götter Sttfornelle fingen unb bat Sager mit 23lumen beflreuen.
ÜDcer? würbig ifl, baf ein .£err oon Jf3augwi§ im 3. 1683
ein £rauerfptel herausgab, weiset bie ©efehiefate ber SWaria
©tuart behanbelt. £)em efelhaften ©djwulfte, ber wiberttchen
Xlnjüchtigfeit , womit Sohenftein unb feine jügellofen DfaaV
ahmer bie bram. ^oeft'e oerunfralteten , fuchte (Jhrtfrian
SBeife (f. b.)f Siector ju Zittau, meldier 1708 flarb, ba*
Skatet ■. Scrifon. II. 22
558 Deutsche Bühne
Naturelle, ben 2öi§ bes Solfes in feinen ©cfaulcomöbien ent;
gegenjufejjert. (£r würbe oft nüchtern unb platt, aber an
berbem SL*i^ fehlte es ifam niefat unb um möglicfafl ber 9catur
ganj nahe ju fommen, fd>rieb er feine 2)ramen in *Prcfa.
(£r ging barauf aus , jebe ^erfon , wie er felbfl fagt , naefa
ihrem Naturell reben ju laffen. 2Jiele feiner 8tücfe, befon=
bers bie allegorifcfaen , ftnb ganj erbärmlicbj bagegen bringt
fein 9?icfelfaaring oft ©pafje ju üütarfte , welche , wie fogar
©eroimtS fagt, bei ©baffpeare mit 2Bofalgefallen gelefen
werben würben. 2)ie eigentliche ^offe, worin er allerlei
3eittborbetten unb barunter befonbers bk gelehrte 9>oefte
geißelt, gelang ifam am beflen unb man muf? gefleben, bafj
felbfl Anlage unb 2>ialog nicht feiten mit ©efefaief bebanbelt
ftnb. Slucfa SBeife hatte r»iele 9tacfaafamer, bie fafl noefa be=
trübenber mirften, als bie Nachahmer fiobenfleinS. 2>ie Statur
würbe nun übernaturaltürt, ber gemeinfle , plumpfle, ge=
fcbmacflofefle (gpafj ftng an für 2Bi? ju gelten, unb ^rügel,
unb tie febänbltcfaflen ©cfaimpfmorte würben nun Die 2Bürje,
bk einem Suflfpiele ber äefaten 9lrt nicht fehlen burften, ja
man flellte ju frühe fiebert unft , eine Äinbbetterin u. f. w.
auf ber 23übne bar. 3u biefen unflathigen Nachahmern 2Bei=
fe's gehört aucfaShr.gr. £enrici (^icanber, 17<M) — 1746)
in Ceipjig , bem fafl ju Diel S'fare gefefaiefat , wenn er nur mit
Namen aufgeführt wirb. 2>iefeS 3ahrb. tft auefa basjenige,
welches naefa Seenbigung bes unglücffeligen SJOiäbrigen Ärte=
ges jenes Jpofceremoniell, jene Jpoffefllicfafeiten entfrefaen fafa,
woburefa es bie beutfefaen Jürfan bem Äönige t?on Jranfreicfa
gleicfa thun wollten. 2)ie ^Regierung niefat allein , felbfl bk
Vergnügungen bes 23olfs würben nun ©aefae bes Jpofes. 2>ie
Volfsfraft hatte ft'cfa in bem langen Ariege ausgeblutet, es
gab fortan feinen anbern SSBillen im Sanbe, als ben SBillen
ber dürften, ©eitbem bekamen wir eine fefareeflieb fabe, com=
plimentöfe unb unterwürfige Jpofpoeft'e, unb an bemütfaigen
Seuten, welcfae ft'e oertraten, fehlte eS niefat, feitbem bie ^Poeft'e
überhaupt aus ben .ftanben bes fräftigen Volfs in fcie £anbe
ber pebantifefaen ©elefarten Norbbeutfcfalanbs übergegangen
war. £iefe Jpöffefte faatten ifaren ©lanjpunft in 2>reSben,
unb faier btlbete ft'cfa, jwar niefat bas «Scfaaufpiel, boefa bas
©cfaaufpielwefen am glän}enbflen in 25eutfcblanb aus. 25ie
9>oefte flanb faier ganj im £>ienfle bes «£ofeS, ging aber in
glänjenben Sleufjerlicfafeiten oollfommen auf. 25a gab es
Slufjuge, ©rercitien, (gcfaaufpiele, ©cfaiefjen, 3agben, Dpern,
Somöbien , 33allette , SDiasferaben , §euerwerfe , wdfarenb ft'cfa
bas Canb oon ben Seiben bes :30jabrigen Ärieges noefa faum
erfaolt faatte. 3n Bresben warb auefa auper bem beutfefaen <£ing=
fpiele unb 23ailette juerfl bie ital. Oper eingefüfart, welcfae
noefa bis je^t ein geifliges ^eiligtfaum ber bresbner Slriflocratie
Deutsche Bühne 539
geblieben ffi, bas man mit ben leifeften %ina.erfyi$en "i^t
anrühren barf. Unter ben beutfcben Dperntertbicbtern glänjte
hier in mattem «Scheine Chriftian 25ebefinb, aber er
fyat nichts als pomphaften Unft'nn ^u @tanbe gebraut. (&s
war bamalö Sllleö in Jlitter unb glänjenber Süge wie feftge=
bannt, ein 3uftanb, bem uns $u nahem wir je§t bie erheb=
licfiften SInftrengungen machen. £>iefer ©cbwulft, welcher bie
beurfcfie ^oefte beherrfchte , arbeitete oon felbft auf baß ©e=
beihen ber Oper unb bee ©pernwefenö hin. 3n biefem ©enre
tonnte ft'cfi bie £üge ber 3eit bamalö, wie \i$t, glänjenb
offenbaren. Seber Heine JReicfiefürft hatte feinen Opernfaal,
wie je$t jebe ftäbtifcfie Sühne eine Oper, fogar ein 23allet
hat, um nicht bloß bie 9>oeft'e, fonbern auch ft'cb felbft ju
©runbe ju rtcfiten. Um bas 3- 17UO fommen in ©ottfcfieb'tf
SBerjeicfinif ber b.n S.n = @tucte lü — 12 Opern auf ein
©cfiaufpiel. 3n Bresben, fieipjig, Äönigeberg , 23erltn,
SBraunfcbmeig , Nürnberg unb Dielen anbern Orten blühten
(Soraponifren unb Opernbtcfifer , fo in SGBteu unter Ceopolt il.,
unb fogar ber fchleftfcfie ''Übel ricfitete eine ital. Oper ein
(f. 23reelau). Sorjüglich glänjte jebocfi gegen <Snbe be6 Sahrh.
bie hamburgifcbe Oper, wo, aufjer weniger befannten
Operntertbtcfitern , SOtanner oon clafftfcber 23ilbung, wie $o=
fiel, J&unolb, 23reffanb, Äönig unb geinb für bie
Oper bicfiteten unb ber berühmte «ftaofer aus @acbfen bie
oon ihnen gelieferten £erte componirte, ber jebocfi feit 1709
einen 9tit>al an bem großen ^> anbei hatte, bis biefer nacfi
(Jnglanb ging. 2)aö hamburger Opernhaus fe§te feinen 9tuhm
barin, bie raeiftcn (Souliffenoeränberungen ju beft^enj es
fonnte bie ©eitenfcenen 39mal, bie äJcitteltwrftellungen wohl
etliche lOOmal oerdnbern (»gl. ©errünuö). (£e war jugleicfi ba$
weirläuftigfte Theater, wahrenb bas leipziger, bas fpater trc§
feiner 2lrmuth unb Dielleicfit, weil e6 fo ärmlicfi war, eine
neue Qrpocfie begrünben folite , für bas ärmltcfifte , bas hans
nooerfcfie für bas fcfiönfte, bas braunfcfiwetger für bae voll:
fommenfte galt. Jfratte SBeife bie SEragöbie mit bem 2uft=
fpiele erfticft, fo erfticfte halb bie f'om. Oper bie heroifcfie,
ungefähr wie je£t, wo aucfi bie heroifcfie Oper ber £om. ober
ber blof? raonftröfen Oper unb bie £ragöbie unb bas heroifcfie
2>rama ber bloßen 9>offe unb bem (Sonoerfationsftüd? erliegen.
§einb, felbft Siebter »on Opernterten, nennt baher biefe
^eit bat frerbenbe «Seculum ber yjoeten, was man oielleicfit
aucfi je$t mit bemfelben 5"3 u"b Stecht fagen fann. 3tucfi
ber berühmte 33 a cft fcfirieb bie Jpaupturfacfie b es %i erfalles ber
ÜEonfunft bem fem. (Singfpiel ju. 9lu0erbem bemerfen wir
noefi eine Hinneigung ju ben ©cfiäferfptelen , ober wie man
fte baraalö jxannte, ©cfiäfereien. 2)er getreue @cfiafer r»on
©uarini würbe, wie fefion oben erwähnt, öfters überfe^t,
22*
540 Deutsehe Bühne
t>on Jpoffmannsmalbau , 2t6f*a^ u. a., unb gab für tiefe
©attung baS SHufrer iycv. 9)Jan nannte ft'e aueb 2L*albcomö=:
bien unb SBalbgebicbte. ©tefe ©cbäfereien waren aueb eine
Süge ber 3eit, man täufdt>tc ft'cb ibollifcbe, natürliche unb
unfcbulbige 3uftänbe »or , mäbrenb man bodj fer>r »erbilbet,
unnatürlich , »erfebroben unb niebt eben fef>r unfdjulbig mar.
£>iefe 3eit läuft mit ber unfern jjemlicb parallel. 9Zacf> ben
grofen Äraftanfrrengungen im 3Ujäbrigen .Stiege trat, wie
in jüngfrer 3ett na3> ben napoleonifcben unb £Ret>olutions=
friegen, eine 3eit ber (Jrfdjlaffung ein, in ber nickte ©rojjeS
«jefebeben noeb gebeiben moebte. 25ie ©efellfcbaft »erlor ft'cb,
mte jeljt, in ^leuferlicbfeiten unb, wie je£f, besagte man fieb
an pompbaften ober pifanten feenifeben 25arfreÖungen ober
fentimental matten unb fraftlofen £>icbtungen , mo^u oiele
unfrer gemütbfeligen (Sonr>erfationsfrü<£ e , ober an Reffen,
moju bie miener garcen boeb offenbar geboren. £>er Örben
ber spegnitjfcbäfer biebtete t>iele ©cbaferfrücfe. Sftocb ift ju
ermahnen, bafj ber ftnnreicbe ©praebretniger 3efen für bte
fremblänbifcben -Benennungen ber t>erfcbiebenen bram. ©at=
tungen beutfebe tarnen erfanb; er überfetjte, jiemlid) unpaf=
fenb, 2>rama mit ©efpräcbfpiel , (Somöbfe mit greubenfpief,
SragisSomöbie mit greuben = £rauerfpiel ober SDtifcbfpiel, ba=
gegen fcr)r gefdueft 2lcte mit ^»anblungen.
üüfterf würbig für bie beutfebe Sbeatergefcbtcbte ift bas 17.
3abrb. befonbers barum, ba$ ft'cb nadb unb nacb mebrere©cbau=
fpielergefeUfcbaften mit ^Principalen ^ebilbet r)atten. 211s eine
fcer ältejren bejeiebnet man bie Streu' febe, mit melcber bie beut=
febe Sbeatergefdiicbte etwas beUer wirb. 25af es fdjon »orber
tyerumjiebenbe (Sombbianten gegeben babe , fdjeint aus man=
tberlei £>ocumenten beroorjugeben, wie man beren in 23erlin
tnebre aufgefunben bat (f. Berlin). @o nennt man aua) einen
3unfer Don ©toeffifeb, ber tum ©eorg SBilbelm, £t)uv=
fürften oon 93ranbenburg , beauftragt mürbe, in £nglanb unb
t»en iflieberlanben eine ©cbaufpielertruppe anzuwerben, ferner
bie ©efellfcbaft eines gemiffen t>. ©onnenbammer, eines
gefrönten ^oeten. 2>ie Sreu'fcbe ©efellfcbaft fam »on 1622
big 23 mebrere SHale nad> Berlin unb ifl befonbers barum
merfwürbig, ba$ ber naebberige berübmte beinifebe <£>ofprebiger
Saffenius eines ibrer beflen 9)iitglieber mar. 1028 ftnben
mir einen neuen «prinjipal, <5arl $aul, ermähnt, ©obn
eines ©berftlieutenants, ber eine ©efellfcbaft meifrentbeils flu?
bie-rter unb mobl erjogener junger teure um ft'cb tjatte. SDfan
fann ft'cb benfen, ba$ oon fo gebildeten fieuten, trog ber jum
%b]eil jammerlicben ©tücte, bie man aufführte, menigftenS
mit ©inft'cbt, 9?erftanb unb gemif aueb mit Hiebe gefpielt
morben ijt. §afl alle b«umjiebenben SEruppen gingen aus
©tubenten t)exr}cx , mas aus bem Um|tanbe erflärlicb ift, ba$
Deutsche Bühne 54t
©rubenten unb ©tjmnaftajren ©djulbramen aufführten unb
mandte r-cn ihnen tiefe Sefchäfrigung angenehmer fanben,
alä ihr ©tubium. Süon bem ^rinjipal (Jarl ^aul weift
man , ba$ er burd) 2$orfreüung guter überfe§ter ©tücf e ten
2Buft ber ftafrnarttfpiele ju »erbrängen fucbte. Stift erjäblt,
bafj 1646 2lnbrea$ ©ärtner pon Jtbnigsberg mit feinen,
gelehrten unb woblgefcbicften ©tubenten nad) Hamburg fam
unb bort einen ©cbaupla? eröffnete} er ging oon ba nad)
ISanjig, unb bie Sühne in Hamburg würbe ihm eine jeitlang
offen gehalten. 1660 wirb eine ©efeüfchaft t»on jungen <2tu=
centen, beren ^rinjipal ein gemijfer Sari oon 3immern
mar, namhaft gemacht; fte fam nad» 23erlin, bocb ftnbet fid»
nirgenbä ein 21ctenflü<f , bafj fte bort gefpielt i)abe. 2lm berübnts
refren mürbe bie ©efellfdjaft be$ leipziger SJiagifrer 2?eltbetm,
mit welcher eine neue Qrpoche ber £f)eatergefcbicbte beginnt.
Seipjig hat in ben beutfcben £beaterangelegenbeiten sorbem
eine große reformirenbe Stolle gefpielt, bie e6 fpäterbin auf=
gab. $lu<b bie Seltbeim'fcbe Gruppe, bie erfre oon einiger
ÜBebeutung, bie eä in £)eutfcblanb gab, ifr aus biefer &tabt
hervorgegangen. 1669 mürbe hier (üorneille'ö tyoüeuct überfe^t,
gebrucft, felbfr aufgeführt. Äormart mar ber Ueberfe^er,
<Stubenten führten baS ©tuet1 auf. Unter biefen befanb fid)
ber SDtagifrer 23eltbeim, ber biefe 23efd)äftigung fo anges
nehm fanb , bafj er eine Gruppe giftete unb alö ihr ^rin=
cipal jwifdjen Seipjig, Nürnberg unb 23re£lau, fpater aud)
Hamburg, wecfcfelte. SSeltbeim brachte neben Corneille auch
SWoliere auf bie 23übne, beffen profaifdje ©tücfe er fogar
überfe^te unb, 1694, herausgab, hiermit mar ein grofer
^ortfdtritt gefdjeben, jugleid) aber jener glud), ber über ber
b. 23. ruht, ber glud>, bafj fte hauptfädjlicb t?on frembldnbi=
fdjem ©ufe jehren muffe, t>on oornherein mie eine SBeiffagung
für alle 3eiten auögefprodjen. ©leichermeife maren 23elt=
r)eim's 23urlesfen (f. b.) entmeber ertemporift'rt ober bem 3tal.,
bie meifien feiner &rauerfpiele bem ©pan. nadjgebilbet ; Ie§=
tere traten unter bem £ttel „J&aupt= unb ©taatöactionen"
(f. SIctionen) alö ungebeuerlid)sromanfifcbe ©ebilbe auf. 2Bir
ermähnen noch , bap bie luftige 3?erfon bamalö (üourtifan,
fpdrer ^icfelhäring hieß un? bafj ft'dj bie ©djaufp. nach ihren
Stollen : Äönigsagent, &t)rannenagent, $Pantalon ic. nannten.
SSon ben weltlichen ^erfonen würben bie ©diaufp. bamalö
hod»geebrt, bie SMagiftrate fübbeutfdjer Steicb£ftäbte holten fte
fogar feierlich ein unb bemirtbeten fte, wogegen ber Starb
eine 23eneft;jt>erfrellung, bie fog. Statbscomöbie, genoß. 2>a=
gegen hatten fte in SJtorbbeutfcblanb, wo bie ©itte überhaupt
prüber ifr unb ba$ jügeüofe Sehen ber bamaligen ©dmufp.
tiefer empfunben würbe, oon ben Verfolgungen geijllicber
3eloten, bie ihnen ba$ 2IbenbmahI »erweigerten, viel ju Iei=
342 Deutsche Bühne
ben, worüber bie SEbeologen fogar unter ft«6 in ©treit gerie=
tr)en (f. <£omöbienfrreit). 2>ie befannteften ©cbaufp. unter
23eltb,eim waren: @cr?erni$f», ber befonberS im (Somöbien*
ftreife eine Stolle fpielte, ©eigler, <£lenbfor)n, ©alj =
r)üter (eig. ©aljft'eber, ein©tubent au$3ena) u. 21. — 23elt=
tyeim'e SBittme würbe nad> bem £obe it)reö SSttanneä $)rin=
cipalin unb t)attc mit ben ©euTtlicben ebenfalls mannen r>ar=
ten ©traujj ju befter)en. Unter tt)rer ©efellfdjaft befanben
ftdj fefjr grünblidj gebilbete unb frubirte Scanner, welcbe fpä=
ter JRectoren unb SDoctoren mürben. Um biefe 3eit bxaibte
23aftiari ben ital. £arlequin auf bie 33üf>ne. 3. <£lenb=
f o f» n (riftete eine eigene ©efellfdfraft unb franb bei bem 6f)ur=
fürften uon Jiöln in fo r)of)em 2lnfer)n, baf biefer ifjm ein
©pitapbjum oon fd&warjem SWarmor fe§en lief, ©eine
SBittme fe§te bie $)rincipalfd)aft fort, heiratete ben Jtomir"er
Spaad unb genofj fa'd>f. unb poln. $priüilegien. 25iefe Gruppe
füftrte einmal mitten unter allen <£an$nuirfriaben $rabon'$
JRegulue auf. 9la<b, bem SEobe Spaad'6 mar bie abermals
oerwittwete Grlenbfotyn mieber $Principalin unb maebte gute
©efebafte , fo »erbiente ft'e bei ber JCaiferfrönung Jtarld VI.
24,000 £blr. 3l>r üortrefflidjfrer ©cbaufp. war Äoblbarbt,
über ben Ungefdmiacf feiner ^eit weit erhaben, im £ragifd>en
wie Äomifcben gleid} oortrefflicb j feine meijrerbaftefren Cei=
flimgen waren ber ^ranfe in ber ©inbtlbung unb 23rutuö.
©onfl waren in ben brei erjren 2>ecennien bie gefpreijten
unb fwd)trabenben£aupts unb ©taatgactionen an ber£ageö=
erbnung, in Hamburg mehr bie Oper, aber aud» biefe in
nidjt minber ungebeuerlidjem ©tölej nad> $. o. ^oftel, wel=
djen ber wi$ige Crpigrammatifr SBernicfe unter bem Namen
©telpo perft'fflirte, war hier .£unolb (9)fenante6) ber priöU
legirte Sperntertbreber. 3n SBerlin ftnben wir oon 170:5—11
eine franjöft'fdje ©efeüfcbaft für ben £of, bod> fpielte gleia>
jeitig mit ihr bie weimar'fdie $oftruppe, beren Principal
& ab viel Völler war. 2Bten war bi$ 1708 unter ben
grofen ©tdbten 2)eutfd)lanb6 allein ohne beutfd>e$ Sweater;
in bem genannten 3abre aber Hellte ©trani^fn, welker
in ber SBeltbeim'fdjen Gruppe bie Stolle be$ (Sourtifan ge=
fpielt hatte, ben Italienern eine beutfdje Gruppe entgegen unb
würbe ber 23ater ber beutfeben #an6<mürfre ; bod) war ber
5Wame J&aneiwurfl fdjon früher gebraudilid>. ©in ©cbaufp.
feiner Sruppe meinte et> mit feiner Äunfl fo reblidj, ba$ er
ben 2Bablfprud) hatte: ,,ba$ SEheater ifr fo heilig ale ber
Slltar, unb bie *Probe wie bie ©afriflei." tiefer ©djaufp.
ebrenbaften Slnbenfene t)te# 23onicfe. ©diabe, ba$ biefer
©ntbuft'aemuei eine (Sigenfcbaft ift, bie jiemlid) oerloren ge=
gangen ju fein febeint. 1712 erhielt baö beutfdje 2:b,eater in
SBien ein anftdnbigereä Socal. ^reb.aufer (f. b.) jeirfjnete
Deutsche Bühne 343
ft'db fjter afö «£anömurfr unb 3obann CeinbaaS al$ $>an=
talon orrjügltcb auö. Später famen burcb 23emarbon
(ctg. Jöerr o. Äurj; f. 23ernarbon) bre gefcbmacflofen unb
fauberiuelfcben Sernarboniaben auf, müfte 3auberpoffen mit
allerlei Slugenluft, mit SDcafcbinen, geuermerfen, böbmifcben
Siebten unb 3oten , roorauö fpater bie 25onaun»)mpbe , bie
©ternenfönigin, wenn man will, aucb bie 3auberflöte unb in
legtet Snftanj bie oiel ft'nnreicberen 3auberpcffen oon 5Rai)=
munb beroorgingen. 1741 erhielt bie miener Gruppe ein Zfyeas
tex im Sallbaufe neben ber 23urg. Unterbef mehrten ftch bie
herumjiebenben SEruppen oonSaijr ju 3af>r; fo entfranb 1720
bie jämmerliche Gruppe oon $a$taxl, meldte bie 23äber
befugte, gür ben geifhgen 3uftanb biefer unb anberer £rup=
pen tft e$ cbarafteriftifcb , bafü $a$ t avl'e erfrer Slcteur , 3ta=
mens SWarggraf, meber lefen noch fcbreiben fonnte unb ftch
einmal in ber JRolle beS (Sröfuö fo oerftng, ba% 25mal ber
SBorbang fallen mugte, biß er ftch befann. $a$taxl'6 Heb*
Iingöftücf mar ber betrunfene Sauer. £>er 23auer erblicft
barin , als er aus feinem JRaufaje aufmacht , bie ^rinjefftn,
unb inbem er nach ihrem 23ufen fcbielt, ruft er: „3* Ufo
toobl, baß tft eine 5)carfetenberb . . . ! maS fte ba für ein paar
23ranntn>einflafcben bangen r>at ! " — ©o gefcbmacflcö maren
bamalö Dichtungen, ©cfeaufp. unb ^ublifum; aucb bie ©ars
berobe mar bei biefen oagabonbirenben Gruppen im erbarm*
licbfien 3uftanbe, man trug SDcanfcbetten oon Rapier, mar
mit ©olbpapier reichlich aufgepu§t, bie grauen batten in ibren
©cbuben feine ©trumpfe unb, mie ein Xfyeatexdjxonift be$
oor. Sabrb. fagt, feine SRötbe ber ©cbaam auf ibren 2Ban=
gen , als bie ihnen ber Äugellacf gab. 5?cit einiger SluSjeiaV
nung bagegen ifr bie ftörfter'fcbe Sruppe ju nennen, meil
eö unter ibren SOittgliebern fegar einige Tutoren gab, 3. 33.
SBejell, beffen Jpaupt = unb ©taatSacttonen %uxoxe macb=
ten$ in fte trat aucb ©cbönemann, ber fpäter als ^rinjipal
berühmt mürbe, als 9lnfanger ein.
Ceipjig follte abermals, mie jur Seit 25elfbeim'S, bie
SReformationsfrärte beS beutfcben Sweaters merben. ^ries
berife Caroline SBeifborn aus 3micfau (f. 9teube=
rin) , an einen gemtffen iNeuber oerbeiratbet , baber unter
bemüHamen 9t e über in in ber ©efcbicbte bes beutfcben %fye**
terS befannt , mürbe ^rinjipalin , 30g ben größten beut*
fcben ©cbaufp. ber bamaligen 3eit, Aoblbatbt, an ftch unb
oerftdrfte ihre Gruppe noch mit anbern bebeutenben ©cbaufp. n.
3n ibrer SEruppe bilbeten ficb tüchtige Äünfrler, fo Jtocb,
©tubent ber Stechte , aus Seipjig. Äocb , bem e$ , mie allen
©tubenten, melche bisher ©chaufp. gemorben ft'nb, nicht an
Silbung , (Srnft , ©cbmung unb (f ntbuft'aömuS fehlte , bürs
gerte bk moliere'fcben ©tücfe in Seutfcblanb ein, inbem er
344 Deutsche Bühne
bie Ullten »ortrefflidb fpielte unb ft'cb naeb franj. .ftünfUeru
bilbete, er mar auch twrtrefflid) in ben f. 9. Mantelrollen,
in ben 23auem u. f. w. unb trat fogar als Ulutor auf. (*in
anberer gefcbicfter <2cbaufp. war gabricius, welcher ben
Jleblharbt in polternben Ullten unb fom. 23ebientenrollen
glucfltcb copirte. 2>te 9ceuberin befahl oiele Sbätigteit unb
(Energie, aber aud) tüel (Jigenfinn unb «Streitfucbt, womit fte
einen unruhigen (Sinn t>erbanb , ber fte fpäter raftlos t>on
@rabt ju <£tabt, oon Sanb 3U Sanb jagte. T>ie 2Jerbienfre
©ottfebeb's (f. b.) ftnb »on bem 23erbienfr ber "Jteuberin
um ein georbnetercs Ulrrangement ber b. ©diaub. nicht }U
trennen , tueshalb wir feiner hier etwas ausführlicher geben-
den muffen, ©ottfdjeb wirb immer noeb mit fpöttifebem
Säcbeln ber fritifebe SRepräfentant ber beutfdben 3opf= unb
^erliefen jeit genannt, unb bas ifr er allerbings; bennoeb hat
er ft'd> um bie JReorganifation ber b. 23. bodwerbient gemaebt.
SGßenn es auch tbörig t>on ibm mar, ba$ er ben J&arlequin
unb bas *poffenfpiel, bie beibe in ber beutfeben SRatur be-
grünbet ftnb, oollftdnbig auerotten wollte, ftatt ihnen eine
äierlidjere ©eftalt ju geben unb nur ihre ©runbjüge beiju=
bebalten, fo hatte er auf ber anbern <&eite oollfommen JRecbt,
benn ber ÜBermorfenbeit ber b. ©cbaub. , bie in ibrem eige=
nen ©djlamme unterging, fonnte nur bureb eine rabicale
Mux, bureb bas ©eltenbmacben bes oolIBommenften ©egen=
fa§es abgeholfen werben, (§s mar ©djabe , baf? ber beutfebe
Jpansmurfr als felbfrfränbige ftigur oerloren ging, benn
biefer beutfdje Jpanswurft ifr bebeutenb bureb bit parobt=
renbe .Kraft, bie in ibm liegt, unb mit ber er, als wabr=
bafter JRepräfentant ber Sebensironie, allem ©cbwülfligen unb
Ulufgeblafenen ein 23ein unterfe^t; aber es mar nidbt ©cbabe
um ben ^anerourft , wie er in ber UBtrflidbfett ertftirte. Unb
©eroinus bemer!t mit $Red\t, ba$ es in £>eutfd)lanb oon je=
ber mar , ale ob man ft'd) bem ©rotesfen unb Surlesfen nur
näbere, um fogleid) ganj nu^lcs gemein ju werben. 50tan
fann bies aud) t»on oielen wiener 3auberpoffen bebaupten,
welcbe auf SRanmunb's ©tücfe gefolgt ftnb. Ulis aber fpäter
ber Dortrefflicbe Patriot SDiöfer, SRnlius u. a. unternahmen,
für UBiebereinfübrung bes .^answurfres bas SBort ju neb=
men, hatten wir uns fdwn uon bem 23egriffe bes ^»answurs
ftes, wie twn ber 23ol6spoefte ju n>eit entfernt, bie 25id}tfunfc
einen ju felbfrfranbigen ©ang genommen unb fieb in ju be~
beutenbem ©rabe »erfeinert, als bafj es oon SBertl) unb
9iu£en gewefen wäre, wenn man ben begrabenen Jfjanswurft
wieber aufgeweeft b «itte. ©ottfebeb fudite bem cbaotifdien 3us
ftanbe bes b. 23.n=2Befens bureb ben entfebiebenften ©egen=
fa§ abjubelfen , er trieb ben böfen ©eift ber unförmlicben
Jpaupt= unb Staatsactionen, ber ^answurfttaben unb ertem=
Deutsche Bühne ö't.i
pertfirten ©tücfe mit lleberfe^ungen ber bis jitm (Jrtrem
regelmäßigen franj. SEragcbien aus , worin ihm feine ftrau
unb feine welen ©cbüler bebülflieb waren. 2)ocb Ratten febon
vor ihm Grinige nacb bemfelben 3iele hingewirkt, fo (Hauff
unb ©refflinger bureb bie Ueberfe^ung beS Gtorneillefeben
Gib (1656), ber febon erwähnte Äormart, enblicb in ben
IHtr 3abren 23reffanb (am braunfebweiger Sbeater), wel=
eher JHboboaune, ©ertoriuS, Racine's SItbalia u. f. f. über=
feete , unb 23eltbeim mit ber Uebertragung moliere'fdjer
©tücfe. SGBeiter unb r>iel ju weit ging ©ottfebeb, ber alles
Rationelle ausrottete , bie b. 23. ooüfommen auf franj. @tel=
jen freute unb Don ben uns oiel eerwanbteren ßrnglänbern
nicbtS wiffen wollte. 2>iefe Hinneigung ju ben uns im in=
nerfren SBefen entfrembeten granjofen , bie Neigung gleich*
fam , uns »oUfommen ju franjöfiren , womit man ben 3ßün=
feben ber hoben beutfdjen Slrifrocratie nur ju bereitwillig
entgegenkam, t)at auch fpäter bie ßrntwieflung ber b. 23. als
Rationalbübne beeinträchtigt, wie überhaupt ber Literatur
unb unfern gefelligen 2$erbältniffen einen Slnftridb gegeben,
ber burdbauS nichts Rationelles mehr f)at, ofjne bodb je bie
franj. Grleganj erreichen ju können. 3u ©ottfcbeb'S Beit war
bie ©allomanie in 2)eutfcblanb , wenigfrenS in ben böbent
3irfeln, alle Rationalität »erwifebenb , furchtbar im ©ange,
um fo eher reufft'rte ©ottfebeb mit feinen bomöopathtfeb »er?
bünnten Ueberfe^ungen franj. ©tücfe, bie allerbtngS ganj
nach ber ©ebnur gearbeitet waren. Jpatte man früber blofje
Hefe, bie aber boch etwas RahrungSfräftigeS hatte, fo befam
man je£t wäffrigeS ©etränf aufgefchüttet , welches eben fo
Blar wie farblos war. 2luf biefe SBeife würbe wenigfrenS
ber 23oben rein gefegt, fo bafj bie fpäteren 23übnenbicbter
ebleren ©eprägeS ftcb nidjt fcheuen burften, ibn ju betreten.
2>ieS 2$erbicnfr wenigfrenS ift ©ottfeheb nicht abzuleugnen,
wie ihm auch baS 23erbienfr gehört, eine 9lrt oon Äritif, fo
untergeorbnet, einfeitig unb nüchtern fte auch war, »eranlafit
ju haben, ©eitbem gefajab eS , bafj in üDeutfcblanb , wo ftcb
bie üDicbtfunfr überbauet aus einer SSolfSfacbe ju einer
rein Itterarifdjen Angelegenheit umgeformt blatte, eine blofj
fritifebe tSpocbe frets einer probuetioen »erarbeitete. 91. 2B.
©cblegel fpriebt über ©ottfeheb, beffen 2Serbien|re als Siebter
freilieb ganj nidbtig ft'nb, boeb alljufcbneibenb ab: man mufü
ihn als Reformator unb Slufräumer beurteilen. 35urch ibn
würbe auf bera Theater juerfr ein anfränbigeS unb ebara£te=
rifrifcbeS (5oftüm eingeführt. Grr, feine grau unb feine
«Schüler febnitten oiele Strauerfpiele CForneille'S unb Racine'S
für bie b. 23. jureebt unb bereiten ben 3opf»erS, ben 2lleran=
briner bei. 2tucb febrieben biefe Seute einige f. g. Original:
flücfe, wie ©ottfeheb felbft einen (rerbenben @ato unb eine
546 Deutsche Bühne
3pbigenia, aber fogar tiefe waren nur Umformungen, unb
ber fterbenbe dato j. 23. , ben Jlof>Ibarbt burcb fein treffliebes
©piel aufregt erhielt, war nur ein ©ebrdu aus 3lbbifon's
unb ©escbamps' @ato. ©elbfrftanbiger fcbon ftanb bas eben-
fallt aufgeführte £rauerfpiel: bie ©efebwifrer in £aurien,
öon 3- ®. ©Riegel, ber überhaupt unter ben 35ramatifern
neuern ©tols ber erfre mar, welcher einige 3lnerfennung oer=
bient. 1737 rourbe auf ©ottfefaeb's 23etrieb in ber 23ube ber
SGeuberin ju Setpjig über ben J&arleauin ein förmlidjes unb
feierliches 3lutobaf<5 gehalten , aber mit bem tarnen »er*
febwanb nicht fogleicb bie ftigur, man taufte ihn um in
^Peter ober Gänschen unb gab ihm eine anbere £rad)t. 31.
SB. ©Riegel in feinen bramaturgifeben 23orlefungen fagt fehr
treffenb: „Jöanswurfr, als allegorifcbe ^)erfon, ifr unfrerbltcb
unb wenn man ihn nodj fo fteber begraben ju haben glaubt,
fo fommt er unoerfehens in irgenb einer gra»itattfcben 3lmts=
fletbung roieber jum 23orfcbein." 3lls bie Neuberin, etnem
0tufe bahinfolgcnb, nach Petersburg ging, trennte ft'cb ©cbo=
nemann t>on ber Gruppe, ©cbönemann mar ein unterneh=
menber tücbtiger 3)rinjipal, welcher öiele treffliche ©djaufp.
unb ©chaufp.innen bilbete, fo 31 & ermann (f. b.), ber in
fom. , humortfhfcben unb outrirten JRolIen glanjte , ben be=
rühmten Aonr ab Grcfhof (f. b.) , einen SOieijrer in feiner
Äunfr , ben feine 3eitgenoffen mit bem Ehrentitel eines beut=
fchen SRofcius befebenften , 9)lab. Cöwen, eine Socbter
©cbönemann's , bie bureft bie SDMobie ihrer ©timme, ihren
SBortrag unb richtige Slccentuarion Stiles jur 33emunberung
hinriß, enblicb nod) SEftab. ©gröber, 9)?utter bes großen
©cfcröber. ©cbönemann's Gruppe war nie jablreicb , beilanb
aber aus etnem Äern oon Talenten , unb ju ben fd>on ge-
nannten traten fpdterhin noeb fiele anbere. Slucb war er
immer ber erfle , wenn et barauf anfam , gute Originale
aufzuführen, ©ottfebeb gab um bie 3eit feine b. ©djaub.
heraus , bie aber fair nur mäffrige Ueberfe^ungen unb nur
einiges 23raucbbare son 3. E. ©cblegel enthielt. Ueberhaupt
war ©ottfebeb's Stuf fcbon abgelebt, es ging ihm wie Sebem,
ber als Äritifer einfeitig unb als ^robujent unbebeutenb ifr,
felbft bie Sfeuberin oerliefj feine ftabne, fant aber jugleid)
mit ihm, wie er mit ihr fanf. Slus Petersburg }urücf=
gefehrt brachte ft'e fogar ihren alten 5*reuno ©ottfebeb in
Üeipjig carrifirt auf bie 23ühne, ein unbanfbares Verfahren,
welchem bie Scemeft's auf ben 5crfen folgte, benn 1741 ftarb
«ftoblbarbt, ihre le§te ©tü£e, unb ©chönemann mit feiner
ausgewählten Gruppe würbe nun ihr Nebenbuhler in Seipjig.
damals zeichnete ftcb ein junges Talent bei ©chönemann aus,
©tarfe, ber in treuherzigen unb launigen Stollen oortreffs
lieh, als SEorann aber lächerlich, war. 3u gleicher 3eit eta=
Beutsche Bühne 547
fcltrte ^ranj @*urf» au$ 2Bien eine ©efellfdjaft ; er mar
aber ein unruhiger ©eift, ber nirgenbg lange au^bauerte,
•tmar oft gute ©dtaufp. fyatte, bie tftn aber in ber Siegel
balb »erliefen, felbft ein guter ©d>aufp. war, aber bie ex-
temporirten ©djaufpiele über Sllleö liebte.
@o bebeutenb ber Sluffdjroung war, ben bie 93ü^ne in jüngfler
3eit genommen fyatte, fo war bie Umwälzung, tveld>e in ber Jtritif
unb fpdter in ber bram. ^robuetion »orging , noeb, viel exfyeb*
Iidjer unb auf bie ÜBütyne jurücfmirfenb. SÖJir fjaben gefeljen, ba$
bie 23üf)ne, nadjbem fte bie fdjrecfliaVn £aupt = unb <&taatö'
actionen aufgegeben , mae ©ottfd)eb'3 SSerbtenfr war , f>aupt=
fädblid) t>on Ueberfefcungen jeljrte, mag ebenfalls ©ottfdjeb'ö
SBerf mar, aber eben fein oerbienftlidjeei. 2lu£er SOiolicre
unb ben übrigen granjofen , überfe^te man befonberö ben
25dnen J&olberg (f. b.), beffen berbeö Naturell bem bamali=
gen ©efdjmacfe oorjüglidfr jufagte, unb fpdter, nadjbem man
aud> J^olberg'ö überbrüfft'g mar, ben 3taliener ©olboni,
beffen ©tücfe oon @aal überfetjt mürben (11 %\)le. , Ceipjig
1767 — 1777). Die £)rigtnalbid»ter nabmen tf>rc «Stoffe au6
ber alten ©efdjidjte ober »erlegten it>re 25ramen nadj bem
SÄorgenlanbej man mar alfo oon bem ddjten 2Bege, ben
91. ©njpftiug unb SEBetfe genommen Ratten, inbem fte ©toffe
ber neuern Seit, jener ben @arl ©tuart, biefer ben 9Jiafa=
niello be&anbelten , jum (£rfd)re<£en meit abgenommen. 25er
fdjon genannte 3. <?. ©Riegel mar ju ber 3eit fafr ber ein=
jige, meldjer ©toffe mie Jpermann (1743) unb (Janut (1746)
bramatift'rte; er mar jebenfalld unter ben ©d&ülern ©Otts
fd?eb'6 , mie überhaupt unter ben bamaligen SDramenbidjtern
ber talentoollfre. ©eine ©efdimtfter in äaurien, fdjon auf
ber ©djule gebietet, arbeitete er fpdter unter bem Sitel:
Srefteö unb ^Jölabeö um. 1740 begann in ber Äritif ein
neueg 2eben burd? bie mofoltbdtige Reibung, meldje jmifc&en
ber leipjiger ©djule ©ottfdjeb'6 unb ber fcbmeijerifd&en beö
23obmer unb 23reitinger entftanb, bie ju ©ottfdjeb'3 £obe
währte unb feinen fdjon erfdbütterten 9iuf gdnjlicb, oernia>
tete. 25ie ©djmeijer »erfuhren jmar einfeitig , inbem fte bie
2)ia>t£unft ju einer blofen SÖtagb ber SHoral unb ber $)o=
litif madjen wollten, aber fte forberten jugleid), ba$ bie blofe
(Sorrectbeit unb fa>cner 23eröbau nidjt oberfreö ©efe£, fon=
bem mit ©ebanfen unb ^pftantaft'e gepaart fein folltenj aud)
miefen fte juerft auf bie Grngldnber, befonberö SDtilton bin.
3mifd>en ben i'eipjigem unb ©djmeijern ftanben einige früs
fcere 2lnf)dnger oon ©ottfaVb, mela^e jmar nidbt magten, ben
oon ©ottfrfieb oorgejeigten 2Öeg ganj ju oerlaffen, aber ftcb
bod> oon #en@dbmeijern 3ufagenbe$ aneigneten unb bem madj=
tigen ©ertie «Rlopftocf'ä, ber unenblid^ mof>lt^dtig auf unfre
©pradjje unb Siteratur mirfte unb befonberö jener ganj neue
348 Deutsche Bühne
Seiten abgewann, ©ereebtigfeit wiberfahren ließen. 3u bie=
fen fritifefcen SDitttelsperfcnen gehörten 3« &• ©Flegel,
9t a b e n e r unb © e 1 1 e r t , weld)e unter © d r t n e r's Slejibe bie
bremtfdjen Seiträge begrünbeten. Siel pbtIofopr>tfcf)er gefraltete
ft'cf) bie fpäfere fritifd>e «Schule in -Berlin, ju meldier <2 u l =
jer, (ibeerie ber febönen Jtünfre), Nicolai, SDien bei s =
fobn unb JH amier gehörten unb an beren Beftrebungen
auch i* ef fing eine jettlang £heil genommen hat. @o er=
weiterte fidi bie Jlrittf nach ben «erfebiebenften Seiten hin
immer mehr unb arbeitete freieren unb originelleren ^ro=
buetionen t>or. -Diefe Serfchiebenbeit unb 9)iannigfaltig?eit
ber fritifdjen 9tid>tungen nimmt man aud) in ben bram. <pro=
bueten jener ftrebfamen 3eit wahr ; ft'e entfranben fa|r alle
auf bem 2Bege ber Aritif unb ber Theorie, unb hatten mit
2Befen unb «ftern ber Nation wenig gemein. 2lujjer 3- <£•
«Schlegel listeten nad) bem £rauerfpielmufrer ber Jranjofen
nod) t>. Sronegf (f. b.) unb Gbr. g. SBeifce (f. b.) in
ifeipjig , meift in 2lleranbrinern , bod> fd)rieb Unterer , nach
bem Vorgänge t>cn Brawe (f. b.) unb oon 3ob. 4?ein =
rieb ©djlegel, 3. dliai Schlegel'* Bruber, ber 17.58
bas SEbomfcn'fdje Srauerfpiel ©opbonisbe jambifd) über=
fet?t hatte, mehrere <§tüde in .Sfüpigen 3amben, roie bie
^Befreiung t>on Theben, unb Sßeige's Sltreus war bas erfte
Stücf in 3amben, welches jur Stufführung tarn. 2Bei£en
tfr Talent für bie bram. (Sompofttion nicht abjufprecben,
er brachte auch mehr Seibenfcfeaft unb bram. Araft in ben
Sftwbmus, unb in feinem 2>rama: bie Befreiung uen Theben,
trifft man auf einen für bie bamalige 3eit erftaunlid) förni=
gen Slusbrucf, felbft auf treffliche Silber, bie ftep burd) *prä=
ctfien auszeichnen. 2lm befannteften unter feinen Srauer=
fpielen würbe Sf?ict)arb III. (in Slleranbrinern) , worin boa)
feben eine gewiffe, wenn aud) immer noch gezwungene 2Ben?
bung gegen Sbaffpeare bin wahrzunehmen ift. SPtebr als
alle biefe STrigtnalarbeiten ferberte i'effing burd) feine 5llles
penetrirenbe unb überall mafjgebenbe &vitit bas ©ebeiben
ber Sühne unb ber bram. $?oefte. (fr burdjbrad) bas blope
•Öerfornmen, bie conoentionelle «poeti! ber ,yrarr,cfen, beriefe
tigte bas SHifberftänbnip ber ariftotelifdjen ifebre oon ber
Einheit bes £rts unb ber 3eit (f. Slriftoteles) , bradjte uns
ben Qöei^t ber Sllten näher, bie bis babtn nur formell per*
ftanben werben waren , l annte bie <£nglänber genauer , als
je ein 2)eutfd)er oor ihm, berief ftch auf Sbaffpeare, feere
bem blopen Aunftforper bie Äunftibee, ber servierten Un=
natur bas iftatürlidjfettsprinjtp unb bem Slleranbriner in fei=
nen eignen bram. Serfucben bie ^refa entgegen unb wirfte
namentlich burd) feine hamburgifebe Dramaturgie (1707 — 08,
•2 Sbe.,), welche in ber Sheatcrfritif epoebemadjenb ift. 3n
Deutsche Bühne 549
feinen eigenen bram. Serfuc^en geriet*) er auf Slbmege, tn=
bem er barin ba$ 25iberot'fd)e 91atürlid)feit6prinäip ju ftreng
burd)füf)rre , fd>rieb baö weinerlidje , fdjleppenbe unb jimper=
liebe Srauerfpiel SOti# ©ara ©ampfon , weldjee? inbeß alß
baarer ©egenfa§ gegen bie f)ocf)trabenben SUeranbrinerfrücfe
oon bamalö oon großem 9Zu$en war, unb trug audj fonft
in feinen früheren Suftfpielen ber ,3eit feinen Tribut in reid>=
lidjem $Jlaa$e ab. ©eine fpäteren bram. arbeiten führten
biefe Serirrungen unb 3eitfa>tuad)en oollfommen au£. Uns
enblicb f)öt>er ale 9Wif ©ara ©ampfon ftetyt fein £rauerfpiel
(Jmilta ©alotti (1772), mit großer Äunfr angelegt, oon über=
rafdjenber geinbeit ber ©pracbe unb treffliaVr (^r>araftertfrtf,
wenn aud) nidjt ohne eigentbümlidje , bod) immer ebrenooüe
SMängel, bie oon %. 2B. ©ablege l in feinen bramafurgifdjen
SSorlefungen ju mißliebig beroorgebcben werben. 2>odj i)at
©d)legel $Red)t , wenn er bemerft, ba% bie. Seibenfdjaften in
biefem Sxauerfpiele mebr fdjarfftnnig unb wi£ig d>arafteri=
ftrt , al$ berebt auögebrücf t mären, ©ein le§te$ 2>rama, wel=
<bes übrigen^ burcb, feine Senbenj faft mebr Sefyrgebicbt alö
£>rama ifr, Sttatban ber 2L'eife (1779), ifr Sefftnjj'ö tieffteö
©tücf. <jr t>at barin tbatfacrtlicb, Diberot'ö irrtbümlid>e 33e=
bauptung , bie aud) früher bie feinige war , bafi ein 25rama
ber mbgudjfr ju erreicfyenben SNatüriidjfeit wegen ben 23er8
oerfdjmäben muffe , wiberlegt , inbem er ftd> bee Sambuö be=
biente, ber bei Sefft'ng jwar juweilen etxva$ bart erfdjeint,
aber bodb wahrhaft biaiogtfrfj fraftig unb flar gehalten iffc
unb erfr feitbem in ber bram. Spoefte SBürgerredbt erhielt. —
3n ber 2Öeife ber ©milia ©aüotti fdbrieb Seife wi£ (f. &•)
fein £rauerfpiel: 3uliu$ oon SEarent, weldjeö nidjt obne
bram. (Effecte unb gut componirt ijr. ©benfalte in *)>rofa
»erfaßte ©erfrenberg (f. b.) feinen llgolino, ein @tüt£
voll ©djauer unb ©djrecfen, welcfjeg inbeß nidjt wenig ba^u
beitrug , bie legten 9?efre alter spebanterie wegzuräumen ; bae
©tücf fyatte bamalS an genialer «Kraft nidjt feine^gleidjen
unb ift, fo furchtbar ber ©toff war, oon JDöbbelin wirflid)
aufgeführt worben. 211s eine abgefonberte 9cicbtung muffen
bie bram. arbeiten oon Älopflocf (f. b.) betrad&tet werben,
worin er jum SEb,eü ben Sambus gebrauste; er bramatiftrte
mehrere bibl. ©toffe unb in 3 Srauerfpielen ben Jpelbenlauf
«Hermann beg (überuefere;, mit eingelegten 23arbengefängen
im Äiopfrocf'frben 3beengefdfrmacf. 9luf bat beutfdje 9ta=
tionalgefü^l t>at er bamit wo^I gewirft, aber nid>t auf bie
Süb,nej ben langen ©djweif oon J^ermanneibramen , ber fia>
ermübenb burd> unfere Siteratur f>tn^ter>t , oerbanfen wir bem
Vorgänge Älopflocf'e?. 9lber faum oerbanfen wir einen beut=
fdjen Dramaturgen ober bram. 25ia>ter fo oiel als ©tyafs
fpeare? man fann wob,l fa^en, ba^ er einer unfrer 9ta;
550 Deutsche Buhne
tienalbicbrer ifr, fo innig f>aben ft'd» bic 25eutfd&en tfjn ax\-
geeignet. @<bon 1741 erfdncn ©baffpeare'g Suliue (Säfar,
überfegt »on 23orf; 5- <^- ©c^Iegcl, ein mürbiger Vorgänger
feinet 9?amenoetter6 2t. 2B. ©cblegel, füllte bie grofen
©cbönbeiten balb f)erauö unb nahm ftcb ber fcblecfcten Ueber=
fegung an. 35er für alle Stiftungen aufgefdi>lo|7ene 2öie =
lanb überfegte mit ©fcbenburg ben ©baffpeare (17G2 biö
66, 8 23be.) ; beibe leiteten ale erfre Ueberfeger ba6 9)töglicbfre.
91oa} mebr tbat Ceffing für bie Verbreitung ©baffpeare'ö
in feinen bramaturgifa)en ©Triften, ©eitbem mar bie .£err=
fdjaft ber franj. s})oetif in 25eutfd)lanb gebrochen, mir lern=
ten nun bie 9iatur aus erfler £anb fennen unb mir bürfen
uns beffen nicht fcbamen , baf unfre oorjügltcbfren bram.
Siebter ftcb mehr ober meniger an ©baffpeare b,eraufbilbe=
ten ; es bat fein Siebter beutfdjer gebicbtet als ©baffpeare,
fein beutfcberes ©ebidjt, auf er bem Saufr, tfir oorbanben als
tarntet, unb in feinen Sufrfpielen ftnben mir, nur in -tieferer
unb poetifdjerer 2Beife, jenen 3ug auSgelaffener Sufiigfeit,
melier in ben alten beutfdjen ©cbmanfen mabrjunebmen ifr.
25urcb ©baffpeare erfl febrten mir ju uns felbfr mieber jus
rücf unb mer ftcb ihm bingtbt, geminnt ftcb, felbfr mieber,
fratt ftcb ju oerlieren. ©baffpeare influirt fcfmn in biefer
^Periobe auf Sßeifje's unb Sefft'ng's fpätere Slrbeiten, auf
©erftenberg u. a. ; fpater , je tiefer er erfaßt mürbe , feilte
er noct) mächtiger mirfen, mie in ber ©oetf)e = ©cbiüer'fa^en
$>eriobe nacbjumeifen ifr. 9tfoa) bleibt unei übrig , über bie
Sufrfptelbtcbter biefer (2r+>ocbe ju fpretfcen. 9lber bae Sufr=
fpiel bat ftcb bei uns, obgleich es an Talenten bei uns nidjt
fehlt, nie ju einer hoben, am menigjren ju einer nattonellen
23ebeutung erhoben; nur in ben alten buntorifrifeben %*fts
nadbtfcbmänfen lag etmas Volfstbümltcbes , maS >2lusbilbung
»erbient hatte; aber mir haben bereite angebeutet, bafi es
ein Unglücf mar , als bie (Jomöbie in 5oi9* religiöfen unb
politifeben 3miefpalts oon ber ©tatte, mo ft'e juerfl Ju# &'
fafjt, aus ©übbeutfdjlanb, ftcb jurücfjog unb in bie £anbe norb=
beutfdjer ©elebrten gerietb, beren ©ein unb 3Befen bem 23olfe
entfrembet mar. 3Me eigentliche 23olfscomöbie , bie fi'dj aueb
mehl noch auf ben Puppentheatern in robefler §orm erhalten
t)atf tarn bagegen in bie ungefebiefteften unb unfauberften
Jpänbe, mabrenb bie gelehrten Siebter feit ©ottfdjeb ftd)
barauf befebranften , bie franj. üufrfpielbtdjter nacbjuabmen
unb für ben meit nationelleren Anitteloers bes Spane ©acb,«
ben gefpreijten ätleranbriner , ben oerborbenen gried). SEri=
meter , einzuführen , ber für ein beutfebes £>t)v ein mabrer
©reuet ifl unb felbfr in ber gefebieftefren JBehanblung etmaö
Stntipoputaree hat. ©ottfcbeb'e Jrau, i'uife Slbelgunbe
2iictoria, geb. Äulmuei, tbree SSHanneß trene ßumpanin
Deutsche Bühne 551
für bte Stteratur, wie für £ifc» unb SBett, war in il)ren
Sufrfpielen ein wenig glütflicfcer al$ im SErauerfpiel. 2?or
2Ulen tft au* t>ter wieber 3. (£. @d»legel ju nennen, ber
etwaö über bte Möge Nadjafjmung franj. Dramen rnnauc3=
ging unb bte griect). Glaffifer auf ftd> inftuiren lief. Unter
feinen 5 Sujlfpielen finb bie befren: ber ©efjeimntf oolle , bie
fhtmme <£dwnf)eit (in Süeranbrinern) unb ber £riumpl) ber
guten ftxan. 3n moliere'fa^er 2Beife fcprieb 3. <£. Artiger,
erfl ©tubent ber SEfreologie, fobann ©cfyaufpieler unb nicnt
ot)ne Anlagen , feine tuftfpiele : bie ©eifilia^en auf bem Zanbe,
welket? balb conft'öcirt würbe, ber blinbe (£f)emann unb bie
©anbibaten } aucb, ffllnlinß mar ein Dtadfrafnner SMoliere'ä.
Dem Äreife beß bürgerlichen Üebene entlehnte ©ellert feine
£ufrfpiele, fo bte Sktfcbweftern , bie jä'rrltdjjen ©djwefiern,
bat erfte rür)renbe Suftfpiel , n>ie Cefftng'ö SOlif @ara @amp=
fon baß erfre bürgerliche Srauerfpiel ifl, baß üooß in ber
Corferie , meldfrec? fid) allein unter feinen «Studien längere Seit
auf ber SBüfyne erhielt, ©ellert fcfyrieb au* ©cbaferfpiele,
unb alle feine Sufrfpiele fjaben etwaö <Sdjäferlid)e$, baju eine
breite 23ettelfuppe öon trtoialen @ittenfprücr/en jur ©runb«
läge, nur feine eigentliche -vis comica; in ^inft'a^t ber <£f)as
racterifrtf ft'nb fte ntct)t oh,ne SJerbienfr. ferner ft'nb alß
Sufrfpielbiäyter ju nennen $t. $. 3frett)err oott ©abier, ein
Seftreidjer , welcfcer in feinen i'ufrfpielen befonbere wiener
©itten »erarbeitete unb beffen Cufrfpiel : ber SJhnifter , feiner
§reimütt)igfeit wegen einiget Sluffe^en machte; Ä. %. 9t o =
manuS, ber ffdj in 6om. 3ntrtguenfrücfen alß ein ntcbt uns
glütflicfeer 9iacbal)mer beß SEerenj bewährte; (Soxneliuß
oo n 5lnrent)off (f. b.), beffen Suftfpiel: ber sPoftjug, ju
ben wenigen arbeiten betttfcber 3unge gehört, welche %xieb=
xi<t>ß beß ©rofen 23eifall erhielten; 3» £• «Schloff er, ber
nod) alß (Sanbtbat rüfyrenbe Suftfpiele fcbjieb; bie beiben
©tept)ante (f. b.), oon benen ©ottlieb «Stephanie baß
meifre Talent oerrietf) unb recfjt lebenoolle ©tücfe »erfaßte,
bie vielen Sktfall fanbenj 3« <S. 23ranbe6 (f. b.), welcher
alö ©cbaufp. äiemltcb unbebeutenb war, beffen Suftfpiele aber
nicbt übel ftnbj ®. <l. £effing, beffen früfjeften fiuftfpiele
wenig bebeuten wollen unb ganj im ©efdjmacre ber bamalt=
gen 3ett gehalten ftnb, ber aber in ber Seit feiner Steife
baß nationell djaracteriftifcbe Suftfpiel: SDiinna öon 23arn=
f)elm, fdjrieb (1763, aber erfr 1767 gebrucft), wela^eö unter
ben beutfdjen tufifpielen noa> immer ben twiften Slang be=
Rauptet unb worin wenigftenö bie Nebenfiguren e<bt beutfd^en
©eprägeö ft'nbj 3. 3- ©ngel (f. b.), SSerf. ber SSJitmif, ein
belicater Genfer, aber ein ju auöfdblief lia^er SSerefjrer beß blofen
Natürliüettöprinctpö im Drama, trefflicher ^profaift, al^ 2)ra=
matiferfprac^li* elegant, fonft unbebeutenb j Ä. ©. Seffing,
562 Deutsche Bühne
Sruber be$ grofjen üefft'ng; 3- Ä. 2Be£el (f.b.), ooll Saune;
©rofjmann (f. b.), beffen fiuftfpiel: Nicht mehr alö fteben
©cbütieln, überall mit unoermüfrlicbem Seif all gegeben würbe.
2>te profaifdje ©ebretbart oerbrangte im Sufrfpiel ben Serß
fafr ganjlicb ; Sefft'ng fonnte unb fann neef) in ber Jlunfr ju
bialogiftren als SWuffer gelten. Um bie 9Jiitte biefee 3af>rf).
begann auch bie fom. Oper mit bem ©ingfpiele: ber Teufel
ijr loö, weites (^ f> r. J. 2Beifje, ber neben feinen £rauer=
fpielen auch i'ufrfpiele oerfapte, einem engl, ©ingfpiele frei
naebbilbete. £>ie Jtocb'f<be ©efelifchaft führte ba& ©ingfpiel,
woju ©tanbfttfj bie Sftuftf componirte, in üeip^ig auf.
25er ungeheure Seifall, welchen ba& ©tücf überall erwarb,
ermutigte Sßeifje ju noch mehrern anbern fom. Opern, bie
burd) tt)ren natoen 25iaIog auferorbentlicb anfpracben unb
beren niebliche lieber Grigentbum beö Solfeö würben. 1759
erfchien ber 2. £heil biefeö ©ingfpiele, ber unter bem£ifel:
ber luftige ©ebufrer, fafr noch bekannter mürbe. 3n biefem
©enre folgten ihm 25. ©cbiebeler, beffen Operette: £i=
ft'art unb SDartolette , nach bem 5ran3«> burd) ^iller'e 9Diuftf
beliebt würbe, 3. 23. SKichaeltß (f. b.), %. 2B. ©otter,
ber vortrefflich ju oerfiftetren mufte, 21. ©. $ieifiner u. a.
25iefe bungefarbten 23efrrebungen auf bem Qyebiete ber
«Kritif unb ber bram. Sprobuction fonnten auf bte Sühne nicht
ohne@influfj bleiben; 25rama unb Sühne entwickelten ftch mit
unb burcheinanber lebenbig fort unb auch le^tere erreichte in
biefem 3abTb., obgleich noch bureb feine flebenben Sühnen
oertreten, einen au$ erorbentltcben £öhepunft , fo ba$ wir,
nach ben Berichten oon bamalei, fafr glauben möchten, fte
fei bamate oon größeren Äünftlern reprdfentirt worben ale
gegenwartig. 3war Iöfle ftch bie ©efellfcbaft ber Neuberin,
bei ber jule^t noch Srucf unb © dh üb er tb. einen grofen
tarnen erwarben, im 3. 1743 gdnjlicb auf, bagegen oer*
ftctrfte bie ©cbbnemann'fche Gruppe ihren JCern mit ben bef=
fern SSHitgliebern ber jerfprengten Neuber'fcben ©efelifchaft.
©ebbnemann war bamalß in Serlin, wo er bie ©d>aufpieler=
charlatane, Ä'arl oon ©efenberg, genannt ber fiarfe
üJiann, unb beffen Nebenbuhler J&ilferbing («pantalon
i>e Sifognoft) oerbrangte. lleberhaupt begann bamalet eine
menigfiene gldnjenbe £beaterepocbe in Serlin; §riebrich ber
©rofe hatte ital. ©dnger, franj. ©chaufp. unb &dnjer oer=
fchrieben unb aus beutfeben SSHuftfern eine treffliche (Sapelle
gebilbet. 1743 würbe ba& pracbtoolie Opernbaues mit einer
ital. Oper, beren Sext oon einem Staliener, bie SS^ufif oon
©raun war, eingeweiht. SWabam ©ebrbber friftete 1742
eine neue ©efelifchaft in Jpamburg unb fpielte eine jeitlang
im Opernhaufe, ging bann nach JRofrocf, f ehrte 1744 wieber
nach Hamburg jurüct wo ihr Qiatte, Drganifl in Serlin, fte
Deutsche Bühne 5o5
befud&te, eine furje SBieberpereinigung, roelcber ber grofie
g. £. >£d>röber fein&afein perbantte. 1744 raffte btc >Jieu=
berin abermals eine SEruppe jufammen unfc engagirte &a =
tbarina iWagbalena JUefelb, melcbe, nacb bamaligen
23ericbten, im Jtemifcben , wie im SEragifcben, in ertemporir=
ten , wie in regelmäßigen ©tücfen gleicb grop mar. 1745
fl>ielten Scbönemann unb bie ^euberin roäbrenb ber ;Dfrer=
mefTe 311 8eipitg ju gleicher 3eit; leerere bat bat SSerbienfr,
äuerft ein Sefftng'fcb^ Suflfpiel : ben jungen ©elebrten , auf
bie 23übne gebraebt ju baben. 23ei ber ©cbönemann'fcben
Gruppe bagegen befanb ft'cb ber bereite al6 £uftfpielbicbter
genannte & rüg er, melcber bamalö bie SERaripaur'fcben £ufr=
fpiele überfeine, aueft jeiebnete ft'cb, unter ibren 9)Utgliebern
©. 5. JUrcbboff auö. Unter ben ©cbaufpielerinnen würben
berübmt bie ©djaufpielerin Äocb, welcbe fogar pon bem be=
fannten SDtaler ©raff gemalt unb Pen Saufe in Tupfer ge=
flogen würbe , tvae per tf>r neeb feiner gefcbefyen war , unb
Scbanne (£bufH<*ne @tarf, bie man wegen ibrer 3n=
nigfeit unb Sftaipetät bewunberte, fo ale SDttfi Sara Samp=
fon, nie fpäter al$ (Jlaubia ©alotti. 17.50 trat Jlecb als
$Prin$ipal auf unb nabm ba$ Sfteuber'fcbe ISbeater auf bem
Slumenberge in Seipjig ein — ein frrenger SSttann, ber auf
anftänbige Sitte, Ürbnung unb gleif , auf gute unb jmecfma=
fjige ©arberebe unb SDecorationen bielt unb nadb tiefer <&eite
l)in bat beutfebe Sbeater wefentltdj förberte. 1753 würbe 5lcfer=
mann (f. b.) , ber bie perwitwete Sdjröber gebeiratbet batte,
9>rütjfpalj er fam 1765 nacb Hamburg, baute bafelbfr ein
'k.fyeatex , trat et jeboeb 1707 an eine ©efellfcbaft Pen Äauf=
Ieuten ab, unter beren £>irectien, nacb Sluflcfung ber ©e=
fellfcbaft, er ft'cb felbft engagirte. ©rfjueb in 23erlin erhielt
1755 ein ©encralpripilegium für alle fbnigl. preufj. Sanbe;
nacb feinem £obe (1764) übernabm fein Sofyn bie S3übne
unb baute bat iEbeater in ber SBebrenfrrafe. 1706 fam ber
fpater berübmt geworbene 3) ö b b e I i n mit feiner ©efellfdjaft
nad) 95erlin , fübrte juerft in 2)eutfcblanb ben Otbello auf,
traf überbauet »tele webltl)ätige Reformen unb maebte mit
ber Sttinna Pon 23ambelm, bie er in 22 Sagen 19mal jur
SDarftellung braebte, gute ©efebafte; bennoeb fallirte er 1771.
3n bemfelben 3a&re erhielt Jtodb bie Sonceffton Sdmcb'S
bet 3üngern, weldter geftorben mar; jur Eröffnung biebrete
SRamler einen Prolog. 1775 frarb «Rocb; 1777 folgte £>öb =
bei in abermals. 2Öar Ji'odj'ö SBerwalfung bureb SRecbtfcbaf:
fenbeit unb Südbtigfeit attsge^eiebnet, fo rourbe bie 2. ißers
maltung ^öbi>elin'ö noeb mistiger, inbem ft'e meb.r bie poet.
3ntereff«n ber 25übne unb baä böbere 2)rama förberte.
Ueberbaupt begann ie§t eine clafftfebe ^)eriobe ber 23übnen=
fünft; SDieifter reibte ftd> an ÜÖteifier, 2)id)ter an SDtdjter,
Stjcatcr^ßcrifon. IL 23
534 Deutsche Bühne
bie Axitil beruhte t>cn Sefftng bie auf 2B. 91. ©dblegel auf
foliben ©nwbfäfcen, t>on benen ft'e jeijt ganj unb gar ab=
gewichen ift; man hörte bamale aud> auf bie ©rimme ber
«Rritif, währenfc man je$t nur gelebt fein mtll; bamale gab
es Gelebritäten , je§t fcfcaffen tnterefftrte SHecenfenten be-
ren eine 9)Jenge, beren üid>t aber iJiiemanb fteht noa>
fennt (f. Gelebrifäf). hieben 2)öbbelin in 33erlin ifr in biefer
Bett befonbers Hamburg )u nennen. £ier batte fdjon .Äod)
yen 1758—83 eine ocrtrefflicbe ©efellfcbaft, worunter (£cf=
bof, ©tarf, 2Bittt)öft , 23ranbes, 23rucfner, ©auntner u. a.
9tur eultioirte Jlod) ju einfettig bas i'ufrfpiel, im ©egen=
faße ju ber fpatern Verwaltung Döbbelins in 23erlin, ber
ju ausfd)lie£lid) bie £ragöbie begünftigte. Hamburg, früher
gro£ im Cpernpomp , SWafdnnens, SDecoratiens = unb SJers
manblungsmefen , mürbe immer mehr Sötufrer für bas reci=
tirenbe Drama. Jpier febrieb Cefftng feine berühmte i)atm
burgifdje Dramaturgie; hier glanjte lange 3eit fyinbuxdb
5IcEermann in SDiantelroUen , launigen Vätern unb (£ba=
rafterollen, ben ber grofje @d)röber in Dielen Atollen für un=
erreidibar halt unb ben felbfr (£d?bof febr hod> ftellfe; hier
glänzte ferner feine grau i frühere ©gröber, als Jpelbin,
aud} als Sehrerin jüngerer Talente ausgeweitet, 9D?ab.
^enfel unb bie jüngeren Talente Dorothea unb di}ax'
lo tte %Ld ermann, ferner ffiab. 23ranbe6, in ihrem geuer
unmtberflehlidb , als Wlebea t>on ©dtröber für unübertrefflich
gehalten. Hamburg erjog bie gröffen ÄünfHer, fo VrodN
mann (f. b.), SR ein i de (f. b.) nebft §rau, ben genialen
23ordiers (f. b.) u. a. 3n 93erlin gab diSb/of in bem=
felben 3a^rc ben SDboarbo fo oortrefflicb , bas (£ngel, ber
im münbliaVn Verfebr ungenirter mar, als in feinen
©djrtften, oermunbert ausrief: „bas ifr ein SSeufelsf erl !
fix bat mein ganzes 23lut in 2Iufrubr gebracht; alle 2(bern
ftnb mir gefcftiuollen!" Diefe 2leufkrung eines fhengen
unb berühmten Jlritifers bemeifi metyr als Sllles, meldje
SBunber bamals t>on ben 23retern aue» gefdjeben ftnb unb wie
* grofj bie Talente ber barfreüenben ÄünfHer bamale geroefen
fein muffen. (Jcfbof mar, obgleidj ihm Äofjlbarbt t>oran=
gegangen, ber eigenflidje Umbilbner ber bisher fo gefpreijtett
unb fohlen patbettfeben JHecitation auf ber b. 23.; er führte
ft'e, wie überhaupt auch, bie öefticulation , auf bie mahre
unb einfache Dtatur *,urücf unb mürbe baburd) ber erfle 23e=
grünber jener »ortrefflidjen @d)ule, meldje oen ibm bie auf
Sfflanb herunferreidjte, nod) in Semm unb (Softenoble eifrige
Vertreter fanb unb mit (fflair unb 5lnfd)ü§, bte ge>uiffer=
mafen bertfelben 2Beg »erfolgen, ganjlid) ju erlöfdjen brobt
(Sdfyof mar ber feinfre 9)Jenfd)enfenner unb 2Wenfd)enbar|telIer
unb oon ber Siction feines ©eftdjte fonnte man fagen, was
Deutsche llübne 535
•Wooerre von ©arrtcf fagt: „er hatte für jebe JKolle ein
eigene* ©eficbt!" 2lucb bas ©enie ©diröber's entwickelte
ftcb je$t unb ftäblte ft'cf) an ©baffpeare'ö StteifrerwerBen.
2Bie ein electrifcbes geuer fcblug ©bat'fpeare's ©enie t>a=
male in unfre ©djaufp., in «nfre Siebter, unfer ^ublifum;
«Hamlet würbe felbft in ben Heinern ©täbten populär unb
ein Sieblingeftücf felbft berumjjtebenber 2Janben. ©gröber
bat bat -Üerbtenft, ifjn auf bie JBüljne gebraut ju haben j
23rocfmann gab ben Hamlet unb 23rocf mann unb Jpamlet wur=
ben in 2)eutfd)lanb ibentifcb. S3alb folgte ber Dtbello in <£am=
bürg, fpäter ber £ear, worin ©gröber bereite in feiner gan=
jen erfcbütternben ©röfe ft'cb geigte > fein erfrer üollftänbiger
&riumpb oorber war ber greife (Sonftantin in Ceifewi^' „Suliuö
t»on &arent." Slber fcfeon 1778 fcfelofj bie glänjenbfte 5£beater=
epocbe J&amburgöj bie beiben Stetnicfe'ö waren bereits fortj
SBrccfmann ging nacf; 2Bien, <$dlt)of unb Sbarlotte 2lcfer=
mann waren geworben} 2>orotbea Leiermann fyatte ftefe an
einen »Privatmann oerfteiratbet, 17S0 ging ©djrbber'e rubm=
würbige Verwaltung ju (£nbe. Einige 3abre »orber war
noeb (^brifl (f« *>•) für Hamburg gewonnen worben, ein
grajiöfer ©cbaufp. , bureb, bie einfaebften SSJitttel wirffam,
ben Sfflanb feinen Sebrer nannte. 2>afj 2)öbbelin in 33erlin
ba& bösere 2)rama, bie SEragöbie, bie ^Pröbucttonen jüngerer
öaterlänbifdjer Talente oorjugeiweife unb faft ju auefcbliefj=
lieb begünftigte unb barüber beinahe ju ©runbe gegangen
wäre, ift fdjon oben angebeutet worben, bafür ift tbm in
ber beutfeben £beatergefcbid)te ein ewiges 5lnbenfen verbürgt.
Ueberbaupt fteben wir je£t an bem »Anfange einer neuen
©poebe ber beutfd&en bram. Siteratur, ber f. g. ©turnt = unb
2>rangperiobe.
<£$ war bamalö tüirfitdt) eine ^Jeriobe bee ©türme* unb
orange* , ber loegelaffenen ©emalität unb ©reentrteität.
2>as ©djaufpielerperfonal ber oerfa^tebenen 23übnen be=
ftanb juin größeren Sbetle au* Benntnifreicben fieuten, au*
fcbwungoollen , abenteuerlichen ©tubenten, aus ©ntbuftaften,
benen it)re Jtunft über 2llle* ging unb bie raftlo* bemübt
waren, ftcb ju ooüenben unb unter etnanber ju wetteifern.
©ine «ftunftfebwarmerei fyatte biefe f. g. oerborbenen ©enie*,
biefe luftigen Söget unb relegirten ©tubenten ergriffen unb
fübrte ju ben berrlicbften (Erfolgen. SSÜir b<*&en ^on tbnen
©baffpeare, ©erbe, ©djiller unb Sefftng geerbt unb wiffen
Baum noa^ bie ©rbfa^aft' ju bebaupten, gefebweige fte ju oer=
mebren unb ben Siadjfommen permebrt ju binterlaffen. ©elbft
ba$ geniale 2$agabunbenleben , ba$ fte führten, fyat auf ben
23übnenjuftanb lener 3eit eber »ortf>ettfjaft gewirBt alö nacb=
tbeilig unb bielt it>r 23Iut unb ibre tyfyantafie lebenbig unb
frifa). Sfflit btefen ©o)aufp,n fonnten aueb bie bram, SDicfeter
23*
556 Deutsche Bühne
wohl ettoaö wagen ; baju war bat «Publifum viel natoer
unb weniger tüftelig, belifat unb rücfftcbtepoll alö je£f, unb
bte ^rin^ipale juntal »ort wahrem Jtunftfeuer befeelt. £>aber
formte ©djiller bintereinanc-er feine FRauber, feinen gieäco,
feine Jtabale unb Siebe ruagen. 2)as £beater ju SJiannbeim
(f. b.), welches bamalö ebenfalle feine ©lanjperiobe blatte u. wo
ber oortrefflicbe greihew: t?on •Dalberg (f. b.) tbätig war, nährte
fein bichterifcbee geuer unb fam ihm halben 2Beges entgegen;
ber tüchtige ©cbaufp. 23 eil (f. b.) unb ber treffliebe 23ecf
(f. b.), @cfbof'6 (gebüler erfter J&anb, febwebten ihm bei fei«
nen genialen «Schöpfungen mit ihren meifterhaften £>arfrellun=
gen öor. 23on biefem 3eifpunfte an wirb bie beutfebe bram.
Literatur unb bie 23übne überhaupt in ihren einzelnen 25aten
lichter, weshalb wir unfre gefebiditlicbe 25arjrellung uon jetjt
fürjer faffen bürfen, inbem wir auf bie einzelnen Slrfifel,
worin bte oerfefciebenen 23ühnen, ©cbaufp. unb bram. SDiibter
©eutfcblanbö cbarafteriftrt ft'nb, oerwetfen. 9cad)bem Sefft'ng,
Seifewit) unb ©erftenberg freiere gormen für bat 2)rama ge=
funben hatten, überlief fteft eine ganje Partie twn Scbriffs
frellern ben wilbefren <))banfafrereien, fo im Suftfpiele Wi i <b a e I
SReinbolb Senj (f. b.) unb im Srauerfpiele griebrieb
SHarimilian oon Älinger (f. b.) , beren großes Talent
bei allebem nicht bejweifelt werben fann. 3n biefem ertra=
»aganten ©enre, aber boa) mit unoerbältnißmäßig größerem
SBübnengefcbicf bietete aueft ^rtebridt) r>on ©cpiller
(f. b.) feine GrrfHingöwerfe, mit benen er bie ©emütber
in 25eutfchlanb , bie an einem fo mächtigen ©efüblöfhirm, an
einen fo energifeben Qlusbrucf nicht gewöhnt waren, bit %um
©runbe erfchütterte. Grs war bat aufprallen einer eblen
großen @eele, weldbe ft'cb, freilieb auf eine etroat feltfame
SBetfe, gegen alle SGieberfräcbfigfeit , in ber mobernen 2Llelt
unb gegen Sttleö auflehnte , was bloßer «gchlenbrian unb
bloßes J^erfommen war. SDiefe 2Beihe erhebt felbfr bie SDiäns
gel unb offenbaren gehler in ©dbiller'ö ©rfrlingsmerfen ju
Stugenben. £)ann fann man auch, nicht laugnen, bafi in ben
SRaubern, in Äabale unb Siebe unb im giesfo eine große
güQe ädbt theatral. Effecte oorbanben ifr, freilich auch oiel
Sentimentalität, aber eine großartige, unb außerbem bei
allem anfeheinenb unnatürlichem Schwulft ein gefunber Äern,
oon 9catur ftrofjenb , unb jebenfalle: in ber ©ebilberung ber
(Sbaraftere eine größere SDcannigfaltigfeit unb 9>rägnanj, als
in ben $)robucten feiner oollenbetern $)eriobe. SB.äbrenb bat
SJolf für biefe ©ebilbe febwärmt unb immerbar febwärmen
wirb, machte bie Jtritif, befenbers feit 21. 2B. «Schlegel , r»er=
gebltcbe Slnfrrengungen , ft'e r>or bem ^ublifum ju »erbäebs
tigen. Sie correfponbiren aber ju innig mit ben Sicht* unb
Scbatrenfeiten ber beutfefeen Nation, als ba^ ftcb ihr ©inbruef
Deutsche Bühne ."> >7
je »erwtfd&en laffeit wirb. Qrine äf>nltc^e ©türm = unb Drangs
pertobe, nur, feiner Sftarur entfprecbenb , in gemeffenerer SBeife,
burd)lebte unb manifeftirte SBolfgang ©oetbe in feinem
@ö$ fon 33erlid)ingen. 9lucb in ©b§ fpiegelt ftd) ein ©tücf
»on jener ivilbfräftigen 9iatur be$ Jtarl SHoor, bie, gegenüber
ollen ^rttMlegien unb gefe£lid>en ©djeinbeiligfeiten unb 9ted)t6=
»erbrebungen, mit eigener ?5aufl unb ©eifresfraft Stecht unb
©eredjtigfeit ftd) tterfd)affen will. ©oetfje'6 ©ö$ v>on 93er=
Iicftingen ifl ein »ortrefflid)ee (Sfjaraftergemälbe , bei allem
geuer befonnen gearbeitet, bei aller 23unff)eit einfacfc grofj,
ein 2Berf beö ©enieö. üetber fnüpfte ftd) an ©oetf)e'6 ©6$
jener lange 3ug »on JRitferflücfen , meld)e mit $)eifd)en?nall
unb Donnerwetter , mit Waller) unb SDiorbio , mit ©eiflerfpur1
unb $)faffentrug unb mit bem ©efammtapparat ber heiligen
93ef)me lange Beit hjnburd) bie Sühnen unb in 9titterroma=
nen bie Citeratur »erwüfleten, wie burd) @d)iller'£ Stäuber
ein ganjer 28ufl oon SRäuberbramen unb Stäuberromanen
fyertwrgerufen würbe , worin man bie SDtoral auf ben «Kopf
flellte. Die bellen Dramen im ©efd)ma<f be6 ©b§ ft'nb nod)
Otto »on 93Mttel6bad) , »on 23abo (f. b.), unb Slgnes? 23ers
nauerin unb (Saöper ber Springer, oon 3- 91. ©rafen oon
!Xörring. Die proteifd)e »JZatur ©oet^e'^ unb ber ewig rin=
genbe unb fiittlid) ftd) abElärenbe ©filier fonnten ftd) mit
biefen flürmifd)en SSJfanifeflationen ifyrer Did)ter?raft nid)t
jufriebenflellen } ja ©oetfye, t>ielletd)t nod) mefjr als @d)iller
berufen, burd) bram. ^robuetionen ber 93üfme eine bauer*
feafte Safte ju werben, oermannigfaltigte unb jerfplitterte
ftd) faft in ju oielen JKid)tungen. Sjjjan mag biefe Sielfeis
tigfeit feinet ©enie$ bewunbern, aber man wirb beflagen
muffen, bafj er ber 23üf)ne an ftd) nur f)albe 9lufmerBfamleit
fd)en£te; felbft in ben Dramen, bie wir oon iljm beft'§en,
war tb,m ba$ SEbeater nur 9?ebenfad)e, er wollte barin irs
genb ein äftf)etifd)e6 $)rinjip »erfed)fen, ober eine Sebengs
anft'd)t burd)füf>ven , welche ber 23üf)ne fremb ftnb. 3n ifym
offenbarte ftd) bereite jene erperimentirenbe unb tenbirenbe
Literatur, weld)e je§t an ber £age6orbnung ifl, ofyne nur
entfernt mit ber ^robuetioität ©oetfye'6 oerbunben ju fein.
©d)on in früher 3eit fd)rieb er feinen (ülaöigo unb feine
©tella, im ©anjen nur mittelmäßige ©tüofe, jenes inbef» »ott
guter (SfyaraE teriftif , biefeö t?olI franfl)after ©mpftnbfamfeit.
©oetlje hätte ju bergleid)en anecbotenäl)nlid)en ©djnellarbeiten
feinen ©eniuS nid^t ^ergeben follen? ^nperfentimentale 9?adj=
af)mer, ju fd)road)lid> , um 0öt()e'$ grofje @igenfd)aften nur
entfernt fid) aneignen ^u t önnen, beriefen ffd» nun auf «Stella
unb (Slaoigo. SlUe bie angenehmen, fpradjlicb oollenbeten
i leinen Operetten , alle jene Suflfpiele unb Cuflfpteldjen im
franj. ©efajmarfe unb im ©efd)macfe ber opera boiTa, alle
3a8 Deutsche Bühne
jene $aftnad)t$: unb ©atwrfpiele , mit QJnfldngen an 43anS
©aa^e ober an bie ©rieben, fo überreich, an ©ebanfen unb
poet. Sdicnljeiten fie auc$ tro# ipvee tleinen 9taf)mens fein
mögen, tonnen hier nid)t namentlich aufgeführt werben; man
erflaunt über ben oielfeitigen ©eifr, bem s2llIeS munbrecfjt
war, aber man bebauert, bafj er fo im .Kleinen eerfdjroenbet
würbe. SDennod» liefen fie if)m Seit genug übrig, einige
große bram. arbeiten $u »ollenben , auf welche bie beutfdje
l'iteratur mit 3ied)t frolj ifr. £ier$u gehören (Egmont, t>on
allen ©tücfen ©oethe'S bas am fcentfd)fren unb tl>eatralifd)=
fren eingeridjtete, unb 3pl)iijenia unb£affo, in welchen le$=
teren beiben ber SIbel beS ©oetfye'fdjeS ©eifieS wie bie 3art=
fyeit feiner ©pradje fteb. auf Sex f>ödr>fren «Stufe beftnbet.
SDiefe ©tücfe ftnb biejenigen, in welchen ein 2)eclamator am
twUfrdnbigfren jeigen fann, was er oermagj bjer ifi bie
©prache SDiuftf geworben. (Enblich, ifl f)ier ©oetfje'S §aufr, baS
beutfdje 9iaticnalgebidit , ber ©Riegel, worin bie SluSldnber
unfre weltenausgreifenbe Statur am flarfien erfannt l)aben,
um fo weniger ju übergeben, als er, bureb, ein fübneS 2Bags
nif, oielleicbt baS leiste, bem ft'dj bie 23üb,nen im reettirenben
©enre be$ 2)ramaS unterzogen fyaben , auch (£igenthum ber
fSüi)ne geworben ifl. 2BaS ©oeffje alä 25ramatifer ber b. 93.
fyätte werben fönnen, wenn feine 33efrrebungen nidjt über
bie 23üfme bjnauSgelangt Ratten, ifr wohl am heften aus
bem ^auft ju ernennen, ©pdter, als ftcb ©oethe'S Statur
immer üornebmer abglättete, fdjrteb er noch: bie natürliche
£od)ter, einSBerf, baS, wie ein JlritiBer fagt , marmorglatt,
aber auch, marmorfalt ifr. Snniger fchlofj ftch ©exilier ben
Sntereffen ber b. 23. an. £>ie gewaltige .Kraft feines ©emütbeS
fprubelt noch in feinem 2>on (Sarlos ; tüelleicht noch mehr baS
$>robuct eines glü^enben £erjenS, als einer biebterifeben
©efialtungSfraft, aber reich an ddjt bram. unb tfjeatral. 9)io=
menten, ein ^Hingen nach Slbflarung beBunbenb, bei allebem
in ber (Sbarafteriftif überfchwanglicb, einbringlidj burd) ©lutf>
ber ©prache, merf würbig bureb Äühnhett ber (Scmpofttion,
bie nur ju fpielenb unb intriguant unb in s-HUem auf bie
©pi£e gefreut ifl. 25ie oollfranbigfle Slbfldrung erlebte ober
errang ©djiüer in feinem großartigen SEBalienfretn j jebeS
neue ürama geftaltete ftd) als neue ^pbafe, als ein neues
(Experiment, felbfl theatral. wirf famer als bie frühem, fo=
gar bie 23raut twn SDfefftna nid)t ausgenommen, rro$ ber
langen (5l>oröerfe, meldje bie Jf>anblung aufhalten. 2ll6Som=
pofttion am l)öd)fren flet)t SOiaria ©tuart, an ©ebanfentiefe
unb WHad)t ber ©efraltungen 2Ballenflein, an ©infad)l)eit ber
23ef>anblung unb 9iatürlid)feit ber 6f>arafteriflif 2Btlf)elm
Seil. 9Jtit biefem 2)rama würbe für ©djiller eine neue
<£pod>e begonnen f;aben, bie ber nationellen (Sfjarafteriftif,
Deutsche Bühne 359
iwie ft'e ftd> aucf> in bem öortrefFfidjen £orfo beß £>emetriuS
«igt; leiber entraffte ben 2>id)ter ein ju frühzeitiger £ob.
heuexe Jtritifer fyaben SdjiUer poet. ©enie abfpredjen wol=
len, mit Unredjt! <£in 6f>arafter wie ÜBallenfrein , ober eine
Gompofition wie SBiUfjelm Seil, worin ein ganzes @tüc0
©efdjidjte, ja eine weite Socalität mit Seen, ©letfcfjern unb
2ll»engipfeln ö erarbeitet ift, Ia# t ft'cb, oi)ne ©enie nidjt fcf>af=
fen. Seine Stacfjafymer oerbarben ben ©efdjmacB an if)m,
weil fie it)tn feinen tfyeatral. $omp, feine 25erfe wof)l ab=
lernten , aber rttc^t bte ©röfj e unb ben greimutf) feiner ©e=
ftnnung, bie ©lutb, feinet J&erjenö, bie §ülte unb 2Nad>t
feiner fenten$enreia)en Sprache, bie 2Bürbe unb ben 2IbeI
feiner Gbaraeteriftit". ©djiüer ifi: nirf)t bie reine , ungemifeftte
bram. Katar »uie Sftaffpeare , ber 23oben auf bem er fugt,
nirfjt real genug, um Don if>m ju lernen, me man oon ber
iflarur lernt;' er »erführt unwillfü&rltdj ju einem (>of)len
pfnafenfyaften ©entenjenfram , ber ofyne ©d)iller'$ Wbel unb
Äern unerträglid) wirb. Seiber fdjwelgt baß grofe ^u=
blifum mef)r in ©djiller'e? <Sd>wäd)en, al6 in feinen £us
genben. »
9?ad> ©djilter unb ©oeth,e fiel baß b. 2)r. fogleicr; in Un=
bebeutenbljeit jurücf. SOtefjr als je begannen nun bie bram.
£)id)ter fyöfjeren ©tnlö oon ber CebenswirElidjfeit ft'cfe, losju=
löfen, jebe gebrungene (SfyarafterifriE' ju fliegen unb geheime
metapf)öft'fcbe Jpirngefpinnfte ober mofrifdjen Unft'nn einjus
weben, btefen 2Beg »erfolgte fogar mana)eö tüchtige Talent,
wie 3acr>aria6 ÖBerner (f. b.) u. a. dagegen fraep eine
anbre nur allju berbe JHidjtung ab, bie ftd) in Oiitterfrücfen
ober in ^amittengemätben — ju ben Vertretern ber leerem
gehörte befonbers Sfflanb (f. b.) — abmübete. £>ie <2ens
timentalität, jene eielftafte •Jtationalleibenfdjaft , woran alle
SWannbarfeit beß beutfefeen Vßolhß, unb namentlich bie Äunfr
ju ©runbe gel)t, ein ©ift, weldje$ bei unß 2ille3, felbjl
fc^einbar großartige 33efrrebungen burdjbringt , würbe befon=
berß oon «ftofcebue (f. b.) in SRüfyrbramen gehegt unb ge=
pflegt, ©egen biefe «Sentimentalität, bie immer noeb, fort*
wuchert unb jeijt in ber Serif, in ber ÜDlalerei unb ber SDtus
ft'6 auf baß betrübenbfre oorrjerrfdjt, fann' bie «Rritif nidjt
genug »rebigen. Äo^ebue fpeculirte auf ben fdjledjten ober
bem Scbledjten leidet jujuwenbenben ©efcbmacE beß ^ubli=
ium$ unb er fyat bem @ebeif)en ber bram. 93oeft'e toie ber
©cbaufpielftmfr in niebt ju beredjnenbem Sßlaafye gefdjabet.
2>aju waren bie 9Ritter = unb Sftäuberbramen , f. g. roman=
tifdje ©cfcaufpiele, fura^tbar im ©ange. 2ln biefer 23untl)eit
tfl leitet ju ernennen, ba% bie SBü^ne in ©eutfdjlanb nidjtö
Rationellem ijl. 2)aju gab eß noa> eine gelehrte bram. ^)oeft'e j
©otter oerfudjte fogar wieber ben Süexanbriner im Srauer=
560 Deutsehe Bühne
fpiele einjufiihren unb bie beiben ©rafen ©tollberg f*rie=
ben Srauerfpiele im grie*. ©efdjmadP, felbft 51. 2D. ©mies
gel (,,3cn"), webet man ft'rf) nur munbern fann, bajj ein
AritiPer Don fo fcharfem Urteil auf einen fo abfurben anü-
natienellen Slbmeg 31t gerarben im «gfanbe i]'t. Unterteil t>er=
fergten, wie je§t, Sdmellfcbreiber bie 23übne mit ^rooianf,
nur um bae ^ubliPum abfpeifen ju fönnen. Sluf ben poet.
unb moral. ©efjalt ber ©tücfe mürbe menig mebr gefeljen;
«6er j unb Aopf gingen leer aus, aber bie 3unge mürbe mit
febarfem ©emürj gepricfelt unb bat 3mer#fell cur* berbe 3ln=
fpielungen unb 3meibeutigPeiten in 23eroegung gefeet; beibet*
gefebabr mie gefagt, befonbers bureb, «Ro^ebue, erfteres in
feinen afaibrirücf en , mie in „9JfenfAenf)ap unb Stein", „bas
Jiinb ber Hebt" u. f. m., leereres" in feinen Sufrfptelen.
9)ht bem Sufrfpiele mar e6 im ©anjen noeb, übler befletit,
als mit bem ernfren •Drama. 2)ie nattonelle Grrftnbung,
meldte Sefftng in feiner 9Kinna oon Sarnbelm gemacht b»*tte,
mürbe t?on «Reinem benutzt, ober nur unglücflidt. SDlan op=
ferte fein Talent bem täglichen 23ebürfniffe uno bem fd)lech=
ten ©efebmaefe bes 2b/eaterpubli!um6 , bas in £>eutf#lanb
menig €inn für mabre ©ituationsmalerei unb feine <SbaraP=
terifriP f>at , bat im Stügemeinen für bat berbe Smuafro bei*
gemeinen <Spafje£ ft'ch mebr interefftrt, als für äd)t fom. 2Bi»j
unb mirfiidjen ^»umer , unb bat* tm befren Jalle burch cari=
firte 3eid>nung , fentimentale 2ßeinerlid&feit unb frarf aufs
getragene <2*ücerung ber Seiben, meiere innerhalb ber oier
SBänbe ber £äuslicbPeit bleiben, ft'ch befreiten laßt. 3)aber
haben mir unter ben eigentlichen Unterljalfungsfrütfen bie
fdjroffen ©egenfä^e jmifchen bem 23aja33efpap unb ber bür=
gerlid>en Eifere, bie aus ihrem Sbränenaufranbe nicht ber=
ausPommt. £>a£ beutfebe £u|rfpiel hat nie etmas gebabt,
mas im böbern »Sinne fo national gemefen mdre, mie bie
SftasPen bei ben Italienern, bie 3"triguen = , SDiantel« unb
2>egenftücPe bei ben Spaniern, bie 2?aubet>ille$ bei ben 5ran=
jofen unb bie eigentlichen Ubaracterfrücfe bei ben (Jnglänbern;
mir l)aben im Suftfpiele Aeinen gebebt, ber eö an poet. 3n*
f;alt, achter AomiP, getfhreichem 2Bif? unb Sebensmabrbeit
mit 2triftopbaneö, ©olfconi, SÄoliere ober ©beriban nur ent=
fernt aufnehmen Pennte. Unb boch fehlte es nicht an bebeus
fenben Talenten. 21ber bie SJolFePomtP mar burch Uebertra*
gung ber franj. (Jomöbie auf ben ©runb unb 33oben beö
beutfdten Theaters gefrört unb unterbrechen unb bie berbe
beutfebe Jauft mußte mit bem eleganten ausläntifchen Surus:
artiPel nicht fauber u«b gefdueft genug um^ugeben. J&ierju
kommen bie angfrlicften denfurrüdfft'itten in 2>eutfd>lanb,
meiere um fo mebr bae ©ebeiben etneö beutfa^en Suftfpiels
hinbern, ba gerabe fcas Juftfpiel auf ben ^orijont ber ©e=
Deutsche Bühne 561
genwart gefreut ifr unb um ju gebeiben , einen weiten <Spiel=
räum für Satire unb ^erftflage baben mufj . Unter ben ifufr=
fptelbicbtern ber ^eriobe, mit ber mir ee hier ju tfjun fjaben
unb Pen benen noch (5. §• 23 reiner (f. b.), 3« §• 3ün =
g er (f. b.) unb 23ecf ju nennen ftnb, behauptete Ao^ebue
an ÜEalent, 2Bi§ unb *probuctions?raft ben oberften JKang;
fein Dialog »erbient ausgezeichnetes ßob; es ft'nbet ftc£> bei
ihm eine reifte 2Iber achter «Komi?, oft viel Saune unb glücf=
liehe Satnre auf ycrnebme SSorurtbeile unb pebantifebe Alein=
ftäbtereien ; aber 2IUes t|r »on ber Oberfläche gefeböpft, hau^=
baefen, ohne eigentlichen .£umor, bie Sbarafteriftif flach, aus
bem ©röbfien, oft Iteberlicb ; man ft'ebt, bafj es biefem SOtann
mit ber «ftunft unb bem Sehen nirgenbs recfyt (Srnft mar.
2)aju jerfplitterte er fein grojjes Talent auf eine un»erant=
wortliche SBetfe in fleinen §üUfrücfen unb aneebotenähnlicben
(üompofitionen oorn leicbtfertigfren ©epräge, woher ju erf la=
ren tft, bap ft'cb feine feiner ©tücüe mit SBurjel unb Arone
im Gemüthe bes 23ol£s feftgefe^t bat; aber ben ©efebmaef
feiner 3eit oerbarb er unb bie folgen biefes oerborbenen
©efehmaefs empftnben mir noch. „.ftoijebue's Sichtungen,"
fagt ber eble 5. Jp. t»on SBeffenberg, „hauten mehren=
rbeils öon ber Sulalia, ber einnebmenbften ©efüblsjauberin
in „SDcenfchenhap unb diene", bis jum febmujigen ,,Slet)bo<£"
ber.ab ein fublimirtes , feinet ©tft, baß in bie tiefften , oer=
borgenden 2£in?el bes J?er$en6 bringt unb bie ebelft'en Meinte
ber «Sittlicbfeit oerbirbt" u. f. m. 2>cr poet. Grrnfr flüchtete
ft'cb nun oon ber fo gemifjbanbelten 23ühne unb oerfenfte ft'cb
in bie ©emütber Einiger, welche bem Theater ttjre «Kräfte
abfichtlich entzogen. 3u biefen gehörte beforibers gubwig
Ried (f. b.), welcher uortrefflicbe phantaftifche ©tücfe in
höherem ©tole bietete, worin jwar nationelle unb populäre
(Elemente, aber in einer SBeife »erarbeitet waren, bafj fte
nur dou SBenigen genoffen unb h>rau$ge?ojtet werben r"onn=
ren. 3art offenbart fich in ihnen bas SEBefen bes alten 9Dtäbr=
cbens unb ber äJolfsfage, bie freilieb gegen eine bram. 33e=
bantlung ftch ettuas fpröbe »erhalten; es fehlt ihnen nicht
an lurifdjem 3auber unb 28i§, unb an 3ronie, welche erft
burch £iecf ein poet. ©runbelement warb, ftnb fte faft übers
febwänglicb reich ausgeftattet. 3" mef)reren feiner bram.
arbeiten, mit im gefttefelten .Rater, foebt er literarifche <Strei=
tigfeiteu burch, Was ber 23übne »on pornherem entfagen hief .
3n ber Äritif würbe Siecf, neben 21. 2B. ©Riegel unb beffen
SSruber griebrieb ©Riegel, mafgebenb unb tief eingreifenb.
&t)alfyeaTt unb Salberon würben burch fte bem geiftigen 2ier=
ftänbnif näber gebracht, unb befonbers wirfte ©chlegel burch.
feine oortreffliebe Ueberfe^ung bee ©hatfpeare, welche oon
Siecf unb feinen 5reunr>en oielleidbi wortgetreuer aber in
5t>catcr- Serif oiu II. 24
5Ü2 Deutsche Bühne
herberer Spanier gegenwärtig pollenbet würbe , toie burdj ein
Original« uni? 'IHattonaliuer?. ©eitbem ifr es möglid) gewor*
Ceti , bafi mir ben ©batfpeare auf unfern 23übnen felbft un=
»ertürjt« unb pollfränbiger fefjen , als bie 23riten in ber
.fteimatp bes großen 35ictjtere. £ie<f, bie beiben ©Riegel,
StoDaltS u. a. bilben bie fogenannte romaurifcfje ©cftule
(f. £>.). 2Us Dramatifer reiften ft'cb tbnen gouque (f. b.)
unb £ einriß oc n Äleifi (f. b.) an, uno ale ^ouque's
g-reunf aud) Ä. 2B. Sonreffa (f. b.) in feiner (£igen*
fdjaft als l'ufifpielbicbter. gouque tonnte mit feinen fprocen
norMänbifdien JRecfenbramen, bie in poet. Jpinftd)t ntd>t un=
vereienfrlicb ftnb , auf tte 23übne feinen (Einfluß gewinnen,
tag -gen biebtete $>. »on JUeift fein munberlieblicfces Äath=
eben ren Jöeiibronn , meldjes, in ber 23earbeitung mm Jpolbein,
fafr fas etnjige Drama ifr, bas feit ©filier unt> ©oetbe auf
bie Dauer populär mürbe. 2lud) fein trefflid>er „^rinj »on
Jnomburg", dd)t biebterifdjen ©epräges , mürbe ii\ SBerltn
unD namentlich in 23reslau, mit 23eifall gefefyen. hieben
ttinen biebtete £l). Äörn.e.r, als gefälliger 9lacbabmer ©djü*
Ier's feine Sragöbien, jerfplitterte aber auch fein SEalent in
$ leinen Suftfpielen unb 2.$er?leibungsfcenen, fo bap mir feinen
£eb wobl rubmreid} nennen tonnen, aber f)inftd>tlict> ber
23ubne, auf melier er ben 2Beg aller ©djnellfcbreiber ju ge=
ben anfing, febwerlid) beoauern bürfen.
3m ©anjen mürbe ber SRif jmifdjen ber 23übne, wie fte be-
fiane, ebgletd? fie über Dortrefflidje Talente gebot, u. ber bram.
ftoejte t>i>t>erer ©attung immer bebeutenber. 2Bas bie 23übne
unf bie tarftellenben Aünfrler betrifft, fo muffen mir hjer auf
bie einzelnen Slrftfel: 23erlin, Breslau, 23raunfd>meig, ©otba,
J&amburg, SOiannbeim, SOiündjen, Sßeimar, 2£ien u. f. w., wie
auf bie in biefem SBerfe mitgeteilten 23iograpbien »ermeifen.
Unter ©oetbe:s unb ©djiller's Ginflüffen tonnte es nid?t feb=
len, ba$ bie b. 23. ft'A auf ibrer b<>ben «Stufe erhielt, ja narb
mannen «Seiten, j. 23. ber 9iecitation bin, ft'd) fogar oerr>oli=
fommnete unb einen gewiffermaflen trlafftfcben Jpöbepuntt er=
reichte. 9flan näherte ftcb in ben Darftellungen bem Sbealen
immer mebr unb löfte fid) r?on ber blopen sNacftabmung bes
l'ebens unb ber 9iatur at> ; leiber nur , ba^ bie 23üb. ne ftcb
auf biefer ibealen £öbe nid)t erhielt, nod) erbalten tonnte,
als jener beiber ^»eroen (5'tnflüJTe ein (£nbe nabmen , unb bafj
itr,n)ifd?en aud) bie «Äunft ber mabren unb Ärfiten 2Kenfcben=
r.ir!tellung abnabm, fo baf allmdblig ein 3uftanb \)txbü^e-
fubrt murDe, innerbalb beffen Seber feine iRoüe abfpielte,
ebne fid) auf äiite GbaraEteri^ie einjulaffen , obne anbrer=
fette eine iteale Äunftbcbe an^ufTreben, ober aud) nur be$
enfemblee eingeben! ju fein. sJJian entwöbnte ftd) fpäterbin,
ftcb als ©lieb eines ©anjen ju betrauten , wollte felbjrftdns
Deutsche Bühne 565
ctg untren , ohne b<r,u genug felbflflänttg? Arafr $u beft'fcen
ttitO überlief ftch einer irtegelioftgfeit , welche mir ber 9tegels
loftgfeit ber bram. , wie cer i'treratur überhaupt correfporu
birre. 2L<eimar mürbe }u ber 3eit namentlich eine Lüfters
anfralt für ba$ ©cbaufpiel ; ©oefbe leitete bie Jßühne im
fpectelleren Sinne, Schiller tnfluirte vielleicht noch burchgreU
fenber. !,2^^eI unö SBürbe in ©efticulation unb Vortrag unö
ein inniges SJerfränbnij» beS 2)icbtwerfes in feinen feinften
ÜJhianeen $eicbnefe bie SWifgUeber ber roetmarfeben 28übne aus.
©eerbe unb Schiller, unjweifelbaft unfre größten Siebter,
waren auch, wenn wir etwa Sefft'ng ausnehmen, unfre gröps
ten Jlrittfer; wenigfrens mar noch fein «Rririfer flarer über
baS (Snbjiel feines StrebenS, als biefeS glän3enbe SoppeU
geftirn, feiner prafrifeber, permittelnber, Intentionen inS üißerf
ju fe$en geeigneter als ©oetbe unb ©filier. SBenn fte aud>
jumetlen polemtfcb auftraten , fo waren fte boeb nirgenbS ne=
gatto, Dernicbtcno, am öebeihen bes SBerfes serjweifelnb,
wie riete berühmte .Ärittf er, cielleicbt felbft Zied , nach ihnen,
währenb anbere 23übnenr<orftanbe ftch auf bas rein Jecbnifcbe
u. Jöanbmerfsmafige, auf bas blepe jnfeenefeeen befebranften.
Slutier Cef er, Suranb, 3Äaö. Sagemann u.a., welche aus
biefer Schule hervorgingen, tft befonbers bas (E'bepaar 28 olff
ju nennen , baS fpäter für bie berliner 58übne gewonnen
würbe , beile ©arten in rein fünftlerifcber Jpinftcbt vielleicht
oon Äetnem in •Deurfcblanb erreicht, weber fpäter noeb fru=
her. Sie berliner sBübne blühte überhaupt unter 3fflanb'S
cinftcfctstjotler uno frrenger Leitung; fte würbe 1786 in ein
ittattonaltbeater unb naebbem (£ngel'S Strection (1787 — 89)
abgelaufen war, in ein fönigl. übeater Derwanbelt. lieber;
haupt ifr es btefe ^)eriobe, tn welcher bie Theater in Den
Jöauptfrabten ftebenb, frdnbtf J» , gropherjogl., fönigl. unb
faiferl. werben , woraus ben Sdjaufp.n grope unb glanpolle
SJortheile erwaebfen ft'nb, ohne bat? man fagen fönnte, bie
barfrellenbe Äunft als Äunfr fyzbe babei gewonnen ; vielmehr
haben fett jener 3ett nachweislich fowohl bte gropen Scbaufp.
wie bie gropen Siebter unD CFomponifren ftufenweife abge;
nommen. 3fffonb t)ielt, felbfr burdb beSpotifcbe «Strenge, bie
.Rrafte ber berliner ißühne tüchtig jufammen unb btefe auf
bem hohen Stanepunfte, auf welchem er fte vorfanb. Seine
Strection rührt vom 3. 179ti her. Unter ihm blühten glecf
(f. b.)f einer ber gewaltigflen Schaufp., welche Seutfdblanb
bisher gehabt, befonberS im höbern Srama, iOtattaufcb
(f. b.,), ÜBefcfcort (f. b.), als Äomifer Un^elmann (f. b.),
unter ben Samen bie herrliche 23etbmann (f. b.). Sfflanb
errichtete eine Schule für angehenbe Talente, wobei %ied unb
Sßlab. JBethmannsUnjelmaun feine ©ebilfen waren. 2luS
biefer Sdbule ging !?or 5lUera £emm heroor, weiterhin 91 e=
24*
564 Deutsche Bühne
ben frei n u. a. 9lber fdwn 3fFtonb flagt über £rägf)eit ber
SWitglieber unb ttnvollfommenbeit ber 35arfrelluncjen im 2111;
gemeinen. (£r erlief besbalb öftere G trottete, bie ft'cft aber
nicht auf blof e 9tüge befchranften , fonbern auch an feinen
SJorfdmften unb Stnbeutungen reich waren. (Sin (Sircular
r>om 3» 181)7, im SDianufcript erifrirenb , welches ber 23erf.
biefes Sluffatjes jur Slnftcbt erbalten, ifr in biefer Jpinftcbt
befonbers merfmürbig. 3fffonb fcbeint barin bereite eine Bett
bes Verfalls ju wittern unb ju bef lagen; er fagt felbft barin,
baf man geglaubt habe, man werbe bie ©djaufp., inbem man
ihnen eine fefre glänjenbere ©tellung gewährte, jur £>anf=
barfeit, jur £bcttigfett fpornen unb auf ihren Ebrgeij wir=
fen, aber man habe ftcb geta'ufdjt; unb es fei nun nicht
mehr 3eit, ben Serfall bes Theaters ju befdjönigen , man
muffe bies llebel bei feinem mähren tarnen nennen. 23on
25arftellung eines @b arafters , bes ^enfcben in einer SRolle,
fei gar nictjt mehr bie Siebe, nur wenige erfennten ihre Pflicht,
man \ei trag unb eigenliebig , gehe auf fein 3ufammenfptel
ein , habe feine Sichtung oor bem ^)ublifum , bei ben i'efe=
proben »erhalte man ftcb tbeilnabmlos, jerftreut, gleichgültig,
bie erfre Vorftellung felbft fei nur ein 9)iittelbing jwifdben
ber legten $)robe unb ben matten Verfucben jur Vorftellung,
bie jweite SSorftellung — wenn nicht bas ^ublifum felbft,
oom -SBerthe ber Dichtung ergriffen, bas ©tücf in bie Jpöbe
reift — enthalte faum nod) Verfucbe, etwas ju erreidien,
unb bie britte erlöfcbe an innerer SJtattigfeit unb fiebloftgfeit.
2)ie 3eit ber 9?ad)ftcbt fei aber nun worüber, man muffe mit
©trenge einfcbjeiten , biejenigen, welche ftcb üernacblafft'gten,
in ein geringeres SKollenfacb jurücfoerfe§en ober im fcfalimm=
ften §alle »erabfebieben. 25tes (Sircular ift am 9. Sölärj 1S07
ausgeftellt unb in »erftegelten Grremplaren allen ausübenben
SDfitgtiebern bes fönigl. 5flattonaltbeaterS jur Aufbewahrung
jugefteltt worben. ®o flagte fchon 3fflanb, aber in fo ent=
fchtebener SGBeife half er auch bem heimlich grafftrenben Uebel
ab. Sfftenb, als barftellenber Äünftler felbft bie 3ierbe ber
berliner 23übne, »erwaltete bas SEr>eater mufterbaft unb jog,
poetifd) empfanglich wie er war, junge bram. Talente jur
33übne heran, wie befonbers 3. SBerner, beffen SBeihe ber
Jtraft jur Stufführung ju bringen , gewif ein SBagnif war,
welchem ftcb, nur ein 3fflanb unterjieben fonnte. (£nblicb ge=
wann er noch, auf er ben beiben Söolffs, ben genialen Cubwig
2)et»rient (f. b.) für bte berliner üßübne, burd) welches
Engagement allein feine Verwaltung unuergeflich fein wirb,
©eit 1809 feierte bie breslauer 23ühne ihre SSlütbenjeitj oon
ba ab glänzten in 23reslau £>eorient (feit 1814 in 23erlinj,
Slnfchüß nebft %xau, ©chmelfa, ©taminsfn, fpäter bie %xau
o. SRogee, oerebl. £oltei; ©enbelmann, Döring u. a. 0tegie=
Deutsche Bühne 365
rungSratb «Streif unb «prof. JRbobe (f. b.) jeichneten fieb hier
alt ^Dramaturgen aut, roie in 22ien, weichet! fett 1777 ein faiferl.
2(ationattbeater hatte, © cb r e » t? o g e l (<5. 2t. 2B e fr, f. @ d> r e ö=
t> c g e l ), ber befonberö ba$ 2$erbienft bat, (Salberon auf bie 23üfjne
gebracht 311 haben, in 23raunfcbroeig .Kling emann (f. b.).
2ln grofjen bramatifeben ^robuetionen rourbe bie 3eit
immer ärmer. 55cüllner (f. b.) , in Sufrfpielen leichterer
2lrt nicht unglücf lief; , »erarbeitete in feinen Srauerfpielen
crimittalifrifcbe gälte, ©cbulbfacben bet ©cfu'dr'fate , inbem
er 2Berner'6 oierunbäroanjigfren Februar jum Sftufrer nahm;
2ltle6, bie tyoefie felbfr, ifr bei ihm nur SEüncbe unb febe^
ner ©cbein; boeft ifr feine „©eftutb" roobl cembinirt unb
noch beute auf ber 23ühne wtrffam. 2116 ÄritiBer bejeichnet
SDZüllner jene ©cbeibelinie in ber £anbfyabung ber beutfeben
Aritif, roo »erfrechet ©elbftlob, 23oebeit, ©robbeit, roie über=
haupt bie niebrigfren 9)cotit>e bet (Sbrgeijeö, ber nichts neben
ft'cb anerkennen tuilt , verwalten. 25ie 2)emoralifation ber
«itriti? begann mit ÜDcuttner unb an ber ftttlicfyen Gattung ber
©cbaubübne rüttelten feine ©cbicfTalsitragöbien auch., ©in ur=
fprünglicbereö bram. latent entiuicfelte ©rillparjer, ber
leiber nur 3U oft, roie in feiner Slbnfrau unb feiner Srilogie
„ba6 golbne Sttiefj" auf 2lbroege gerietb, aber auf 2lbroege, bie
att befebreiten ein nid£)t gerobbnlicbet? Stalent erforbert wirb.
Sagegen geboren feine „©appljo," für welche felbft 23pron
fdbroärmte, fein „Öffocar" unb fein te^tee 25rama ,,ber SEraum
ein Sehen'' ju ben grofjarfigfren ©cböpfungen, roetebe bie bent?
fcfje bram. $)oefte überbauet aufjuweifen fjat. 3n .£ 0 u ro a t b's
5Dramen roaltet auch, ein roenig bat mipoerftanbene ©dncffalei=
prineip ber ©riechen , fleinlicb unb peinlich , babei siel @enti=
mentatität bei bübfcfier ©lätte bet 23erfe6 unb ter@ompoftticn.
25er 2>äne Öebtenfch läger (f. b.) erfreute bie b. 23. mit
feinem „Sorreggio" unb rourbe baburefj ber eigentliche (Schöpfer
ber .ftünfilerbramen j 9)iid)ael 23eer (f. b.), ein roaefer
frrebenbeg latent, beffen „gjaria" alt tarnet %xxVL- unb
23übnenflücf beliebt unb oft bargefrellt rourbe, raffte ein ju
frühzeitiger £ob bin» %. 0. Uecbtrif} erroeefte bureft fein
Srauerfpiet „2lleranber unb Sarius" grofie Hoffnungen, benen
jeboeb feine fernere SBirffamf eit nidtSt entsprach; unb t>. 2luf=
fenberg (f. b.), ein probuetioeö STatent, feierte in (&axlt:
rube Diele SEriumpbe, bie inbefj roeber eine JRücfroirfung auf
9corbbeutfcblanb , noch überhaupt eine 9?adjroirhmg geäußert
haben. 2>auernber bat ft'db SRaupacf; (f. b.) ber 23übne, be=
fonberö ber norbbeutfeben , bemächtigt. Dat außerordentliche
Satent SRaupadb'S , foroobl für bie SEragöbie, roie für bie
(Somöbie, fann ntdbt in 3weifel gejogen werben; aber ber
2Bertb feiner bram. 2lrbeiten ifr äufjerft ungleich. 3n rech*
nifeber ^»tnftcftt ft'nb fte fafl alle treffli* conflruirt, aber bat
366 Deutsche Bühne
fcenifdV (Beruft, ba$ «Material, ber bedamatorifdje ©lan}
überwiegen bei ib,m leiber nur ju oft bcn 3nf)alt. iHadibem
er mit 3ftbcr unb Olga unb mit einigen Sufrfptelen bie fd)öns
ftcn Hoffnungen ermecft, verführte if)n bie 3ugdnglid)r"eit ber
gegen Slnoere fo i>erfd>loffenen 2?ü[jncf für ta$ bloße ilageö?
bebürfnifj ju fcbreiben; er fabricirte, fratt ju probuciren unb
mürbe bloßer 23übnenlieferant in fo entfdhiebener 2£eife, bafj
er ft'd) nid)t feiten jum gewbbnlicbfien SpaßmaaSer herab=
würbigte. £>ennod) fehlt eö faum einem feiner Sfüdfe an
einjelnen gelungenen 3ügen unb intereffanten Situationen,
unb bei ber ungeheuren SDienge t?on gabrifaten, weld>e er
ber 23üf>ne liefert, ifr eö wahrhaft erftaunlid), bap er mit*
unter ganj gelungene @()ara6terfhicfe unb große bifiorifcbe
Sragöbien , bie mentgftenö bod> ihrer Slusbefjnung unb Waffe
nid) groß ,}u nennen ftnb, componirt bat. 5nbeß ifr es Die
bifiorifcfje Stragöbie nid>t, ju meiner JKaupad) ober welche ju
il)m paßt , fonbern eben baä bloße (Sbaraftergemälbe oljne
voeite r)iflorifd)e ^erfpectioen unb ba& vofT2nr>aftc ihtfr = un£
3ntriguenfptel. 2>ie Angriffe, weldje JKaupad) feit langer
3eit erbulbet, fyat er burd) bie 9lrt, wie er fein eminenteö
SEalent oerfdjwenbet , reblid) oerbient; man erfennt in ihm
im geringften jenes fjofje, eble, würbige «Streben nidjt, wel=
d>e$ 2lnbre »or ihm, befonberö «Sdjiller, dtarafteriftrt , fein
SEalent begnügt ft'd), an bem niebern 33oben fjinjumudjern,
fratt ft'd) in bie Hüft fjodjgipfelig ju ergeben, unb ba$ man
in feinen 25ramen eine organif&e ^ortenfmicfelung feineö
®eifteö, wie bei ©baffpeare, nadjweifen tonnte, baran
ift gar nidjt ju benfen. 2lud) ©fjaffpeare bietete neben
feinem fandet unb Sear bie übermütbtgften Cufifpiele,
aber audj in biefen ift er ber pbantaft'ereidje Siebter, ber
aller 2>inge funbige ^ellfeb,er unb ^ropljet, ber ba& SBefen
ber Statur, ba6 ©djicffal unb bie liefen ber menfdjlidjen
©eele oerfünbet unb erforfdjt; Staupad) fd)rieb langgebebnte,
gefd)td)tlid)e 2>ocumente »erftftcirenbe «£wl)enfraufentragbbien
unb baneben bie trioialften hoffen mit anecbotenärjnltdjer
©runblage, wo bloßer ©paß unb 5H*ortfptet bie Stelle bee
2Bi^ej> unb beö Jpumorö oertreten muffen. — 3« ernfte-
rem ©tnne unb eblen würbigen Strebend »oll »ertrat unb
pflegte 3ntmermann (f. b.) bie ron fo Dielen ©eiten ge=
mißfjanbelte bram. ^oeftej er lernte oon ©ba!fpeare , ber
ewigen ©runblage beö ©ramaS, wie ee ft'd) bei ben ©erma=
nen ju entwicfeln f)at; aber er lernte ju »iel, fo ba$ er 3U
einem felbfrfranbigen SDJeifter im Srama eigentlid) nidbt ge=
bieben ifi. (&$ ftnb ju oiel Soften ber fb,affpear'fd)en 9lrt
unb 2ßeife bei ibm freien geblieben, unb jwar gerabe ba$
©djroffe unb Aalte, nid)t baö glübenbe Cebeneiprincip , wel=
djee! ©^affpeare'ö 25idjtungen burdjbringt. 23et allebem erweefen
Deutsche Bübne 507
he bram. ©ebilbe 3mmermann'$ Sichtung oor feinem großen
poet. Talente unb Siebe ju bem S-Jlbel feine;? ©eiftes. Um
auf bas ^ublifum oon ber Sühne herab ju »uirPen, fehlt
ihm oielleicbt bie rechte SBurme, roelche bie Jperjen electrifirf.
SBeber fein „griebrieb II", noch feine ,, Opfer bes <2cbroei=
genö" (©hio'monba) , haben auf ber Sühne ben regten 2lne
flang gefunben. Sein treffliche^, uneigennü^igeö Streben
befunbete er oorjügltch in ber Seitung ber Sühne in 2)üffel=
borf (f. £>üffeIborf). 3u ben Srauerfprdbichtern, welche ba*
gegen auf ber Sühne ©lücf machten, gehört befonberes
©. o. ©chenf (f. b.) beffen £ragöbie „Selifar" noch immer
gern gefeben unb fcefonber^ als ©aftfpielftücf benu£t roirb,
ba bie Hauptrolle ein ^rüfflet« für grofe £>arfreller ifh
Unter ben jüngfren ®ramenbichtern machte Jpalm (SWüncb-
Sellingbaufen) mit feiner ,, ©rifelbie" baß meifre ©lücfj es
tjr barin oiel ©chrinempftnbung unb oiel ©cbeinpoeftc , aber
auch oiel <£leganj unb Subnengefcbicfltcbfeit. 2>er «Sprung
ju biefer balm'fcben «Sentimentalität oon Öen berben unb
abenteuerlichen «Stücfen ber Wlab. Sircbpfeiffer (f. b.) be=
roeifr nur für bie alte Erfahrung , baf ft'ch bie (£rtreme immer
ju berühren lieben. — Sefonberg beliebt roaren in ber le$=
ten ^eit bie f. g. Sonoerfationsfrücfe, bk bem meinen, focia=
Ien unb conoerfafienellen ©eifte unfrer 3eit befonberö jufa^
gen unb um fo leichter Eingang fanben, je trefflicher ft'e auf
ben Sühnen befe$t »werben konnten. (Einmal haben mir unter
unfern gcbaufp.n eine geroiffe 9)iittelgattung oon Talenten,
roelche nur für bie £>arfrellung bes gewöhnlichen Sehens ftch
eignet, unb fobann gaben biefe 2)ramen burch bie ihnen eigene
Organifation ©elegenheit, bie beffer für ernfre unb bie heffer
für launige SDarfrellungen fkb efgnenben ©chaufp. in einer
unb berfelben Sichtung ju oereittigen. Hierunter maren unb
ft'nb bie Dramen ber ^rtnjefftn Slmafie oon ©achfen
ff. b.) , roelche je£t oon ber bekannten 2lnna 3amefon in bas
<£ngl. überfe#t werben, befonbers an ber Sageeorbnung. 2>ie
erlauchte Serf. jeigt ft'ch barin als einen Derebelten, in eine
höhere ©pbäre ber ©efellfcbaft unb bes ©efebmaefe erhobenen
Sfflartb. 3hr folgte ber pfeubonnme 21* eis baupt (ber oer=
frorbene Herzog Jtarl oon SDJecElenburg ; ©trelil?) mit feinem
2>rama „bie Sfolirtcn", weiterhin ber pfeubomjme Ceutner
(SRaupacb) unb (Jb. Seorient (f. b.), jener mit feinen 2>ra=
men „bie ©efebmifrer" unb „bk ©eheimniffe ", oon benen
bas exilexe grofes ©lücf mathte, biefer mit bem 35rama
„bie Serirrungen." (Jtwas wefentlicb Neues ober tiefer in
bie £>rganifation ber b. S. (Jingretfeubes ifl mit biefen
(Sonoerfationsfrücfen nicht gewonnen ; als finnreiche <£cmpo=
fttionen mögen einjelne achtenswert!) fein, einem tieferen
poet. ©ehalt wirb man ihnen nicht jugeflehen fömren» ©chon
568 Deutsche Bühne
früher hatte Stob ext in feinem Srauerfptele „bie Stacht ber
Serhältniffe" unb £oltei (f. b.) in feinem Drama ,,ba$
£rauerfpiel in Serlin" oerfucbt, rein bürgerliche Elemente
poet. unb trag, ju »erarbeiten; aber biefe moberne SJJiferc
poet. ju gefralten, fonnte nur einem ©cbiller in „Äabale
unb Siebe" gelingen; mit bloßer gefellfcbaftlidber Silbung,
mie fie, mit einzelnen poet. Sruchfhicfen perfekt, je£t gang
unb gäbe ift, will fich fein bichterifcbee; 2Berf hervorbringen
Iaffen. (£e> tft aber ermiefen, bafj bie meiften unfrer jefcigen
Sühnenoorflänbe ftch menig um ben poet. ©ehalt ernes Stücf e$
fcefümmern, fonbern nur feinen bühnengerechten 3ufcbnitt im
2tuge haben; tiefen ift allerbingö ©haffpeare ein geringeres
Sühnentalent al6 $>alm unb Siaupach, obgleich für <Shaf=
fpeare bie Erfahrung t>on Sahrhunberten, gefüllte Käufer,
n>enn er eben nur trefflich bargeftellt mürbe, unb bie @»m=
patbieen ber größten «Kenner unb ©djaufp. fprecben, mährenb
Staupac^ unb £alm nur bie (Erfahrung weniger Safere unb
ben bloßen ÜJcobegefcfemacf für ft'd) haben. Sei biefein fprö=
ben Verhalten ber Sühne gegen mirfliche Dichtungen , ift ei
nicht ju »ermunbern, bafj mir eine lange Steihe oon bram.
Dichtern haben , melcbe t>on vornherein auf bie Sühne t?er=
Richteten unb ft'ch in ber £hat oft fo eigenfinnigen Saunen
Eingaben, bafj felbfr eine jugängltdjere Sühne mie bie unfrige
et? fchmer über ftch geminnen mürbe, ihre Q)robuctionen jur
Darflellung ju bringen. Hu ihnen gehört befonberö ber ercen=
trifche ©rabbe (f. b.). Uhlanb mit feinen herrlichen, acht
b. Dr.n, bie neuerbingö »on SBienbarg in feinem ©chriftcben
„bie Dramatifer ber %e%Vseit" fo trefflich gemürbigt ftnb, oer=
biente, menn G?iner, auf ber Sühne bem ''Pubiir'um t?orge=
führt ju merben. Sei einem Siationalbichter mie Uhlanb
müfjte menigftenö ber Serfuch baju jur 9?ationalfache ge=
macht merben, mie e$ in granfreich ber gaü* fein mürbe.
2Uich $. 3« Sollin (f. b.), auö einer frühern ^eriobe,
bat mit ber Sühne fein bauernbee» engeree Serhältnifj
anfnüpfen fönnen. Des ©rafen fluten Dramen, ber
auch einige mi^ige unb boshafte fatarifche i'ufrfpiele mit $)a=
rabafen unb anberem griech. Apparat gefchrieben bat, liegen
ganj aufer ber Sphäre bübnltcher SBirfung. 3u ben poet.
begabteren Dramatifern ber -Jceujeit gehörten ober gehören
noch ©. Süchner (f.b.), @. SBtefe („brei Dramen", i'eipg.
1836), 3. <§. Jöauch (f.b.), % ©cofen (f.b.), S.Sauer,
2Baiblinger, (£. 2ßillfomm (f. b.). Sefcterer, im 23er=
ein mit 21. gif eher, fuchte ein 2tft)l für bram. Dichter, be=
nen ftch bie Sühne r>erfd)lofj, in feinen „^Jahrbüchern für
Drama, Dramaturgie unb £hearer" (Sb. 1 u. 2, Seipjig
1837 — 38) ju begrünben. aflitgetheilt mürben barin: ,,©e*
lim , ber eitle ©uitan", Suftfp. oon äBallmont ; „SDcann ober
Deutsche Bühne 569
^Beib", ?ttfifp. «on gr. twn Grlshelij; „?ef>r = , 2Bebr= unb
9cdbrfranb", Suftfp. oon (L Sebrun ; taö romantifcbe 3auber=
mdbrcben „ftortunat" yon 23auernfelb unb bie £rauerfpiele :
„Äaifer J&etnrtd) IT." unb „baß £äubcben oon 2lmfrerbam",
♦>on £. SNarggraff ; „Sola JRtenjt" twn 3- SRofen unb ,,bie
Settier" t?on "ö. 2Biefe. 2lber auch btefe mannigfaltige, mit
(S'rnft unb #euer geleitete 3eitfcbriff, bie auperbem Diele tnd>z
tige 2lbbanblungen mittheilte, fcbeiterte an ber allgemeinen
Snbiffercnj. 3m Suftfpiele uerfucbfen ftch aufjerorbentlicb
2>iele, ohne bap man ben wahren 2>ol£ston getroffen hatte,
©ie alle namhaft ju machen mürbe ju weit führen; e£ reicht
hin, bie beffern $u nennen. 2lus ber frühern »periobe gehören
hierher #r. Jturldnber, (Elauren, 2X 21. 2Bolff, ber talent*
oolle, aber im nicbrigfr fomifcben ©enre ftch, bemegenbe 3.
». 2>ofj (f. b. a.) u. 91. 2ln umfaffenbem fom. Talente fleht
JRaupacb gegenwärtig allerbingö oben an, auch fehlt es ihm
nicht an glüif lieber (Srrftnbung unb (Sbarafrerifh? ; aber baß
9)cenfcbenleben fpiegelt ftch in feinen Sttfrfpielen nicht fo, wie
bas achte ßufrfpiel »erlangt; feine Gharaftere treiben ftch unter
unb fciirch einanber wie SJcasfen auf einem ö-afcbingsball,
wobei jeber feinen ©paf haben unb machen unb 2lnbre bin=
ter'ö Siebt führen will, 2Bi§ unb <£pap ftnb nicht feiten
gut, aber etwas rroefen, unb wirfen nie burch ftch felbft,
fonbern burch bte SDarfrellung i om. ©cbaufp. , bie ju outriren
mtffen. 23auernfelb (f. b.) jeiebnet ftch befonberS burch
glückliche 2lnorbnung unb äufjerft rapiben Stalog auß. %rau
o. SBetffenthurn (f. b.) gehört eigentlich einer frühem 3ett
an, nimmt aber unter ben neuern beutfäen ßufrfpielbicbtevn
einen aebtenswertben 9?ang ein. «lieber reebne man noch
2>einbarbfrein (f. b.), auch im jartern ©enre unb in
Äünfrlerbramen nicht unglücklich, ben beutfeb, gemüthroüen
o. gjlcö , ». eiöbol?, ©. 21. o. 9Jlaltit}, Jt ßebrun,
Vllbini, 23äuerle (f. b. a.) u. 21. Siele bearbeiteten aus=
länbifche Sujets mit befonberem ©efebtd? , fo ba$ bie Spur
be$ fremben Urfprung^ fafr »ermifebt wirb: Töpfer (f. b.)
unb Ä. 231 um (f. b.), lefjterer jeidbnete ftch auch im burleß=
fen ©enre an$. 3bnen reihen ftch an: ßouiö «Scbneiber,
«Rettel, (faftelli, (Soömar, £b. $ell, entmeber mehr
al$ 23earbeiter ober mehr al$ blope Ueberfe^er. 23or ihnen
überfebwemmte 2lngelw, welcher gefebieft genug mar, fran;,.
@ujete in bie niebere berlinifcbe Sphäre berabjujieben, bie
23ui)tte mit feinen Stücfen. 2)aö franj. 23auber>itfe hat 2ln=
gelt) auf ber beutfeben 23ühne eingebürgert; ohne %u unrer=
fuchen, ob burch ^ Einführung biefeö neuen ©enre etwas ge=
Wonnen würbe, fann man boch nicht läugnen, bajß ba$ mate-
rielle Sntereffe ber 23ühnen wefentlich baburch geförbert würbe.
Qluch o. J^oltei, Äarl 23lum, Souiä Schneiber u. 21. haben
570 Deutsche Bühne
bas iiaubefille mit ©lud3 gepflegt unb ausgebreitet. 3n ben
beutfdu'n Criginallufrfpielcn ftnben mir nodt feiten eine Spur
von germanifcfier Snnigteif unb £reuberjigceit, nod) weniger
jene natictuile Färbung, webm-rf) l'effing's SMinna Bon Sarns
beim intereffirt. SBtr haben uns ben sPrincip ber fran',. (Sonics
bie ju genau angefcMeffen ober begnügen utli mit bem blcfu-n
Spaf;e, ber Slnecbote, 2$erfleibungsfcenen u. f. tu. , mäbrenb
wir lieber aus ben (£nglanbern ober beuer nod) aus uns felbft
fdwpfen follten. Die Umfranbe, welche ba$ beutfehe ilufrfpiel
uieberbalten, glauben wir feben genügenb angebeutet 311 baben;
es fann gegen bie eigentbumlidi umjäunte Stellung ber gefells
fcbafflidien Soften ju einanber nid)t auffommen; wir baben
nicht blcji eine (Senfur Don Staatewegen , mit baben nod)
eine allgemein verbreitete (fenfur pon ©efellfcbaftswegen unb
biefe ift fall nod) brücfenjbei unb bat frifebe Jeben ertdotett*
ber ale jene. SL'ir haben eine Stenge conoentioneüe Siegeln,
SSorfdmften unb 2?ebenf lid^feiten , fo bat; man wohl ©oefbe
ober Sbaffpeare einen Cömöimiö, eine 3cte Eingeben läfjt,
aber bie $dnbe über ben Jlopf aufammenfcblägt, wenn ein
junger Siebter nur an eine Derbheit anftreift ; tiefer, t>er=
langt man , feil in allein belicat unb falonmagig fein unb
bod) beBlagt man ftd), bap nidifö auffreht, was ©enie bat
wie Sbaffpeare ober ©bfbe. Diefe ©efellfcfcafremänner unb
SBeiber finb Opferet, weldie über bie oergeblidjen 2Ini"rren=
gungen tbrer Cpfer, ftd) 3U befreien, böbnifd) ben 9Jiunb
yeruehen unb ihnen gute JRegeln ertbeilen , wie fi'e ftd^ mit
Qlnfranb ber ©efellfdjaft }um Cpfer bringen follen. — Mais
munb (f. b.) mup hier nod) oor^üglid) genannt werben.
2>er ebrlid)e Jpansmurir bat in 2Bien feit 0re()aufer immer
eine wichtige 9?olIe gefpielt unb ift in etwas »erebelf er '^erm
in jenen gutmüthigen 23ebienten wieber ju Sage gekommen,
bie al$ eine Crrftnbung #erbinanb 3?citmunb'ö ju betrachten
finb. Das" 23un:fd)ecfige unb §euermer£arttge ber 33ernar=
boniaben (f. b.), bas ©emifcb yon Sinn unb Unftnn, ?üge
unb 2L*af)rheit, fpiepbürgerlidier SDcoral unb bid)terifdber
^bantafterei, böfen unb guten ©enien, %een unb 3auberern,
Dämonen unb (^rbbewoonern , bat bom ©efdjmac? ber uns
gefünftelten, aber fiiauluftigen unb nawen 2Biener oon jeher
jugefagt. Diefe Elemente, jutn £betl aud) bie beö alten
Puppentheaters , erfennt man feibfl in ber 3auberflöte,
ferner in SDteisl's 3aubers unb SpectaFelitücfen wieber.
JRaimunb perfekte feine Stücfe in bie\e an ftd) gefunbe
unb ad)t beutfdje Sphäre. Seine 3ufammcnfteüiingen ftnb
jmar bareef, aber feineswegö ungefralt unb finnlos. Satnre
auf menfd)Iid)e $£r)orbeiten unb Safter ift uorfjanben , aber
fte iii gutmütiger iflatur unb nie aufbringlid) nodi boshaft.
9taimunb 30g bie erften Sinien ju einem ädjten iBolfebrama,
Deutsche Bühne 571
einer »bantafhfdien (Fomöbie, tute fte Xie<£ in höherem, nur
ju wenig bübnlicbem ©tnne angebaut hat; leiber ging ei
mit biefem ©enre, wie in £>eutfdilanb immer, wenn einer eine
gute Ghrftnbung gemacht f)v»t ; bie heften «Kräfte, auS 3nbc=
lenj unb ajornehmbeit, Bauen baran nicht weiter unb unters
georbnete benutzen bie Grrjtnbung unb Rieben fte, bie ber
äjerebhmg bebürfte, ganj tn baß JRohe unb ©emeine herab,
wae ft'd) von Jöanö ©ache biß auf SRaimunb berunter überall
nadnuetfen läfjt. »So fam bie wiener 3auberpoffe, nur in
eine mehr bürgerliche Sphäre öerfe^t , erfr in bie £änbe
9t eftron'ö, fobann Scbicfh/e, poppe'S, £urtel =
taub'g u.a., in benen fte ft'cf» aufgelebt ju haben febeinf . —
(Sin eiefeteö beuffcbeeSingfpielju begrünben, machte ü. holtet
einige febr glüif Urfje SBerfucbe, meniger im frag. alß im fom.
@enre; hierher ift auch noch ber Sert junt §reifcbüt?en t>on
%x. <Äinb *u jäblen, ber bureb öolfdtbümlicben Slnflang nicht
wenig ba^u beigetragen hat, bie SDiuft'f populär ju machen. —
9tad»bem wir fo oiel flaffifcbe , romantifebe , abenteuerliche
unb ungeheuerliche ^Richtungen auf ber 93ühne burebgemaebt,
oom erhabenen goethe'fchen i^auft, »on «Schillert SEBatlenfrein,
Üeffing'S Oiatban unb SbaBfpeare'S Hamlet an biß jum
melobram. ©reuel unb jur gemeinfren ^ofje herab; naebbem
wir bie (Jnglänber copirt, bie ^ranjofen überfefjt, mit
wiener 3auberpoffen operirt haben; nadjbem wir fogar
«£unbe, ©eiltämer unb Äunftreiter auf bie 23ühne gebracht,
enblidb in ber blofj bürgerlichen unb conoerfafionellen Stich*
tung unfer 4?eil t»erfud)t tyaben, wiffen wir abermals nicht,
woran wir ftnb, maß wir bieten, roaß barfrellen follen unb
wonach baß ^ublifum eigentlich begehrt; benn alle 9ticbtun=
gen ftnb fo ziemlich erfebbpft unb abgelebt. 3n ber legten
Bett jeigte man ft'd» geneigter, 25ebütfrücfe neu auftretenber
2)ramenbid)ter bem ^ublifum ttorjufühjen : man führte in
SDüffelborf ^irmenich'ö Strauerfpiel „Slotilba 9Jiontalm",
in 23erlin unb anberwärfS Stellftab'S (f. b.) SDramen
nbie 2?enetianer" unb „trugen 3lram", ©uljjfow'S (f. b.)
„SRicbarb Saoage" an mehreren Orten, in Bresben
SDtofen'S „Äaifer Otto", in Ceipjig SDtarbaaVs „9Jcan=
freb", in SGBien Äuffner'ö „9Naltbefer" unb „wei£e
JRofe" unb in $»rag neue @füd*e oon <£gon ©bert,
©erle unb Uffo £orn nidjt ohne ben 23eifall beß $)ubli=
iumß unb ber Äritif auf; boeb ift bamit noch feine
SBiebergeburt ber SBühne auö ft'cb unb bem 2?olfe her*
aus propbejeit; biefe 2lufführungpt>erfuche flehen ju oerMn=
jelt , um barauS einen weitern ©cblufj machen ju f önnen,
©uijfow'S ftreunbe freilich batiren oom Stiebarb @ar<age, ber
bod> nad) aller Unparfbeiifd>en Meinung meijr ein geiftreicheS
8tteratenbrama, als ein 2Solfsbrama ift, eine neue 2lera ber
572 Deutsche Bühne
bram. $)oefie. ©roße tücfctige £eibenfd)aften , gefduditlidie
Jöintergrünbe , ftarE marPirte <ibara?tere, jene flammen be$
£>rama6, welcbe in ba5 ä>clt" fcblagen, follte man unö uor=
fuhren ; Scbiller rjat bafur benSBeg i>ergejeid)net, SDtofen ift ihn
gegangen, bte vornehme Jtrtnr", \a$t man, fucbte ihn ju unter=
mmiren; in ber $»effe ertragen wir QlUeö, ber $)offenfd)reiber
barf ftd) 9Iüee, felbft baö llnnarurlid)fte, bat Unfittlid)fre er«
lauten, über iimt füblt ftd) bat parterre erhaben, er ift nur
be& ^arterrcg Spaßmacher, wie SBajajjo auf bem ©eile; mit
bem &ragebieenbid)fer, ber Jpöberee erftrebt, concurrirt 3eber
im parterre, Seber, wenn er nur wellte, würbe ee eben fo
gut, mabrfdjeinlid) beffer machen, ihm ftebt man auf bie fön*
ger, 2lUees beErittelt ihn, 2UIes weift ir>n jured)t. KÄer*
btngö tft es wahr, ba$ bie meiften unfrer neuern Ira=
göbten 3U l»rifd) gebalten finb, was befenbere ber Sttatürs
lidjr'eit unb Sebhafttgfett bes Dialogs fdjabet. 2>er ©e=
febmaef bes 9>ubli£ums neigt ftd) im ©anjen bem Sentimen=
talen ju; aber ber «Sentimentalität fann man nid)t eifrig
genug ben Ärieg erklären. Sentimentalität ift nur ein
franfhaft t?erbilbetee ©efüt)l, wogegen etwas ^erjfräftigee,
©tatfeö unb ©efunbee nicht auffommen £a;m. ^ricfelnbe
unb folrernbe Stoffe, mit fentimentalen unb pfeubemora=
lifcb,en 3wifd)engefledjten unb Sluegängen, wie iRaupacb's
„Schule beö Gebens" ober Jpalm'e „©rifelbie" sieben ned)
unter Den ernfteren Srücfen bas größere sPubltfum an. 2lber
man wirb biefer SDZobeftoffe halb eben fo überbrüfft'g fein,
wie man es ber Scfcicffalstragobieen geworben. X>ie Neigung
ber üBübnenbirectionen unb Scbaufp. wenbet ftd) ben (Ions
serfationeftücfen ju ; wir haben aber fd)on fo übermäßig
oiel (Sonoerfation außerhalb ber 23übne, bafj man fte auf ben
-23rettern, welche bie 2Belt bebeuten, nicht fo au5fd)ließlid)
pflegen follte; für bie Spoefte ift bamit gar nichts gewonnen,
grüber hörte man nod) auf bie Stimme ber Arifif ; Seffmg, Schill
ler, ©oetbe, regulirten bie 23übne ; je£t »erhallt aud) if>re Stimme
fpurlos. Selber muß man jugeiteben, ba$ ftd) bie Jüxitii felbft
t>or ben Siugen ber Jtünftler entwürbigt unb eljrleö gemad)t bat,
nämlich, bie «ftritif ber Sageeblatter, bie fo bbdjft feiten con
wirfltd) »erftänbigen, i enntnißreidjen , ftttlid) bafirten 3)tan-
nern geleitet werben, benen'es um bas ©ebeiben ber Aunir
(£rnft wäre. 2)ie ernftere Stiftung ber Sixitii bagegen fteüte
ftd) in Ie£ter 3eit in eine fo ftarre £)ppofttion gegen bte
23übne, ba$ fte biefelbe gän.jlid) aufjugeben rietl), ja in vie-
len ber geiftig belebteften ©efellfdjaftsfreifen gehörte biefe
3Inftd)t jum guten SEon, unb mand)e Jlritifer erfreu JKangee,
wie Xied, febienen wenigftene matt ju werben. SGBir wi\~)en
nidjt, ob bie Angriffe auf bie £rägr>eit ber JHegiffeure,
wenn e$ barauf anfommt, neue Stücfe ju muftern unb ju
Deutsche Bühne 575
prüfen, gegrünbet feien ; wenn aber nur bie J&älfte oon bem,
wa$ in biefer £inft'cbt £ e w a l b (f. b.), ein mit ben 23übnen=
perbältniffen n>t>r)l üertrauter 9Dcann, ben SHegiffeuren unb
2>irectoren twrwirft, wahr fein feilte (ocrgl. ben Slrtüel
„3n ©cene ©e^en" in Sewalb'6 allgemeiner £f)eaterretwe,
3. 3<»brgang), fo müßte man bieS Verfahren unoerant=
wörtlich nennen. 3ebertfall6 tragen bte Vühnenbirectionen
niebt allein bie ©cbulb an ben Mängeln, bie man rügt,
fonbern aueb baö ^ublifum, bas feine naioe £mpfänglicb=
'feit für Jpumor, bram. Äraft unb marfirte <5l)arafterifriE
immer mefyr »erloren b,at, unb bie allgemeinen gegen <ftunft=
intereffen gleichgültig flimmenben 3eitoerl)dltniffe. ©3 ifr
aber ebler, bem ©trom entgegen ju arbeiten, al$ mit il>m 51t
febwimmen. Sftan fagt uns wohl, claffifebe SDramen werben
wenig befugt, aber man oergtfit, uns aueb ju fagen, ba% fte
in ber Siegel mangelhaft unb ofjne alle 2iebe bargefreUt werben.
2Bir führen f)ter bie 2Borte eineö ernft mit ber Äunjt e&
meinenben ÄritiferS an: „bie Äunft ifr, wo fte gefunden,
nur bureb bie «Äünjrler gefunden; wie benn bie Verberbnifj
eineö Volfe3, einer Äiinft, einer ganzen 3eit nur oon benen
ausgeben fann, welken bte Cbbut be& SiclU, ber 3ett, ber
Äunft anvertraut ijr; benn niebre tjl bilbfamer unb oerbtlbi
famer alö baö Volf, unb eä haben biejenigen eine febwere
Verantwortung auf ftdb gelaben, in beren Jpinben bie 9)cit=
tel lagen, ben ©efcbmacE, bie ©itte, bie Sugenb bet JSoIfees
rein ju erbalten, ju nähren unb aufzubauen, bie aber biefe
Mittel gemif braucht, um ben ©efcbmacE ju oerberben, bie ©itre
ju untergraben unb ber £ugenb öffentlich Jpobn ju fpredben.
2>ie Äunjt muf mit Seibenfcbaff, ja mit Slttfopferung betrieben
werben; eine aü$u ibeali|ttfcbe Siichtung ihrer Pflege föabet
bei weitem weniger, ale ber gänjliche Sftangel baran. 3(1 aber
ber Äunfrgefcbmacf etneö Vcl!ee erfr bis ju einem gewiffen
©rabe »erborben, bann freilich wirb ber Verfall bemerfbarer,
fcbneller, unaufbaltfamer unb tie 9)ioglicb?eit einer Teilung
jweifelbafter." 2>ie (£tnfcitig!eit, womit £>»er unb Vallet
baö recitirenbe £>rama faft überall überwuebert haben, fyat
ber poet. 2ßeihe ber 23ühne wefentlicb gefcbaöet. gretlicb i)at
feit SBeber aueb bte ^robuetüntat für bram. 9)cuftE in
2)eutfcblanb fer)r abgenommen, eine ^olcje ber Privilegien, mit
benen man bie ital. unb franj. SpernmuftE überfebüttet. bliebt
einmal baä (£igentbumörecbt an ihren *probucten ijt ben beut=
feben 23übnenbid)tern verbürgt, obgleich, ^Jreupen baju einige
ruhmvolle ©ebrittegetban bat (f. (Jigentbum^recbt). SSJcit 3ittern
unb Sagen, oon vornherein verjweifelnb, febieft ber junge bram.
Siebter fein SDtanufcript bei ben Vübnen ein, niebt wie einer,
ber ben Vütynen einen ©efalien tbun will, fonbern wie einer,
ber um eine ©unfl bettelt. 3ft biefeö Verhältnis ein wür=
574 Deutsche Bühne
bivjesJ , btefer 3uftanb ein für bie S3üf>nen felbfr gebeiblicber?
3m ©egenfbeil , man feilte ben bram. £>icbtern balbenmegö
enrgegenfemmen , ebne Weites f'ann man boeb einmal nitft
auf bie Dauer mit (ibren belieben ; ba$ sJieue, fagt l'ewalc,
ifr für bie ;t$übne baö einzige l'ebenselement , las allein,
waei bie recjiTe 3Becf)felwtrfung. jwifdjen fyubütum unb Aünft=
Ier ju erbalten im >£tanbe ifr. — sJJcan fagt niefct, baß ee
an guten barfreüenben Jüraften fef>Ie ; e$ feblt felbfr bier
unb ba an gutem Sßillen nidjt. 2>od& wirb ber SKangel
an Darfrellern für heroifebe Collen, befonberö unter ben'
grauen, mebr unb mebr fühlbar, unb für Stellen, wie $abt>
SNacbetf), gibt ei gegenwärtig in ganj 25eutfd)lanD böaV
frenö bret cber cier geeignete .Sarfrellerinnen , unter benen
©epbie ©gröber fcfyon ju ben Veteranen gebort. 9Jfan
befebaftigt bie jungen Talente 311 wenig in claffifeben
©tücfen, fo bafj fta> ^llleö immer mebr oerpfladjt. Dagegen
bat man einen wahrhaften Ueberftufj an Darfrellennnen
für bai naioe unb fentimentale §ach, unb unter ben 3Ään*
nern an Darftellern für bas fentimentale ober lebemännifebe
(Senecrfationsfacb. 3eber will jest eine f. g. banfbare ober
gar eine liebentfwürb'ge febmaebtenbe Stolle jugetbeilt haben;
aber wie 3fflanb fagt: e3 gibt feine unbanfbare Stolle, unb
wie man binjufe^en carf, auch feine uultebenöwürbige, meber
Sabi) SKacbetb, noch ber Wlobx im gieöco, no<b ©bnlocf, noch
Stiebarb III., nerf) sDcarineili ft'nb unliebendwürbig; fte ft'nb ju=
gleid) bie ^rüfftetne einer achten Äünftlerin, eineö achten Jtünft=
lere ; bei ber DarfMlung f. g. liebenswürbiger ober banfbarer
Stollen, bie ft'cb halb ?on felbfr fpielen, gilt ber iöeifall eben fo
oft ber Stolle alcü ber Darfrellung ; wer ftcb mit folebem Beifall
begnügt, bat auf bie (S'bre, Jt'ünftler genannt ;,u werben,
feinen 5lnfprudb. bliebt bie Stolle feil einen Triumph feiern
über ben Jlünfrler, fonbern ber Äümllcr über i>ie Stolle, 2ln
Jiomifern ifT allerbings fein Mangel, aber fte ft'nD in ber
Stegel ju wenig gefault unb t»on wahrer Jitinftbilbung ifr
bei ihnen feiten bie Stebe. (£6 feblt ber burcbbringenDe
ifflanb'fcbe ©eifr, ber fte ",ufammenbielte; jeber fuebt megltchfr
auf eigene $anb ju fpielen. 2)aju ift bev trntbufiasmus
für tt)re Jtunft aU Äunfr bei unfern ©cbaufp. furchtbar int
2lbnebmen; wir haben oben angeführt, ba$ ein beutfeber
©cbaufp. $u einer 3eit, auf beren angeblicbe Stobbeit wir
twrnebm berabfeben , ben SBablfprucb hatte, ba$ £t)eatex fei
fo beiltg als? bie Jtircbe; je§t betrautet man bie SBübne nur al<5
ein notbwenbigeö (£;riftenjmittel. 99tit welchem (Jntbuft'aemuS
betrieben bie <2cbaufp. »on ebemalö ihre Aunfr , felbfr bie
berumjieljenben Gruppen. <2o erzählt (üofrenoble oon einem
©djattfp. SSJolf bei ber Sboutenop'fcbett Gruppe, ber frü*
h,er auf Unioerfttaten gewefen war unb clafftfdje 23ilbung
Deutsche Bühne 573
hatte, bat? er aB Jranj 9D?oor fo Portrefflid) gewefen fei
nie 3fFl<*»b unk DeDrient ; er habe aber auch tute toDt Da-
gelegen, wenn bie 9täuber tt>n jum (Bericht fortfd)leppten
unb wohl fünf SRtnnten gebraud)t, eh,e er ft'd) erholte unb
befann, c-afj 9UIeö nur Darftellung gewefen, fo hatte er ft'd),
bet oollfommener 23eh_errfcbung fetnee barjuftellenDen (SharaE=
ter$ , felbfl in SEäufcbung gefegt. Unb wie siele ober wie
wenige gibt eö unter ben je^igen Sdtaufp.n, bie ftd) ju
ihrer Jortbileung mit ^efthetir" unb Sheorie ihrer Äunfr be=
fcbdftigen unb pon ber laufenben bram. Literatur wie pon
ben bramaturgifdjen Sdmften «Kenntnis nehmen? 2>ie bloße
3ournalbilDung will r>ier nidjt ausreißen unb )<babet burdj
bie oielen 3rrtbümer, mit benen fte gefdjwängert ifr, mehr,
al$ fte burd) bie wenigen 2Bahrheiten, bie fte in Umlauf
feßt, bem ©djaufp. nü$t. (Jin Hauptfehler unfrer ©d)au=
fpteler ift haupffädilid) ber , ba$ {ein eigentlicher SQBetteifer
unter ihnen frattftnbet , bafj deiner Pon bem 9lnbern lernen,
Jteiner ben 9lnbem anerkennen unb auf ftd) influiren laffen
will; benn bie ©elbfrüberfcbä^ungsmanie hat gerabe unter ben
mittelmäßigen Talenten jum (Jntfeöen überhanbgenommen ;
fte bekritteln unb bemäfeln eher einen grojjen Jtünfrler, ber,
ein meijjer 9tabe, unter fte tritt, als bap fte ft'd) ihn jum
SDiufrer nähmen. — Unter ben beutfdjen Theatern beft'^t ba$
Hofburgtheater in SSien ben unfaßbaren äSortheil, bafj feine
SDiitglieoer nur ber ©attung beö recitirenben Dramas ange=
hörten, baher wirb ba$ höhere Drama auf Dem Hefburgtbeafet
auf eine febr würbige üffieife repräfentirt unb ber ©efdjmacf
bes *publi£ums rein unb lauter erhalten. Die Senfur oon
Staatsmegen möcfcte hier hemmenb wirfen, Dagegen ifr bie
(Jenfur »on ©efellfcbaftswegen weniger ftreng alß an anbern
Orten. (Sonperfationsfrücfe werben hier befonDerö portrefflid)
Dargefrellf. iSonx Hofburgtheater in 2Öien nahmen Talente
wie ©rillpar,er nnb Halm ihren 9Cufflug ; bem Hofburgtheater
gehörte Sophie Sdreber unb Sophie 9)iüller an; jeßt glänjen
an ihm nod) Sterne, junt £heil pon erjrer ©röfie, wie 9lnfd>ü$,
£a 9tcd>e- Börne, SOJarr, §i*tner unb grau, %uiie Rettich, bie
Füller, ^Jecbe u 91. Da$ tfeopolDftäbter, noch, ju Staomunbs"
3eiten in Seutfcblanb ba$ porjügücbfte unb einzige 2Mfs=
theater, perliert ft'd) immer mehr in Unbebeutenbheit. ©buarb
2>eprient, in feinen 23riefen aus 9)ari$, perftdjerf, bafj e$
uod) im 3- 1823 Diele Talente beö erfren Stange^ pereint
habe , eä fei ba$ einzige gewefen , welches mit bem parifer
Theätre des varietcs f)abe wetteifern bürfen ; wenn auch nid)t
an 5einr>eit unb eleganter ©ewunDtheit, bocb um fo meljr
an inniger, ahnungsreicher ©emüthlid>feit unb an poet.
(Elementen. — £>aö müncbner Jpoftheate-x hat ein portreff=
Iidjeö ©nfemble, ba$ clafftfcbe recitirenbe 2)rama wirb auf
57G Deutsche Bühne
ihm t*on (gfilair, ben beiben £>ahn , Soft, ©cbcnf", ü)Jaf.
$tte0, SKab. Gelten in heefift gebiegener gBetfe »ertreten. <£s
ift befannt, rote inntrefflid? ber Jntcnbant, Jperr t>. Aüirner,
enenials bas leidiger Theater, freilich, mit vecuniären Ifatfs
epferungen geleitet hatte. 3« SranFfurt glänzen ber ralent=
feile J^ect'er, 5)iecE, SBeibner, bie bureb bie Ülatoetät ihrer
^arftellungen auegejeiduiete i'inbner u.s3Jiab.#rübauf ; (Sarls^
ruhe befti}t bie iNeiimanns .£at}inger, £>emmer unb 2>effcir;
(äaijel ben talentvollen Cuanter, »oljrtMmn unb ÜJiab. 2$eur=
mann ; «Stuttgart SDioritj, 2)em. «Stubenraud) unb bie in jüng-
fter 3ett ju gropem JHuf gelangten SDcring; 2Beimar bat
ur.enblicb Diel von feinem alten ©lanje oerloren, eben \c
^Breslau , bem feine bellen .Kräfte bureb forbauernben 2)irec=
tionsmecbfel entgegen würben ; Bresben jeicfcnet fieb burd»
ein innig in bie Intentionen ber •Dichtungen eingebenbes
(fnfemble aus unb bat, aueb nad) bem SJerlufte bes treff=
lieben äikimar, geiftrei<be .Kräfte an ^auli, G'mil £>et>rient,
vPortb, Jpecffcher u. f. w. Seipjig oerliert feine befren Ärafte
im recitirenben 2)rama in ber Siegel halb an Jfwftbeater ,
fo 9ioft unb <2cbent, tft aber bureb treffliche AomiEer be=
merfenswerfb unb bat an ißlab. £)effoir eine «Ediaufpielerin,
welche ft'cb ten beften beutfeben 2)ar|tellerinnen ber ©egen=
wart würbig anreibt, auch ifteger unb fcortjing ft'nb febr be*
achtenswert!) ; in 23raunfcbu>eig gldnjen .Rettel unb bie treffliebe
SDcab. «Sdnit^ 5 aud) Jöamburg bietet ein gutes trnfemble unb
in bem Veteranen ©djmibt, 23aifon u. ber (üngbaus »orfrefflicbe
£>arfreller ; b*$ üielgeftaltigfie Üeben entmtcfelt bas berliner
«&oftt)eafer , man ft'eht bier bie gewöbnlidifte ^Poffe tvie bie
erbabenfte £ragöbie mit berfelben ^iebe unb bemfelben Treuer,
bie inbefj etwas Ungeniertes haben, bargeftelltj bie 2>arfrel=
lungen auf biefer jßübne jeidjnen fieb immer nod) buret)
eine gewijTe &edbeit unb einen «Schwung oortbeilljaft aus,
als ob ft'e nod} unter ben G'influffen 3fflanb's , ftled's,
^emm'e, 2Bolffs unb £ubmig 2)eorient'6 ftanben; inbefj finb
bereits tüele aus ber alten Schule heimgegangen, bie mähren
unb ächten SQienfcbenbarfteller, fo bap hier unb ba in ben
2>ar(leliungen febon jene färben unb Nuancen fehlen, welche
früher jur 2>ollr"ommenl)eit bes ©efammtbilbes fo wefentli*
beitrugen. £)ie berliner 33übne bat feit 10 ober IS 3«bren
empftnblidjere Jöerlufire erlitten, als irgenb eine anbere in
2)eutfcblanb , unb 2öolff, Semm, JDeorient, ©tief), 23efchort,
Stebenfrein , ^ombarb unb Arüger fonnten oon ©enbelmann
unb 9iott allein unmöglich gatu erfe^t werben. 2)iefen reis
fjen ftch an: SÖauer, •l'buarb 25et>rient, ©tawinsfn, ©rua,
2Bei^ u. St. 3n iöejug auf bas weibliche ^)erfonal fieht
93erlin nod) immer oben an; es heftet bie beiben Crbrenfaulen
ber Sragöbie, (Srelinger -- «Stich unb 2Bolff, auch in 6onoerfa=
Deutsche Musik 577
ttenöflücf ett iwrtrefflicb , gräulein scn Jöagn , ooll fübbcutfcfier
Ücaioetat unb teder ©raste unb bie jungen Talente, 33ertf)a
unb <£lara €ticb. 3>offenbafte 2ufti>iele, befc-nberei bie Blau*
Vacb'fcben, fann man nirgenb£ brafrifcber bargefrellt feben, alö
in 23erlin ; bagegen bat bie fcuigftabt. 23übne, obgleich fie *,u
3eifen gute AomtEer be\a$, ben oon ihr gehegten Erwartungen
nicht entfproc&en; ein 23oll'stbeater ldpt ft'd> nicfct errichten, eß
muß ftdt) oon felbfr bilben. — Daß e$ an guten barftellenbcn
Jtrdften nicht fehlt, wirb ftcb auö btefer ntdjt einmal öelt*
ftanbigen Ueberft'cbt herausfrellen; e6 fommt nun 2llles> bar=
auf an, ft'e ju einem grofen 3we<£ ju benutzen, jur §örte=
rung unb SSerförperung miflebcnber bram. ^cefte felbfr, un:>
für biefen 3medB ba& |publtfum felbfr ju gewinnen unb hin=
jureipen; benn ohne bie innige SBecfefelwirfung swifcben Dtcb<=
tern, Darftellern unb ^Jublifum hat jebe 23übne etwas
•SDcumienartigeö. Äun|Tenthuffa6muö t>on ©eiten ber 2?übnet>=
öorftdnbe bürfte jur Erreichung biefeö 3wecfö baö geeignetfte
SDtittel fein.
2Jergl.: 23inber „baö Theater in feiner Entfrehung" u.
f. w. „Ehronologie beä beuffeben Sheaterö", 1775 («ctt
Schmtb). Riegel , Ä. E. , „©efebiebte ber fom. Streratur"
(4r. 25b.). ©eröinuä „®efd)icbte ber poet. 9?arionalliteratur
ber Deurfcben" (53b. II. @. 3.55 ff. u. 23b. HI. @. 410 ff.).
©ottfebeb „2cötbiger 23orratb jur ©efebiefote ber beiufcben
bram. Dicbtfunfi", 1757. ©cblegel, 21. 2B. „lieber bram.
Aunfr unb Literatur." „Sableau ber beuffeben ©cbaubübne"
oon $. SDcarggraff, in 3)cunbt'3 Dtosfuren, 23b. II.: „lieber
ben Verfall be$ beutfdben Theaters", t>on ©ans, im 3obta=
cuä (Scfober, 1S35) ; bie ©pecialgefcbtcbfen ber Theater ju
SBien, Seipjig, Düffelborf, Hamburg, oon Cewalb , 231üm5
ner, Jlüfrner, ©rabbe, ftudsö, &d)ü%e', bie oerfebiebenen 211=
manacbe »on Sfflanb, Älingemann, 5- 2. ©cbmibt, SReicbarb,
ben gotbaifeben SEbearerfalenber oon 1775—1800 (fehr wiaV
rig); bie £af(benbücber für bie mannbeimer £ofbübne ; 23rccf=
baugEonöerfationelericonj Semalb'6 allgemeine £beatemt>ue;
2Bienbarg: „Die Dramatiker ber Se^eit"; .Ebcbö: „lieber
bie beutfebe 23übne"u.f.w. 2llsbann alle einseinen ®tdbte=
gefebiebren unb bie auf bie äußere ©efraltung be& £beater3
fta) bejiebenben 2lrti£el in biefem 2Berfe felbft. (H. M.)
Deutsche Musik, f. Oper *).
*) ©o mda)tig aud) bit Anregung ift, bem «TOtjngSrocifc gret;*
attigen unb tiefen ^araftcr unfercr oarertanbifd^en SRufrf hier m ici -
ner *Stitroicfc(ung ju folgen r fo galten mit es bod) für jroeefmafeiger,
bi« Oper aller fid'nber aU Sin @an,cä ju betrauten unD bie irarite
neltc 9Serfd)iebenl)eit it>rcä (J)cf>a(teö unb ityxtt öeftait bort ju bci'pvc-
5^)eaterȣcrifon. II. 25
378 Devise
Devise, mörtlid): 2L*ablfprucf) , <2innfprucr> , ©innbilb.
3n ber ©efdjtdbre beö frair,. i()eatere fyat bie 2>eyife eine
eigentbümlicbe äkbeutung. s2llö bae Thcätre de la Foire (ber
llrfprung ber je^igen Opera Comique in spari5) anfing, burd)
regelmäßige ©fücfe unb tüchtige ©cbaufp. bem Thcätre fran-
«.ais unb ber Comedie italienne gefäftrlicf» ju »werben, gelang
e£ biefen pricigelirten Snftiruten ein fönigl. SSerbot ju er=
langen , nadj juelcfcem ei ben ©eftaufp.n bee Theätre de la
Foire unterfagt würbe, bie beliebten Sieber nach befannten
SDMobien ju fingen j biefe fudjten ft'd) bamit ju Reifen, bafj
eine 25., b. h. eine grofic tueipe £afel über ber 23üf)ne er«
fcfcien, auf »uelcfcer bie SBorte bei üiebei beurlid) gefdjrteben
roaren. SBahrenb bae ^ublifum bieä lag, fpielte baö Or=
djer bie DJtelobie unb bie ©cfeaufp. gefticulirten , alß ob fte
fangen. 2>iefe Steuerung fanb 23eifaU unb bie grofien SEt)ea=
ter gaben enblid» nad), ba fte fab,en, bafj fte burd) biefeö
SWirtel bem Nebenbuhler nur um fo gröfjern 3ulauf bradjren,
3n ber Qlu^gabe beö Theätre de la Foire t>on 1721 ft'nben
ftd) auf ben Silbern biefe 25. häufig bargeftellt. (L. 8.)
d)cn. 2Bir werben a(fo bif d)arafteriftiid)e Sigcnthiimtidjfcit einzelner
aSöCfct mir bann bei £nväbming tiefer SScffcr bcu;rert)en, roenn fic
fjdj 511m Klbfntätibigcn brain. SuMftwctfe: jtir Dp et nid)t emper*
gefdjreungcn bat, roie j. Q>. bei ben Sbincfen.
ayiiLffiüfful y - ■ um
UHU! ' ' , 'H'hilÜvV."
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